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 Kapitel VII - Der Angriff auf Lothering

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Allie
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Kapitel VII - Der Angriff auf Lothering Empty
BeitragThema: Kapitel VII - Der Angriff auf Lothering   Kapitel VII - Der Angriff auf Lothering EmptySo 17 Jul 2011, 12:30 am

Kapitel VII - Der Angriff auf Lothering

Aktive Charaktere: (Hennrik), Jayden, Mabari, Miandra, Ripper, Rowan, Vernita

Die Sonne neigte sich zum Horizont. Es würde nun nicht mehr lange dauern, bis sie untergegangen war.
„So es geht los“, meinte Vernita zu ihren Gefährten. „Noch einmal der Plan in Stichworten: Miandra und Jayden, sobald es dunkel geworden ist umrundet ihr das Dorf, so dass ihr es aus nordöstlicher Richtung betreten könnt. Die Wachen sollen denken, ihr kommt direkt aus Denerim. Miandra, Ihr sprecht mit den Wachen und lasst Euch zu Raswenjá führen, damit wir wissen, in welchem Gebäude sie sich aufhält. Und Ihr geht in die Taverne, Jayden. Wenn der Zirkus losgeht, dann wird es für Euch vielleicht etwas ungemütlich werden und Ihr könnt zeigen, was Ihr drauf habt.“ Ein hämisches Grinsen legte sich auf das Gesicht der Elfe.
„Ich selbst schleiche mich zu dem großen Lagerhaus, welches mit Sicherheit als Unterkunft für unsere Freunde dient. Ich werde diesen Schuppen in einem Flammenmeer untergehen lassen. Das ist das Zeichen für Euch, Rowan und Hennrik die übrigen Wachen auf dem Platz aufs Korn zu nehmen sowie jeden, der eventuell noch aus den anderen Gebäuden herauskommt. Ripper, Ihr unterstützt die beiden dabei falls nötig. Sobald die Hütte brennt, komme ich zu Euch, Miandra und unterstütze Euch gegen Raswenjá. Und noch mal an alle: Ihr könnt von mir aus alles und jeden töten, der in diesem verdammten Kaff haust, nur diese Raswenjá brauchen wir lebend. Sie ist unsere einzige Spur. Alles klar?“
Niemand sagte mehr etwas. „Dann auf die Positionen. Und wartet auf mein Signal!“
Ripper ging sofort Richtung Wassermühle, Rowan folgte gleich darauf. Auch Hennrik machte sich auf dem Weg zu der alten Kirche. Miandra und Jayden warteten an Ort und Stelle noch auf den Einbruch der Nacht.
Vernita selbst verließ das Lager, wobei sie einen weiten Bogen um Lothering machte. Sie hatte gesehen, dass sie ziemlich einfach an das Lagerhaus herankommen konnte, da ihr dort diverse Hügel und Buschgruppen genug Deckung für eine heimliche Annäherung boten. An einer schmalen Stelle überquerte sie mit einem geschickten Sprung den Bach. Anschließend rannte sie in geduckter Haltung zu einem nahegelegenen Hügel. Dabei behielt sie das Dorf die ganze Zeit im Auge. Sie konnte die Fackeln der Wachen sehen, doch sie waren soweit entfernt, dass diese sie unmöglich entdecken konnten.
So arbeitete sie sich von einer Deckung zur nächsten vor. Zweimal warf sich die Elfe auf den Boden und robbte zu ihrem nächsten Ziel, um einer Entdeckung zu entgehen. Schließlich erreichte sie einen Baum, von dem aus sie direkt auf die Rückseite des Gebäudes sehen konnte.
Zu ihrer Zufriedenheit konnte Vernita feststellen, dass das Lagerhaus außer einigen Oberlichtern keine Fenster zu besitzen schien. Auf dieser Seite gab es nur eine kleine Tür, die sie präparieren musste, damit niemand aus dem Gebäude entkommen konnte. Da in diesem Moment die Sonne vollständig verschwunden war, machte sich die Elfe umgehend auf den Weg. Im Eiltempo sprintete sie über die Wiese, bis sie kurz darauf das Lagerhaus erreicht hatte. Sie presste sich mit dem Rücken gegen die Wand und sah nach links und nach rechts. Es war niemand zu sehen.
‚Gut, dann wollen wir doch mal sehen, ob ich recht habe‘, dachte Vernita und ging in die Hocke. Sie schlich zur Tür und öffnete sie ganz vorsichtig einen Spaltbreit. Im Innern sah sie einen großen Raum, der wie eine Kaserne eingerichtet war. Doppelbetten mit Feldkisten davor standen in mehreren Reihen an den Wänden beziehungsweise frei im Raum. In der Mitte befanden sich zudem noch mehrere Tische und Stühle, an denen einige Männer und Frauen in Rüstungen saßen und Karten spielten oder etwas essbares zu sich nahmen. In vielen der Betten lagen ebenfalls Wachen, die schliefen oder sich sonst irgendwie mit sich selbst beschäftigten.
‚Mmhh. Für Krähen sieht mir das Ganze zu sehr nach Militär aus. Irgendetwas stimmt hier nicht‘, ging es der Elfe durch den Kopf. Ein flüchtiger Blick zeigte ihr, dass es außer dieser Tür noch ein großes Tor gab, welches sich auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes befand.
Die Elfe schloss leise die Tür. Anschließend kramte sie eine ihrer Fläschchen mit einer gelblichen Flüssigkeit darin aus ihrer Tasche. Mit Hilfe eines Bandes, an deren Ende zwei kleine Nägel angebracht waren, befestigte sie die Flasche direkt über der Türschwelle.
‚Der nächste, der diese Tür öffnet, wird eine feurige Überraschung erleben‘, grinste die Elfe bei sich. Sie ließ von der Tür ab und schlich in gebückter Haltung zur nächsten Ecke des Gebäudes. Sie lugte kurz um diese herum. Niemand war zu sehen. Sie bewegte sich weiter, um den Haupteingang des Lagerhauses zu erreichen, schnell und leise wie ein Schatten.
In diesem Moment trat ein Fackelschein um die nächste Ecke. Dort war eine Wache. Und sie kam direkt auf Vernita zu. Diese schwenkte nach rechts. Schnellen Schrittes huschte sie durch die Schatten der Nacht und steuerte dabei die Rückseite eines kleinen, steinernen Wohnhauses an, welches neben dem Lagerhaus stand. Die Wache kam immer näher. Nur noch Sekunden und er würde die Elfe sehen. Vernita beschleunigte noch einmal ihr Tempo und erreichte just in diesem Augenblick die Hauswand des Steingebäudes. Sie presste ihren Körper mit dem Rücken gegen die Wand und sah nach rechts.
Sie hörte die Wache über das Gras stapfen und leise vor sich hin pfiffen. Das Licht der Fackel erschien in ihrem Sichtradius. Leise und ganz langsam zog sie eines ihrer Kurzschwerter. Sie musste die Wache töten, das war ihr klar. Sollte der Mann die Flasche entdecken, die sie an der Tür angebracht hatte, würde er umgehend Alarm schlagen. Das durfte nicht geschehen.
Die Wache passierte ihre Position. Vernita sah genau in das Gesicht des Mannes. Er war noch ziemlich jung, hatte blonde Haare und viele Pickel im Gesicht. Auch ansonsten sah dieser Jüngling eher wie ein Kind aus als wie ein ausgewachsener Mann.
‚Dein Pech, Kleiner, dass du dir den falschen Beruf ausgesucht hast‘, dachte die Elfe nur. Der Jüngling ging einfach weiter seine Runde, ohne Vernita zu bemerken. Kurz darauf hatte er bereits die Ecke der Halle erreicht. Die Elfe war ihm bereits gefolgt und ließ ihr Kurzschwert sprechen. Mit einem gezielten Angriff warf sie ihm die Waffe in den Rücken.
Die Wache stöhnte kurz auf, bevor er langsam auf die Knie sackte, doch er schien noch nicht tot zu sein. Der Jüngling stützte sich mit einer Hand auf dem Boden und mit der anderen an der Wand des Lagerhauses ab, während er versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Und da war Vernita auch schon heran. Sie presste dem Jüngling ihre Hand auf den Mund, während sie ihm mit der anderen ihr zweites Kurzschwert über die Kehle fahren ließ und diese wie ein Stück Papier durchschnitt. Das Blut spritze auf den Boden und auf Vernitas Hände, während sie ihr Opfer immer noch eisern festhielt. Ein paar Sekunden lang zuckte und strampelte er noch, dann war alles vorbei. Langsam ließ sie die Leiche zu Boden gleiten und löschte anschließend die Fackel.
Nun musste sie sich beeilen. Bestimmt stand vor dem großen Tor eine weitere Wache, die wohl in Kürze misstrauisch werden würde, sobald ihr auffiel, dass ihr Kumpel nicht mehr seine Runden drehte. Sie zog ihr zweites Kurzschwert aus dem Rücken des Mannes, wandte sich um und spurtete zur nächsten Ecke des Gebäudes. Augenblicke später hatte sie diese erreicht und hielt inne. Ein kurzer Blick zeigte ihr, dass vor dem Eingang der Halle tatsächlich ein weiterer Wachmann stand. Außerdem konnte sie auf dem Platz Miandra und Jayden sehen, die sich gerade mit einer Wache unterhielten.
‚Nun geht es los!‘ ging es Vernita durch den Kopf, steckte eines ihrer Schwerter weg und nahm dafür eine weitere Flasche mit gelblichen Inhalt zur Hand. Jetzt musste sie nur noch abwarten, in welches Gebäude die Wachen Miandra führen würden, damit sie das Signal geben konnte.


Ripper wartete mit seinem Hund entspannt auf die Dämmerung und aß etwas von dem Fleisch. Er hätte zwar lieber was von Jaydens Fisch gehabt, aber na ja. Die Sonne verschwand langsam unter den Baumwipfeln und der dichte Wald verdunkelte sich. Nun war es Zeit...
Bevor es los ging, wollte er noch einmal austreten. Er verschwand Richtung Wassermühle in den Wald. Sein Hund schaute noch einmal kurz zu den anderen, bevor er seinem Herren hinterher trottete. Wie es aussah, waren alle bereit.
Nachdem Ripper genug Wasser gelassen hatte, näherte er sich langsam der alten Wassermühle. Unerschöpflich schaufelte sie immer noch durchs Wasser und das mit der Zeit grünlich gewordene Holz knarrte. Ripper suchte das Ufer nach einer passenden Stelle ab, wo er hinüber kam. Mit etwas Anlauf warf er sich wie ein fliegender Amboss auf die andere Seite.
Der Mabari wartete noch auf Rowan und die beiden taten es Ripper nach. Auf der anderen Seite rannten sie zu der Buschgruppe und betrachteten aufmerksam den Feind. Die meisten Männer und Frauen hatten Fackeln entzündet und trugen leichtere Rüstungen - oder zumindest leichter als die Rippers.
Ein gut gezielter Schuss mit dem Bogen würde sie mit Leichtigkeit durchbohren. Nur vereinzelt konnte er ein paar schwer gepanzerte Soldaten mit Streitkolben ausmachen. Aber er vertraute voll und ganz seiner mächtigen Kriegsaxt Ròmker.
Sollten sie entdeckt werden - was er allerdings bezweifelte - konnte sein Hund die Angreifer prima auf Distanz halten, während Rowan sie mit Pfeilen eindeckte. Und falls es komplett aus dem Ruder laufen sollte, würde Ripper sich schon selbst was einfallen lassen. Ripper setzte sich bequem ins Gras und wartete ruhig ab.


Rowan lief hinter Ripper zur Mühle herunter und sprang mit einem leichten Sprung über das Gewässer. Direkt nach der Landung zog sie in einer fließenden Bewegung ihren Bogen von der Schulter und legte sogleich einen Pfeil ein. Sie duckte sich hinter einem Busch und beobachtete das Lager. Neben denen in leichter Rüstung konnte sie etwa zwölf schwer Gepanzerte ausmachen, die entweder vor den Gebäuden Wache hielten, oder dazwischen hin und her patrouillierten.
Der Mabari hatte sich neben sie gehockt und winselte leise vor Anspannung. Er schien bereits zu wissen, was als nächstes folgen würde.
Rowan blickte sich kurz um. Seitlich von der Wassermühle sah sie einen dunklen Schatten entlang huschen, der sich in Position brachte… Vernita. Von den anderen war nichts zu sehen. Auch ihr provisorisches Lager, an dem sie ihre Pferde gelassen hatten, konnte man von hier aus in dem Dämmerlicht nicht erkennen.
Sie drehte sich wieder zu den Gebäuden um und wartete ab.


Miandra machte sich zusammen mit Jayden, als es dunkel wurde auf den Weg. Sie gingen wie besprochen im Wald gehalten um das Dorf und umrundeten es dabei soweit, bis sie an die nordöstliche Straße gelangten. Dank der Dunkelheit und der Entfernung, erkannten die Wachen nicht, dass sie die Straße gerade erst betreten hatten.
Dann marschierten sie in deren Richtung. Als die Wachen sie näher kommen sahen, hoben sie sofort die Waffen und schrien ihnen entgegen. „Ihr da! Wer seid Ihr!? Bleibt sofort stehen!“
Miandra blieb stehen, nahm das Amulett und hielt es in die Höhe, während sie antwortete. „Wir sind weit gereist, und bringen dringende Kunde aus Denerim.“
Die Wachen senkten ihre Waffen, als sie das Amulett von weitem gemustert hatten. „Ich muss sofort mit Raswenjá Givanti sprechen, und mein Gefährte würde sich gerne in einer Eurer Tavernen von der langen Reise erholen.“
„Ich hoffe für Euch, dass es so wichtig ist, wie Ihr zu sagen pflegt! Raswenjá wollte eigentlich nicht gestört werden!“

„Dennoch ist das hier nur für ihre Ohren bestimmt.“
Die Wache beäugte Miandra misstrauisch, als sich die andere Wache zu Wort meldete, „Also schön ich bringe Euch zu Ihr, aber Eure Waffen nehmen wir unter Gewahrsam. Nehmt es nicht persönlich, doch das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme, die wir mit all unseren Neuankömmling betreiben. Man weiß ja nie, was für schwarze Schafe sich hier einnisten wollen!“
Die Wache lachte kurz auf, und Miandra lächelte ihm entgegen, um ihn nicht zu beleidigen. Dann legte sie ihre Waffen ab und gab sie dem Typen. Dennoch fluchte sie innerlich, und hoffte, dass sie Raswenjá mit ihren Worten lange genug hinhalten konnte, ohne die Dolche war sie ein wohl noch einfacheres Ziel. Anschließend folgte sie der Wache.
Die andere Wache wandte sich an Jayden, „Also schön Bursche! Folgt einfach dem Weg geradeaus, dort werdet Ihr Euren Schlaf finden ... und auch noch ein paar hübsche Puppen, hehe, wenn Ihr versteht was ich meine, doch unter einer solchen Begleitung habt Ihr die wahrscheinlich gar nicht nötig!“ Die Wache zwinkerte ihm entgegen und schmunzelte dämlich.
Die Wache führte Miandra weiter hinein in das Dorf. Die Häuser sahen alle recht schäbig aus. Die Spuren, welche die dunkle Brut im Krieg hier hinterlassen hatte, waren noch deutlich zu erkennen. Es war klar, dass sich hier ein solcher Abschaum einnisten würde, sobald der Krieg vorüber war.
Er führte sie in die alte Kirche, doch dass dies eine Kirche war, konnte man nur noch an den großen Eingangstüren erkennen. Diese wurde ebenfalls von zwei Männern bewacht.
Im Inneren der Kirche, befanden sich nur ein großer Tisch worauf einige Dokumente lagen, sowie einige Stühle. Direkt hinter dem Tisch stand eine Frau, und Miandra wusste, dass dies wohl Raswenjá sein musste, doch insgesamt war der Tisch von sechs Männern umrundet, die alle nachdenklich auf den Tisch starrten. Scheinbar besprachen sie hier gerade wirklich irgendetwas Wichtiges.
Die Wache hielt an und sprach, „Raswenjá, verzeiht die Störung, doch diese Frau hier behauptet wichtige Nachricht aus Denerim für Euch zu haben!“
Raswenjá blickte weiterhin vertieft auf einige Dokumente, „Ja, lasst sie hier, und geht zurück auf Euren Posten!“ zischte sie ihn desinteressiert und etwas genervt an.
Er gehorchte sofort und ließ Miandra an Ort und Stelle stehen.
Nach einigen Minuten wandte sie sich erneut an Miandra, und blickte diesmal zu ihr auf. „So, was für Nachrichten sollen denn so wichtig sein?!? Wir haben hier Dringendes zu besprechen!“
„Verzeiht den schlechten Moment, doch ich bin weit gereist, aus Denerim um genau zu sein, um Euch mitteilen zu können, dass der neue Arl der Stadt herausgefunden hat, was Ihr mit den Kindern aus der Umgebung angestellt habt. Er hat einige Truppen entsendet, welche wohl bald hier eintreffen werden.“
Miandra konnte nicht weiter erzählen, da Raswenjá sofort damit begann herum zu fluchen. „Was!? Das ist nicht möglich! Die Späher hätten dies bestimmt schon berichtet, wenn sich Truppen nähern würden!“
„Ich bin mit wenigen Pausen, so schnell ich konnte hierher gereist, um mir einen Vorsprung zu verschaffen, wie weit die Truppen bereits sind, kann ich nicht sagen, vielleicht erspähen Eure Männer sie erst in einigen Stunden.“
„Dieser verdammte Arl, ich würde ihm nur zu gerne den Kopf abschlagen!“ sagte sie voller Zorn, doch zeitgleich fielen ihr die anderen Männer ins Wort, sodass man nicht mehr recht verstehen konnte, was gerade gesprochen wurde. Doch scheinbar, waren sie sich ziemlich uneinig darüber, was sie nun am Besten tun sollten.
Miandra blieb stehen und beobachtete das Schauspiel, und hoffte, dass sie bald Besuch von den anderen bekommen würde, denn sollten sie näher ins Detail gehen, und sie eine falsche Antwort geben, würde es wohl schlecht für sie aussehen. Die Männer und Raswenjá waren gut ausgerüstet, und sie selbst, hatte nicht mal mehr ihre Waffen dabei.


