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 Kapitel XXI - Die Perle

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Allie
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Kapitel XXI - Die Perle Empty
BeitragThema: Kapitel XXI - Die Perle   Kapitel XXI - Die Perle EmptyFr 26 Aug 2011, 2:41 am

Denerim

Kapitel XXI - Die Perle

Aktive Charaktere: (Azoth), Leanora*, Lydia, Miandra, Neria, Rowan, (Sareth), Vernita

Rowan trat hinaus in die kühle Abendluft. Die Nacht hatte ihren dunklen Schleier über der Stadt ausgebreitet und nur ein paar schwache Lichter erhellten hier und da die Wege.
Nach einem kurzen Zögern schlich Rowan los und verschmolz sogleich mit den Schatten. Sie hatte ihren Umhang übergeworfen und die Kapuze hochgezogen. Die frische Luft und die Weite über ihrem Kopf ließen ihr Herz aufblühen. Zwar wäre sie lieber außerhalb der Stadt unterwegs gewesen, aber die engen Gassen waren allemal besser als der stickige Keller. Rowan spürte, wie sich ihre Muskeln bewegten und sich ihre Glieder streckten. Die Verletzungen waren vollständig geheilt und sie konnte sich frei und geschmeidig bewegen. Ein Grinsen stahl sich in ihr Gesicht, während sie durch die Straßen huschte.
Das Marktviertel lag am nächsten und so war dies ihr erstes Ziel. Sie begab sich zuerst zu der Taverne „Zum müden Adeligen“ die südlich des Marktes am Anfang einer Seitengasse lag. Dazu musste sie den Weg direkt über den Marktplatz nehmen. Doch zu ihrem Glück lag dieser fast verlassen vor und nur ein paar einzelne Gestalten waren unterwegs. Niemand schenkte ihr Beachtung und so konnte sie unbehelligt die Taverne betreten. Kaum war sie eingetreten, schaute sie sich sofort unauffällig um. Von Stadtwachen war nichts zu sehen und so begab sie sich zu dem Tresen, der gegenüber der Eingangstür lag. An diesem Abend schien die Taverne nicht so gut besucht zu sein. Auf ihrem Weg zu dem Wirt kam Rowan lediglich an zwei Gästen vorbei, die einsam an ihrem Bier nippten. Auch aus den beiden Seitengängen drangen keinerlei Geräusche an ihr Ohr. Eine Magd lehnte gelangweilt an der Theke und starrte auf die Nägel ihrer rechten Hand, während ihr Fuß ungeduldig wippte. Der Wirt strahlte Rowan freudig entgegen und bedeutete ihr mit einer einladenden Geste, sich zu setzen. Anscheinend hatte er im Moment jeden Gast nötig, sonst hätte er die Gestalt, die ganz eingehüllt in ihren dunklen Umhang seine Taverne betreten hatte, nicht so willig an seine Bar geholt.
Rowan ließ sich auf einem Hocker nieder.
„Was darf ich Euch bringen, werte Dame?“ säuselte der Wirt ihr entgegen.
Sie bestellte ein Bier, welches wenige Atemzüge später vor ihr stand. Jedoch nippte sie nur kurz daran und wandte dann ihre Aufmerksamkeit wieder dem Wirt zu, der damit beschäftigt war, seine Theke zu wischen. Jedoch sah diese so aus, als hätte er dies an jenem Abend schon häufiger getan.
„Nicht viel los im Moment?“ sprach sie ihn an.
Ein leichtes Zucken in seinem Gesicht verriet ihr, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte.
„Eine kleine Flaute vielleicht. Aber das gibt sich wieder. Wir sind hier immer gut besucht, müsst Ihr wissen.“ Kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Das lichte schwarze Haar, klebte fettig an seinem Kopf. „Kommt Ihr von hier?“
Rowan ignorierte seine Frage und schaute sich auffällig um. „Dann habt Ihr zur Zeit wohl auch kein Zimmer mehr frei?“ sie nahm noch einen kleinen Schluck von ihrem Getränk und schaute ihn lauernd an.
„Äh... doch. Natürlich. Heute morgen ist eines frei geworden, dass ich Euch anbieten kann. Es ist sehr hübsch eingerichtet. Mit einem geräumigen Bett...“
„Wie sieht es mit den Zimmernachbarn aus?“ unterbrach sie das Gebrabbel des Wirtes.
„Ähm… also es handelt sich zur Zeit ausschließlich um fahrende Händler, die ihre Waren auf dem Markt anbieten. Erst gestern traf eine Dame aus Antiva ein. Eine sehr exklusive Person müsst Ihr wissen, die sich meine Taverne ausgesucht hat.“ bei der Erwähnung der Dame schien der Mann vor Rowan ein kleines Stück größer zu werden. „Sie handelt mit den feinsten Gewürzen und ist eine sehr umgängliche und stille Person. Auch von ihrem Diener ein Zimmer weiter kann man nichts Schlechtes sagen. Allerdings hat sie sich heute Mittag über ihren Badezuber beschwert…“ Der Wirt wurde leiser und schien den letzten Satz mehr zu sich selbst gesprochen zu haben.
Rowan kramte in einer Tasche ihres Umhangs und schnippte ein Geldstück vor den Wirt auf die Theke. „Danke, aber ich denke, ich werde mich noch ein wenig umsehen.“
Damit ließ sie den verblüfften Mann stehen und wandte sich zur Eingangstür um. Nachdem sie die Taverne verlassen hatte durchstreifte ihr Blick sogleich die Umgebung während sie sich weiter Richtung Süden aufmachte. Hier auf dem Markt gab es nur diese eine Taverne und in der waren wie es aussah keine zwielichtigen Gestalten abgestiegen. Im Geiste fasste sie einen ganz besonderen Ort ins Auge, zu dem sie sich begab. Dabei umging sie das Gesindeviertel der Stadt und besuchte auf ihrem Weg noch drei weitere Tavernen, in denen sie auch nicht fündig wurde. Nur ihr Geldbeutel wurde dabei leerer ohne dass sie ihre bestellten Getränke wirklich genießen konnte. Andernfalls wäre sie jedoch nach kurzer Zeit nicht mehr zurechnungsfähig gewesen.
Seit sie den Markt verlassen hatte, lag ein salziger Geruch in der Luft, der mit jedem Schritt, den sie machte, stärker wurde. Sie näherte sich dem Meer von Amaranthine und war bald nur noch einen Katzensprung von dem rauen Gewässer entfernt. Die Luft wurde merklich frischer und ein Wind pfiff Rowan um den Kopf und ließ die Kapuze ihres Umhangs flattern. Bald drang das Geräusch von Musik und Gelächter an ihre Ohren. Als sie um eine Ecke bog sah sie vor sich ein auffälliges Gebäude liegen, dessen Fenster hell erleuchtet waren. Direkt dahinter lag, wie Rowan wusste, der Ozean. Das Haus war aus Backsteinen errichtet und größer als die in seiner Umgebung. Auch sah es gepflegter aus. Ein frisch gestrichenes Schild prangte über der Eingangstür, auf dem man eine leuchtend weiße Perle auf blauem Grund erkennen konnte. An der Wand direkt neben der Tür stand ein Schatten der sich leicht bewegte. Beim Näherkommen erkannte Rowan, dass es sich genau genommen um zwei Personen handelte. Eine davon war eine schlanke, junge Frau, die mit dem Rücken an der Wand lehnte und hinter vorgehaltener Hand kicherte. Gut einen Kopf kleiner und mit dem Mund an ihrem Hals fest gesaugt hing ein fetter Kerl, dessen Wams aus weichem, weinroten Samt geschnitten war, jedoch fast aus allen Nähten zu platzen schien. Eine seiner aufgequollenen, wurstigen Hände umgriff die Brust der Schönen, die andere war unter ihrem Kleid verschwunden. Im Vorbeigehen konnte Rowan sein Schnaufen hören und wandte sich leicht angewidert ab. Schnell betrat sie das Gebäude und schaute sich auch hier Genauestens um. Der Gastraum war gut gefüllt und Rowan konnte die unterschiedlichsten Gäste ausmachen. Hier saßen feine Herren in geselliger Runde mit Damen des Hauses zusammen, während am Tisch neben ihnen Handwerker und anderes einfaches Volk den Freuden dieses Etablissements frönten. ‚Da sieht man mal, welches Gewerbe die Leute an einen Tisch bringt‘, lachte Rowan in sich hinein.
Nachdem sie die Gäste einer kurzen Musterung unterzogen hatte, setzte sie alles auf eine Karte und hängte ihren Umhang an einen Haken am Eingang ab. Im Grunde musste sie sich nur Sorgen machen, dass sich hier einer oder mehrere der Söldner befanden, die sie erkennen konnten. Unter dem anderen Volk würde sie nicht weiter auffallen, auch nicht in ihrer Rüstung. Es waren fast genauso viele Frauen anwesend wie Männer. Jedoch stammten sie eher aus der Mittel- und Unterschicht. Für die feinen Damen schickte sich so ein Zeitvertreib nicht. Zumindest wurde er nicht öffentlich ausgeübt, wie Rowan nur zu gut wusste.
Sie mischte sich unter das fröhliches Volk und inspizierte unauffällig jedes einzelne Gesicht. Dabei bahnte sie sich ihren Weg zur Theke, an der noch etwas Platz frei war. Sie erkannte sofort die dunkelhaarige Schöne, die dahinter arbeitete. Bei ihren vorherigen Aufenthalten in Denerim, war sie ein paar Mal hier eingekehrt und das einnehmende und freundliche Wesen von Sanga, der Besitzerin dieser „Taverne“, vergaß niemand so schnell. Auch heute bemühte sie sich herzlich um ihre Gäste, auch wenn dem aufmerksamen Beobachter auffiel, dass kleine Fältchen auf ihrer Stirn und um ihre Augen herum ihrem Gesicht einen eher angestrengten Ausdruck verliehen. Doch sie meisterte den Ansturm der Gäste mit Bravour und schien an mehreren Orten zugleich zu sein.
Rowan ließ sich auf einem freien Hocker nieder und bestellte eine Weinschorle. Sogleich spürte sie, wie sich eine Gestalt neben sie schob. Ein Seitenblick zeigte ihr, dass es sich um einen jungen Elfen handelte, der in dem traditionellen Gelb der Dirnen gekleidet war. Rowan schätzte ihn etwas größer ein, jedoch war er von schlankerer und zarterer Figur als sie selbst. Er hatte rotblondes, langes Haar, dass seidenweich glänzte und zu einem lockeren Knoten im Nacken gebunden war. Sein Gesicht war ebenmäßig und leicht blass. Doch sah er dabei keineswegs kränklich aus, ganz im Gegenteil. Ein leichtes Grübchen an seinem Mundwinkel gab ihm ein jugendlich verschmitztes Aussehen.
Geschmeidig ließ er sich auf den Hocker neben Rowan gleiten und griff nach dem ihm angebotenen Wein. In einer fließenden Bewegung drehte er den Kopf zu ihr herum und lächelte sie an. Erst da wurde ihr bewusst, dass sie ihn die ganze Zeit über angestarrt hatte. Schnell senkte sie den Kopf nach unten und konnte es nur ihrer Selbstbeherrschung verdanken, dass sie dabei nicht rot anlief.
„Seid mir gegrüßt, schöne Dame. Wäre es vermessen, wenn ich auf Euer Wohl anstoßen wollte?“ Er hatte sein Glas erhoben und blickte ihr erwartungsvoll entgegen.
Der weiche Klang seiner Stimme streichelte Rowans Seele und das tiefe Blau seiner Augen zog sie in seinen Bann. Eine Antwort hätte sie in diesem Moment nicht heraus bekommen und so hob sie einfach nur ihr Glas und prostete ihm zu. Während die beiden an ihrem Getränk nippten, ließen seine Augen keinen Herzschlag lang von ihr ab.
„Ihr seht aus, als währt Ihr gerade erst in dieser schönen Stadt angekommen.“
Die Betonung des Wortes ‚schön‘ begleitet von dem Schmunzeln in seinem Gesicht straften seine Worte Lügen. Auch Rowan konnte nicht anders und erwiderte sein Lächeln.
„Ich bin auf der Durchreise.“ Ihre Stimme klang nicht so zittrig, wie sie zunächst befürchtet hatte.
„Ah, ich verstehe.“ Diesmal lachte er lauter und gab ihr zwinkernd zu verstehen, dass er keineswegs damit rechnete, eine genauere Information zu erhalten.
„Und wie gefällt Euch Denerim bisher, wenn ich fragen darf?“
Seine offenen Art entspannte Rowan und sie genoss es, sich auf ihn einzulassen.
„Ich muss sagen, Denerim hat das ein oder andere Schmuckstück zu bieten, wie ich mir eingestehen muss“, dabei grinste sie ihn frech an.
Für einen kurzen Augenblick schien der Elf überrascht, doch dann zog sich ein breites Lächeln über sein Gesicht.
„Ihr seid nicht auf den Mund gefallen. Das steht Euch ausgezeichnet, muss ich sagen. Aber nun habt Ihr mich neugierig gemacht. Was treibt eine bezaubernde, redegewandte junge Frau wie Euch hier in unser Etablissement? Über ein Mangel an Verehrern dürftet Ihr Euch wohl nicht beklagen können.“
Rowan ließ sich nicht anmerken, dass ihr die Frage unangenehm war. Was ihr eher zu schaffen machte war die Tatsache, dass ihr Gegenüber unauffällig ein ganzes Stück näher an sie heran gerückt war. Eine ungeheure Anziehungskraft ging von ihm aus, der sie sich nur schwer entziehen konnte. Jede Faser ihres Körpers schien von dem Seinen wie ein Magnet angezogen zu werden. Fast konnte sie fühlen, wie jedes einzelne ihrer Härchen sich aufstellte.
Gerade wollte sie zu einer Antwort ansetzen, als sie hörte wie die Außentür laut aufgestoßen wurde. Ein paar Gäste riefen empört auf doch schon bald wurden sie von lauten Stimmen übertönt.
„Aus dem Weg!“
Gepolter war zu hören.
„Das hier ist eine Durchsuchung! Steht gefälligst nicht im Weg herum. Macht Platz und treten alle zur Seite!“


