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 Kapitel XI - Vor den Toren Denerims

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Allie
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Kapitel XI - Vor den Toren Denerims Empty
BeitragThema: Kapitel XI - Vor den Toren Denerims   Kapitel XI - Vor den Toren Denerims EmptySo 24 Jul 2011, 5:21 pm

Kapitel XI - Vor den Toren Denerims

Aktive Charaktere: (Hennrik), Leanora, Lian, Miandra, Vernita

Am Abend des dreizehnten Tages nach ihrem Aufbruch von Lothering konnten die fünf schließlich die mächtige Hauptstadt am Horizont ausmachen. Seit der Verderbnis waren nun schon einige Jahren ins Land gezogen, und den Großteil der Schäden, die der Angriff des Erzdämons der Stadt angetan hatte, waren inzwischen beseitigt worden. Trotzdem konnte man sogar von hier aus erkennen, dass an einigen der höheren Häusern immer noch gebaut wurde.
„So, ich würde sagen, wir lagern hier und begeben uns morgen in die Stadt. Ich schätze, wir brauchen noch den halben Tag, bis wir die Stadttore erreichen. Das ist gut. Während der Mittagszeit ist immer der größte Verkehr in und aus der Stadt. Der ideale Zeitpunkt also, um unauffällig ins Innere zu gelangen“, beschloss die Elfe. „Dort drüben könnten wir uns für die Nacht niederlassen.“


Als die Gruppe einen geeigneten Ort, zum Lagern gefunden hatte, breiteten sie wieder ihre Sachen aus und entfachten ein Lagerfeuer. Lian band sein Pferd wieder an einem Ast an und nahm sich wieder einen Platz neben Miandra. Als er dann seine Matte ausgebreitet hatte stand er auf.
Er legte seinen Umhang ab, und ging auf Vernita zu. Prüfend blickte er sie an, mit schmalen Augen, musterte er sie.
„Hm“ sagte er, und hielt sich die Hand ans Kinn. „Ich möchte etwas testen. Nicht um einen Standpunkt klar zu machen, sondern einfach um zu wissen, was Ihr drauf habt. Wer weiß, vielleicht können wir uns gegenseitig neue Fähigkeiten beibringen. Was haltet Ihr von einem Übungskampf?“ fragte er freundlich.
Dann nahm er seine Schwerter, und ging auf einen freien Platz, der nur mit grüner Wiese bestückt war, und sich nichts im Wege stand. Es war dämmerte bereits, und das war gut. Niemand… kannte Lians Stärken. Seine Stärken, besonders bei Nacht, besser als die anderen zu sehen, und zu kämpfen. Nur deshalb konnte er die Holzfäller so einfach und ohne Mühe mit einem einfachen Schwertwurf erledigen. Er zog seine Schwerter, ging in Angriffsposition, und wartete auf Vernita.


„Ihr wollt Euch also mit mir messen, Kleiner“
, grinste Vernita den Mann an. „Ich hatte mich schon gefragt, wann Ihr Euren Frust an mir auslassen wollt. Nun, gut macht Euch bereit. Ich bin gleich bei Euch.“
„Ihr beide wollt Euch doch jetzt nicht ernsthaft prügeln wie zwei Straßenkinder, oder?“ fragte Hennrik entrüstet, als er das Gespräch der beiden Elfen mit anhörte.
„Keine Panik, alter Mann“, erwiderte die Elfe immer noch grinsend. „Das dient nur zur Übung und zum Abbauen von Spannungen. Ihr übt Eure Zauber doch auch ständig, nicht wahr? Genau, das tun wir auch.“
Vernita legte ihre Tasche ab, da sie diese für einen Übungskampf nicht benötigte. Schließlich wollte sie Lian weder vergiften, noch mit ihren Phiolen in die Luft sprengen. Anschließend zog sie ihre Schwerter und ging auf den Elfen zu, der schon auf sie wartete.
„Also dann. Fangt an. Ich werde versuchen, Euch nicht zu verletzen“, meinte Vernita spöttisch, wobei sie sich in eine leicht geduckte Kampfstellung begab.


„Um Frust abzubauen, würde ich das nicht nennen. Aber gut. Mal sehen was wir voneinander lernen können“
, zwinkerte Lian Vernita zu.
Lian machte den ersten Schritt. Sie gingen näher auf einander zu, während sie nach rechts in einem Kreis gingen. Lian wagte den ersten Schlag, und Vernita parierte perfekt. Sie drehten sich weiter im Kreis, und die Klingen kreuzten sich immer wieder. Als Vernita ausholte hätte sie ihn beinahe erwischt, doch Lian sprang nach hinten. Umso schneller schritt er wieder nach vorne, und verpasste Vernita einen Tritt in die Magengegend, so dass diese nach hinten auf den Rücken fiel.
Lian ging auf sie zu, und wollte ihr aufhelfen. Doch als er Vernita an der Hand packte, entstand eine Art Spannung. Rotgelbes Licht leuchtete unter Lians Hand auf, und verbrannte damit Vernitas Hand, sodass Rauch aufstieg. Er selbst hatte Schmerzen als würde er brennende Kohle in seiner Hand zerdrücken. Schnell ließ er nach einem kurzen schmerzhaften Schrei Vernitas Hand los und drückte sie mit seiner anderen Hand fest an seinen Bauch, um den Schmerz irgendwie zu unterdrücken.
„Ist alles in Ordnung?“ fragte er, während er gebückt dastand.


