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 Kapitel VIII - Getrennte Wege

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Allie
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Kapitel VIII - Getrennte Wege Empty
BeitragThema: Kapitel VIII - Getrennte Wege   Kapitel VIII - Getrennte Wege EmptyMo 18 Jul 2011, 4:56 pm

Kapitel VIII - Getrennte Wege

Aktive Charaktere: Avalin, (Hennrik), (Jayden), Lian, Mabari, Miandra, Ripper, Rowan, Vernita


Avalin hatte das Schauspiel das sich in Lothering zugetragen hatte aus sicherer Entfernung beobachtet. Mit verschränkten Armen und lässig an einem Baum gelehnt stand sie auf einer kleinen Anhöhe am Waldrand unweit ihres Zeltplatzes. Ihre schwarzen, langen Haare fielen ihr lose über den Rücken, ihre braunen Augen waren kalt und auf ihren Lippen lag ein höhnisches Lächeln. Sie trug eine leichte, schwarze Lederrüstung, die ihren ganzen Körper schützte, und darüber einen taillierten, knöchellangen Kapuzenmantel der mit zwei Fibeln unter der Brust geschlossen war. Um ihre Hüften trug sie einen Gurt, an dem ihre zwei Dolche steckten.
Neugierig beobachtete sie die ‚Auseinandersetzung‘ die sich im Dorf zutrug, und als die Nacht sich zu Ende neigte beschloss sie, hinunter zu gehen und ein wenig die Lage auszukundschaften. Leise wie eine Raubkatze schlich sie ins Dorf und musste dabei über zahlreiche Leichen steigen. Sie blickte sich immer wieder um, um sicher zu stellen, nicht erwischt zu werden. Aber noch rührte sich nichts in dem kleinen Dörfchen.
Avalin runzelte die Stirn und wandte sich gerade zum umkehren, als ihr ein Mann auffiel, der wie tot an einem Hauseingang lehnte. Ein Mabari lag halb auf ihm und hatte die Augen geschlossen.
Avalin blickte sich nochmals um und trat dann langsam auf den Mann zu. Der Mabari öffnete die Augen und begann zu knurren. Avalin legte einen Finger auf die Lippen und blickte den Hund an.
„Ruhig Junge“, flüsterte sie, „Ich will euch nichts Böses.“ Der Hund beruhigte sich umgehend und begann zu winseln.
Ein Lächeln huschte über ihre Lippen und sie kniete neben dem Krieger nieder um ihm genau in Augenschein zu nehmen. Langsam näherte sie sich mit dem Kopf dem Gesicht des Mannes um zu kontrollieren ob er noch atmete. Sein Atem war schwach, aber er war da. Sie zog ihre feinen Handschuhe aus und berührte sein Gesicht. Es war eiskalt und seine Lippen blass.
Das war kein gutes Zeichen. Der Mabari winselte abermals und stupste sie mit seiner feuchten Nase an. Sie legte beide Hände ans Gesicht des Kriegers und begann ihn leicht zu rütteln.
„Könnt Ihr mich hören?“, ihr flüstern würde eindringlicher.
Keine Regung. Sie lies von ihm ab und zog eine kleine Phiole aus ihrem Mantel. Die rote Flüssigkeit schimmerte leicht und als sie den Korken abzog entwich ein leichter roter Hauch. Langsam hob sie den Kopf des Mannes an und flößte ihm den Trank ein. Danach legte sie die Phiole zur Seite und kraulte den Mabari am Kopf.
„Jetzt hilft nur mehr warten, Kleiner.“
Sie lehnte sich zurück, aber jederzeit bereit zu flüchten, falls einer seiner Gefährten sich ihr näherte.


Ripper lag auf dem Boden und der Regen prasselte auf ihn nieder. Der Himmel wurde von dunklen Wolken bedeckt und ab und zu blitze oder donnerte es. Doch er lag nur da... und starrte in den Himmel. Warum konnte ihn nicht einfach ein Blitz treffen und alles wäre vorbei. Er hatte eh alles verloren... was ihm wichtig war. Als Übeltäter, Menschenschänder und Gestörter bleibt er in Erinnerung bei denen, die er lieb gewonnen hatte. Nun war alles vorbei.
Von Rowan fehlte jede Spur... sie war... einfach weg. Doch dafür konnte er eine andere Gestalt ausmachen. Sie hatte eine weibliche Figur... und ihr Haupt war von einer Kapuze bedeckt. Langsam näherte sich diese Frau. Ihre prallen Brüste wippten im Takt als sie leichtfüßig über den harten Boden ging.
Sie hatte Sandalen an, die ihr bis zum Knie reichten und immer wieder kamen ihre straffen Oberschenkel unter dem Umhang zum Vorschein. Allein schon der Anblick der Frau erregte ihn sehr. Doch als sie vor ihm stand und ihre Kapuze runter streifte... ließen ihre bräunlichen Augen ihn beinahe dahin schmelzen. Ihr Blick war kalt und stark und war unglaublich anziehend. Schmuck zierte ihr hübsches Gesicht und ihre schwarzen Haare fielen ihr ins Gesicht. Außerdem konnte er hinter ihrem Ohr eine kleine Tätowierung ausmachen. Wie in Trance starrte er sie weiter an. Auf einmal stieg sie breitbeinig über ihn und setzte sich auf seine Hüfte... ohne ein Wort. Ripper sagte ebenfalls nichts, sondern schaute sie nur an. Sie strahlte etwas aus, es war so vertraut und verständlich. Er hatte noch nie... so etwas gespürt.
Die Frau drückte ihren wohlgeformten Hintern fest auf sein Becken als ihre scharfen Dolche hervor blitzten. Sie konnte ihn auch jederzeit hintergehen und einfach zerstückeln.
Doch das war ihm egal.
Ripper genoss ihre Anwesenheit und hoffte, dass sie bei ihm blieb... bis zu seinem Ende...


Rowan merkte nicht, wie sie in einen unruhigen Schlaf sank.
Sie ging über eine grüne Wiese und die Sonne lachte vom Himmel. Ihre Hände streiften die Grashalme und sie sog die unberührte Natur mit jedem ihrer Sinne auf. Neben ihr lief ihr Weggefährte. Seine Haare wehten leicht im Wind und er schritt beschwingten Schrittes aus. Sie lächelte ihm zu und richtete ihre Augen wieder geradeaus.
Obwohl die Wiese auf den ersten Blick einheitlich aussah, konnte Rowan doch deutlich den Weg vor sich sehen. Sie war zufrieden und wusste, dass alles gut werden würde, so lange sie auf diesem Pfad blieb.
Doch plötzlich änderte sich alles. Der Himmel verdunkelte sich und Wolken zogen auf. Es schien, als zöge ein Unwetter heran. Erschrocken blieb sie stehen, als sie merkte, dass ihr Gefährte sie verlassen hatte. Sie drehte sich nach ihm um und sah ihn, wie er ein paar Fuß hinter ihr im Kreis lief. Sie ging zu ihm und bewegte sich eine Weile mit ihm. Verzweifelt versuchte sie mit ihm zu reden und ihn wieder auf den Weg zu bringen, doch es schien, als könne er sie nicht hören.
Seine grünen Augen hatten ihren Glanz verloren und starrten ins Leere. Dunkelheit lag über seinem Gesicht.
Immer wieder sprach Rowan ihn an, doch von ihm kam nichts mehr. Er drehte sich weiter unaufhörlich im Kreis und hatte den Weg aus den Augen verloren.
Rowan blieb einen Moment unschlüssig stehen. Sie schaute nach oben in den Himmel, der sich mittelweile schwarz gefärbt hat. Fast sah es so aus, als würde das Gesicht einer Frau höhnisch auf sie herab lächeln.
Rowan fühlte, wie sie langsam ihre Kraft verlor. Sie erkannte mit einem Mal, dass sie den Kampf verloren hatte. Traurig wandte sie ihrem Gefährten den Rücken zu. Sie hoffte, dass er es schaffen würde, die Wolken zu vertreiben und den Weg wieder zu finden.
Sie verließ ihn und schritt weiter auf dem Weg. In weiter Ferne konnte sie erkennen, dass der blaue Himmel die Wolken vertrieben hatte. Ihr Herz lag schwer in ihrer Brust und sie weinte still, als sie auf den Schein am Horizont zu schritt.
Ein Lied ging ihr dabei durch den Kopf:

What was I waiting for
Waiting for the bubble to burst
Over your stagnant pauses

Can't cure what your devil don't see
Or light a fire below the death of me
We've shot through all over our causes

Days spin through my heart
That sever the love
Kill all the pain with shame

I won't be lost without you
I've found a way to get through
Now I'm up and running

Strong enough to walk away
And leave you alone
I won't be lost

What were you waiting for
Waiting for the straw to break
Over the back of desperate ways

You were a dream to me
Now you're nothing but a heart
that bleeds
I'll wash you off and carry on

I won't be lost without you
I've found a way to get through
Now I'm up and running
Strong enough to walk away
And leave you alone
I won't be lost



Vernita öffnete schlagartig die Augen. Sie lag noch genauso auf dem Bett wie in der letzten Nacht, so dass ihr Blick direkt wieder auf den alten Schrank fiel. Durch das kleine Fenster über dem Bett drangen die ersten Sonnenstrahlen ins Zimmer.
‚Es wird Zeit!‘ dachte die Elfe und richtete sich auf. Der Umschlag, den Rowan ihr umgelegt hatte, war inzwischen trocken geworden, also befreite sie sich davon. Sie untersuchte ihre Prellung, die aber schon etwas abgeschwollen war. Es war zwar noch nicht perfekt, aber wenigstens konnte sie sich wieder halbwegs schmerzfrei bewegen. Vernita stand auf und wusch sich oberflächlich mit dem Wasser aus der Schüssel. Dann griff sie zu ihrer Salbe und rieb damit noch einmal ihre Prellung ein.
Aus ihrer Tasche kramte sie eine rotbraune Hose und ein blutrotes Hemd, welches sie zusammen mit ihren Panzerstiefeln anzog. Ihre Rüstung würde sie im Moment nicht brauchen. Nur ihre Schwerter nahm sie noch mit, bevor sie das Zimmer verließ. Die Zimmertür verriegelte sie und nahm den Schlüssel mit.
Die Elfe lief die Treppe zum Schankraum hinunter. Sie wandte sich an den Wirt und bestellte etwas zu essen und einen Krug Wasser. Dabei fiel ihr Blick auf Miandra, die im Eingangsbereich auf einer Bank saß und augenscheinlich schlief. Während der Wirt ihre Bestellung zusammenstellte, ging Vernita auf die schlafende Frau zu. Als sie direkt vor ihr stand, packte sie Miandra an den Schultern und rüttelte diese höchst unsanft wach. Die schwarzhaarige Frau öffnete langsam die Augen und blickte direkt in das fordernde Gesicht der Elfe.
„Ich werde jetzt Raswenjá verhören gehen!“ sagte Vernita in einem ungeduldigen Ton. „Und wenn ich für Euch etwas herausfinden soll, dann solltet Ihr mir jetzt endlich verraten, wen Ihr überhaupt sucht! Ihr habt immer nur von einer sie gesprochen. Aber wer ist diese sie? Ist es eine Freundin von Euch? Oder Eure Schwester? Oder vielleicht sogar Eure Tochter?“


Es dauerte nur wenige Augenblickte bis Miandra die Situation analysiert hatte. Sie war auf der Bank eingeschlafen, und nun von einer wütenden Elfe geweckt worden, doch dies war wohl gar nicht so schlecht. Sie rieb sich kurz die Augen und stand mit einem „Beim Erbauer!“ auf und hielt sich dabei, mit verzerrtem Gesicht, die Hände an den Rücken. Nein, auf einer Bank einschlafen, hatte durchaus keine Vorteile.
Anschließend wandte sie sich an Vernita, „Ich bezweifle, dass diese Raswenjá etwas damit zu tun hat.“
Dann schluckte sie kurz und blickte zum Fenster. Sie erkannte, dass es bereits hell war. Sie hatte eindeutig zu lange geschlafen. „Es ist nicht so, dass es etwas mit Vertrauenssache zu tun hat, wieso ich ungerne darüber spreche. Damit will ich nicht sagen, dass ich Euch vertraue, aber ich habe im Laufe der letzten Ereignisse, die sich in meinem Leben ergaben, gelernt niemanden zu vertrauen. Doch das ist eine andere Geschichte… Kommt, ich würde etwas frische Luft begrüßen …“
Ohne eine Antwort abzuwarten ging sie aus der Taverne. Das Feuer war inzwischen erloschen, und man konnte nur noch einen großen schwarzen und verkohlten Haufen erkennen, woraus niemand, der es nicht wusste, hätte ableiten können, dass dies alles Menschenleichen waren.
„Ja es handelt sich um meine Tochter.“ sagte sie dann zu Vernita, welche ihr gefolgt war. „Wenn Ihr mehr Informationen benötigt... dann fragt... aber ich bin nicht dazu im Stande, Euch einfach so alles zu erzählen. Ich habe mir vorgenommen das alles zu vergessen, und neu anzufangen, doch das gelingt mir wohl so oder so erst wenn ich weiß, ob sie noch am Leben ist, oder nicht. Doch mich ergreift inzwischen immer öfter die Tatsache, dass es wahrscheinlich aussichtlos ist.“
Sie blickte starr auf den verkohlten Haufen mit verschränkten Armen. Eine leichte Brise zog auf, wodurch etwas Asche weggeweht wurde. Einige schwarze Haarsträhnen fielen ihr übers Gesicht, so dass man ihren Ausdruck von der Seite nur schwer erkennen konnte.