Zuletzt von Allie am Fr 26 Aug 2011, 10:38 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Kapitel XXI - Die Perle   Kapitel XXI - Die Perle EmptyFr 26 Aug 2011, 2:54 am

Vernita, Miandra und Lydia verließen die Schmiede durch den Hinterausgang. Draußen war inzwischen die Sonne untergegangen. Hinzu kam noch, dass sich dichte Wolken zusammengezogen hatten und die Sterne verdunkelten. Ein kräftiger Wind blies durch die Straßen Denerims, und es war nur eine Frage der Zeit, bis es anfangen würde zu regnen. Das konnte den Dreien eigentlich nur zugute kommen.
Während die beiden Frauen und das Mädchen durch die Gassen der Stadt schlichen, dachte die Elfe an den Mann, den sie im Begriff waren aufzusuchen. Legin Dingolor. Legin, der Schleuser wurde er genannt. Er war ein wirkliches Stück Abfall, welches eigentlich schon lange am Galgen hätte baumeln sollen. Was wohl auch geschehen wäre, wenn Vernita das damals nicht verhindert hätte.
Sie traf diesen Mann zum ersten Mal im Kerker des alten Arls von Denerim zur Zeit der Verderbnis. Sie selbst war dort, um diesem Arl den Garaus zu machen, da er mit ihren Feinden kollaborierte. Während ihres Aufenthaltes im Anwesen dieses Menschenschinders, befreite sie mehrere Gefangene, die dort eingesperrt und gefoltert worden waren. Einer dieser Männer war Legin, der verhaftet worden war, weil er Elfen dabei geholfen hatte, aus dem, zu dieser Zeit abgesperrten, Gesindeviertels zu fliehen. Dies tat er natürlich nicht aus Mildtätigkeit, sondern nur gegen bare Münze, was seinen Kundenstamm natürlich auf wohlhabende Elfen beschränkte. Trotzdem wurde ihm diese Tat nach der Beilegung der Verderbnis zugute gehalten, so dass er begnadigt wurde. Vernita besuchte diesen Kerl danach noch einmal und gab ihm zu verstehen, dass er nur deshalb noch am Leben sei, weil sie ihm diese Gnade hatte zuteil werden lassen. Eines Tages würde sie ihn aufsuchen und diese Schuld eintreiben. Und nun schien dieser Tag gekommen zu sein.
Die Elfe führte die beiden anderen zum Haus des Schleusers, welches in einem ziemlich heruntergekommenen Teil der Stadt stand. Die Gasse war eng und schmal und dreckig. In der Ecke hockte ein alter Bettler und bat um Almosen. Das Gebäude selbst machte einen verlassenen Eindruck. Es war nichts weiter als ein eine alte Bretterbude, in der kein Licht brannte.
„Lydia, bleib hier und behalte die Gegend im Auge“, sagte Vernita zu dem Mädchen gewandt. „Miandra und ich untersuchen diese Bruchbude.“
Anschließend ging sie zum Haupteingang des Gebäudes, dessen Tür schräg in den Angeln hing. Sie stieß sie auf und trat ein. Der große Raum dahinter war vollkommen leer. Keine Möbel oder sonstige Gegenstände zierten das Zimmer. Die Fensterscheiben waren zum größten Teil zerbrochen oder fehlten komplett. In der Decke befand sich ein riesiges Loch.
„Sieht so aus, als wäre diese Seuchenhütte schon vor langer Zeit aufgegeben worden“, murmelte die Elfe vor sich hin. „Verdammt!“


Nur durch das Loch in der Decke sowie durch die zerbrochenen Fensterscheiben drang das schwache Mondlicht, welches bereits von Wolkenfetzen verdeckt wurde, in den kahlen Raum. Man konnte einen leichten Windzug spüren der den Staub aufwirbelte und Miandra zum Husten brachte. Dieses Gebäude schien wohl schon seit längerer Zeit leer zu stehen - zumindest machte es den Anschein.
Miandra trat in die Mitte des Raumes und blickte sich kurz um, wobei ihr Blick an dem Loch in der Decke hängen blieb und sie sich gedanklich fragte, woher dieses wohl stammte.
„Die Frage ist wohl eher, wieso sie aufgeben wurde...“, murmelte sie dabei vor sich her, bevor sie den Raum ein weiteres Mal prüfend musterte, doch außer der schwarzen Leere konnte man kaum mehr erkennen.
„Sieht so aus, als müssten wir wo anders weitersuchen, außer Staub werden wir wohl hier nicht mehr finden“, sagte sie schließlich direkt an Vernita gewandt.


Lydia platzierte sich draußen auf einem Fass, welches an der Hauswand stand. Ein kalter Wind zog durch die Gassen und Lydia fror. Sie wickelte den Umhang eng um sich und hielt nach allem Ausschau, was ihr verdächtig aussah. Sie konnte nichts entdecken. Die Nacht war still und der Himmel wolkenverhangen, es war düster. Sie hoffte Vernita und Miandra würden nicht allzu lange da drinnen brauchen, allmählich fror sie auf dem Fass fest.
Sie hüpfte wieder herunter und ging auf und ab um sich die Füße zu vertreten und um nicht vollends zu erfrieren.


„Du hast recht, Miandra. Hier werden wir nichts finden“, antwortete Vernita der schwarzhaarigen Frau, während sie sich grübelnd ans Kinn fasste. Hier kamen sie nicht weiter, aber irgendwas hatte sie übersehen. Nur was? Wer konnte ihnen jetzt helfen? Aber natürlich. Wie konnte sie nur so schwer von Begriff sein?
„Dieser Bettler da draußen könnte uns weiterhelfen“, sagte sie plötzlich und setzte sich in Bewegung. „Der sieht so aus, als würde er schon lange diesen Bettelplatz sein Eigen nennen. Der weiß sicher, was hier los gewesen ist. Diese Penner sind die Augen und Ohren einer Stadt.“
Sie verließ das Gebäude, warf einen kurzen Blick auf Lydia, die unruhig auf und ab ging, bevor sie schnurstracks auf den Bettler zuging, der an der Ecke des gegenüberliegenden Hauses angelehnt saß und seine Hand ausstreckte. Er sah ziemlich abgerissen aus. Die Kleidung bestand nur aus zerrissenen Lumpen, seine grauen Haaren hingen im wirr über das faltige, vernarbte Gesicht. Dicht vor dem Mann kam die Elfe zum Stillstand und ging in die Hocke.
„Habt Erbamen mit einem alten Kriegsveteranen“, krächzte der Alte und entblößte dabei seine zu Stummeln herunter gefaulten Zähne.
„Du hast im Krieg gekämpft, Alter? In welchem denn?“
„Ich war ein Offizier der königlichen Truppen, die während der Verderbnis gegen die Dunkle Brut gekämpft haben.“
„Du hast gegen die Brut gekämpft? Interessant. Ich nämlich auch, doch scheint dir die Schlacht um diese Stadt einiges mehr abverlangt zu haben als mir. Doch vielleicht kannst du einer alten Kriegskameradin eine Auskunft geben, um der alten Zeiten wegen und natürlich für diesen Sovereign hier.“
Die Elfe zog das Goldstück aus der Tasche und hielt es dem alten Bettler unter die Nase. Die Augen des Alten fingen gleich an zu Leuchten und ein gieriges Grinsen legte sich auf seine Lippen.
„Was wollt Ihr wissen?“
„Dieses verfallene Gebäude da hinter mir... weißt du, was hier geschehen ist und wo sich seine Bewohner aufhalten?“
„Ihr sucht Legin Dingolor, richtig?“

Vernita nickt nur.
„Dieser Kerl ist ein widerliches Subjekt. Der größte Abschaum der Stadt, wenn Ihr mich fragt. Seid Ihr sicher, dass Ihr ihn finden wollt?“
„Absolut“
, antwortete die Elfe entschlossen. „Ich weiß, was für eine Sorte Mensch er ist. Darum geht es ja. Ich habe noch eine Rechnung mit ihm offen.“
„Das ist gut. Macht kurzen Prozess mit diesem Stück Dreck“
, grinste der Alte.
„Wo finde ich ihn?“
„Er hat vor etwa einem Jahr diese Bude dort drüben aufgegeben. Es gab wohl zu viel Ärger. Ständig war die Stadtwache hier. Es gab unzählige Razzien, doch konnten sie diese Schlange nie erwischen. Irgendwann hat er sich dann einen neuen Unterschlupf gesucht.“
„Wo ist er?“
„Das weiß ich nicht. Aber ich kenne jemanden, der Euch helfen kann. Der Mann heißt Shendár und ist ein weißhaariger Elf mit roten Augen und einer extrem blassen Gesichtshaut. Sie nennen ihn deshalb auch ‚den Albino‘. Er ist ein Geldeintreiber Legins und klappert meist die Bordelle und schmierigen Kneipen im Hafen ab. Dort werdet Ihr ihn sicher finden.“

„Danke, Alterchen“, erwiderte Vernita grinsend. „Du hast mir sehr geholfen. Hier ist deine Belohnung.“
Die Elfe legte dem Bettler das Goldstück in die faltige Hand, woraufhin dieser sogleich aufsprang und erstaunlich schnell das Weite suchte. Soweit also zu der Sache mit dem gebrechlichen Kriegsopfer, doch diese Geschichte hatte sie dem Bettler ohnehin nicht abgekauft. Nur seinen Bericht über diesen Albino glaubte sie ihm. Oder aber er war ein verflucht guter Lügner.
Vernita ging zu Miandra und Lydia zurück. „Wir haben eine neue Spur. Statten wir der Weißen Perle einen Besuch ab. Ist schon ewig her, seit ich das letzte Mal einen Fuß in diesen Puff gesetzt habe.“


Miandra warf dem kahlen Raum noch einen letzten prüfenden Blick zu, bevor sie sich abwandte und diesen wieder verließ. Lydia hüpfte unruhig und gelangweilt vor dem Haus herum, doch etwas anderes hatte Miandra auch nicht von dem Mädchen erwartet. Miandra beachtete sie nicht länger und blieb neben der Hauswand stehen während Vernita versuchte den alten Bettler auszufragen. Miandra zweifelte nicht daran, dass der alte Mann lügen würde, um an etwas Geld zu kommen – oder eher, dass er schon ein sehr guter Lügner sein müsste, damit ihm Vernita diese abkaufen würde.
Nur wenige Augenblicke später, kehrte die Elfe wieder zurück und erwähnte etwas von einem ‚Puff‘. Miandra musste kurz ihre Gedanken durchforsten, da sie diesen Ausdruck bisher nur einmal gehört hatte in Zusammenhang mit ‚Bordell‘, als sich einige Männer, die damals für eine Nacht in der Taverne in der sie arbeitete untergetaucht waren, darüber unterhielten. Soweit sie es richtig verstanden hatte, soll es sich dabei um eine Art Haus handeln, indem Frauen und Männer ihre Körper für Geld verkaufen. Eigentlich keine dumme Idee, für etwas Geld zu verlangen, was den Kerlen wohl sehr zu gefallen scheint – was Miandra noch nie verstanden hatte. Vor einigen Jahren dachte sie sogar einige Male ernsthaft darüber nach in so einem Haus unterzutauchen, doch wahrscheinlich hätte sie es dort ohnehin nicht lange ausgehalten. Und genau in diesem Moment überschlugen sich ihre Gedankengänge.
„Ihr meint also wir sollen in so ein Bordell gehen, wo es vor lauter Kerlen wimmelt, die sich um diese Zeit ihren Spaß gönnen, worunter bestimmt auch einige Wachen, die unseren Steckbrief kennen, versteckt sind?“ fragte sie Vernita etwas verwundert.
„Oder denkt Ihr, dass deren Hirn nicht mehr funktioniert, sobald sie einen Fuß in dieses Haus gesetzt haben?“ fügte Miandra mit einem leichten Schmunzeln hinzu, da es wahrscheinlich sogar der Wahrheit entsprach und sie sich ihre Frage wohl gerade selbst beantwortet hatte.


