Dragon Age RP
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 Kapitel XXIII

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Allie
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BeitragThema: Kapitel XXIII   Kapitel XXIII EmptyMi 31 Aug 2011, 7:17 pm

Denerim

Kapitel XXIII

Aktive Charaktere: Azoth, Leanora*, Lydia, Miandra, Neria, Rowan, (Sareth), Sha´ira, Vernita


Name: Vernita
Rasse: Elfe
Aussehen: Vernita ist eine dunkelhäutige Elfe. Sie ist etwa eins siebzig groß und hat rotbraune Haare. Ihre Augenfarbe ist dunkelbraun, die Augen selbst sind von einer auffälligen Tätowierung eingerahmt. Sie hat ein kantiges Gesicht und einen kräftigen Körperbau.
Bemerkungen: Vernita ist eine ausgebildete Attentäterin und ein Grauer Wächter. Sie hat sich bei der Beilegung der letzten Verderbnis einen Namen gemacht. Einige Zeit später hat sie maßgeblich bei der Beilegung einer Krise nahe Amaranthine beigetragen. Außerdem soll sie als Kopfgeldjägerin unzählige Subjekte zur Strecke gebracht und auch diverse Morde verübt haben. Ihre Spezialität soll das Ausschalten von Magiern sein.
Einschätzung: Extrem gefährlich


Der Magus betrachtete eingehend das Bild, welches über der Beschreibung Vernitas gezeichnet worden war. Insbesondere blickte er seiner abgebildeten Feindin in die Augen. Und obwohl diese leblose Zeichnung nur eine Skizze war, so glaubte der Magus, darin eine böse Ausstrahlung erkennen zu können. Diese Frau würde nicht so leicht zu töten sein, da war er sich hundertprozentig sicher.
Er tippte sich nachdenklich gegen das Kinn, bevor er diesen Steckbrief zur Seite legte und sich den nächsten zur Hand nahm.

Name: Unbekannt
Rasse: Mensch
Aussehen: Die Zielperson ist eine hellhäutige Menschenfrau. Sie ist etwa eins fünfundsiebzig groß und hat kurze, blonde Haare. Ihre Augenfarbe ist blau, das Gesicht wird von einer auffälligen Tätowierung dominiert. Sie hat…


Weiter konnte der Magus nicht lesen, denn in diesem Moment wurde die Tür zu seinem Zimmer aufgerissen. Er hob sofort ruckartig den Kopf und sah im selben Augenblick wie die Elfe in den Raum hineingestürmt kam. Und auf ihren Lippen lag ein breites Grinsen.
„Wir haben ihn!“ verkündete sie freudestrahlend, als sie den Tisch erreicht hatte und sich leicht nach vorne beugte, mit beiden Händen auf der Tischplatte abstützend.
„Den Schneider?“
„Genau!“ bestätigte die Elfe grinsend. „Es handelt sich dabei um einen Elfen namens Kylar. Der Qunari und die Zwillinge sind bereits vor Ort und beobachten das Haus dieses Kerls, bis wir eintreffen. Und dem Orlaisianer und der Zwergin habe ich ebenfalls schon Bescheid gegeben. Sie warten unten im Schankraum auf uns.“
„Ausgezeichnete Arbeit, meine Liebe“, lobte der Magus sein Gegenüber. „Lasst uns gleich aufbrechen! Ich bin gespannt, ob uns dieser Schneidermeister endlich auf die Spur unserer Beute bringen wird!“
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BeitragThema: Re: Kapitel XXIII   Kapitel XXIII EmptyMi 31 Aug 2011, 7:21 pm

Irgendwann schreckte Vernita auf. Sie öffnete schlagartig die Augen und richtete sich sogleich auf. Gähnend sah sie sich in dem Versteck um. Nein, so tief und fest hatte sie schon ewig nicht mehr geschlafen. Wahrscheinlich wäre sie nicht einmal wach geworden, wenn eine Herde Brontos direkt neben ihr vorbeigetrampelt wäre. Das beunruhigte sie ein wenig. Ihr leichter Schlaf hatte sie sonst immer vor Gefahren beschützt. Wurde sie etwa träge und nachlässig?
Sie schüttelte den Gedanken ab und blickte sich um. Die anderen schienen noch zu schlafen, und die Elfe hatte keine Ahnung, welche Tageszeit es jetzt draußen war, da sie vergessen hatte, eine neue Kerze anzuzünden, mit der sie das Fortschreiten der Zeit sonst immer gemessen hatte. Noch ein Zeichen für Nachlässigkeit?
‚Mach dich nicht selbst fertig’, dachte sie nur. ‚Du bist nur nervlich etwas angespannt wegen… ja wegen was eigentlich? Vielleicht wegen ihr?’
Vernita warf einen Blick auf Miandra, die sich auf der Liege neben ihr in ihre Decke eingerollt hatte und schlief. Sofort kreisten die Gedanken der Elfe wieder um den Kuss, den ihr die schwarzhaarige Frau gestern in der Perle gegeben hatte. Instinktiv leckte sie sich über die Lippen, doch Miandras Geschmack war inzwischen verflogen, so sehr Vernita das auch bedauerte. Sie widerstand dem Impuls, aufzustehen, zu der schwarzhaarigen Frau hinüberzugehen und sie noch einmal zu küssen, nur um deren Geschmack wieder auf der Zunge spüren zu können.
Und es kamen neue Befürchtungen in Vernita auf. Sie dachte daran, dass dieser Kuss sie noch mehr an Miandra binden würde, als es ihre Gefühle ohnehin schon taten, und dass obwohl diese für die Elfe offensichtlich nicht mehr als Freundschaft aufbringen konnte. Vernita war sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob sie das auf Dauer ertragen würde.
Seufzend stand sie auf und ging zu dem Wasserfass, an welchen sie sich den Schweiß von ihrem Körper wusch. Danach zog sie sich ihre Zivilkleidung wieder über und begab sich zu dem inzwischen verloschenen Lagerfeuer. Die Elfe sortierte die nicht mehr verwendbaren Holzreste aus, bevor sie mit dem Rest, sowie einigen neuen Scheiten und neues Feuer entfachte. Anschließend setzte sie sich daneben auf den Boden und wartete darauf, dass ihre Gefährten aufwachten, insbesondere war sie auf Rowans Bericht gespannt, denn Vernita konnte es kaum noch erwarten zu erfahren, ob die blonde Frau schon irgendetwas über ihre neuen Feinde herausgefunden hatte.


Rowan erwachte von dem Geräusch von plätscherndem Wasser. Müde hob sie die Lider an und sah die Elfe am Wassertrog stehen. Eine Weile blieb sie noch liegen und genoss die Wärme des Kriegers, der sich an ihren Rücken gedrängt hatte. Als ihr das Knistern des Feuers ans Ohr drang, setzte sie sich jedoch auf und schlug die Decke zurück.
In dem Keller war es mittlerweile sehr muffig geworden und schon sehnte sie sich wieder nach draußen auf die Straßen Denerims zurück. Die Elfe hatte sich neben das Feuer gesetzt und starrte in die Flammen. Das ständige Kneten ihrer Hände signalisierte Rowan deren Unruhe.
Sie stand auf und streckte sich kurz. Ein paar ihrer Gelenke knackten befreiend, bevor sie leichtfüßig zu Vernita hinüber ging. Es war wohl besser, wenn sie zuerst mit der Elfe sprach bevor sie sich wusch und etwas anzog. Im Schneidersitz ließ sie sich neben der Frau nieder.
„Guten Morgen… oder besser Tag?“ ein Grinsen zog sich über ihr Gesicht.
„Ich hoffe, Ihr konntet letzte Nacht etwas erreichen. Leider kann ich das von mir nicht sagen.“
Rowan schaute sich um, während sie mit der Elfe sprach, doch der Rest schlief noch.
„Ich war in der Taverne am Marktplatz und habe dann auf dem Weg zur Perle jede Taverne abgeklappert, an der ich vorbei gekommen bin. Jedoch halten sich zur Zeit dort keine Personen auf, die potentielle Söldner sein könnten. Um ehrlich zu sein, scheinen die örtlichen Tavernen im Moment eher Probleme zu haben, ihre Zimmer voll zu bekommen.“
Sie schaute der Elfe ins Gesicht.
„Meint Ihr, es hat Sinn, im Palastviertel nach den Söldnern zu suchen?“


Vernita sah einmal kurz zu Rowan herüber, als diese aufstand, bevor sie wieder ins Feuer starrte. Rein instinktiv rieb und knetete sie sich die Hände oder knackte mit den Fingerknochen. Als die blonde Frau sie ansprach, blickte sie diese aus den Augenwinkeln an, während sie antwortete.
„Womöglich haben wir bald ein neues Versteck, aber das wird sich wohl erst heute Nacht entscheiden. Denn erst dann treffe ich mich mit dem Kontaktmann eines alten Geschäftspartners von mir, der mir noch einen Gefallen schuldet. Ich hoffe für ihn, dass er uns hilft, sonst werde ich ihm zeigen müssen, was es bei mir heißt, wenn jemand seine Schulden bei mir nicht bezahlt.“
Die Elfe schwieg für einen Moment, während sie über Rowans Frage nachdachte. „Nun, es wäre sicher nicht verkehrt, auch die Herbergen im Palastviertel zu durchforsten, da sie ja für die Stadtwache arbeiten. Allerdings solltet Ihr dort sehr vorsichtig sein, Rowan, da dieser Bereich sicherlich strenger überwacht wird, als die übrige Stadt. Und vergesst nicht, erst mit mir Rücksprache zu halten, wenn Ihr diese Hunde findet, da sie sehr gefährlich sind. Es geht mir bei Eurer Mission vor allem um Aufklärung, da wir fast nichts über unseren Gegner wissen. Sobald wir mehr Informationen haben, überlegen wir uns dann gemeinsam, wie wir gegen unsere neuen Feinde vorgehen werden, in Ordnung?“


Neria schreckte hoch als sie Stimmen hörte. War sie doch glatt im Sitzen nochmals eingeschlafen nachdem sie einige Zeit an der Morgenluft verbracht hatte. Sie fühlte sich nun um Einiges wohler. Einerseits waren ihre Kopfschmerzen komplett verschwunden, und andererseits hatte sie nun genug geschlafen um endlich einmal so richtig ausgeschlafen zu sein.
Während die anderen noch schliefen, schien Vernita sich mit Rowan über deren nächtlichen Ausflüge zu unterhalten. Sie würde noch früh genug erfahren was dabei herausgekommen war, so beschloss Neria hinauf ins Badezimmer zu gehen um sich zu waschen.
Als sie gerade im Begriff war aufzustehen, bemerkte sie Lydia die ebenfalls sitzend neben ihr eingeschlafen war. Vorsichtig löste sie sich aus ihrer Umklammerung und machte sich auf den Weg nach oben. Bevor sie den Keller verließ warf sie Vernita und Rowan noch ein freundliches „Guten Morgen“ zu. Es war zwar sicher nicht mehr Morgen, aber ihr fiel gerade nichts Besseres ein. Im Badezimmer angekommen wusch sich Neria ausgiebig und das kalte Wasser, belebte endgültig ihre Sinne wieder. Voller Tatendrang machte sie sich wieder auf den Weg ins Versteck.


Rowan bedachte die Magierin mit einem kurzen Nicken, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Elfe zuwandte.
„Ausschließlich Informationen sammeln, ist mir klar. Soll ich mir kommende Nacht das Palastviertel vornehmen oder haltet ihr andere Gebiete für dringender?“
Fragend blickte sie Vernita an. Mehr zu sich selbst fuhr sie fort.
„Ich denke, ich werde dieses Mal Sareth mitnehmen, damit er sich auch einmal die Beine vertreten kann. Und keine Angst, ich werde aufpassen, dass er keinen Mist baut.“


„Denkt Ihr, dass Euer Freund dem gewachsen ist?“
fragte Vernita mit ernster Miene. „Die Gegend rund um den Palast wird schwer bewacht. Nur ein geübter Dieb mit ausgezeichneten Schleichfähigkeiten kann dieses Gebiet sicher und unbemerkt durchqueren. Ihr kennt ihn besser als ich… ist er dafür geschickt genug? Bei Euch habe ich da keine Zweifel, aber bei ihm bin ich mir da nicht so sicher...“
Die Elfe überlegte so angestrengt, dass sie nur am Rande mitbekam, dass Neria die beiden Frauen gegrüßt hatte. Ehe sie hätte antworten können, war die Magierin auch schon verschwunden. So wandte sie sich gleich wieder an Rowan. „Aber auch wenn ich das Palastviertel für ein lohnendes Ziel halte, so dürfen wir nicht die ärmeren Viertel außer Acht lassen. Da wir dort vermutlich bald unser nächstes Versteck beziehen werden, sollten wir sicher sein, dass sie nicht dort schon auf uns lauern. Denn ein guter Jäger lagert immer gerne in der Nähe seiner Beute. Also solltet Ihr Euch zuerst dort umsehen, denke ich. Und sobald Ihr da alles abgeklappert habt, wäre das Palastviertel das nächste Ziel.“


„Macht Euch keine Sorgen. Ich kenne Sareth gut genug, um zu wissen, zu was er fähig ist und zu was nicht. Wenn ich heute Nacht die ärmeren Viertel abklappern werde, kann er auf jeden Fall mitkommen. Für einen Krieger kann er erstaunlich leise und geschickt sein.“
Ein flüchtiges Lächeln zog sich über Rowans Gesicht, als sie über den Krieger sprach. Doch schnell senkte sie den Kopf und ließ das Thema fallen.
Sie nickte der Elfe noch einmal zu und begab sich dann wieder zu ihrem Lager um sich etwas anzuziehen.


„Gut, dann machen wir es so“, meinte Vernita noch knapp, als Rowan aufstand und zu ihrer Liege zurückging. Die Elfe selbst dachte noch für einen Moment nach, wobei sie gebannt in das Feuer starrte. Die letzte Nacht war also nicht sonderlich erfolgreich gewesen. Weder für Rowan noch für sie selbst. Sie hoffte, dass sie dieser Albinoelf weiterbringen würde und dass Leanora vielleicht schon etwas Nützliches herausgefunden hatte. Sie wollte sie in der kommenden Nacht auf jeden Fall einmal aufsuchen.
Doch nun hatte Vernita noch etwas anderes zu erledigen. Ein kurzer Blick zu Miandra zeigte ihr, dass die schwarzhaarige Frau noch schlief. Das war gut. Miandra konnte, nach allem, was sie durchgemacht hatte, etwas Ruhe gebrauchen. Außerdem würde sie die Elfe ohnehin nur von ihren Aufgaben ablenken, wenn sie wach wäre.
So stand Vernita auf und ging zu ihrer Ausrüstung. Sie verbrachte fast den ganzen Tag damit, ihre Schwerter nach zu schärfen und aus den Zutaten, die sie noch in ihrer Tasche hatte, neue Gifte und Sprengladungen herzustellen, da sie das dumpfe Gefühl hatte, dass sie diese noch brauchen würde. Sie war so sehr in ihre Arbeit vertieft, dass sie ihre Gefährten um sich herum komplett vergaß und nicht weiter beachtete.


Als Neria wieder das Versteck betrat, hatten Vernita und Rowan bereits ihr Gespräch beendet. Während Vernita geschäftig ihre Ausrüstung überprüfte und die Klingen ihrer Schwerter schärfte war Rowan wieder bei ihrer Liege und kleidete sich an.
Neria blieb nicht verborgen dass Vernita irgendwie angespannt und nachdenklich wirkte. Für Neria konnte das nur eines bedeuten, nämlich dass es wohl bald Ärger geben könnte. Wenn sie ihr Gefühl nicht betrog, dann wäre es wohl das Beste sie würde sich auch gewissenhaft auf eine baldige Auseinandersetzung vorbereiten.
Vernita würde ihr schon früh genug, die Erkenntnisse ihres nächtlichen Ausfluges mitteilen, so ging Neria schweigend zu ihrer Liege, und beschloss die nächsten Stunden mit Meditation zu verbringen um ihre geistigen Energien aufzuladen.
Sie setzte sich im Schneidersitz auf ihre Liege, begann ich zu konzentrieren und war befand sich sehr bald in einem Zustand wo sie ihre geistigen Kräfte kanalisierte und sich ihr Körper in einer Art Schwebezustand befand. Sie nahm ihre Umgebung nicht mehr wahr, und das Knistern des Feuers hörte sie nur als beruhigendes Geräusch in weiter Ferne.