Vernitas Blick wurde wehmütig, als sie Miandras Ausführungen lauschte. Ihre Gedanken schweiften ab. Zu einem Ort und einer Zeit, die nicht ihre eigene war. Oder etwa doch? Ein anderes Leben kam in ihr hoch. Eines, was sie tief in ihrem Innern begraben hatte. Es wollte an die Oberfläche kommen, sowie eine aufgeblähte Wasserleiche.
Das Ganze dauerte nur wenige Augenblicke. Dann übernahm der Profi wieder die Kontrolle über sie. Sie wischte die Erinnerungsfetzen fort, bevor sie der Frau vor ihr eine Hand auf die Schulter legte, um diese aus ihren Gedanken zu reißen.
„Ich brauche nicht viele Informationen“, sagte die Elfe ruhig. „Nur ihren Namen, das Alter, eine kurze Beschreibung von ihrem Aussehen und eventuelle Besonderheiten, durch die man sich leicht erkennen kann.“


Lian wurde stutzig. Denn eigentlich, hatte er ihr etwas sehr Wichtiges versprochen. Ihr bei der Suche beizustehen. Ihre Tochter zu finden, koste es was es wolle. Er konnte ihre funkelnden blauen Augen, und ihre schönen langen schwarzen Haare nicht vergessen. Er erinnerte sich immer wieder daran, wie sie die Taverne betrat, die Kapuze auf dem Kopf, und total durchnässt.
Sein Blick schweifte zum Rucksack. Hastig sprang er auf und packte alles was er bei sich hatte in diesen. Dann steckte er seine polierten Schwerter in deren Scheiden, und band sich den Waffengurt um, in seiner neuen Rüstung war er schon. Zu guter Letzt schmiss er sich einen schwarzen Umhang um, und strich die Kapuze über den Kopf. Und so verließ er den gemütlichen Platz im Walde.
Er streifte durch die Wälder, Andraste sei Dank dass es nicht regnete. Lian kannte sich sehr gut aus, wusste wie er Fährten lesen musste und wie man voran käme. Die ersten Spuren fand er nach nicht all zu langer zeit. Fußspuren. Er ging in die Hocke und strich mit dem Zeigefinger darüber.
„Hm“, stieß er hervor und ging weiter.
Seine Beine trugen ihn schnell, so schnell es nur ging. Er durfte sie nicht verlieren. Um keinen Preis. Es war still, und man hörte nur den Wind peitschen. Bis es plötzlich raschelte. Lien hielt an, schaute sich um, doch konnte er nichts erkennen. Er ging weiter, und plötzlich raschelte es wieder. Dieses mal schaute er zu einem Busch, und er erkannte eine Schnauze. Eine Mabarischnautze die durch glotzte.
Lian grinste, und setzte sich auf den Boden. Die Knie angewinkelt, seine Arme darüber gelegt. Dann holte er einen Fleischwürfel aus seinem Rucksack. Zartes Fleisch vom Reh. Diesen hielt er in seinem Plattenhandschuh und wartete.
Der Mabari schnüffelte und trat aus dem Gebüsch hervor. Sein Fell glänzte in einem Zarten hellem Braun, sein Schwanz und Kopf in dunklem Schwarz. Er humpelte und schien eine Verletzung am Fuß zu haben. Er näherte sich weiter mit einem Winseln. Er schien Hunger zu haben.
Plötzlich stand er vor Lian, und dieser legte ihm das Stück Fleisch hin. Gierig fraß der Mabari und knurrte anschließend. Er wolle mehr. Lian packte weiteres Fleisch aus seinem Rucksack welches er ihm hinlegte.
Sachte näherte er sich seiner Pfote. Etwas Blut war zwischen den Krallen zu sehen, und etwas Schwarzes.
„Scht… mein Kleiner. Gleich wird alles wieder gut.“ Der Mabari fraß und bemerkte es nicht. Lian zog seinen Handschuh aus, um vorsichtig ein Metallstück aus der Pfote des Hundes. Er winselte auf, und biss Lian leicht in die Hand. Aber Lian zückte nicht zurück, sondern streichelte den Hund am Kopf, woraufhin der Mabari sehr verdutzt blickte. Er näherte sich Lian und schleckte ihm übers Gesicht, worauf dieser herzhaft zu lachen begann.
Anschließend holte er einen Verband aus dem Rucksack, sowie eine Wundsalbe, welche aus den feinsten Kräutern hergestellt wurde. Auf ein Tuch gab er etwas Salbe, was er dem Mabari auf die Pfote legte, und dann mit dem Verband umwickelte.
„Mach‘s gut mein Kleiner“ sagte Lian als das Bein fertig bandagiert war, stand auf und ging weiter. Keine zehn Meter weiter, bemerkte er, dass er verfolgt wurde. Er blickte hinter sich, und dort stand er. Der Mabari, mit wedelndem Schwanz und den Kopf schief gelegt… ein wortwörtlicher Dackelblick.
„Na los ! Komm mit.“ Der Hund bellte und lief zu Lian, neben seine Seite und begleitete ihn. Die beiden verfolgten weiter die Spuren und der Mabari schnüffelte den Weg.
Plötzlich kamen sie an einen anderen Ort, einen Ort den Lian kannte… der aber mal anders aussah. Überall waren sämtliche Häuser zerstört und erinnerten an eine Ruine. Der Geruch von verbranntem Fleisch und Tod stieg Lian in die Nase. Hier muss etwas passiert gewesen sein. Die beiden gingen weiter und von der Ferne konnte Lian zwei Personen ausmachen. Eine Elfe und ein Mensch. Sie standen vor einer Taverne. Aber diese Menschenfrau... Lian kannte sie.
Sie hatte funkelnde bezaubernde Augen, und schwarzes langes Haar. Schnellen Schrittes eilte er auf die beiden zu, doch der Mabari blieb stehen und knurrte.
„Los ich kenne sie! Uns wird nichts passieren.“ Der Mabari leckte kurz über seine Nase und folgte Lian anschließend.
Als sie sich näherten schrie er: „Miandra?!?!“
Er lief auf sie zu, blieb kurz vor ihr stehen, atmete hastig, da er außer Puste war. Dann umarmte er sie kurz.
„Es tut mir leid, dass ich Euch stehen ließ! Ich habe Euch etwas versprochen und genau das werde ich einhalten.“
Kurz schweifte sein Blick über zu einer Elfe.
„Und wer ist das?“ fragte er.


Miandra spürte, dass Vernita ihr die Hand auf die Schulter legte. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte Vernita anders eingeschätzt... kälter. Sie blickte zur Seite und wollte gerade zum Reden ansetzten, als sie von weitem einen Elf… einen Elf den sie kannte, begleitet von einem Mabari, in ihre Richtung laufen sah. Und nur einen kurzen Moment später, noch bevor sie etwas sagen konnte, fiel er ihr um den Hals - wie wenn sie sich ewig kennen würden!
„Wieso seid Ihr mir gefolgt!“ zischte sie ihn an. „Es kann ja kaum ein Zufall sein, dass Ihr hier nach Lothering gekommen seid! Ich hatte meine Gründe, wieso ich die Suche ohne Euch weiterführen wollte!“


Bevor Miandra Vernita eine Antwort hätte geben können, stürmte plötzlich ein schwarzhaariger Elf in das Dorf, gefolgt von einem Mabari. Der Elf umarmte die Frau und nannte sie beim Namen. Offenbar kannten sie sich, doch war dieser Neuankömmling vertrauenswürdig?
Vernitas Nackenhaare sträubten sich und sie bereute es, dass sie ihre Rüstung nicht angezogen hatte. Sie sprang zwei Schritte zurück und zog ihre Kurzschwerter, die sie auf den Elf richtete. Mit grimmiger Miene beobachtete sie jede seiner Bewegungen.
„Miandra, kennt Ihr etwa diesen... diesen Elf?“ fragte sie lauernd, wobei sie beide abwechselnd ansah.


Für einen kurzen Moment vergaß Miandra, dass Vernita neben ihr stand. Doch als diese sich dann auch zu Wort meldete, seufzte sie kurz und wandte sich wieder an sie.
„Ja ich kenne ihn… Wir haben uns in der Taverne zum schwarzen Ritter kennengelernt, als ich dort einen Zwischenstopp eingelegt habe. Er wollte mir bei der Suche nach meiner Tochter helfen, doch... ich hatte kein gutes Gefühl dabei! Ich bin sonst nie so offen gegenüber anderer und ich kenne niemanden – und schon gar keinen Mann – der einem einfach so bedingungslos hilft, ohne Hintergedanken! Und bevor ich erfahre, was genau Eure Absicht ist, wegen der Ihr mich verfolgt oder Ihr mir ‚helfen‘ wollt…“
Ihr Blick wanderte wieder zu Lian. „…hielt ich es für sinnvoller einen anderen Weg einzuschlagen. Meine Intuition war dagegen, daher bin ich nun hier - ohne Euch.“
Sie atmete kurz mit gerunzelter Stirn tief ein und aus und schüttelte den Kopf leicht erzürnt.
„Also“, sagte sie nach der kurzen Pause. „Wieso verfolgt Ihr mich?“


Lians neuer Begleiter knurrte die Elfe an, die Lian die Schwerter entgegenhielt.
„Scht...“, beruhigte er den Mabari, und wandte den Blick zu der Elfe.
„Legt Eure Schwerter lieber nieder, ich bin nicht hier weil ich etwas Böses möchte.“
Dann seufzte er und streifte sich seine Kapuze ab.
„Warum seid Ihr so.... Ach schon klar. Ihr könnt keinem Mann vertrauen. Warum auch immer. Ich bin Euch gefolgt weil ich etwas versprochen habe. Ich habe versprochen Euch zu helfen bei der Suche, Euch und Eure Tochter wieder zusammen zu führen. Da kann ich Euch nicht einfach ziehen lassen, ohne es auch einzuhalten. Seid lieber froh, dass ich das für Euch tue, obwohl Ihr weiterhin misstrauisch, kalt, und launisch mir gegenüber seid.“


„Warum sollte sie Euch vertrauen, Elf?“ zischte Vernita böse. „Ihr seid ein Mann, und denen kann eine Frau eigentlich nie vertrauen!“
Sie richtete ihren Blick wieder auf Miandra. „Wollt Ihr Euch noch weiter mit diesem Kerl unterhalten? Oder sollen wir ihn und seinen Hund gleich zu den anderen Leichen auf diesen schönen, großen Haufen werfen?“
Bei ihren Worten grinste sie den Elfen hämisch an.


„Ich kann einfach Eure Handlungsweisen nicht nachvollziehen.“ Mehr sagte Miandra dazu nicht, so als wäre es ihr gleichgültig, was Vernita nun mit ihm anstellen würde. Sie verließ einfach den Ort des Geschehens und ging zurück in die Taverne. Sie bestellte sich ein Bier und war verwundert, dass der Gastwirt nach dem ganzen Geschehen der letzten Nacht überhaupt noch hier war, aber er wollte schließlich auch was verdienen. Damit setzte sie sich auf einen gepolsterten Stuhl in eine Ecke und trank aus dem Krug.


Lian seufzte und folgte Miandra mit seinem Mabari. Sie betraten die Taverne und er holte sich ebenfalls ein Bier. Danach setzte er sich zu Miandra an den Tisch in der Ecke, der Hund folgte ihm und machte Platz neben ihm am Boden.
„Ihr könnt es nicht verstehen, und werdet es erst, wenn Ihr mich besser kennt.“
Nach einem kurzen Seufzten, nahm er einen Schluck.
„Was gedenkt Ihr jetzt zu tun? Wie soll es weiter gehen?“


Vernita schaute etwas verdutzt, als die beiden sie einfach stehen ließen und in die Taverne gingen. Sie atmete einmal tief durch, um sich zu beruhigen, bevor sie ihre Schwerter wegsteckte und ihnen folgte.
Sie sah, dass sich die beiden in einer Ecke des Schankraumes niedergelassen hatten. Ohne sie weiter anzusehen trat sie zur Theke, wo der Wirt ihr Frühstück bereitgestellt hatte. Sie warf ihm ein paar Kupfermünzen hin, bevor sie einen Schluck Wasser zu sich nahm. Anschließend drehte sie sich um, wobei sie sich mit den Ellenbogen auf der Theke abstützte.
„Von mir aus macht das unter euch aus!“ rief sie durch den Raum. „Aber bevor ich euch für euer kleines Techtelmechtel alleine lasse, benötige ich noch die Informationen über Eure Tochter, nach denen ich Euch gefragt habe, Miandra!“