„Keine Sorge, Miandra“, beschwichtigte Vernita die schwarzhaarige Frau. „Soldaten halten sich nur in einem solchen Haus auf, wenn sie dienstfrei haben oder im Zuge einer Razzia. Allerdings werden die Stadtwachen kein dienstfrei mehr bekommen, solange sie auf der Suche nach uns sind. Sie dürfen in einem solchen Fall nach Dienstschluss die Kaserne nicht verlassen und bleiben dort bis auf weiteres abrufbereit. Ist eine Standardverfahrensweise bei der Suche nach entflohenen Schwerverbrechern. Viel größere Sorgen mache ich mir um diese Söldner, die hinter uns her sind. Die halten sich nicht an das Protokoll und sind deshalb schwer einzuschätzen. Aber jetzt lasst uns gehen.“
Vernita, Miandra und Lydia setzten sich in Bewegung. Die Elfe führte sie über verschlungene und finstere Gassen in die Hafengegend Denerims, wozu sie fast die komplette Stadt durchqueren mussten. Die wenigen Patrouillen, die ihnen entgegen kamen, umgingen die drei geschickt. Nach einer Weile hatten sie schließlich ihr Ziel erreicht. Von weitem sahen die drei schon den hell erleuchteten Eingang des Bordells. Und die beiden Stadtwachensoldaten, die davor patrouillierten.
„Verdammt! Da sind Soldaten!“ zischte die Elfe leise. „Schnell folgt mir!“
Vernita führte die beiden zu einem nahegelegenen Lagerhaus, hinter dessen Ecke sie sich vor den Augen der Wachen verbargen. Von hier aus hatten sie einen guten Blick auf den Eingang der Weißen Perle.
„Da ist bestimmt gerade eine Razzia im Gange!“ meinte Vernita zu den beiden gewandt. „Wir müssen warten, bis sich die Soldaten verzogen haben, bevor wir uns da rein wagen können!“


Zuletzt von Allie am Sa 27 Aug 2011, 10:01 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Kapitel XXI - Die Perle   Kapitel XXI - Die Perle EmptyFr 26 Aug 2011, 2:57 am

Der Elf hatte sich zu dem Lärm umgewandt und Rowan zögerte nicht lange. Schon war sie durch die nächste Tür verschwunden und fand sich in einem kleinen Raum wieder, der zu ihrem Leidwesen kein Fenster besaß. Ein Bett und ein kleiner Schrank befanden sich darin. Ein ausgeblichener Teppich bedeckte den kahlen Steinboden. Fieberhaft wirbelten ihre Gedanken durcheinander auf der Suche nach einem Ausweg. Sie stürzte sich kurzerhand zu dem schmalen Schrank und riss die Tür auf. Darin hing ein gelbes Gewand aus einfachem Leinen, dass sich Rowan über warf. Auf den ersten Blick konnte man ihre Rüstung darunter nicht erkennen.
Der Lärm war mittlerweile lauter geworden und Rowan hörte, dass sie anfingen, die Zimmer zu durchsuchen. Im nächsten Moment wurde ihre Tür aufgerissen und eine Stadtwache betrat das Zimmer. Der Mann schaute sie grimmig an und bedeutete ihr mit einer Hand, in den Schankraum zu treten. Dort schienen sich mittlerweile alle Gäste und Bediensteten zusammengefunden zu haben während die Wachen alle Türen aufgerissen hatten und die Zimmer durchsuchten. An der Theke stand dem Anschein nach ein Hauptmann, auf den Sanga wild gestikulierend einredete. Zwei Wachen durchschritten die Anwesenden und schauten sich um. Sie musterten jeden einzelnen. Rowans Muskeln spannten sich an. Sie war auf alles gefasst. Sollte es zum Äußersten kommen, würde sie eine halsbrecherische Flucht wagen. Dazu musste sie nur die zwei Wachen überwinden, die an der Tür abgestellt waren. Jedoch würde sie sich keinesfalls lebend fangen lassen.
Einer der Stadtwachen war soeben vor sie getreten. Es war ein junger Mann der noch recht unerfahren aussah. Kurzerhand entschloss sich Rowan für die Flucht nach vorn. Sie trat einen Schritt auf ihn zu und fasste ihn an seinem Ellenbogen. Er war etwas größer als sie und so blickte sie mit einem Augenaufschlag zu ihm hoch.
„Oh, seid Ihr auf der Suche nach Schurken? Besteht Gefahr für uns? Ihr werdet uns doch beschützen?“ säuselte sie ihn an. Dazu schmiegte sie sich leicht an ihn und war froh, dass er eine Rüstung trug, so würde er ihre eigenen unter ihrem Umhang nicht spüren. Ihr Auftritt verfehlte ihre Wirkung nicht. Der Soldat lief rot an und fiel in ein leichtes Stottern.
„Äh… keine Angst, meine Dame. Wir haben… äh… alles unter Kontrolle. Seid unbesorgt.“
„Ach, da bin ich aber froh, dass die Stadtwache so tapfere Männer wie Euch beschäftigt.“

Soweit dies überhaupt möglich war, wurde das Gesicht des Mannes noch röter und er trat unbehaglich von einem Bein auf das andere. Seine Körpersprache signalisierte ihr, dass er von ihrem Auftreten durchaus angetan war.
„Hey, du wirst für deine Arbeit bezahlt, nicht für das Ansabbern von Dirnen!“ brüllte es hinter der Wache, die sofort zusammen zuckte und Rowan grob von sich stieß. Dann drehte er auf dem Absatz herum und salutierte vor der Wache, die hinter ihn getreten war.
„Wir sind hier fertig. Lasst uns abziehen.“
Damit sammelten sich die Soldaten und verließen einer nach dem anderen die Taverne. Ein lauter Seufzer ging durch die Menge, die sich daraufhin wieder verstreute als wäre nichts gewesen. Scheinbar kamen solche Durchsuchungen hier öfter vor. Auch Rowan entspannte sich wieder ein wenig und verlor für einen Moment ihre Unachtsamkeit. Ihr gefror das Blut in den Adern, als sie plötzlich in ihrem Nacken warmen Atem fühlen konnte. Gleich darauf legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Sie war darauf gefasst herumzuwirbeln und den Unbekannten außer Gefecht zu setzen als sie eine Stimme innehalten ließ.
„Hm, wie es scheint habt Ihr etwas zu verbergen, meine Liebe.“
Sie fuhr herum und blickte geradewegs in die blauen Augen des Elfen, der ihr noch vor ein paar Minuten zugeprostet hatte. Sie kniff die Augenbrauen zusammen und wischte in einer harschen Bewegung die Hand von ihrer Schulter.
„Das geht Euch nichts an. Ich...“ ein Finger legte sich sanft auf ihre Lippen.
„Schh... Ihr müsst mir nichts erklären. Das ist nicht von Interesse für mich.“ Das bezaubernde Lächeln stahl sich zurück in sein Gesicht.
„Jedoch dürfte es dort draußen im Moment etwas unruhiger zugehen. Vielleicht solltet ihr hier drin abwarten, bis sich der Sturm gelegt hat.“
Es war keine Frage gewesen, so viel konnte Rowan aus seinen Augen lesen. Eher eine Aufforderung, der er sogleich nachkam in dem er sich bei ihr einhakte und sie zu dem Zimmer geleitete, aus dem sie den Umhang genommen hatte. Innerlich zögerte Rowan noch. Sie konnte sich auch einfach für ein paar Stunden im Schankraum vergnügen und sich dann auf den Weg zurück in das Versteck machen. Doch das Angebot des Elfen war zu reizvoll.
Sie ließ sich von ihm in das Zimmer führen. Er schloss die Tür hinter ihr und ging geschmeidig an ihr vorbei zum Bett hin. Nachdem er sich darauf nieder gelassen hatte, kramte er darunter eine Karaffe mit Wein und zwei Gläser hervor. Er befüllte sie und deutete dann mit einem Nicken neben sich. Rowan folgte der Einladung und nahm neben ihm Platz. Er drückte ihr eines der Gläser in die Hand und prostete ihr zu.
„Also, noch einmal auf Euch, schöne Unbekannte. Es ist mir ein wahres Vergnügen, Euch begegnet zu sein.“
Sie tranken beide einen Schluck bevor Rowan das Wort ergriff.
„Sagt mir, hattet Ihr in letzter Zeit ungewöhnliche Gäste hier? Vielleicht eine größere Gruppe von… sagen wir… Kriegern?“
Ihr Gegenüber richtete kurz den Blick zur Decke und schien zu überlegen. Dann blickte er ihr wieder in die Augen und grinste sie an.
„Naja, wie Ihr sicherlich schon gemerkt habt, haben wir hier ein ziemlich breites Spektrum an Gästen. Aber eine Gruppe von Kämpfern, wie Ihr gefragt habt, haben wir hier nicht zu Besuch gehabt. Es kommen meist nur Einzelpersonen hier her, eine Gruppe wäre mir aufgefallen.“
Er nahm einen weiteren Schluck aus seinem Glas und stellte es dann auf dem kleinen Nachttisch ab.
„Aber wollt Ihr wirklich über solche Dinge mit mir sprechen? Ich könnte mir einen weitaus schöneren Zeitvertreib mit Euch vorstellen.“
Er rutschte ein Stück näher und ergriff eine ihrer Hände. Seine Haut fühlte sich zart und weich an. Keine Schwielen oder Unebenheiten kündeten von irgendeiner harten Arbeit, die diese Hände zu verrichten hatten. Sie waren feingliedrig und strömten eine angenehme Wärme aus.
„Ihr habt die starken Hände einer Kriegerin, jedoch scheinen sie auch sehr geschickt zu sein. Ich kann mir vorstellen, in welche Richtung Euer Gewerbe geht.“ schelmisch zwinkerte er ihr zu.
Dann nahm er ihr das Glas aus der Hand und stellte es neben seines. Soweit das ging, rückte er noch näher an sie heran und brachte sein Gesicht dicht an ihres heran.
„Ihr seid noch am überlegen, ob Ihr Euch auf mich einlassen sollt, hab ich recht?“ Eine Hand legte sich sacht an ihre Wange.
„Macht Euch keine Sorgen. Eure Belange interessieren mich nicht. Ich bin nur auf nette Gesellschaft aus, mehr nicht.“
Rowan konnte nicht anders und musste lächeln. In ihr regten sich Gefühle, die sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Die letzten Jahre hatten nur aus Entbehrungen, einsamen Nächten unter freiem Himmel und Kämpfen bestanden. Es kam ihr wie eine halbe Ewigkeit vor, seit sie das letzte Mal bei einem Mann gelegen hatte. Und dieser Elf ihr gegenüber machte es ihr nicht gerade leicht, zu widerstehen. Er war so ganz anders als die Männer mit denen sie sonst zu tun hatte. Von zarter Gestalt und mit lieblichem Anblick. Fast ein bisschen feminin aber dennoch Manns genug.
Sie lehnte sich vor und überbrückte die letzten fingerbreit, die zwischen ihnen gelegen hatten. Sanft legten sich ihre Lippen auf die seinen. Ein leises Glucksen entwich ihrer Kehle, als sie den überraschten Ausdruck in seinen Augen sah, bevor sie dir Ihren zum Kuss schloss.
Er reagierte sofort auf sie. Seine Arme legten sich um sie und zogen sie zu sich heran. Leicht lag sie in seinen Armen und doch fühlte sie sich geborgen und sicher. Der Kuss wurde inniger und ihre Zungen fingen den Tanz an, der so unbeschreiblich sinnlich und erregend sein konnte. Rowans Hände gruben sich in sein samtenes Haar während sie sich an seinen Körper drückte.
Mit geschickten Fingern zog er ihr den gelben Umhang über, löste die Schnallen ihrer Rüstung und legte ein Teil nach dem anderen neben sich ab. Bald hatte sie nur noch ihre Stiefel und ihr Hemd an. Seine Hände fingen an, ihren Körper Stück für Stück zu erkunden. Die Lippen taten es ihnen nach und fuhren über ihren Mundwinkel die Wange entlang, über den Wangenknochen den Hals hinunter, einer unsichtbaren Spur folgend. Ohne ihr Zutun bog sie sich ihm entgegen. Am Schlüsselbein angekommen entwich ihr ein leiser Seufzer. Sanft aber bestimmt drückte er sie in die Kissen und beugte sich über sie. Das Hemd und die Stiefel folgten ihren anderen Sachen und sie sah sein zufriedenes Lächeln als er ihren Körper einer genaueren Betrachtung unterzog. Rowan genoss seine stumme Bewunderung und wartete ab, bis er sich satt gesehen hatte. Dann griff sie ihm beherzt in den Nacken und zog ihn neben sich auf das Bett. Im Nu hatte sie sich über ihn gerollt und auf seine Hüften gesetzt während sich ihre Hände an seiner Hose zu schaffen machten.
Ein vorfreudiges Grinsen legte sich über seine Lippen als er zu ihr aufblickte. Dies war einer der seltenen Augenblicke in ihrem Leben, in dem Rowan auch für andere Aspekte ihrer Ausbildung als Bardin dankbar war. Mit geübten Fingern befreite sie den Elfen von seiner Kleidung. Die Erregung, die sie zuvor gespürt hatte, zeigte sich ihr nun in ihrer vollen Pracht. Mit ihrem Mund fing sie an, seinen Körper zu erkunden wie er es mit ihrem gemacht hatte. Ihre Zunge zog eine Linie die von seiner Brust über seinen Bauchnabel hinunter zu seiner Hüfte führte. Dabei hörte sie, wie sich sein Atem beschleunigte und spürte das Zittern seiner Lenden unter ihren Fingern. Rowans Lippen öffneten sich leicht und schlossen sich um ihn. Ihre Zunge spielte mit ihm und sein lustvolles Aufstöhnen feuerte sie in ihrem Tun an. Seine Hände gruben sich in die Laken neben ihm. Doch es würden nicht die letzten Falten sein, die sich in dieser Nacht durch das Bettzeug ziehen würden während Rowan sich die Zeit vertrieb in der draußen ein unangenehmer Sturm wütete.
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Kapitel XXI - Die Perle Empty
BeitragThema: Re: Kapitel XXI - Die Perle   Kapitel XXI - Die Perle EmptyFr 26 Aug 2011, 3:06 am