Rowan trat hinaus ins Freie. Der Himmel war bewölkt und kein einziger Stern zu sehen. Sie spürte wie Sareth hinter sie trat und die Tür zur Schmiede schloss. Während sie die Straße zu beiden Seiten ausspähte war er näher gekommen und sie konnte die Wärme seines Körpers spüren. Jede Faser ihres eigenen zog sie zu ihm hin, und es kostete sie einiges an Kraft, ihm zu widerstehen und die aufkommenden Gedanken wieder hinunter zu schlucken.
In der Straße vor dem Gebäude war nichts zu sehen und so drehte sich Rowan noch einmal um und grinste den Krieger an, bevor sie sich um wandte und sich auf den Weg machte. Geschickt bewegte sie sich im Dunkel der Gassen. Die Kapuze ihres Umhangs verhüllte ihr Gesicht und ließ sie zu einem Schatten werden. Sareth hielt sich dicht hinter ihr und bewegte sich für einen Krieger erstaunlich geschickt. Er hatte sich vom Schmied ein paar einfache Anziehsachen und einen Umhang geliehen. Die Rüstung wäre bei diesem Auftrag nur hinderlich gewesen.
Rowan erinnerte sich, dass sie in ihrer Zeit in Orlais auch einige Male zusammen durch die Straßen gezogen waren. Damals schon hatte sie mehr für den Krieger empfunden, doch zu mehr als ein paar scheuen Blicken war es nicht gekommen. Niemals hätte sie erwartet, dass er den weiten Weg auf sich nehmen würde, um sie zu suchen. Sie hatte immer gehofft, dass er mehr für sie empfinden würde, doch in der Zeit ihrer Ausbildung wurde ihr beigebracht, dass Liebe nur ein Hirngespinst war und dass man sie sich jedoch zunutze machen konnte, um seine Ziele zu erreichen. Dort war Liebe nichts weiter als ein Mittel zum Zweck. Und so hatte sich Rowan verschlossen und die sehnsüchtigen Blicke des Kriegers als Spielerei abgetan und ihn auf Abstand gehalten.
In dieser Nacht nahmen sich die beiden die ärmeren Viertel vor. Viele Schenken gab es hier nicht und vor allem kaum eine, in der man übernachten konnte. Nur sehr wenige Reisende, die ein Zimmer benötigten, stiegen in diesen Vierteln ab. Hinweise auf die Söldner konnten sie keine finden.
Nachdem sie aus einem weiteren stinkenden Gastraum nach draußen traten, seufzte Rowan hörbar.
„Ich hatte schon befürchtet, dass dieser Ausflug eine Zeitverschwendung werden wird.“
Lustlos lehnte sie sich mit dem Rücken an die Häuserwand und kickte einen Stein vor ihren Füßen weg. Die Straße lag verlassen im Dunkeln und auch in der Schenke war ihnen niemand anderes als ein mürrischer Wirt begegnet. Übernachtungsmöglichkeiten hatte er keine, aber er verlangte eine horrende Summe Gold für die Information, ob er in der letzten Zeit merkwürdige Gäste gehabt hatte. Rowan kam es höchst unwahrscheinlich vor, dass eine Gruppe Söldner in dieser Abstiege vorbeikommen würde, daher hatte sie den Wirt einfach stehen gelassen und das Gebäude wieder verlassen.
In Gedanken durchlief sie die Straßen Denerims und überlegte, wo sich in der Nähe weitere Schenken befanden. Eventuell könnte sie auch ihren Bekannten nach den Söldnern fragen, doch sie hatte zu viel Angst, ihn weiter in ihre Angelegenheiten mit hinein zu ziehen. Nie würde sie es sich verzeihen, wenn ihm ihretwegen etwas zustoßen würde.
Sareth unterbrach ihre Gedanken, indem er sich vor sie stellte und seine Hände links und rechts neben ihr an der Wand abstützte. Sein Gesicht brachte er nahe neben ihres und sie konnte seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren.
„Du bist wunderschön, wenn du grübelst“ frech grinste er sie an und sie musste schmunzeln.
„Hm… aber ein Lachen steht dir noch viel besser.“
Plötzlich wurde er ernst. Mit einer Hand berührte er ihre Wange und sein Daumen strich sanft über ihr Kinn.
„Ich bin so froh, dass ich dich gefunden hab‘. Niemals wieder wird es für mich eine andere Frau geben. Du bist die einzige für mich und du machst mich zu einem sehr glücklichen Mann.“
Rowan verschlug es den Atem, als sie seine Worte vernahm. Ihre Brust zog sich angesichts seiner Worte schmerzhaft zusammen. Sie empfand sehr viel für den Krieger und wenn sie ihn richtig verstanden hatte, dann hatte er ihr gerade seine Liebe gestanden und ihr Treue geschworen. Ein Teil von ihr jubelte darüber, doch der andere stürzte in ein bodenloses Loch, als ihr die letzte Nacht in den Sinn kam. Doch bevor sie weiter daran denken konnte, hatten sich seine Lippen auf die ihren gelegt und sie mit einem Kuss verschlossen.
Rowans Herz begann augenblicklich, schneller zu schlagen und Hitze stieg in ihr auf. Die schlechten Gedanken lösten sich in Rauch auf und sie verlor sich in seiner Umarmung. Nach kurzer Zeit löste sie sich sanft von ihm. Für einige Atemzüge schauten sie sich schweigend in die Augen, bevor sie sich wie auf ein unsichtbares Zeichen hin beide wieder in Bewegung setzten, um ihren Weg fort zu führen.
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BeitragThema: Re: Kapitel XXIII   Kapitel XXIII EmptyMi 31 Aug 2011, 7:25 pm

Azoth erwachte aus seinem Schlaf und setzte sich aufrecht auf die Liege. Sein Hals war trocken, was wohl daran lag dass er in letzter Zeit zu wenig getrunken und gegessen hatte. Langsam stand er auf, um sich was zu trinken zu holen. Auf beinahe einen Zug trank er den Becher leer, und schenkte darauf hin sofort nach.
Er rieb sich die Augen, und es überkam ihn ein komisches Gefühl. Er wusste nicht so recht was er hier sollte, geschweige denn warum sie denn so lange unter der Stadt waren, und sich versteckten. Einfach aus Denerim zu verschwinden wäre wohl einfacher, und vorteilhafter gewesen.
So zog er sich schnell was anderes an, und beschloss die Schmiede zu verlassen. Er wollte bei Kylar vorbeischauen, einen neuen Plan vorweißen, der nicht seine Gefährten betraf. Azoth wollte einfach nur weg, hier... konnte er nicht bleiben. Diese Vernita war sowieso nur dabei, die Zeit zu verschwenden. Die Kinder, und Miandras Tochter waren sicherlich schon lange tot. Und Leanora war noch im Kloster, das wäre wohl so ziemlich die einzige, die er auch wirklich von sich aus vermissen würde. Was das bei Miandra anging… nun ja, da war die Prägung schuld.
Ohne auch nur auf die anderen zu achten, oder zurück zu sehen verließ er die Schmiede. Neue Kleidung und Waffen würde er sich auch noch besorgen müssen, oder er müsse eben Kylar fragen, der sicher noch etwas übrig hatte. Azoth versuchte so unauffällig wie möglich zu bleiben, hielt sich verdeckt in den Schatten, und durchquerte so Denerim.
Als er bei der Schneiderei von Kylar ankam wurde er langsamer. Er spürte dass hier etwas nicht stimmte. Er lehnte sich an die Wand, und versuchte irgendetwas Auffälliges zu beobachten. Dabei bemerkte er, dass einige Männer die Schneiderei beobachteten, so als ob sie darauf warten würden, dass gleich jemand aus der Tür kam.
„Na super…“, seufzte Azoth leise. So ging er einen Stück zurück und durch einige Gärten. So wie beim ersten Mal, kletterte er eine Wand hoch, duckte sich, und lief so unbemerkt über die Dächer. Bis er das Fenster erreichte, in das er auch beim ersten Mal eingestiegen war als er hier war. Leise hangelte er sich hindurch, und kam sanft auf seinen Fußsohlen auf.
Als erstes begab er sich auf den Weg nach unten, hinter die Theke, wo er Kylar wegzog und nach oben brachte. Als sie wieder in dem kleinen Raum waren, wo auch damals der Erzmagier aufgetaucht war, schloss er die Türe leise, und ließ Kylar wieder los...
„Bruder, ich denke wir haben ein Problem…“ sagte Azoth, und schüttelte dabei den Kopf…


Azoth stand mit dem Rücken gegen die Tür, und lehnte sich an, während er Kylar anstarrte.
„Draußen steht jemand, der nicht gerade nett aussieht, Kylar … und dadurch dass du uns geholfen hast, wurdest du worin mit reingezogen. Entweder überleben wir das hier nicht, oder sie werden uns foltern.“
Unsicher und erst einmal geschockt, ließ sich Kylar in den Stuhl zurück fallen. Wie er sehen konnte, hatte Azoth noch nicht einmal seine Waffen wieder, oder gar seine Lederrüstung. Auch er selbst, hatte nichts hier. Keine Waffen, oder Mischungen. Sie waren verloren. Das einzige worauf Kylar noch bauen konnte, waren die Kräfte, die sich in Azoth entwickelt hatten. Und ihn einzigartig machten.
Er stand auf und ging auf Azoth zu, der noch immer an der Wand lehnte, und nur geradeaus starrte, wohl tief in Überlegungen versunken.
„Azoth? Hey Azoth? Uns rennt die Zeit davon!“ rüttelte er an seiner Schulter.
Azoth wollte grade zum Wort ansetzen, als er hörte, wie unten die Tür eingetreten wurde, und man Rüstungen klirren hörte. Langsam auf den Weg nach oben.
„Kylar … wir können nichts tun! Wir … das … schaffen wir schon! Aus uns bekommen sie kein Wort hinaus!“ Er legte eine Hand auf Kylars Schulter und schaute ihn an. Schon immer waren sie wie Brüder vereint, halfen sich gegenseitig, unterstützen sich wo es ging. Kannten sich seit ihrer Geburt. Und ab da musste er zurück denken, an Tevinter, an Verena und seine Tochter. Er packte Kylar immer fester an der Schulter, so als würden sie nur darauf warten, dass man sie holte, und er sah plötzlich ein wenig verschwommen, sein Körper begann sich aufzuwärmen, zu erhitzen… und er bebte innerlich. Sah immer noch das Gesindeviertel in Tevinter vor sich, die große Eiche, bis er die Augen schließen musste. Es drehte sich alles, das einzige was er noch hörte, war Kylar, der irgendwie an ihm rüttelte, und beinahe in Panik geriet, und schrie:
„Azoth Azoth! Lass mich jetzt nicht hier alleine !!!“
Doch das bekam Azoth nur am Rande mit, er war am fiebern, und nahe einer Bewusstlosigkeit. Plötzlich bekam er nur mit, wie er eine Art Stoß bekam, und flog…
Sekunden Später merkte er einen Aufprall. Auf hartem sandigen Boden. Die Augen öffnete er leicht, und er konnte nur schleierhaft den blauen Himmel sehen. Neben ihm Kylar der an ihm rüttelte.
„Azoth, Azoth!!“, schrie er voller Freude. „Wir sind weg! Wir sind weg dort! … Azoth?“
Er lag nur am Boden. Wusste nicht was gerade geschehen war, oder warum es ihm so schlecht ging. Er hatte weder Kraft noch konnte er sich irgendwie erheben. Er spürte wie Blut von der Nase über seine Lippe floss, und er dann doch wieder entkräftet die Augen schloss.

In der Schneiderstube in Denerim:
Die Tür öffnete sich mit einem ohrenbetäubenden Bersten. Eine Wolke aus Staub und gesplittertem Holz breitete sich in dem Raum im ersten Stock aus. Keinen Atemzug später trat ein riesenhafter Hüne in das Zimmer. Unruhig flog sein Blick hin und her. Das Fenster, durch das der Eindringling gekommen war, stand noch offen, doch in dem Raum war weiterhin nichts zu sehen. Für einen Moment hatte der Riese das Gefühl, dass in der Mitte des Raumes ein Flimmern zu sehen war, doch seine Augen schienen ihn täuschen zu wollen. Nach mehrmaligen Blinzeln, war dort nichts mehr zu erkennen. Mit einem frustrierten Schnauben wandte er sich zu seinen Gefährten um.


„So etwas habe ich noch nie gesehen“, staunte die Zwergin, als sie Azoth und Kylar direkt vor ihren Augen hatte verschwinden sehen. „Oder sind die jetzt einfach nur unsichtbar?“
„Das haben wir gleich“, erwiderte der Magus grinsend, wobei er die Arme hob und die Finger spreizte. Dann schloss er für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete schimmerte ein bläuliches Licht in ihnen, während im selben Augenblick grellweiße Blitze aus seinen Fingerspitzen herausschossen und den Raum mit einem zuckenden Licht erfüllten. Gleichzeitig spürten alle Anwesenden die elektrische Spannung, welche in der Luft lag, während der Magus das Zimmer vor ihnen mit einem knisternden Blitzgewitter überflutete. Doch als dies keine sichtbare Reaktion hervorrief, ließ der Magier seine Hände sinken, was den Zauber beendete. „Nein, hier ist niemand. Die beiden sind weg.“
„Ich denke, ich sollte mit Brangroth noch einmal über meine Bezahlung sprechen“, murmelte die Elfe vor sich hin. „Wenn ich gewusst hätte, dass wir es hier auch mit Dämonen zu tun bekommen, dann hätte ich sicherlich mehr Geld verlangt.“
„Ganz ruhig, meine Liebe“, beschwichtigte der Magus mit einer abwertenden Handbewegung. „Ich bin sicher, dass wir diesen Kerl niemals wiedersehen werden. Wenn er wirklich so mächtig wäre, wie Ihr befürchtet, dann hätte er uns doch alle vernichtet. Wahrscheinlich ist er nur gut darin, den Schwanz einzuziehen und zu türmen. Aber das ist nicht von Belang. Vernita ist das Hauptziel unseres Auftrages. Alle anderen sind lediglich ein Bonus. Dumme Sache nur, dass er diesen Schneidermeister mitgenommen hat. Das wirft unsere Bemühungen zurück und verkompliziert die Sache ein wenig. Uns bleibt wohl nichts anderes übrig, als sein Haus nach irgendwelchen Hinweisen abzuklappern. Also, tun wir das jetzt. Die Zwillinge fangen hier oben an, während wir uns unten umsehen. Vorwärts.“
Die Zwillinge nickten nur synchron, bevor sie sich daran machten, den Wohn- und Schlafbereich des Schneiders zu durchforsten. Die anderen gingen in der Zeit nach unten in die Geschäftsräume Kylars. Der Qunari war nicht gerade ein Experte im Durchsuchen, so dass er sich einfach nur neben die Eingangstür stellte und den Raum im Auge behielt, für den Fall, das jemand den Laden betreten würde. Dann würde der Hüne diesem Eindringling schon zeigen, wie gut er darin war, unliebsamen Besuch zu verscheuchen. Die Zwergin und der Orlaisianer gingen in den Arbeits- und Lagerbereich des Geschäftes, während sich der Magus und die Elfe um den Verkaufsraum kümmerten. Sie rissen dabei die Schubladen der Ladentheke auf. Durchforsten seine Geschäftspapiere und selbst die ausgestellten Kleidungsstücke nach irgendwelchen Hinweisen. Während sie das taten ging plötzlich die Eingangstür der Schneiderei auf, und ein ziemlich verpickelter, junger Bursche trat ein, der sofort wie angewurzelt stehen blieb und die Fremden mit schreckgeweiteten Augen anstarrte.
„Na, wen haben wir denn da?“ fragte der Magus böse grinsend, während die drei Söldner den Neuankömmling eingehend musterten, der anscheinend ein Gehilfe des Schneiders war, da er mehre Stoffballen bei sich hatte, die er sicher für Kylar irgendwo erstanden hatte. „Der junge Mann hat uns sicher einiges zu erzählen, könnte ich mir denken.“
Der Magus gab dem Qunari an der Tür einen Wink, woraufhin dieser den Burschen am Kragen packte und ohne große Kraftanstrengung durch den halben Raum schleuderte. Der Magier wandte sich inzwischen an die Elfe. „Holt den Orlaisianer und die Zwergin hierher. Es gilt wieder, jemanden zum Reden zu bringen.“
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BeitragThema: Re: Kapitel XXIII   Kapitel XXIII EmptyMi 31 Aug 2011, 7:38 pm

Miandra wurde von keinem Laut geweckt, sondern einfach nur, da sie seit langer Zeit wieder komplett ausgeruht war. Dennoch schlief sie wohl sehr lange in derselben Position, da es ihr einen kurzen Stich im Genick versetzte als sie sich gähnend aufsetzte. Miandra konnte sich an keinen bestimmten Traum erinnern, nur an vereinzelte Bruchstücke, die nur einige Momente von alltäglichen Augenblicken ihrer Vergangenheit widerspiegelten. Dabei schweiften ihre Gedanken kurz zu Elana, doch sie lenkte sich davon gekonnt ab, indem sie ihren Blick durch das Versteck gleiten ließ.
Da wohl fast alle wach waren und bereits einigen Tätigkeiten nachgingen, ging sie davon aus, dass sie wohl recht lange geschlafen hatte und es schon recht spät sein musste, doch ohne nachzufragen stand sie auf und ging zu dem Wasserfass. Nachdem sie sich das Gesicht gewaschen und etwas getrunken hatte, setzte sie sich auf einen der Stühle und begann damit den Zopf aufzuflechten, welcher sich durchs Schlafen bereits von alleine zur Hälfte geöffnet hatte, und beobachtete nebenbei die anderen. Dabei fiel ihr auf, dass Azoth fehlte, doch sie machte sich darüber keine größeren Gedanken, da es relativ oft vorkam, dass einer der Gefährten das Versteck verließ, um irgendetwas – aus Miandras Sicht - Dummes zu tun.