Miandra blickte wütend aus dem Fenster, und nur kurz darauf setzte sich Lian zu ihr an den Tisch. Wieso konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen? Und sie war zum ersten Mal froh, dass sie von Vernita angesprochen wurde. Dann begann sie zu kurz lachen und wandte sich an die Elfe.
„Nein dazu wird es garantiert nicht kommen…“ Anschließend stand sie wieder auf und ging zu Vernita an die Theke und drehte Lian dabei den kalten Rücken zu.
„Verzeiht ich... wollte Euch nicht warten lassen, aber ich wurde gerade von dem Moment überrumpelt. Sie heißt Elana, benannt nach der Mutter meines ehemaligen Mannes. Sie ist neun Jahre alt, ich bekam sie mit achtzehn. Sie hat schwarze schulterlange Haare, wunderschöne braune Augen, auch wenn sie mich an ihren versoffenen dummen Vater erinnern. Ihre Haut ist etwas heller als die meine, aber ich durfte mir oft genug anhören, dass ich sie niemals als meine Tochter hätte abstreiten können. Vor ungefähr drei Wochen wurde sie von den Männern entführt, wo ich Euch den Brief gezeigt habe. Sie sind sehr korrupt und haben, wie ich bereits sagte, überall ihre Finger im Spiel… Doch ich habe keine Ahnung, wozu sie meine Tochter und einige andere der Mädchen meines ehemaligen Wohnortes entführt haben... Nur der Erbauer weiß...“
Sie machte eine kurze Pause und starrte geradeaus, als wären ihr erst jetzt beim Erzählen die Möglichkeiten wieder eingefallen, was sie alles mit all den jungen Mädchen anstellen könnten… doch sie schob den Gedanken nur einen kleinen Moment später wieder auf die Seite.
„Ehm ja, mein Mann verkaufte immer einen Teil unserer Ernte an sie. Ich weiß nicht genau, wie es überhaupt so weit kommen konnte, er hat es mir nie gesagt. Doch wahrscheinlich hatte er keine andere Wahl, denn als unsere Ernte nur sehr knapp ausfiel, konnten wir nichts mehr davon abgeben. Wir wären an den unfruchtbaren kalten Tagen verhungert. Naja daraufhin brannten sie alles nieder, ermordeten jeden, außer der jungen Mädchen, die sie mitgeschleppt haben... und mir, da ich zu dem Zeitpunkt, an einem anderen Ort war… vielleicht wollte der Erbauer es so, ich weiß es nicht…“


Vernita verspeiste in Ruhe ihr Frühstück, während sie Miandra aufmerksam zuhörte und sich jedes Wort einprägte. Als die Frau mit ihren Ausführungen am Ende war, strich sie sich nachdenklich über das Kinn.
„Mmhh“, meinte sie lang gezogen. „Die Informationen sind zwar etwas vage, aber ich werde sehen, ob ich was aus unserer Krähe herausbekomme. Wird aber eine Zeit lang dauern, da sich diese Anführerinnen immer für besonders tough halten.“
Sie trank ihren Krug leer und knallte ihn auf die Theke. Der Wirt, der am Ende des Tresens vor sich hin gedöst hatte, schreckte bei dem Geräusch auf.
„Ihr werdet mich jetzt entschuldigen müssen“, grinste Vernita dreckig, während sie zum Ausgang der Taverne schritt. „Aber ich muss noch einer Schlange die Giftzähne ziehen!!“
Sie lachte laut auf und verließ kurz darauf das Gebäude.


Lian biss die Zähne zusammen, und sein Hund blickte ihn unsicher mit einem leichten Knurren an. Er musste das Versprechen einhalten, er musste. Er hatte es gegeben und so solle es auch sein. Er warf dem Hund eine Wurst zu, die er aufschnappte und verschlang, und stand sofort auf. Kurz holte er tief Luft bevor er sich an Miandra wandte.
„In Ordnung, Ihr wollt meine Hilfe nicht, bekommt sie dennoch. Jedoch werde ich alleine gehen. Und kommt ja nicht auf die Idee Euch zu bedanken wenn ich sie finde. Dann werde ich verschwinden aus Eurem lästigen Leben“, zischte Lian und ging zusammen mit seinem Hund aus der Taverne. Er hatte die wichtigsten Informationen erhalten als Miandra mit Vernita redete. Das musste reichen.
Ohne eine Antwort abzuwarten, verließen der Mabari und Lian Lothering.


Da Lian, ohne eine Antwort abzuwarten, einfach aus der Tür verschwand, blickte Miandra ihm nur etwas stutzig hinterher. Er wolle ihre Tochter finden, alleine? Er war wohl lebensmüde, und etwas verrückt, dachte sie nur. Was gingen ihm ihre Probleme an…
Leicht kopfschüttelnd wandte sie sich wieder dem Bierkrug zu. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie noch nichts gegessen hatte, und schon am Bier nippen war. Daher bestellte sie sich etwas Brot und Schinken, auch wenn sie sich nicht hungrig fühlte.


Das Weib saß immer noch auf seiner Hüfte und schaute ihn mit ihren kalten Augen an.
Es war so real... und Ripper spürte ihre Anwesenheit... immer stärker. Die Welt um ihn herum schien sich zu drehen. Ihm wurde wieder warm und er fühlte etwas. Seine Seele kehrte langsam aber sicher wieder in seinen Körper zurück. Doch die Frau... war immer noch da. War es eine Täuschung? Nein... das konnte nicht sein...
Ripper riss die Augen auf und starrte ihr direkt in ihre braunen Augen.


Avalin sah, wie der Krieger die Augen öffnete und sie mit seinen grünen Augen anstarrte. Sie legte den Kopf etwas schräg und blickte ihn an. Er hatte etwas sehr Faszinierendes und Anziehendes an sich. Avalin riss sich von seinem Anblick los und griff ihm an die Hand, um den Puls zu kontrollieren. Er ging um Einiges schneller als zuvor. Sie sah ihn von der Seite an.
„Geht es Euch gut?“ fragte sie kühl.


Ripper starrte die Frau weiter an... war das möglich? War er die ganze Zeit über in einer anderen Welt gewesen? Oder war er vielleicht immer noch dort? Diese Frau hatte er eben klar und deutlich gesehen... sie saß auf ihm... er hat sie gefühlt. Wie konnte das sein...war alles nur eine Täuschung?
„Mhm... joa... alles gut“, antwortete er leise und etwas undeutlich.
Ihm fiel das Sprechen nicht leicht... und seine Augenlider waren schwer. Zu lange war er fort gewesen, in der anderen Welt... dem Nichts. Doch fühlte er sich in der Anwesenheit dieser Frau irgendwie sicher und wahrscheinlich hatte sie ihn sogar gerettet. Er konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden... sie war zu anziehend. Er hatte so etwas noch nie gespürt... es war seltsam.
Doch auf einmal fuhr er hektisch herum...
Wo war sein Hund?
Er war sich ganz sicher... er war die ganze Zeit bei ihm gewesen!
Ripper sprang hastig auf, ließ sich aber sofort schmerzerfüllt wieder an der Tür runter gleiten. Ripper saß wie ein Häufchen Elend auf dem Boden und schaute vielsagend zu der Frau.


Avalin starrte ihn weiter an, und als er zu sprechen begann kniff sie skeptisch die Augen zusammen. Sie fuhr zusammen als er plötzlich hochsprang, aber gleich wieder zusammensackte.
Als er so am Boden saß und sie ansah war es ihr, als würden sie sich schon ewig kennen. Sachte legte sie abermals die Hand an sein Gesicht, um seine Temperatur zu fühlen. Als sie ihn berührte war es fast wie ein kleiner Stromschlag und sie zog hastig die Hand zurück.
„Falls Ihr Euren Hund sucht….er ist weggelaufen. Vor kurzem. Ich weiß nicht wohin.“ sagte sie unsicher. „Ihr seht mir noch recht schwach aus. Kann ich Euch helfen?“
Avalin versank abermals in seinen Augen, als ein Schrei die Ruhe durchschnitt. Sie fuhr hoch und geriet in Panik. Viel zu lange hatte sie an diesem Ort verweilt. Das Dorf war erwacht und sie hatte es gar nicht mitbekommen. Schnell zog sie sich ihre Handschuhe über und nahm die Phiole, die noch neben ihr am Boden lag. Unschlüssig sah sie den Krieger an. Eigentlich wollte sie flüchten, vor den Menschen hier im Dorf, doch ihr war als würden ihre Füße am Boden festkleben. Sie warf einen Blick über die Schulter und dann wieder zu ihm, unfähig sich zu bewegen.



Zuletzt von Allie am Do 21 Jul 2011, 6:05 pm bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Kapitel VIII - Getrennte Wege   Kapitel VIII - Getrennte Wege EmptyMo 18 Jul 2011, 5:08 pm

Vernita betrat die verfallene Kirche. Am anderen Ende der großen Halle stand der alte Altar, auf dem die Elfe in der letzten Nacht Raswenjá gefesselt hatte. Deren Männer lagen immer noch tot auf dem Boden und die ersten Fliegen tummelten sich schon auf den Leichen. Es roch nach Blut und Verwesung.
Die Elfe durchstöberte die Taschen der Toten und steckten deren Geld ein, bevor sie durch den Raum zum Altar ging. Die Schritte ihrer Panzerstiefel hallten laut und blechern durch das Gebäude. Ein Grinsen legte sich auf Vernitas Gesicht, als sie sah, dass ihre Gefangene sich auf dem Altar hin- und herwandte. Doch sie konnte die Fesseln nicht lösen.
„Guten Morgen! Ihr seid also erwacht, Schlange!“ rief die Elfe durch den Raum, bevor sie lauthals zu lachen begann. „Das ist gut! Dann können wir ja gleich anfangen!“
Als Vernita den Altar erreicht hatte, sah sie Raswenjá direkt ins Gesicht. Wütend funkelten die Augen der Krähe die Elfe an. Diese grinste sie nur an. Vernita hörte ein klirrendes Geräusch. Sie sah kurz nach oben und bemerkte zum ersten Mal, die beiden Ketten mit den Handschellen daran, die über dem Altar an der Decke befestigt worden waren. Die Elfe blickte sich weiter um, wobei sie in der ehemaligen Bücherecke der Kirche auf mehrere Tische stieß, auf denen Zangen, Knüppel, Messer, Peitschen und andere Dinge lagen, mit denen man einen anderen sehr weh tun konnte. Raswenjá hatte sich hier eine richtig schöne Folterkammer eingerichtet.
„Wie ich sehe, haben wir beide ähnliche Freizeitbeschäftigungen, Schlange“, grinste Vernita ihre Gefangene an und sah ihr wieder direkt in die Augen. Sie nahm Raswenjá den Knebel ab, doch diese starrte sie weiterhin nur hasserfüllt an.
„Wollt Ihr mir jetzt vielleicht meine Fragen beantworteten, oder muss ich Euer Spielzeug an Euch testen, hmm?“ Die Stimme der Elfe klang verächtlich.
„Von mir erfahrt Ihr nichts!“ keifte die Krähe, bevor sie der Elfe ins Gesicht spukte. Diese schloss nur für einen Moment die Augen, bevor sie sich mit einer lässigen Handbewegung den Schleim abwischte.
„Wie Ihr wollt“, bemerkte Vernita gespielt enttäuscht, während sie begann die Frau auf dem Altar auszuziehen. Zuerst entfernte sie alle Rüstungsteile und dann alle Kleidungsstücke, die Raswenjá darunter trug. Schließlich lag sie völlig nackt vor der Elfe.
„Ihr habt wirklich einen schönen Körper, Schlange“, flüsterte die Elfe fast sanft, während sie mit ihren Fingern über diesen strich. Sie berührte die Brust der Frau, spielte kurz mit deren Warzen, bevor sie ihre Finger weiter nach unten wandern ließ. Vernita streichelte den Bauch der Frau, dann das Becken und schließlich fuhr sie mit dem rechten Bein fort, bis sie die Füße der Frau erreicht hatte. Der Körper Raswenjás verkrampfte sich, und sie versuchte erneut sich loszureißen. Vergeblich.
„Ich frage mich, wie viele Männer diesem schönen Körper schon zum Opfer gefallen sind. Und auch, wie viele Frauen.“
Einen Moment lächelte Vernita noch, bevor dieses Lächeln abrupt zerfiel und zu einer steinernen, verzerrten Maske wurde. Völlig unvermittelt zog sie eines ihrer Schwerter, legte es unter Raswenjás Fuß und schnitt ihr mit einer schnellen Bewegung die Sehnen durch. Anschließend griff sie sich den zweiten Fuß und wiederholte den Vorgang. Die Krähe keuchte schmerzerfüllt auf.
„Das ist nur, damit Ihr nicht einfach weglauft, Süße“, lächelte die Elfe übertrieben freundlich, während sie ihr Schwert wieder wegsteckte. Anschließend nahm sie etwas Verbandszeug und versorgte damit die frischen Wunden. „Und das ist, damit Ihr nicht verblutet. Schließlich haben wir beide ja noch viel vor.“
Vernita ging zu den Folterutensilien und besorgte sich einen schweren Hammer und eine Peitsche. Als sie ihre Gefangene wieder erreicht hatte, warf sie die Peitsche vorerst auf den Boden. Dann schritt sie an das Kopfende des Altars, holte kurz mit dem Hammer aus und ließ diesen auf den rechten Ellenbogen der gefesselten Frau niedersausen. Dieser brach mit einem laut knackenden Geräusch. Raswenjá schrie kreischend auf. Ihr ganzer Körper bäumte sich vor Schmerzen auf.
„Tut weh, nicht?“ spottete die Elfe, bevor sie dieselbe Prozedur an Raswnejás linken Arm wiederholte. „Aber auf die Art leistet Ihr mir wenigstens keinen Widerstand mehr.“
Vernita warf den Hammer zur Seite, bevor sie die Ketten von der Decke herabließ. Sie legte Raswenjá die Handschellen an und ließ sie einrasten. Anschließend befreite Vernita ihre Gefangene von ihren anderen Fesseln. Aufgrund ihrer gebrochenen Knochen und zerschnittenen Sehnen konnte sich die Krähe nicht wehren, als Vernita sie mit einigen kräftigen Zügen in die Luft hob. Die Elfe ließ ihr Opfer zu Boden sinken, bevor sie die Kette befestigte, damit Raswenjá stehen blieb.
„Dann beginnen wir mal mit der Aufwärmphase, was?“ meinte die Elfe grinsend, wobei sie die Peitsche und ein Stück Holz zur Hand nahm. Dieses stopfte sie der Krähe in den Mund. „Hier. Damit Ihr Eure Beißerchen nicht verliert. Schließlich habt Ihr mir ja noch viel zu erzählen.“
Die Elfe trat zwei Schritte zurück, so dass sie hinter Raswenjá stand. Ihr Blick glitt noch einmal über den gestreckten, nackten Körper der Frau. So makellos wie er im Moment noch aussah, würde er nie wieder sein. Sie holte mit der Peitsche aus und schlug gleich darauf zu. Die Krähe zuckte zusammen, als die Peitsche einen blutigen Streifen auf ihrem Rücken hinterließ. Vernita holte erneut aus, bevor sie ein zweites Mal zuschlug. Sie wiederholte den Vorgang. Wieder und wieder und wieder. Dabei schweiften ihre Gedanken langsam ab.