Jayden ließ es sich von der Wache nicht zweimal sagen, sofort machte er sich auf den Weg zur Taverne. Er hoffte stark darauf, dass ihn dort wirklich ein paar dralle Weiber erwarten würden. Er setzte seinen Weg über einen kleinen Platz fort. An dessen Ende konnte er schon das aushängende Schild erkennen, und das Gelächter von innen hören.
Mit einem Satz schwang er sich durch den Eingang und platzte herein. Ein prächtiges Saufgelage tat sich ihm auf. Die Leute tanzten und den Tischen und grölten herum. Jayden ging zielstrebig auf die Theke und den Schankwirt zu.
„Heda, alter Mann, ich brauch ein Bier so groß wie nur möglich. Und dann wüsste ich gern, wo es hier zum Hinterzimmer geht, ich möchte etwas Fleisch bearbeiten, wenn Ihr versteht.“
Der dickbäuchige Mann zwinkerte ihm nur zu und zeigte die Treppe hinauf. „Geht einfach nur hoch und dann direkt durch die Tür, da werdet Ihr schon euren Spaß finden. Und Euer Bier werde ich Euch bringen, also macht nicht zu schnell, sonst könnte ich ja stören.“
Jayden dankte kurz und ging dann in die oberen Gefilde. Er klopfte kurz an, bevor er durch die Tür trat. Ein Freude erweckendes, „Ja, Schätzchen komm ruhig herein“, verlautete aus dem Raum.
Lüstern ging er in den Raum, in der Tat wartete eine Augenweide auf ihn, sein Blick wanderte hin und her, zwischen den dreien. blond, brünette und schwarzhaarig, allesamt in stimmiger Reizwäsche.
„Ohhh hallo, die Damen“, grinste er in die Runde. „Ich würde mich gern etwas verwöhnen lassen.“ Fluchs ließ er seine Rüstung scheppernd zu Boden fallen. Er warf noch sein Leinenhemd hinfort und präsentierte sich mit vor Stolz geschwelter Brust, nackt vor den Damen.
„Na, was haltet ihr davon?“
„Na, du gehst aber ganz schön ran, Kleiner.“

Er drehte sich kurz um und kramte das Amulett hervor. Derweil streckte er seinen Po in Richtung der Frauen und wackelte heiter mit diesem umher.
„Komm doch zu uns“, sagte die Brünette. Mit Schwung sprang er zu ihnen ins Bett. „Hallöchen, ist anfassen schon erlaubt?“ fragte er schelmisch.
„Alles, was du willst, Süßer.“
Ein freudiges Grinsen stahl sich über seine Lippen. „Da greif ich doch direkt zu.“ So wie er es sagte tat er es auch. Mit der freien Hand hielt er den Frauen das Amulett vor die Augen.
„Na, kennt ihr das? Macht euch das jetzt nur mehr an, das ich eine Krähe bin?“
„Schon wieder einer von diesen ungehobelten, ach immer das selbe. Ja wir kennen dieses ach so tolle Symbol. Wag es bloß nicht, deine Spielchen mit uns zu spielen, Freund.“
Etwas verwundert rückte Jayden etwas zurück. „Oh ich bin da gewiss ganz anders, ich verstehe mein Handwerk und weiß wie ich mit Ladies umzugehen hab. Wie waren denn die anderen so, wo kamen diese her, habt ihr vielleicht noch Namen oder ihr Aussehen im Kopf? Vielleicht kenne ich ja den ein oder anderen, dem ich dann eine Lektion erteilen könnte.“
Die drei fielen wie Raubkatzen über Jayden her. „Lehn dich einfach zurück, und genieß die Show, so einen wie dich hatte wir schon lange nicht mehr. Erzählen werden wir dir währenddessen.“
Sie deckten ihn mit Zärtlichkeiten und kleinen Schweinereien ein, während er sich verwöhnen ließ, betete er nur das die Elfe sich reichlich Zeit nahm.


Während Ripper darauf wartete, dass sie anderen Genossen erfolgreich waren, legte er sich ins Gras und vertrieb sich die Zeit. Verschiedene Bilder schwirrten ihm im Kopf herum, unter andrem Jaydens Aufgabe, wie er die Huren ‚ausquetschte‘ entlockte ihm ein breites Grinsen.
Sein Hund hockte neben Rowan und schaute sie erwartungsvoll an. Wenn es zu seinem Kampf kommen würde, hoffte er nur, dass sie genauso gut schießen konnte, wie kochen. Er liebte ihre Kochkünste, vor allem wenn sie ihm die restlichen Innereien gab, die mochte er mit am liebsten. Abwartend spähte er mit seinen aufmerksamen Hundeaugen die Gegend aus und war stets angriffsbereit.
Ripper schaute weiter in den Himmel. Als er auf einmal wieder den Raben sah, der hoch über Lothering kreiste. Es sah so aus als würde er irgendetwas beobachten.


Die Tür der Taverne öffnete sich. Im Innern herrschte reger Betrieb. Die Gäste lachten und grölten. Einige tanzten mit den ‚Kellerinnen‘ auf den Tischen und sangen schmutzige Lieder. In der Luft lag ein nebeliger Schleier, hervorgerufen durch übermäßigen Tabakkonsum. Es roch nach billigem Schnaps, noch schlechterem Essen und Schweiß.
Die große, schwarzhaarige Frau betrat das Etablissement. Ihre farblosen Augen musterten die Gäste eingehend, bevor sie den untersetzten Wirt fixierten. Obwohl die Frau eine schwere Kettenrüstung trug, konnte man erkennen, dass ihre linke Schulter bandagiert war. Nachdem sie sich kurz umgesehen hatte, ging sie zu schnurstracks auf den Wirt zu, wobei ihre schweren Stiefel den Holzboden zum Knarren brachten.
„Gib‘ mir ein Bier“, sagte die Frau zum Wirt, als sie die Theke erreicht hatte. Dieser nickte kurz und füllte einen Krug ab, den er kurz darauf vor seinem neuen Gast auf die Theke stellte. Die Frau ergriff den Krug.
„Ist das Pferd jetzt endlich bereit für meine Abreise?“ wollte die Schwarzhaarige genervt wissen, bevor sie einen Schluck Bier trank.
„Sicher, aber wollt immer noch weg? Immerhin scheinen Eure neuen Wachen ja schon eingetroffen zu sein“, stotterte der untersetzte Mann.
Die Frau hielt abrupt inne. Fast hätte sie sich an dem Bier verschluckt. Wutentbrannt knallte sie den Krug auf die Theke, so dass deren Inhalt über den Rand schwappte und sich über den Tresen verteilte. „Was hast du gesagt? Wann sind diese Männer hier eingetroffen?“
„Vorhin, Herrin“, stammelte der Wirt und wich zwei Schritte zurück. Er sah die funkelnden Augen der Frau und wusste, dass sie in diesem Zustand zu allem fähig war. „Einer von ihnen ist gerade oben und amüsiert sich...“
Mit blitzenden Augen sah sie nach oben, bevor sie sich umgehend von der Theke abwandte und die Treppe hinaufrannte. Hinter einer der Türen konnte sie deutlich hören, wie sich dort jemand vergnügte. Sie riss die Tür auf und stürmte ins Zimmer. Dort sah sie Jayden, der sich mit den drei Huren beschäftigte, das Amulett in der Hand haltend.
„Wo habt Ihr das her?!?“ brüllte die Schwarzhaarige, als sie ihm das Schmuckstück entriss und es ihm unter die Nase hielt. „Dieses Amulett tragen nur meine persönlichen Wachen, die ich mir selbst aussuche. Und Ihr seid keine davon. Wenn Ihr das also tragt, dann heißt das... verdammt!“
Die Frau verließ das Zimmer so schnell wie sie es betreten hatte, bevor sie die Treppe hinunter hastete und Richtung Ausgang schritt. Auf dem Weg schrie sie noch die anderen an. „Wir werden angegriffen, Männer! Schnappt euch eure Waffen und tötet den Kerl da oben!“
Die Krähen standen auf und zogen ihre Waffen. Grinsenderweise gingen sie die Treppe hinauf, während die übrigen Gäste inklusive des Wirtes panikartig das Gebäude verließen.


Vernita beobachtete wie Miandra in die alte Kirche geführt wurde, und Jayden in der Taverne verschwand. Nun konnte es losgehen. Die Wache vor dem Lagerhaus schien schon langsam nervös zu werden, da sein Wachkollege nicht mehr auftauchte. Er sah verhältnismäßig oft nach links, während er unruhig auf der Stelle trat.
Die Elfe löste sich aus dem Schatten und eilte auf die Wache zu. Schnell und nahezu geräuschlos näherte sie sich dem Mann, der im Moment in die entgegengesetzte Richtung blickte. Doch in diesem Moment wandte er den Kopf. Er sah die Elfe auf sich zugerannt kommen. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Er öffnete seinen Mund für einen gellenden Schrei, als Vernitas Schwert auf ihn zugerast kam.
Die Klinge der scharfen Waffe bohrte sich in den Rachen der Wache, die nur noch einen röchelnden Ton von sich geben konnte. Die Elfe zog ihr Schwert wieder aus dem Mund des Mannes, welcher tot zusammenbrach. Sie wich vier, fünf Schritte von dem großen Tor zurück, wobei sie mit der Flasche in ihrer linken Hand ausholte. Just in diesem Augenblick wurde eine kleine Tür geöffnet, die in das große Tor eingelassen war.
Eine junge Frau, nicht älter als siebzehn Jahre, trat mit einem Lachen auf den Lippen heraus, verharrte allerdings, als sie die tote Wache und die Elfe mit dem blutbefleckten Kurzschwert sah. Ihre Augen weiteten sich und ihr Lachen zerfiel zu einer Maske des Grauens. Mit bebenden Lippen sah sie in Vernitas regungsloses Gesicht, unfähig sich zu bewegen.
Ohne zu Zögern warf die Elfe ihre Flasche auf die Tür und somit auch auf die Frau, die in dessen Rahmen stand. Das Gefäß zerschellte und innerhalb einer Sekunde stand die Frau lichterloh in Flammen. Vor Schmerzen und Entsetzen kreischend taumelte die Frau zurück in die Halle, wo sie als lebende Fackel durch den Raum wankte.
‚Wunderbar! So verbreitet sich das Feuer noch schneller!‘ grinste Vernita, während sie das Tor betrachtete, welches ebenfalls Feuer gefangen hatte. Innerhalb weniger Sekunden verschlangen die Flammen das trockene Holz des Einganges. Schwarze Rauchwolken stiegen zum Himmel empor. ‚Von denen macht uns keiner mehr Ärger!‘


Die schwarzhaarige Frau trat aus der Taverne und ihr Blick fiel auf das Lagerhaus, welches in diesem Augenblick in Flammen aufging. Sie sah Vernita, die sich in diesem Moment zu ihr umdrehte, und die Elfe sah sie. Als die Frau bemerkte, dass Vernita auf sie zugelaufen kam, fluchte sie leise. Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte zur Rückseite der Taverne. Dort stieg sie auf das für sie bereit gestellte Pferd und ritt davon.


Vernita drehte sich um und erblickte die schwarzhaarige Frau, welche wohl soeben aus der Taverne gekommen sein musste. Obwohl sie ziemlich weit weg stand, meinte die Elfe in dieser Person die Frau zu erkennen, welche bei dem Hinterhalt im Wald entkommen konnte. Ohne zu überlegen fing die Elfe an zu laufen, um sich die Frau zu schnappen. Doch diese flüchtete.
Nachdem Vernita gemerkt hatte, dass die Frau mit einem Pferd davon ritt, schwenkte sie umgehend in Richtung Kirche, um wie versprochen Miandra beizustehen. Auf dem Weg dahin bemerkte sie, wie einige der Wachen auf sie zugelaufen kamen. Im Laufen schwang sie ihre beiden Kurzschwerter, wobei sich ein böses Grinsen auf ihr Gesicht legte. Gleich würde sie die Männer erreichen und ihren Todestanz beginnen lassen.


Von ihrem Versteck aus sah Rowan wie Vernita die Wache an der Vorderseite der Lagerhalle mit einem gezielten Stich erledigte. Es ging los.
Im nächsten Moment hatte sie den Pfeil in ihrem Bogen gespannt und wartete darauf, dass sich jemand in ihr Schussfeld verirrte. Sie beobachtete wie Vernita ihren Brandsatz auf ein junges Mädchen warf, welches sogleich in Flammen aufging und in der Halle verschwand. Das Tor hatte bereits ebenfalls Feuer gefangen.
Rowan erstarrte augenblicklich. Die Schreie der Gefangenen aus der Lagerhalle drangen zu ihr herüber. Qualvolle Rufe der Menschen, die in der brennenden Hölle gefangen waren und zu einem grausigen Tod verdammt waren. Rowans Gesicht wurde leer und ihre Augen schienen ins Nichts zu schauen.
Unbeweglich stand Rowan mit gespanntem Bogen hinter dem Busch. Bewaffnete kamen von allen Seiten aus den Häusern gerannt und sammelten sich auf dem Platz davor. Doch kein Pfeil verließ ihre Sehne. Von rechts schoss auf einmal ein Feuerball in die Menge und explodierte inmitten der Menschen. Die Wucht ließ sie auseinander fliegen und nur wenige rappelten sich danach wieder auf. Einige standen in Flammen und wälzten sich auf dem Boden.
Ein Mann in einfacher Kleidung mit schmutzigem Gesicht kam auf die Büsche zugelaufen, in denen sich Rowan versteckte. Sie blickte ihm direkt ins Gesicht und sah doch durch ihn hindurch. Angst war in seinen Augen zu sehen. Er hatte eine verdreckte und abgenutzte Lederschürze umgebunden und war unbewaffnet. Im nächsten Moment erstarrte er zu einem Eisblock, fiel zu Boden und zersprang in tausend kleine Stücke.
Die Bilder trafen auf Rowans Augen. Doch sie verklangen nutzlos in ihrem Kopf. Sie sah nur das brennende Lagerhaus und qualvolle Schreie drangen an ihre Ohren. Eine Träne rann ihr die Wange hinunter.


Ein potthässliches Weib platzte in Jaydens persönliches Festival herein, schnaubend und wütend brüllte sie umher und riss ihm das Amulett aus der Hand. Dann entschwand sie sofort wieder und schrie im Untergeschoss weiter. Jayden wusste irgendwie, dass er sich keinen schönen Abend mit seinen drei Freundinnen machen konnte.
„Also dann My Ladies, es wird ernst. Ich würde vorschlagen, ihr versteckt euch in irgendeiner Ecke und haltet euch aus allem raus. Zum Sterben seid ihr einfach zu wundervoll.“
Ein panisches Gekreische fing an, welches die Huren anstiftete. Wimmernd drängten sich die drei weiter nach hinten in den Raum und verharrten in einer Ecke. Jayden sprang auf und lugte schnell durch die Tür, bevor er das Bett vor diese schob und allen möglichen Kram davor warf. Er hatte vier wütende Männer erkennen können, die am Treppenansatz standen. Voll gerüstet und mit einem finsteren Grinsen. Jayden beeilte sich, als die Tür so gut wie möglich gesichert war, mit dem Anlegen seiner Rüstung.
Die Tür klackerte, weil jemand wie wild an dem Griff zerrte. Ein kurzes Verharren und plötzlich krachte es wie ein Donner. Es riss die Tür beinahe aus den Angeln. Jayden hatte keine Waffen. Er sah sich in dem Raum um. Links ein kleiner Kamin, gut ein Ständer mit einer kleinen Schaufel und einem Schürhaken. Schnell griff er nach diesem. Ebenfalls nützlich die Gardinenstangen, lange schwere Messingstangen. Ein zweiter Rums, seine Barrikade fing an zu bröckeln. Er riss die Halterungen aus der Wand und legte sich die Stangen griffbereit neben sich auf den Boden.
Der erste, der in den Raum kommen würde, würde wohl ein Piercing der Extragröße bekommen und mit einem aufgespeisten Kopf herumlaufen. Als letztes griff er nach einem Stuhl, der zuvor rechts neben dem Bett stand. Er warf diesen gegen die Wand und rupfte aus dem Zerborstenen Wrack die Stuhlbeine heraus. Diese legte er ebenfalls neben sich auf den Boden.
Erneut krachte es an der Tür, in wenigen Sekunden würde diese brechen und mit genug Manneskraft könnten sie eindringen. Er nahm jetzt eine der Stangen in die rechte Hand. In leicht gebückter Haltung stellte er sich auf. Der Stoßarm stark angespannt, wartend darauf, dass sich die Tür auftat, und er wie ein Speerkämpfer mit seiner Lanze einen Todesgruß senden konnte.
Ein Knall wie ein Donner ließ die Tür bersten, das Bett samt den Gerümpel schob sich langsam nach links weg. Jayden ging etwas nach rechts und blickte in den langsam größer werdenden Spalt. Er erblickte einen der Männer und ließ sofort einen Stoß in dessen Gesicht schnellen. Auch wenn die Stangen stumpf waren, mit genug Kraft konnte man sie durch Mark und Knochen treiben, was einen qualvollen Tod bedeutete. Noch bevor der Mann schreiend zusammensacken konnte, stieß Jayden erneut zu, diesmal an den ungeschützten Kehlkopf, die grob gerissene Wunde ließ Blut sprudeln. Der Mann rutschte tot die Treppe herunter. Ein neuer rückte auf und hielt ihm grinsend einen Schild vor. Jayden drosch auf ihn ein, doch es tat sich nichts, er konnte nur zusehen wie der Spalt immer größer wurde.
Kurzerhand begab er sich nahe an die Tür heran, mit Schürhaken und Stuhlbein bewaffnet. Er blickte auf den Schild, mit einen kräftigen Ruck und an den Rändern des Schildes zog er den vordersten Angreifer in den Raum hinein. Er lag flach vor ihm auf dem Boden, den Schild hatte nun Jayden, donnernd schlug er ihm den Schild auf den Kopf und ließ dann einen erschütternden Tritt in das Genick des Meuchlers fahren. Die anderen beiden kamen nach. Bevor sie im Raum waren, sprang ihnen Jayden mit einem „Yihaaaaaa“ entgegen und riss sie mit sich die Treppe hinunter. Allesamt landeten sie mit einem harten Schlag auf dem Boden. Jayden rappelte sich schnell wieder auf, ohne Waffen und ohne Schild ging er in den hinteren Bereich der Taverne. Die Männer waren auch wieder oben und stürmten auf ihn los. Verzweifelt schleuderte er ihnen die Stühle entgegen, doch sie wichen geschickt aus.
„Ihr wollt Männer sein? Keine Kraft, aber agil wie eine Gazelle, das lob ich mir“, lachte Jayden auf. Dann stürmte er aus der Taverne.
„Hm ein Klassiker.“ Er blieb außen vor der Tür stehen. Als sie angerannt kamen und durch die Tür wollten trat er so fest wie er konnte gegen die Tür, welche punktgenau deren Schädel in Wallung brachte. Er ging gemütlich wieder hinein und betrachtete die Männer, welche sich ihre Köpf hielten und vor Schmerz stöhnten. Den ersten nahm er hoch und riss ihm den Helm vom Kopf. Jetzt ließ er Fäuste sprechen. Wütende, schnelle und kräftige Schläge ins Gesicht ließen das Nasenbein langsam im Schädel verschwinden und die Augen aufquellen. Die Zähne wurden ausgeschlagen. Wie Dreck ließ er den Mann zu Boden fallen und nahm dessen Waffen.
Jayden widmete sich dem letzten der vier. Er schliff ihn in Richtung Türspalt und legte seinen Kopf an der Kante des Türrahmens ab.
„Irgendwie habe ich Mitleid mit dir.“ Er zog ihn wieder zurück und setzte ihn auf einen Stuhl und fesselte ihn daran. Er warf ihm einen der Dolche für die Füße. „Mach was draus, wenn du dich in drei oder vier Tagen nicht befreit hast bist du tot, das dürfte doch für ein bewegliches Kerlchen wie dich möglich sein. Du kannst deine Füße doch gewiss nutzen wie ein Affe oder etwa nicht?“
Er zog ihm zuletzt noch die Stiefel aus und knebelte ihn. Dann verließ er lachend die Taverne. Schnell lief er auf den offenen Platz in der Mitte von Lothering, wo er sich vor Lachen kurz ausruhen musste.