„Was war das denn, meine Junge?“ fragte Vernita erzürnt, während sie geschickt auf die Füße sprang. „Hat Hennrik Euch einen Blitz in den Arsch geschoben, oder benutzt Ihr etwa ein Kontaktgift? In diesem Fall müsst Ihr aber noch lernen damit umzugehen, um Euch nicht selbst zu verletzen. Außerdem sollte dies ein Übungskampf sein. Wenn Ihr ernst kämpfen wollt, dann nehme ich auch meine Gifte zur Hand.“


Lian presste sich die schmerzende Hand enger an seinen Körper, er roch, dass sie verbrannt war, und musste schnell etwas unternehmen.
„Tut mir leid Vernita. Ich weiß was das war, fragt besser nicht. Ich habe kein Gift oder Sonstiges benutzt!“
Während Lian zu seinem Lagerplatz ging, zog er sich den Handschuh ganz langsam und behutsam aus. Er war komplett durchgeschmort und das Leder klebte an seiner verbrannten Hand, die höllische Brandwunden aufwies.
„VERFLUCHT!“ schrie er, und warf den Handschuh auf seine Matte.
Dann kniete er sich darauf, und holte mit der anderen Hand Salbe, den Wasserschlauch und Verband aus seinem Rucksack. Zuerst kühlte er sie, indem er das Wasser darüber schüttete. Er kniff die Augen zusammen, denn eine schmerzfreie Methode war es nicht gerade. Dann schmierte er etwas von der frischen Wundsalbe darauf, und verband sich die Hand.
Seufzend packte er das eine Schwert in die rechte Hand. Das andere Schwert ließ er auf der Matte liegen, denn seine linke Hand konnte er so nicht benutzen.
„Verbindet Euch lieber die Hand“, meinte Lian nur noch.


Vernita steckte ihre Schwerter weg, als Lian zu seiner Matte stürzte. Da auch ihre Hand etwas schmerzte, zog sie ihren Plattenhandschuh aus, und begutachtete sie genau in dem Dämmerlicht des Abends. Sie war etwas gerötet und juckte höllisch, aber sie hatte schon schlimmere Schmerzen erdulden müssen, so dass dies für sie nur ein Klacks war. Die meiste Hitze hatte ihre Rüstung abgefangen.
„Was war das denn sonst, wenn nicht ein Gift. Seid Ihr etwa magiebegabt?“ sie ging ebenfalls zu ihrer Tasche und kramte ihre Brandsalbe daraus hervor, mit der sie ihre Hand einschmierte.
„Dann hättet Ihr keinen Feuerzauber auf mich wirken sollen, mein Kleiner“, grinste sie den Elf an. „Meine Rüstung ist magisch, müsst Ihr wissen. Sie bietet einen ziemlich guten Schutz gegen das Element Feuer. Wenn man von Zeit zu Zeit auch mal gegen Drachen kämpfen muss, ist das durchaus praktisch.“


Lian seufzte und setzte sich auf seine Matte. Wie sollte er das erklären? Würden sie es überhaupt verstehen? Denn das alles, würde bestimmt ein wenir wirr auf die anderen wirken. So etwas ist nicht so einfach zu glauben.
„Eben nicht. Ich bin nicht magiebegabt. Das ist es ja…“ Lian seufzte abermals und zog das Brustteil der Lederrüstung aus. Dann hob er sein Hemd und deutete auf eine Narbe, die einen Millimeter unter seinem Herzen verlief.
„Ich stand dem Tode… so nah wie es nur sein kann. Ich weiß selbst nicht, wie ich das überleben konnte. Verena hatte die Wunde geflickt.“
Oh nein, jetzt hatte er ihren Namen erwähnt. ‚Egal‘, dachte er sich, und erzählte weiter:
„Ich glaube, ich erlebte so etwas wie eine Todesbegegnung. Auf jeden Fall, passieren seither sehr sehr komische Dinge. Ich kann nachts so klar sehen, wie andere meist Tagsüber. Manchmal bin ich schnell, so schnell wie andere nicht laufen können. Manchmal passieren solche Sachen wie eben, und manchmal… Verliert man dadurch, wichtige Menschen aus seinem Leben.“
Lian zog sein Hemd wieder runter, und legte sich den Brustharnisch wieder an. Danach verstaute er den verkohlten Handschuh in seinem Rucksack. Den würde er reparieren lassen. Nun nahm er Schleifsteine zur Hand und begann seine Schwerter zu schärfen.
„Ich erwarte nicht, dass Ihr es versteht, glaubt oder Sonstiges. Sondern nur, dass Ihr wisst, dass ich keine Magie oder Gifte benutzte.“


„Dann haltet Euch in Zukunft von mir fern, Feuerjunge“, bemerkte Vernita ernst. „Ich habe schon genug Narben, ich brauche nicht auch noch welche durch Eure eigenartigen Fähigkeiten.“
Die Elfe wartete einen Moment, bis die Salbe ganz in ihre Haut eingezogen war, bevor sie ihren Handschuh wieder überzog. „Und versucht in Denerim nicht den halben Ort in Brand zu stecken, wenn wir dort sind. Diskretion ist unser Motto, nicht rohe Gewalt. Denkt daran.“
Sie überlegte kurz, was Lian vorhin erzählt hatte. Er erwähnte eine Frau mit Namen Verena.
„Und habt Ihr das auch Eurer Verena angetan? Sie mit Euren Feuerhänden abgefackelt?“ Vernitas Stimme klang bei ihren Worten sehr ironisch.


Lian versuchte sich auf diese Frage nichts anmerken zu lassen, daher blieb er ganz kühl.
„Es geht nicht nur um Feuer. Verena… sie. Hm. Ich habe sie unbewusst in die Luft gesteuert durch meine Gedanken, und sie flog Rückwärts auf spitze Pfeile, die mit der spitze nach oben aus dem Boden herausragten. Sie wurde aufgespießt. Von ihrem Oberkörper war nicht mehr viel übrig…“
Dann holte er sich wieder etwas Fleisch aus seinem Rucksack, welches er auf der Reise gejagt und anschließend selbst gewürzt hatte. Er nahm sich wieder einen Stock, spitzte ihn mit seinem Dolch und steckte das Fleisch darauf, welches er dann ins Feuer hielt, und goldbraun grillte.
„Genug gefragt?“


„Doch, das ist alles, was ich wissen wollte, Lian“, erwiderte Vernita leise und mit einem gefährlichen Unterton. „Und eines solltet Ihr Euch merken, mein Freund. Solltet Ihr mich noch einmal nur einziges Mal berühren, so werde ich Euch töten. Ich hoffe, ich habe mich klar verständlich ausgedrückt, mein Junge.“


„Ihr könnt mich nicht töten.“ lachte er düster. „Dennoch, ich werde Euch nicht mehr anfassen. Wie Ihr wollt. Selbst wenn Ihr dem Tode nahe stehen solltet.“ meinte er, und begann sein Stück Fleisch zu essen. Danach holte er den Wasserschlauch heraus, und trank etwas daraus.