Rowan schreckte aus ihrem Traum hoch. Ein greller Schrei hatte sie geweckt. Bevor sie sich weiter Gedanken darüber und über das was sie geträumt hatte machen konnte, hörte sie das Knallen einer Peitsche. Schnell war sie auf ihre Füße gesprungen und lauschte weiter. Mit Schrecken wurde ihr bewusst, woher die Geräusche kommen mussten…Vernita hatte mit ihrem grausamen Werk angefangen.
Rowan schloss die Augen und versuchte, sich gegen die aufkommenden Gefühle zu wehren. Doch sie schaffte es nicht. Bilder drängte sich vor ihr geistiges Auge. Bilder von der Elfe, die mit hässlich verzerrtem Gesicht eine wehrlose Gefangene auspeitschte und folterte.
Rowan schüttelte sich und rannte dann in den Stall hinein. Sie sattelte ihr Pferd und führte es nach draußen. Einen Moment überlegte sie… sie wollte weg von hier, doch sie hatte den Krieger am Abend allein gelassen und bisher nicht nach ihm geschaut. Er war stabil gewesen als sie ihn verlassen hatte... dennoch machte sie sich Sorgen.
Ihr Traum kam ihr wieder in den Sinn… der Weggefährte darin, war verschwommen gewesen, doch er hatte die Augen des Kriegers gehabt. Ging es ihm gerade schlecht? Sie musste sicher gehen, was mit ihm los war...
In diesem Moment hörte sie ein dumpfes Blaffen an ihrer Seite. Sie schaute herunter und blickte in die Augen des Mabari, der sie schwanzwedelnd anschaute.
Rowan verzog die Lippen zu einem erleichterten Lächeln. Das Tier würde seinen Herrn nicht alleine lassen, wenn es ihm schlecht gehen würde. Sie zwinkerte ihm zu und lenkte ihr Pferd dann in Richtung des Hügels, an dem sie vor ihrem Angriff gerastet hatten. Mit den Schenkeln trieb sie das Tier in eine schnellere Gangart und ließ die schrecklichen Geräusche und die dumpfen Schmerzenslaute hinter sich.
Während sie den Hügel hinauf galoppierte rannte der Mabari mit hängender Zunge und wachem Blick neben ihr her. Sie stoppte auf der Spitze des Hügels unweit ihres alten Lagers und schwang sich aus dem Sattel. Mit dem Rücken lehnte sie sich an einen Felsen und ließ ihren Blick über die Länder streifen, die sich vor ihr in den Westen ausdehnten. Nach Norden, Richtung Lothering, wagte sie nicht zu schauen. Hechelnd legte sich der Mabari neben sie und ließ sich von ihr die Ohren kraulen.
Rowan genoss seine Anwesenheit… sie vertrieb die Einsamkeit in ihrem Herzen etwas. Ihr Kopf fühlte sich leer an und ihre Gedanken trieben umher. Was sollte sie tun? Was war der nächste Schritt? Waren der Angriff und die vielen Toten wirklich nötig gewesen? Konnte sie die Elfe weiterhin begleiten, wo sie doch wusste, dass sie mit ihrer Art und ihren Foltermethoden nicht zurecht kam?
Rowan wusste nicht, ob sie die Gruppe weiterhin begleiten sollte. Von Anfang an, hatte sie diese Unterfangehen nicht geplant gehabt. Sie hatte die Gefährten eine Weile begleitet... doch langsam wurden ihr die Ereignisse zu viel. Mit einem Seufzer lehnte sie den Kopf an den harten Stein.


Nachdem Miandra gegessen, und das Bier geleert hatte, verließ sie die Taverne. Sie blieb kurz vor der Taverne stehen, und musterte ihre Rüstung. Es klebte noch immer das Blut von gestern daran. Seufzend verließ sie Lothering. Sie ging den Weg, über welchen sie tags zuvor her gewandert waren, entlang bis sie das Plätschern des Wassers hörte.
Ohne sich umzusehen, streifte sie sich die Rüstung vom Leib, sowie die knappe Unterkleidung. Sie hatte einige Blutergüsse im Brustbereich, wohl aufgrund des Schildes welches sie an die Wand presste im Kampf gegen die Männer bei Rajswenjá. Doch sie hatte schon weitaus Schlimmeres überwunden. Das Wasser war eiskalt, wodurch sich sofort vereinzelte kleine Härchen an ihrer Haut aufstellten, und sie sich kurz auf die Unterlippe biss. Sie spülte sich den Schweiß und Schmutz so schnell sie konnte vom Körper, sowie aus den Haaren, um das Wasser so schnell wie möglich wieder verlassen zu können.
Anschließend zog sie eine frische Leinenhose, sowie eine dünne Bluse aus der Tasche, und zog diese in Windeseile über. Anschließend säuberte sie ihre Rüstung und Waffen mit einem Tuch, welches sie hin und wieder ins Wasser, welches sich dabei immer leicht rosa färbte, tauchte. Im Hintergrund zwitscherten fröhliche Vögel, und Miandra blickte kurz auf als einige von ihnen verspielt durch den Wald über das Wasser flogen. Ja Tiere hatten es gut, dachte sie, sie mussten sich um nichts sorgen, da sie nur von Instinkten geleitet werden.
Seufzend zog sie sich die Rüstung wieder über, als diese gesäubert war, steckte die Dolche wieder in ihren Gurt und begab sich zurück nach Lothering.
In der Taverne angekommen blickte sie kurz in die Zimmer der anderen, und stellte fest, dass Hennrik und Jayden noch am Schlafen waren. Die Reise und der Kampf hatte dem Alten wohl viel Kraft gekostet, und der Jüngere war schließlich verletzt. Schlaf würde beiden nur mehr als gut tun. Anschließend fragte sie sich, wo die anderen beiden waren, doch scheinbar gingen die inzwischen anderen Tätigkeiten nach.
Sie setzte sich, unwissend was sie hätte tun können, auf ein Fass außerhalb der Taverne, blickte zu der Kirche, und beobachtete hin und wieder die vorbeiziehenden weißen Wolken sowie das Wandern der Sonne.


Lian und sein Mabari begaben sich weiter in die Wälder. Sie streiften weiter in der Hoffnung neuer Spuren, streiften durch Wald und Feld, ohne auch nur Dunkler Brut oder Sonstigem zu begegnen - was Lian sehr eigenartig vorkam.
Er begann ein Lied zu pfeifen, ein Kinderlied, das er zusammen mit seiner damaligen Freundin als Kinder immer zusammen gesungen hatte. Die, die er verlor, und die, die ihn so sehr an Miandra erinnerte. Bei Andraste… sie hätten Geschwister sein können.
Plötzlich kamen sie an einem Haus vorbei, welches dahinter ein kleines Feld beherbergte. Schlagartig hörte Lian zu pfeifen auf, und blieb mit dem Mabari stehen. Sie hörten jemanden Schluchzten. Eine Frau.
Vorsichtig näherte sich Lian dem Haus und umrundete dieses, denn das Weinen kam von dem Feld. Dort sah er sie. Eine Frau, kniend und weinend über der Leiche eines Mannes. Er war blutüberströmt, die Kehle aufgeschlitzt, und abgestochen.
„Scht… Was ist denn hier passiert?“ fragte Lian behutsam, während er sich der Frau näherte und ihr eine Hand auf die Schulter legte.
„Sie... Sie... haben meine Kinder...“ heulte die Frau. „Und meinen... Mann... den... haben sie umgebracht.“
Lian grübelte, hielt sich eine Hand nachdenklich ans Kinn. „Einige Männer die Kinder entführt haben? Konntet Ihr ihnen zufällig nicht das bezahlen, was sie wollten?“
Die Frau stand auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und blickte Lian völlig verwirrt an. „Woher wisst Ihr davon?“
„Ich bin auf der Suche nach ihnen. Sie werden bezahlen, für das was sie getan haben. Gerechtigkeit muss walten. Könnt Ihr mir sagen, wo sie lang gegangen sind?“

Die Frau begann wieder zu weinen, und hielt zittrig eine Hand nach rechts, und begann wieder zu schluchzten. „Dort lang. Dort lang. Ich... ich weiß nur, dass man an einem riesigen Tempel vorbei kommt, und dann ein Ort voller Wald. Danach wird nichts mehr sein. Nichts außer dem Meer. Bitte bringt mir meine Kinder!!!“
„Das werde ich“, antwortete Lian. „Ich werde mein Bestes geben. Passt weiter auf Euch auf.“
Mit diesen Worten wandte er sich ab, weiter auf der Suche, in Richtung des Tempels.
„Der Erbauer segne Euch ...“, flüsterte ihm die Frau kaum hörbar hinterher, wobei ihr Blick auf der blutüberströmten Leiche ihres Gatten lag.