Vernita verstaute die fertig gestellten Gifte und Sprengladungen in ihrer Tasche. Ihre Schwerter legte sie neben ihrer Rüstung ab. Es durfte inzwischen schon einige Zeit vergangen sein, und sie nahm sich vor gleich mal einen Blick nach draußen zu wagen. Sie sah sich im Raum um, wobei ihr auffiel, dass Azoth verschwunden war. Das überraschte sie, da er in letzter Zeit kaum mehr aus dem Bett gekommen war und ihr zudem nicht aufgefallen war, wie er sich davongestohlen hatte. Vielleicht hockte er auch wieder oben beim Schmied. Die Elfe hoffte nur, dass er nicht durch die Stadt streifte und irgendeinen Unsinn verzapfte. Er hatte ihr und ihren Gefährten durch sein unbesonnenes Verhalten schon mehr als genug Ärger eingebrockt. Davon konnten sie jetzt nicht noch mehr gebrauchen.
Der Elfe fiel ebenfalls auf, dass Miandra inzwischen erwacht war und sich auf einem der Stühle niedergelassen hatte, wo sie sich mit ihren Haaren beschäftigte. So stand sie auf, nahm einen der Äpfel und den Laib Brot an sich, bevor sie sich zu der schwarzhaarigen Frau gesellte.
„Hallo, Miandra“, begrüßte Vernita die Frau mit einem Lächeln. „Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Hast du Hunger? Hier, iss einen Apfel oder ein Stück Brot. Was anderes haben wir im Moment leider nicht. Ich hoffe ja, dass wir heute Nacht schon ein neues Versteck beziehen können, damit wir uns um etwas zu essen kümmern können. Wäre ja einfach lachhaft, wenn wir unseren Häschern entkommen könnten und dann einfach des Hungers sterben würden, nicht wahr?“
Die Elfe grinste Miandra bei ihren Worten schief an, während sie die Nahrungsmittel auf dem Tisch, der neben der schwarzhaarigen Frau stand, ablegte und sich selbst auf einem der anderen Stühle setzte.


Miandra blickte einen Moment nachdenklich auf das Essen, welches Vernita auf den Tisch gelegt hatte. Hatte sie nicht erst gestern die Vorräte überprüft? Scheinbar hatte einer der anderen die Lebensmittel besorgt, aber da sie den halben Tag verschlafen hatte, hätte währenddessen wohl auch jemand den gesamten Marktplatz von Denerim in das Versteck schaffen können, daher beschäftigte sie sich nicht länger mit dem Gedanken.
„Zu gut geschlafen... sollte mir wieder jemand ein Glas mit Wein andrehen, habt Ihr das Recht es mir zu entreißen... sonst sterben wir nicht an einem Hungertod, sondern werden wohl im Schlaf erstochen“, erwiderte sie mit einem leichten Grinsen und während sie sprach griff sie nach dem Brotlaib, brach ein kleines Stück von diesem ab, um es anschließend zu verzehren, bevor sie sich erneut an Vernita wandte.
„Wie lange hat der Aufenthalt in Fort Drakon gedauert?“ sagte sie völlig frei heraus, ohne die Tonlage ihrer Stimme zu ändern und kaute dabei weiterhin an dem Brotstück.
„Ich möchte nur wissen, wie viel Zeit vergangen ist, da ich eine zeitlose Lücke in meinem geistigen Kalender habe. Ich dachte es würde mir vielleicht wieder einfallen, aber…“ fügte sie noch hinzu und zuckte dabei mit den Schultern, was wohl den Satz vollenden sollte.


„Du warst einen vollen Tag in diesem Kerker. Für mich war das die schlimmste Zeit meines Lebens“
, erwiderte Vernita in einem deprimierten Tonfall. „Und seitdem sind nun vier weitere Tage vergangen.“
Die Elfe sah Miandra mit besorgter Miene entgegen. Hatte sie etwa alles vergessen, was ihr in diesem Höllenloch widerfahren war? Das Ganze hatte doch nur einen Tag gedauert, also weitaus weniger als das Martyrium, welches Vernita selbst ertragen musste. Doch mit Freuden hätte sie die Zeit ihrer Gefangenschaft noch einmal durchlebt, wenn sie damit hätte verhindern können, was der schwarzhaarigen Frau angetan worden war. Allein der Gedanke an den Anblick Miandras, wie sie blutüberströmt kopfüber über diesem Wasserfass hing, in dem sie ertränkt werden sollte, ließ Vernitas Herz zu Eis erstarren. Noch einmal verfluchte sie diesen elenden Elfen dafür, dass dessen unüberlegtes Handeln sie alle in diese Situation gebracht und vor allem Miandra diese Schmerzen zugefügt hatte.
„Wieso fragst du mich danach? Hast du etwa vergessen, was dort vorgefallen ist?“


„Nein, ich kann mich erinnern, ob an alles, kann ich nicht sagen, aber vieles davon ist ziemlich verschwommen. Manchmal weiß ich nicht was davon Traum und was Realität war… Dennoch kam es mir länger wie ein Tag vor, eher wie eine Ewigkeit“, erwiderte sie nachdenklich und starrte dabei auf das Brotstück welches sie in der Hand hielt. Anschließend hielt sie einen Moment inne und dachte dabei darüber nach, was sie noch hätte sagen können. Warum hatte sie mit dem Thema überhaupt begonnen? Eigentlich wollte sie doch gar nicht darüber reden. Und nun passierte genau das, was sie eigentlich vermeiden wollte: Es gab wieder einen Satz auf den sie nichts erwidern konnte und sie wurde wieder mit diesem sorgenbehafteten Blick angestarrt, den sie doch so sehr hasste.
„Aber ich wollte eigentlich nur wissen wie lange wir nun schon unterwegs sind...“, fügte sie noch schnell hinzu, aß das letzte Stück des Brotes auf, und stand von dem Stuhl auf.
„Doch nur weil weniger Zeit vergangen ist, als ich erwartet hatte, heißt es nicht, dass wir sie vertrödeln müssen, nicht wahr?“ sagte sie um endgültig von dem Thema abzulenken und begann damit sich den Umhang anzulegen.


Vernita sah Miandra etwas verblüfft an, als diese plötzlich aufsprang und sich ihren Umhang überwarf. Die Elfe stand ebenfalls auf und trat direkt vor die schwarzhaarige Frau.
„Du hast sicher recht. Es gibt noch einiges zu tun. Allerdings…“ Vernita nahm Miandras Hand in die ihre und streichelte sanft ihre Finger, während sie ihr Gegenüber mit einem zaghaften Lächeln in die Augen sah. „Wenn du jemanden zum Reden brauchst, so bin ich immer für dich da, das weißt du doch, nicht wahr?“
Die Elfe blickte die schwarzhaarige Frau einen Moment liebevoll an, sagte allerdings kein Wort. Dann fiel ihr schlagartig ein, dass diese Berührung Miandra sicher sehr unangenehm sein würde, so ließ sie deren Hand schnell wieder los, wobei ihr Gesicht einen um Entschuldigung bittenden Ausdruck annahm.
„Ich vergewissere mich nur eben, wie es draußen aussieht. Sollte es bereits dunkel werden, so können wir uns zum Aufbruch bereit machen“, meinte sie noch hastig, bevor sie sich abwandte und das Versteck verließ.


„Hm? Was? Wo? Wie spät ist es?“ brummte Lydia verschlafen und setzte sich auf. Sie lag zusammengerollt auf Nerias Liege, eingepackt in eine dicke flauschige Decke. Offenbar hatte sie sich vor dem Einschlafen ausgezogen, doch daran konnte sie sich nicht erinnern.
Sie setzte sich auf und blickte sich um.
„Besonders viel passiert scheint nicht zu sein, stelle ich fest.“


Am liebsten hätte Miandra ihre Hand sofort zurückgezogen und wäre drei Schritte rückwärts gegangen. Doch da hinter ihr nichts außer des Stuhls und einer Mauer war, wäre sie wohl nur auf ihrem Allerwertesten gelandet, zudem wusste sie ja, dass Vernita es nicht böse meinte, dennoch war es Miandra ziemlich unangenehm. Und wie oft hatte sie diese Worte nicht bereits gehört. Reden. Wieso wollen immer alle, dass man über solche Dinge redet und sich dabei am besten noch an der Schulter eines Anderen ausheult? Was sollte so etwas bringen, und was würde es ändern? Garnichts.
Doch ehe Miandra etwas zu all dem hätte sagen können, begriff Vernita, dass dies wohl der falsche Weg war und verschwand aus dem Versteck. Kurz blickte Miandra der Elfe nach, bevor sie sich erneut auf den Stuhl hinter sich fallen ließ und ein Mal tief ein und ausatmete, als wäre ihr eine Last von der Schulter gefallen.
Miandra verfluchte sich erneut dafür, dass sie mit dem Thema überhaupt begonnen hatte. Doch zeitgleich stellte sie sich die Frage, warum sie das überhaupt getan hatte. Wollte sich ein Teil von ihr vielleicht doch all das von der Seele reden?
Sie verwarf den Gedanken so schnell wie er gekommen war und hätte sich diesen wohl auch niemals eingestanden.
Daher beschloss sie über all das einfach nicht weiter nachzudenken, so wie sie es bei fast allem tat, und blickte kurz zu dem Mädchen, welches gerade aufgewacht war und sich zu Wort meldete.
„Was habt Ihr denn erwartet? Dass Ihr an einem anderen Ort aufwacht? Oder vielleicht mit anderen Personen? Zumindest deutet Euer Kleidungsstil darauf hin, dass Eure Träume recht angenehm gewesen sein müssen“, sagte sie etwas genervt zu Lydia, wusste jedoch nicht warum sie das tat. Eigentlich war es Miandra doch ziemlich egal, was die anderen so trieben und von sich gaben. Oder lag es vielleicht doch an der Situation von gerade eben?
Miandra schüttelte den Gedanken ein zweites Mal zur Seite, und begann erneut um sich abzulenken ihre Haare zu einem Zopf zu flechten, um sie besser unter der Kapuze verstecken zu können.


„Macht Euch bereit zum Aufbruch. Es wird gleich dunkel“
, verkündete Vernita, als sie erneut das Versteck betrat. Sie ging zu Neria herüber, die noch auf ihrer Liege saß und meditierte. Die Elfe legte der Frau sachte eine Hand auf die Schulter. „Habt Ihr gehört, Neria? Es geht los. Ich möchte, dass Ihr dieses mal auch mitkommt.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging Vernita zu ihrem Platz, wo sie ihre Ausrüstung abgelegt hatte und begann damit, ihre Rüstung anzulegen. Während sie das tat, redete sie einfach weiter. „Wir werden also zu diesem Bordell gehen und dort auf die Ankunft dieses Albinoelfen warten. Ich gehe als erstes hinein und kundschafte die Lage aus. Sollte unser ‚Freund‘ noch nicht dort sein, so legen wir uns auf die Lauer und warten draußen auf sein Erscheinen. Je kürzer unser Aufenthalt in diesem Etablissement ist desto besser. Und sobald er dort aufkreuzt, greifen wir ihn uns. Außerdem werde ich heute Nacht noch bei Leanora vorbeischauen müssen. Das wird heute wohl ein recht langer Ausflug für uns werden, also sollten wir keine Zeit mehr verlieren. Noch Fragen?“


„Was? Es geht los?“ rief Lydia und schreckte hoch. „Moment noch, ich bin gleich soweit.“
Eilig suchte sie ihre Sachen zusammen, schnallte und gürtete sich die Dinge um, welche sie für nötig erachtete und gesellte sich zu Vernita.
„Sagt, wie wäre es mit etwas neuem Vorrat? Wir haben kaum noch etwas zu essen da. Ich könnte etwas besorgen gehen, das ich dabei Geld ausgebe ist nicht gesagt.“


„Nun, wenn du meinst, dass du das hinkriegst, Lydia, dann kümmere dich um ein paar Vorräte, während wir das Bordell aufsuchen, Lydia“
, erwiderte Vernita grübelnd, während sie sich ihren Brustpanzer umschnallte. „Aber lass dich nicht erwischen, alles klar? Noch so eine Befreiungsaktion wie die letzte werden wir wohl nicht mehr durchziehen können, also solltest du es nicht soweit kommen lassen. Und ganz egal, was heute Nacht geschehen wird, wir treffen uns alle hier wieder, selbst wenn wir es schaffen sollten, ein neues Versteck zu organisieren. Also, vorwärts. Es geht los.“


„So viel ich tragen kann und mehr und nur vom Feinsten“, meinte sie, lachte und rieb sich die Hände.
Die Nacht war noch jung, doch die Zeit würde sie brauchen. Wahrscheinlich würde sie erst mit dem Morgengrauen zurückkehren.


Miandra beobachtete noch einen Moment die anderen, doch nachdem Lydia aus dem Versteck verschwunden war, erhob auch sie sich von dem Stuhl und ging zu dem Geheimausgang des Verstecks, um dort auf Neria und Vernita zu warten. Dort zog sie sich die Kapuze über den Kopf und knöpfte den Umhang zu. Ob einer der anderen bei deren Aufgabe versagen würde, war ihr in jenem Moment relativ egal und keinen Gedanken wert, sie wollte nur schnell die Angelegenheit mit dem Bordell hinter sich bringen um schnellstmöglich aus dem Kellerloch verschwinden zu können.
„Also wenn’s nach mir ginge, könnten wir los“, sagte sie nur mit ein wenig Nachdruck, und verschränkte dabei die Arme.


Neria schrak hoch als Vernita an der Schulter berührte. Sie war so sehr in ihrer Meditation versunken, dass sie zuerst gar nicht wusste wo sie war. Nach einem kurzen Moment der Verwirrtheit, und einem Blick durch das Versteck fiel ihr wieder alles ein. Selten hatte sie so intensiv meditiert dass sie rund um sich alles vergessen hatte.
Sie hatte keine Ahnung was sie heute Abend alles erwarten würde, aber sie fühlte sich für alle Eventualitäten bestens gerüstet. Sie schulterte ihren Zauberstab, ebenso wie ihre eigene und Leanoras Tasche, und ging zu den anderen, die schon ungeduldig am Ausgang des Versteckes auf sie warteten.
Mit den beiden Taschen um ihre Hüften kam sie sich vor wie ein Packesel, aber die beiden Taschen hier zu lassen kam für sie nicht in Frage, da sie nicht wusste ob sie noch einmal ins Versteck zurückkehren würden. „Ich bin bereit Vernita, lasst uns gehen“, wandte sie sich an Vernita. „Falls wir auf unsere Feinde stoßen sollten, was ich fast annehme, gebt mir bitte rechtzeitig Bescheid, ob sie lebend in unsere Hände fallen sollen oder nicht. Nicht dass ich jemanden töte von dem ihr noch Informationen brauchen solltet. Gibt es vielleicht noch etwas was ich wissen muss bevor wir gehen?“ befragte sie ein wenignachdenklich Vernita.