Miandra blickte in die Richtung des Bordells. Die beiden Wachen die dort patrouillierten schienen von ihrem Beruf etwas gelangweilt zu sein, scheinbar führten sie solche Durchsuchungen in letzter Zeit des Öfteren durch – natürlich ohne Erfolg. Eine relativ abgemagerte junge Frau – was man gut erkennen konnte, da sie nur die wichtigsten Stellen ihres Körpers mit purpurrotem Stoff bedeckt hatte – durchschritt mit graziösen Schritten die Eingangstür der Perle. Lange blonde gelockte Haare bedeckten ihre Schultern bis hin zu ihren Brüsten und roter Lippenstift zierte ihr blasses Gesicht. Sie passte auf keine Beschreibung der gesuchten Personen und war damit wohl bereits von der Durchsuchung entlassen – zudem sah sie ohnehin so aus, als würde sie ihr gesamtes Leben in diesem Schuppen verbracht haben. Die Aufmerksamkeit einer der Wachen glitt sofort zu der blonden Frau, welche sich diesem bereits genähert hatte. Die Kälte der Nacht, welche ihre Glieder beinahe zum Erzittern brachte, ließ sie sich nicht anmerken, als sie versuchte den Mann zu umgarnen. Es war klar worauf sie hinaus wollte, und es dauerte nicht lange, als sie nach seiner Hand griff, um ihn mit sich in die Perle zu ziehen.
Genau in diesem Moment wurde die Türe ein weiteres Mal geöffnet. Dieses Mal jedoch voller Kraft, so dass diese beinahe aus den Scharnieren glitt und dabei einen lauten Krach von sich gab. Mehrere Wachen, die ihre Arbeit wohl gerade beendet hatten, durchschritten die Tür. Einer dieser, der sie wohl anführte, warf der Patrouille einen erzürnten Blick zu als er sich diesem und der blonden Frau näherte. Ohne Worte packte er die junge Frau mit seinem Panzerhandschuh am Oberarm, zog sie in seine Richtung und gab ihr eine Ohrfeige. Miandra zuckte bei dem Anblick zusammen und wandte den Blick für einige Augenblicke von dem Geschehen ab.
„Dumme Schlampe! Was erlaubst du dir eine königliche Stadtwache mit deinen Drecksfingern bei der Arbeit zu stören?!“ schrie eine wütenden Männerstimme und drang noch in Miandras Ohren. Anschließend waren einige scheppernde Geräusche zu vernehmen die mit jedem Herzschlag leiser zu werden schienen und von einigen Schluchzern überdeckt wurden.
Nachdem die Soldaten verschwunden schienen, wagte Miandra einen weiteren Blick zu dem Haus. Die blonde Frau kniete auf dem nassen Boden, zitterte am gesamten Körper und hielt sich ihre Wange mit beiden Händen. Blut floss über diese und vermischte sich mir ihren Tränen.
„Ich denke die Razzia ist nun vorbei… “, brachte Miandra nur heraus nachdem sie einige Male geschluckt hatte und setzte bereits zum Gehen an, ohne ein weiteres Mal zu der blonden Frau zu blicken.


Vernita beobachtete schweigend das Treiben der blonden Frau, bis diese durch den Schlag des Soldaten zu Boden ging. Danach konzentrierte sie sich auf die Patrouille, die sich kurz darauf in Bewegung setzte und in einer der Seitenstraßen verschwand. Es dauerte eine Weile, bis das Scheppern ihrer Rüstung verklungen war und man nur noch das Schluchzen der blonden Frau vernehmen konnte. Bevor die Elfe etwas sagen konnte, ergriff Miandra das Wort und machte sich auch schon auf dem Weg in Richtung des Bordells.
„Ja, du hast recht. Also gehen wir“, meinte sie nur, bevor sie sich an Lydia wandte. „Und du bleibst hier und behältst die Gegend im Auge, alles klar?“
Vernita wartete gar nicht auf die Antwort, sondern folgte sogleich der schwarzhaarigen Frau. Die beiden erreichten auch gleich darauf das Gebäude und traten ein. Im Innern ließ nichts mehr darauf schließen, dass hier vor wenigen Augenblicken noch eine Razzia stattgefunden hatte. Die Gäste und Bediensteten gingen schon wieder ihren üblichen Tätigkeiten nach. Essen, trinken, sich unterhalten und der körperlichen Liebe nachgehen.
Die Elfe erinnerte sich an ihren letzten Besuch in diesem Etablissement vor einigen Jahren. Sie war auf der Suche nach einem flüchtigen Verbrecher, der sich in diesem Bordell verstecken wollte. Vernita stellte den Mann, der eine der Bediensteten als Geisel nahm und sich mit ihr einen Weg nach draußen freipressen wollte. Doch die Elfe wollte ihr Ziel nicht einfach ziehen lassen, und da ihr das Leben dieser Hure völlig gleichgültig war, zeigte sie diesem Schlauberger, wie gut sie ihre Schwerter werfen konnte. Zum Glück für die Hure war Vernita schon damals ebenso versiert darin wie heute. Sie tötete den Mann, ohne dass der Frau etwas geschah.
Sanga, die Besitzerin der Perle wollte der Elfe damals für ihre Dienste eine Bezahlung anbieten, doch Vernita verzichtete. Ihr reichte es, die Leiche des Kerls mitnehmen zu können, den sie verfolgt hatte. Sanga versprach ihr daraufhin, nicht zu vergessen, was sie getan hatte und sich irgendwann einmal dafür zu revangieren. Nun sollte sie ihre Chance bekommen.
„Sieh dich um, ob du diesen Albinoelfen hier irgendwo ausmachen kannst“, meinte Vernita zu Miandra gewandt. „Ich rede inzwischen mit der Besitzerin.“
Die Elfe drängte sich durch den vollen Schankraum des Bordells, bis hin zur Theke, hinter der Sanga stand und die Tresenplatte abwischte, während sie aufmerksam dem Treiben ihrer Angestellten zusah. Erst als Vernita sie fast erreicht hatte, fiel sie der Bordellbesitzerin ins Auge.
„Ich glaube, ich traue meinen Augen nicht“, meinte Sanga mehr als überrascht. „Vernita! Die Retterin meiner besten Stute im Stall! Seid Ihr es wirklich?“
„Ja, ich bin es. Aber redet nicht so laut. Es braucht niemand zu wissen, dass ich wieder in der Stadt bin.“
„Verstehe. Kann ich etwas für Euch tun? Ihr seid doch nicht etwa hier, um mich um einen Gefallen zu bitten, oder?“
„Doch. Ich bin hier, um alte Schulden einzutreiben“
, erwiderte die Elfe grinsend. „Von Euch und von anderen.“
„Sagt mir, worum es geht! Wenn ich kann, helfe ich Euch gern. Ich bleibe anderen Leuten nur ungern etwas schuldig.“
„Ich suche einen Elfen namens Shendár. Er ist auch unter dem Spitznamen ‚der Albino‘ bekannt.“
„Ja, den kenne ich.“
„Wie ich gehört habe, treibt der Kerl Schutzgelder für einen Kerl namens Legin Dingolor ein“
, erzählte Vernita weiter. „Und Ihr sollt auch zu den Leuten gehören, die von ihm erpresst werden.“
Sanga fing lauthals an zu lachen, woraufhin die Elfe überrascht eine Augenbraue hob. Die Bordellbesitzerin brauchte einen Moment, um sich wieder in den Griff zu bekommen. Sie wischte sich noch die Tränen aus den Augen, als sie Vernita antwortete. „Da seid Ihr aber gehörig auf dem Holzweg, werte Freundin. Legin bekommt von mir kein Schutzgeld, ich bezahle ihn dafür, dass ich neue Stuten für meinen Stall bekomme. Er hat ein gutes Händchen dafür, mir talentierten Nachwuchs zu liefern. Und dafür beteilige ich ihm am Gewinn, das ist alles. Aber Shendár ist dabei sein Verbindungsmann, das ist wahr.“
Die Frau hielt einen Moment inne, indem sie angestrengt nachzudenken schien, bevor sie weitaus beunruhigter weitersprach. „Ihr wollt doch nicht etwa einem von beidem etwas antun, oder? Das wäre ganz und gar nicht in meinem Sinne.“
„Nein, nein, keine Angst“, beschwichtigte die Elfe. „Legin schuldet mir auch noch einen kleinen Gefallen. Und jetzt ist es an der Zeit, dass ich diesen von ihm einfordere. Also, wann kann ich mit diesem Shendár sprechen?“
„Er kommt einmal die Woche hier vorbei. Morgen müsste er wieder hier sein. Kommt einfach zur selben Zeit noch einmal her. Dann könnt Ihr Euch mit ihm treffen.“
„Danke, Sanga. Dann sehen wir uns morgen. Noch eine erfolgreiche Nacht“, bemerkte Vernita noch, bevor sie sich abwandte und zu Miandra zurückging.
„So wie es aussieht, werden wir hier heute nichts mehr ausrichten können. Unser Paket kommt erst morgen hierher. Also sollten wir wieder zurückgehen und das Ganze auf morgen Nacht verschieben. Los, verschwinden wir von hier!“