„Wie viele Männer hetzt uns der Arl auf den Hals?“ fragte Raswenjá Miandra forsch und schlug dabei mit der Faust auf den Tisch, um die anderen Männer zum Schweigen zu bringen. „Und vor allem, warum tut er so etwas? Gianauro hat mir doch versichert, dass der Arl uns keine Schwierigkeiten machen würde! Ihr seid eine Ihrer Gefolgsleute, also sprecht rasch!“
Miandra war von dieser Entwicklung mehr als überrascht. Anscheinend war das Amulett um ihren Hals mehr als nur ein Erkennungszeichen für die Krähen. Ihr stockte der Atem, und sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Nervös trat sie von einem Bein auf das andere.
„Was ist los mit Euch?“ tobte die Schlange weiter. „Hat es Euch die Sprache verschlagen? Redet, bevor ich Euch mit Gewalt zum Sprechen bringe!“
Ein Klos schien in Miandras Kehle zu stecken. Sie wollte etwas sagen, doch brachte kein Wort heraus. Sie wurde immer unruhiger und Schweiß trat auf ihre Stirn und lief langsam an ihrem Gesicht herab.
„Ihr gehört gar nicht zu Gianauros Leuten! Ihr seid eine Spionin!“ schrie Raswenjá mit hasserfüllter Miene, als von draußen plötzlich ein lauter Knall zu hören war. „Was ist da denn schon wieder los?!?“
Eine der Wachen stürmte herein und brüllte nur: „Wir werden angegriffen, Herrin!“ Diese war fuchsteufelswild und ihr Gesicht lief rot an.
„Dann geht raus und vernichtet die Eindringlinge!“ kreischte sie zurück, bevor sie sich an die anderen Männer wandte. „Und ihr steht nicht da wie der Ochse vorm Berg! Tötet diese Schlampe!“ Bei ihren Worten zeigte sie direkt auf Miandra.


Vernita tauchte zur Seite weg, als der Angriff der ersten Wache erfolgte, während sie ihr Kurzschwert von rechts nach links über die Brust ihres Feindes zog. Die Lederrüstung wurde von der scharfen Klinge problemlos durchschnitten. Stöhnend brach der Mann zusammen, doch die Elfe nutzte einfach ihren Schwung aus, drehte sich einmal um ihre eigene Achse und stieß ihr Schwert in die Brust des zweiten Wächters. Dieser hatte nicht den Hauch einer Chance mehr. Die Elfe zog ihre Waffe wieder aus dem Körper ihres Opfers und rannte weiter, während sie die beiden sterbend zurückließ.
‚Verdammte Anfänger!‘ dachte Vernita, als sich ihr erneut einige Wachen näherten. ‚Gebt ihr denn nie auf?‘
Doch bevor sie die neuen Angreifer hätte erreichen können erschütterte eine Flammenexplosion den Boden vor ihr. Die Männer und Frauen wurden zu Boden geworfen und viele von ihnen hatten Feuer gefangen. Sie wälzten sich schreiend auf der Erde herum, um die Flammen zu löschen. Aber vergeblich. So leicht ließ sich ein magisches Feuer nicht löschen.
‚Gute Arbeit, Hennrik!‘ ging es der Elfe durch den Kopf, als sie ihren Weg zur Kirche fortsetzte. Sie hatte sie fast erreicht, als die beiden Wachen davor auf sie zukamen. Grinsend steckte sie eines ihrer Schwerter weg und holte eine Flasche mit einer grünlichen Flüssigkeit darin hervor. ‚Viel Spaß damit!‘
Sie warf die Flasche den beiden schwer gepanzerten Männern entgegen, die an der Brust des linken zerschellte. Die Säure spritze durch die Luft und traf sowohl ihn wie auch seinen Kompagnon neben ihm. Die ätzende Flüssigkeit brannte sich laut zischend durch die Rüstungen und die Haut der beiden Männer. Weiße Dampfschwaden stiegen von ihrem Körpern empor, und es stank bestialisch. Kreischend pressten sie ihre Hände auf ihre Gesichter und versuchten vergeblich diese zu schützen, während sie auf die Knie sackten.
Vernita beachtete die Wachen nicht weiter, sondern rannte weiter Richtung Kirche. Als sie sie kurz darauf erreicht hatte, riss sie die Tür auf und stürmte hinein. Im Innern sah sie, wie Raswenjá und sechs weitere Männer mit gezogenen Waffen auf die unbewaffnete Miandra zugingen. Diese versuchte verzweifelt vor diesen zurück zu weichen.
„Miandra!“ rief Vernita, worauf diese in ihre Richtung schaute. „Hier fangt!“
Die Elfe warf der Frau eines ihrer Kurzschwerter zu, welche dieses geschickt auffing. Vernita trat sofort neben Miandra, wobei sie mit ihrer blutverschmierten Waffe auf ihre Gegner zeigte. „Wenn ihr Ärger sucht, Jungs, dann legt euch gefälligst mit jemandem in eurer Kragenweite an!“ Ein hämisches Grinsen lag auf ihren Lippen.
„Bereit?" fragte sie zu Miandra gewandt. Diese nickte nur. „Dann los!“


Zuletzt von Allie am So 17 Jul 2011, 3:35 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Kapitel VII - Der Angriff auf Lothering Empty
BeitragThema: Re: Kapitel VII - Der Angriff auf Lothering   Kapitel VII - Der Angriff auf Lothering EmptySo 17 Jul 2011, 12:32 am

Ripper sprang hastig auf als er die panischen Schreie hörte. Rowan stand neben ihm, ihren Bogen gespannt, ihr Blick war leer und sie rührte sich nicht. Eine Träne rann ihre Wange herunter. Die Zeit schien wie in Zeitlupe zu vergehen als die Träne auf die Schnauze seines Hundes tropfte. Überall waren Todesschreie zu hören, und der Geruch von verbrannten Holz lag in der Luft. Der Mabari schreckte auf und prüfte blitzschnell die Umgebung. Die Schreie kamen näher. Drei schwer bewaffnete Soldaten kamen direkt auf sie zu.
Von einer Sekunde auf die andere stürmte der Mabari los. Er riss den Boden auf und Dreck wirbelte durch die Luft. Die Männer sahen die Gefahr auf sich zukommen und blieben abrupt stehen. Sie bildeten eine dichte Mauer und richteten ihre Waffen nach vorne.
Soll der blöde Köter doch in die Speermauer rennen. Doch er war alles andere als blöd... er federte sich mit seinen Hinterbeinen ab und sprang direkt auf die Mauer zu. Die Männer rissen ihre Münder auf und starrten auf den Hund. Noch bevor sie ihre Speere nach oben reißen konnten, fiel auch schon der erste von ihnen mit zerrissener Kehle zu Boden. Mit einem dumpfen Knall landete der Mabari hinter ihnen auf den Boden und schlitterte etwas über den Boden.
Ripper schaute weiter zu Rowan, die wie angewurzelt da stand und nichts tat. Er seufzte, streckte seinen Hand Richtung Bogen aus und löste Rowans Schuss. Wenige Sekunden später tauchte der Pfeil tief in das Fleisch des Mannes ein. Dieser zuckte heftig und drehte sich langsam um. Blut floss aus seinem Mund, während er krachend auf die Knie fiel. In diesem Moment schien sich Rowan wieder zu fangen. Sie schaute sich erschrocken um und analysierte schnell die Situation. Schnell feuerte sie die nächsten Pfeile ab, aber es sah so aus als müsste sie sich dazu zwingen. Ripper nutzte diesen Moment aus und stapfte, beunruhigend langsam, Richtung des Mannes der auf dem Boden kniete. Während der Mann neben ihm mit Pfeilen gespickt wurde und wie ein Stachelschwein quiekend zu Boden ging, grinste Ripper den knienden Mann seltsam an.
„Mhm... du hast da was.“ Er wischte dem Mann das Blut vom Kinn. „Mhm... joa... schon besser... aber irgendetwas fehlt da noch.“
Er holte mit seinem Panzerstiefel aus und trat den Mann zu Boden. „Joa... perfekt... jetzt fehlt nur noch der Feinschliff.“
Er holte erneut aus und trat dem Mann genau in die Genitalien.
„Uhhh... ups... Verzeihung... aber ich bin etwas wackelig auf den Beinen.“ Grinsend stand er über dem winselnden Mann.
In diesem Moment sprang sein Hund dem Jammerlappen in den Nacken, und es knackte laut. Der Knochen trat vorne aus seinem Hals wieder heraus, und er fiel mit weit aufgerissenen Augen zu Boden. Dann ging Ripper mit seinem Hund in aller Ruhe auf Rowan zu und lächelte sie dämlich an. Wie es aussah schien der Plan nicht ganz perfekt zu laufen. Wahrscheinlich hatten sie Jayden bereits entmannt, und Miandra zu Tode gebumst, so wie die Lustmolche ein Auge auf sie geworfen hatten. Hennrik hatte sich bestimmt selbst in die Luft gesprengt und die Elfe... joa die Elfe war mit der ‚Reiswanne‘ durchgebrannt. So musste es bestimmt sein.
Er grinste vor sich hin und dachte nach. Alleine würde er vielleicht entkommen, aber mit der Heulsuse... Rowan... sicher nicht. Er packte sich demonstrativ ans Kinn und grübelte.
Einen Moment lang fragte er sich, warum er überhaupt noch hier war. Genau in diesem Moment ertönte wieder dieses Krächzen. Der Rabe saß neben ihm auf einem Ast und schien ihn auszulachen. „Mhm...joa...ich finde es auch zum totlachen.“ Er sprach mit dem Tier als wäre es ein Mensch. „Wenn dir was einfällt... kannst du mir gerne Bescheid geben.“
Er schaute ins brennende Dorf. „Du hast bestimmt einen besseren Plan, als diese... Einfallspinsel.“
Er setzte sich auf einen Stein und summte vor sich hin. Auf einmal hörte er jemand sprechen. Hastig schaute er sich um. Rowan konnte es nicht sein, die hatte eh schon länger nichts mehr gesagt und starrte nur auf die Leichen, sie schien geistig nicht wirklich anwesend zu sein. Dann ertönte es wieder.
„Grüße mein Freund... lange nicht mehr gesehen.“ Dann war es wieder still.
Ripper grinste verschmitzt und schielte zu dem Raben. Hatte der Rabe grade mit ihm gesprochen?
„Was guckst du so blöd? Hast du gedacht, du könntest mir so einfach entwischen?“ Der Rabe tänzelte auf dem Ast und schaute zu Ripper herunter.
Nun verstand er. Den netten Raben kannte er nur zu gut, allerdings in einer anderen Gestalt.
„Mhm... joa... guten Tag.“ Ripper grinste den Raben an. „Wurde aber auch langsam Zeit... ich hab dich schon so sehr vermisst“
Plötzlich explodierte der Rabe und Federn flogen durch die Luft. Das Blut tropfte vom Ast auf den Boden und bildete ein Pfütze.
„Och... da hat’s Peng gemacht.“ Ripper gackerte vor sich hin als wäre es das Normalste auf der Welt, was da gerade passiert war. Langsam erhob sich das Blut und formte eine menschenähnliche Gestalt. Ripper schaute sich das Geschehen ruhig an, während Rowan mit weit aufgerissenem Mund neben ihm stand und kein Wort heraus bekam. Etwas später stand er vor ihm. Sein Freund und Helfer, der ihn stets verfolgte, und im Turm von Ishal seine Seele gefordert hatte. Ripper hatte zwar nicht unbedingt damit gerechnet, aber irgendwie hatte er es auch erwartet.
„Mhm... und nun? Willst du wieder Seelen fangen?“ Ripper schaute ihn fragend an.
„Nein... eigentlich wollte ich nur deine kleine Freundin hier durchnehmen und wieder verschwinden.“ Die Gestalt lachte laut auf. „Nein... eigentlich nicht. Ich wusste, wo du und deine Gefährten hin wollten. Ihr verfolgt diese Raswenjá die Schlange.“
Die Gestalt grinste. „Du musst verstehen... wir beide kennen uns schon länger... Die Schlange und der Seelenfänger... oder wie Ihr mich auch nennen wollt.“
Die Gestalt schaute genervt zu Rowan. „Ach komm schon Kleines schau mich nicht so an, sonst mache ich es doch noch wahr, was ich eben gesagt habe.“
Die Gestalt lachte wieder und murmelte etwas vor sich hin. Plötzlich umgab Rowan eine Blutwand. Sie reagierte sofort und versuchte zu fliehen. Doch vergebens... die Blutwand hatte sie eingesperrt. Man konnte weder rein noch raus schauen.
„Sodele... jetzt hätten wir erst einmal Ruhe. Wo waren wir stehen geblieben?“ Er schaute Ripper fragend an.
„Mhm... Ihr wolltet mit der ‚Reiswanne‘ ausgehen oder so.“ Ripper grinste ihn an.
„Ach ja... genau... ausgehen... mhm. Weißt du... die Schlange ist nicht das, was Ihr denkt. Sie ist nur ein Teil des Puzzles. Und Ihr habt erst ein einziges Teil zusammengefügt.“ Die Gestalt wurde ernster.
„Mhm... toll... ich mag keine Puzzles... können wir nicht was anderes spielen?“ Ripper kaute auf seiner Unterlippe.
„Nein... ein Spiel nach dem anderen... und nun viel Spaß beim Puzzeln.“ Die Gestalt lachte irre auf.
Ehe Ripper sich umschaute, war die Gestalt auch schon hinter der Blutwand verschwunden, welche sich daraufhin langsam auflöste. Der nette Herr war verschwunden und Rowan lag am Boden. Ripper seufzte. Auf was hatte er sich da wieder eingelassen. Er hatte langsam die Nase voll... nie konnte er einfach in Ruhe auf das Ende warten... immer wieder musste das Böse ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Aber man sollte stets alles mir Humor nehmen.


Miandra nutzte sofort das Überraschungsmoment, welches die Männer die ihr am nächsten standen kurz zu Vernita blicken ließ und trat dem ersten kräftig zwischen seine - wohl etwas zu schwach gepanzerten - Beine. Er zuckte sofort mit einem dumpfen Schrei zusammen und ließ dabei seine zwei Dolche achtlos fallen. Der Zweite lief sofort, mit gezogener Zweihandaxt, auf sie zu, dicht gefolgt von dem Dritten. Die anderen drei liefen in Vernitas Richtung, und man konnte im Hintergrund Raswenjá nur kurz schreien hören. „Macht diese Schlampen fertig!“
Miandra stach dem Ersten, ohne zu zögern mit dem Kurzschwert direkt in den Magen, welcher nur von einem Kettenhemd geschützt war. Dank der Schärfe der Waffe, und der Wucht mit der sie diese führte, war es ein Leichtes dieses zu durchbohren, und sie spürte nach einem weiteren dumpfen Aufschrei, das warme Blut über ihre Finger laufen. Doch die anderen waren deutlich besser ausgerüstet als der Erste. Sie nutze den Ersten und drücke ihn von sich fort, sodass dieser rückwärts direkt in die Richtung der anderen beiden taumelte, und dabei den mit der Zweihandaxt nieder rammte. Die gezogene Axt bohrte sich dabei in den Rücken des Ersten, wie ein Messer durch weiche Butter.
Der Dritte war geschickt ausgewichen und mit einem Schild und Langschwert bewaffnet. Doch zu seinem Pech, trug er keinen Helm. Dies lag entweder daran, da er sich in der Kirche mit Helm nicht wohl fühlte, oder da das Ausdiskutieren der Pläne so leichter war. Oder vielleicht trug er einfach ungern Helme… doch darüber konnte sie sich zu einem anderen Zeitpunkt Gedanken machen, sie wusste nur eines: Dies war ein Vorteil. Und zwar für sie.
Während dieser in ihre Richtung stürmte, nutzte sie den kurzen Augenblick, als die anderen beiden zu Boden fielen, um die Dolche, welche der Erste fallen gelassen hatte, aufzuheben. Denn das Kurzschwert ließ sie in seinem Bauch stecken, sodass Vernita sich dieses wieder schnappen konnte, wenn sie es benötigen würde. Außerdem waren ihr Dolche so oder so lieber.
Der Dritte lief direkt mit dem Schild auf sie zu und presste sie gegen die große Eingangstür. Währenddessen versuchte sich der Zweite - welcher noch immer etwas benommen unter dem Ersten lag – wieder aufzurichten.
Miandra schrie kurz auf, als sich einige zackige Nieten des Schildes durch ihre Lederrüstung pressten, doch ihre Arme blieben frei, jedoch konnte sie diese nur bedingt bewegen. Und einen Herzschlag lang blickte sie direkt in die Augen des Mannes. Eine Mischung aus Grün- und Brauntönen, eine Iris wie ein wellenartiger Regenbogen, mit geweiterter aggressiv wirkender Pupille.
Er drückte ihr das Langschwert an die Kehle, als wollte er ihr nur drohen, und sie musste innerlich lachen. Dies war sein Fehler.
Doch wieso stach er nicht einfach zu? Er hatte seine Chance. Er hätte ihr einfach die Kehle aufschlitzen können, um sie ausbluten zu lassen wie ein Tier. Vielleicht tat er sich schwer darin zu töten? Oder nur schwer im Töten von Frauen? Oder erinnerte ihn Miandra an jemanden? Vielleicht hatte er auch einfach nur zu lange in ihre Augen geblickt, doch Miandra würde dies wohl nie erfahren, da sie ihm genau in diesem Moment, als sie spürte, dass sich der Druck, welchen der Schild an ihrer Schulter ausübte, etwas – wenn auch nur ein wenig und kaum spürbar – gelockert hatte, den Dolch seitlich direkt in sein Ohr rammte. Der Dolch bohrte sich bis zur Hälfte in seinen Schädel, und der Mann war nur einen Moment darauf tot.
Seine Augen verloren den aggressiven Anschein. Sie weiteten sich. Die Pupille wanderte nach oben und er verlor den Punkt, an welchen er sich konzentriert hatte. Er fiel seitwärts zu Boden, wie ein einfacher Sack gefüllt mit Getreide, der keinen Halt mehr hatte.
Inzwischen hatte sich der Zweite aus seiner misslichen Lage befreit und lief auf Miandra zu, wieder gezielt mit der inzwischen blutbefleckten Zweihandaxt. Sie zog schnell den Dolch aus dem Toten und duckte sich gekonnt vor seinem Angriff.
Anschließend prasselten ihre Waffen öfters gegen die Seine, doch dieses Spiel würde nicht ewig so weitergehen. Irgendwann würde sie oder er einen Fehler begehen. Ein falscher Schritt, eine missachtete Deckung, und schon wäre es vorbei. Die Axt des Mannes war groß und schien ziemlich schwer zu sein, da er relativ lange brauchte um auszuholen. Doch wenn sie ein Schlag treffen würde, wäre dies wohl ein schneller Tod.
Doch nur einen kurzen Moment passte er nicht auf, oder hatte sich zu sehr auf sein Gegenüber konzentriert, dass er kurz das Gleichgewicht verlor und über einen der Toten stolperte.
Miandra reagierte, indem sie ihm den Dolch direkt zwischen seinen Hals und sein Schlüsselbein rammte. Mit dem anderen Dolch schnitt sie ihm die Kehle durch, wodurch das Blut wie eine Fontäne aus ihm herausströmte. Nun sackte auch er zu Boden, und all seine angespannten Muskeln hingen nur noch hinab, wie die Blätter einer verdurstenden Pflanze.