Miandra beobachtete misstrauisch den Kampf, welcher jedoch schnell endete. Eine Begegnung mit dem Tod, die unkontrollierbare und dadurch nicht gerade hilfreiche Fähigkeiten zum Vorschein brachte. Irgendwie wurde ihr der Elf immer unheimlicher. Nicht nur, dass sie seine Handlungsweisen nicht verstand, nun hatte er auch noch anomale Fähigkeiten. Und damit tötete er. Er konnte in der Nacht so sehen wie am Tag? Was hatte der Erbauer nur mit ihm geplant…
Irgendwie schauderte ihr bei dem Gedanken, und sie schloss die Knöpfe ihres Umhangs. Magier waren ihr schon ein Rätsel, doch das hier war schlimmer als jede Blutmagie!
„Wie oft, und in welchen Momenten tritt es ein?“ fragte sie kühl, nachdem sie sich lange eine Meinung gebildet hatte. „Es muss doch irgendeine Verbindung über Eure Gefühle damit geben, wodurch ihr es kontrollieren könntet?“


Lian drehte seinen Kopf zu Miandra, die anscheinend Angst hatte und sehr erstaunt über ihn war. Doch er selbst fand keine Erklärung. Also wie sollte er es ihr erklären?
„Nun ja. Als ich so schnell war, ging es um Eure Tochter. Hier bei Vernita, ich weiß es nicht. Und bei Verena… ich hatte etwas verweigert und es gab Streit. Doch für ihren Tod konnte ich nichts. Sie wollte, dass ich eine unschuldige Frau töte. Alle Beweise, standen dafür, dass sie Unschuldig war. Dennoch wollte sie ihren Tod. Ich weiß nicht, diese Frau war einige Zeit mit uns Unterwegs. Ich selbst, führte eine Beziehung mit Verena.“
Lian warf den Stock ins Feuer und wurde langsam etwas sauer.
„Was soll diese ganze Fragerei?? Ihr wisst doch schon alles, was es zu wissen gibt!“


Miandra zuckte kurz zusammen als er mit erzürntem Ton den Stock ins Feuer warf, und sah ihn nachdenklich mit ihren blauen Augen an.
„Es scheint wohl so, doch Ihr wisst gar nichts.“ sagte sie melancholisch.
Anschließend wandte sie den Blick ab, und setzte sich ans andere Ende des Feuers. Sie wollte nicht neben einem wütenden Mann sitzen, der scheinbar auch noch übernatürliche Fähigkeiten hatte, die genau in solchen Momenten zum Vorschein kamen, wie es gerade eben der Fall sein konnte.
Dort begann sie schweigend an einem Brot zu kauen, und blickte ins Feuer.


Lians Blick folgte Miandra, als sie sich von ihm wegsetzte. Er wollte ihr keinesfalls Angst machen, sie schockieren oder verletzen. Doch anscheinend mussten die letzten Informationen auch noch raus.
„Habt Ihr schon mal was von Prägung gehört? Ja? Dann wisst Ihr warum ich Euch helfe. In Denerim habe ich eine Verabredung, mit einem Magier der ein Schneidermeister ist. Er hat mir Handschuhe hergestellt, durch welche kein Feuer mehr dringen kann.“
Lian seufzte, und legte sich hin, während er seine Arme hinter dem Kopf verschränkte, und zum Sternenhimmel blickte. „So ich denke nun ist genug gesagt.“


Miandras Blick wurde starr und ihr lief ein Schauer über den Rücken, als sie das Wort ‚Prägung‘ vernahm. Sie blickte in das Feuer, wagte es nicht ihr Gegenüber anzusehen.
Zumindest würde das Einiges erklären. Erklären wieso er ihnen folgte, doch das Gefühl war für Miandra ziemlich unbehaglich. Und vielleicht war es auch gelogen, nur erfunden, sie durfte dem nicht trauen, sich nicht mit solchen Worten um den Finger wickeln lassen.
Nachdem sie die Worte auf sich wirken gelassen hatte, blickte sie auf, zu Lian, welcher bereits am Rücken lag. Darüber war sie einen Moment lang erleichtert, denn sie wollte ihm ohnehin nicht in die Augen sehen.
„Wenn dem so ist, werden uns diese Handschuhe wohl eine große Hilfe sein.“
Ja dieses Spiel konnte sie auch spielen, einfach den eigentlichen Inhalt der Aussage durch etwas anderes untergehen lassen. Dann drehte sie sich zur Seite, legte den Kopf auf ihre Tasche und versuchte zu schlafen.


Während Lian noch immer auf dem Rücken lag, und zum Himmel blickte, wachte sein Mabari auf. Er reckte und streckte sich. Dann setzte er sich hin, und blickte über das Feuer. Dort wo Miandra lag.
Der Hund ging zu ihr hinüber, und merkte, dass ihr kalt war. Er wedelte mit dem Schwanz und legte sich an Miandras Seite. So das sein Fell sie wärmen konnte. Wieder schloss der Hund seine Augen und döste weiter.