Einen kurzen Augenblick nachdem Vernita in den Menschenmassen verschwunden war, fühlte sich Miandra für einen Bruchteil einer Sekunde komplett fehl am Platz und ein wenig alleine, doch das Gefühl verflog so schnell wie es gekommen war. Kurz überblickte sie den Raum und spürte dabei, wie sie von einigen Blicken getroffen wurde, wodurch sie realisierte, dass sie noch immer direkt am Eingang stand. Für diese Torheit hätte sie sich am liebsten selbst einen Schlag ins Gesicht verpasst, doch sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen und setzte sich stattdessen in Bewegung, um ein wenig in der Menge unterzutauchen. Mit unauffälligen Blicken beobachtete sie, wie sich die verschiedensten Frauen und Männer miteinander unterhielten, dabei scherzten und alkoholische Getränke zu sich nahmen oder sich einander bereits etwas näher kamen. Ein Pärchen in einer Ecke war sogar gerade dabei den Körper des jeweils anderen mit den Händen zu erforschen.
So sah ein Bordell also von innen aus. Miandra konnte bei dem Gedanken nur den Kopf schütteln. Nachdem sie sich eine Runde durch die Menschenmassen gekämpft hatte, stand sie wieder in der Nähe des Eingangs, wo sie sich an einer mit Stoff gepolsterten Bank niederließ. Schließlich konnte sie nicht einfach stehen bleiben, denn das wäre wohl etwas auffällig gewesen. Da ihr vorhin leider niemand, zu dem die Beschreibung eines ‚Albinoelfen‘ passen würde, ins Auge gestochen war, versuchte sie weiterhin von der Bank aus die Personen unauffällig zu beobachten.
Doch genau das erwies sich als alles andere als einfach. Es schien wie verhext zu sein, da ihre Blicke beinahe jedes Mal – vor allem von den Personen männlichen Geschlechts – erwidert wurden. Sie war eindeutig keine Beobachterin in diesen vier Wänden, was ihr alles andere als gefiel, denn jeder, der dieses Haus betrat war ein Beobachter der darauf aus war, jemanden ‚kennen zu lernen‘. Die Musik, welche gespielt wurde, um die Stimmung noch mehr anzuheizen, schien immer schneller und drückender zu werden. Miandra wusste nicht woran es lag, aber all diese vielen Menschen und Elfen auf einem Haufen, deren Blicke sie wie Nadelstiche spürte und die immer mehr zu werden und näher zu kommen schienen, trieben ihr regelrecht den Schweiß aus den Poren. Sie wäre am liebsten sofort aus dem Gebäude gerannt, doch der Gedanke an ihr Vorhaben hätte eine solche Handlung niemals so leichtfertig toleriert.
Plötzlich tauchte Vernita wieder neben ihr auf und berichtete ihre Neuigkeiten, die Miandra nur gerade recht kamen, doch ehe sie etwas darauf hätte antworten oder gar hätte verschwinden können, spürte sie wie sich irgendjemand ziemlich geschickt neben sie setzte. Miandra wandte den Blick von Vernita ab, um – eher aus reflexartiger Reaktion als aus Neugierde – herauszufinden, um wen es sich dabei handelte.
Doch noch bevor sie in das Gesicht des Unbekannten blicken konnte, wurde ihr bereits ein Glas, gefüllt mit einem blutroten Wein, in die Hand gedrückt, wobei sie die Flüssigkeit beinahe verschüttet hätte, aufgrund dieser stürmischen Aktion ihres Gegenübers.
Zwei Herzschläge lang starrte Miandra ungläubig in das Glas, welches wie herbeigezaubert schien.
„Ein spezieller Wein, der sanft duftet, dem Gaumen schmeichelt und die Sinnesorgane nicht kränkt. Ihr solltet ihn kosten, da er bestimmt perfekt mit Euch harmoniert“, drang schmeichelnd in Miandras Ohren, und sie blickte zeitgleich in das Gesicht des Mannes, welcher sich neben sie gesetzt hatte. Es wurde von einem schelmischen Grinsen geziert, wodurch sich an seiner rechten Wange ein kleines Grübchen bildete. Seine Gesichtsfarbe war von der Sonne braun gebrannt, und glich beinahe dem Braun seiner recht kurzen Haare. Zudem schien er allgemein recht gepflegt und wohlhabend zu sein, da er keinen Bart trug und wohl aufgrund der vielen Stickereien, die in seine Kleidung eingebracht waren. Doch am Irritierernsten fand Miandra die grünen Augen dieses Mannes, die sie fixierten, alles andere wohl einfach ignorierten und in welchen wohl so gut wie jede Frau versunken wäre.
Natürlich versank Miandra nicht darin, aber dieser Blick, bei dem man beinahe spüren konnte wie er einen von oben bis unten auszog, machte sie regelrecht wütend. Miandra hatte es satt von diesen Kerlen immer nur als ein Lustobjekt gesehen zu werden, doch im Prinzip konnte man in einem Bordell wohl auch nichts anderes erwarten – worin wohl genau ihr Problem lag.
Wie sollte sie diesen Mann nun einfach abweisen? Wäre das nicht etwas auffällig gewesen? Schließlich mussten sie doch unentdeckt bleiben und sich anpassen... Wären sie nur in einer normalen Taverne gewesen, hätte sie diesen Kerl wohl bereits ausgelacht, wäre einfach aufgestanden und verschwunden. Aber hier? Miandra war noch nie in einem Bordell und wusste nicht was man sich auf diesem unbekannten Gelände erlauben konnte, fühlte sich unsicher bei dem was sie nun vielleicht anrichten könnte. Miandras Gehirnzellen arbeiteten innerhalb weniger Sekunden auf Hochtouren, um nach einer Lösung zu finden.
Dennoch war eines für Miandra klar und bedurfte keinerlei weiterer Überlegung: Sie musste diesen Kerl loswerden, um zusammen mit Vernita von hier verschwinden zu können.
Vernita? Miandra schien ihre Lösung gefunden zu haben. Wahrscheinlich war die Elfe kurz davor auszurasten wegen dieses Kerls, doch Miandra verzichtete auf einen Blick in ihre Richtung und ergriff stattdessen das Wort, wobei ihre gerade noch etwas geschockte Haltung in eine selbstsicherere überging und sich ein nur sehr zaghaftes Grinsen auf ihre Lippen legte. „Und Ihr solltet in Zukunft besser darauf achten, wer hier mit wem… harmoniert.“
Anschließend geschahen wohl mehrere Dinge zur selben Zeit: Zuerst verschwand das Grinsen des Mannes eher langsam, als er versuchte Miandras Worte zu verstehen und dabei einen leicht verwirrten Gesichtsausdruck annahm.
Währenddessen hatte sie das Weinglas auf einem kleinen Holztisch, der direkt vor der Bank stand, abgestellt. Ohne zu zögern wandte sie sich Vernita zu, blickte diese für einen Herzschlag mit einer Art von Furcht in den Augen an, so als wüsste sie keinen anderen Ausweg, bevor sie ihre Hände vorsichtig auf die Wangen der Elfe legte, sich dieser dabei näherte, ihre Augen schloss und ihre Lippen auf die Ihren drückte und zu einem Kuss formte.
Dem Mann, welcher noch immer neben Miandra saß, fiel dabei die Kinnlade nach unten. Nicht, weil er so etwas noch nie gesehen hatte, eher da er damit nicht gerechnet hatte. Es brauchte nur zwei Sekunden, die für ihn reichten, um von der Bank aufzustehen und in der Menschenmasse zu verschwinden, um sich wohl jemand Neues zu suchen, den er mit seinem Wein begeistern konnte.
Sofort nachdem er verschwunden war, löste sich Miandra von Vernita, welche ziemlich geschockt aussah.
„Entschuldigt, aber mir fiel gerade nichts Besseres ein“, flüsterte sie der Elfe noch zu, bevor sie diese komplett losließ, sich wieder zu dem Tisch drehte, erneut nach dem Weinglas griff und dieses mit einem Zug leerte.
„Lasst uns verschwinden“, fügte sie noch mit vom Alkohol verzogenem Gesicht hinzu, erhob sich von der Bank und ging zu der nahegelegenen Türe.


Nachdem Vernita sich wieder zu Miandra gesellt hatte und ihr gesagt hatte, was es zu sagen gab, wollte sie sich schon wieder auf den Weg nach draußen begeben, als sich plötzlich ein ziemlich aufgetakelter Kerl neben die schwarzhaarige Frau setzte, dieser ein Weinglas in die Hand drückte und ihr die Ohren voll säuselte. Die Elfe spürte sofort, wie das Blut in ihren Adern zu kochen begann. War es Eifersucht? Oder war sie nur erzürnt darüber, dass dieser Schnösel Miandra anmachte, obwohl diese sich ja offensichtlich mit ihr unterhalten hatte? Sie konnte es nicht genau bestimmen, aber das war auch zweitrangig.
Vernitas Körper fing leicht zu zittern an, sie stand kurz davor die Beherrschung zu verlieren, diesem Kerl die Flasche aus der Hand zu reißen und sie ihm über den Schädel zu ziehen. Oder sie hätte ihm den Kopf abgerissen und den Hals seiner Flasche in den Halsstumpf seines Körpers gerammt. Die Elfe war so sehr auf diesen Kerl fixiert, dass sie gar nicht bemerkte, wie Miandra das Wort ergriff. Erst als ihr Gesicht dicht vor dem ihren aufzutauchen schien, und sie Vernita einen sanften Kuss auf die Lippen hauchte, nahm sie die schwarzhaarige Frau wieder wahr. Sie spürte ihre feuchten Lippen auf den ihren, realisierte ihren süßen, lieblichen Geschmack und fühlte ihren warmen Atem auf ihrer Haut. Reflexartig erwiderte sie den Kuss der Frau und wollte instinktiv mehr. Sie hob schon ihre Hände, um diese um Miandras Kopf zu legen und die Frau fest an sich zu drücken, als das Ganze auch schon wieder vorbei war.
Die schwarzhaarige Frau wich zurück und entschuldigte sich bei Vernita für ihre Tat, bevor sie das Weinglas dieses Kerls leerte, der sich inzwischen schon aus dem Staub gemacht hatte. Die Elfe blickte für einen Moment gedankenverloren auf die Tischplatte vor ihr, während sie versuchte, das eben Geschehene geistig zu verarbeiteten. War dies gerade eben wirklich geschehen? Oder bildete sie sich das nur ein? Auch wenn das Ganze nur wenige Augenblicke her war, so war sich Vernita da nicht mehr so sicher, das gerade eben wirklich erlebt zu haben. Erst als sie sich über die Lippen leckte und dabei noch einmal Miandra schmeckte, wurde ihr bewusst, dass dies kein Traum oder Wunschvorstellung gewesen war. Aber warum hatte sich Miandra deswegen bei ihr entschuldigt? Sie musste doch wissen, dass dies genau das war, was sich die Elfe schon so lange gewünscht hatte. Oder sagte sie das nur, um keine falschen Hoffnungen in Vernita zu wecken? Oder etwa nur aus Unsicherheit? Die Elfe konnte sich selbst diese Frage nicht beantworten, ihr wurde nur klar, dass es an der Zeit war, sich zusammenzureißen und von hier zu verschwinden.
„Ja, gehen wir“, meinte sie nur knapp und folgte der schwarzhaarigen Frau. Als die beiden gerade das Gebäude verließen, kam ihnen die blondhaarige Frau entgegen, die vorhin vor der Tür von dem Wachhauptmann niedergeschlagen worden war. Ein flüchtiger Blick der Elfe zeigte ihr, dass die getroffene Wange leicht anschwoll. Außerdem zeigte ihr stark geschminktes Gesicht deutliche Spuren ihres Weinkrampfes. ‚So kann sie wohl nicht weiterarbeiten’, ging es Vernita noch durch den Kopf, bevor sie auch schon an der Prostituierten vorbei war. Draußen traf die beiden die kühle Abendluft und ließ die Elfe wieder einen klaren Gedanken fassen.
„Hey, warte mal, Miandra“, sagte Vernita schnell und hielt die schwarzhaarige Frau am Arm fest. „Bevor wir beide jetzt wieder zu den anderen zurückgehen, wollte ich dir noch sagen, dass du dich nicht bei mir für diesen Kuss entschuldigen musst. Mir hat er sehr gut gefallen und ich hoffe, dir auch. Zumindest bin ich dir dafür dankbar, auch weil du mich davor bewahrt hast, die Beherrschung nicht zu verlieren. Wer weiß, was ich diesem Schnösel sonst angetan hätte? Das hätte uns echt in Schwierigkeiten bringen können.“
Die Elfe trat langsam vor Miandra, schaute erst zu Boden, bevor sie langsam den Blick hob und der schwarzhaarigen Frau direkt in die Augen sah. „Also, nochmals danke, Miandra.“