Rowan wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Ripper ihren gespannten Pfeil aus ihrem Bogen löste. Sie legte einen nach dem anderen nach und versuchte so gut es ging, die brennende Scheune zu ignorieren.
Vollkommen fassungslos sah sie dabei zu, wie sich vor ihren Augen der Mann aus dem Turm von Ishal materialisierte und anfing, sich mit Ripper zu unterhalten als wären sie alte Freunde. Die plötzlich auftauchende Wand aus Blut war undurchdringbar, und ihr schwanden bald die Sinne.
Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf dem Boden vor den Füßen des Kriegers, der vor sich hinsummend auf einem Stein hockte. Sie blickte sich verwirrt um und versuchte zu ergründen, wie lange sie weg gewesen war. War der Kampf schon vorüber?
Doch dann drang der Kampflärm an ihre Ohren. Sie blickte über die Büsche hinweg und sah, dass er noch voll im Gange war. Mit einem Satz war sie auf den Beinen und hatte ihren Bogen wieder griffbereit. Sie erblickte den Jüngling inmitten der Kämpfenden und visierte sogleich einen seiner Gegner an, der eben im Rücken des Mannes seinen Streitkolben erhoben hatte. Ohne einen Laut von sich zu geben, brach er in sich zusammen, als ihn der Pfeil in den Hals traf.
Sie fällte noch drei weitere in einfacher Lederrüstung, bevor sie sich zu Ripper umdrehte.
„Verdammt, wollt Ihr nur dasitzen und zuschauen, wie Eure Gefährten niedergemacht werden?“
In diesem Moment sah sie den Mabari vor sich, der gerade auf einer zappelnden Frau stand und ihr die Kehle zerfleischte. Blut und Gewebefetzen verteilte er dabei um sich herum.
„Euer Mabari weiß wenigstens was sich gehört!“
Rowan schaute sich nach Hennrik um. Sie konnte ihn in seinem Versteck nicht entdecken, doch hin und wieder sah sie seine Angriffe auf die Bewaffneten zwischen den Häusern niedergehen. Doch die Frequenz wurde geringer, was darauf hindeutete, dass seine Kraft langsam nachließ. Sie hoffte, dass er ein paar Lyriumtränke bei sich trug.
In diesem Moment sah sie einen Krieger in leichter Rüstung, der anscheinend im Moment der Einzige war, der auf die glorreiche Idee gekommen war, nach dem Ursprung der magischen Angriffe Ausschau zu halten. Er schlich an einer Hauswand entlang in die Richtung, in der Hennrik sich versteckt hatte, und Rowan beendete seine Tour mit einem Pfeil in die Brust.
Ein weiterer Schwergepanzerte ging mit einem Pfeil im Hals zu Boden. Seine zwei Gefährten neben ihm drehte sich daraufhin zu ihrem Versteck um, und einer zeigte auf Rowan. Die beiden erhoben augenblicklich ihre Schilde vor sich und rannten auf sie zu. Rowan konnte keinen Schuss platzieren, da sie ihre verwundbare Stelle am Hals durch die Schilde verdeckten.
„Pff, wahrscheinlich könnt Ihr überhaupt nicht kämpfen. Bisher habe ich Euch nur schwerfällig durch die Gegend stapfen sehen, oder Ihr wart bei einem Kampf außer Gefecht gesetzt.“
Schnell hängte sie sich den Bogen über die Schulter und zog ihre beiden Messer, um sich den zwei Angreifern zu stellen.
„Das hätte ich mir auch denken können“ sagte sie mehr zu sich selbst „Ich hatte eigentlich gedacht, ihr hättet Eier in der Hose…“
Die Männer waren herangestürmt und der erste griff sie mit seinem Schwert an. Sie blockte den Schlag und rollte sich dann zur Seite, um der Waffe des zweiten auszuweichen.


Ripper drehte seinen Kopf Rowans Richtung und grinste sie an.
„Mhm... wie es aussieht, seid Ihr nicht an Raumangst gestorben.“ Er grinste etwas höhnisch an. „Wart Ihr schon einmal in einem Kackhaus eingesperrt?“
Er schaute sie fragend an. „Wisst Ihr... da ist es sehr eng drin und es stinkt bestialisch...“
Er machte eine Pause und laberte dann weiter. Ripper faselte weiter über Kackhäuser, während Rowan damit zu tun hatte die Feinde außer Reichweite zu halten. Er sah keinen Grund diese Leute zu töten, sie hatten ihm schließlich nichts getan. Wenn die Zeit gekommen war, würde er schon kämpfen.


Rowan konnte es nicht fassen. Während sie von zwei schwer Gepanzerten angegriffen wurde, saß der Krieger ein paar Meter von ihr entfernt und faselte etwas über Kackhäuser. Sie wich den Schlägen des ersten Angreifers geschickt aus und sah aus den Augenwinkeln, dass sich der zweite Ripper zuwandte. In seiner Rüstung sah er auch eindeutig nach dem gefährlicheren Gegner aus. In einem günstigen Augenblick trat sie ihrem Angreifer gegen die Kniescheibe woraufhin er sein Schwert sinken ließ und schmerzhaft aufstöhnte. Sein Leben endete mit Rowans Messer in der Kehle.
Zu spät sah sie, dass der zweite es sich anders überlegt hatte und den murmelnden Krieger auf dem Stein sitzen ließ. Sein Schwert raste statt dessen auf Rowan zu und obwohl sie sich zur Seite stürzte, streifte es sie am linken Arm und riss dort das Leder und die Haut darunter auf.
Rowan unterdrückte einen Schmerzensschrei sprang zur Seite um sich auf den nächsten Angriff vorbereiten zu können. Wut verzerrte ihr Gesicht. Ihr Angreifer stand nun zwischen ihr und Ripper, was ihm sichtlich unangenehm war, da er dem Krieger den Rücken zudrehen musste. Rowan starrte an ihm vorbei und warf dem Krieger dahinter giftige Blicke zu. Dann sprang sie nach vorne, täuschte einen Angriff vor und ließ sich zu Boden fallen. Das Messer ihrer linken hatte sie weggesteckt, stattdessen griff ihre Hand in die Erde neben sich und warf dem Angreifer eine handvoll davon entgegen.
Dieser griff sich sofort mit der Hand ans Visier und hustete. Innerhalb weniger Sekunden war Rowan auf den Beinen. Mit einem Tritt gegen den Kopf, in den sie ihre ganze Wut legte, brachte sie ihren Gegner zu Fall. Er krachte scheppernd vor Rippers Füßen auf den Boden. Sie packte seinen Kopf mit der Linken und zog ihr Messer über seine Kehle. Blut spritzte unter der Rüstung hervor und quoll in einem Bach über Rippers Füße.
Rowan ließ den gurgelnden Mann liegen, warf Ripper noch einen vernichtenden Blick zu und drehte sich dann weg. Sie hatte in den letzten Minuten keine Angriffe mehr von Hennrik gesehen und beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Im Laufen zog die ihr zweites Messer und stieß einen Pfiff aus.
Der Mabari tauchte an ihrer Seite auf. Er war über und über mit Blut bedeckt und seine Zunge hing ihm seitlich aus dem Maul. Sie schlugen sich durch das Gebüsch und machten einen Bogen um den Hauptkampfplatz, um sich zu Hennrik durchzuschlagen.


Die junge Frau taumelte durch die Lagerhalle, doch konnte man sie nicht mehr als solche erkennen. Die Flammen hatten sie vollständig umschlossen, so dass sie aussah wie eine zwei Meter hohe Feuersäule. Sie wankte durch den Raum, stieß gegen einige Betten und auch Kameraden, die ihr nicht mehr ausweichen konnten. Alles, was sie berührte, fing augenblicklich selbst Feuer. Etwa in der Mitte der Halle brach sie zusammen. Ihr Schreien war verstummt und sie hatte eine Spur der Zerstörung hinter sich hergezogen.
Das Haupttor stand nun lichterloh in Flammen. Trotzdem versuchten einige der Wachen durch das Feuer nach draußen zu gelangen, nur mit dem Ergebnis, das sie selbst in Brand gerieten und auf dem großen Platz einen qualvollen Tod starben.
„Schnell raus hier!“ rief ein junger, braunhaariger Mann und rannte zur Hintertür. Einige seiner Kameraden folgten ihm. Der Jüngling umklammerte den Türgriff und wollte die Tür öffnen. Doch sie schien irgendwie zu klemmen. Er verstärkte den Druck, aber nichts tat sich. Verzweifelt warf er sich mit seinem ganzen Körper gegen die Tür. Sie gab nach, doch gleichzeitig löste sich auch das Band, welches Vernita dort angebracht hatte.
Mit schreckgeweiteten Augen sah der Jüngling noch wie die Flasche zu Boden fiel. Eine Sekunde später zerschellte sie und ein Feuerschwall raste auf ihn zu. Die Flammen erfassten ihn, die Tür an sich und auch einige seiner Kameraden, die schon dicht gedrängt hinter ihm standen, um diesen Inferno zu entkommen. Wie schon bei der jungen Frau am Haupteingang verwandelte das Feuer die Männer in lebende Fackeln, die den Brand innerhalb des Gebäudes noch schneller ausbreiten ließen.
Einige der anderen Wachen, denen klar war, dass sie durch die Türen nicht entkommen konnten, versuchten mit ihren Waffen Löcher in die Wände zu schlagen. Rauch und Qualm hatten sich inzwischen im ganzen Raum ausgebreitet und lag wie ein schwarzer Nebel in der Luft. Das Atmen fiel den Wachen schwer. Sie keuchten und husteten und einige brachen bereits bewusstlos zusammen.
Doch selbst denjenigen, die mit ihren Waffen auf die Wände einschlugen, erging es nicht besser. Der frische Sauerstoff, der durch die entstandenen Löcher und Ritze eindrang nährte nur das Feuer, welches sich in gefährliche Stichflammen entlud. Ein paar einzelne Wachen sanken auf die Knie und beteten zum Erbauer um Vergebung oder auch um Schutz. Doch weder sie noch die restlichen Männer und Frauen in der Lagerhalle würden dieser Flammenhölle entkommen. Vernita hatte ihnen ihr eigenes Krematorium bereitet.


Drei der Männer wandten sich Vernita zu. Der offenbar jüngste von ihnen stürmte blindlings auf die Elfe zu, sein Langschwert zum Schlag erhoben und einen wütenden Angriffsschrei auf den Lippen.
‚Anfänger!‘ dachte Vernita bei sich. Sie wartete geduldig, bis der Mann sie fast erreicht hatte. Als dieser dann seine Waffe hinuntersausen ließ, trat sie einen Schritt zur Seite, griff mit ihrer freien Hand nach dem Schwert des Mannes und stellte ihm gleichzeitig ein Bein. Der Mann hatte zuviel Schwung in seinen Angriff gelegt und konnte somit einen Sturz nicht mehr verhindern. Scheppernd krachte er der Länge nach auf den Boden. Während er fiel hatte die Elfe ihm das Schwert aus der Hand gewunden. Nun kreiselte sie herum und stach mit ihrem Kurzschwert in den ungeschützten Nacken ihres am Boden liegenden Gegners. Dieser stöhnte kurz auf, während sich sein Körper kurz verkrampfte. Augenblicke später war er tot.
Sie zog ihr Kurzschwert wieder aus dem Körper des Mannes und wandte sich den anderen beiden Angreifern zu. Sie waren weitaus vorsichtiger als ihr Kompagnon und auch deutlich besser bewaffnet. Während der eine einen großen Zweihänder benutzte, schwang der andere einen mächtigen Flegel, einem Morgenstern an einer langen Kette. Vernita wechselte ihre Waffen. Sie war es nicht gewohnt, mit einem Langschwert zu kämpfen, deshalb wollte sie dieses lieber in der rechten Hand halten.
Die beiden Männer teilten sich auf. Einer ging nach links, der andere nach rechts. Sie bewegten sich im Kreis, wollten die Elfe umgehen. Sie folgte ihren Bewegungen, wobei ihr Blick ständig zwischen den beiden hin und her wechselte. Sie hob ihre Waffen, wobei sie diese auf ihre Feinde richtete. Dann stach sie mit dem Langschwert nach dem Morgensternschwinger. Dieser zuckte zurück. Der Angriff ging ins Leere, doch er war auch nur ein Finte.
Die Elfe sprang in die andere Richtung und ließ ihr Kurzschwert von unten nach oben sausen. Der Mann mit dem Zweihänder schien überrascht, wich aber trotzdem einen Schritt zurück. Die scharfe Klinge streifte seine schwere Rüstung, was ein kratzendes Geräusch erzeugte und eine lange Schramme auf dem polierten Metall des Brustpanzers hinterließ. Doch er war geistesgegenwärtig genug, um einen Konter anzubringen.
Weit holte er aus und ließ seine mächtige Waffe auf die Elfe niedersausen. Diese spürte schon den Luftzug, als sie ihre beiden Waffen hochriss. Klirrend trafen die drei Klingen aufeinander und kamen dicht über Vernitas Kopf zum Stillstand. Der Zweihandschwinger verstärkte den Druck und wollte die Elfe mit ihren eigenen Waffen töten. Diese ließ die Klingen näher kommen, während sie ihre Kräfte sammelte. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Anstrengung. Ihr Kontrahent war ganz schön stark. Doch sie gab nicht auf. Mit einem kräftigen Ruck stieß sie die Waffen und auch ihren Gegner von sich weg. Dieser taumelte zwei Schritte nach hinten.
Sie wollte gerade nachsetzen, als auch schon der Riese mit dem Flegel angriff. Er schwang seine Waffe im weiten Bogen von rechts nach links. Die Elfe sprang zurück, konnte der Attacke aber nicht mehr vollständig ausweichen. Die schwere Waffe traf sie im Brustbereich und schleuderte sie zurück. Zu ihrem Glück hatte sie der Flegel nur gestreift, ansonsten hätte er ihr wohl jeden einzelnen Knochen im Leib gebrochen. So kam sie mit einer schweren Prellung davon.
Vernita torkelte zurück und knallte gegen einen Tisch, stolperte und fiel zu Boden, wobei sie ihre Schwerter verlor. Sie wollte sich an dem Tisch wieder hochziehen, als der Riese wieder heran war und seinen Morgenstern auf die Frau niedersausen ließ. Die Elfe warf sich zur Seite. Der Morgenstern verfehlte sie nur knapp und schlug auf die Tischplatte ein. Das altersschwache Möbelstück zerbarst durch die Wucht des Angriffes in tausend Teile. Unzählige Holzsplitter flogen durch die Luft.
Der Riese schnaubte wütend, während er wieder mit seiner Waffe ausholte, um die Elfe, die mit dem Rücken neben den Überresten des Tisches auf dem Boden lag, mit einem letzten Schlag zu zerschmettern. Sekunden später raste die schwere Eisenkugel auf den Kopf der Frau zu. Diese rollte sich mehrere Male um die eigene Achse zur Seite, die Kugel schlug wirkungslos auf den Steinboden ein. Dabei begann dieser zu reißen, kleinere Stücke des Bodenbelages flogen durch die Luft.
Vernita beendete ihre Drehung ausgerecht neben den Füßen des Zweihandschwingers, der seine Waffe schon zum Schlag erhoben hatte, die Spitze seiner Waffe direkt auf die Frau gerichtet. Die Elfe zog ihr kleines Messer aus dem Gürtel und stach damit in den Genitalbereich ihres Widersachers, dessen Rüstung ihm keinen Schutz vor Angriffe von unten bot. Die scharfe Klinge drang problemlos durch den einfachen Lederschutz des Mannes und traf in an seiner empfindlichsten Stelle. Kreischend taumelte er zurück, während das Blut in Strömen aus seinem Unterleib sprudelte. Vernita sprang auf und setzte gleich nach. Mit einer schnellen Bewegung folgte sie dem Mann und durchtrennte mit einem einzigen Schnitt die ungeschützte Kehle des Mannes. Sein Kreischen verwandelte sich in ein Röcheln und er brach zusammen.
Die Elfe wandte sich um und erblickte auch schon den Riesen, der schreiend auf sie zugestürmt kam, seinen Flegel über den Kopf schwingend. Ohne zu überlegen holte sie kurz aus und warf ihr Messer nach dem Angreifer. Die kleine Waffe flog durch die Luft und bohrte sich schließlich in das linke Auge des Mannes. Dieser kam zum Stillstand und schrie wie am Spieß, als er versuchte das Messer wieder aus seinem Auge zu ziehen.
Vernita hatte sich in der Zeit den Zweihänder des anderen Mannes geschnappt und stürmte damit auf den Riesen zu. Dieser konnte sich gerade von ihrem Messer befreien, als sie ihn erreichte. Sie hatte die Waffe gerade vor sich gehalten und spießte ihren Gegner regelrecht auf. Das lange Schwert durchbohrte den Riesen und trat aus seinem Rücken wieder heraus. Das Schreien des Mannes wurde zu einem ersticktem Gurgeln, bevor er schließlich ganz verstummte.
Die Elfe atmete tief durch, als sie den Körper des Riesen zu Boden gleiten ließ, bevor sie einen Blick auf Miandra warf. Diese schnitt gerade ihrem letzte Gegner die Kehle durch. Doch hinter ihr stand auch schon Raswenjá mit erhobenen Schwert, um der schwarzhaarigen Frau den Kopf abzuschlagen.
Schreiend stürmte Vernita auf Raswenjá zu, die einen Moment zögerte, als sie diese brüllen hörte. Sie wandte den Kopf, als die Elfe auch schon heran war. Die beiden Frauen prallten gegeneinander und die Elfe riss die Schlange einfach mit sich zu Boden. Das Schwert fiel ihr dabei aus der Hand.
Vernita landete auf ihrer Kontrahentin, nahm deren Kopf in ihre Hände und schmetterte diesen mehre Male mit voller Wucht auf den harten Steinboden. Ihr Gesicht war dabei vor Hass verzerrt, und sie schrie wie eine Furie, während Raswenjás Kopf mit einem dumpfen Klang immer und immer wieder auf dem Boden aufschlug. Als das erste Blut zum Vorschein kam, hielt Vernita plötzlich inne und griff zum Schwert der Schlange, welches sie ihr an die Kehle hielt.
„Na los“, stöhnte Raswenjá benommen, während sie die Elfe mit glasigen Augen anstarrte. „Bring es endlich zu Ende.“
„Nein, meine Liebe“, keuchte Vernita atemlos. „So leicht werde ich es dir nicht machen. Zuerst werden wir beide uns noch unterhalten.“
„Aus mir kriegst du nichts raus“, zischte Raswenjá leise. Sie merkte, wie sie langsam das Bewusstsein verlor.
„Doch“, grinste Vernita böse. „Du wirst reden. Sie reden alle. Und danach wirst du mich darum bitten, dass ich dich töte, damit diese Qualen endlich ein Ende haben werden.“ Anschließend schlug sie mit dem Griff des Schwertes gegen den Kopf der Krähe, welche darauf hin ohnmächtig in sich zusammensackte.
Die Elfe stand auf, warf das Schwert beiseite und packte Raswenjá an beiden Füßen. Ohne auf ihre Gefangene Rücksicht zu nehmen schleifte sie diese zum alten Altar der Kirche. Dort angekommen kramte sie ein kurzes Seil aus ihrer Tasche und fesselte die Schlange damit an einen der Füße dieses steinernen Möbelstückes.
„Wir sehen uns später“, bemerkte Vernita noch, bevor sie sich abwandte und ihre Waffen wieder zusammensammelte. Das Messer steckte sie wieder weg, während sie ihre Kurzschwerter zur Hand nahm. Sie trat zu Miandra, die mit ihren Dolchen am Ausgang der Kirche stand.
„Alles in Ordnung? Dann lasst uns raus gehen, und sehen, wie es draußen aussieht!“