„Ja, sicher. Ihr könnt den ganzen Krempel, den Ihr Euch da umgeschnallt habt, ruhig hier lassen, Neria. Wir werden mindestens noch einmal diesen Ort besuchen. Aber jetzt verschwinden wir erst einmal. Vorwärts!“ meinte Vernita noch grinsend, bevor die drei Frauen das Versteck verließen.
Die Elfe führte die beiden anderen durch die verschlungenen Wege der Stadt, bis sie schließlich und endlich erneut vor der Perle standen. Wieder einmal versteckten sie sich hinter dem alten Lagerhaus und beobachteten den Eingang des Etablissements. Es schien noch recht ruhig zu sein, trotzdem betraten schon die ersten Gäste das Haus.
„So, ich werde mal nachsehen, ob unser Freund schon dort ist. Wartet in der Zwischenzeit hier auf mich, verstanden?“ wandte sich Vernita an die anderen. „Wenn noch jemand etwas zu sagen hat, bevor ich gehe, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt.“


Trotz der vielen Schleichwege dauerte es einige Zeit bis sie die Perle erreicht hatten, doch wahrscheinlich tat der Fußmarsch jedem der Dreien gut. Die Luft in dem Keller schien von Stunde zu Stunde stickiger zu werden, was man wohl erst bemerkte, wenn man die kühle Nachtluft einatmete.
Miandra genoss diese Augenblicke in denen sie so etwas wie Freiheit alleine durchs Atmen spüren konnte, doch sie versteifte sich nicht zu sehr auf dieses Gefühl, denn schließlich wusste niemand, ob das neue Versteck nicht vielleicht sogar in einem schlechteren Zustand sein würde als das jetzige, und solche nächtlichen Wanderungen würden wohl weiterhin ein hohes Risiko und eine damit verbundene Seltenheit bleiben.
Erneut bei dem alten Lagerhaus angekommen, welches Miandra bereits von gestern kannte, lehnte sie sich mit dem Rücken knapp an die brüchige Holzwand, um in dessen Schatten versteckt zu werden. Kurz spähte sie zu der Perle, erkannte jedoch auf dem ersten Blick kein bekanntes Gesicht unter den eintretenden Gästen.
„Was sollen wir tun, wenn die Razzia heute zu einem… unpassenderen Zeitpunkt aufkreuzt?“ sagte sie im Flüsterton an Vernita gewandt, als diese ihren Satz beendet hatte und blickte diese fragend an.


„Die Wahrscheinlichkeit, dass heute Nacht wieder eine Razzia durchgeführt wird, ist eher gering, Miandra“, antwortete Vernita ruhig. „Außerdem beabsichtige ich, sowenig Zeit wie möglich in diesem Puff zu verbringen. Ich vergewissere mich nur kurz, ob unser Freund schon dort war und komme dann gleich zurück. Dieser Bau hat nur einen Eingang, sodass wir von hier aus beobachten können, wann dieser Albinoelf hier eintrudelt. Sobald das geschieht, folgen wir ihm. Miandra, du und ich schnappen uns dann diesen Vogel, während Neria uns Rückendeckung gibt. Wenn alles gut läuft, sind wir innerhalb weniger Minuten auch schon wieder raus aus diesem Rattenloch. Doch jetzt bin ich weg. Verhaltet euch ruhig und wartet auf mich. Das wird nicht lange dauern.“
Die Elfe löste sich aus dem Schatten und bewegte sich schnellen Schrittes auf den Eingang der Perle zu. Sie lief leicht geduckt, wobei sie sich ständig umsah, nur um sicher zu gehen, dass hier nicht doch noch eine Patrouille vorbeikam. Als sie schließlich die Tür des Bordells erreichte, richtete sie sich auf und betrat das Gebäude wie ein ganz gewöhnlicher Kunde.
Nachdem sie den Schankraum betreten hatte, blieb sie kurz stehen und sah sich eingehend um. Es waren noch nicht viele Gäste anwesend, so dass sie schnell überschauen konnte, dass auf niemanden der Anwesenden die Beschreibung des Albinoelfen zutraf. So ging sie zur Theke, hinter der Sanga stand und sie schon von weitem aus anlächelte.
„Guten Abend, Vernita. Ihr seid heute aber früh hier, auch wenn ich darüber nicht wirklich überrascht bin“, begrüßte die Ladenbesitzerin die Elfe, als diese den Tresen erreicht hatte.
„Ja, Ihr wisst doch, dass ich auf der Suche nach Shendár bin. War er schon da?“
„Nein, aber er wird sicher bald kommen“, versicherte Sanga. „Möchtet Ihr die Zeit, in der Ihr auf ihn wartet, mit einem netten jungen Mann verbringen oder vielleicht lieber mit einer hübschen Frau. Ich finde sicher etwas passendes für Euch, um Euch auf andere Gedanken zu bringen.“
„Nein, danke. Ich warte lieber draußen auf meinen neuen Freund. Ich bleibe im Moment nicht gerne zu lange an einem Ort, wenn Ihr versteht, was ich meine. Außerdem habe ich an Bekanntschaften dieser Art kein Interesse mehr.“
„Ich verstehe. Nun dann, bis später, würde ich sagen. Ich werde versuchen, Shendár etwas hinzuhalten, wenn er hier auftaucht. Das ist das Mindeste, was ich für eine alte Freundin tun kann.“ Sanga stellte der Elfe zwei kleine Gläser hin, welche sie mit Schnaps füllte. „Hier, der geht aufs Haus. Außerdem erweckt es weniger Aufsehen, wenn Ihr wenigsten einen mit mir getrunken habt, bevor Ihr wieder geht. Auf die gute alte Zeit.“
„Mögen die kommenden Zeiten nicht genauso beschissen ablaufen wie die damaligen“, grinste Vernita, stieß mit der Bordellbesitzerin an, bevor sie das Glas mit einem Zug leerte. „Bis später.“
Die Elfe stellte das Schnapspinnchen zurück auf die Theke, bevor sie sich umdrehte und den Laden wieder verließ. Nachdem sie sich draußen genau umgesehen hatte, gesellte sie sich wieder zu Miandra und Neria.
„Unser Freund war noch nicht hier, aber er wird sicher bald kommen. Jetzt heißt es warten. Also legen wir uns auf die Lauer, bis der Kerl hier aufkreuzt. Hoffentlich dauert das nicht allzu lange.“


Neria verschwendete keinen Gedanken daran die beiden Taschen zurückzulassen, immerhin hatte sie Leanora versprochen ihre Tasche wie ihren eigenen Augapfel zu hüten. Neria würde es sich nicht verzeihen, wenn Leanoras Tasche in falsche Hände geraten würde, immerhin waren ihre persönlichen Sachen darin, und wer ist man schon ohne seine Vergangenheit, ohne seine Erinnerungen?
Die beiden Taschen behinderten Neria nur wenig, da sie beide relativ leicht waren, so konnte Neria Vernita ohne Probleme durchs Dunkel der Nacht folgen bis sie vor der Perle angekommen waren.
Dieses Viertel von Denerim war Neria vollkommen unbekannt, die schmalen Gassen und Wege wirkten ein wenig bedrückend, und hatten etwas Unheimliches an sich. Die Perle selber war an der Eingangstür lediglich von einen schummrigen Laternenlicht beleuchtet und sah wie jedes X-beliebige Haus in diesem Viertel aus. Man würde nie auf die Idee kommen, dass sich in dessen Inneren ein solches Etablissement befinden würde. ‚Puff‘ wie Vernita es nannte.
Neria hatte keine Ahnung was Vernita mit diesem Ausdruck meinte, und beschloss diese bei nächster Gelegenheit danach zu fragen.
Vernita verschwand im Inneren der Perle und kehrte nach einer Weile unverrichteter Dinge wieder zu Miandra und Neria zurück. Laut ihrer Aussage war die Zielperson noch nicht eingetroffen, so mussten sie noch auf das Auftauchen von diesem Albinoelf warten. Neria nutzte die Zeit und hängte sich die beiden Taschen besser zurecht um mehr Bewegungsfreiheit zu haben. Danach suchte sie wie zuvor wieder Deckung hinter einem Fass, und beobachtete argwöhnisch das rege Treiben am Eingang der Perle. Je später es wurde desto mehr Leute schienen dort Einlass zu begehren, wunderte sich Neria.


Es dauerte nicht sehr lange, bis Vernita zurückkehrte, doch wirklich wohl in ihrer Haut fühlte sich Miandra während der Abwesenheit der Elfe nicht. Sie konnte die Magierin nicht leiden und vertraute dieser kein Stück. Natürlich gab es für diese Denkweise keinerlei plausiblen Grund, doch den brauchte Miandra auch nicht. Ihr reichte die erste Begegnung, die sie mit Neria hatte aus, um in ihr einen potentiellen Feind zu sehen.
Dementsprechend beobachtete sie nicht nur den Eingang der Perle, sondern auch die Halbelfe genauestens, doch außer, dass diese sich mit ihren Taschen spielte und etwas verwundert zu dem Bordell blickte, geschah nichts Auffälliges. Miandra verstand zwar nicht, warum sich die Magierin so abschleppte, aber im Prinzip war es ihr auch gleichgültig, was die Halbelfe so tat und widmete sich wieder der Beobachtung des Bordells.


„Da ist er!“ zischte Vernita den anderen zu, als sie den blassen Elfen mit dem schlohweißen Haaren sah, der jetzt gerade um die Ecke bog und sich dem Eingang der Perle nährte. Selbst bei dem schummrigen Licht, das die Laterne neben der Tür abgab, konnte sie deutlich die roten Augen des Mannes erkennen. Sie wartete noch, bis der Elf in dem Gebäude verschwunden war, bevor sie sich an die anderen wandte. „Also schön. Wir gehen jetzt da rein und reden mit dem Albinoelfen. Neria, Ihr bleibt in der Nähe des Einganges stehen und fangt diesen Typen ab, falls er fliehen will, wenn Miandra und ich uns ihm nähern. Da dieser Kerl einen kriminellen Hintergrund hat, ist dies sehr wahrscheinlich. Aber denkt daran, dass wir ihn lebend brauchen. Und setzt keine Blutmagie ein. Auch wenn sich in einem solchen Laden eigentlich jeder um seinen eigenen Kram kümmert, wollen wir keine unnötige Aufmerksamkeit erregen, alles klar? Los geht’s!“
Die drei Frauen überquerten die Straße und betraten kurz darauf die Perle. Ein flüchtiger Blick in die Runde genügte, um den Elfen an der Theke stehen zu sehen, wo er sich mit Sanga unterhielt.
„Neria, Ihr wartet hier!“ meinte Vernita und setzte sich mit Miandra in Bewegung. Während die beiden Frauen auf ihr Ziel zusteuerten, richtete die Elfe das Wort an die schwarzhaarige Frau. „Miandra, stell dich neben diesen Kerl an den Tresen und lenke seine Aufmerksamkeit auf dich. Ich kümmere mich dann um den Rest.“


Kurz nachdem der Albinoelf den Eingang der Perle passierte hatte, setzten sie sich in Bewegung und betraten ebenfalls das Etablissement. Neria tat wie ihr aufgetragen wurde, und postierte sich neben dem Eingang. Für einen kurzen Augenblick beobachtete sie das illustre Treiben im Inneren der Perle.
Die meisten Besucher saßen zu zweit an den Tischen und viele von ihnen tauschten ungeniert Zärtlichkeiten aus. Im hinteren Bereich der Perle verschwanden immer wieder einige Gäste Hand in Hand in einer der beiden Seitentüren. Auch wenn Neria diese Art von Vergnügungsetablissement noch nicht bekannt war, dämmerte ihr schön langsam worum es sich hier handelte. ‚Ob es hier auch Badewannen gab?‘ dachte sie, und musste dabei schelmisch grinsen.
Das Klirren eines zerbrochenen Glases riss Neria aus ihren Gedanken, und erinnerte sie wieder an ihre Aufgabe. Sie lehnte sich beteiligungslos an die Wand neben der Eingangstüre und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Albinoelfen, und ließ diesen nicht mehr aus den Augen.


Es verging einige Zeit des Wartens, ohne dass sich irgendjemand dem Bordell nähere, der auf die Beschreibung gepasst hätte. Langsam drang die Kälte der Nacht durch den Stoff des Umhangs, und schien durch das Herumstehen verstärkt zu werden, doch Miandra ließ sich nicht anmerken, dass sie fror. Und genau in diesen Moment, tauchte der Albinoelf auf und sie konnten sich in Bewegung setzen.
Nur Sekunden später fand sie sich an dem Ort wieder, von welchem sie gestern so gerne geflüchtet wäre. Nachdem sie verstanden hatte, was zu tun war, nickte sie Vernita bloß zu, entfernte sich die Kapuze vom Kopf und ging auf die Theke zu, bis sie diese erreichte und platzierte sich neben dem Albinoelfen, beachtete diesen jedoch vorerst nicht, da sie genau wusste, dass die meisten Kerle am besten darauf reagierten, wenn man sie einfach ignorierte.
„Ein Glas Rotwein, bitte“, sagte sie an Sanga gewandt, welche nur nickte und sich daran machte ein Glas mit dem roten Getränk zu füllen.
Währenddessen wagte Miandra einen flüchtigen Blick zu dem Mann neben sich, und da sie ihm gerade den Gesprächspartner geraubt hatte, tat er wohl dasselbe. Sie hatte noch nie jemanden gesehen, der eine solch blasse Haut, und dessen Augenfarbe einen Rotstich hatte. Doch wahrscheinlich wurde er des Öfteren aufgrund seines Aussehens schief angesehen, daher versuchte Miandra das zu vermeiden, und da ihr Äußerlichkeiten nicht viel bedeuteten war dies auch nicht sehr schwierig.
Mit einem dankenden Nicken nahm sie das Glas, welches ihr Sanga inzwischen entgegen schob, an und nahm einen kleinen Schluck daraus, bevor sie ein Lächeln aufsetze und sich an den Elfen wandte. „Entschuldigt, dass ich Euch angestarrt habe, aber mir ist noch nie ein so außergewöhnlicher junger Mann entgegen gekommen!“
Natürlich war jedes der Worte gelogen. Etwas verlegen, was sie ausgezeichnet spielte, wandte sie sich wieder dem Rotweinglas zu und nahm erneut einen kleinen Schluck daraus.


Shendár warf der schwarzhaarigen Frau nur einen flüchtigen Blick zu, als diese sich neben ihn stellte und einen Rotwein bestellte. Erst als diese ihn ansprach, unterzog er sie einer genaueren Überprüfung. Eingehend musterte er Miandra von oben bis unten, wobei er insbesondere ihre weiblichen Kurven in Augenschein zu nehmen schien.
„Und mir ist selten eine so atemberaubende Schönheit wie Euch über den Weg gelaufen“, entgegnete der Albinoelf mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen. „Seid Ihr öfters hier in der Perle?“


Miandra erwiderte das Grinsen des Elfen, auch wenn sie solche Schleimereien eigentlich hasste und sich von dem Kerl angewidert fühlte. Auch der musternde Blick, der sie wohl von oben bis unten auszog, war ihr nicht entgangen. Doch all das ließ sie sich nicht anmerken, denn Dinge tun, die sie eigentlich hasste, waren ohnehin zu ihrer Spezialität geworden. Zudem fühlte sie sich trotz der eigenartigen Situation sicher in ihrer Haut, was wohl daran lag, dass sie genau wusste, dass der Albinoelf wohl von Vernita eine Flasche über den Kopf gezogen bekommen würde, wenn er seine Hände nicht da belassen würde, wo sie gerade waren.
„Ich bitte Euch, Ihr macht mich noch ganz verlegen“, erwiderte sie etwas befangen bevor sie komplett gelassen fortfuhr. „Nein ich muss Euch enttäuschen, ich besuche die Perle erst seit Kurzem, aber bei solch netter Gesellschaft, werde ich es wohl in Erwägung ziehen des Öfteren hier vorbei zu schauen“, fügte sie hinzu und zwinkerte dem Elfen zu, bevor sie erneut einen kleinen Schluck aus dem Glas nahm, den Elfen dabei jedoch nicht aus den Augen ließ.


„Wenn Ihr das so seht, dann sollten wir beide uns wohl etwas näher kennenlernen, findet Ihr nicht?“ erwiderte Shendár mit einem dreckigen Grinsen auf den Lippen. „Ich bin sicher, danach werdet Ihr noch viel häufiger hier vorbeikommen und Euch nach mir umsehen. Ich miete nur schnell bei Sanga ein Zimmer für uns beide, dann kann der Spaß losgehen.“
„Dann nimm doch gleich eins mit einem besonders großem Bett, Kleiner, damit es für uns drei reicht“, mischte sich Vernita in das Gespräch ein. Sie stellte sich demonstrativ neben den Elfen, den Rücken gegen den Tresen gelehnt, während sie den Mann schief grinsend anstarrte. „Oder sind zwei Frauen etwa eine zu viel für dich?“
Der Kopf des Albinoelfen schnellte herum und blickte etwas entgeistert auf die schwer gerüstete und bewaffnete Elfe, die sich neben ihm positioniert hatte und ihn wie gebannt fixierte. Er wandte sich noch einmal Miandra zu, als ihm klar wurde, was hier vor sich ging.
„Verdammt“, zischte er hektisch und kreiselte auf der Stelle herum, bevor er auf den Ausgang zustürzte. Vernita blieb ganz gelassen stehen, während sie Neria nur kurz zunickte, um ihr zu zeigen, dass sie in Aktion treten durfte.