Der Raum war ziemlich dunkel. Es gab keine Fenster. Nur ein paar Pechfackeln spendeten ein wenig schummriges Licht. Es war kalt und feucht. In der Luft lag ein Geruch von Blut und Schweiß. Und von Tränen.
Mitten im Raum stand Vernita. Sie war nackt. Um ihre Handgelenke befanden sich Handschellen, an denen lange Ketten hingen. Mit deren Hilfe wurden ihre Arme über ihren Kopf in Richtung Decke gestreckt. Breitbeinig stand sie dort, die Füße ebenfalls am Boden festgekettet und wartete hilflos auf ihre Peiniger.
„Sieh dir diese Schnecke an“, grinste eine der Wachen dreckig und leckte sich dabei über die wulstigen Lippen. „Zum Vernaschen, was?“
„Du hast einen komischen Geschmack, Fento“, meinte der andere kopfschüttelt. „Guck dir doch mal ihre Fresse an. Die Braut sieht aus wie ein Kerl.“
„Ich stehe doch auf harte Weiber, das weißt du doch.“ Der Wächter näherte sich der Elfe, bis sein Gesicht direkt neben dem ihren zum Stillstand kam. Dann streckte er seine Zunge heraus und leckte Vernita über die Wange. Diese wandte ruckartig den Kopf und schnappte nach dem Mann. Der Wächter schreckte zurück und entging nur knapp Vernitas Beißattacke. Er stolperte zwei Schritte zurück und wäre um ein Haar über einen Eimer mit Zangen und anderen Folterutensilien gestürzt, der hinter ihm auf dem Boden stand. Nur mit Mühe konnte er sein Gleichgewicht halten.
„Na warte, du Schlampe!“ zischte die Wache böse und zog ihr Schwert, welches der Mann sofort zum Schlag erhob.
„Fento!“ schrie in der andere an. „Steck die Waffe weg, du Idiot! Der Herr hat gesagt, dass sie am Leben bleiben soll! Und ihre Vorderseite soll ebenfalls unberührt bleiben, also beruhige Dich! Oder willst du etwa als nächstes ihren Platz einnehmen!“
Grummelnd steckte er die Waffe wieder weg. „Dann lass uns endlich anfangen.“ Er nahm ein Beißholz zur Hand und steckte es der Elfe ziemlich unsanft zwischen die Zähne.
„Hier. Damit du deine Beißerchen nicht verlierst“, grinste der Mann böse, bevor er zwei Schritte zurückwich und den Kopf zu seinem Kameraden drehte. „Fang an!“
Der Mann, der hinter Vernita stand rollte seine Peitsche aus. Locker hielt er sie in der Hand, während er sie über den Boden gleiten ließ. Dann biss er die Zähne zusammen, holte aus und ließ das Leder auf den Rücken der Elfe klatschen. Die Peitsche hinterließ einen blutigen Streifen auf der Schulter der Frau, doch Vernita zuckte nicht einmal zusammen.
„Mach’s gleich noch mal!“ zischte Fento böse, was sein Kompagnon auch gleich tat. Vernita hatte die Augen geschlossen und auf ihrer Stirn lag ein dünner Schweißfilm. Doch ansonsten rührte sie sich wieder nicht. Ein weiterer Schlag folgte und dann noch einer. Es folgte allerdings immer noch keine Reaktion von der Elfe. Schweigend und regungslos ertrug sie die Schmerzen.
„Verdammt noch mal! Jetzt wird es mir aber zu bunt!“ schnaubte Fento wütend und ging zu dem Kamin, der auf der anderen Seite des Raumes in die Wand eingelassen war. Er hatte grinsender Weise zugesehen, wie Vernita ausgepeitscht wurde. Doch nachdem diese keine Regung zeigte, wurde er zornig. Er zog sich einen dicken Lederhandschuh über, der neben dem Kamin auf einem Tisch lag. In dem Kamin selbst glühten einige Kohlen vor sich hin, in denen einige Brandeisen gesteckt worden waren. Fento schnappte sich eines der Eisen, wobei ein sadistisches Grinsen auf seinen Wulstlippen lag. Das Ende des Eisens hatte die Form von zwei gekreuzten Schwertern und das Metall glühte gelbrot von der Hitze der Kohlen. „Mal sehen, ob sie das spürt.“
Lachend drückte er das Brandeisen auf ihre linkes Schulterblatt. Es zischte laut, als das Fleisch ihres Körpers verbrannte und kleine weiße Dampfschwaden stiegen von der Wunde empor. Die Elfe bäumte sich auf, und ein schmerzerfülltes Stöhnen entwich ihrer Kehle. „Na also, geht doch!“ grölte Fento laut und hielt das Brandeisen triumphierend in die Luft.
„Warte“, meinte sein Kamerad. „Jetzt bin ich wieder dran.“
Fento trat wieder zurück, damit sein Kompagnon wieder seine Peitsche schwingen konnte. Vernitas Selbstbeherrschung war durch die Aktion mit dem Brandeisen gebrochen worden. Nun zuckte sie jedes Mal zusammen, als sie die Peitsche traf. Ihr schmerzerfülltes Keuchen erfüllte den Raum gepaart mit dem dreckigen Lachen der beiden Folterknechte.
„Was ist denn hier los?“ fragte eine dunkelhaarige Wache, der soeben zur Tür hereinkam, wobei sein Blick zuerst auf die Elfe und dann auf seine Kameraden fiel. „Euch macht eure Arbeit einfach zu viel Spaß, ihr kranken Hunde!“
„Man hat ja sonst nichts vom Leben!“ sagte Fento daraufhin dreckig lachend.
Die dunkelhaarige Wache schüttelte nur den Kopf, während er und eine weitere Wache einen jungen Mann in den Raum zerrten. Die Hände des Gefangenen waren auf den Rücken gefesselt, und er starrte nur auf den Boden, wobei er wimmernde Geräusche von sich gab. Hinter den dreien betrat noch eine weitere Wache den Raum, wobei er eine Schubkarre vor sich herschob. In der Karre lag eine große zweischneidige Axt, dessen Klingen im Fackellicht aufblitzten.
„Lasst uns das schnell hinter uns bringen. Ich habe Hunger und will noch was essen“, meinte die dunkelhaarige Wache, während sie gemeinsam mit ihrem Kameraden den jungen Mann zu einem kniehohen, blutbefleckten Holzblock schleiften. Die Oberfläche des Holzklotzes war mit zahlreichen Kerben übersät. Ein Richtblock. Die beiden Folterknechte ließen von Vernita ab. Dieses Schauspiel wollten sie sich nicht entgehen lassen. Sie selbst sah auch zu dem jungen Mann herüber und war dankbar, für die kurze Ruhepause, die ihr diese Unterbrechung bescherte.
Der Jüngling bettelte, schrie, weinte und wimmerte. Doch es half ihm alles nichts. Die beiden Wachen drückten seinen Kopf auf den Richtblock und hielten ihn mit Gewalt unten. Während sie das taten blickte der Junge einmal nach oben, direkt in Vernitas Gesicht. Ihre Blicke trafen sich. Für einen Moment sah sie in die grünen Augen des Mannes, die sie flehentlich anstarrten. Sie waren feucht und Tränen liefen über sein Gesicht. Diesen Anblick würde die Elfe nie wieder vergessen. Dann war der Augenblick auch schon vorbei. Das Gesicht des Mannes wurde heruntergedrückt, so dass dieser nur auf den Boden starren konnte.
Der Henker schob die Karre gemächlich neben den Richtblock. Pfeifend nahm er seine große Axt in die breiten Hände und stellte sich in Position. Langsam hob er die schwere Waffe über den Kopf. Der Junge gab nur noch ein leises Wimmern von sich. Es hörte sich an als richtete er ein Gebet an den Erbauer. Im nächsten Moment sauste die Axt durch die Luft, kurz bevor sie den Nacken des Mannes traf, welchen sie augenblicklich durchschnitt und in das Holz darunter einschlug. Mit einem dumpfen Laut landete der Kopf des Mannes auf dem Boden, drehte sich dabei, so dass seine toten, gebrochenen Augen Vernita direkt ins Gesicht starrten. Eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken. Wie lange würde es wohl dauern, bis ihr das gleiche Schicksal blühte?
Die beiden Wachen wuchteten den kopflosen Rumpf direkt nach der Enthauptung in die Karre, damit das aus dem Halsstumpf laufende Blut nicht den ganzen Raum besudelte. Dann schnappten sie sich den Kopf des Jungen und warfen ihn ebenfalls in die Karre. Der Henker legte seine Axt auf seiner Schulter ab und verließ pfeifend den Raum. Die beiden Wachen folgten ihm, wobei der Dunkelhaarige die Karre vor sich herschob.
„Mir ist gerade noch was lustiges eingefallen!“ rief Fento freudestrahlend, nachdem die drei Männer den Raum verlassen hatte. Er ging zu einem der Tische und nahm sich einen Hammer und einen Eisennagel zur Hand. Mit diesen Dingen in der Hand schritt er wieder hinter die Elfe.
„Was hast du vor? Wenn es das ist, was ich denke, dann sei vorsichtig. Treib’ den Nagel nicht zu weit rein. Wir sollen sie schließlich nicht umbringen.“
„Keine Panik! Ich bin vom Fach!“ lachte Fento, während er den Nagel zwischen Vernitas Schulterblätter ansetzte Anschließend schlug er mit dem Hammer kurz auf den Nagelkopf, so dass sich der Metallstift in den Rücken der Frau bohrte. Die Elfe zuckte zusammen, wobei sie kurz aufstöhnte. Der Folterknecht zog den Nagel wieder heraus, woraufhin Blut aus der Wunde floss. Er wiederholte die Prozedur an mehreren Stellen ihres Körpers, bevor er wieder zum Brandeisen griff und auch dies erneut einsetzte. Zwischendurch benutzte sein Kamerad auch mal seine Peitsche, bis die Elfe schließlich das Bewusstsein verlor.
Vernita schüttelte den Kopf, während sie weiter mit der Peitsche auf Raswenjás Rücken einschlug.
‚Das brauche ich jetzt nicht’, dachte sie, wobei ihre Schläge unbewusst härter wurden. Nach einer Weile fiel ihr auf, dass ihre Gefangene bewusstlos geworden war. Sie hielt inne und atmete einmal tief durch, bevor sie die Peitsche weglegte, um etwas Wasser zu besorgen. Damit wollte sie Raswenjá wieder aufwecken. Schließlich brachte es nichts, sie zu foltern, wenn sie nichts davon mitbekam. Dies würde noch ein weiter Weg werden.


Wie vom Blitz getroffen packte Ripper sich die Frau und hievte sie mit Leichtigkeit auf die Schulter, allerdings mit ziemlichen Schmerzen, aber die ignorierte er, es gab Schlimmeres. Vor allem wollte er so schnell wie möglich von hier weg.
Das Weib schien sich nicht sonderlich zu wehren, auch nicht als er ihr ans Hinterteil fasste.
Als sie etwas vom Dorf entfernt waren ließ er sie - etwas unsanft - runter. Er beäugte sie nun in aller Ruhe und grinste.
„Ach ja, um Eure Frage zu beantworten... mir geht es bestens... allerdings könntet Ihr mir bei etwas Anderem helfen“, er grinste sie dämlich an.
„So eine tolle Frau wie Ihr... hat doch bestimmt Erfahrung... mit Blasrohren“, er starrte sie an. „Nur ein Spaß!... haha... nur ein Spaß!... hihi... ein Spaß... verstehste?“
Er knuffte sie und lachte irre vor sich hin, wobei er innerlich seufzte. Er machte mit Sicherheit einen tollen ersten Eindruck...


Avalin war so verblüfft von der Reaktion des Kriegers, dass sie im ersten Moment nicht wusste wie ihr geschah. Erst als er sie in sicherer Entfernung zum Dorf abstellte hatte sie den ersten Schock überwunden.
Sie verschränkte die Arme und grinste dämlich zurück. „Blasrohre, hm? Wer weiß? Aber was anderes“, sie legte den Kopf schräg. „Mir scheint, Ihr habt Euch den Kopf gestoßen. Mein Zeltplatz ist gleich da hinten im Wald. Da könnt Ihr Euch ausruhen, bis es Euch besser geht.“ Sie starrte ihn an, kam einen Schritt näher und hauchte ihm zu: „Außer Ihr habt was besseres vor?“ Sie blickte ihm fest in die Augen.
Avalin wandte sie sich ab und stapfte voraus in den Wald. Nach ein paar Schritten drehte sie sich im Gehen um und blickte den Krieger auffordern an. „Ach ja, mein Name ist Avalin.“ Sie zwinkerte ihm zu und drehte sich lächelnd wieder in Richtung Wald.


Ripper grinste weiter vor sich hin. „Mhm... bestimmt nicht nur den Kopf... aber Ihr könnt dort sicher aushelfen“, er lächelte sie verschmitzt an.
Als sie näher kam und sie ihm diesen Satz zu hauchte... war es ein sehr... interessantes... Gefühl. Und er war mit diesem Gefühl nicht sonderlich vertraut und er schob es beiseite - so weit es überhaupt möglich war. Warum ausgerechnet diese Frau bei ihm aufkreuzte und ihn rettete würde sich wohl später ergeben. Jetzt gab es Wichtigeres: Nämlich seinen Hund. Sein Blick schweifte zu den Frau... und dann wieder nach Lothering zu seinen... Genossen.
Mit einem enttäuschten Seufzen entschied er sich recht schnell und folgte zielstrebig Avalin.
Avalin...welch ein schöner Name.
Noch bevor sie weiter in den Wald gingen blieb Ripper kurz stehen. Er hatte was vergessen, etwas sehr Wichtiges.
„Mhm... einen Moment eben... Gnädigste... ich muss da noch etwas erledigen... geht ruhig schon mal vor... aber lasst Euch nicht vom Bösen Wolf fressen... das wäre… zuuu... traurig... ach ja und zu schade... denn sonst hab ich joa nichts mehr von Euch.“
Er gackerte wieder irre los und verschwand hinter dem nächsten Hügel. Er wusste genau... wo sich sein Hund aufhielt... und vor allem bei wem. Hastig stapfte er über die hügelige Landschaft und erreichte schließlich... einen Stein. Ripper starrte ihn dämlich an, während er ihn umkreiste. Dort lag sie... am Stein gelehnt... ihre Haare vom Wind zerzaust und ihre Augen geschlossen. Neben ihr… sein Hund. Er versuchte sich möglichst leise ran zu schleichen. Etwas quietschend setzte er sich vorsichtig neben sie.
Ihr Atem war ruhig und gleichmäßig. Langsam lehnte er seinen schweren Körper an ihren und drehte seinen Kopf zur Seite. Dann pustete er ihr sanft ins Gesicht. Er wünschte sich nur eines... dass Rowan ihn verstand... und ihn weiter begleitete. Denn nach dem Kalender war heute der Tag, an dem er damals geboren wurde. Sein Geburtstag...


Avalin blickte dem Krieger hinterher, der plötzlich hinter einem Hügel verschwand und zuckte mit den Schultern. Sie betrat den Wald und schlug sich durchs Unterholz. Die Sonne bahnte sich bereits an manchen Stellen ihren Weg durch das dichte Blätterdach. Der Geruch des Waldes löste ihn ihr ein Gefühl der Geborgenheit aus. Sie ging eine Weile, bis sie zu der winzigen Lichtung kam, an der ihr Zelt stand. Mit einem erleichterten Seufzen ließ sie sich vor dem Eingang am Boden nieder. Sie schloss die Augen und lauschte den Klängen des Waldes. Den Vögeln, den Knacken im Unterholz, und das Rauschen des Flusses, der sich unweit von ihr befand.