Jayden stand mitten auf dem Dorfplatz, wo er sich einen kurzen Augeblick Ruhe gönnen konnte. Er stütze sich an einem kleinen Brunnen ab und sah in das tiefe schwarze Loch. Er rüttelte an der kleinen Runden Mauer rings um den Brunnen. Der marode Mörtel hielt die Steine nur noch provisorisch zusammen. Er riss einen der Steine heraus und ließ diesen in den Brunnen fallen. Nach ein paar Sekunden war ein dumpfer Aufprall zu hören, also war kein Wasser mehr vorhanden.
Jayden riss noch weitere Steine heraus, um genau zu sein die gesamte Mauer samt aufgesetzter Überdachung. Er rollte das Seil von der Seilrolle ab und entband den Wassereimer von dem anderen Ende. Stattdessen schnürte er drei der Steine ein. Dann ging es los, von überall schritten Wachen auf den zuvor unangetasteten Dorfplatz, die ersten fielen bevor sie ihn erreichten, durch die Pfeile und der Treffsicherheit der Frau. Ein anderer Teil lief woanders hin, wohl um den anderen einzuheizen. Nur zwei von ihnen lösten sich aus der Gruppe und gingen in Jaydens Richtung.
Jayden griff sich das Seil und schleuderte es in großen Runden herum. Er machte ein paar Schritte in Richtung seiner Gegner, welche nur verdutzt das kreisende Seil in der Dunkelheit erkannten. Ein schäbig, dreckiges Lachen kam über sie, und sie näherten sich Jayden. Er drehte sich mittlerweile um die eigene Achse um noch mehr Schwung zu bekommen. Beim nächsten Schritt des vorderen Wachmanns, gab es ein lautes Scheppern, einen Schrei und einen dumpfen Knall. Jayden ließ das Seil los, er taumelte ein wenig umher. Alles drehte sich in seinem Kopf, und er konnte nicht sehen, was passiert war.
„Na warte, du blöder kleiner Bastard, dich mache ich fertig“, brüllte der andere wutentbrannt.
Jayden stockte, er hörte die stapfenden Schritte des Angreifers, konnte ihn aber nicht orten. Er versuchte einfach woanders hin zu laufen, so schnell es gerade ging. Mit jedem Meter wurde sein Blick wieder klarer, er schaute nach hinten und sah den anstürmenden Mann. Unachtsam rannte Jayden weiter, stolperte und viel zu Boden. Schnell drehte er sich um und erblickte den Soldat, welcher schon seinen Schlag ansetzte. Er versuchte sich nach links abzurollen, doch der Schlag traf ihn genau an seinem Allerwertesten.
Die Klinge riss ihm eine Wunde den Oberschenkel herunter, doch die war eher oberflächlich. Jayden hielt den Atem an und presste die Lippen zusammen.
Stöhnend stammelte er. „Du Arsch, wenn das eine schlimme Narbe gibt, was sollen die Frauen davon halten.“
Drohend und gewaltvoll grinsend kam der Mann näher und packte Jayden an der Brust.
„Ich könnte dir ja noch eine verpassen und dich dann deiner Männlichkeit berauben, was hältst du davon? Und wenn alles vorüber ist, lasse ich dich wie ein Schwein ausbluten.“
Jayden, zog den Schleim in seiner Nase mit einem Grunzen hoch und spuckte dem Mann genau auf sein linkes Auge. Zum Abschluss läuteten die Glocken, durch eine wuchtige Kopfnuss, die Jayden seinem Gegenüber aufdrückte. Sein Dickschädel war so etwas gewöhnt, er drehte sich auf den Bauch und packte dabei den Hals des Mannes mit seinem rechten Arm und hielt ihn fest im Schwitzkasten. Jayden drehte sich weiter, der gestreckte Schwertarm des schnaubenden Soldaten verdrehte sich und knickte im rechten Winkel ab. Ein lautes Knacken drang in Jaydens Ohren, der Mann schrie schmerzvoll auf. Er winselte, als Jayden einen gewissen Druck auf den Bruch ausübte.
Wild fing er an zu zappeln, wand sich wie ein Wurm am Boden umher.
„Hör auf, bitte, ich habe Frau und Kinder, du darfst mich nicht töten.“
„Oh ja, deine Frau, ist sie denn hübsch?“ fragte Jayden lachend.
Bevor er antworten konnte, verpasste Jayden ihm mit der freien Hand einen Schlag ins Gesicht, dann rückte er etwas auf und setzte sich mit dem Arsch auf sein Gesicht.
„Ich mache dir einen Vorschlag, du wirst Höllenqualen erleiden, mit gebrochenen Kiefer in Ohnmacht fallen und ohne Zähne wieder aufwachen, wenn du Glück hast und es überlebst. Einmal auf den Boden klopfen ja, bei zweimal nein.“
Dann sprang Jayden schreiend auf, der Mann hatte ihn in den Hintern gebissen.
„Na na na, du Schlingel, das werde ich dann mal als ja gelten lassen.“
Hechelnd rang der Mann nach Luft und versuchte sich aufzustützen, Jayden konnte immerhin halbwegs stehen.
„Na dann mal gute Nacht, mein Süßer!“
Jayden zog das linke Bein ein wenig an und trat dann mit aller Kraft gegen den Kiefer des Mannes. Dieser sackte unter der Wucht zusammen. Zähne brachen und vielen in seinen Rachen. Blut quoll hervor und lief dem Bewusstlosen die Kehle herunter. Entweder würde er ersticken, verbluten oder mit ganz viel Glück würde er morgen mit unvorstellbaren Schmerzen wieder aufwachen.
Um nicht wieder wehrlos zu sein nahm er die Waffen der beiden Toten auf und humpelte ein wenig weiter, in Richtung Kampfeslärm. Er ging um eine Ecke, dort konnte er das brennende Lager entdecken. Schreie drangen in sein Ohr, das laute Geknister des Feuers, alles polterte, lautes stürmischen Klopfen ertönte aus dem Inneren. Doch Jayden ging seiner Wege, in Richtung Kirche, wo wohl die meisten Feinde waren.


Rowan rannte zu Hennriks Versteck und fand ihn mit bleichem und schweißnassem Gesicht an einen Baum gelehnt. Er grinste sie an, als er sie entdeckte.
„Na, wollt Ihr schauen, ob der alte Mann noch lebt?“
Rowan schaute sich kurz um und trat dann auf ihn zu.
„So schlecht geht es Euch anscheinend nicht, wenn Ihr noch spotten könnt“, lachte sie.
Von diesem Versteck aus konnte man die Kirche nicht sehen. Sie lag hinter einem Haus verborgen. Vor diesem Haus lag der Mann, den Rowan erwischt hatte, als er sich an Hennrik heran schleichen wollte. Weitere Kämpfer konnte man nirgends entdecken, aber sie hörte noch Kampfgeräusche.
Sie gab dem Mabari ein Zeichen, sie zu begleiten und tastete sich dann mit gezücktem Bogen vorsichtig an der Hauswand entlang. Der Schnitt an der Schulter war dem Erbauer sei Dank nicht tief und behinderte sie kaum. Bevor sie die Ecke der Hauswand erreicht hatte, konnte sie auf dem Platz vor der Kirche die ersten Kämpfer erblicken. Mitten unter ihnen verteidigte sich der Jüngling, dessen Namen sie immer noch nicht wusste, wacker.
Der Mabari preschte nach vorne und riss kurze Zeit später den ersten Gegner von den Füßen. Schön mit anzusehen war das Massaker, das er anrichtete, nicht wirklich. Dafür aber äußerst effektiv.
Rowan trat weiter hervor aus der Deckung des Hauses und visierte ihren ersten Gegner an, als direkt vor ihr der massive Kopf eines stumpfen Flegels nieder sauste. Sie spürte noch den Luftzug im Gesicht und warf ihren Kopf in die Richtung des Angreifers herum.
Ein Krieger in schwerer Rüstung stand direkt an der Hauswand, als habe er ihr aufgelauert. Schwerfällig zog er seine Waffe zurück und hob sie erneut an. Rowan warf ihren Bogen zur Seite und zog ihre beiden Messer. Sie drehte sich zu ihrem Gegner und wartete seinen ersten Angriff ab. Der Flegel raste erneut auf sie zu, und sie wich nach hinten aus. Dabei verfing sich ihr Fuß im Bein einer toten Frau, und sie stürzte nach hinten auf den Boden. Ihr Kopf schlug auf und für einen Moment war sie benommen. Dann erblickte sie den Krieger über sich, und im nächsten Moment die Metallkugel, die auf sie zusauste. Schnell rollte sie sich zur Seite, doch sie war nicht schnell genug. Die Waffe traf sie an der Hüfte und neben ihrem Schmerzensschrei war ein hässliches Knacken zu hören.
Ein dumpfes Lachen erklang aus dem Helm ihres Angreifers. Doch das Lachen versiegte schnell, als der Mabari ihn von der Seite ansprang und sich in die ungeschützte Stelle am Hals verbiss.
Rowan bekam davon nicht viel mit. Der Schmerz vernebelte ihr die Sicht und machte das Denken schwer. Sie wusste erst, dass sie vorläufig in Sicherheit war, als ihr eine warme und klebrige Zunge über das Gesicht leckte. Mit zitternden Händen griff sie in das Fell und zog sich an dem Tier hoch. Langsam klärten sich ihre Augen wieder. Auf dem linken Bein konnte sie stehen, jedoch bereitete es ihr höllische Schmerzen, das rechte zu belasten.
An den Mabari neben ihr geklammert, blieb sie stehen und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.


Jayden lief auf den Platz vor der Kirche, wo sich die letzten Reste der Wachen versammelten. Mit Gebrüll humpelte er in deren Richtung. Sofort drehten sich die Männer zu ihm um.
„Heda, was haben wir denn da für einen Krüppel?“
Die Männer lachten und machten ihn nach. Jayden kramte in aller Gemütlichkeit wieder sein Fläschchen hervor und trank einen Schluck.
„Ihr könnt ja mal versuchen diesen Krüppel zu überwältigen.“
Er nahm eines der drei Schwerter und warf es in die Meute, die Klinge drang durch das Schienbein eines der Männer. Dieser ging schmerzverzehrt zu Boden. Die anderen machten sich wütend auf den Weg. Plötzlich kam von rechts ein Feuerball aus dem Gebüsch gerauscht und flog mitten in die Gruppe. Ein paar wurden von der Wucht umgeworfen, ein paar fingen Feuer und die anderen wiederstanden der Attacke. Jayden ging in Kampfstellung und bewegte sich langsam auf die noch stehenden Männer zu.
„Na, was hab’ ich denn auch für ein unverschämtes Glück.“
Tapp, tapp, tapp. Schritt für Schritt kam er näher. Er setze ein teuflisches Grinsen auf und wirbelte die Schwerter in seinen Händen umher. „Na, kommt schon ich warte.“
Zögerlich kamen sie näher. Als sie nahe genug heran waren, griffen sie schnell an. Der eine war kaum fertig mit der Ausbildung und der andere würde bald ins Exil gehen. Spöttisch wehrte er die Schläge der beiden ab.
„Ist das denn schon alles, alter Mann gib dir doch etwas mehr Mühe, bitte. Und du Junge geh’ zurück zu deiner Mami, wie kommen sie darauf so junge Burschen in den Kampf zu schicken?“
Wieder kam ein Zauber aus den Büschen, diesmal ein Kettenblitz, der sich seinen Weg durch die vom Feuerball getroffenen bahnte und dem Tod näher brachte. Jetzt ging Jayden zum Angriff über, als die anderen abgelenkt zu ihren Kameraden hinüber sahen. Schnell schnappte er sich den Jungen, hielt ihm am Nacken fest und trat ihm in die Versen. Mit einem schnellen Stich durch den Rücken durchbohrte er dessen Herz. Noch bevor der Alte etwas merkte fiel der sterbende Bursche zu Boden.
Jayden schritt schnell weiter, doch der Alte bemerkte es und donnerte ihm seinen Schild gegen die Brust. Wild fuchtelte er mit seinem Schwert herum und fügte Jayden dabei eine große Wunde auf der Brust zu. Jayden taumelte nach vorne und wehrte die Schläge noch etwas ab, bevor er ihm das Schwert in den Rachen stieß, es kam schnell und präzise, unvorhersehbar.
„Wo werden diese Leute denn bitte ausgebildet?“ Jayden presste seine Hand auf die stark blutende Wunde, während er den Männern am Boden einen nach dem anderen den Todesstoß versetzte.
„Oh Mann. Und diesen ganzen Scheiß nur für eine lausige Geschichte mehr die ich mir aufschreiben kann.“
Jayden war platt, er hätte nichts trinken sollen, bevor er in den Kampf gegangen war. Er schleppte sich mit letzter Kraft zu Hennrik hinter das Gebüsch. Er ließ sich heilfroh auf den Boden sacken und fing an zu lachen.


Zuletzt von Allie am So 17 Jul 2011, 11:35 am bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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Kapitel VII - Der Angriff auf Lothering Empty
BeitragThema: Re: Kapitel VII - Der Angriff auf Lothering   Kapitel VII - Der Angriff auf Lothering EmptySo 17 Jul 2011, 12:34 am

Miandra nickte Vernita nur zu und verließ zusammen mit ihr die Kirche. Sie fanden einen Dorfplatz voller toter Wachen vor. Einige waren verbrannt, andere durch Klingen getötet worden. Ein stechender Geruch breitete sich bereits aus, und Miandra musste sich kurz die Hand vor dem Mund und die Nase halten. Die Schreie, welche vom Lagerhaus ertönten, waren nun fast restlos verstummt.
Sie lief zusammen mit Vernita einige Schritte weiter, um nach den anderen Ausschau zu halten, als plötzlich eine Stimme aus einer der dunklen Ecken ertönte. „Ich hätte wissen müssen, dass Ihr ein schwarzes Schaf seid!“
Nur einen Moment darauf stürzte die Wache, welche Miandra vorhin in die Kirche geleitet hatte, mit erhobener Waffe auf sie zu. Sie reagierte reflexartig und duckte sich, sodass sein Angriff ins Leere ging. Miandra fiel dabei auf die Knie und drehte sich hastig um, um ihr Gegenüber nicht aus den Augen zu verlieren.
Er war von oben bis unten mit einer Plattenrüstung bekleidet. Kaum Schwachstellen. Sogar der Helm zeigte nur kleine dünne Schlitze an den Augen, sowie an seinem Mund. Er trug einen Schild und eine kleine Axt sowie… Miandras Blick fiel auf seinen Gurt… hatte dieser Bastard tatsächlich ihre beiden Dolche behalten.
Er sah ihren Blick und ergriff erneut das Wort. „Oh, wollt Ihr Eure Waffen wieder? Wie schade, doch welch Ironie wäre es, Eure Kehle mit Euren eigenen Waffen zu durchschneiden.“
Er lachte kurz grimmig und lief dann wütend auf Miandra zu, welche sich inzwischen wieder aufgerichtet hatte. Miandras Blick wurde ebenfalls wütend. Was bildete sich dieser Kerl nur ein?
Sie holte einmal mit einem der Dolche aus, und warf diesen kerzengerade in seine Richtung. Es war zu spät für ihn, um abzubremsen, auch wenn er die Gefahr auf sich zufliegen sah. Er wehrte den Dolch mit dem Schild ab und dieser bohrte sich wie ein Pfeil in das mindere Holz. Dann schleuderte sie den zweiten Dolch in seine Richtung - und dank seiner Dummheit, welche ihm dazu veranlasst hatte wie eine Statue auf den Dolch zu blicken, welcher in seinem Schild steckte, anstatt weiter auf seine Deckung zu achten, auch wenn es sich nur um einen sehr kurzen Moment handelte – landete dieser, wo sie ihn erhofft hatte.
Er traf zielsicher direkt in seinen offenstehenden Mund. Entweder war er geöffnet, da er Luft holen wollte, oder weil er erstaunt über den anderen Dolch war, welcher in seinem Schild steckte, doch warum auch immer es so war, es bedeutete nichts Gutes für ihn.
Der Dolch riss bei seinem Flug die Schneidezähne des Mannes mit, welche abzubrechen schienen, wie ein dünner Zweig eines Baumes, und bohrte sich bis an den Rachen, wo er schließlich stecken blieb.
Dem Mann floss sofort Blut aus dem Mund, welches auch hinunter in seine Kehle lief, wodurch er nicht nur einen schmerzhaften Schrei von sich gab sondern auch ein hustenartiges Geräusch, welches jedoch von blubbernden Tönen begleitet wurde. Ein Röcheln, und er fiel, sich den Dolch haltet, nicht wagend ihn herauszuziehen, vor Schmerzen zu Boden.
Miandra lief ihm selben Moment auf ihn zu, setzte sich auf seine Brust, zog ihm den Helm vom Kopf, wodurch sich etwas längere braune Haare offenbarten, und packte ihn sofort an diesen, wodurch er erneut ein kurzes Röcheln von sich gab.
Dann zog sie ihm, ohne zu zögern, den Dolch aus dem Mund, sodass weiteres Blut herausströmte, und er dem Ersticken nahe war. Dabei zuckte er zusammen vor Schmerzen, doch als er seine Augen erneut öffnete, blickte sie ihm tief in seine braune Iris, und sagte in eintöniger Stimme, welche nur einen Hauch an Wut in sich trug: „Niemand bedient sich an meinen Klingen.“
Dann fasste sie an seinen Gurt, schnappte einen ihre Dolche und schnitt ihm damit ohne zu zögern die Kehle durch, um sein Leid schneller zu beenden, und vielleicht auch aus einem anderen Grund.
Miandra steckte ihre beiden Dolche wieder in ihren Gurt. So wie es sein sollte. Dann blickte sie zu Vernita und hoffte, dass nun endlich alle diese Leute tot oder geflohen waren.


Nachdem Rowan mit seinem Hund verschwunden war, richtete Ripper sich langsam vom Stein auf und schaute sich um. Der Rauch des Feuers nahm zu und brannte in den Augen. Überall lagen verschandelte Leichen herum, und die Schreie verstummten mit der Zeit. Doch einige nicht...
Die Stimmen seiner... Genossen. Wie es aussah haben sie überlebt... wie auch immer. Er seufzte, schnappte sich seine Kriegsaxt und machte sich auf den Weg zum Dorfplatz. Unterwegs stapfte er über Dutzende von Leichen und grinste dämlich. Ein verkohlter Geruch stieg ihm in die Nase, doch es schien ihn nicht zu stören, im Gegenteil, er mochte das Feuer und seinen Geruch. Er hörte seinen Hund bellen und sah die anderen, wie sie sich mit den restlichen Soldaten prügelten. Auf einmal kam ein dünner junger Mann mit leichter Rüstung brüllend auf ihn zugerannt. Er sah wirklich noch recht jung aus, aber konnte sein Maul unglaublich weit aufreißen. Ripper streckte ruckartig seinen Arm, wie ein Geschoss nach vorn. Mit einem dumpfen Knall verstummte das Brüllen des Mannes, und er lag bewusstlos ab Boden. Schweigend ging Ripper weiter Richtung Brücke und setzte sich seelenruhig aufs Steingeländer. Er betrachtete zufrieden seine Gefährten und nickte ihnen grinsend zu.


Jayden lag neben Hennrik am Boden, seine Wunde hatte sich etwas geweitet, noch immer lachte er, doch vereinzelt spuckte er Blut mit aus. Er löste seine Rüstung von seiner Brust und warf den Harnisch zur Seite. Die Wunde erstreckte sich von der linken Brust bis zur oberen Bauchmuskelpartie. Er konnte und wollte sich nicht bewegen, lautstark brüllte er den Magier an.
„Argh, könntet Ihr bitte jemanden holen… der sich diesen Kratzer mal anschauen könnte!!!“
Hennrik drehte sich verdutzt um, als hätte er gar nicht bemerkt, dass Jayden dort blutend am Boden lag. Seine Augen weiteten sich, entsetzt blickte er zu seinem verletzten Mitstreiter herunter. Jayden verlieh wütend seinen Worten etwas Nachdruck, „Hennrik geh Hilfe holen!!!“
Der erschöpfte Mann stand auf und eilte auf den Platz vor der Kirche, um Hilfe zu holen. Während Jayden warten musste, kramte er wieder in seinen Sachen herum, anstatt der Flasche holte er diesmal ein kleines Buch heraus. Er schlug die ersten Seiten auf, viele kleine und detaillierte Zeichnungen fanden sich auf diesen. Darunter meist ein kleiner Text, Berge, Schlösser, Burgen alte Ruinen und atemberaubende Landschaften fanden Notiz in seinen Aufzeichnungen. Skurrile Leute und Völker, samt deren Sitten erwähnte er. Sein Leben, seine Geschichte, seine Abenteuer und Entdeckungen.
Er blätterte weiter. Die nächsten Seiten waren eng und klein beschrieben, eine Art Tagebuch, sogar die Namen aller Frauen, die er auf seinen Reisen getroffen hatte, hatte er aufgeschrieben. Die Namen der Leute, die er begleitet hatte und kleine Portraits von diesen, auch die Namen sämtlicher Orte und die Namen der Tavernen in diesen, mit beigefügter Bewertung. Tag für Tag, Woche für Woche und Jahr für Jahr erfasste er seine Impressionen.
Auf dem dunkelbraunen Lederumschlag war eine Zehn eingebrannt, also der Zehnte Band, den er mittlerweile schrieb. Und so setzte er es fort.
Er zog einen feinen Kohlestift hervor und schlug die nächste freie Seite auf. Er begann mit groben Skizzen, von Hennrik bis Vernita, all seiner momentanen Begleiter. Er fügte anbei, was er bisher wusste, doch es blieb sehr übersichtlich.
‚Zeit für Nachforschungen’, dachte er sich. Er begann erste Details in die Zeichnungen zu bringen und wartete noch immer darauf, dass Hennrik zurückkehrte. Seine gesunde Farbe im Gesicht hatte sich in eine besorgniserregende Blässe gewandelt. Er merkte, dass sein Puls immer schneller wurde. Seine Füße hatten begannen leicht zu zittern.