Neria hatte keine Ahnung worüber sich Miandra mit dem Elf unterhielt, da sie zu weit entfernt war um deren Gespräch zu hören. Doch plötzlich schien sich die Sache zuzuspitzen, da sich der Elf zu der neben ihm stehenden Vernita wandte, offensichtlich über ihre Anwesenheit erschrak, und Fersengeld gab.
Während der Elf Hals über Kopf in Richtung Ausgang stürzte, gab Neria ebenfalls mit einem kurzen Nicken Vernita zu verstehen, dass sie ihr Zeichen verstanden hatte.
Als sie gerade am Überlegen war auf welche Weise sie den Elf stoppen sollte, wurde plötzlich die Eingangstür aufgerissen und weitere Besucher strömten in die Perle. Anscheinend hatten die Leute zu Hause keine Tür, denn sie ließen die Eingangstür sperrangelweit offen.
Der Elf bemerkte dies, und beschleunigte seinen Sprint in Richtung der offenen Tür, wobei er einige der Neuankömmlinge regelrecht umrannte. Neria stand weiterhin gelassen neben dem Eingang um den Elf, der sich immer wieder hastig zu ihren beiden Gefährten umwandte, in Sicherheit zu wiegen. Nachdem Neria nicht unbedingt unnötiges Aufsehen mit einem ihrer Zaubersprüche erregen wollte, fasste sie den Entschluss den Elf auf eine herkömmliche Weise zu stoppen.
Kurz bevor dieser die Eingangstür erreichte, nahm sie blitzschnell ihren Zauberstab zur Hand, und hielt diesen quer über die Tür an die beiden Türrahmen. Der Elf kam in vollem Tempo gelaufen, und wandte sich gerade wieder um, um zu sehen ob er verfolgt wurde. Zu spät sah er den von Neria knapp unterhalb der Kopfhöhe quergelegten Zauberstab, und rannte blindlings in diesen hinein. Der Zauberstab der den Elf am Hals erwischte, bog sich und drohte unter der Wucht des Aufpralls zu bersten, doch bevor dies geschah riss es dem Elf die Beine unter den Füßen weg, und er krachte rücklings zu Boden.
Neria nahm ihren Zauberstab, warf sich auf den Elf und fixierte diesen am Hals mit ihrem Stab. „Na Weißlöckchen wohin denn so eilig“, warf sie diesen spöttisch, triumphierend zu.
„Eine falsche Bewegung und Eure Atemprobleme verschlimmern sich“, fuhr sie drohend fort.
Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, presste sie ihren Zauberstab noch stärker an den Hals des Elfen. Doch das war gar nicht notwendig, da es den Elf am Kehlkopf erwischt hatte, und dieser ohne ihr Zutun schon nach Luft röchelte, so blickte er Neria nur mit schreckgeweiteten Augen an, und tat nichts was Neria veranlasst hätte noch fester zuzudrücken.
Das Interesse der anderen Gäste am Geschehen hielt sich in Grenzen. Anscheinend dürfte es in der Perle öfters zu kleineren Reibereien kommen, so wandten sich die Leute sehr bald von der Szene ab, und frönten wieder ihren Gelüsten.


Vernita lachte auf, als sie sah, wie Neria den Albinoelfen zu Fall brachte und sich wie eine Furie auf ihn stürzte.
„Nicht gerade sehr subtil, aber wenigstens effizient“, meinte sie grinsender Weise zu Miandra gewandt, bevor sie das Wort an Sanga richtete, die wieder hinter der Theke erschienen war. „Wir brauchen ein abgelegenes Zimmer, damit wir meinen neuen Freund etwas ‚verwöhnen‘ können.“
Bei diesen Worten warf sie der Bordellbesitzerin ein paar Münzen auf den Tresen, welche diese schnell einsteckte. „Den Gang entlang, das letzte Zimmer auf der rechten Seite. Dort seid Ihr ungestört.“
„Danke, Sanga“, sagte die Elfe noch, bevor sie gemächlich und mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen zu Neria hinüberging, die nach wie vor auf der Brust des Elfen hockte und diesen in Schach hielt.
„Ich denke, dass reicht fürs Erste“, bemerkte sie zu der Magierin gewandt, die daraufhin von dem Mann abließ. Vernita packte diesen anschließend am Kragen und zerrte ihn auf die Füße. Sie zog ihn dicht zu sich heran, so dass sich die beiden Auge in Auge gegenüberstanden. „Los, gehen wir in dieses Zimmer. Wir haben einiges zu besprechen.“
Sie stieß den Elfen vor sich her durch den Schankraum und wies ihm so den Weg zu dem von Sanga angegebenen Zimmer. Miandra und Neria folgten den beiden, bis die vier gemeinsam den Raum betraten. Die Magierin schloss die Tür hinter sich, während Miandra die Fensterläden verrammelte. Nun spendete nur noch eine Lampe auf dem Nachttisch ihr schummriges Licht. Die Elfe durchsuchte den Mann nach Waffen, wobei sie bei ihm auch einen langen Dolch fand, welchen sie ihm sogleich abnahm. Danach schubste sie ihn in Richtung der beiden Stühle, die neben einem kleinen runden Tisch in der Ecke standen.
„Setz dich!“ befahl Vernita mit scharfer Stimme, was der Elf auch gleich tat. Sie selbst nahm sich den anderen Stuhl, drehte diesen mit der Lehne in Shendárs Richtung und setzte sich dann breitbeinig darauf. Anschließend legte sie ihre Arme auf die Stuhllehne und grinste ihr Gegenüber siegessicher an. Miandra und Neria bauten sich in der Zeit hinter dem Elfen auf, um ihm jede Fluchtmöglichkeit zu nehmen.
„So, mein Freund“, begann die Elfe mit einem sarkastischen Unterton. „Im Grunde brauchst du eigentlich gar keine Angst vor uns zu haben. Wir arbeiten weder für die Stadtwache, noch für einen anderen Ganoven, der zu dir oder deinem Boss in Konkurrenz steht. Genau genommen sind wir eigentlich sogar hier, weil wir deine Dienste benötigen. Wenn du uns also schön brav alles erzählst, was wir wissen wollen, dann passiert dir auch nichts.“
„Ich bin ganz Ohr“, krächzte der Elf leise. Nerias Treffer an seinem Kehlkopf zeigte noch deutliche Nachwirkungen.
„Es geht mir um deinen Boss, Legin Dingolor. Ich will, dass du uns zu ihm führst, denn ich habe ihm ein Geschäft vorzuschlagen.“
„Ich kenne keinen Legin Dingolor.“

Vernita seufzte, wobei sie die Augen verdrehte. Dann wandte sie sich an die beiden Frauen, die hinter Shendár standen. „Miandra, Neria. Hätte eine von Euch die Güte, diesem Herren klar zu machen, dass ich es gar nicht schätze, wenn man mich belügt.“


Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit musste sich Miandra ein Lachen verkneifen. Sie wusste nicht warum, aber die Art und Weise, wie sie diesen Albinoelfen einfingen war einfach zu amüsant. Es machte ihr wohl einfach viel mehr Spaß Kerlen etwas vorzumachen, wenn dies aus einem anderen Grund geschah, als keine andere Möglichkeit zu haben da ihre Existenz davon abhing. Dann auch noch der Gesichtsausdruck von Shendár, als er Begriff was vor sich ging, und die Magierin die auf ihn sprang wie ein Mabari, waren einfach zu komisch.
„Ach wie schade, wir haben uns doch vorhin so gut unterhalten, warum nun so schweigsam?“ sagte sie leicht ironisch, nachdem sie den Elfen in den anderen Raum gebracht hatten und dieser nicht reden wollte. Währenddessen streifte sie ihren Umhang zur Seite und zog eines der Messer aus dem Gurt. Anschließend bückte sie sich ein Stück und blickte Shendár ausdruckslos in die Augen.
„Wisst Ihr was das ist?“ fragte sie den Elfen und hielt ihm das Wurfmesser direkt vor die Nasenspitze. Natürlich erwartete sie keine Antwort auf ihre Frage.
„Zu Eurem Nachteil, ist in diesen vier Wänden nicht genug Platz, um sie dafür zu verwenden, wofür sie gedacht sind. Und zu Eurem weiteren Nachteil, halte ich nicht viel von langwierigen Foltermethoden“, sagte sie trocken und hielt einen kurzen Moment inne.
„Zudem weiß ich - auch wenn nicht genau warum - was so Kerlen wie Euch wohl am wichtigsten ist“, fügte sie hinzu, und wandte den Blick von Shendár ab. Ohne länger zu zögern fasste sie zu dem Hosenansatz den Elfen, zog den Stoff ein Stück von der Haut weg, und schnitt mit dem scharfen Messer einen langen Schnitt in diese, sodass der Teil zwischen seinen Beinen von jeglichem Kleidungsstück freigelegt wurde. Anschließend packte sie mit ihrer freien Hand nach seinem wohl wertvollsten Teil, wobei der Elf kurz zusammenzuckte, und hielt das Messer direkt daran, sodass wohl nur eine winzige Bewegung fehlte, um hineinzuschneiden.
„Redet, und achtet darauf, dass Eure Worte nicht mit Lügen gespickt sind, denn von so was bekomme ich oft ein Zucken in meiner Hand“, sagte Miandra erst ernst, anschließend mit einem zynischen Grinsen und blickte ihn durchdringend an.


„Schon gut, schon gut“, lenkte Shendár ein. Sein Blick wechselte ständig zwischen Vernita, Miandra und dem Messer an seinem Penis. „Ich kenne Legin. Nur ist er ein Mann, der seine Privatsphäre über alles schätzt.“
„Mich wird er mögen“, grinste die Elfe hämisch zurück. „Ich bin schließlich eine alte Bekannte von ihm. Ich habe ihm vor Jahren einen Gefallen getan. Und nun wird es Zeit, dass er sich dafür revanchiert. Also, wirst du uns zu ihm führen.“
„Na schön. Ich organisiere ein Treffen mit ihm“, meinte der Elf beschwichtigend, während ihm der Angstschweiß aus allen Poren trat und über das Gesicht lief. „Kommt morgen Abend noch einmal hierher, dann bringe ich Euch zu ihm.“
Vernitas Grinsen wurde verächtlich. „Netter Versuch, Kleiner. Allerdings ist unser Anliegen so dringend, dass es keinen weiteren Aufschub erlaubt. Außerdem bist du nicht vertrauenswürdig genug, um mir garantieren zu können, dass du morgen Abend überhaupt hier aufkreuzt oder vielleicht auch nur in Begleitung einer Meute von Meuchelmördern. Also wirst du uns heute zu Legin führen, und zwar jetzt sofort.“
„Das geht nicht. Wirklich nicht“, stotterte der Elf panisch, während er anfing unruhig auf seinem Stuhl herumzurutschen, was ihm einen kleinen Stich in sein bestes Stück bescherte. Schmerzerfüllt sog er scharf die Luft ein. „Er wird mich umbringen, wenn ich das tue.“
Vernita stöhnte enttäuscht auf, bevor ihr Gesicht äußerst harte Züge annahm. „Neria, würdet Ihr dem jungen Mann vielleicht mal vor Augen führen, dass der Tod oder der Verlust seines Schwanzes nur das Kleinste seiner Probleme darstellen wird, falls er sich weiterhin so uneinsichtig verhält?“


„Mit Vergnügen“, erwiderte Neria schelmisch grinsend auf Vernitas Bitte. „Miandra wenn Ihr Euch von seinem besten Stück kurz trennen würdet, bevor unser Freund noch Gefallen daran findet“ bat sie diese von dem Elf abzulassen. Miandra trat daraufhin einen Schritt zurück, wischte sich angewidert die Hände an einem Stofftuch ab, und überließ Neria den Vortritt.
Neria schmiegte sich von hinten an den Elf, ließ ihre Hände über dessen Brust gleiten und flüsterte ihn mit sanfter Stimme aber drohendem Unterton ins Ohr. „Mir scheint Ihr hängt nicht so wirklich an Eurem besten Stück, könnte sein dass Ihr gerne den passiven Part übernehmt? Tja Liebster aus dem wird wohl in Zukunft auch nichts mehr werden, weil mit dem Gesicht das ich Euch jetzt verpasse, werdet Ihr dieses Etablissement wohl nicht mehr betreten können, ohne das Euch die Leute hier angewidert aus dem Haus jagen.“
Erklärend fuhr Neria fort. „Schade um Euer hübsches Gesicht, aber um wie viele Jahre Ihr altern werdet bestimmt alleine Ihr, und solltet Ihr mit der Entscheidung ob Ihr uns nicht doch heute noch zu Legin Dingolor führt gar zu lange brauchen, werdet Ihr qualvoll sterben“
Unbeeindruckt von Nerias Worten starrte der Elf ausdruckslos auf die Decke. Nerias Miene verfinsterte sich angesichts seiner Uneinsichtigkeit. Sie fasste den Elf beim Hals, und murmelte einen ihrer Todesmagiezauber, der seinem Opfer langsam die Körperflüssigkeit entzieht und diesen altern lässt.
Nach einem kurzen Moment blutete der Elf aus Nase, Ohren und Mund, sein Körper wurde allmählich seiner Flüssigkeit beraubt. Während sein Körper langsam austrocknete bildeten sich nicht nur in seinem Gesicht Falten und Furchen, der schmerzvolle Alterungsprozess hatte begonnen.
Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten, der Elf krümmte sich vor Schmerzen, und stieß mit schmerzerfüllter, erstickter Stimme hervor. „Beim Erbauer ich bitte Euch hört auf damit“
Neria hielt kurz inne und sah Vernita mit fragendem Blick an. Nachdem diese ihr kurz zunickte unterbrach sie ihren Zauber und wandte sich an den Elfen. „Ich hoffe Ihr habt Euch jetzt eines Besseren besonnen, und erfüllt nun alle Wünsche meiner Freundin. Noch könnt Ihr aufrecht gehen, solltet Ihr uns jedoch hinters Licht führen schwöre ich Euch, dass Ihr diesen Sessel hier nicht mehr verlassen werdet.“


„Na gut, ich bringe Euch zu Legin“, gab der Albinoelf nach. „Auch wenn ich davon überzeugt bin, dass er mich und auch Euch töten wird.“
„Das lass mal getrost meine Sorge sein, Kleiner. Ich bin schon mit Kerlen fertig geworden, die weitaus gefährlicher waren als dein Boss. Also, lass uns gehen“, winkte Vernita ab, bevor sie sich an die beiden Frauen wandte. „Lasst ihn aufstehen! Er wird uns sicher keinen Ärger mehr machen.“
Neria und Miandra traten zurück, woraufhin sich Shendár etwas entspannte. Zuerst untersuchte er die Verletzung an seinem besten Stück, welche aber nur oberflächlich war.
„Soll sich meine Freundin hier um den Kratzer an deinem Schwanz kümmern, Kleiner?“ fragte die Elfe mit einem dreckigen Grinsen, woraufhin der Angesprochene nur mit dem Kopf schüttelte. Er hatte genug von den Behandlungsmethoden der beiden zu spüren bekommen. Er hatte kein Verlangen nach einer Zugabe.
„Schön, dann nicht. Bringe uns jetzt zu Legin. Vergiss aber nicht, dass meine Freundin hier gut mit dem Wurfmesser umgehen kann und die andere eine Magierin ist. Komm also nicht auf die unheimlich dumme Idee wegzulaufen. Du würdest nicht sehr weit kommen. Und dann hätten wir auch keine Verwendung mehr für dich. Ich hoffe, du verstehst, was ich damit sagen will.“
Der Elf nickte nur, bevor die vier den Raum und anschließend auch die Perle wieder verließen.
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BeitragThema: Re: Kapitel XXIII   Kapitel XXIII EmptyMi 31 Aug 2011, 7:41 pm