Miandra hatte die Augen bereits geschlossen, als sie hörte wie sich etwas näherte und sich neben ihr niederlegte. Anhand des Geruchs wusste sie sofort, dass es der Mabari war. So war es zwar wärmer, doch ob sie neben diesem Stinktier schlafen konnte, war eine andere Sache. Sie setzte sich auf, und nahm einen Schluck aus ihrem Wasserschlauch, da sie ein leichtes Übelkeitsgefühl überkam. Das lag wohl weniger an dem Hund, sondern eher an der gesamten Situation.
Miandra versuchte, so wie sie es immer tat, und es ihr eigentlich auch immer gelang, Dinge an die sie nicht denken wollte zu verdrängen. Doch nun, da sie Denerim erreichten und nun da sie so viel über ihre Begleiter erfahren hatte, wusste sie nicht mehr was sie verdrängen sollte. Es war einfach zu viel.
Wenn sie Gedanken an ihre Tochter bekam, und diese verdrängte, schossen ihr plötzlich die ihres Vaters und Bruders in den Kopf. Wenn sie die von ihrem Vater und Bruder verdrängte, schossen ihr die ihres Mannes in den Kopf. Wenn sie die ihres Mannes verdrängte, schossen ihr die von dem restlichen Dorf, ihrer Arbeit und den Übungen mit den Dolchen in den Kopf. Wenn sie diese verdrängte, schossen ihr die Erzählungen von Lian in den Kopf. Wenn sie die Erzählungen von Lian verdrängte, sah sie Vernita gefoltert vor sich. Wenn sie diese Bilder verdrängte, sah sie das tote blutüberströmte Kind von Vernita vor sich. Und wenn sie dieses Bild verdrängte, sah sie wieder ihre Tochter vor sich.
Es war wie ein Teufelskreis der nicht enden wollte. Miandra fasste sich an die Stirn, da ihr der Kopf plötzlich höllisch Schmerzen bereitete, und das Blut in ihren Schläfen zu kochen schien.


Lian setzte sich auf als er bemerkte, dass auch Miandra nicht mehr lag. Dann bemerkte er, dass sein Mabari fort war. Nach kurzem Umherblicken, sah er ihn auch schon. Er lag direkt neben Miandras Schlafplatz, und Lian kicherte. Frauen standen bestimmt nicht auf stinkende Hunde.
Dann sah er Miandra. Die anscheinend große Schmerzen hatte, und sich fest an den Kopf griff. Plötzlich war Lian wieder anders. Ohne auch nur eine Gefühlsregung zu zeigen stand er auf und ging zu Miandra hinüber. Vor ihr kniete er sich hin. Sie wollte sich schon entfernen, aber Lian hielt sie an den Schultern fest, so dass sie wieder saß.
Er zog den anderen Handschuh aus, so dass seine Hände frei waren – abgesehen von dem Verband an der einen. Er legte jeweils Mittel- und Zeigefinger auf ihre Schläfen. So sog er den Schmerz aus ihrem Kopf, und Miandra sollte sich nun entspannen können.
Als er die Hände wieder ablegte, war er ganz er selbst. Er schüttelte den Kopf.
„Alles in Ordnung? Habe ich irgendwas gemacht?“ er fasste sich mit der Hand an den Kopf, und bemerkte, dass seine verbundene Hand stark zu bluten begann, denn das Blut durchtränkte den gesamten Verband.
Lian ging schnell zu seinem Schlafplatz zurück, wo er hastig einen frischen Verband aus seinem Rucksack holte. Als er den blutdurchdrängten herunternahm, sah er plötzlich einen breiten Schnitt in der Brandwunde.
„Ehm. Miandra. Ihr wisst nicht zufällig, wie man näht?“ fragte er schockiert.


Schockiert wich Miandra zurück und starrte ihn mit offenem Mund an. Das ganze hier war ihr definitiv nicht mehr geheuer! Alles in Ordnung? Das fragte er auch noch! Sie wusste nicht was gerade passiert war und er stand mit blutender Hand vor ihr.
Nähen? Natürlich konnte sie nähen, und es wäre auch nicht das erste Mal eine Wunde. Der Elf war ihr zwar unheimlich, doch sie konnte ihn auch nicht einfach verbluten lassen, denn das wäre ziemlich unschön.
Miandra begann in ihrer Tasche zu kramen, bis sie einen kleinen Beutel hervorzog, worin sich eine Nadel, eine kleine Spule mit einem Garn und einige Knöpfe befanden.
Sie hatte es Glück, dass sich noch ein langes Stück Garn an der Nadel befand, denn in diesem schummrigen Licht, welches das Feuer abgab, hätte sie niemals mit dem Garn durch die winzige Öse der Nadel gefunden.
Sie nahm die Nadel und ging zu ihm, hielt jedoch davor an und zögerte einen Moment, schnappte dann trotzdem einfach seinen blutenden Arm und setzte zum ersten Stich an.


Lian schaute Miandra dabei zu, wie sie ihm die Wunde zunähte. Er konnte sich selbst nicht erklären wie das passierten konnte. Er hatte doch nur eine Brandwunde. Er wusste nicht einmal, was er bei Miandra getan hatte. Aber er glaubte auch nicht, dass sie ihm diese Wunde zugefügt hat. Bei Andraste und allen Göttern. Er hasste es in Ungewissheit zu Leben.
„Miandra. Was ist da gerade passiert?“ fragte Lian total verwirrt.
Aber wozu machte er sich überhaupt Mühe. Ihm glaubte eh keiner der anderen. Sie waren eher schockiert, als dass sie das zu schätzen wussten, was sie hatten. Auch die Verbrennung bei Vernita wollte er nicht. Er konnte sich nichts von all dem erklären.
„Ich möchte... ganz ehrlich wissen, was Ihr von mir haltet. Ich bin ganz sicher keine schlimme Persönlichkeit, oder ein Monster, oder wie auch immer das gerade rüber kommen sollte.“ Lian seufzte, und blickte weiter auf die Wunde, die sich immer mehr versiegelte, dank den Nähten.