Miandra würdigte die blondhaarige Frau, welche ihnen entgegen kam, nur eines flüchtigen Blickes. Miandra tat das was dieser passiert war nur wenig leid, da sie ja eigentlich auch selbst daran schuld war, doch die Art und Weise, wie sie behandelt wurde, war trotz alledem unangemessen und erinnerte Miandra daran, wie schmerzhaft und demütigend ein solcher Schlag ins Gesicht sein konnte.
Nur nach wenigen weiteren Schritten erreichte sie schließlich den Ausgang dieses Teufelshauses, welchen sie sich bereits herbeigesehnt hatte. Die kalte Nachtluft veranlasste sie dazu, dass sie sich unbewusst den Umhang komplett zuknöpfte, zudem spürte sie wie ihr der Alkohol des Weines, den sie so schnell geleert hatte, ins Blut stieg.
Gerade als sie in die Richtung des Lagerhauses, bei welchem sie Lydia wusste, gehen wollte, wurde sie am Oberarm gepackt und festgehalten. Zeitgleich begann Vernita zu sprechen, meinte sie solle warten, was Miandra für keine gute Idee hielt, direkt vor diesem Bordell, dennoch blieb sie stehen und lauschte den Ausführungen der Elfe.
Ob es ihr gefallen hatte? Darüber hatte Miandra gar nicht nachgedacht. Das einzige, was sie damit erreichen wollte, war es diesen Kerl möglichst unauffällig los zu werden – worauf sie sich auch hauptsächlich konzentriert hatte. Miandra wusste zwar genau, welche Gefühle Vernita für sie hegte – was Miandra jedoch des Öfteren gerne verdrängte – hatte jedoch gehofft, dass die Elfe in solchen Situationen weitestgehend dazu in der Lage war, dies auszublenden. Doch eigentlich belog sich Miandra mit diesem Gedanken ein wenig selbst. Im Hinterkopf wusste sie genau, wie Vernita wohl reagieren würde – warum sonst sollte sie den Wein wohl so schnell geleert haben?
„Ich wollte diesen Kerl lediglich so schnell und unauffällig wie möglich los werden“, begann sie schließlich vorsichtig bevor sie weitererklärte. „Ich fühlte mich unwohl und bedrängt in diesem Bordell… beobachtet von vielen dieser Besoffenen, die einen mit ihren Blicken ausziehen und immer näher zu kommen schienen. Und dann auch noch dieser Kerl, der mir mehr als nur nahe kam, Euch einfach ignorierte und glaubte seine Sprüche würden mich dazu veranlassen, mit ihm ins Bett zu springen! Nein, Ihr braucht Euch nicht bei mir für etwas zu bedanken, das ich hauptsächlich für mich selbst getan habe.“
Miandra machte eine kurze Pause, als sie bemerkte, wie viel sie eigentlich gerade gesprochen hatte und wie wütend sie dabei geworden war. Schließlich fuhr sie etwas ruhiger fort und winkte dabei mit der Hand ab. „Vergesst es einfach, zudem hätte es auch nach hinten losgehen können… Es gibt bestimmt Männer denen so etwas gefällt.“
Bei ihrem letzten Satz versuchte sie ihren Ärger scherzhaft zu überspielen, was ihr nur bedingt gelang.


„Wäre der Kerl dir noch näher gekommen, als er es eh schon war, dann könnte er jetzt seine Knochen einzeln zählen, das kannst du mir glauben. Ich werde es nicht zulassen, dass dir nochmals jemand etwas antut“, versicherte Vernita mit fester Stimme. „Und das Problem, was du in diesem Puff hattest, kann ich nicht nachvollziehen, was wohl daran liegt, dass ich nicht dem Schönheitsideal der meisten Männer entspreche... zumindest wenn sie noch halbwegs nüchtern sind.“
Sie verzog das Gesicht zu einem wissenden Grinsen. Sie wusste genau wie Männer über sie dachten, aber das war ihr egal. Sie konnte diese ja ebenso wenig leiden. Was ihr nur etwas zu schaffen machte, war die Tatsache, dass Miandra ihrer eigentlichen Frage wieder ausgewichen war. Sie versuchte zwar krampfhaft Worte zu finden, die der Elfe nicht weh taten, doch das würde ihr wohl nur gelingen, wenn es die Worte wären, die Vernita von ihr hören wollte. Doch darauf konnte Vernita wohl lange warten. So versuchte sie nur, sich nichts anmerken zu lassen, um die schwarzhaarige Frau nicht noch mehr von sich zu stoßen als sie es durch ihr unbedachtes Verhalten ohnehin schon getan hatte.
„Aber wenn dir der Aufenthalt in diesem Freudenhaus zuviel Unbehagen bereitet, dann kannst du ja morgen Nacht draußen warten, wenn du magst“, sprach die Elfe einfach weiter. „Das da drin schaffe ich schon allein, oder ich nehme Neria mit, wenn sie damit kein Problem hat. Aber jetzt lass uns von hier verschwinden. Heute können wir hier eh nichts mehr tun, also los!“


„Aber wie Ihr seht, hat es auch ohne den Kerl in alle seine Einzelteile zu zerlegen funktioniert“, erwiderte sie mit einem leichten Grinsen bevor ihre Gesichtszüge wesentlich nachdenklicher wurden und sie einfach weitersprach ohne vorher länger darüber nachzudenken was sie eigentlich sagen wollte.
„Schönheitsideal… ich glaube nicht, dass es so etwas gibt, zumindest nicht für mich… für die Kerle scheinbar schon...Was nützen einem Äußerlichkeiten schon? Außer, dass die Leute mit denen Ihr sprecht diese in den Vordergrund stellen, und Euch deswegen anders behandeln… ich machte damit bisher keine besonders guten Erfahrungen… und ich bin mir sicher, dass es größtenteils daran lag. Wie man aussieht kann man sich nicht aussuchen, doch wie man handelt schon. Und das ist der wesentlich wichtigere Teil.“
Sie machte eine kurze Pause bevor sie fortfuhr, wobei man erkennen konnte, dass ihr das was sie zu sagen versuchte ziemlich schwer fiel. Doch dass sie überhaupt so redselig wurde, lag wohl auch an dem - doch etwas starken - Rotwein, welchen sie vorhin so schnell getrunken hatte.
„Danke dafür, dass Ihr nicht so denkt, wie viele andere, und dafür, dass Ihr mich vor eben diesen Leuten beschützen wollt. Ich weiß, dass ich nicht gut in so etwas bin… ich musste mich nie bei irgendjemanden für irgendetwas bedanken, da es nichts gab, das solche Worte wert gewesen wäre. Aber ich will nur, dass Ihr wisst, dass ich es sehe und wertschätze, und ich es bedauere Euch nicht mehr als das geben zu können“, sie machte eine weitere Pause und winkte erneut mit der Hand ab.
„Aber genug von diesen Peinlichkeiten! Man könnte ja sonst noch denken ich wäre so eine Heulsuse, wie dieses adelige Blondchen, das wir in der Kirche abgesetzt haben! Und vergesst es, ich werde bestimmt nicht alleine vor der Tür warten wie ein Hund… ich habe schon weitaus schlimmere Räumlichkeiten gesehen als wie die in diesem Bordell. Und sollten wir diese Magierin mitnehmen und sie über alle Kerle so herfallen, wie über Azoth, sollten uns solche Probleme, wie gerade vorhin, auch erspart bleiben“, ohne auf eine Antwort, auf all das was sie gerade von sich gegeben hatte, zu warten, setzte sie sich mit einem belustigten Grinsen auf dem Gesicht in Bewegung, um Lydia einzusammeln und um zu der Schmiede zurückzukehren.


Vernita hörte mit Erleichterung, dass Miandra das wertschätzte, was sie tat. Das war immerhin ein Anfang. Wenn sie nur endlich damit aufhören würde, sie mit diesem elenden „Ihr“ anzureden, wäre die Elfe fürs erste schon zufrieden. Hatten sie nicht schon genug zusammen durchgemacht, um auf solche Förmlichkeiten verzichten zu können? Sie würde sie bei Gelegenheit darauf ansprechen. Doch nun war es an der Zeit zu verschwinden. So führte Vernita die beiden zurück in die Schmiede. Sie betraten das Gebäude durch den Hintereingang und begaben sich umgehend in das Versteck im Keller.
Dort zeigte sich den dreien dasselbe Bild wie schon bei ihrem Aufbruch. Neria, Azoth und Sareth lagen auf ihren Liegen und schliefen. Rowan war wohl noch unterwegs und Vernita hoffte, dass zumindest sie mehr Erfolg bei der Suche nach ihren Feinden haben würde als sie es bei der Suche nach einem neuen Versteck hatten.
„Hier hat sich ja nicht viel getan“, meinte die Elfe nur, als die drei eintraten. „Nun, dann sollten wir uns auch etwas hinlegen.“
Vernita ging zu ihrer Liege und zog schweigend ihre Rüstung aus, bevor sie sich noch einmal wusch und sich, nur mit ihrer Unterhose bekleidet, auf ihre Schlafstätte kuschelte. Sie deckte sich zu, um sich in diesem kühlen Keller nicht noch eine Erkältung einzufangen und warf Miandra noch einen letzten Blick zu.
„Gute Nacht“, sagte sie mit einem Lächeln. „Schlaf gut.“
Dann schloss sie die Augen, bevor sie kurz darauf der Schlaf übermannte.


Nachdem ihre Begleiterinnen in Richtung Bordell entschwanden, platzierte sich Lydia in eine dunkle Ecke und beobachtete die Straße. Lange tat sich nichts, kein Geräusch störte die nächtliche Stille, doch irgendwann marschierte eine kleine Patrouille missmutig Wachen an ihr vorbei. Ansonsten blieb es ruhig - und eisig kalt. Lydia wickelte ihren Umhang um sich und kauerte sich tiefer in die Ecke, in der Hoffnung, dass sich Vernita und Miandra beeilen würden und sie wieder zurück in ihre Kissen- und Deckenburg schlüpfen konnte.
Nachdem sie eine kleine Ewigkeit, so schien es ihr, gewartet und gefroren hatte, bogen die beiden um die Straßenecke vor der Lagerhalle.
„Endlich, es wird langsam Zeit, dass Ihr hier auftaucht, ich friere langsam am Boden fest.“
Gemeinsam setzten sie ihren Weg zum Versteck zurück fort und dort angekommen verkroch sie Lydia sofort unter ihre Decken und Kissen, gerade so, dass noch die Nase hervorschaute, und starrte ins Feuer.
„Habt Ihr etwas Brauchbares herausgefunden?“ fragte sie Vernita und Miandra.