So schnell sie ihre leichten Füße trugen, lief Lydia durch das schlafende Denerim. Lautlos huschte sie durch die Gassen, wie ein nächtlicher Schatten im Schein einer Laterne. Ihr Weg führte sie zuerst zu den guten Backstuben am Westende des Marktplatzes. Allseits bekannt für ihre teuren und edlen Erzeugnisse, waren ihre Waren normalerweise nur für viel Geld zu erstehen.
Der Markt, am Tage belebt und voller Trubel, lag nun still und friedlich in der Dunkelheit, die Stände leergeräumt, die Baldachine und Markisen eingerollt.
Die Backstuben wollte sie nicht von vorn betreten, zu groß das Risiko entdeckt zu werden, also stieg sie aufs Dach. Dort fand sie eine Dachluke, zwar verriegelt, aber im Umgang mit Dietrichen war sie geschult. Schnell war es geöffnet und sie in der Dunkelheit der Backstube verschwunden.
Sie suchte nach einem möglichst großen Kasten, welchen sie auch bald fand. Ausgelegt mit einem weißen dicken Leinentuch begann sie noch warme Brote, Brötchen, verschiedenste süße Köstlichkeiten in allen Sorten, Größen und Variationen in den Korb zu packen, immer vorsichtig, darauf bedacht nichts zu zerdrücken, denn die süßen Köstlichkeiten waren zum Teil wahre Kunstwerke. Weizenbrote, Bauernfladen, Stangenbrot, Vollkornwecklinge, Hefezöpfe, Laugenbrötchen, helle kleine Brötchen, Luftige Hörnchen, Gefüllte Taschen mit allerlei süßen Früchten, Herzhafte Speckstangen, knusprige Waffeln, Pfannkuchen, Blätterteigtaschen mit verschiedenstem Inhalt, Hefewecklinge mit dicken Zuckerstreuseln, sogar drei kleinere Cramkuchen, lange haltbar und süß und voller Früchte packte sie in die Kiste. Auf dem Rückweg packte sie noch frischen Sauerteig, Hefeteig und lange haltbaren Stockbrotteig in einen kleinen Korb, schulterte das Ganze und quälte sich zurück zum Versteck. Unbemerkt trug sie ihre Last nach unten und stellte sie ins Eck zu den spärlichen Vorräten, welche dort noch lagerten.
Ihr nächstes Ziel waren die Fleischereien am Markt. Sie lagen etwas abseits in einer mit großen Steinplatten ausgelegten Straße, damit man alles besser sauber halten konnte. Hier fand sie einen Hintereingang durch eine große Tür, durch die normalerweise das Schlachtvieh hineingeführt wurde. Drinnen roch es frisch geputzt, nach Seife und warmen Wasser.
Im Keller der Schlachterei war es stockdunkel, doch sie hatte vorsorglich eine Fackel in ihrem Köcher. Vom Feuerschein erhellt sah sie sich im langen Keller um. Wieder suchte sie eine Transportmöglichkeit, diesmal mehrere Weidenkörbe und eine große Umhängetasche, die wohl jemand hier unten vergessen hatte. Sie steckte alle ein, was ihrer Meinung nach lecker und lange haltbar war. Geräucherte salzige Würste, Pökelfleisch nach orlaisianischer Art - in Salzwasser eingelegt, dann geräuchert, dann erst gepökelt und dann auch mit viel Pfeffer gewürzt -, Trockenfleisch, einige große Schinken, Schweinekeulen, geröstetes Hack zu Bällchen gerollt mit Pfeffer, Salz und Rosmarin, sie fand ein großes Glas mit eingelegten Knoblauchzehen, sogar Oliven aus dem fernen Antiva waren vorrätig, eingelegt in salzige Lake, die Kerne durch Karotten oder anderes Gemüse ersetzt, weiche frische Würste, frisches Salzfleisch, Speck und Bauchlappen. All das lud sie in ihre Körbe. Doch es gab mehr. In einem abgetrennten Nebenraum lagerte Fisch, geräuchert, filetiert, Exotisches von weit draußen vor der Küste, Krabben, Krebse, eingelegte Garnelen, Räucheraal und anderes. Als sie ihre Körbe gefüllt hatte, so gut sie tragen konnte, machte sie sich auf den Rückweg, wobei sie nur knapp einer Patrouille entging.
Der Stapel im Versteck konnte sich sehen lassen. Doch sie wusste weitere Anlaufstellen. Die Kellereien im Palastviertel hatten das beste Bier, Met und Wein weit und breit, doch auch Bugmanns in der Lampenmachergasse war eine Adresse. Zuerst ging sie zu Bugmanns, einer der ältesten und besten Schenken in Denerim. Was die Leute sagten, hatte er das beste Bier in der ganzen Stadt und im Umland, denn er, Josef Bugmann, braute nach seinem eigenen Geheimrezept. Doch Bugmanns Haus erwies sich als schwierig zum Einsteigen. Alle Fenster waren gut verrammelt, die Türen mit starken Schlössern versehen. Doch sie fand einen Weg durch die Fassstiege am hinteren Teil des Hauses, zum Innenhof hinein. Unten fand sie viele große Fässer und Flaschen voller Bier, Met und Wein. Sie rollte leise drei kleine Fässchen zusammen, alle konnte man sie an Ösen zusammenbinden, doch trotzdem hatte sie schwer zu tragen, sehr schwer sogar. Sie hatte ihre liebe Not die Fässer zum Versteck zu schleifen und musste zweimal durch Seitengassen Schlüpfen, um nicht von einer Nachtwache erwischt zu werden.
Zufrieden stellte sie de Fässer zum Stapel in die Ecke, schnaufte einmal durch und dampfte wieder davon.
Das Palastviertel war deutlich unschöner zugänglich, da alle Tore rund um die Uhr bewacht wurden, doch abseits in der Nähe der Stallungen und der Lager fand sie eine geeignete Stelle um über die Mauer nach oben zu klettern.
Der Weg zu den Lagern war verschlungen, über Brücken, Wehrgänge, Zinnen an Wachtposten vorbei, durch schmale hübsche Gässchen und unter efeuumrankten Torbögen hindurch.
Doch sie wurde reichlich belohnt. Das Lager war unverschlossen, drinnen brannte Licht und niemand war da. Die Halle war voller berstend beladener Regale, edle Gewürze, feine Köstlichkeiten, Speis und Trank wie sie einem König gereichen würden. So viele Dinge, Sachen und Lebensmittel, doch wie sollte sie tragen, was sie wollte?
Da kamen ihr die Stallungen in den Sinn!
„Wenn das funktioniert, darf Vernita mir die Füße küssen!“ sagte sie leise zu sich selbst und schlich sich auf den Hof. Sie suchte sich ein Seil und ein nicht mehr gebrauchten Flaschenzug, eine geschützte Stelle an der Mauer und einen Balken, welcher aus der Wand des Bedienstetenhauses ragte. Daran machte sie die Rolle fest, warf das Seil darüber und testete ob es zum Boden reichte.
Danach suchte sie sich Töpfe mit Gewürzen, Kisten mit Wein und Spirituosen, große Körbe mit frischem Obst und Gemüse, Tiegel mit Butter, Schmand, große Töpfe mit saurer Sahne, Kräuter, Ölamphoren und Vasen mit Zucker, und Zuckersüßigkeiten, Bonbons, wie sie nur die Pallastbäcker machten. All das trug sie in eine schmale Lücke zwischen Dienerhaus und Mauer, danach schlich sie sich ins Bedienstetenhaus. Still lagen alle im Schlaf, doch einige Räume waren leer. Sie hatte einige Not, bis sie Dienertracht in ihrer Größe fand, aber sie fand sie letztendlich doch, verstaute ihre eigenen Kleider bei den Dingen die sie im Lager geholt hatte und lief eilig zu den Stallungen.
Dort fand sie ein Pferd und einen kleinen Karren, gerade recht für ihre Besorgungen. Sie warf eine Plane über den Wagen, schwang sich auf den Kutschbock und klapperte los.
„Halt, wohin?“ fragte eine müde Torwache.
„Nach Hause, ich hatte eine Lieferung gebracht, schon heute Nachmittag, aber ich wurde mit weiteren Aufgaben bedacht. Nun sehne ich mich nach einem Bett“, antwortete sie müde.
„Wenn wir nur tauschen könnten... nun gut, eine gute Heimfahrt und gebt Acht auf Euch junge Frau“, erwiderte er und ließ sie passieren. Sie machte einen Umweg um die Häuser zu Füßen des Palastes, zu der Stelle, an der ihr Seil von der Mauer herablief, kletterte nach oben, zog das Seil nach und ließ eins nach dem anderen die Kisten und Körbe nach unten, wobei sie jedes Mal nachkletterte um sie unten loszubinden. Nach einiger Zeit war alles unten, sie löste das Seil und versteckte den Flaschenzug. Das Seil nahm sie mit, denn ‚Keine Meil‘ ohne Seil‘, gerade in Denerim als Einbrecherin war dies eine goldene Regel. Sie fuhr den Wagen in den Hinterhof der Schmiede, geschickt vorbei an den Patrouillen, auch wenn sie einmal beinahe erwischt worden wäre.
Nachdem sie alles nach unten geschleppt hatte, stieg sie wieder auf den Kutschbock, und trabte los, zum Hafen der Stadt, um einen Platz für das Gespann zu finden. An einer Stallung bei der Hafenmeisterei stellte sie das Pferd unter, schüttete etwas Futter in die Futterrinne aller Tiere, goss Wasser nach und verschwand in der Nacht.
Zurück im Versteck zog sie sich um und betrachtete zufrieden ihr Tage… oder eher Nachtwerk. Ein großer Stapel voller Köstlichkeiten, nur vom Feinsten, reichte fast bis zur niedrigen Decke. Er nahm viel Platz weg, viel mehr als das kümmerliche Bisschen vorher. Sie hatte sogar noch einen Sack Reis und einen Sack Graupen im Lager aufgetrieben, sie konnten sich hier nun fürstlich bekochen. Zufrieden und erschöpft ließ sie sich auf ihrer Liege nieder und erwartete die Rückkehr der anderen und vor allem ihre erstaunten Gesichter.
Lydia war voll und ganz mit ihrer Leistung zufrieden.
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BeitragThema: Re: Kapitel XXIII   Kapitel XXIII EmptyMi 31 Aug 2011, 7:48 pm

Rowan und Sareth liefen gemeinsam durch die nächtlichen Straßen Denerims. Ihre letzte Taverne hatten sie kurze Zeit zuvor ergebnislos verlassen und befanden sich nun auf dem Rückweg ins Versteck. Rowan war etwas missmutig, da die Zeit in dem Keller scheinbar nicht verstreichen wollte und wieder kam sie von einer erfolglosen Erkundungstour zurück. Die Wartezeit zerrte an ihren Nerven und die Stadt engte sie mehr und mehr ein.
Die beiden befanden sich im Randgebiet de ärmeren Viertels. Stadtwachen waren ihnen zum Glück keine begegnet in dieser Nacht. Wolken verdunkelten die Sterne am Himmel und ließen kein Mondlicht bis auf den Boden durch. Die Stadt lag in Schatten und nur hin und wieder brachte eine einsame Fackel Licht in die engen Gassen des Viertels.
Rowan bog um die Ecke in eine Gasse ein, die sie als Abkürzung auserkoren hatte, als sie die Schnur bemerkte, die sich auf Knöchelhöhe vor ihren Füßen von einer Seite der Straße zur anderen zog. Im letzten Moment konnte sie einen Schritt darüber setzen und Sareth noch eine Warnung zurufen, dann waren sie bereits von Schatten umzingelt. Ein Hinterhalt!
Flink zog sie ihre Waffen und stellte sich dem ersten Angreifer. Er war ganz in dunkle Stoffe gehüllt und nur die Augen waren zu erkennen. Er kämpfte mit einem abgewetzten Schwert und hatte ein Stück Holz, das entfernt an einen Schild erinnerte an seinem linken Arm befestigt. Mit geübten Augen überflog Rowan die anderen Gestalten, soweit sie sie erkennen konnte. Es schien eine Gruppe von etwa einem Dutzend Angreifern zu sein. Doch ihre Ausstattung ließ zu wünschen übrig und der ungeschickte Angriff ihres Gegenübers zeigte ihr, dass sie einer eher unerfahreneren Gruppe ins Netz gegangen waren. Trotzdem würde sie nicht den Fehler machen, sie zu unterschätzen.
Ihr Angreifer stürzte sich lautlos auf sie und schwang seine Waffe. Dabei legte er ihr seine Vorderseite offen und Rowan duckte sich mit Leichtigkeit unter seinem Angriff hinweg, während sie ihm mit einem ihrer Klingen eine tödliche Verletzung am Bauch zufügte. Röcheln glitt die Gestalt hinter ihr zu Boden. Rowan wandte sich dem nächsten Gegner zu, doch die Gruppe hatte sich respektvoll zurückgezogen, nachdem das erste ihrer Mitglieder gefallen war. Sie schienen sich neu zu sammeln und umkreisten die beiden Krieger, die jetzt Rücken an Rücken standen.
Kaum ein Laut war zu hören während der Kampf weiter ging. Nur das gelegentliche Klirren, wenn zwei der Klingen aufeinander prallten. Hin und wieder ein Schmerzenslaut, ansonsten nur das leise Rascheln ihrer Kleidung. Wie in einem Tanz blockten Rowan und Sareth die Angreifer ab und schickten einen nach dem anderen ins Nichts. Aus den Augenwinkel sah Rowan, wie drei der Gestalten ihr Heil in der Flucht suchten.
Ein weiterer Mann ging durch ihre Klinge zu Boden. In diesem Moment drang ein Fluch an ihre Ohren. Hektisch wirbelte sie herum und erfasste die Situation mit Entsetzen. Sareth und sie waren während des Kampfes getrennt worden. Und nun lag der Krieger am Boden. Über ihm standen zwei in schwarz Gekleidete, bereit zum Angriff, und das Schwert, das er mitgenommen hatte, lag außerhalb seiner Reichweite. Rowans Herz begann zu rasen. Der Krieger hatte seine Rüstung im Versteck gelassen und war nun ohne Schutz den beiden Angreifern ausgesetzt. Sie wollte sich eben auf einen der beiden werfen, da schob sich eine weitere Gestalt zwischen sie und ihrem Ziel.
Eiskalte Angst ergriff ihr Herz, als ihr bewusst wurde, dass sie zu spät kommen würde.


Sha´ira lief durch die dunklen Gassen des nächtlichen Denerim. Ziellos, planlos. Sie suchte eigentlich eine Unterkunft für die Nacht, aber anscheinend war sie falsch abgebogen als es noch hell war, und nun stand sie in einer trostlosen Gegend am nördlichen Ende des Gesindeviertels. Ein kalter Wind pfiff leise säuselnd durch die Straßen, doch sie spürte ihn kaum. Seit sie aus Nevarra losgezogen war, um ihr Glück und ihren Ruhm in der Ferne zu suchen, trug sie nur eine leichte Rüstung, bauchfrei, lediglich die Arme und die Beine steckten in schweren Panzerplatten. Ein elfischer Umhang wehte ihr um die Beine, er war zerfetzt und zerrupft und wurde von einem alten breiten Gürtel zusammengehalten. Im grünen Haar steckten einige Federn und eine ebenso grüne Kriegstätowierung zierte ihr Gesicht. Zwei klauenähnliche Markierungen auf jeder Wange. In der Hand hielt sie einen Klingenspeer, wie ihn die Elfen ihres Stammes fertigten und in einer Scheide, welche am breiten Gürtel baumelte, steckte ein geschwungenes Schwert.
Sie seufzte und bog in die nächste Gasse ein, von der sie hoffte diese würde sie wieder an die Hauptstraßen führen. Es war eine schmale Gasse mit schiefen Häuschen. Eigentlich waren sie ganz schön, wenn man sie renovieren würde. Plötzlich blieb sie abrupt stehen. Ihre Rüstung klimperte leise. Entweder bildete sie es sich ein, oder sie hörte die Geräusche eines Kampfes. Auch wenn man es von einer Elfe von vielleicht sechzehn oder siebzehn Sommern nicht erwarten würde, sie wusste zu gut wie ein Kampf klang und besser noch, wie er sich anfühlte.
Stumm ging sie weiter und stellte bald fest, dass sie sich nicht geirrt hatte. Die Geräusche drangen zuerst leise, dann immer deutlicher an ihr Ohr, hin und wieder Geschrei und das Klirren von Waffen.
Als sie um die nächste Ecke zu ihrer Linken bog, sah sie die Quelle des Tumults. Etwa ein Dutzend Banditen hatten zwei bewaffnete Personen umstellt und angegriffen und die beiden schienen sich zu verteidigen.
Sha´ira sah ihre Chance Gutes zu tun, also zog sie ihr Schwert und stürmte auf die Gruppe los. Einen der beiden hatten die Angreifer bereits niedergeworfen. Mit einem kraftvollen Hieb von oben herab mit dem Klingenspeer schlug sie einem der drei Angreifer, welche die arme Seele am Boden bedrängten, den Kopf ab. Blut sprudelte aus dem Hals und bespritzte sie und ihre baldigen Opfer gleichermaßen.
Den Nächsten schlitzte sie mit einer Pirouette in der Mitte auf und stieß ihm das Schwert durch die Brust, so dass es auf der anderen Seite wieder herausschaute. Sie setzte gerade schnell genug über den Unglücklichen hinweg, um einem Schlag von hinten zu entgehen. Sie rollte sich ab, wirbelte herum, gerade um einem weiteren Schlag mit einem großen Hammer zu entgehen. Den nächsten Hieb nutzte sie, duckte sich, warf sich flach über dem Boden nach vorn, drehte sich nach oben und schlug dem Banditen den Arm unterhalb des Ellenbogens ab. Sie rutschte weiter, sprang auf und ließ den Speer kreisen. Mit einem Schlag traf sie einen Angreifer am Kopf und schlug einen Teil des Schädels ab.
Das Blut lief in die Spalten der Steine und bildete ein schwarzes Netz zwischen grauen Platten. Die Toten lagen verstreut auf der Straße und die beiden armen Seelen schienen überlebt zu heben. Sie wischte ihren Speer und das Schwert an ihrem Mantelsaum sauber, atmete einmal tief durch und steckte das Schwert wieder weg. Die Akrobatik war nicht ganz einfach gewesen, zumal sie gerüstet war.