„Ich habe nicht die geringste Ahnung, was Ihr seid, Lian“, mischte sich Vernita in das Gespräch ein, die sich die ganze Szenerie bisher nur schweigend angesehen hatte, immer bereit auf den Elfen loszugehen, falls er Miandra was antun sollte. Selbst wenn er behauptet hat, man könnte ihn nicht töten, so glaubte sie ihm das nicht. Sie hatte schon das eine oder andere Mal mit Dämonen zu tun gehabt, die dasselbe gesagt hatten. Und auch sie lagen am Ende erschlagen vor ihr im Staub.
„Zumindest seid Ihr kein einfacher Elf. Und bis wir herausgefunden haben, was Ihr seid, erwarte ich von Euch, dass Ihr keinen von uns zu nahe kommt, wenn diese Person das nicht ausdrücklich erlaubt, verstanden?“
Vernitas Miene verfinsterte sich bei ihren Worten. „Selbst wenn Ihr keinem von uns etwas antun wollt, so seid Ihr trotzdem eine potenzielle Gefahr für jeden von uns. Solange wir nicht wissen, was Eure Fähigkeiten auslöst und wie man Euch davon befreien kann, werde ich ein besonderes Augenmerk auf Euch haben. Und wie ich bereits gesagt habe, werde ich Euch töten, falls einer von uns durch Euch zu Schaden kommt, ganz gleich ob beabsichtigt oder nicht. Und ich werde schon früh genug herausfinden, ob mir das gelingt oder nicht. Aber bis dato habe ich noch jeden niederstrecken können, den ich töten wollte. Kann mir nicht vorstellen, dass es bei Euch anders sein sollte, falls Ihr es darauf anlegen solltet.“


Lian drehte seinen Kopf zu Vernita und schüttelte ihn mit einem Seufzen. „Ich meinte, dass Ihr mich nicht töten könnt, weil dieser… Schutzmechanismus, sich sonst bemerkbar macht. Schon klar, ich komme Euch nicht zu nahe. Aber dennoch, ich würde es nicht darauf anlegen. Ich möchte nicht noch jemand Unschuldiges töten, nur weil derjenige nicht auf mich hörte, und ich trotzdem nichts dafür konnte. Mir wäre es lieber wenn wir es dabei belassen würden.“ sagte er.
„Ach ja! Ich bin kein Dämon! Ich lebe genauso wie jeder andere auch! Und als Dämon hätte ich euch alle und wahrscheinlich die ganzen Städte schon längst niedergemetzelt. Also achtet auch Ihr auf Eure Worte, Frau Elf! Ich bin ein ganz normaler Elf, wie andere auch!“
Als Miandra dann damit fertig war, seine Hand zu nähen, setzte er sich wieder zu seinem Platz und legte sich den Umhang um. Es war wieder ungewöhnlich kalt, und es fröstelte ihm.
Dann blickte er zu Leanora, die ebenfalls noch nicht am Schlafen war, und genauso geschockt aussah.
„Habt Ihr vielleicht auch noch was anzumerken? Monster? Dämon? Oder Sonstiges? Dann bitte gleich“, wieder schüttelte er seinen Kopf, und streichelte seinen Hund, der mittlerweile wieder vor ihm lag und sich von dem Feuer wärmen ließ.


Leanora blickte ihn nur mit erschrockenen Augen an und schüttelte verneinend den Kopf. Langsam aber sicher wurden ihr ihre Begleiter immer unheimlicher. Sie war froh, dass sie bald Denerim erreichen würden, dort konnte sie hoffentlich ein wenig den Gefährten aus dem Weg gehen. Und solang sie in dieser Absteige ein eigenes Zimmer hatte, war sie sogar darum froh, und wenn es das letzte Loch wäre.
Viel hatte sie während der Reise nicht gesagt, sie verkroch sich immer mehr. Egal, was sie sagte oder tat, sie wurde meistens nur angefahren oder spöttisch belächelt. Damit würde sie leben müssen, zumindest, bis sich das Ganze aufgeklärt hatte. Und langsam war es ihr auch wirklich egal, ob sie die anderen mochten oder nicht.
Tiefe Einsamkeit überkam sie, als sie unter die Decke kroch. Sie drehte sich zur Seite und kraulte den Hund an den Ohren, was ihm zu gefallen schien. Leanora hatte Zeit genug gehabt darüber nachzudenken, aber war nun zu dem Entschluss gekommen, den Schäferhund doch nicht wegzugeben. Wenigstens einer, der zu ihr hielt.


Nachdem Miandra die Wunde vernäht hatte, setze sie sich wieder auf den Platz an der anderen Seite des Feuers. Erst jetzt wo sich die Aufregung etwas gelegt hatte bemerkte sie, dass ihr Migräneanfall von eben, wie durch Zauberei verschwunden war. Bisher wurde sie nur ein einziges Mal durch die Hand eines Magiers geheilt, das war jedoch bereits Jahre her, als sie noch ein junges Mädchen war und sich das Bein gebrochen hatte. Ihre Eltern ließen einen Magier vom Zirkel kommen, da sie sonst über mehrere Wochen unbrauchbar gewesen, und nur im Bett gelegen wäre. Und sie musste schließlich im Haushalt mithelfen… sowie in der Werkstatt.
Doch das hier war keine Magie. Es fühlte sich auch nicht wie Magie an.
„Um auf Eure Frage zurückzukommen“, sagte sie nachdem Vernita und Lian gesprochen hatten. „Ihr habt mich von meiner Migräne befreit, und wie es aussieht, ohne dabei Herr über Eurer Sinne gewesen zu sein. Und was ich davon halte? Ich finde es beunruhigend. Somit kann weder ich noch sonst irgendjemand hier Euch einschätzen und muss jeden Moment damit rechnen, dass irgendetwas Übernatürliches passiert. Und ich denke, selbst wenn ich Euch darum beten würde, dass Ihr mich nicht mehr anfasst, egal in welcher Hinsicht, dass Ihr es scheinbar bei Bedarf undbewusst trotzdem tut. Doch ich für meinen Teil habe für heute genug von skurrilen Geschichten und eigenartigen Ereignissen, von denen ich nicht weiß, was ich davon halten soll. Daher wünsche ich Euch eine erholsame Nacht, möge der Erbauer uns diese gewähren…“
Anschließend legte sie sich wieder hin, lauschte dem Knistern des Holzes und fiel, ohne einen Gedanken an eines der bisherigen Ereignisse zu verschwenden, in einen traumlosen Schlaf.


Nachdem sich Leanora und Miandra hingelegt hatten, gingen auch Vernita und Lian schlafen. Für den Moment hatten sie schon genug gestritten. Alles Weitere konnten sie auch am morgigen Tag klären, wenn sie noch dazu kamen. Schließlich befanden sie sich vor den Toren Denerims. Und wer wusste schon, was sie dort erwarten würde.