Rowan vergaß die Zeit über ihren Überlegungen. Sie lehnte mit geschlossenen Augen an dem Felsen und spürte den Wind, der ihr durch das Haar strich. Der Mabari schnarchte leicht unter ihren Streicheleinheiten.
Ein leichtes Zucken lief durch sein Fell und dann hörte Rowan auch schon die schweren Schritte hinter sich, die durch das Gras stapften. Als er neben sie getreten war hörte das leise Quietschen seiner Rüstung. Er schien sich zu Bemühen, keinen Laut von sich zu geben, doch das war ein sinnloses Unterfangen.
Rowan behielt ihre Augen geschlossen und verkniff sich ein Grinsen. Als er sich gegen sie lehnte war sie überrascht, wie angenehm sich sein Gewicht an ihrem Körper anfühlte. Sein Atem traf auf ihre Wange und nun konnte sie das Grinsen nicht mehr unterdrücken.
„Das mit dem Anschleichen solltet Ihr noch einmal üben.“
Sie öffnete ihre Augen und drehte ihr Gesicht zu seinem. Besorgt schaute sie ihn an. „Geht es Euch gut? Es tut mir leid, dass ich Euch dort liegen gelassen habe....“


Ripper drehte seinen Kopf nach vorne und grinste.
„Mhm... aber ich komme doch... sooo... gern von Hinten... und das kann ich gut... das brauche ich nicht üben... wenn Ihr wollt... kann ich es Euch mal zeigen.“
Seine Wangen plusterten sich auf und er stand kurz davor wieder lauthals los zulachen. Nach einer Weile fing er sich wieder und wurde etwas ernster. Für einen Moment unterdrückte er den Drang.
„Mhm... nein... macht nichts... ich werde oft liegen gelassen... aber es ist viel wichtiger... wie es Euch geht. Ich merke, dass etwas nicht stimmt“, er schaute etwas nachdenklich.
„Wisst Ihr... ich für meinen Teil... werde die anderen... Genossen... verlassen. Ich wollte es schon die ganze Zeit machen... denn sie sind unfähig zu verstehen“, seine Miene verfinsterte sich etwas.
„Mhm... Ihr habt joa die Gestalt gesehen... die mich heimsuchte. Davon wissen die anderen nichts... und es ist auch besser so... denn sie werden damit nicht fertig... sie haben keine Ahnung davon... was hier eigentlich passiert“, er drehte seinen Kopf wieder und schaute ihr tief in die Augen. „Wisst Ihr... ich bin zu Euch gekommen, weil ich glaube... dass Ihr versteht... ich möchte, dass Ihr mich begleitet. Ich werde Euch sicher nicht zwingen... es ist Eure Entscheidung... aber Ihr solltet wissen... dass mein Weg... stets der Richtige ist.“
Erleichtert atmete er aus und lehnte seinen Kopf an den Stein. Ripper hatte selten so viel - und ernst - mit jemand geredet... doch es musste sein. Rowan war ihm wichtig...


Rowan war verblüfft, wie viele Worte aus dem Mund des Kriegers kamen. Es schien ihm ernst zu sein mit dem, was er sagte. Sie schaute ihn eine Weile an, bevor sie ihm antwortete.
„Ich habe mir auch überlegt, die Gruppe zu verlassen. Es war nicht richtig, die Siedlung anzugreifen. Soviel unnötige Zerstörung.“ Sie rieb sich gedankenverloren ihre verletzte Schulter, deren Wunde angefangen hatte, zu jucken.
„Und ich stimme Euch zu... wir sind vom Weg abgekommen.“ Rowan stand auf und schaute Ripper erwartungsvoll an. „Wollt Ihr noch Euer Pferd holen? Ich habe es im Stall hinter der Schänke untergebracht.“


Ripper lächelte und hielt ihr die Hand hin. „Mhm... dann auf meine... Kameradin... zusammen werden wir es meistern.“
Er grübelte… Was ein blöder Satz es doch war... Er war es nicht gewohnt, so mit jemanden zu sprechen. Aber er war einfach nur froh, dass sie ihn verstand. Er wollte sie nicht verlieren. Es war das schönste Geburtstagsgeschenk, was er sich hätte vorstellen können. Rippers Gedanken rasten... was laberte er da eigentlich?
„Mhm... gut... dann lasst uns aufbrechen... Holde Maid.“ Er griff ihre Hand und zerrte sie an sich. „Lasst uns tanzen... auf diesen tollen Tag“
Ripper fing an irgendetwas zu singen und durch die Gegend zu springen.
„Holla... dideldu... holla... dideldei... holle... dödelö...“
Ripper tanzte mit Rowan durch die Gegend - oder naja... es sah eher so aus als würde er sie hinter sich herreißen. Während er so fröhlich über Stock und Stein tanzte... brabbelte er irgendetwas weiter, was sich wie Gesang anhörte, und grinste dabei vor sich hin: „Mhm... ach ja... mein Pferd... natürlich nehme ich es mit! EIN KÖNIGREICH FÜR EIN PFERD!“
Ripper grollte immer weiter vor sich hin, und verschwand schließlich samt Rowan Richtung Stall.


Rowan wurde von dem Krieger auf ihre Füße gerissen und an ihn gedrückt. Seine Rüstung presste sich unangenehm an ihren Körper. Sie konnte sich nicht wehren, als er begann, sie umher zu wirbeln. Die Welt drehte sich um sie herum und als er von ihr abließ war sie froh, dass er sie nicht los ließ. Andernfalls wäre sie wahrscheinlich augenblicklich umgekippt.
Er schleifte sie wieder in Richtung Lothering und Rowan schaffte es, im letzten Moment die Zügel ihres Pferdes zu greifen und hinter sich her zu führen. Sich gegen den Krieger zu wehren hatte keinen Sinn, er war ihr an Kraft bei weitem überlegen.
Als sie im Stall ankamen, holte sie Sattel und Zaumzeug herbei und legte sie dem Braunen an. Sie hatten sich dem Stall von der Rückseite aus genähert und waren keiner Menschenseele begegnet. Rowan hielt dem Krieger die Zügel seines Pferdes hin und grinste in augenzwinkernd an.
„Braucht Ihr Hilfe beim Aufsteigen? Ich könnte Euch einen Hocker besorgen.“


Ripper ließ sich auf einen Heuballen fallen und atmete schwer.
„Puhhh... ich kann toll tanzen... nicht wahr?“ er grinste sie an. „Aber Ihr erstmal... wie elegant Ihr mit mir Schritt gehalten habt.“
Er lächelte etwas höhnisch und riss dem Weib die Zügel aus der Hand, bevor eine extrem boshafte Miene aufsetzte.
„Mhm... FRÄULEIN!... ICH WEISS WIE MAN REITET!“ Schlagartig veränderte sich sein Gesichtsausdruck wieder in ein dämliches Grinsen.
„Also... mit Pferden jetzt. Die meintet Ihr doch... oder etwa nicht?“, schelmisch grinste er sie an. „Mhm... wie wär‘s mit einem Angebot? Ich bringe Euch das ‚Tanzen‘ bei und Ihr mir das ‚Reiten‘.“
Er zog einen Mundwinkel nach oben und grinste weiter blöd vor sich hin. Anschließend schaute er zu seinem Pferd... und seufzte. Eigentlich hatte er gehofft nicht mehr zu reiten... nicht wegen dem Tier... sondern wegen der nervigen Aufstiegsprozedur. Aber dafür hatte er ja nun Rowan.
„Mhm...einen Hocker“, er schaute sich um. „Ah... da ist joa einer... der perfekte Hocker!“
Ripper versuchte Rowans Kopf zu packen und sie auf die Knie zu drücken.


Rowan sah die Absicht des Kriegers und trat einen Schritt zurück.
„Ihr könnt gerne versuchen, mir das Tanzen beizubringen. Anscheinend seid Ihr ja auch auf diesem Gebiet sehr versiert.“
Ein Schmunzeln umspielte ihre Lippen. Sie dreht sich um und schritt zu Tür hin, neben der ein Holzschemel an der Wand stand. Diesen hob sie auf und stellte ihn vor dem Krieger ab, darauf bedacht ihm keine weitere Chance zu geben, sie am Kopf zu packen.
„Und ich habe nie behauptet, dass Ihr nicht reiten könnt.“
Sie reichte ihm ihre Hand hin.
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BeitragThema: Re: Kapitel VIII - Getrennte Wege   Kapitel VIII - Getrennte Wege EmptyMo 18 Jul 2011, 5:13 pm

Vernita verließ die Kirche. Sie brauchte einige Dinge, um ihre bewusstlose Gefangene wieder aufzupäppeln. Raswenjá sollte ihr schließlich nicht durch Blutverlust unter den Händen wegsterben. Zumindest nicht bevor die Elfe ein paar Informationen aus der Krähe herausbekommen hatte. Verbände hatte sie in der Kirche genug gefunden, doch benötigte sie noch Wasser und etwas Alkohol, darum ging sie zur Taverne. Vielleicht würde sie dort auch noch andere Dinge finden, die sie gebrauchen könnte.
Als sie sich der Taverne nährte, sah sie Miandra, die vor dem Gebäude auf einem Fass saß. Sie schritt auf sie zu, blieb direkt vor ihr stehen, und sah ihr direkt in die Augen.
„Guten Morgen“, grinste sie Miandra schief an. „Ich war vorhin vielleicht etwas unfreundlich, als ich Euch aus dem Schlaf gerissen habe. Ich mag es eben nicht, wenn ich den Leuten einen Gefallen tun soll, und sie mir nicht die Informationen geben, die ich dazu benötige. Da geht dann schon mal mein Temperament mit mir durch.“
Vernita schüttelte den Kopf, während sie mit den Füßen über den Boden scharrte. Sie hasste es, wenn sie sich bei jemanden entschuldigen musste. Aber ihr blieb nicht viel anderes übrig. Sie hatte das Gefühl, dass sie Miandra noch benötigen würde, also musste sie sich wohl oder übel gut mit ihr stellen.
„Und wie geht es Euch und auch den anderen? Haben alle die Nacht halbwegs gut überstanden? Und wo ist dieser nervige Elf, der die ganze Zeit wie eine Klette an Euch hing? Habt Ihr ihn etwa in das Fass gesteckt, auf dem Ihr gerade sitzt?“


Ein Grinsen legte sich über Miandras Gesicht, „Nein, ich habe ihn nicht in das Fass gestopft.“
Dann sprang sie von diesem wieder herunter und stellte sich neben ihr Gegenüber.
„Ich habe keine Ahnung, was seine Absichten sind, doch er meinte, dass er meine Tochter alleine weitersuchen wird. Ja die anderen… Hennrik und Jayden schlafen noch, aber ich denke es geht ihnen soweit ganz gut, doch die anderen beiden und den Köter habe ich seit gestern nicht mehr gesehen… Ach und Ihr braucht Euch nicht bei mir zu entschuldigen, für meinen Rücken war es ohnehin besser geweckt zu werden.“ sie zwinkerte Vernita zu.
„Und habt Ihr schon was aus Raswenjá herausbekommen?“


„Raswenjá? Nein, bin noch in der Aufwärmphase“
, grinste Vernita schief. „Die Krähe ist ein harter Brocken. Zumindest hält sie sich dafür. Aber keine Angst, die wird schon reden. Am Ende reden sie alle...“
Die Gesichtszüge der Elfe wurden nachdenklich und sie berührte wieder einmal die Narbe hinter ihrem Ohr. Einen Moment sah sie Miandra nur leer und ausdruckslos an, bevor sie leicht den Kopf schüttelte.
„Sie hat nur im Moment das Bewusstsein verloren, und ich brauche etwas, um sie wieder aufzuwecken. Außerdem muss ich ihre Wunden versorgen, damit sie mir nicht unter den Händen wegstirbt. Und sobald sie wieder wach ist, beginnt die echte Vorstellung. Für den Fall, dass Ihr einen empfindlichen Magen habt, solltet Ihr dann von der Kirche fernbleiben. Das wird sehr blutig und mit Sicherheit kein schöner Anblick.“
Vernita wollte sich gerade zum Gehen abwenden, als ihr Blick auf Miandras Dolche fiel. Sie hielt kurz inne und deutete auf die Waffen der Frau.
„Ach so. Wie ich gesehen habe, seid Ihr recht geschickt mit diesen Dolchen“, grinste sie die schwarzhaarige Frau an. „Dolche sind gute Waffen. Schnell und tödlich. Habe sie früher selbst gern verwendet. Allerdings sind sie im den Kampf gegen schwere Waffen wie Zweihänder oder Streitäxte fast nicht zu gebrauchen. Es ist so gut wie unmöglich diese mächtigen Waffen mit einer Dolchklinge abzublocken. Wenn Ihr es nicht schafft, diesen Attacken auszuweichen, dann seid Ihr so gut wie erledigt.“
Die Elfe trat einen Schritt zurück und zog eines ihrer Schwerter.
„Aus diesem Grund benutze ich seit längerer Zeit auch Kurzschwerter“, fuhr Vernita fort und schwang ihre Waffe dabei kreisförmig durch Luft. „Sie eignen sich hervorragend gegen leichte und schwere Waffen. Und sie bilden den besten Kompromiss zwischen Dolchen und Langschwertern was die Geschwindigkeit und Schadenswirkung angeht. Außerdem werden sie fast genauso geführt, wie ein Dolch. Man benötigt lediglich mehr Kraft dazu. Wenn Ihr wollt, dann bringe ich Euch den Umgang mit diesen Waffen bei. Was sagt Ihr dazu?“


„Ja sie reden alle... die Frage ist nur was sie reden...“
Miandra blickte einen Moment nachdenklich zur Kirche, bis Vernita sie auf die Dolche ansprach.
„Ja, Kurzschwerter haben so ihre Vorteile... Nur...“ sie nahm einen der Dolche, blickte einen Moment darauf, so dass sie sich selbst darin spiegelte. Dann holte sie aus und warf diesen zielsicher in die Richtung eines fast komplett zerstörten Hauses, welches gegenüber von der Taverne lag. Der Dolch bohrte sich direkt in einen Holzpfahl, welcher wohl früher als Verbindung eines Zauns diente.
„Da ich nicht oft die Gelegenheit hatte, gegen echte Gegner zu trainieren, habe ich mich am Messerwerfen versucht. Das habe ich dann weiter ausgeweitet, bis ich es auf die Dolche spezifizieren konnte, da ich schlecht immer eine Hand voll Messer mit mir rumschleppen kann. Es hat mich viel Zeit gekostet ... Zeit die ich wohl mit meiner Familie verbringen hätte können ...“
Sie ging zu dem Pfahl und zog den Dolch wieder heraus und drehte sich in Vernitas Richtung, „Kurzschwerter sind in der Tat besser um gegen Zweihandwaffen zu parieren, doch ich denke nicht, dass ich diese als Wurfwaffen benutzen kann...“
Nachdenklich blickte sie auf den Dolch, wodurch sie kurz in Erinnerungen an ihr Training schwelgte.