Rowan erstarrte, als sich plötzlich eine weitere Person in das Kampfgeschehen einmischte. Auch ihr Gegenüber hielt inne und drehte sich um. Bevor er oder sie reagieren konnten, lagen die beiden Angreifer, die Sareth bedroht hatten, verstümmelt und blutig im Dreck der Gasse. Auch der letzte der drei überlebte nicht lange. Rowan zog angewidert die Nase kraus, als Blut auf sie spritzte und hässliche Flecken auf ihrer Rüstung hinterließ. Doch sie sah Sareth, der unverletzt auf dem Boden hockte und ein ebenso verdutztes Gesicht machte. Auch seine Kleidung war über und über mit Blut befleckt, aber er lebte. Erleichtert stieß sie die Luft aus, die sie angehalten hatte.
Dann wandte sie sich ihrer Retterin zu. Sie war augenscheinlich eine Elfe und stammte nicht von hier. Sie trug eine sehr unübliche Rüstung, die zwar an Armen und Beinen gepanzert war, den Bauch jedoch vollkommen ungeschützt ließ. Ein zerfledderter Umhang hing ihr über den Schultern und gab ihr einen eher herunter gekommenen Eindruck. Am wundersamsten war die Waffe, die sie bei sich trug. Es war eine Art Speer, an dessen Ende jedoch die Klinge eines Säbels steckte. Ihre Opfer hatte sie damit auch nicht erstochen sondern die Waffe eher wie ein Schwert geführt und sie enthauptet. Nirgendwo hatte sie bisher eine solche Waffe gesehen, geschweige denn von ihr gehört.
Rowan räusperte sich und trat zögerlich einen Schritt auf die Elfe zu. Ihre Klingen lagen noch immer in ihren Händen.
„Danke, für Eure Hilfe.“
Sareth war mittlerweile aufgestanden, hatte sein Schwert wieder ergriffen und sich den Dreck notdürftig von der Kleidung gestrichen.
„Wärt Ihr nicht gekommen, dann hätte ich schon bald meinen Ahnen im Nichts gegenüber gestanden. Ich stehe in Eurer Schuld.“ Er deutete eine leichte Verbeugung an.


„Es war mir eine Ehre zu helfen“, antwortete Sha´ira. „Euch wurde Unrecht getan und ich bekämpfe es wo ich kann. Doch nun verratet mir euren Namen, dann tu ich das nämliche.“
Sie musterte die Frau die vor ihr stand. Sie sah gut aus, schien jedoch auch etwas abweisend zu sein. „Eure Schuld könnt Ihr vielleicht später begleichen, doch befürchte ich, dass es hier nicht gerade ein Platz zum Plausch ist.“


Rowan wollte der Elfe gerade einen falschen Namen nennen, als sie zögerte. Die Fremde hatte Sareth das Leben gerettet und Besseres verdient.
„Es tut mir leid, aber ich kann Euch meinen Namen nicht verraten. Und auch Ihr solltet mir Euren nicht nennen.“
Sie entspannte sich langsam und begann, ihre Klingen zu säubern.
„Ihr habt recht. Dies ist kein Ort zum Verweilen, und ebenso nicht die Zeit dazu. Gerne würden wir uns erkenntlich zeigen, doch fürchte ich, dass wir nicht wirklich dazu in der Lage sind, Euch einen Gefallen als Dank zu tun.“
Unentschlossen zuckte Rowan mit den Schultern. Ihr Pflichtgefühl verbot es ihr, die Frau einfach so stehen zu lassen. Doch hier bleiben konnten sie ebenfalls nicht. Vor allem nicht zwischen den zerstreuten Leichen.


„So soll es sein.“
Sha´ira wandte sich gerade zum Gehen um, als ihr etwas ins Gedächtnis schoss.
„Wartet. Kann es sein, dass ich Euch schon auf einem Steckbrief gesehen habe? Am Haupttor hängen einige aus und eines der Bilder sieht Euch ähnlich.“
Sie drehte sich um und blickte ihrem Gegenüber wieder ins Gesicht. Es bestand kein Zweifel. Sie hatte sie schon einmal auf einem Steckbrief gesehen , gerade als sie in die Stadt gekommen war.
„Ihr seid... nun, Namen sind Schall und Rauch. Das hat Zeit. Verschwinden wir.“
Sie wandte sich erneut zum Gehen um, als sie ein schepperndes Geräusch vernahm. Es war noch fern, doch für ihre spitzen Ohren schon deutlich zu hören. Und es kam aus der Richtung aus der sie gekommen war.
„Yrch!“ fluchte Sha´ira und machte auf dem Absatz kehrt.
„Mitkommen, Soldaten!“ flüsterte sie scharf in die Richtung der blonden Frau, welche noch immer in mitten der Leichen stand. Um die zu beseitigen war nun keine Zeit mehr. Sie hatte ihr Heil in der Flucht zu suchen, die Soldaten könnte sie später schlachten.


Die Elfe musste Rowan nicht lange bitten. Auch sie hörte das leise Geklapper von Rüstungen und war in wenigen Sätzen hinter ihrer Retterin her. Sareth folgte ihr auf dem Fuß. Rowan war jedoch sehr misstrauisch geworden, nachdem die Frau die Steckbriefe erwähnt hatte. Es war nicht gut, dass ihr Gesicht nun in der Stadt bekannt war. Nun musste sie bei ihren Erkundungsstreifzügen noch vorsichtiger sein, damit niemand, der auf schnelles Geld aus war, die Stadtwachen informierte, während sie nach den Söldnern suchte.
Auch wusste sie nicht, ob sie der Frau vor sich trauen konnte. Das Beste war es, sich schnellst möglich abzusetzen.
„Ich denke, es wird besser sein, wenn wir uns trennen. Dann fallen wir weniger auf.“
Rowan machte sich bereit, einen anderen Weg einzuschlagen.
„Nochmals vielen Dank. Und sollten sich unsere Wege ein weiteres Mal kreuzen, dann bin ich vielleicht eher in der Lage, mich erkenntlich zu zeigen.“


Sha´ira lief los, dicht gefolgt von den beiden Geretteten. Sie kannte sich in Denerim nicht besonders gut aus, also blieb sie nach einigen Gassen stehen, als die Frau sie ansprach.
„Ich helfe denen die Hilfe brauchen. Doch möchte ich wissen, ob Ihr nicht eine Bleibe kennt, auf der Straße hab‘ ich jetzt schon lang genug geschlafen. Kennt Ihr eine Taverne?“
Aufmerksam lauschte sie in die Straße hinein, das Scheppern bog ab, anscheinend hatten sie die Leichen nicht bemerkt oder waren erst gar nicht in die Gasse gelaufen.
„Das waren keine Soldaten. Keine Stahlstiefel. Eshtá! Dieses Weib sucht jemanden. Euch vielleicht...?“ Sha´ira blickte die beiden ohne jede Regung an und musterte sie. „Ihr werft Fragen auf. Aber wenn ihr etwas gegen sie habt, dann sollt ihr wissen dass ich ebenfalls etwas gegen sie habe. Ich biete euch Hilfe an.“


Rowan zögerte kurz. Konnte sie der Frau trauen? Eshtá war die Person, die ihnen wahrscheinlich die Söldner auf die Fersen gehetzt hatte. Rowan zuckte zusammen. Gehörte die Elfe vielleicht auch dazu? War sie beauftragt worden, sich bei der Gruppe einzuschleichen?
„Hier in der Nähe befindet sich keine Taverne. Da müsstest Ihr schon ein Stück weiter gehen. Außerdem bezweifele ich, dass ihr um diese Zeit noch irgendwo Einlass finden werdet.“
Sie sollte die Frau einfach stehen lassen und sich schleunigst ins Versteck zurück machen. Doch sie fühlte sich auch verpflichtet, da die Frau Sareth das Leben gerettet hatte. Außerdem konnten sie eine weitere Kämpferin gut gebrauchen.
Nach einem kurzen innerlichen Kampf, hatte sich Rowan entschieden.
„Ich kann Euch hier in der Nähe einen Unterschlupf zeigen, jedoch war ich dort schon länger nicht mehr und es kann sein, dass der Ort ziemlich herunter gekommen ist. Dort könntet Ihr die Nacht verbringen. Und was Eure Hilfe anbelangt… so kann ich diese Entscheidung nicht alleine treffen.“


„Mein Dank gebührt euch. Ich dachte mir schon, ihr seid nicht allein. Und wenn es nur ein Dach ist, das den Regen abhält.“
Sha´ira blickte sich um. „Bringt mich hin, so ihr wollt, aber lauft. Soldaten. Es sind Stahlstiefel.“


Rowan nickte der jungen Elfe zu, bevor sie sich wieder in Bewegung setzte. Sie führte sie weiter durch das Armenviertel hindurch. Immer verschlungener und enger wurden die Gassen.
In einer dieser schmalen Gassen bog sie plötzlich unvermittelt zwischen zwei Häusern ab. Ein Außenstehender hätte den im Schatten liegenden Eingang vermutlich nicht entdeckt. Im Dunkeln tastete sie sich zwischen den Holzwänden entlang, bis sie die Rückseite erreicht hatte. An das Haus zu ihrer linken schmiegte sich ein kleiner Holzverschlag an. Er maß etwa zwei Schritte in der Tiefe und drei in der Breite und die Elfe würde sich etwas bücken müssen. Früher wurde er offensichtlich zum Lagern von Heu benutzt, doch er machte den Eindruck, als wäre er in den letzten Jahren in Vergessenheit geraten. Rowan hatte ihn vor Jahren bei einem ihrer Streifzüge entdeckt, als sie sich kurzerhand vor den Wachen eines wütenden Edelmannes verstecken musste.
„Hier könnt Ihr die Nacht über unterkommen, während ich Rücksprache halte. Jedoch solltet Ihr Euch nicht die Mühe machen, länger auf mich zu warten. Sollte ich bis zur nächsten Nacht nicht bei Euch vorbeigekommen sein, dann zieht Eures Weges.“


Sha´ria sah sich um und horchte. „Keine Stiefel. Gut. Habt Dank, besser als nichts.“
In einer an der Wand mit Ketten befestigen Leiter lag noch trockenes Heu und Stroh. Es war zwar alt, aber es staubte nicht und war auch nicht angefault oder schimmlig. Es war einigermaßen weich, das mit Abstand beste, was sie seit dem Überschreiten der Grenze im Gebirge hier angetroffen hatte.
„I thia-car… verzeiht. Habt Dank.“
Mit diesen Worten begann sie sich auszuziehen, was keine große Sache war - sie trug generell nicht viel. Behände kletterte sie in die Krippe und rollte sich in ihren Rock ein.


Rowan ließ die junge Elfe alleine und machte sich mit Sareth auf den Weg zurück ins Versteck. Nach einer Weile fing der Krieger an zu flüstern.
„Woher sie wohl kommt? Ist dir aufgefallen, wie sie das ‚R‘ rollte beim sprechen? Definitiv nicht aus Ferelden. Und diesen Akzent kenne ich auch nicht aus Orlais.“
Rowan konnte förmlich hören, wie er die Stirn kräuselte während er nachdachte. „Was hast du mit ihr vor?“
„Ich werde Vernita über sie informieren. Wenn man ihr trauen kann und wir einen gemeinsamen Feind haben, dann könnte sie sich durchaus als nützlich erweisen. Auch wenn ihre Art zu Töten nicht gerade für Diskretion sorgen wird.“
Rowan zog den Umhang enger um ihre Schultern während sie den Krieger durch die Straßen Denerims führte.
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BeitragThema: Re: Kapitel XXIII   Kapitel XXIII EmptyMi 31 Aug 2011, 8:01 pm

Ohne Umschweife führte Shendár die drei Frauen in die Elendsviertel Denerims, wo sich der übelste Abschaum herumtrieb. Patrouillen der Stadtwache waren in dieser Gegend eine Seltenheit. Anscheinend erachteten die Herren der Stadt die Bewohner dieser Viertel als nicht beschützenswert. Somit erreichten die vier auch nach einem längeren Fußmarsch unbehelligt ihr Ziel, eine ausgediente Spelunke, die schon lange keinen Gast mehr gesehen hatte, der nicht in irgendeiner Form Dreck am Stecken hatte.
Dementsprechend sahen auch die Bediensteten aus. Abgewrackte Dirnen, die den ungewaschenen Strauchdieben ihr Bier brachten und für ein wenig Unterhaltung sorgten. Die Tische waren schlecht geputzt, was in dem schummrigen Dämmerlicht dieser Kaschemme aber kaum auffiel. Auch das Bier sollte man vielleicht nicht so genau begutachten, denn es war durchaus möglich, dass der fettleibige Wirt dies ausgiebig mit Wasser streckte - mit Wasser von nicht unbedingt der besten Qualität versteht sich. Der Schankraum selbst war rauchschwadenverhangen, und es stank nach abgestandenem Bier, getrocknetem Blut, Schweiß und auch nach Urin.
Der Elf nickte dem Wirt einmal kurz zu, bevor er sich zu einem der Hinterzimmer begab. Der Wirt selbst musterte Miandra und Neria ziemlich eindringlich. Anscheinend glaubte er wohl, Shendár würde dort mit neuer ‚Ware‘ aufkreuzen. Nur Vernita passte da nicht so ganz ins Bild, da sie nicht gerade das war, was der Wirt unter einer Schönheit verstand. Doch er verkniff sich jeden Kommentar, als er in das Gesicht der Elfe sah, welche ihn böse aus den Augenwinkeln anstarrte.
Shendár führte die drei Frauen zu einer von zwei Schlägern bewachten Tür. Diese erkannten den Elfen offenbar, denn sie nickten ihm nur zu und machten auch keine Anstalten ihn aufzuhalten, als dieser an die Tür klopfte, diese öffnete und gleich darauf eintrat.
Der Raum dahinter wurde auch nur von ein paar schummrigen Laternen beleuchtet und lag dementsprechend im Halbdunkel. Ein paar Schläger lungerten neben der Tür und in den anderen Ecken des Raumes herum. An einem alten Tisch auf der anderen Seite des Zimmers saß er: Legin Dingolor. Er war ein Mann mit heller Haut und kurzen, karottenroten Haaren. Seine Kinnpartie wurde von einem Drei-Tage-Bart bedeckt, und über seinen farblosen Augen wucherten zwei buschige Augenbrauen.
Auf dem Schoß des Mannes saß eine blondhaarige Frau, mit welcher er wohl einige Zärtlichkeiten ausgetauscht hatte, bevor er von den Neuankömmlingen unterbrochen worden war. Dementsprechend genervt fiel sein Blick auch auf den Albinoelfen.
„Was willst du, Shendár? Und wer sind diese Weiber, die du da mit anschleppst?“ wollte der Schieber wissen, wobei er das Gesicht verzog.
„Erkennt Ihr mich etwa nicht wieder, Legin?“ erwiderte Vernita für den Angesprochenen.
„Schweig, Weib! Wer hat dich gefragt?!?“ tobte einer der Schläger und schlug nach der Elfe. Doch diese hatte damit gerechnet und blockte den Schlag mit ihrem linken Arm ab. Gleichzeitig kreiselte sie herum und attackierte den Mann mit der Handkante ihrer rechten Hand, mit der sie seinen Kehlkopf traf. Der Getroffene fing an zu röcheln und sackte auf die Knie. Vernita sprang hinter ihr Opfer, umklammerte den Hals des Schlägers und brach ihm mit einem einzigen Ruck das Genick, was durch ein lautes Knacken bestätigt wurde. Einen Augenblick später zog sie auch schon ihre Schwerter.
„Begrüßt Ihr Eure alten Freunde immer so, Legin? Oder nur die, die Euch mal den Arsch gerettet haben?“ zischte sie wütend.
„Halt! Wartet!“ brüllte Dingolor seinen Schlägern zu, die schon ihre Waffen gezogen hatten und die drei angreifen wollten. Er selbst war vor Schreck direkt aufgesprungen, wodurch die blonde Frau, welche auf seinem Schoß gesessen hatte, ziemlich unsanft auf dem Boden landete und sie diesen deswegen ziemlich böse anstierte. Doch der Blick, den Legin ihr zurückwarf, machte ihr deutlich, dass es nun an der Zeit war, zu verschwinden. So stand die Dirne auf und verschwand rasch durch eine Tür, die wohl in Dingolors Schlafzimmer führte.
„Diese Frau ist Vernita von den Grauen Wächtern!“ verkündete der Schieber zu seinen Schlägern gewandt. „Sie hat die letzte Verderbnis beendet und mehr Leute umgebracht, als ihr alle zusammen! Sie ist bestimmt die tödlichste Schlampe, der ihr jemals begegnet seid! Und sie würde Euch alle innerhalb weniger Augenblicke umbringen, also haltet euch gefälligst zurück!“
Die Männer steckten daraufhin ihre Waffen weg und traten zurück, um den dreien nicht zu nahe zu kommen. Legin nickte zufrieden, bevor er sich wieder auf seinen Stuhl niederließ. Etwas leiser fuhr er fort. „Und, was kann ein einfacher Geschäftsmann wie ich für Euch tun, werte Freundin?“
Die Elfe steckte ihre Schwerter wieder weg und trat vor den Schreibtisch des Schiebers. Demonstrativ stützte sie sich mit beiden Händen auf der Tischplatte ab, während sie ihr Gegenüber hart und mit zusammengekniffenen Augen anstarrte. „Ihr seid kein einfacher Geschäftsmann, sondern ein Schieber, der illegale Waren und auch Menschen schmuggelt oder einen Unterschlupf besorgt. Ich habe Euch damals vor der Hinrichtung bewahrt, und dafür erwarte ich heute eine Gegenleistung. Meine Begleiter und ich sind auf einer geheimen Mission hier in Denerim unterwegs und benötigen ein sicheres Versteck. Und soweit ich mich erinnern kann, seid Ihr doch in der Lage, uns so etwas zu besorgen, oder etwa nicht?“
„Ein sicheres Versteck also, verstehe“
, murmelte Dingolor, wobei er sich nachdenklich das Kinn rieb. „Dann gehe ich mal davon aus, dass Ihr wieder einmal Ärger mit der Obrigkeit dieser Stadt habt, richtig? Das scheint bei Euch ja ein Dauerzustand zu sein.“
„Ich hoffe, Ihr wollt damit nicht andeuten, dass Ihr uns bei der erstbesten Gelegenheit verraten wollt, oder?“
drohte Vernita mit harter Stimme. „Das würde ich Euch nicht raten. Ihr wäret nicht der erste, der etwas Derartiges versuchen würde und dafür den Preis zahlen müsste.“
„Natürlich will ich Euch nicht verraten, werte Freundin. Wo denkt Ihr hin? Das wäre schlecht fürs Geschäft. Und außerdem bin ich nicht lebensmüde. Ich hänge an meinen Eiern und auch an meinen Eingeweiden. Und ich habe mit eigenen Augen gesehen, was mit Leuten passiert, die zu Euren Feinden zählen. Dazu möchte ich wirklich nicht gehören.“
„Gut für Euch. Und das solltet Ihr auch stets im Hinterkopf behalten, Legin.“