Zuletzt von Allie am Mo 08 Aug 2011, 4:13 pm bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Kapitel XI - Vor den Toren Denerims   Kapitel XI - Vor den Toren Denerims EmptySo 24 Jul 2011, 5:28 pm

Die Sonne ging kurze Zeit später unter, und die fünf fielen in einen geruhsamen Schlaf. Zumindest die meisten von ihnen. Nur Leanora hatte immer noch Schwierigkeiten damit, auf dem harten Boden zu schlafen. Sie wälzte sich hin und her, bis sie plötzlich diese Stimme vernahm. Sie war leise, aber vertraut. Und sie flüsterte ihren Namen.
„Lea. Lea, wach auf. Hilf mir.“
Die blonde Frau schreckte ruckartig auf. Sie sah sich um, doch die anderen schliefen noch. Selbst ihr Hund hatte nichts vernommen. Hatte sie etwa nur geträumt?
„Lea. Ich bin hier.“ Die Stimme schien aus ihrem Kopf zu kommen, und niemand anders konnte sie offenbar hören. Sie blickte sich gehetzt um, bevor sie ihn am Waldrand stehen sah.
Eins achtzig Meter groß, muskulös gebaut, braune Haare und diese dunkelblauen, warmherzigen Augen, in die sie schon so oft gesehen hatte, insbesondere wenn sie traurig war und er sie getröstet hatte. Kein Zweifel. Dort am Waldrand stand ihr Bruder Richard und winkte sie zu sich.
„Komm her, Lea. Ich brauche Deine Hilfe. Bitte“, flehte er sie an.


Tränen schossen in ihre Augen. Ihr geliebter Bruder! Wie war das möglich? Sie hatte ihn gesehen, am Boden liegend, in einer grotesken Körperlage. Tot? Sie hatte in der Hektik den Puls nicht mehr kontrolliert, zu vieles war an jenem Tag passiert. Spielten ihre Sinne verrückt? Aber er musste es sein, sonst hätte Nero sie gewarnt.
So leise aber auch so schnell es ging sprang sie auf und lief mit großen Schritten auf den Waldrand zu, ihr Gesicht begann zu strahlen und ein glückliches Lächeln fand den Weg in ihre Augen. Kurz bevor sie bei ihm ankam, stoppte sie jedoch und blickte ihm forschend in die Augen.
„Oh Richard! Beim Erbauer, ich dachte Du bist tot!“
Sie flog ihm um den Hals und drückte sich an ihn, er wiederum umarmte sie und strich ihr beruhigend übers Haar.


„Scht. Ganz ruhig, Lea. Alles wird wieder gut“
, sagte er beruhigend, während er ihr weiterhin über das Haar strich. „Nun kann dir nichts mehr geschehen. Dein Bruder ist hier, um dich zu beschützen.“
Er löste sich aus ihrer Umarmung, hielt sie allerdings weiterhin an den Händen fest.
„Komm mit mir, Schwesterherz. Diese Leute sind gefährlich. Sie bringen nur Tod und Verderben über dich. Ich werde dir helfen, dieses ganze Mysterium zu erhellen“, flüsterte er weiter, während sie sanft mit sich zog, tiefer in den Wald hinein.
Leanora folgte ihm bereitwillig. Allerdings kamen ihr bereits nach ein paar Metern die ersten Zweifel. ‚Richard war doch tot, oder etwa nicht?’ ging es ihr durch den Kopf. ‚Was tat er dann hier? Und was hat er vor? Sollte sie sich wirklich so sehr getäuscht haben, bei dem was sie in ihrem Heim gesehen hatte?’
Sie sah sich um. Dabei bemerkte sie, dass die anderen schon nicht mehr zu sehen waren. Sie blieb plötzlich stehen.
„Wo willst du mit mir hin?“ fragte Leanora mit unsicherer Stimme.
Richard wandte das Gesicht wieder in ihre Richtung, doch all die Wärme und Fürsorge war aus seinen Augen verschwunden. In ihnen lagen nur noch Hinterlist und blanker Hohn.
„Nur zu meinen Freunden!“ zischte er, während er den Hals der jungen Frau ergriff und fest zudrückte. Zur gleichen Zeit traten zwei Soldaten aus einem nahegelegenen Gebüsch, die die Frau sofort an den Armen ergriffen.
„Schafft sie ins Lager!“ befahl Richard den Männern. „Und sorgt dafür, dass sie nicht schreit.“
Richard wandte sich ab und ging weiter in den Wald hinein, während ein dritter Mann zu seinen Kameraden trat und Leanora einen Knebel verpasste. Anschließend schleiften die drei sie mit sich. Sie versuchte sich zu wehren, doch kam gegen die Kraft der drei nicht an.
Nach einer Weile erreichten sie eine kleine Lichtung, auf der ein kleines Feuer brannte. Richard saß dort auf einem Baumstumpf. Vier weitere Soldaten warteten im Hintergrund. Die drei Männer zerrten die blonde Frau zu einem weiteren Baumstumpf und zwangen sie mit Gewalt davor zu knien. Danach nahmen sie ihr den Knebel wieder ab. Sie sah auf und blickte direkt in das Gesicht ihres Bruders.
Dieses hatte jegliche Wärme und jedes Mitgefühl verloren. Die Augen des Mannes strahlten nur noch Kälte aus. Das Licht der Flammen tanzte auf seinen Gesichtszügen umher und ließen ihn noch bedrohlicher wirken.
„Nun erzähl mir bitte, warum du noch lebst, Schwesterherz?“ flüsterte Richard gefährlich leise, während er sich über den Bart strich. „Und auch, was du und deine neuen Freunde jetzt vorhaben?“