„Nicht schlecht, gar nicht schlecht“, bemerkte Vernita zufrieden nickend. Dann kreiselte sie auf der Stelle herum, holte dabei mit ihrer Waffe aus und warf sie in Miandras Richtung. Das Kurzschwert überschlug sich mehrmals in der Luft, fegte knapp an der schwarzhaarigen Frau vorbei und bohrte sich ebenfalls in den Holzpfahl, in dem vor Kurzem noch Miandras Dolch gesteckt hatte. Leicht vibrierend blieb die Waffe in dem Pfosten stecken.
„Ich hoffe, Ihr seid jetzt nicht beleidigt“, grinste die Elfe, als sie den überraschten und auch wütenden Blick Miandras sah. „Aber wie Ihr seht, kann man mit etwas Übung auch ein Kurzschwert als Wurfwaffe verwenden. Wenn die Reichweite mit einem Dolch auch größer ist.“
Sie schritt an der schwarzhaarigen Frau vorbei, griff zu ihrer Waffe und zog sie wieder aus dem Holzpfosten heraus. Als sie diese wieder wegsteckte, bemerkte sie zwei Gestalten, die auf ihren Pferden das Dorf verließen. Sie kniff die Augen zusammen und konnte erkennen, dass es sich dabei um Ripper und Rowan handelte.
„Sieht so aus, als wollten uns die beiden verlassen“, meinte sie zu Miandra gewandt. „Nun, diesem Krieger habe ich eh nie wirklich getraut. Nicht nur, dass er ein Mann ist, sondern vor allem da er es scheinbar nicht wirklich ernst nahm, dass ein Haufen Leute versucht haben ihn umzubringen. Tja, er muss selber wissen, was er tut. Wenn er Glück überlebt er sogar, ohne etwas dafür getan zu haben. Ansonsten endet er wahrscheinlich in einem namenlosen Grab und wird von aller Welt vergessen. Es ist mir einerlei.“
Vernita strich sich nachdenklich über das Kinn.
„Und Rowan... ich mochte sie eigentlich ganz gern. Aber vielleicht ist es besser so, dass sie fort geht. Für das, was noch vor uns liegt, schien sie einfach nicht die Nerven zu haben. Trotzdem werde ich sie irgendwie vermissen.“ Die Elfe seufzte kurz, bevor sie sich abwandte. „So, jetzt habe ich aber was anderes zu tun. Raswenjá verhört sich ja schließlich nicht von selbst.“
Vernita betrat die Taverne und sah kurz nach Hennrik und Jayden, die allerdings beide noch schliefen. ‚Sollen sie sich ruhig ausruhen’, dachte die Elfe. ‚Wir haben ja noch etwas Zeit.’
Sie besorgte sich eine große Schüssel, etwas hochprozentigen Alkohol und einige andere Dinge und verließ die Taverne wieder. Miandra stand immer noch vor der Tür und hatte wohl den beiden ehemaligen Gefährten nachgeschaut, bevor sie sich nun wieder der Elfe zuwandte.
„Hier, das könnt Ihr behalten, oder auch nicht“, bemerkte Vernita, als sie das Kurzschwert, welches sie in der Hand hielt in den Deckel des Fasses stieß. Die Waffe blieb darin stecken und vibrierte leicht. „Diese Waffe habe ich einem Meuchler abgenommen, der uns in den Wäldern angriffen hatte. Ich wollte dieses Kurzschwert eigentlich Rowan schenken. Doch da sie nun nicht mehr bei uns ist, gebe ich es Euch. Verfahrt damit wie es Euch beliebt. Und jetzt entschuldigt mich bitte, mein ‚Patient‘ wartet.“
Mit einem dreckigen Grinsen auf den Lippen ließ sie Miandra einfach stehen und ging langsam auf das steinerne Kirchengebäude zu.


Als Vernita verschwunden war, betrachtete Miandra eine Weile das Kurzschwert, welches inzwischen still im Holz steckte. Sie war nicht beleidigt. Es war klar, dass Vernita mehr Erfahrung im Kampf und mit den Kurzschwertern hatte, als sie. Sie war froh, wenigstens mit den Dolchen gut umgehen zu können. Gut genug um irgendwelche bewegungsunfähigen Männer zu töten…
Seufzend nahm sie das Schwert und betrachtete es eine Weile. Sie könnte durchaus damit üben, immerhin würde es ihr Vorteile verschaffen… doch wenn sie das Schwert nicht zwingend benötigen würde, würde sie weiterhin mit den Dolchen kämpfen. Aber versuchen würde sie es auf jeden Fall.
Sie zielte mit dem Schwert auf den Pfahl, holte aus und warf. Die Klinge landete einige Schritte vor dem Pfahl am Boden. Für das Schwert musste sie deutlich mehr Kraft einsetzen, als bei den Dolchen. Seufzend hob sie das Schwert wieder auf und versuchte es noch einige weitere Male.


Lian machte sich weiter auf den Weg, durch die kühlen Wälder. Wieder pfiff er sein Lied, und der Mabari schwenkte seinen Kopf taktvoll dazu. Lian überlegte. Es waren mehrere Männer. Wenn sie so etwas wie ein Versteck hatten, müssten dort mehrere Männer sein. Wahrscheinlich an verschiedenen Orten positioniert. Zur Wache aufgestellt. Lian kannte sich mit Entführungen aus. Früher hatte er seine Freundin dabei. Sie konnte mit Pfeilen und Bogen umgehen. So konnte man einen Wachposten nach dem anderen erledigen. Ohne das man sofort auffiel.
Lian hielt inne, und der Mabari setzte sich auf den Waldboden. Wie gesteuert ging er auf einen der Bäume zu, brach sich einen dicken Ast ab, und setzte sich auf einen Stein.
„Ruh‘ dich aus Kleiner. Das hier wird dauern.“
Der Mabari gehorchte und legte sich schlafen. Die Ohren hielt er jedoch steif, und würde wohl sofort erkennen, wenn sich jemand nähern würde.
Lian griff in den Rucksack, und getraute sich nicht nach dem zu greifen, was er herausholte. Ihren Dolch.
Die Klinge war fein geschliffen, mit Rillen an der oberen Seite, um den Feind schleunigst töten zu können. Der Griff war aus schwarzem Leder, wurde jedoch von dünnen grünen Striemen, die aus Schlangenleder bestanden, verziert. Das Bild erinnerte einen an eine Rosengirlande. Lian blickte starr darauf, und seufzte.
„Ich werde Miandra helfen. Mit dir an meiner Seite.“ Dann gab er einen Kuss auf den Griff und begann das Holz zu bearbeiten.
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Kapitel VIII - Getrennte Wege Empty
BeitragThema: Re: Kapitel VIII - Getrennte Wege   Kapitel VIII - Getrennte Wege EmptyMo 18 Jul 2011, 5:17 pm

Vernita öffnete die schwere Tür der alten Kirche. Ihr Gesicht, ihre Hände sowie ihre gesamte Kleidung waren mit Blut besudelt. Auf ihrer Stirn lag ein dicker Schweißfilm. Sie wirkte müde und ausgelaugt. Sie sah zu Boden, als sie die Kirche verlassen wollte, so dass sie Miandra, welche direkt vor der Tür gewartet hatte, zuerst gar nicht bemerkt hatte. Etwas erschrocken fuhr sie zusammen und hob den Blick. Müde sah sie direkt in Miandras blaue Augen. Ein leichtes Lächeln umspielte Vernitas Lippen, bevor ihr auffiel, dass die schwarzhaarige Frau an ihr vorbei in das Innere der Kirche starrte. Und ihr Blick fiel direkt auf Raswenjá - oder vielmehr auf das, was von der Krähe noch übrig war.
Sie hing nach wie vor an den Ketten über dem Altar der Kirche. Alle ihre Finger fehlten. Außerdem war ihr rechter Fuß abgeschnitten. Die Kniescheiben schienen zertrümmert worden zu sein. Ihr linkes Auge hing nur noch an dem Sehnerv aus ihrer Augenhöhle heraus. Das rechte Ohr fehlte komplett. Die Nasenwände waren durchschnitten worden. Auf dem Boden lagen mehrere herausgebrochene Zähne. Zudem hatte sich dort eine riesige Blutlache gebildet. Das Gesicht sowie der gesamte Körper war mit Schnittwunden, Hämatomen und Brandmalen übersät. Außerdem war der Brustkorb der Frau mit einem dicken Verband umwickelt. Trotzdem konnte Miandra erkennen, dass dort irgendetwas fehlte. Als ihr Blick auf den Altar fiel erschrak sie leicht. Dort lag zusammengefallen wie ein Klumpen Fleisch Raswenjás linke Brust. Die Brustwarze war total verkohlt.
Schnell schloss Vernita die Kirchentür hinter sich und atmete einmal tief durch. Ihr Gesicht nahm einen fast flehenden Ausdruck an. „Tut mir leid. Ich wollte nicht, dass Ihr das zu sehen bekommt. Ich hoffe, Ihr bekommt davon keine Albträume“, sie grinste schief. „Als ich ihr schließlich das Leben nahm, war es auch eher ein Gnadenakt anstatt einer Strafe. Zumindest habe ich einige Informationen erhalten. Kommt mit in die Taverne, dann erzähle ich Euch davon. Ich brauche unbedingt was Alkoholisches.“
Die Elfe ging an Miandra vorbei auf die Taverne zu.


Miandra blieb noch einen Moment an Ort und Stelle stehen und starrte auf die Kirche. Auch wenn die Tür nun verschlossen war, so sah sie das Bild der verstümmelten Frau noch vor sich. Ob der Erbauer ihnen diese Tat übel nehmen würde? Nein, ihr Glaube war schon seit langem erloschen. Sie hat lediglich für ihre Taten gebüßt, und hatte daher einen schmerzvollen Tod erlebt. Doch was konnten all die unschuldigen Frauen, Männer und Tiere dafür, die nur jeden Tag ihrer Arbeit am Feld nachgingen, und sonst nichts im Leben hatten? Und was konnten die Kinder dafür …
Sie schluckte.
Nein sie durfte kein Mitleid haben. Vielleicht war sie sogar Mitschuld, an dem Leid das ihrer Tochter womöglich widerfahren wird… Doch daran durfte sie nicht denken.
Vorerst nicht.
Sie holte einmal tief Luft, wandte dann den Blick von der Kirche ab und folgte Vernita in die Taverne. Wortlos setzte sie sich neben sie, und bestellte bei dem Wirt – welcher die beiden irgendwie eigenartig musterte – ein kleines Glas mit Schnaps, welches sie mit nur einem Schluck komplett leerte.
„Was hat sie gesagt?“ fragte sie Vernita dann, ohne diese anzusehen.


Vernita stütze sich auf der Tischplatte ab, während sie von dem Brot aß, das sie sich zuvor beim Wirt bestellt hatte. Als Miandra nach ihr die Taverne betrat, beobachtete sie die Frau kauender Weise. Anschließend nahm sie einen kräftigen Schluck Branntwein, während sich Miandra neben sie setzte und gleich darauf ansprach.
„Raswenjá gab mir einen Namen. Ehstá Gianauro. Sie ist irgendein hohes Tier aus Denerim. Sie war es auch, die den Überfall im Wald angeführt hat. Letzte Nacht habe ich sie auch hier in Lothering gesehen, zumindest glaube ich, dass sie es gewesen ist. Doch sie ist entkommen.“
Die Elfe nahm noch einen Schluck aus ihrem Krug, welchen sie anschließend in ihren Händen drehte. Nachdenklich schaute sie dabei in dessen Inneres.
„Die Schlange hat mir außerdem erzählt, dass sie im Auftrag Gianauros Kinder entführen ließ. Insbesondere von verarmten Bauern und anderen Leuten, für die sich kein Schwein interessiert. Sie waren aber offensichtlich nicht die Einzigen, die dieser ‚Beschäftigung‘ nachgehen. Was genau Gianauro allerdings mit den Kindern vorhat, wusste die Krähe nicht.“
Vernita setzte ihren Krug auf der Tischplatte ab und sah Miandra wieder direkt ins Gesicht.
„Außerdem ist vor einigen Tagen eine weitere ‚Fuhre‘ mit Kindern in Richtung Denerim entsandt worden. Nach Raswenjás Angaben zu urteilen waren dabei auch zwei Mädchen, die auf die Beschreibung Eurer Tochter passen. Dummerweise kannte die Schlange nicht den Namen der Kinder, so dass nicht sicher ist, dass Eure Tochter auch wirklich dabei war. Aber es ist die einzige Spur, die wir für unser beider Problem haben. Daher habe ich beschlossen, morgen früh nach Denerim aufzubrechen. Auch wenn ich gedacht habe, dass ich nie wieder einen Fuß in diese elende Stadt setzen müsste.“
Sie fuhr sich mit den blutigen Fingern wieder über ihre Narbe.
Aber unter diesen Umständen bleibt mir wohl keine andere Wahl“, grinste sie verschmitzt, bevor sie ihren Krug leerte. „Darf ich Euch eine persönliche Frage stellen? Liebt Ihr Eure Tochter sehr? Und was seid Ihr bereit zu tun, um sie wiederzusehen?“


Miandra lauschte Vernitas Worten aufmerksam. Ehstá Gianauro, den Namen hatte sie noch nie gehört. Und Denerim … das schien alles so weit entfernt und unwirklich zu sein.
„Wisst Ihr, keine Mutter wünscht sich, dass ihr Kind vor ihr selbst, ein ableben findet. Ich bin es ihr schuldig, sie zu finden. Elana hätte eine bessere Mutter, einen besseren Vater verdient ... doch nun, weiß der Erbauer was sie nun hat … ich will es mir nicht ausmalen. Ich möchte auch gar nicht wissen, was sie mit all den Kindern vor haben. Doch selbst wenn mich Elana wahrscheinlich hasst, so ist es meine Pflicht ihr ein normales Leben zu bieten … auch wenn ich dabei sterben sollte. Denn was würde mir noch für ein Leben bleiben, nachdem ich alles verloren habe?“
Sie machte kurz eine winkende Bewegung, die dem Wirt zu einem Nachschenken ihres Glases veranlasste.
„Hattet Ihr nie eine Familie, die sich um Euch, oder Ihr Euch um sie gesorgt habt?“
Anschließend trank sie wieder den Schnaps mit nur einem Schluck hinunter. Daraufhin murmelte sie irgendetwas vor sich hin, woraus man nur „Denerim“, verstehen konnte.