Nachdem Miandra den Raum kurz gemustert hatte und ihr dabei wieder einfiel, wieso dieser so verunstaltet war, ging sie zu dem Wasserfass, wo sie einen der Holzbecher füllte, und diesen relativ zügig leerte. Dank des weiten Weges den sie zurückgelegt hatten, sowie des Alkohols, hatte sie bereits eine trockene Kehle die nach Wasser schrie. Anschließend ließ sie sich ebenfalls auf ihrer Liege nieder. Erst dort legte sie den Umhang ab und zog sich ihre Schuhe aus. Ohne weitere Kleidungsstücke abzulegen, oder den geflochtenen Zopf zu öffnen, wickelte sie sich in ihre Decke ein und blickte zu Lydia, von welcher man kaum noch etwas sehen konnte, aufgrund der vielen Kissen und Decken.
„Ihr seht doch, dass sie bereits schläft“, flüsterte sie in die Richtung des Mädchens. „Und das solltet Ihr auch tun.“
Ohne weiter auf die Frage von Lydia einzugehen, ließ sich Miandra auf die Liege fallen, gähnte einmal ausgiebig und fiel schnell in einen relativ ruhigen Schlaf.
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BeitragThema: Re: Kapitel XXI - Die Perle   Kapitel XXI - Die Perle EmptyFr 26 Aug 2011, 3:11 am

Rowan blickte mit offenen Augen stumm ins Dunkel des Zimmers. Die Kerze war erloschen und nur unter der hölzernen Tür drang ein heller Schimmer in den Raum. Sie spürte die Wärme des Elfen an ihrem Rücken. Seinen Arm hatte er um ihre nackte Hüfte gelegt und sein gleichmäßiger Atem lullte sie leicht ein. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren, doch der Kerze nach zu urteilen, mochte es zwei bis drei Stunden her sein, seit sie mit ihrem Liebhaber das Zimmer betreten hatte. Sie war noch leicht erhitzt von ihrem Spiel und genoss es, in einem weichen Bett zu liegen und ihren Körper auszuruhen. Doch langsam machte sich auch eine Unruhe in ihr breit.
Sie hatte genug Zeit hier verbracht. Vorsichtig legte sie seinen Arm zur Seite und erhob sich. Der Schein vom Gastraum reichte aus, damit sich Rowan orientieren konnte. Schnell hatte sie ihre Sachen gefunden und ihre Rüstung leise wieder angelegt.
Ein letztes Mal beugte sie sich über den Rothaarigen und strich ihm sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht bevor sie sich abwandte und lautlos das Zimmer verließ. Auf dem Nachttisch neben dem Bett lagen einige Geldstücke, die Rowan für angemessen hielt.
Der Gastraum hatte sich mittlerweile geleert und nur ein einzelner Gast saß noch an der Theke. Oder vielmehr hing er über dem Holzbrett und hatte den Kopf schwer auf seine Hände gestützt. Sanga würdigte Rowan keines Blickes, als sie sich zur Tür wandte. Sie griff ihren Umhang vom Haken, warf ihn sich über und betrat dann die Kühle der Nacht.
Vor der Perle war es ruhig und der Himmel war Wolken verhangen und Dunkel. Sie schlich sich durch die Straßen und beschloss noch einen Abstecher zu machen, bevor sie in das Versteck zurück kehrte. Ihre Füße trugen sie weiter südlich in Richtung des Palastviertels von Denerim. Auf ihrem Weg dorthin begegnete ihr hin und wieder eine einzelne Wache, die die Viertel der Wohlhabenderen Bewohner schützten, jedoch schien die Stadtwache nicht davon auszugehen, dass sich gesuchte Verbrecher dort hinbegeben könnten. Wie dumm sie doch sein konnten.
Rowan kam an ein paar weiteren Tavernen vorbei, doch die meisten davon waren bereits dunkel. Dieses Viertel würde sie sich in einer anderen Nacht vornehmen, obwohl sie sich hingegen auch nicht vorstellen konnte, dass die Söldner in einer der nobleren Gegenden abgestiegen waren.
Bald kam sie an ihrem Ziel vorbei. Sie bog in eine kleinere Gasse ab, in der ein paar Geschäfte zu finden waren. Die Häuser hier waren allesamt aus Stein errichtet und machten einen sauberen Eindruck. Auch standen sie nicht so eng aneinander wie zum Beispiel die im Marktviertel. Ein Vorteil, wenn man mehr Geld für den Bau zur Verfügung hatte. An der Seite einer Bäckerei schlich sie sich auf die Rückseite des Hauses. Die Hintertür war wie erwartet verschlossen, doch war es eine Leichtigkeit für Rowan, diese zu öffnen. Lautlos schlüpfte sie ins Innere und schaute sich kurz um. Sie befand sich in einer kleinen, aber gut ausgestatteten Küche. Auf einer Anrichte lagen mehrere Laibe Brot, die dem Anschein nach vom vergangenen Tag übrig geblieben waren. Einen davon nahm sie prüfend in die Hände. Er war schon etwas trockener, aber durchaus noch essbar. Rowan verbarg ihn unter ihrem Umhang und verließ das Gebäude wieder. Die Tür verschloss sie, so dass einem ungeübten Blick der Einbruch nicht auffallen würde.
Ein kleines Stück schlich sie hinter den Häusern weiter, doch einen weiteren Einbruch verkniff sie sich. Sie wollte kein Risiko eingehen. Außerdem konnten sie sich bestimmt von dem Schmied noch weiteres Essen besorgen lassen. Als sie sich dazu entschlossen hatte, das Viertel zu verlassen, fiel ihr Blick auf einen Korb auf der Rückseite eines der Läden. Dort befanden sich Äpfel darin, die allem Anschein nach aussortiert worden waren. Ein paar von ihnen hatten kleinere oder größere dunkle Dellen, doch bei anderen war auf den ersten Blick kein Makel zu entdecken. Ein spöttisches Seufzen entwich Rowan. Die Adligen konnte es sich leisten, ihr Essen auszuwählen und in ihren Augen minderwertiges aussortieren. Der Rest würde entweder an Tiere verfüttert oder weggeschmissen werden, dabei hätten sich die Bewohner der ärmeren Viertel noch darüber freuen können. War es wirklich nötig, dass man verschwenderisch leben musste, wenn man mehr Geld besaß?
Kopfschüttelnd steckte sie auch noch ein paar der Äpfel ein, bevor sie sich endgültig auf den Rückweg machte. Sie war etwa auf der Höhe, des Gesindeviertels, um das sie wieder einen Bogen machte, als der Himmel seine Schleusen öffnete und es zu regnen anfing. Ihr Umhang hielt den Regen etwas ab, doch würde er nicht lange gegen die Nässe schützen. Innerlich freute sie sich auf das Feuer, dass in ihrem Versteck wartete, auch wenn sie es lieber an einem geschützten Ort unter freiem Himmel gehabt hätte.
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Kapitel XXI - Die Perle Empty
BeitragThema: Re: Kapitel XXI - Die Perle   Kapitel XXI - Die Perle EmptyFr 26 Aug 2011, 3:22 pm

Als Neria erwachte, hatte sie von dem vielen Wein einen ganz pelzigen Gaumen und extremen Durst. Im Keller war es ziemlich dunkel, da dass Feuer nahezu ausgegangen war und nur mehr die Glut leicht glimmte.
Als sie sich aufsetzte, fuhr ihr ein dumpfer Schmerz in den Kopf. Es fühlte sich an als wäre sie unter Pferdehufe gekommen. Die Schmerzen im Kopf pochten unaufhörlich. Mit schmerzerfülltem Gesicht stand sie auf, und hatte vor das Feuer an der Kochstelle wieder zu entfachen.
Sie nahm einige Holzscheite, die in einer Ecke des Kellers gelagert waren, und warf diese auf die restliche Glut, was jedoch zum endgültigen erlöschen des Feuers führte. Verärgert über dieses Missgeschick, suchte sie im dunklen nach ihrem Zauberstab, den sie kurz darauf inmitten des Raumes am Boden liegend fand, und entfachte mit einem ihrer Feuerzauber das Lagerfeuer.
Als sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah sie das Chaos im Keller. Das Kochgeschirr war im ganzen Keller verstreut, der Tisch lag verkehrt am Boden, sämtliche Stühle waren umgestürzt. ‚Oh beim Erbauer was hab ich da angerichtet‘, erinnerte sich Neria wieder aller Einzelheiten, die sie nach ihrer Sauforgie angerichtet hatte. Beschämt schickte sich Neria an das Chaos zu beseitigen. Sie sammelte das Kochgeschirr ein, und stellte den Tisch und die Sessel wieder auf. Danach griff sie zu einem Besen und beseitigte das restliche Chaos das sie verschuldet hatte.
Die anderen, bis auf Rowan, waren von ihrem nächtlichen Ausflug zurückgekehrt und schienen bereits zu schlafen. Sie war schon gespannt was Vernita zu erzählen hatte, und ob sie ein neues Versteck gefunden hatte.
Neria fühlte sich wie gerädert, ihr war schlecht und das Kopfweh schien auch nicht nachlassen zu wollen, so beschloss sie ein wenig frische Luft schnappen zu gehen, und sie machte sich auf den Weg den Keller zu verlassen. Sie nahm noch einen der Becher mit, den sie oben im Bad sorgfältig auswusch, und füllte diesen dann mit Wasser, das sie in schnellen Zügen hastig in sich hinein schüttete. Nach mehreren Bechern hatte sie ihren Durst gelöscht und sie verließ vorsichtig die Schmiede.
Trotz der angehenden Morgendämmerung war es draußen noch relativ dunkel da der Himmel wolkenverhangen war. Es schien in der Nacht geregnet zu haben, da die Straße nass glänzte und ein nasskalter Wind fuhr ihr ins Gesicht. Doch ihr machte die Kälte nichts aus, sie erfrischte ihre Sinne und Neria sog die klare Luft tief ein. An der Hauswand der Schmiede erblickte Neria eine kleine Holzbank, auf der sie sich niederließ. In wenigen Augenblicken war ihre Robe von dem nassen Holz durchnässt, was Neria jedoch nicht sonderlich störte.
Neria fühlte sich nun wesentlich besser und auch das Kopfweh war verschwunden. Zufrieden lehnte sie sich zurück und beobachtete die Wolken die durch den Wind getrieben an ihr schnell vorbeizogen.


„Neria... ist dir nicht kalt?“
fragte Lydia, welche sich zu Neria setzte. Sie war ihr nach oben gefolgt. Sie rutschte näher an sie heran und legte ihr ihren Kopf auf die Schulter.
„Man mag nicht glauben, was wir schon erlebt haben und was uns noch bevorsteht. Die Zeit vergeht und wir gehen mit ihr - aber wohin?“
Verträumt sah sie der Halbelfe ins Gesicht.


Lange konnte Neria ihre Seele nicht baumeln lassen, Lydia war ihr gefolgt und setzte sich zu ihr. Ihr war zwar ihre Gesellschaft nicht unangenehm dennoch wäre sie gerne länger alleine geblieben. Sie hatte ja sowieso nicht vor lange hier sitzen zu bleiben.
„Sag willst du denn nicht einmal schlafen“ fragte sie Lydia nachdenklich. „Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass wir bald mehr Ärger bekommen als uns lieb sein wird, und da sollen wir alle bei klarem Verstand und bei Kräften sein“ fügte sie besorgt hinzu.


Es dämmerte bereits als Rowan in die Straße zur Schmiede einbog. Der Regen hatte aufgehört, doch ihr Umhang hing nass an ihrem Körper herunter.
Zunächst erstarrte sie, als sie einen Schatten vor dem Gebäude ausmachen konnte. Doch dann erkannte sie die Magierin und das kleine Mädchen. Sie saßen aneinander gelehnt am Hauseingang.
Unbemerkt schlich sich Rowan an die beiden heran und baute sich dann plötzlich drohend vor ihnen auf. Ärgerlich blickte sie ihnen entgegen.
„Wie könnt ihr es wagen, hier einfach zu sitzen wie auf einem Präsentierteller?“
Ihre Arme hatte sie in die Hüften gestemmt, ihr Gesicht lag im Schatten der Kapuze.
„Durch die Stadt patrouillieren Wachen auf der Suche nach uns und hier haltet hier fröhlich einen kleinen Plausch. Macht euch sofort wieder hinunter in den Keller. Und seid froh, dass ich euch gefunden habe. Vernita hätte euch dafür den Kopf abgerissen… und das zu recht!“


Kaum hatte Neria die Worte Ärger ausgesprochen, personifizierte sich diese Aussage auch schon, da Rowan von ihrem nächtlichen Ausflug zurückkam und sich fürchterlich darüber mokierte Lydia und Neria vor der Schmiede anzutreffen.
Der entspannten Miene wich einem ersten Blick als sie Rowan antwortete. „Ist Euch irgendwas über die Leber gelaufen, oder ist das jetzt jene Art wie Ihr in Zukunft mit mir zu sprechen gedenkt? Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass die Sache zwischen uns gegessen ist, aber anscheinend ist dem nicht so. Glaubt Ihr wirklich ich müsse mich vor Euch rechtfertigen, rechtfertigen für einen kurzen Moment in der Morgendämmerung, wo doch eh noch kein Schwein die Hand vor Augen sehen kann, und ich ein wenig Frischluft schnappen gehe?“
Verärgert sprach Neria weiter.
„Wenn Ihr nicht gerade so unfähig wart um einen Rattenschwanz an Wachen hinter Euch nachzuziehen dann kommen auch keine Wachen. Zudem haben Stadtwachen die nette Eigenschaft in der Stadt nicht umher zu schleichen sondern man hört und sieht sie rechtzeitig. Aber wenn Ihr hier vielleicht noch mehr Wirbel schlagt, dann sind ja vielleicht bald welche hier, also haltet einfach Eure Klappe und verzieht Euch ins Versteck. Wir kommen dann nach wann wir wollen und nicht wann Ihr wollt. Ich hoffe ich habe mich deutlich genug ausgedrückt“, fügte sie mit bestimmter Stimme hinzu.
„Wenn es Euch Befriedigung verschafft könnt Ihr ja Vernita aufwecken und sie raufschicken. Es würde mich wirklich brennend interessieren was Euch die Petzerei einbringen wird“, bei ihren letzten Worten musste sie hämisch grinsen.