Miandra und Vernita verließen zusammen die Kirche. Sie gingen gerade ein paar Schritte, als eine Wache Miandra von hinten attackierte. Vernita wollte ihr gerade zu Hilfe eilen, als sie merkte, dass sich ihr jemand von der anderen Seite nährte. Sie kreiselte herum und stach mit ihrem Kurzschwert zu. Die Klinge bohrte sich in die Brust eines Mannes, der mit erhobenem Streitkolben auf sie zu kam. Mitten in der Bewegung hielt er inne.
„Netter Versuch, Kleiner“, zischte die Elfe böse, als sie das Schwert wieder aus dem Körper der Wache zog und diese zusammenbrach. Sofort fiel ihr Blick auf einen zweiten Mann, der seinem Kameraden gefolgt war und nun wie angewurzelt vor Vernita stand, die Augen weit aufgerissen vor Entsetzen.
„Und Du, Jungchen? Möchtest Du auch mit mir spielen?“ fragte Vernita spöttisch, wobei sie die blutbefleckte Waffe auf die Wache richtete. Dann fauchte sie ihn plötzlich wie eine Wildkatze an, ihre Augen funkelten dabei wie von Sinnen. Der Mann schrie panikartig auf, kreiselte herum und lief weg.
„Nicht so schnell!“ rief die Elfe und folgte dem Mann. „Warte auf mich!“
Der Mann sah sich gehetzt um, als er merkte, dass die Elfe ihn verfolgte. Zu seinem Entsetzen musste er feststellten, dass sie schneller war als er. Er schwenkte nach rechts, in der Hoffnung seine Verfolgerin auf diese Weise abschütteln zu können, doch diese sah das voraus und folgte ihm direkt. Nun lief sie schon genau neben ihm. Er bremste ab und wollte Vernita an sich vorbeirennen lassen, damit er in eine andere Richtung flüchten konnte.
Dummerweise hatte diese nur darauf gewartet und kreiselte im gleichen Moment herum, wobei sie ihre Schwerter in den Bauch des Mannes rammte. Dieser verharrte mitten in der Bewegung und öffnete den Mund. Aber außer einem ersticktem Röcheln brachte er nichts hervor.
„Niemand entkommt mir so einfach, Jungchen!“ zischte Vernita, während sie die Waffen aus dem Körper des Mannes zog. Dieser sackte daraufhin auf die Knie, die Hände auf die Wunden gepresst. Ungläubig starrte er an sich herunter und betrachtete das Blut, welches zwischen seinen Fingern aus seinem Leib floss. Die Elfe wandte sich ab und schüttelte verächtlich das Blut von ihren Schwertern ab. Nach zwei Schritten blieb sie allerdings stehen und kreiselte herum, wobei sie der Wache mit einem Hieb den Kopf abschlug. Anschließend ließ sie ihren Blick über das Schlachtfeld streifen, konnte aber auf den ersten Blick keine weiteren Krähen mehr sehen. Dann gesellte sie sich wieder zu Miandra, die ihren Gegner auch soeben getötet hatte.
„Lasst uns nach den anderen sehen!“ meinte sie nur, bevor sie sich in Bewegung setzte. Miandra folgte ihr und kurz darauf kam ihnen auch schon Hennrik entgegen gelaufen.
„Schnell!“ prustete er los und versuchte zu Atem zu kommen. „Jayden ist schwer verletzt und braucht Hilfe!“
„Könnt Ihr ihn denn nicht einfach heilen, alter Mann? Ihr seid doch Magier, oder?“ fragte Vernita etwas verächtlich. „Aber wie ich sehe sind Eure Kräfte wohl im Moment am Ende, was?“ Sie wandte sich anschließend an Miandra, während sie in ihrer Tasche herum kramte. „Kennt Ihr Euch mit dem Verbinden von Wunden aus? Dann nehmt diese Wundumschläge und versorgt unseren Jüngling. Ich werde in der Zwischenzeit nach Rowan suchen.“
Die Elfe hielt Miandra das Verbandszeug hin.


Mit einem Nicken nahm sie das Verbandszeug entgegen, doch innerlich fluchte sie. Denn wenn es etwas gab, das sie nicht leiden konnte, dann war es irgendwelche Männer zu verbinden, die sie kaum kannte und wahrscheinlich nicht mal leiden konnte. Denn gegen Dauertrinker hegte sie so oder so einen Groll. Sie verstand noch immer nicht, wieso der überhaupt dabei war, konnte er auch im besoffenen Zustand eine Waffe führen? ‚Immerhin etwas‘, dachte sie sich.
Doch noch bevor sie sich hätte anders entscheiden können, war Vernita verschwunden, und nur noch Hennrik stand vor ihr, welcher ziemlich erschöpft wirkte.
„Also schön, worauf wartet Ihr, zeigt mir den Weg!“

Sofort drehte er sich um und lief zurück zu dem Ort, an welchen er Jayden zurückgelassen hatte. Miandra folgte ihm, und sie fanden ihn, am Boden liegend, in irgendeinem Buch herum kritzelnd vor. Er war blutüberströmt und seine Beine zitterten bereits.
Doch Miandras Blick blieb kurze Zeit auf dem Buch… skizzierte er etwa… das konnte doch nicht wahr sein! Wütend entriss sie im das Buch, blätterte es kurzerhand durch und traute dabei ihren Augen nicht. Dann nahm sie wütend einen ihrer Dolche, kniete sich neben ihn hin und zeigte mit diesem direkt auf seine Kehle, „Nennt mir einen guten Grund, warum ich Euch helfen sollte! Männer wie Ihr verdient es nicht zu leben! Ihr seht uns Frauen doch nur als Trophäen!“
Wütend blickte sie in seine Augen. Sie sah, wie ihm das Blut aus dem Mund lief, dass er zitterte, und schmerzen hatte, doch sie würde ihm nicht aus Mitleid am leben lassen, eher aus Mitleid direkt zum Erbauer befördern.
Hennrik hatte sich inzwischen ebenfalls zu Boden gesetzt und wollte etwas dazu sagen, doch er sprach nur leise mit schnaufender Stimme, sodass keiner der beiden wohl etwas davon mitbekam.


Jayden hustete etwas Blut heraus und krümmte sich wegen den stärker werdenden Schmerzen. Abermals begann er zu lachen, als Miandra ihm den Doch an die Kehle drückte.
„The he he he, tja ich habe vielen Frauen einfach nur das gegeben was sie wollten und sie haben mir gegeben was ich wollte, was ist daran falsch? Dazu kommt noch das jede von ihnen in meinen Erinnerungen bleibt. Und bevor Ihr wilde Behauptungen aufstellt, weil Ihr Euch mal kurz mein Buch durchgeblättert habt dann solltet Ihr besser alles lesen bevor Ihr Euer Urteil fällt. Dann besteht auch eine Chance mich zu verstehen und kennenzulernen. Aber Euch fällt es ja anscheinend generell schwer Euch Freunde zu machen.“
Jayden riss Miandra das Buch aus der Hand, blätterte auf die letzten Seiten und zeigte sie ihr. Auf der Skizze war sie zusammen mit Hennrik zu sehen, wie sie zuvor an dem Lager zusammensaßen und sich unterhielten.
„Da habt Ihr eigentlich noch einen friedlichen Eindruck gemacht. Und ich würde es begrüßen, wenn Ihr Eure Waffe von meinem Hals nehmt. Falls ich Euch nicht erwähnen soll dann sagt es ruhig, ich glaube nur es täte Euch gut wenn Ihr mal jemanden habt der an Euch denkt. Und sei es der Schönheit wegen, mehr als ein Kompliment wäre es ja nicht.“
Jayden rüttelte sich kurz durch, ihm wurde kalt. Das Buch steckte er wieder ein. Ein paar Seiten wiesen Blutflecken auf, geschweige denn der Einband.


Rowan hatte sich in den Schutz des Hauses geschleppt und lag in der Dunkelheit des Türrahmens. Die wenigen Schritte hatten ihr große Schmerzen bereitet und ihre Sinne schwanden wieder. Nur verschwommen nahm sie ihre Umgebung wahr. Sie spürte, dass der Mabari noch in ihrer Nähe war. Und sie meinte, die Robe von Hennrik an sich vorbeifliegen zu sehen. Einmal… nein, zweimal. Sie wollte ihm etwas zurufen, doch kein Laut kam über ihre Lippen. Sie wollte aufstehen, doch der Schmerz übermannte sie und sie sank in eine Schwärze hinab. Das letzte was sie mitbekam, war das Bellen des Mabari an ihrer Seite.


Langsam zog Miandra den Dolch zurück und steckte diesen wortlos wieder in den Waffengurt. Sie würde ihn nicht töten, auch wenn sie es nur zu gerne getan hätte, doch sie wusste auch, dass sie den Hass, welchen sie auf so vieles hatte, nicht an jemanden auslassen durfte, wegen eines Vorurteils.
Dann begann sie in ihrer Tasche zu kramen und zog ein sauberes Tuch hervor, womit sie ihm das Blut erstmals wegwischte, um die Wunde sehen zu können. Die Wunde zog sich von der linken Brust bis zur oberen Bauchmuskelpartie. Sie nahm weitere Tücher aus der Tasche und legte diese direkt auf die Wunde, und schnürte dann die Bandagen fest darum, um die Blutung zu stoppen. Währenddessen redete sie vor sich hin, eher so als ob sie mit sich selbst reden würde, als wenn die Worte an Jayden gerichtet wären: „Wahrscheinlich wäre es so oder so besser, wenn niemand an mich denken würde... die letzten die das getan haben, sind auch alle nur wie Wildschweine abgeschlachtet worden… und Schönheit ist etwas Vergängliches, was man sich nicht aussuchen konnte, sondern einem vom Erbauer in die Wiege gelegt wurde, ob man es nun will oder nicht…“
Als sie ihn fertig verbunden hatte, nahm sie ihren Wollumhang und legte diesen über ihn. Dann setzte sie sich etwas weiter weg, lehnte sich an eine Hausmauer, verschränkte die Arme und sah für einen kurzen Moment aus wie ein kleines Kind das beleidigt war, weil es etwas nicht bekam was es wollte, oder in dem Fall, etwas getan hatte was es vielleicht noch bereuen würde.


Ripper saß einfach nur dort auf der Brücke und betrachtete das Schlachtfeld. Seine Kameraden kämpften um ihr Leben und lagen zum Teil verletzt am Boden. Es hatte sich zu einem unkontrolliertem Gemetzel entwickelt... und es war nur eine Frage der Zeit wann die Stille des Todes über diesen Ort herfiel.
Auf einmal summte eine Fliege vor Rippers Gesicht. Sie flog durch den Helmschlitz und setzte sich auf seine Nase. Mit ihren großen netzartigen Augen schaute sie ihn an. Der Gestank von Verwesung lag bereits in der Luft, welchen die Fliegen zu schätzen wussten, allerdings war Ripper noch putzmunter. Er schielte auf seine Nase und versuchte mit seinem Mund nach oben zu pusten. In diesem Moment brauste die Fliege wieder davon und ihr Summen verstummte, welches allerdings durch ein anderes lautes Geräusch ersetzt wurde.
Das laute Bellen des Mabaris dröhnte in seinen Ohren. Etwas verwirrt schaute Ripper sich hastig um. Was tat er hier eigentlich? Seine Gefährten rangen um ihr Leben, während er dem Plätschern des Flusses zuhörte. Ripper schlug sich gegen den Kopf und sprang auf. Auch wenn sie ihm das vielleicht nie verzeihen würden, war es nun Zeit zu handeln. Er wollte gerade los rennen als ihn etwas Kräftiges von hinten packte. Langsam drehte er sich um und stand vor einem Berg aus Stahl. Der Mann war bestimmt ein bis zwei Köpfe größer als Ripper, doch ob er auch so kräftig war wie er aussah, würde sich noch zeigen.
Ripper drückte sich ruckartig nach hinten.
Nun ging es darum, wer stärker war. Der dicke Kloß hielt weiter stand, doch Ripper verstärkte den Druck. Nach einer Weile ließ der Muskelprotz langsam nach und taumelte nach hinten. Ripper grinste ihn an, doch der Kerl schien nicht so glücklich und schnaubte vor Wut. Mit einem lauten Brüllen riss er seinen dicken Streitkolben in die Luft und ließ ihn krachend auf Ripper nieder. Seine massive Rüstung dämpfte den Aufprall zwar ab, aber trotzdem ging er zu Boden. Er schnappte nach Luft und starrte auf die riesigen Füße des Mannes, der bereits zum nächsten Schlag ausholte. Im letzten Moment nahm Ripper all seine Kraft zusammen und packte sich den Kerl. Er stemmte ihn hoch und rammte den Riesen schließlich von der Brücke. Sein lauter Schrei endete in ein Blubbern als er wie ein Stein im Wasser unterging.
Ohne weiter Zeit zu verschwenden rannte Ripper los. Seine Schulter schmerzte stark und der Kopf dröhnte. Der Schlag mit dem Streitkolben war nicht ohne gewesen, doch letztendlich hatte der Riese wohl Rippers Kraft unterschätzt. So leicht ließ er sich nicht bezwingen.
Ripper versuchte immer wieder die Richtung auszumachen, woher das Bellen seinen Hundes kam. Doch seine Ohren pfiffen immer noch und er hörte kaum etwas. Er humpelte aus dem Dorf raus, in Richtung Wald, um dort besser hören zu können. Das Bellen kam von einem kleinen Haus, etwas abseits. Schnell stürmte Ripper dort hin und sah von weitem schon seinen Hund, der aufgeregt umher sprang. Als er dort ankam sah er etwas weniger Erfreuliches.
Rowan lag schwer verletzt vor dem Haus, neben ihr sein Hund, der sie vor der Kälte des Todes bewahrte. Ihr Unterleib sah etwas... verkrüppelt... aus und ihre blutigen Hände klammerten sich an das warme Fell des Hundes. Ihr Kopf lehnte am Türrahmen und ihre Haare waren mit dickem Blut verklebt. Ihre geschlossenen Augenlider zuckten leicht und ihr Mund war ein wenig geöffnet. Es sah so aus als würde sie ihn anlächeln. Ripper kniete sich zu ihr runter, zog seinen rechten Handschuh aus und strich ihr mit den Fingern zart über die weichen Lippen. Sie waren bereits etwas trocken und ihr Atem war kühl. Ripper berührte sanft ihren kalten Körper, und lächelte sie liebevoll an.
Dann setzte er sich neben ihr in den Türrahmen. Er drückte sich vorsichtig an sie und stöhnte leise auf als ein stechender Schmerz durch seine Schulter schoss. Mit seinen starken Armen umklammerte er sie und lehnte seinen Kopf an ihren. Das Bellen seines Hundes verstummte... und Ripper schloss langsam die Augen...


Eine Berührung gefolgt von einer weiteren Welle aus Schmerzen brachte Rowan kurz zurück in die Wirklichkeit. Ihr Augen flogen auf. Zunächst konnte sie nichts sehen. Sie spürte nur, dass jemand bei ihr war und sie hielt. Im nächsten Moment wurde ihr Körper von einem heftigen Kribbeln durchströmt. Er war überall, doch an ihrer verletzen Schulter und an ihrem Becken wurde es immer stärker.
Rowan stöhnte auf und versuchte sich weg zu drücken. Ihre Hände ertasteten kaltes Metall und ein verschwommenes Bild drang an ihre Augen. Dann nahm das Kribbeln noch weiter zu und sie verlor erneut das Bewusstsein.


Nachdem Miandra ihr den Wundumschlag abgenommen hatte, machte sich Vernita auf die Suche nach Rowan und Ripper. Zwischendurch warf sie immer wieder einen Blick auf die Körper, der am Boden liegenden Wachen, wobei sie jeden, der lediglich verletzt oder auch nur bewusstlos war, kurzerhand tötete.
Dann fand sie Rowan und Ripper an einer Hauswand lehnend auf dem Boden sitzen. Der Krieger hielt die junge Frau im Arm, doch beide schienen momentan das Bewusstsein verloren zu haben. Die Bogenschützin hatte außerdem eine Schulterverletzung. Der Mabari stand neben den beiden und stupste seinen Herren unentwegt mit der Nase an.
„Rowan!“ entfuhr es der Elfe, bevor sie ihre Schwerter wegsteckte und auf die beiden zustürmte. Sie ließ sich vor ihnen auf die Knie fallen, und begann gleich damit sie zu untersuchen. Beide atmeten, auch der Herzschlag war noch vorhanden. Ripper schien nicht schwer verletzt zu sein, nur Rowan hatte es wohl ganz schön erwischt.
‚Und dann legt sich dieser Kerl einfach neben sie und pennt, während die Kleine hier verreckt!‘ dachte Vernita wütend bei sich, wobei sie Rowan aus der Umarmung Rippers befreite und sie vom Boden hochhob.
„Arrghh, verdammt!“ zischte die Elfe, als sie mit Rowan auf den Armen aufstand und ihr dabei ein stechender Schmerz durch die Brust fuhr. Der Treffer, den sie sich in der Kirche eingefangen hatte, machte sich nun bemerkbar. Aber jetzt war keine Zeit, um sie mit Jammern und Stöhnen zu verplempern. Mit schmerzverzerrtem Gesicht blickte sie noch einmal auf Ripper, ließ ihn dann aber allein zurück. Sie konnte im Moment nichts für ihn tun, schließlich konnte sie ihn ja nicht auch noch tragen. Sie würde später nach ihm sehen, sobald sie sich um Rowan gekümmert hatte.
Vernita trug die blonde Frau in Richtung der Taverne. Sie wollte sich dort ein Zimmer nehmen, um die Bogenschützin genau untersuchen zu können. Durch den Verlust seiner Kunden, dürfte der Wirt ja nun genug freie Zimmer zur Verfügung haben. Sie grinste bei diesem Gedanken, aber nur für einen Augenblick, da sich schon wieder ihre Brust zu Wort meldete.
Auf dem Weg zur Taverne traf sie auch auf die anderen drei, die zwischen zwei Häusern auf dem Boden saßen und sich anschwiegen. Jayden war inwzischen verbunden worden und in eine Decke eingehüllt, die er sich eng um den Körper schlang.
„Ich bringe Rowan in die Taverne“, meinte Vernita zu den anderen gewandt. „Sie hat ganz schön was abgekriegt. Kommt nachher zu mir, Hennrik, vielleicht benötige ich bei ihrer Behandlung Eure Hilfe. Und wenn einer von euch etwas Zeit übrigen kann... da hinten liegt noch Ripper rum, bewusstlos. Seht doch kurz mal nach ihm, auch wenn ich denke, dass er nicht schwer verletzt ist.“
Sie wollte sich gerade zum Gehen abwenden, als noch einmal den Kopf wandte und hämisch grinste. „Und wie geht es unserem Weiberhelden? Wird er es denn überleben?“


Rowan kam zu sich als sie fühlte, wie ihr Körper durchgeschüttelt wurde. Sie spürte, dass sie hochgehoben und getragen wurde. Entfernt drangen Stimmen an ihr Ohr. Kurze Zeit später konnte sie Rauch und verbranntes Fleisch riechen und mit einem Mal kam ihr in den Sinn, wo sie sich befand und was passiert war.
Innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde spannte sie sämtliche Muskeln ihres Körpers an. Ihre Linke krallte sich in die Schulter ihres Trägers und aus der Armschiene der Rechten schoss ihr Dolch hervor, den sie an die unbekannte Kehle drückte.
Dann erst öffnete Rowan ihre Augen und starrte geschockt Vernita an.