Leanora liefen die Tränen übers Gesicht. Was beim Erbauer hatte sie nur verbrochen? Das hier war nicht ihr Bruder, und dennoch war er es. Stand er unter Drogen? Wurde er erpresst? Das was sie von den Gefährten vernommen hatte, beunruhigte sie zutiefst. Wenn der Arl schon in diese ganze Sache verwickelt war, konnte es genauso gut möglich sein, dass diese Bande auch ihren Bruder gefügig gemacht hatten. Immer wieder fragte sie sich, ob es wirklich Richard war, oder ob er nur aussah wie ihr Bruder.
Ihr brannten die Wangen, wo sie der Knebel geschnürt hatte, und in ihrem Hals saß ein dicker Knoten.
Hilflos, verzweifelt, ängstlich und fragend blickte sie diesen Mann an.
„Richard? Wieso? Was ist mit dir? Und dass ich noch lebe, habe ich unserem lieben Vater zu verdanken! Ich frage mich wieso du noch lebst? Ich habe dich liegen sehen, ich habe gesehen, was dieser Abschaum mit deiner Frau angestellt hat. Und ich bin mir beinahe sicher, dass sie das taten als du noch lebtest. Wieso? Wer bist du? Ich erkenne dich nicht mehr wieder...“
Richards Augen verengten sich zu Schlitzen. Er hatte wohl noch nicht alle Informationen, die er haben wollte.
„Meine neuen Freunde wie du sie nennst... ich kenne sie nicht. Sie haben Donas eingefangen und zurückgebracht. Vater wollte, dass ich dem Arl in Denerim Bericht erstatte, wenn ich überlebe. Der Weg meiner Reisebegleiter führt zufällig auch dorthin, und so boten sie mir an, mich mitzunehmen. Und ich bin dankbar, dass ich nicht völlig schutzlos reisen muss.“
Bittend sah sie ihn an, harrend der Dinge, die noch kommen sollten. Viel schlimmer konnte es ja kaum noch gehen? Sie hatte alles verloren, und wie es aussah ihren Bruder sogar doppelt. Gedacht dass er tot sei, und nun stand er als völlig Fremder vor ihr. Da wäre es ihr noch lieber gewesen, er wäre tatsächlich tot.


„Ach“, erwiderte Richard angewidert und winkte ab. „Wäre auch zu schön gewesen, wenn du mir mal nützlich gewesen wärst. Also Männer, an die Arbeit. Köpft sie, damit wir weiter machen können.“
Die Soldaten grinsten, als zwei von ihnen ihren Kopf auf den Baumstamm herunterdrückten. Der dritte nahm eine große Axt zur Hand und trat neben die Frau. Diese schluchzte und versuchte sich zu befreien, doch die beiden Männer drückten sie gnadenlos zu Boden. Der Soldat mit der Axt visierte mit seiner Waffe den Nacken der jungen Frau an, bevor er sie ganz langsam über den Kopf hob.
„Nun mach schon“, befahl Richard ungeduldig.
Dieser nickte kurz, bevor er noch einen letzten Blick auf Leanora warf. ‚Ja, das wird ein sauberer Hieb’, ging es ihm durch den Kopf. Doch als er gerade zuschlagen wollte, verharrte er mitten in der Bewegung. Er hatte etwas gehört. Ein Geräusch. Direkt vor ihm. Er hob den Blick und sah für einen Moment eine Elfe in einer Rüstung aus dem Wald treten. Eine Sekunde später bohrte sich schon das Kurzschwert Vernitas in seine Brust, welches die Frau auf ihn geworfen hatte. Schmerzerfüllt stöhnte er auf, bevor er wie in Zeitlupe hinterrücks zu Boden fiel.
Einen Augenblick später stürzte sich Leanoras Schäferhund auf einen der beiden Männer, die seine Herrin festhielten. Kläffend und knurrend riss er den Mann zu Boden, bevor er anfing nach seinem Hals zu beißen.
Vernita selbst warf eine Phiole mit einer blauen Flüssigkeit darin nach Richard, während sie selbst auf den zweiten Mann zulief, der Leanora zu Boden drückte. Dieser ließ von der Frau ab, als er die Elfe sah und zog sein Schwert.
Die anderen vier griffen ebenfalls zu ihren Waffen, als sie plötzlich in einem Strudel aus Schnee und Eis standen, der ihre gesamten Körper umhüllte. Binnen weniger Sekunden waren die Soldaten tiefgefroren. Ein weiterer Zauber Hennriks, den er ihnen entgegen brüllte, ließ die vier in tausend kleine Splitter zerbersten.
Der letzte Soldat schlug mit seinem Schwert nach Vernita, die jedoch unter seinem Angriff hinweg tauchte, anschließend an den Mann vorbeilief, hinter ihm herum kreiselte und ihre Waffe in seinen Rücken bohrte. Das Ganze hatte nur wenige Augenblicke gedauert.
Die Phiole hingegen, die Vernita nach Richard geworfen hatte, zerbarst direkt vor seinen Füßen und ihr Inhalt bespritzte ihn von oben bis unten. Der Mann schrie auf, als sich die blaue Flüssigkeit in seine Haut einzubrennen schien. Er stürzte zu Boden, wo er sich vor Schmerzen wandte. Allmählich veränderte sich auch seine Erscheinung. Aus dem jungen, braunhaarigen Richard wurde ein alter, kahlköpfiger Mann in einem langen Kapuzenmantel.
„Ein Illusionist“, bemerkte Vernita, die nach dem Tod des letzten Soldaten auf den vermeintlichen Bruder Leanoras zuging. „Die sieht man sehr selten in diesem Land.“
Sie trat auf den Magier zu und hielt ihm das Schwert an die Kehle. „Zeit deinem Schöpfer gegenüberzutreten“
, zischte sie. Sie wollte ihm gerade ihr Schwert in den Hals rammen, als ihr eine Idee kam. Sie sah sich nach Leanora um, die soeben wieder aufgestanden war. Dann zog die Elfe ihr Messer und hielt es der blonden Frau hin.
„Hier. Nehmt das und tötet diesen Bastard. Er wollte Euch soeben einen Kopf kürzer machen lassen, und somit habt Ihr das Recht, ihn dafür zu bestrafen. Diese Lektion ist sehr wichtig für Euch, wenn Ihr das, was uns noch erwartet, überleben wollt. Und beeilt Euch. Mein Gift hat ihn nur für kurze Zeit seiner magischen Fähigkeiten beraubt.“