„Oh, guten Morgen Rowan. Schön Euch zu sehen, aber Ihr seht ziemlich mitgenommen aus“
, sagte Lydia gut gelaunt zu der wütenden Frau, welche vor ihr stand.
„Bei allen Göttern, macht Euch doch nicht ständig solche furchtbaren Gedanken. Wir genießen ein bisschen die Morgenluft. Und Vernita kann mich! Sie ist ein Biest und das weiß sie.“


Rowan wurde wütend angesichts der Uneinsichtigkeit der beiden. Von dem Mädchen hatte sie nichts anderes erwartet, jedoch hätte sie der Frau mehr Erfahrung und Verstand zugesprochen. Scheinbar war dem jedoch nicht so.
Sie beugte sich flink herunter bis ihr Mund nahe an dem rechten Ohr der Magierin war. In letzter Sekunde unterdrückte sie den Impuls, der Frau eine Klinge an den Hals zu setzen.
„Und was, meine Liebe, wenn es nicht die Stadtwachen sind, die hier vorbei kommen? Hinter unserer Gruppe sind mittlerweile weitaus mehr Gestalten her als nur die Stadtwache.“
Ihre Stimme zischte gefährlich.
„Was ist mit den Söldnern, die sich durch unser letztes Versteck gemetzelt haben? Der abgetrennte Kopf, den wir dort gefunden haben spricht nicht gerade dafür, dass ihre Vorgehensweisen denen der Stadtwache ähnlich sind.“
Mit der rechten Hand drückte sie die Schulter der Frau vor sich unsanft an die Steinwand.
„Und wenn ich mich recht erinnere, sind hinter Euch persönlich auch eine Reihe von Templern hinterher. Auch sie treten nicht immer ausschließlich in großen, hörbaren Gruppen auf.“
Der Griff verstärkte sich und ihre Finger drückten unangenehm in die Schulter der Frau, die nur von einem Stück Stoff bedeckt war.
„Ich kann Euch übrigens aus Erfahrung sagen, dass die Stadtwache von Denerim auch die ein oder andere zwielichtige Gestalt beschäftigt, um ihre Ziele zu erreichen. Die wäre dann so wie ich einfach aus dem Nichts vor Euch aufgetaucht und hätte nicht erst Fragen gestellt. Glaubt mir, Ihr würdet in einem solchen Fall längst in der Lache Eures eigenen Blutest ersticken weil man Euch die Kehle durchgeschnitten hat.“
Die letzten Worte spuckte sie fast vor Verachtung aus.
Mit einem Ruck löste sie sich von der Magierin und richtete sich wieder auf. Aus den Augenwinkeln blickte sie sich um, da sie meinte, ein Geräusch gehört zu haben. Ihr Kopf drehte sich erneut zu der Frau vor sich auf der Bank herum.
„Eines noch. Das hier hat nichts mit uns beiden zu tun, glaubt mir. Hier geht es um die Sicherheit der gesamten Gruppe, die ihr hier gefährdet. Diesen Vortrag hätte jeder von mir bekommen, der den schlechten Scherz gewagt hätte, sich hier draußen unseren Verfolgern als williges Opfer anzubieten.“
Rowan drehte sich endgültig weg und wartete auf keine Antwort der beiden. Eigentlich war es ihr nicht recht, die beiden hier weiter sitzen zu lassen, wo sie jeden auf das Versteck aufmerksam machen würden, doch sie war müde und die ewigen Diskussionen leid. Diese Frau war eine Gefahr für die Gruppe und wie es schien, würde sie dies auch bleiben, da sie absolut uneinsichtig und unvorsichtig war. Rowan konnte nur hoffen, dass sie durch ihre Dummheit von den Templern erwischt wurde, die auf der Suche nach ihr waren, und die Gruppe verschont blieb.
Sie war gerade dabei, die Tür zu durch schreiten, als sie von fern das Klappern von Rüstungen vernahm. Wie es schien würde hier demnächst eine Patrouille vorbei kommen. Mit einem boshaften Grinsen schloss Rowan die Tür hinter sich und wünschte sich, dass es die Anhänger der Kirche waren, die sich gerade auf dem Weg in dieser Straße befanden.


So schnell wie Rowan kam und schimpfte, so schnell war sie auch wieder im Versteck verschwunden. Das hatte auch einen guten Grund, denn es war das Scheppern von Rüstungen zu vernehmen, welche offensichtlich der Stadtwache gehörten.
„Neria, genug frische Luft, wir sollten wieder nach unten“, sagte Lydia, piekste die Angesprochene in die Seite, stand auf und ging nach unten. Sie setzte sich ans Feuer und kramte nach ihrem kleinen Wetzstein um ihre Messer um das Schwert wieder scharf zu machen, beides hatte im Kerker ordentlich gelitten.


Kaum war Rowan im Keller angekommen, bewegte sie sich schnell zu Vernitas Liege und weckte die Elfe leise.
„Eine Patrouille ist gerade auf dem Weg in unsere Straße. Ich habe sie gehört, als ich die Schmiede betreten habe.“


Verschlafen öffnete Vernita die Augen, als sie jemand wachrüttelte. Sie brauchte einen Moment um wirklich aufnahmefähig zu werden und Rowans Worte zu verarbeiten. Dann sah sie diese nur aus halb geöffneten Augen und mit einem etwas genervten Gesichtsausdruck an.
„Natürlich kommen die auch mal diese Straße hier entlang“, meinte die Elfe gähnend. „Na und? Dafür befinden wir uns doch in diesem Versteck, oder etwa nicht? Und solange Ihr nicht die Tür offen stehen lasst, werden sie uns auch nicht finden.“


Die Selbstgefälligkeit Rowans ging Neria schön langsam auf die Nerven. Sie führte sich auf als wäre sie etwas Besonderes, dabei war sie ein Nichts. Sie war sich offensichtlich nicht bewusst, wie sehr sie mit ihrem Leben spielte. Eine einzige Handbewegung, ein einziger kurz ausgesprochener Zauber würde sie in den Dreck schicken, wo sie eigentlich hingehören würde.
Vor wenigen Tagen hätte Neria wohl keine Sekunde gezögert Rowans erbärmlichem Leben ein Ende zu setzen. Entweder war sie wirklich so töricht zu glauben sie hätte irgendeinen Funken einer Chance, oder ihr lag nichts an ihrem Leben. ‚Aber wenn sie unbedingt Kräfte messen will, kann sie das gerne haben‘, dachte Neria wütend. Es war an der Zeit dieser Überheblichkeit ein Ende zu setzen. Neria beschloss Rowan eine Lektion zu erteilen, nicht jetzt und nicht hier, aber es würde sich schon irgendwann eine passende Gelegenheit dazu bieten.
Als Rowan sie zum wiederholten Male berührte um ihren nichts sagenden Worten Nachdruck zu verleihen, musste sich Neria schwer zusammenreißen um dieses Vorhaben nicht sofort in die Tat umzusetzen. Es war Zufall oder Glück das Rowan einen kurzen Augenblick später wieder von ihr ließ, und ins Versteck zurückkehrte.
‚Dachte sie wirklich sie könnte sich unbemerkt an zwei Leute heranschleichen die auf einer Bank sitzen die direkt an der Seitenwand eines Hauses steht, wie dumm kann man nur sein‘, dachte Neria kopfschüttelnd.
Scheinbar von Rowans Worten beeindruckt folgte Lydia ihr ins Versteck. Neria vernahm in der Ferne ein Geräusch welches wie das Scheppern von Rüstungen klang. Neria sprang auf, und versuchte in der Ferne zu erkennen ob sich ihr Verdacht bestätigte. Nach einem kurzen Augenblick konnte sie einen Wagen erkennen, der von zwei Maultieren gezogen wurde.
Es schien sich um einen Trödler zu handeln der Kochgeschirr, alte Waffen und sogar Rüstungen in seinem Wagen transportierte. Das Scheppern rührte von den Rüstungen her, die er seitlich auf den Wagen gebunden hatte. Als der Trödler beim Haus des Schmiedes vorbeikam musste Neria schmunzeln. Hatte sich doch der Trödler offenbar die Rüstungen der toten Templer unter den Nagel gerissen.
Neria erkannte dieses seltsame Emblem an einer dieser Rüstungen wieder. Beruhigt ließ sie sich wieder auf der Holzbank nieder, und beschloss noch eine Weile die gute Luft zu genießen, bevor sie endgültig wieder in den stickigen Keller zurück musste. Für die Gruppe wäre es momentan besser, wenn ihre Wut die sich in ihr aufgestaut hatte, etwas abflachen würde, denn ansonsten würde es im Versteck wohl zu einem Gemetzel kommen. Sie lehnte sich abermals zurück, beobachtete die Wolken die über ihr vorbeizogen, und versuchte das Geschehene zu vergessen.


Rowan zuckte nur mit den Achseln, nachdem Vernita dem Anschein nach nicht vorhatte, etwas zu unternehmen. Sie ging müde und steifbeinig zu ihrer Liege auf der Sareth schlief. Schnell hatte sie sich ihres nassen Umhangs und der Rüstung entledigt. Sie setzte sich auf den Boden und lehnte mit dem Rücken gegen die Liege. Eine Weile wollte sie noch warten, bevor sie sich Schlafen legen würde. Das Mädchen war ihr zurück ins Versteck gefolgt doch von der Magierin war nichts zu sehen. Entweder war es ein Fehlalarm oder sie hatten die Frau bereits gefasst. Jedoch schien für die Gruppe hier im Keller keine Gefahr zu bestehen, denn die Minuten verstrichen, ohne dass etwas passierte.
Das einzige Geräusch, das Rowan vernahm, war das regelmäßige Atmen des Kriegers hinter ihr. Bleierne Müdigkeit legte sich über sie und so legte sie sich nach kurzer Zeit neben Sareth und zog die Decke über sich. Der Krieger reagierte im Schlaf auf sie und legte den Arm um sie damit er sie fest an sich ziehen konnte. Im ersten Moment versteifte sich Rowan wieder. Zu sehr steckten noch die alten Gewohnheiten in ihr. Doch seine Anwesenheit und sein Geruch entspannten sie nach und nach und schon bald war sie eingeschlafen.


Neria saß noch eine Weile auf der Holzbank, und während sie das Schauspiel am Himmel betrachtete, ließ auch ihr Ärger über Rowan nach. Der Wind trieb die Wolken vor sich her, und teilweise war die Wolkendecke aufgerissen, sodass sich die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg durch die immer dünner werdende Wolkendecke bahnten. Es wurde heller, und die Straßen füllten sich mehr und mehr mit Menschen die geschäftig ihrer Wege gingen.
‚Es ist wohl an der Zeit wieder ins Versteck zurückzukehren, da die Gefahr entdeckt zu werden von Sekunde zu Sekunde größer wird‘, dachte Neria wehmütig. So erhob sie sich von der Holzbank und ging wieder zurück in das Haus des Schmiedes.
Nachdem sie sich im Badezimmer gewaschen hatte begab sie sich in den Keller und setzte sich auf ihre Liege.


Lydia sah Neria nach, als sie sich auf ihre Liege setzte. Sie selbst hatte schon lange keinen Schlaf mehr gefunden, doch sie stand auf und platzierte sich zu Neria. Vorsichtig legte sie ihr einen Arm um die Hüften und den Kopf auf die Schultern.
„Ich habe gerade noch mal an das Bad zurückgedacht“, gigelte sie. „Was denkst du, haben wir im neuen Versteck wieder die Möglichkeit dazu? Vielleicht hat es auch so ein schönes Bad.“
Doch die Magierin schien nicht mehr auf ihre Worte eingehen zu können, da sie gerade eben vom Schlaf übermannt wurde. Und so kuschelte sich Lydia weiter an sie heran und schloss ebenfalls die Augen.


Da Rowan nach Vernitas mürrischer Antwort nichts mehr sagte, schlief die Elfe auch kurz darauf wieder ein. Sie war einfach zu müde gewesen, um sich wirkliche Sorgen machen zu können. Sie bekam nur am Rande mit, dass sich die blonde Frau neben ihre Liege setzte und noch ein wenig aufzupassen schien. Das reichte Vernita in diesem Moment aus, um wieder beruhigt einschlafen zu können. Und dieses Mal war es eine der seltenen Ruheperioden der Elfe, in der sie nicht von Albträumen geplagt wurde. Umso erholsamer fiel auch ihr Schlaf aus.
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