„Das Dumme ist nur, dass ich so rein gar nichts für Euch tun kann“, meinte der Schieber sichtlich betroffen. „Ich habe leider gerade kein freies Versteck, in dem Ihr und Eure Freundinnen Unterschlupf finden könntet.“
Vernita richtete sich wieder komplett auf, wobei sie scharf die Luft einsog. Ihr Gegenüber spürte förmlich die Spannung, die in der Elfe im Moment innewohnte. Und er fürchtete, dass diese jeden Augenblick hochgehen könnte und dieses Hinterzimmer in ein Schlachthaus verwandeln würde.
„Was ist mit dem alten Lagerhaus am Hafen. Das ist vielleicht etwas schäbig, aber groß genug für die drei“, mischte sich Shendár in das Gespräch ein, als er merkte wie sich die Lage zuspitzte.
„Richtig, du hast recht. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht“, meinte Legin mit einem hilflosem Lächeln. „Nun, wenn Ihr nichts dagegen habt, Euer Versteck, mit jemandem zu teilen, dann könnte ich Euch dort unterbringen. Was sagt Ihr?“
„Wen habt Ihr dort untergebracht?“ wollte Vernita ungeduldig wissen.
„Keine Ahnung. Irgend so einen rothaarigen Krieger, der wohl untertauchen musste. Ich habe keinen Schimmer, warum. Und ich frage auch nie danach. Ist nicht gut fürs Geschäft Er hat bezahlt, das ist alles, was mich interessiert.“
Die Elfe verzog genervt das Gesicht. „Ich muss das erst mit meinen Begleiterinnen besprechen.“
„Nur zu“, beschwichtigte Dingolor mit einer verständnisvollen Geste, woraufhin Vernita zu Miandra und Neria zurückging.
„Mir gefällt das Ganze nicht“, meinte sie im Flüsterton zu den beiden. „Was haltet ihr davon?“


Schließlich gab der Elf doch klein bei, und versprach sie zu Legin Dingolor zu führen. Die Gegend wohin sie der Elf führte war Neria nicht unbekannt, immerhin war sie im Gesindeviertel aufgewachsen. Sie erreichten den Unterschlupf von Legin ohne weitere Zwischenfälle.
Neria konzentrierte sich mehr auf die finsteren Gestalten, die in der schäbigen Spelunke hingen, als diese genauer zu betrachten. Der Geruch im Inneren war schon abstoßend genug, als sich noch mit der Räumlichkeit zu befassen.
Bevor sie von einem fetten Wirt an zwei Wachen vorbei in ein Hinterzimmer geführt wurden, nahm Neria sicherheitshalber ihren Zauberstab zur Hand. Enge Räume ließen schon immer ein Gefühl der Unbehaglichkeit in ihr aufkommen, da man als Magier normalerweise doch etwas Platz und Zeit braucht um Zaubersprüche zu wirken.
Neria war verwundert, dass derjenige der offenbar Legin Dingolor war, den Albinoelfen trotz seiner Entstellungen umgehend erkannte, da er diesen namentlich ansprach. ‚Vielleicht sollte ich ihn doch noch bisschen nachbearbeiten‘, dachte Neria schelmisch grinsend. Dem Grinsen wich aber sofort ein ernster Blick, wie die Begrüßung etwas aus dem Ruder zu laufen schien, da einer der Schläger Vernita attackierte, und für seine Überheblichkeit sogleich mit dem Leben bezahlte.
Neria rechnete mit dem Schlimmsten, wich einige Schritte zurück, um mehr Platz zu haben, und bereitete sich auf eine Auseinandersetzung vor. Doch Legin nahm den Tod einer seiner Schläger gelassen hin, und entschärfte die angespannte Situation, indem er seine restlichen Schläger anhielt ihre Waffen wieder wegzustecken. ‚Wenn Legin bei jedem Zusammentreffen mit Vernita einen seiner Schläger verliert, wird er bald keine Gefolgschaft mehr haben‘, dachte Neria amüsiert.
Zu dem überschwänglichen Respekt, den er Vernita zollte, schien Legin auch in der Schuld von ihr zu stehen, da er zumindest kurz nachdachte Vernitas Bitte um ein Versteck nachzukommen. Doch anscheinend dachte er nicht genug nach oder er war lebensmüde, da er Vernita nicht die Antwort gab die sie hören wollte. Shendár, der Elf der sie hierher geführt hatte, mischte sich aus Angst vor weiteren Verunstaltungen ins Gespräch ein, und erwähnte ein Lagerhaus nahe des Hafens als mögliches Versteck.
Vernita, von dem Vorschlag nicht gerade begeistert, wandte sich an ihre beiden Gefährtinnen um deren Meinung darüber einzuholen.
„Ein Lagerhaus? Das kann nicht Euer Ernst sein.“ erboste sich Neria. „Lagerhäuser, egal wo sie stehen, sind wie Magneten für Templer und Stadtwachen, dort sucht man doch zuallererst bevor man überhaupt Hausdurchsuchungen macht. Für wie dumm halten die uns eigentlich?“
Verärgert über solch eine Dreistigkeit flüsterte sie Vernita leise zu. „Was ist wenn ich die Kerle hier einfach, sagen wir, verschwinden lasse oder abfackle? Dann haben wir unser Versteck, oder braucht Ihr Euren zwielichtigen Freund noch?“
Nachdenklich fuhr Neria fort. „Allerdings eignet sich diese Bruchbude wohl kaum als Versteck, einerseits ist es hier noch enger als in unserem Keller, und andererseits müssten wir ständig durch den Schankraum spazieren wenn wir das Versteck verlassen wollen. Ich bin mir sicher, dass zumindest ich bereits Steckbrieflich gesucht werde, und die Gestalten da draußen werden keinen Augenblick zögern sich die paar lumpigen Goldstücke verdienen zu wollen.“
Schwärmend fuhr Neria fort. „Wisst Ihr was ein ideales Versteck wäre? Ein abgelegenes Haus das nur über mehrere Hinterhöfe erreichbar ist, mit mehreren Ausgängen um mehrere Fluchtmöglichkeiten zu haben, und idealer Weise mit einem Keller, der Zugang zum unterirdischen Katakombensystem Denerims gewährt. In der Nähe vom Hospiz gibt es solche Häuser, vielleicht nennt ja Legin eines dieser Häuser sein Eigen, und wenn nicht, den Abschaum der dort wohnt wird niemand vermissen, wenn Ihr versteht was ich meine.“


„Wenn Ihr alle Eure Geschäftspartner so behandelt, dass Ihr sie tötet, wenn Ihr glaubt sie nicht mehr zu benötigen, dann wundert es mich nicht, dass Ihr überall steckbrieflich gesucht werdet“, meinte Vernita mit einem zynischen Unterton zu Neria gewandt. „Und wie Ihr bereits sagtet, ist diese Bruchbude zu gut besucht, um als effektives Versteck dienen zu können.“
Die Elfe machte eine kurze Pause, während sie Nerias zweitem Vorschlag lauschte. Als sie vernahm, was diese zu sagen hatte, schüttelte sie nur leicht den Kopf. „Ihr wollt Euch ins Gesindeviertel der Elfen zurückziehen? Dort suchen sie uns noch eher als in diesem elenden Lagerhaus, da bin ich mir ganz sicher. Und erst recht, wenn Ihr dann noch anfangt, die dortigen Bewohner umzubringen. Vielleicht kümmert sich die Stadtwache nicht groß um Morde im Gesindeviertel, aber Ihr seid doch auch dort aufgewachsen, oder? Dann solltet Ihr eigentlich wissen, dass die Elfen dort selbst aufeinander aufpassen. Zumindest war das zu meiner Zeit so. Da sollten wir uns besser erst einmal dieses Lagerhaus ansehen, bevor wir uns nach Alternativen umschauen, findet Ihr nicht auch?“


Miandra hatte nicht erwartet, dass Shendár erst eine Gesichtsumwandlung brauchte, um sie zu Dingolor zu führen, denn bisher hatte sie wohl keinen Mann gesehen, dem irgendetwas anderes als der Verlust seines besten Teiles wichtiger war. Doch prinzipiell war es ihr egal, was alles nötig gewesen wäre, die Hauptsache war, dass es funktionierte.
Schweigend folgte sie den anderen dreien, und schon bald fand sie sich an dem wohl heruntergekommensten Ort wieder, den sie je gesehen hatte. ‚Wie kann man sich nur freiwillig so gehen lassen? Würden die Leute hier für mehr Ordnung sorgen, müssten sie das Bier wohl auch nicht mit Wasser verdünnen, um noch Profit zu haben…‘, waren wohl ihre Gedankengänge, doch sie konzentrierte sich schnell auf etwas anderes, als sie den nächsten Raum erreichten und sofort von den Schlägern des Schiebers attackiert wurden. Intuitiv hatte sie bereits zwei Wurfmesser gezogen, als sich die Kerle auch wieder zurückzogen, was wohl besser für ihre Zukunft war.
Misstrauisch lauschte sie dem Gespräch von Vernita und Dingolor, denn scheinbar lag es nicht gerade in seinem Interesse ihnen so einfach einen Unterschlupf zu verschaffen, und Miandra teilte den Ärger der in Vernita hochkam, denn würde er ihnen kein Versteck geben, hätten sie zwei Tage mit der Suche nach ihm vergeudet. Umso besser war es wohl, dass sich Shendár zu Wort meldete, doch auch sein Vorschlag ließ wohl zu wünschen übrig.
„Wir sollten uns das Lagerhaus ansehen, wir haben schon zu lange in dem Keller bei dem Schmied verweilt“, wandte sie sich im Flüsterton an Vernita, nachdem Neria ihre Meinung und Ideen geäußert hatte und Vernita ihr darauf eine wohl eher ablehnende Antwort gab.
„Doch dieser Kerl, den Legin erwähnte, macht mir so meine Bedenken… Wenn er wohl ein Versteck brauchte, hat er mindestens genug Dreck am Stecken, um uns entweder noch mehr Probleme zu verschaffen, wenn er sich uns anschließt, oder er ist irgendein hinterlistiges Schwein, welches uns die Stadtwache am Hals hetzt, um an irgendwelche Belohnungen zu kommen, wobei das wohl weniger der Fall wäre, da er dadurch nur sein eigenes Versteck aufgeben würde… Aber prinzipiell ist es mir egal wohin wir gehen, ich vertraue weder diesem Schmied, noch dem Kerl da drüben, noch dem Anderen, der in dem Lagerhaus sitzt. Die Hauptsache ist, dass wir nicht zu lange an einem Ort bleiben, das Risiko ist einfach zu hoch, dass uns nicht bereits jemand dabei beobachtet hat, wie wir tagtäglich in der Schmiede ein und ausspazieren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis uns diese Söldner, die uns ja scheinbar auf den Fersen sind, dort finden“, fuhr sie fort und fasste sich dabei nachdenklich ans Kinn.


Neria erschrak als ihr Vernitas Worte vor Augen führte dass sie am besten Weg war wieder in ihr altes Verhaltensmuster zurückzufallen. Waren nicht erst einige Tage vergangen seit sie einer dieser Elfen vor den sicheren Tod gerettet hatte? Wie konnte sie das nur vergessen?
„Wozu fragt Ihr mich eigentlich wenn Ihr Euch sowieso schon für das Lagerhaus entschieden habt?“ entgegnete sie Vernita verärgert.
„Ich werde dort sicher kein Auge zu machen können, noch dazu sprach Legin davon, dass sich dort schon jemand eingenistet hat. Aber von mir aus sehen wir uns das Lagerhaus halt einmal an, es ist schließlich Eure Entscheidung“, meinte Neria schließlich resignierend.


„Ich habe Euch nach Alternativen gefragt“, entgegnete Vernita schroff auf Nerias verärgert klingende Antwort. „Aber nach Alternativen, die uns nicht noch mehr Ärger bescheren, als wir ohnehin schon haben. Und die habt Ihr mir nicht bieten können, so bleibt für mich im Moment nur das Lagerhaus als logische Wahl für unser neues Versteck. Denn wie Miandra es schon so treffend bemerkte, hocken wir schon viel zu lange in diesem Kellerloch rum. Und nachdem jetzt auch noch Azoth verschwunden ist, wird es dort mehr als nur gefährlich. Ein Standortwechsel ist also dringend vonnöten. Sobald wir erst einmal in dieser neuen Baracke untergekommen sind, können wir uns immer noch nach einem besseren Unterschlupf umsehen.“
Dann wandte sie sich noch kurz an Miandra. „Und keine Angst, wegen diesem Kerl, der da im Moment noch haust. Sollte der uns irgendwelchen Ärger machen, dann versenken wir seine Leiche einfach im Hafenbecken.“
Ohne eine Antwort der beiden anderen abzuwarten drehte sie sich zu Legin um. „Wir sind einverstanden. Euer Elfenfreund hier soll uns umgehend dieses Lagerhaus zeigen.“
„Du hast die Dame gehört, Shendár“, meinte der Schieber grinsend. „Also tu, wie dir geheißen wurde.“
„Ja, ja…natürlich“, stotterte der Angesprochene, bevor er einmal tief durchatmete und mit ruhigerer Stimme fortfuhr. „Bitte, folgt mir.“
Bevor die vier den Raum verließen, wandte sich Vernita noch einmal an Dingolor. „Damit sehe ich Eure Schuld mir gegenüber als getilgt an, Legin.“
Der Angesprochene nickte nur bestätigend, bevor Shendár die drei Frauen nach draußen geleitete und aus dem Elendsviertel Denerims herausführte.
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