„Schön zu sehen, dass Ihr wieder wach seid, Rowan“, grinste Vernita, ohne nach unten zu schauen. Das Messer der jungen Frau kitzelte an ihrer Kehle, doch sie verzog keine Miene. „Könnt Ihr wieder auf den eigenen Füßen stehen? Ihr werdet nämlich langsam etwas schwer. Steckt Euer Käsemesser weg, und ich setzte Euch wieder ab. Außer Ihr wollt mich jetzt erstechen. Das wäre aber nicht sehr nett, wenn man bedenkt, dass ich gerade dabei war Euch den Hintern zu retten.“


Hastig steckte Rowan den Dolch wieder weg. „Es… es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass Ihr es seid.“
Vernita ließ sie auf den Boden gleiten und stütze sie weiterhin. Rowan testete ihr Bein und merkte erleichtert, dass sie es belasten konnte. Ihr Becken schmerzte nur noch mäßig und ihre rechte Seite fühlte sich von der Hüfte aus abwärts etwas steif an.
„Ist der Kampf vorbei?“
Unsicher schaute sich Rowan um. Der Platz, auf dem sie standen, war voller Leichen, die zum Teil stark verstümmelt oder verbrannt waren.
„Wie geht es den anderen?“


„Jayden hat sich wohl eine Brustverletzung zugezogen, wurde aber bereits versorgt. Miandra und Hennrik geht es gut. Und Ripper... der liegt dort hinten irgendwo und ruht sich aus. Er schien aber nicht verletzt zu sein. Und ja, der Kampf ist vorbei. Zumindest hat seit fünf Minuten keiner mehr versucht einem von uns, sein Schwert in den Leib zu rammen...“
Sie fing an zu lachen, doch dadurch spürte sie wieder den Schmerz in ihrer Brust. „Aaahh, verdammt. Ich sollte nicht soviel lachen.“
Sie stützte sich auf ihren Oberschenkeln ab und atmete tief durch, bis der Schmerz etwas nachlassen hatte, bevor sie sich wieder aufrichtete. „Aber was war mit Euch, Rowan? Ihr habt Blut auf Eurer Schulter und auch sonst sah es so aus, als seid Ihr verletzt worden. Trotzdem scheint Euch nichts zu fehlen.“


Rowan folgte Vernitas Blick zu ihrer Schulter. Das Leder der Rüstung war dort aufgeschlitzt und blutig, doch sie verspürte nur ein leichtes Ziehen. Sie machte ein paar vorsichtige Schritte von der Elfe weg.
„Ich wurde von einem Flegel am Becken getroffen, aber es scheint nichts gebrochen zu sein. Es tut weh und fühlt sich steif an, mehr nicht.“
Sie schaute an sich herunter.
„Und das ganze Blut... nun, wahrscheinlich kommt es noch nicht mal von mir.“
Verwundert schaute sie zu Vernita herüber. Die Elfe atmete schwer und Schweiß stand ihr im Gesicht.
„Ihr seht aus, als habt Ihr auch Einiges abbekommen. Wir sollten zu Hennrik gehen, er hat vielleicht noch einen Trank für Euch.“
Rowan wandte sich um in die Richtung, in die Vernita gezeigt hatte. Sie konnte die drei sehen, wie sie zusammen an einer Hauswand saßen. Der Jünglich... Jayden?.... war in eine Decke geschlungen und schien zu schlafen. Hennrik sah bereits deutlich besser aus, als zu dem Zeitpunkt, an dem Rowan ihn verlassen hatte. Er schien sich bereits erholt zu haben.
Steifbeinig ging sie zu ihnen und blieb vor Hennrik stehen.
„Könntet Ihr Euch vielleicht etwas um Vernita kümmern? Ich glaube sie hat Einiges abbekommen. Vielleicht habt Ihr noch einen Eurer Tränke für sie übrig?“
„Ja, kein Problem. Aber was ist mit Euch? Geht es Euch gut?“
Er fing bereits an, in seinem Rucksack zu kramen.
„Danke, ich benötige Eure Hilfe nicht.“
Sie schaute sich noch einmal um und machte sich dann auf die Suche nach dem Krieger.
In einem Hauseingang fand sie ihn angelehnt an den Türrahmen. Der Mabari wachte vor ihm und schaute sie mit seinen klugen Augen an.
Rowan kniete sich umständlich vor Ripper und zog ihm den Helm ab. Seine Augen waren geschlossen, doch sein Atem ging regelmäßig. Blut konnte sie keines an ihm entdecken und so lehnte sie sich mit dem Rücken neben ihn und streckte ihr Bein aus, um das Becken zu entlasten. Von hier aus, konnte sie die anderen nicht sehen, aber sie hoffte, dass Hennrik der Elfe helfen konnte.
Rowan schloss die Augen und versuchte, sich zu entspannen. Im Schwarz hinter ihren Lidern tauchte plötzlich ein Bild auf. Das Bild von Ripper in seiner Rüstung, wie er sie in seinen Armen hielt und seinen Kopf an ihren gelehnt hatte. So schnell wie es gekommen war, verschwand das Bild wieder und Rowan öffnete verdutzt die Augen.
War das wirklich passiert, oder hatte sie es sich nur eingebildet? Hatte er sie womöglich geheilt? Sie wusste bereits, dass er diese Fähigkeit hatte und es würde auch erklären, warum sie nicht schwerer verletzt war, als sie eigentlich hätte sein müssen.
Sie schaute ihn an. Schlief er, oder war er gar ohnmächtig? Hatte er seine Kraft dafür aufgebraucht, um sie zu heilen?
Rowan griff mit der einen Hand in das Fell des Mabari, der sich an ihr Bein gelegt hatte, und kraulte ihn. Mit der anderen strich sie Ripper eine Haarsträhne aus dem Gesicht.


Hennrik trat gerade mit einem kleinen Fläschchen in der Hand auf Vernita zu, als diese die rechte Hand hob.
„Lasst gut sein, alter Mann. Spart Euch Eure Medizin für die wirklich Verwundeten auf“, keuchte sie und grinste dabei leicht. „Mir geht es gut. Ist nur eine Prellung, die mir dieser Hundesohn von Wache in der Kirche verpasst hat. Der Schmerz kam erst, als ich Rowan hierher getragen habe. Sollte mich vielleicht etwas schonen.“
Sie biss die Zähne zusammen und richtete sich wieder auf. Sie schloss die Augen. Sie atmete tief ein und aus. Für ein paar Minuten stand sie einfach nur da und konzentrierte sich. Vernita ballte die Hände zu Fäusten, während sie die Arme von sich streckte. Dann atmete sie noch einmal laut aus und ließ ihre Arme wieder sinken. Sie öffnete die Augen wieder und sah in das etwas verwundert schauende Gesicht des Magiers.
„Da staunt Ihr, was Hennrik?“ meinte sie grinsend. „Und das ganze ohne Magie. Ich konzentriere mich einfach auf Körperteile, die nicht weh tun. so besiege ich den Schmerz. Wenigstens eine Zeit lang. Aber jetzt laßt uns nach Ripper sehen. Um meine Prellung kümmere ich mich später.“
Die beiden setzten sich gerade in Bewegung, als sich die Elfe noch an Miandra wandte. „Miandra, meine Liebe, seid doch bitte so gut und helft unseren Jüngling in die Taverne, sonst verbringt der arme Kerl noch die ganze Nacht auf der Straße.“ Der Sarkasmus war aus ihrer Stimme mehr als deutlich zu hören.
„Wenn Ihr dazu allerdings keine Lust habt, dann seht doch bitte nach, ob auch alle Wachen, die hier liegen tatsächlich tot sind. Wenn nicht, dann seid doch so nett und helft ihnen beim Sterben, bevor sie wieder aufstehen können und uns erneut angreifen. Und vergesst nicht, ihre Taschen zu plündern. Wir brauchen jedes Kupferstück, was wir kriegen können. Aber denkt daran, dass Ihr Euch von Raswenjá fernhaltet. Um die kümmere ich mich persönlich.“
Ohne auf eine Antwort zu warten, ging sie grinsender Weise mit Hennrik die Straße entlang. Es dauerte nicht lange, bis sie auf Rowan und Ripper trafen. Der Krieger saß immer noch im Türrahmen und die Frau hatte sich neben ihn gesetzt, wobei sie den Mabari kraulte. Hennrik stürzte gleich zu Ripper und untersuchte ihn eingehend.
„Und, wie geht es ihm?“ fragte die Elfe und legte ihre Hand auf ihre Brust, da es in dieser wieder leise zu Pochen begann.


Vernitas Frage hatte Miandra überhört, da sie in Gedanken versunken war. Sie stocherte die gesamte Zeit mit einem der Dolche in der Erde umher. Sie hasste ihre eigene Art, ihren Charakter, welcher durch Vieles geprägt wurde. Doch wieso sollte sie irgendwelchen wildfremden Leuten Vertrauen schenken? Sowas hatte sie zu oft getan, und bisher nur bereut.
Dann begann es sie kurz zu Schütteln. Jetzt wo sie ihren Wollumhang nichtmehr trug, merkte sie erst wie kalt die Nächte bereits waren. Sie steckte ihre Waffe wieder in den Gurt und schüttelte Jayden ein paar Mal, bis er aufwachte, „Kommt, ich helfe Euch in die Taverne, aber kommt mir bloß auf keine dummen Gedanken!“
Dann nahm sie ihren Umhang wieder an sich und hing sich diesen um. Anschließend half sie ihm beim Aufstehen und Gehen, indem er sich an ihrer Schulter stützen konnte. Es war dennoch ein ziemlich weites Stück bis zu der Taverne, vor allem für einen Verwundeten. Zudem mussten sie immer wieder irgendwelchen Leichen ausweichen, die verstreut am Boden lagen und wie vorhin einen ekelhaften Geruch von sich gaben.
„Eigentlich... ist das was Ihr tut, gar nicht so dumm…“ sagte sie dann plötzlich. „Wozu sollte man sich eine Familie anschaffen... die bereiten einem ein Leben lang nur Sorgen und sind am Ende reine Zeit- und Nervenverschwendung… alleine ist man doch am Besten dran. Man muss sich nach niemanden richten, kann gehen wohin man will, und seinen ‚Spaß‘ haben mit wem man will…“
Im selben Moment als sie den Satz beendet hatte erreichten sie die Taverne. Dort lagen ebenfalls Tote, und zerbrochene Stühle herum. Die Huren haben sich wohl bereits aus dem Staub gemacht, als sie eine Fluchtmöglichkeit sahen.
Sie setzte ihn an einem der Betten im unteren Stockwerk ab und machte sich anschließend daran, die toten Männer zu durchsuchen – in der Hoffnung, etwas Geld bei ihnen zu finden – und zerrte sie anschließend an den Armen haltend aus der Taverne. Sollten sie hier übernachten müssen, hatte sie für ihren Teil nur wenig Lust darauf, neben Leichen zu schlafen.


Jayden ließ sich von Miandra in die Taverne bringen. Sein gefesselter Freund, der zuvor noch auf seinem Stuhl stammelte, hatte die Zeit wohl gut genutzt. Die Fessel durchtrennt, die Dolche direkt daneben. Sie gingen weiter zu den unteren Zimmern. Sie setze ihn auf einem der Betten ab, mit leisem stöhnen sackte auf die harte Polsterung.
„Danke für die Hilfe“, sagte Jayden mit trockener Stimmer. „Noch eins, eine Familie ist keine Geisel, wenn man den oder die Richtige findet auf keinen Fall.“
Dann breitete er sich auf der Matratze aus, streckte die Beine und lehnte sich zurück. Er schloss seine Augen und versuchte zu schlafen. Doch Gepolter und ein nerviges Scharren störte ihn. Ab und zu huschte ein Schatten an der Tür vorbei. Nach ein paar Minuten schlug er sich entnervt das Kissen auf den Kopf und drückte es in sein Gesicht und auf die Ohren.
Weitere Minuten vergingen und ein letzter dumpfer Schlag ertönte. Miandra lief nicht mehr wie wild umher. Er nahm das Kissen beiseite und schloss dann wieder die Augen. Schnell fiel er in einen tiefen regenerativen Schlaf. Er träumte, war aber trotzdem bei Sinnen. Er fühlte, hörte und sah als wäre er wach. Er spielte die vergangenen Tage nochmal durch, frischte seine Erinnerungen auf. Er fasste alles in Worte, schrieb sie vor seinem inneren Auge, um sie in Schrift zu bringen wenn er erwacht war.


Zuletzt von Allie am So 17 Jul 2011, 11:37 am bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
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Kapitel VII - Der Angriff auf Lothering Empty
BeitragThema: Re: Kapitel VII - Der Angriff auf Lothering   Kapitel VII - Der Angriff auf Lothering EmptySo 17 Jul 2011, 12:47 am

Ripper lag regungslos dort und war nicht mehr anwesend. Nur manchmal zuckte er leicht und er fühlte jemanden. Es war Rowan... sie schaute ihm tief in die Augen und lächelte. Sie sprach so ruhig und sanft.
„Komm mein Lieber... ich habe etwas für uns beide vorbereitet“, sie kicherte, nahm Rippers Hand und schleifte ihn mit. Sie sprangen fröhlich durch saftige Wiesen und tiefe Wälder. Bis sie auf einmal an einem großen Baum stehen blieben. Plötzlich drückte Rowan ihn an diesen und legte zart ihre Hände auf seine Brust. Erst jetzt bemerkte er, dass er nackt war... und sie auch.
Ihr verführerischer Mund näherte sich seinen Lippen. „Ich möchte dich etwas verwöhnen mein Liebster“, flüsterte sie ihm lustvoll zu.
Sie drückte ihre weichen Lippen auf seine und Ripper erwiderte den Kuss... während er seinen Mund etwas öffnete. Ihre Zungen berührten sich und umwickelten sich wild. Rowan fuhr ihm durch die Haare... und er strich ihr zart über den Rücken. Sie schmiegten sich aneinander... Haut an Haut... und unglaubliche Wärme durchfloss ihre Körper. Die beiden streichelten sich und ließen sich auf den Boden fallen, um das Liebesspiel fortzusetzen. Er fuhr ihr über die Brüste und massierte sie. Er konnte ihre Erregung spüren... während sie mit den Fingerspitzen über seinen starken Körper nach unter zwischen seine Beine fuhr. Ein fester Griff und Wärme umhüllte sein Glied, und er tat es ihr gleich. Vorsichtig streichelte er sie von den Füßen an die Beine hoch zu ihrer intimsten Stelle. Es war feucht und er konnte es kaum abwarten sie dort zu verwöhnen.
Er packte ihre Fußknöchel und spreizte ihre Beine, während er tief in sie eindrang.
Sie liebten sich wild, kicherten und stöhnten laut.
Einige Zeit war vergangen... Rowan und Ripper lagen unter dem Baum im hohen Gras. Tiere steiften um sie herum und beobachteten sie neugierig.
„Das war der beste Sex meines Lebens... ich will dich nie verlieren... denn ich liebe dich über alles“, sprach sie ruhig zu ihm und küsste ihn leidenschaftlich.
Sie hörte gar nicht mehr auf und Ripper versuchte sich aufzurichten, doch sie drückte ihn fest zu Boden und steckte ihm die Zunge in den Hals. Dann ließ sie kurz nach und schaute ihn mit wildem Blick an.
„Bleib bei mir... verlass mich nicht... wie können eine Menge Spaß miteinander haben. Es ist doch so schön hier... nicht wahr?“ bevor Ripper antworten konnte liebkoste sie ihn weiter. Es war wie ein Zwang... er konnte sich nicht lösen und so gab er sich ihr völlig hin.


Hennrik untersuchte den Krieger eingehend. Sie zogen ihm gemeinsam die Brustplatte seiner Rüstung aus. Er konnte jedoch keine äußeren Verletzungen entdecken. Lediglich seine Schulter zeigte einen blauen Schatten, der auf eine Prellung hindeutete. Hennrik kramte in seinem Rucksack und holte eine Salbe hervor. Er trug sie dünn auf die Stelle auf und trat dann wieder von dem Krieger zurück.
„Er scheint im Moment ohnmächtig zu sein, aber soweit ist er in Ordnung.“ Unsicher drehte er sich zu den beiden Frauen um.
„Können wir ihn hier liegen lassen?“
Rowan lachte kurz auf.
„Wollt Ihr ihn etwa tragen?“
sie grinste Hennrik an, der das Lächeln erwiderte.
„Ich bleibe bei ihm. In Häusern kann ich nicht so gut schlafen. Und sein Mabari wird auch bei uns bleiben.“ sie hatte nicht aufgehört, den Hund zu kraulen.
Rowan wandte sich an Vernita. „Habt Ihr vor, länger hier zu verweilen?“
Hennrik wartete die Antwort nicht ab. Er war müde und wünschte den beiden eine gute restliche Nacht, bevor er in Richtung Taverne davon schlurfte. Vor der Taverne lag ein Berg mit Toten. Miandra schleifte gerade den letzten aus dem Schankraum heraus. Hennrik betrat das Gebäude und wunderte sich sogleich über den Stuhl zu seiner Rechten, an dem durchgeschnittene Fesseln lagen.
Kopfschüttelnd drehte er sich weg und begab sich dann in ein Zimmer im unteren Geschoss. Dort setzte er sich auf das Bett und überlegte für einen Moment, ob er sich seine Pfeife anzünden sollte. Er entschied sich dagegen und war kurz nachdem er sich zurück gelegt hatte schon eingeschlafen.


„Das hängt ganz von unserer neuen Freundin Raswenjá ab“, Vernita grinste bei ihren Worten. „Ich werde gleich noch einmal kurz nach ihr sehen, und sie so fesseln, dass sie garantiert nicht entkommen kann. Zudem werde ich sie in der Kirche einsperren. Und morgen früh beginne ich damit, sie zu verhören. Das wird eine ziemlich hässliche und blutige Angelegenheit, also solltet Ihr diesem Spektakel besser fern bleiben, wenn Ihr nicht für den Rest Eures Lebens Alpträume haben wollt. Ich denke, ich werde trotzdem ein bis zwei Tage brauchen, bis ich von ihr die Informationen erhalte, die wir benötigen. Und bis dahin dürften auch unsere Wunden kuriert sein.“
Die Elfe ging zwei Schritte auf Rowan zu, so dass sie direkt vor ihr stand und blickte von oben auf sie herab.
„Ich werde mich jetzt zurückziehen“, meinte sie mit einem leichten Grinsen. „Ihr könnt gerne hierbleiben, wenn Ihr das wollt. Auch wenn ich nicht glaube, dass Ripper eine Amme benötigt. Allerdings möchte ich Euch noch um einen Gefallen bitten...“
Sie stockte kurz und man merkte, dass ihr das nicht besonders leicht fiel. „Ihr könntet nachher eben kurz zu mir auf mein Zimmer in die Taverne kommen und mir dabei helfen meine Rüstung auszuziehen. Durch meine Prellung fällt mir das selbst nicht besonders leicht. Und einen kalten Umschlag könntet Ihr mir auch noch umlegen, wenn es Euch keine Umstände macht.“
Sie lächelte verlegen und wurde etwas rot, auch wenn man das durch ihre dunkle Hautfarbe kaum erkennen konnte. Sie hasste es, auf andere angewiesen zu sein, und schämte sich dafür, Rowan überhaupt fragen zu müssen.