„Eine Familie? Eigentlich hatte ich nur meine Eltern, als ich noch in Denerim gelebt habe“, erwiderte sie geistesabwesend. „Andererseits hatte ich auch mal einen Sohn. Allerdings nicht lange...“
Vernita stand abrupt auf und ging ohne ein weiteres Wort zu sagen an die Theke. Dort ließ sie sich vom Wirt eine ganze Flasche Branntwein geben. Mit dieser in der Hand setzte sie sich wieder zu Miandra an den Tisch. Diese bemerkte sofort, dass sich Tränen in den Augen der Elfe gebildet hatten. Doch Vernita hielt sie eisern zurück. Sie öffnete die Flasche und nahm einen kräftigen Schluck daraus.
„Er starb kurz nach seiner Geburt. Aber er war nicht krank. Es war auch kein Unfall....nein, er wurde....ermordet. Ich...“, sie rang mit ihrer Fassung. Sie fuhr sich mit der linken Hand über das Gesicht, während die andere die Branntweinflasche immer fester umklammerte. „Es ist schon so lange... er... “
Sie kämpfte gegen ihre Gefühle an. Sie hatte sie so tief vergraben. Wut, Hass, Disziplin, Professionalität und Gleichgültigkeit. All diese Dinge hatte sie in ihren Schädel gehämmert. Tag für Tag, Monat für Monat und Jahr für Jahr. Sie dienten nur dazu zu vergessen. Diesen Schmerz, diese Qualen, die tief in ihrem Herzen verankert sind. Im hintersten Winkel ihres eigenen Ichs. Tief verborgen, lange unbemerkt. Aber immer vorhanden. Bereit an die Oberfläche zu kommen, um ihr ganzes Sein zu beherrschen und zu zerstören.
Erste Tränen liefen über ihre Wangen herunter. Sie schüttelte energisch den Kopf, um dieses elende Gefühl wieder loszuwerden. Es war vergeblich. Der Fluch der Erinnerung war da. Und er würde sie nicht wieder loslassen. Der Griff ihrer rechten Hand wurde immer stärker. Die Flasche zerbrach in unzählige Scherben und Splitter. Durch den Druck spritzte der Branntwein in alle Richtungen, traf Vernita und auch zum Teil Miandra. Einige Glassplitter steckten in der Hand der Elfe. Sie sprang wieder auf.
„Tut....tut mir leid“, stotterte sie. „Wir...ich...mein Temperament. Es tut...“
Sie schlug mit beiden Fäusten kräftig auf den Tisch, so dass Miandra glaubte, das ganze Möbelstück müsste jede Sekunde in tausend Teile zersplittern. Die Elfe atmete tief ein und aus. Es war mehr ein Keuchen. Ihr Gesicht war dabei verzerrt, ihr Blick vollkommen weggetreten, von Wahnsinn durchzogen. Ihr ganzer Körper bebte, jedoch nur für ein zwei Minuten. Dann war alles vorbei. Ihr Körper entspannte sich. Ihr Atmung wurde wieder ruhiger, und ihr Gesichtsausdruck gelassener.
„Entschuldigt meinen... meinen Ausbruch“, grinste sie leicht verlegen und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Meine Vergangenheit war nicht gerade sehr erfreulich. Ich dachte, ich wäre darüber hinweg, aber dem scheint nicht so zu sein. Aber ich werde Euch davon erzählen, wenn Ihr wollt. Aber nicht heute. Wir sollten uns jetzt besser zu Ruhe begeben, wenn wir morgen früh zeitig aufbrechen wollen.“


Miandra beobachtete Vernita mit offenem Mund. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass diese bei dieser Frage, so leicht die Fassung verlieren würde, da sie sonst immer recht kontrolliert wirkte. Dass sie dabei von dem Wein angespritzt wurde, bekam sie gar nicht mit.
„Es tut mir Leid, wegen der Frage, ich hatte nicht angenommen, dass… wie auch immer… Ihr müsst es mir nicht erzählen, wenn es Euch schwer fällt… ich verstehe sowas… Wartet! Ich helfe Euch mit der Hand!“
Ohne auf eine Antwort und mögliche Ablehnung zu warten, schnappte sie sich Vernitas Arm, und begann damit die Splitter aus ihrer Hand zu entfernen. Als sie die großen Splitter vorsichtig entfernt hatte, um sie nicht abzubrechen und dadurch kleine Stücke im Fleisch zu hinterlassen, begann sie in ihrer Tasche mit einer Hand herumzuwühlen und zog dann ein Tuch hervor, womit sie das Blut und den Wein von Vernitas Hand wegtupfte. Anschließend vergewisserte sie sich, ob sich noch kleinere Splitter in die Hand gebohrt hatten, welche sie vorsichtig mit den Fingernägeln herauszog. Dabei war sie selbst, über ihre eigene Ruhe verwundert, doch das lag wohl an dem Schnaps den sie getrunken hatte. Als sie keine Splitter mehr fand, wickelte sie vorsichtig ein Stück Bandage um die Hand.
Währenddessen kreisten Vernitas Worte in ihrem Kopf. Sie hatte einen Sohn, welcher bereits tot war? Plötzlich empfand sie unendlich viel Mitleid für Vernita, doch sie wusste, dass ihr dies nichts bringen würde. Man konnte Vergangenes nicht ändern, und schon gar nicht mit netten Worten.
Vorsichtig legte sie Vernitas Hand wieder am Tisch ab, wagte es jedoch erstmals nicht aufzublicken. Sie bekam nur nebenbei mit, dass der Wirt fluchend den Boden und Tisch abwischte und die Glassplitter mitnahm und in irgendein Fass warf, wo er wohl schon eine Glassplittersammlung hatte.


„Ihr hättet für diesen Kratzer nicht so ein Aufhebens machen müssen“, meinte Vernita etwas mürrisch, nachdem Miandra ihre Hand verbunden hatte. Dann wurde ihre Stimme etwas leiser aber deutlich freundlicher. „Trotzdem danke.“
„Es hat mir eigentlich nie etwas ausgemacht, über meine Vergangenheit zu sprechen. Es war heute vielleicht nur ein wenig viel für meine Nerven.“ Die Elfe kratzte sich verlegen am Kopf. „Raswenjás Verhör hatte auch schon einige unangenehme Erinnerungen wachgerufen. Und nun das...“
Sieh hielt kurz inne, als ihr Blick auf den Wirt fiel, der soeben die Glasscherben der zerborstenen Flasche entsorgte. „Schade nur um den schönen Schnaps“, witzelte sie bei dem Anblick, bevor sie zu lachen begann. Es dauerte einen Moment, bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte.
„Aber nun sollten wir unser Gespräch für heute beenden. Ich muss meine Kleidung und natürlich auch mich selbst noch vom Blut dieser elenden Schlange befreien, und meine Prellung sollte ich noch einmal einreiben. Und Euch würde ich raten, Euch für diese Nacht ein Zimmer zu nehmen. Sonst wacht Ihr morgen früh noch mit einer Genickstarre auf, wenn Ihr wieder auf der Bank schlaft. Gute Nacht, Miandra.“


„Ja ein weiches Bett, hat schon so seine Vorteile!“, sagte sie und lächelte Vernita entgegen, „Ich wünsche Euch eine angenehme Nacht, doch vorher werde ich noch ein Mal nach den anderen beiden sehen … auch wenn ich den Saufbold nicht leiden kann … so habe ich keine Lust einen winselnden Mann mitzuschleppen, da sich die Wunden entzündet haben … Aber nun ja … Männer sind wie Kinder, nur dass sie einen Bart haben!“, anschließend nickte sie Vernita zu ließ sich vom Wirt ein Zimmer zuteilen.
Bevor sie jedoch zu diesem, welches sich im ersten Stock befand, aufmachte, begab sie sich in das Zimmer von Jayden. Wie konnte man nur so viel schlafen? Dachte sie sich. Ohne ihn zu wecken, begutachtete sie den Verband. Einige leichte Blutspuren waren zu erkennen, doch sonst weiter nichts. Seufzend verließ sie das Zimmer wieder, den Verband würde sie wohl besser erst morgen wechseln.
Nachdem Miandra die Treppe hinaufgestiegen war erreichte sie schnell ihr Zimmer. Sie schloss die Türe hinter sich ab, warf ihre Tasche direkt vor das Bett, entkleidete sich ihrer Rüstung - welche sie ebenfalls einfach zu Boden sacken ließ - und ließ sich ins Bett fallen. Ihre Gedanken kreisten noch etwas um den Tag, sowie um den folgenden, bevor sie endgültig in einen traumlosen Schlaf fiel.


Vernita verließ die Taverne und ging zum Fluss. Dort angekommen entledigte sie sich ihrer Kleidung und säuberte sie so gut es ging. Anschließend stieg sie selber in den Fluss, um sich selbst ebenfalls von Blut und Schweiß zu befreien. Nachdem sie damit fertig war, zog sie die noch feuchten Sache wieder an und kehrte zur Taverne zurück.
Sie begab sich direkt in ihr Zimmer, zog ihre Sachen wieder aus und hing sie zum Trocknen auf. Anschließend rieb sie noch einmal ihre Prellung mit ihrer Salbe ein und legte sich ins Bett. Sie schloss die Augen, doch das Einschlafen fiel ihr schwer.
Zuviel ging ihr durch den Kopf. Dieser Tag hatte ihr viel Kraft gekostet. Nicht aufgrund von Raswenjás Verhörs. Es waren die Bilder der Vergangenheit, die wieder an die Oberfläche gedrungen waren und ihr schwer zu schaffen machten. Solange hatte sie nicht mehr daran gedacht. Hatte alles verdrängt, und jetzt musste sie wieder nach Denerim. Denerim… Sie hasste diesen Ort. Die Stadt, in der alles begann. Die Stadt, in der sie soviel Leid und Schmerz erdulden musste und in der sie selbst ebensoviel Qualen über andere gebracht hatte.
‚Reiß dich zusammen!’ ging es ihr durch den Kopf, während sie versuchte diese Gedanken abzuschütteln. Doch es gelang ihr nur teilweise. So wälzte sie sich lange in ihrem Bett herum, bis sie schließlich einschlief.


Lian schnitzte sich einen Bogen, Stunden waren vergangen, und man konnte währenddessen nur seinen Atem und die Schnitzgeräusche hören. Als er sich dem Ende seiner Arbeit näherte, schnitzte er ein paar Löcher in die Enden des Holzes. Dort wo er die Bogensehne befestigen würde. Als letztes holte er eine elastische Naturschnur aus seinem Rucksack, die er in den Bogen spannte, so fest es ging. Die Pfeile hatte er noch von seiner ehemaligen Freundin. So um die dreißig Stück. Schwarz, aus edlem Metall mit silbernen Pfeilspitzen die ebenfalls Zacken daran hatten. Sie hatte Lian ein wenig beigebracht mit dem Bogen umzugehen, und auch wenn er selten mit einem Bogen kämpfte, so hatte er ein gutes Auge und Gefühl dafür entwickelt und dadurch oft zielsichere Schüsse gelandet.
Als er mit seiner Arbeit fertig war blickte er auf und erkannte, dass es bereits dämmerte. Lian rappelte sich auf, und sammelte Holz. Mit zwei Steinen, und etwas trockenem Laub versuchte er ein Feuer zu entfachen, was ihm auch geling, jedoch erst nach langer Zeit.
„Man man man… wo sind denn die Magier, wenn man sie mal braucht? Tss....“ sagte er zu sich selbst und setzte sich vor das Lagerfeuer.
Anschließend holte er einen der Pfeile heraus, und das Rehfleisch welches er in Mundgerechte Würfel schnitt. So aß er zu Abend, und legte sich letztlich schlafen, unter freiem Himmel, wie er es gerne tat. Die Sterne flackerten auf, und zierten allmählich den immer dunkler werdenden Himmel. Die Wolken waren belichtet von dem Licht des Mondes, und er konnte Miandras Gesicht darin erkennen, bevor er einschlief.

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