Leanora zitterte am ganzen Körper, sie hatte bereits ein Schwert aufgehoben um Vernita, Hennrik und Nero zu unterstützen, aber innerhalb weniger Sekunden waren diese alleine mit den Männern fertig geworden.
Mit einem Nicken nahm sie Vernitas Messer, holte tief Luft und blickte den kahlköpfigen Mann an.
„Ihr... mir fehlen die Worte. Aber eines muss ich Euch lassen, ihr habt Richards Aussehen hervorragend kopiert. Aber für das was ich jetzt erleben musste werdet Ihr zahlen.“
Kurz überlegte sie, sollte sie ihm einfach das Messer in den Hals rammen? Unmerklich schüttelte sie den Kopf, überlegte es sich spontan anders und stieß das Messer in das linke Auge. Der Mann schrie auf, Leanora zog ihre Waffe hervor um dem Mann auch sein rechtes Auge zu zerstören. Erst dann führte sie den Schnitt quer über seine Kehle durch, kalt und ihm dabei ins Gesicht schauend. All ihre Trauer um ihren Bruder, die Hoffnung, die dieser Mann in ihr erweckt hatte und letztlich enttäuscht wurde, legte sie in den todbringenden Schnitt hinein.
„Bastard! In der Hölle sollst du schmoren.“
Der Illusionist ging röchelnd zu Boden, Nero fletschte die Zähne und biss ihm nochmal in den Hals. Leanora konnte nicht anders, sie hob das Schwert eines der Soldaten auf und rammte dieses dem Mann in den Magen.
Langsam drehte sie sich zu Vernita um.
„Ich muss Euch danken. Ohne Euch wäre ich nun einen Kopf kürzer. Es... es tut mir leid. Wer konnte ahnen...!“
Dann setzte der Schock ein. Schnell lief sie einige Schritte zur Seite, fiel auf die Knie und übergab sich. Sie würgte, bis nur noch Galle hochkam. Langsam stand sie mit wackeligen Beinen auf, weiß wie eine frisch getünchte Wand. Ihr Blick war kalt und leer.


Vernita trat zu dem Soldaten, der Leanora köpfen wollte und zog diesem ihr Kurzschwert aus dem Leib. Anschließend steckte sie ihre Waffen wieder weg und ging zu der blonden Frau hinüber, die auf dem Boden kniete. Behutsam legte Vernita der Frau ihre Hand auf die Schulter.
„Ihr müsst mir nicht danken. Dankt lieber Eurem Hund. Er wurde unruhig, als Ihr nicht da wart. Davon wurde ich wach. Und er führte uns direkt zu Euch. Er ist ziemlich intelligent dafür, dass er kein Mabari ist.“
Sie hielt kurz inne, bevor sie sich überwand, weiter mit Leanora zu sprechen.
„Ich weiß, was im Moment in Euch vorgeht“, versicherte die Elfe ungewöhnlich sanft. „Mir ging es nach meinem ersten Mord ähnlich, auch wenn ich mich nicht übergeben musste. Ihr habt nun die Wahl, ob Ihr nun aufgebt oder dem Pfad der Rache folgt. Dieser Magier, den Ihr getötet habt, hatte mit Sicherheit etwas mit dem Tod Eurer Familie zu tun. Oder er arbeitete zumindest für die Leute, die dafür verantwortlich sind. Ich gebe Euch nun die Gelegenheit, Euch an diesen Bastarden zu rächen, für alles was sie Euch und Eurer Familie angetan haben.“


Leanora war nun wirklich dankbar für Vernitas Worte. Auch wenn die Elfe sie damals aus ihrem Heim gerettet hatte, heute zeigte sie zum ersten Mal eine Art von Mitgefühl.
„Vernita, es hört sich komisch an. Es war nicht der Mord an diesem... Mann. Den hat er wirklich verdient, nachdem was er mir alles angetan hat. Es war das Durchleben der Freude als Richard plötzlich da stand, und dann die Gefahr, der ich ausgeliefert war. Das war alles zu viel für mich. Vor allem, er war so real. Und das...“ sie schüttelte den Kopf. Wie naiv war sie eigentlich?
Sie blickte Vernita fest in die Augen.
„Ich will wissen, was da los ist. Was der Arl damit zu tun hat. Und meine Familie rächen. Sonst habe ich keine ruhige Minute mehr.“
Sie beugte sich zu Nero und streichelte ihm über den Kopf.
„Du bist mir schon so einer... danke dir.“
Gerade noch rechtzeitig schaffte sie es, den Kopf zur Seite zu drehen, sonst hätte sie einen Hundekuss über die Wange erhalten.
„Pfui Teufel, lass das!“ aber sie lächelte dabei.
Es war, als wäre ihr eine zentnerschwere Last vom Herzen gefallen.
„Ihr habt nicht zufällig irgendetwas Trinkbares dabei, womit man diesen ekelhaften Geschmack aus dem Mund kriegt?“ fragte sie Vernita augenzwinkernd. „Bloß weg hier. An diesem Ort hab ich definitiv zu lange meine Zeit verbracht.“
Sie wandte sich um, und versuchte sich zu orientieren, in welche Richtung sie zurück laufen mussten.


„Nehmt einen Schluck Wasser“, erwiderte Vernita und reichte Leanora ihren Wasserschlauch. „Und nun folgt mir, wir müssen hier lang.“
Die Elfe führte die drei wieder zurück zu den anderen, die von der ganzen Aufregung offenbar nichts mitbekommen hatten, da sie immer noch am Feuer lagen und schliefen. Auch Vernita, Hennrik und Leanora begaben sich zur Ruhe und versuchten noch etwas Schlaf zu bekommen. Schließlich lag morgen ein wichtiger Tag vor ihnen. Und für den brauchten sie all ihre Kräfte.
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Kapitel XI - Vor den Toren Denerims
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