Rowan nickte ihr müde zu. „Kein Problem, ich werde später zu Euch kommen. Aber im Moment muss ich etwas ruhen.“
Sie legte den Kopf nach hinten und schloss die Augen.
Warum fragte die Elfe ausgerechnet sie? Es waren doch auch Hennrik und Miandra in er Taverne, die ihr helfen konnten. Doch die Gedanken schwanden Rowan bald und sie fiel in einen leichten Schlaf.


Ripper drehte sich auf die Seite und schaute ihr in die...
Maden zerfressenen Augen. Ihr Körper bleich... ihre Haare wie abgestorben... und ihre Haut verfault. Ripper sprang auf und rannte panisch davon... doch war kein Ziel in Sicht. Eine flache und dürre Ebene... keine Pflanze... kein Tier... kein Leben. Er rannte... und rannte... bis er zu Boden fiel. Sein Körper ausgelaugt... seine Sicht verschwommen... doch da war sie wieder. Ihr verfaulter Körper legte sich über ihn und ihr Blaubeermund berührte ihn überall.
„Ich will nicht das du gehst... bleib bei mir... du hast es mir versprochen... du würdest so lange ich lebe bei mir bleiben.“ Ihre Stimme klang hohl und schallte in seinem Schädel
Ripper wollte es nicht... er wollte weg von ihr... doch sie ließ ihn nicht gehen.
Er robbte über den staubigen Boden, um ihrer Liebe zu entkommen. Doch er kam nicht weit... er konnte nicht... sein Körper war zerstört...


Rowan war nur kurz eingenickt und als sie wach wurde schaute sie sich nach dem Krieger um. Er hatte noch immer die Augen geschlossen und sein Atem ging regelmäßig. Sie stand auf, wobei sie sich umständlich am Türrahmen hochzog. Das Gesicht verkniff sie etwas vor Schmerz.
Langsam lief sie Richtung Taverne und schaute sich die Toten an, die die Straßen säumten. Sie trat durch die Tür in den Schankraum und ließ sich vom Wirt das Zimmer zeigen, in dem die Elfe sich eingerichtet hatte.
Rowan klopfte an die Tür und wartete.


Der Raum war ziemlich klein. Außer einem Bett, einem kleinen Beistelltisch samt Hocker und einem morschen Schrank war er leer. Eine alte Laterne mit einer Kerze darin sorgte für ein wenig Licht. Vernita saß auf dem Bett und wartete. Sie hatte ihren Helm abgesetzt und sich schon von ihren Handschuhen und Armschienen befreit. Mit ihren muskulösen Armen stützte sie sich ab und trommelte mit den Fingern auf das Holz des Bettkastens. Sie konnte es kaum erwarten, endlich ihre Rüstung ablegen zu können. Einen Versuch ihrerseits musste sie bereits aufgeben. Die Schmerzen waren einfach zu groß gewesen. Nun hatte sie die Augen geschlossen und versuchte diesen Schmerz ‚wegzudenken‘.
In diesem Moment klopfte es an der Tür. Die Elfe öffnete sofort die Augen.
„Herein!“ rief sie. Rowan betrat sogleich schweigend das Zimmer. Vernita begann zu lächeln, doch es wurde eher so etwas wie ein schiefes Grinsen. „Gut dass Ihr da seid. Ich habe schon alles vorbereitet.“
Sie deutete auf den Beistelltisch auf dem neben einer weiteren Kerze eine Schüssel mit kaltem Wasser, ein weißes Tuch ein kleines Tiegelchen mit einer weißen Creme darin standen. Die Elfe hob den rechten Arm und zeigte mit der linken Hand auf ihre rechte Körperhälfte. Dabei verzog sie das Gesicht, da ihr diese Bewegung schon Schmerzen bereitete.
„Ihr müsst nur diese Lederriemen lösen. Dann bekomme ich das verdammte Ding vom Körper.“
Die blonde Frau setzte sich neben Vernita auf das Bett und begann gleich mit der Arbeit. Es dauerte nicht lang, da waren alle Riemen gelöst. „Und jetzt das gleiche noch einmal auf der anderen Seite.“
Rowan wechselte auf die andere Seite. Auch diese Riemen war schnell gelöst. Die blonde Frau stand auf und half der Elfe die beiden Rüstungsplatten abzulegen. Unter der Rüstung trug Vernita ein einfaches, weißes Schweißhemd.
„Wärt Ihr so noch nett, es mir über den Kopf zu ziehen?“ fragte Vernita ungewöhnlich freundlich. Ihre Augen sahen Rowan fast flehend an. Ein verschmitztes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. „Ich habe auch nichts, was Ihr nicht auch habt.“
Die blonde Frau verzog leicht genervt das Gesicht und atmete einmal tief durch. Dann zuckte sie mit den Schultern und half der Elfe aus dem Schweißhemd. Unter dem Hemd trug Vernita nichts weiter und Rowan sah auf einen Körper, der sie mehr an einen Mann als an eine Frau erinnerte.
Sicher hatte Vernita auch Brüste, die etwa die Größe einer ausgewachsenen Männerhand hatten, aber ansonsten war an ihr nicht feminines. Für eine Elfe war sie ungewöhnlich stämmig. Sie hatte einen muskulösen und sehnigen Körperbau. Jede Faser ihres Körpers schien nur auf Kampf trainiert zu sein.
‚Hätte sie jetzt noch Haare auf der Brust, könnte sie glatt als Mann durchgehen!‘ ging es Rowan durch den Kopf. Dann fiel ihr Blick auf die Schwellung unterhalb von Vernitas rechter Brust. Die Stelle war leicht dunkler als ihre restliche Haut.
„Jetzt brauche ich nur noch die Salbe und einen kalten Umschlag, dann werde ich Euch nicht länger belästigen. Und keine Angst, ich kann mich selber einschmieren. Nur mit dem Umschlag brauche ich Eure Hilfe.“
Rowan nickte und umrundete anschließend das Bett, um an die nötigen Sachen zu kommen. Sie hatte fast den Beistelltisch erreicht, als ihr Blick auf den breiten Rücken der Frau fiel. Sofort hielt sie inne und starrte wie gebannt auf Vernita.
Auf dem Rücken der Elfe befanden sich viele längliche Striemen, die deutlich heller waren als die restliche Haut der Frau. Dies waren eindeutig Narben, die von Peitschen- oder Stockschlägen stammten, die der Elfe vor geraumer Zeit zugefügt worden sein mussten. Außerdem hatte sie an mehreren Stellen Brandmale, die ihr wohl mit einem glühenden Eisen beigebracht worden waren. Einige runde Narben, die wohl von Nägeln stammten, rundenden das Bild ab.
Vernita merkte, dass Rowan hinter ihr stehen geblieben war und wandte den Kopf. Sie bemerkte, dass die Frau auf ihren Rücken starrte und grinste leicht. „Bewundert Ihr das Abschiedsgeschenk meines letzten Verehrers?“ Ihr Stimme klang ironisch, doch es schwang auch eine Spur von Verbitterung in ihr. „Er meinte, so würde ich noch hübscher aussehen. Und vielleicht auch ein bisschen gehfügsamer. Ich kann Euch die Geschichte erzählen, wenn Ihr wollt, aber jetzt hätte ich doch lieber erst einmal die Salbe.“
Rowan blinzelte zweimal mit den Augen, als sei sie aus einem Traum erwacht, ergriff dann kurzerhand das Tiegelchen und warf es in Vernitas wartende Hände. Danach nahm sie das Tuch und machte es nass, während sich Vernita mit der weißen Salbe die Schwellung unter ihrer Brust einrieb. Anschließend ließ sie sich von Rowan das nasskalte Tuch um den Körper wickeln.
„Ihr habt weiche Hände, Rowan. Wisst Ihr das?“ fragte die Elfe, nachdem die blonde Frau sie fertig verbunden hatte. „Meine Pranken sind dagegen so hart und so rau wie Stein. Manchmal glaube ich, sie sind nur noch zum Töten zu gebrauchen.“
Bei ihren Worten ballte sie ihre Hände immer wieder zu Fäusten und schlug mit ihnen auf den Bettkasten ein. „Normalerweise gefällt mir dieser Gedanke ja. Aber manchmal... manchmal macht er mich auch nur traurig.“
Sie hielt kurz inne, bevor sie Rowan direkt in die Augen sah. „Ich habe in meinem Leben viele Dinge getan, auf die ich nicht unbedingt stolz bin, die ich jedoch tun mußte, um zu überleben. Und ich würde sie jederzeit wieder tun. Und was ist mit Euch? Gibt es auch in Eurem Leben, Dinge, die Ihr lieber für immer verdrängen würdet, und die Euch trotzdem Nacht für Nacht quälen?"


„Ja, die gibt es.“ Rowan drehte der Elfe den Rücken zu.
„Ich denke ich bin hier fertig. Ich wünsche Euch eine angenehme Nacht.“
Ohne ein weiteres Wort verließ sie das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Steifbeinig ging sie die Treppe nach unten in den Schankraum und begab sich hinaus in die Nacht. Der Geruch von Tod und Verwesung drang an ihre Nase. Unweit von der Taverne waren bereits einige Tote aufgeschichtet. Rowan schaute sich um. Der Leichenberg lag auf einer Art Platz ziemlich weit von den einzelnen Häusern entfernt.
Rowan fing an, die herumliegenden Toten einen nach dem anderen zu dem bereits existierenden Haufen zu schleppen. Nach dem zehnten hörte sie auf zu zählen. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn und sie atmete schwer. Nachdem sie in direkter Nähe keine Gefallenen mehr entdecken konnte, fing sie an, dünne Zweige und herumliegendes Stroh zwischen die Körper zu stecken. Sie kramte Feuerstein und Zunder aus ihrer Tasche und steckte den Leichenberg in Brand.
Eine Weile beobachtete sie, wie die Toten langsam Feuer fingen und dichter Qualm in den Nachthimmel aufstieg. Dann drehte sie dem Schauspiel den Rücken zu und verließ Lothering in Richtung ihres provisorischen Lagers. Sie begab sich zu den Pferden, band sie los und ritt auf ihrem zurück zu der Siedlung. Den Rappen, von Ripper führte sie am langen Zügel mit.
Auf der Rückseite der Taverne fand sie einen kleinen Stall. Rowan betrat den Stall und fand noch fünf weitere Pferde, die genüsslich an ihrem Heu kauten. In einer freien Box stellte sie ihre beiden unter und befreite sie von Sattel und Zaumzeug. Nachdem sie die Tiere versorgt hatte, begab sie sich an die Rückseite des Stalls, setzte sich mit dem Rücken an die Wand gelehnt auf den Boden und betrachtete den Horizont, an dem ein dünner, heller Streifen vom nächsten Morgen kündete.



„Habt Dank. Und wenn Ihr mit jemandem reden wollt, so bin ich für Euch da, Rowan!“
rief Vernita der blonden Frau hinterher, als diese den Raum verließ.
Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Sie konnte es selbst kaum glauben. Irgendetwas stimmte mit ihr nicht. Gedankenverloren starrte sie auf die geschlossene Tür. Sie wünschte sich, dass sie sich wieder öffnen würde und Rowan erneut eintrat, mit einem Lachen auf den Lippen, um sich zu ihr zu setzten und mit ihr über alles mögliche zu quatschen. Doch sie kam nicht. Die Tür blieb geschlossen.
‚Was ist bloß los mit mir?‘ dachte sie und schüttelte dabei leicht den Kopf. Ein tiefer Seufzer entwich ihrer Kehle, bevor sie anfing, den Rest ihrer Rüstung auszuziehen. Die Beinschienen und Stiefel wurde sie schnell los und packte sie mit dem Rest ihrer Panzerung in den alten, leeren Schrank. Nur mit ihrer Unterhose bekleidet legte sie sich aufs Bett, ihr Gesicht lag dabei auf dem Handrücken ihrer rechten Hand.
Sie schloss die Augen und sah direkt Rowans Gesicht vor sich. Sie erblickte genau ihre feinen Züge, ihre Tätowierung und vor allem ihre Augen. Ihre wundervollen blauen Augen, die so klar und rein schimmerten wie ein Gebirgsfluss an einem Frühlingsmorgen.
Vernita riss die Augen wieder auf und sah direkt auf den morschen Schrank, der vor ihr an der Wand stand. Sie war verwirrt. Irgendetwas ging in ihr vor, was sie sich nicht erklären konnte. Sie fühlte sich zu Rowan hingezogen, wusste aber nicht aus welchem Grund. War es Bewunderung? Bewunderung dafür, dass diese Frau, trotz allem, was sie durchgemacht hatte, einen Hauch von Unschuld in sich trug, den Vernita selbst schon vor so langer Zeit endgültig verloren hatte. Oder war es vielleicht eine Art von Freundschaft? Ein Gefühl der Verbundenheit aufgrund des bisher erlebten gepaart mit einem Hauch von Mitgefühl in Hinblick auf das, was noch alles vor ihnen lag. Oder war es am Ende etwa doch Liebe?
Sie hatte noch nie in ihrem Leben eine andere Person geliebt. Abgesehen von ihren Eltern, aber das konnte man ja wohl schlecht vergleichen. Sicher, sie hatte schon mit vielen Männern Sex gehabt und auch mit vielen Frauen. Doch dabei ging es nie um Gefühle. Sie tat es nur aus Berechnung, um andere Personen, deren Hilfe sie benötigte, an sich zu binden. Oder auch um ein Opfer in Sicherheit zu wiegen, damit sie diesem leichter die Kehle durchschneiden konnte. Aber Liebe? Nein, das war ein Fremdwort für sie.
Sie versuchte den Gedanken wieder abzuschütteln. Sie mußte sich jetzt ausruhen. Morgen gab es noch viel zu tun und dazu benötigte sie ein Menge Kraft. Sie schloss nochmals die Augen, doch es dauerte ein ganze Weile, bis sie schließlich in einen unruhigen Schlaf fiel.


Nachdem Miandra alle Leichen aus der Taverne gezogen hatte, und nicht all zu weit davon entfernt stapelte, umrundete sie noch einmal in aller Ruhe Lothering. Sie wollte sich vergewissern, ob es Überlebende gab.
Sie fand jedoch niemanden, der nicht bereits das Nichts betreten hatte, plünderte dafür die Taschen. Viel hatten die Kerle nicht bei sich. Als Miandra Lothering umrundet hatte, setzte sie sich auf einen nahe gelegenen Hügel und betrachtete das einstige Dorf, sie musste kurz alleine sein, abschalten, und vor allem wieder frische Luft einatmen, denn die vielen Leichen, gaben einen mehr als ekelhaften Geruch von sich als plötzlich ein Feuer ausbrach. Miandra blickte auf das Feuer, welches nahe der Taverne zu entfachen schien. Wahrscheinlich hatten sie die Leichen angezündet, doch sicher war sie sich nicht, und begab sich zurück zu dem Ort des Geschehens.
Ihr Gedankengang wurde bestätigt. Sie betrachtete kurz die heißen Flammen, welche die von Grauen erfüllten Gesichter der Leichen zu schwarzen Totenschädeln erblühen ließen. Ihr Kopf war leer, sie spürte dabei nichts. Kein Mitleid, keinen Eckel, jedoch auch keinen Hass. Alles was sie tat, war sich zu verbeugen mit den Worten „Möge der Erbauer Euch nun einen besseren Platz gewähren“, welche jedoch leicht sarkastisch klangen.
Anschließend begab sie sich zurück in die Taverne.
Sie ging in die Küche und durchsuchte diese nach Essbaren. Sie fand etwas Brot, Wein, Bier, Dörrfleisch sowie Gemüse. Einen Teil davon packte sie in ihre Tasche, und mit dem Rest setzte sie sich auf eine Bank im Eingangsraum, und begann dort zu essen sowie darauf zu achten, dass keine Personen die Taverne betreten würden, die ihr nicht ganz geheuer waren.


Ripper saß, wie in einem Resava. Er war zwar nicht frei, aber es war unglaublich schön hier. Seine Gedanken wurden wieder positiv und auch seine Umgebung wurde wieder mit Leben erfüllt. Die Flora und Fauna war zurück gekehrt. Aber das Wichtigste war... Rowan. Ihre Schönheit zog die Aufmerksamkeit aller Lebewesen auf sich, sie war wie ein Engel.
„Ich liebe dich... mein Engel“, er schaute sie an und lächelte.
Doch er durfte dem Engel nicht schaden, doch Menschen und andere Wesen richteten immer Schaden an. Wie konnte er mit ihr zusammen sein, ohne sie zu verletzen... ohne dass sie ihren Glanz verlor. Er hatte schon so viel Schaden angerichtet... obwohl er es gar nicht wollte... dabei wollte er nur helfen... doch sie verstanden nicht. Ehe er sich umsah... war Rowan auf einmal verschwunden. Keine Spur von ihr... hatte sie ihn verlassen?
Was hatte er getan? Warum? Nun hatte er einen sehr wichtigen Menschen verloren.
Rippers Umgebung verdunkelte sich wieder und wurde zu einem Albtraum.


Rowan sah dabei zu, wie sich die Sonne langsam über den Horizont schob. Sie dachte darüber nach, was im Zimmer der Elfe vorgefallen war. An die zahlreichen Narben auf deren Rücken, und was sie darüber erzählt hatte. Es schien für sie kein Problem zu sein, über ihre Vergangenheit zu reden. Rowans Erinnerungen waren tief vergraben und würden es auch bleiben.
Ihr Becken fing an, zu schmerzen und sie rutschte ein paar Mal hin und her, bis sie eine angenehmere Position gefunden hatte.
Sie hoffte, dass sie nicht all zu lange hier verweilen würden. Überall sah man Zerstörung und der Tod hing in der Luft. Wo würden sie die Informationen der Krähe wohl hin führen? Sollte sie der Weg über das Meer nach Antiva führen, wäre das kein Problem für Rowan, so lange sie den Westen von Thedas mieden.
Doch Rowan war sich immer noch nicht sicher, ob sie die Gefährten weiter begleiten sollte. Sie fühlte sich müde und kraftlos. Die letzten Tage hatten sie viel ihrer mentalen Energie gekostet.
Mit einem Seufzer blickte sie der aufgehenden Sonne entgegen. Die Ruhe der Nacht verschwand und ein neuer hektischer Tag würde anbrechen.


Ripper lag immer noch im Türrahmen und rührte sich nicht. Sein Hund hatte sich an ihn gedrückt um ihn zu wärmen... auch wenn es hoffnungslos war. Es schien so als würde nur noch ein Haufen Metall dort liegen... ohne Inhalt. Er war gefangen in einer anderen Welt... dem Nichts. Die anderen schienen nichts zu merken... vielleicht war es auch besser so... denn umso länger er in der anderen Welt wandelte... desto unwahrscheinlicher war es... dass er in die Reale zurückkam. Rippers Körper... seine Hülle... lag dort regungslos und still... er würde keinen Schaden mehr anrichten...
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