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 Kapitel XVIII - Blutmagie

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Allie
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BeitragThema: Kapitel XVIII - Blutmagie   Kapitel XVIII - Blutmagie EmptySa 20 Aug 2011, 7:37 pm

Denerim

Kapitel XVIII - Blutmagie

Aktive Charaktere: (Azoth), Leanora, Lydia, Miandra, Neria, Rowan, Sareth, Vernita

Denerim war nicht mehr weit, in der Ferne konnte Neria trotz der Dunkelheit erste Konturen der Stadt wahrnehmen, kleine Lichter spiegelten sich im Nachthimmel. Sie nahm das Tempo von Aris ihrem schwarzen Rappen etwas zurück. Einerseits war er durch den langen Ritt sicher schon müde, andererseits musste sie nun vorsichtig sein; sie wollte wenn möglich unerkannt in die Stadt gelangen. Die Templer, die seit Tagen ihrer Spur folgten, hoffte sie mittlerweile abgeschüttelt zu haben.
Neria verließ die Straße und folgte einem ausgetretenen Pfad der sich kaum dazu eignete dort zu reiten. Geschickt lenkte sie Aris durch den gewundenen Pfad der mehr und mehr zuzuwachsen schien, bald war an ein Weiterkommen zu Pferde nicht mehr zu denken und sie führte Aris so gut es ging durchs Dickicht. Während sie durch die Finsternis stapfte musste sie unweigerlich an ihr Vorhaben denken.
„Ich werde sie alle zur Rechenschaft ziehen und sie werden für ihre Taten bezahlen“, sagte sie leise vor sich hin als könnte Aris sie verstehen.
Die Geschehnisse die schon Jahre zurücklagen wurden auf einmal so klar und deutlich als wären sie gestern gewesen; die anderen Kinder die sie wegen ihrer Herkunft gequält haben, die Leute die immer mit ihrem Finger auf sie gezeigt hatten, die drei Schweine die sich an ihr vergehen wollten und ihren Freund Theofillas beinahe getötet hatten und diejenigen die sie an die Templer ausgeliefert hatten.
Sie würde ihnen das nehmen was sie ihr genommen hatten: ‚Ihr Leben‘.
Jeder Schritt mit dem sie sich der Stadt näherte schien ihren Hass und ihre Entschlossenheit zu steigern. Selbst der Gedanke an ihre Mutter und ihren Geliebten Theofillas konnte ihren hasserfüllten Gefühlen, die in ihr wie Schlangengift hochkrochen, keinen Einhalt gebieten.
‚Sie würden mich sowieso nicht mehr wieder erkennen und es wäre auch besser so‘. Sie war nicht mehr das liebe kleine Mädchen das sie kannten, sie hatte in ihrem Herzen keinen Platz mehr für Gefühle wie Liebe, Geborgenheit und Mitleid. Solche Gefühle sind ihr schon lange fremd geworden. In Gedanken versunken wäre sie fast gegen die Stadtmauer gelaufen die plötzlich vor ihr emporragte.
Aris dem offensichtlich die nächtliche Wanderung durchs Dickicht überhaupt nicht zu behagen schien, schnaubte leise, und trat nervös von einem Bein zum anderen. Irgendetwas schien ihn zu beunruhigen. Neria strich ihm sanft durch die Mähne und redete beruhigend auf ihn ein.
Gerade als sie ihm mit einem Klaps zu verstehen geben wollte, dass sie nun alleine weiterziehen müsste, entzündeten sich wie aus dem Nichts mehrere Fackeln rund um sie. Von der plötzlichen Helligkeit geblendet zuckte sie kurz zusammen und vernahm eine raue Stimme.
„Na was haben wir denn da so alleine im Dunklen. Sieht so aus als hätten wir ein neues Pferd und bisschen Spaß heute.“
Sie hatte es offensichtlich mit Wegelagerern zu tun, da sie im Fackelschein nur Lederrüstungen und kleine Handwaffen erkennen konnte. Normalerweise hätte sie die finstern Gesellen umgehend ins Jenseits befördert, doch sie wollte so nahe der Stadtmauer kein Aufsehen erregen. Deshalb entgegnete sie mit ruhiger Stimme: „Ihr wisst nicht mit wem ihr es zu tun habt, ich würde an eurer Stelle aufpassen was ihr sagt, sonst zeig‘ ich euch was ich unter Spaß verstehe.“
Den finsteren Gesellen dürften Nerias Worte ziemlich belustigt haben und der Sprecher entgegnete: „Ihr wollt mir drohen? Ihr habt doch nicht einmal eine Waffe.“
Sein Blick wanderte auf Nerias Zauberstab. „Oder wollt Ihr uns mit Eurem Gehstock prügeln?“
Sogleich hallte schallendes Gelächter seiner Kumpanen durch die Nacht.
Sie erkannte, dass sie anscheinend keine andere Wahl hatte als zu kämpfen. Noch ehe der letzte Lacher verstummt war hatte sie ihren Stab gefasst und zwei der finsteren Gestalten gingen aus Mund, Nase und Ohren blutend zu Boden. Entsetzt wichen die anderen zurück.
„Los macht sie fertig“, schrie ihr Anführer und die Meute stürzte sich auf sie.
Geschickt wich sie den ersten ungestümen Hieben aus, während ein weiterer Widersacher sich röchelnd an den Hals fasste als würde ihm eine Geisterhand den Atem rauben. Neria konnte das triumphierende Lächeln ihres Anführers sehen, der gerade sein Schwert in Nerias Brust rammen wollte, als dieser plötzlich erstarrte als würde die Zeit stehen bleiben. Nach wenigen Momenten der Starre zerriss es den Guten in all seine Einzelteile.
Die verbliebenen drei Wegelagerer sahen sich mittlerweile ebenso ihrer Bewegungsfähigkeit beraubt; gelähmt und mit schreckgeweiteten Augen mussten sie mit ansehen wie Neria ihren Stab hob, ein paar Worte flüsterte dann wurde es still. Die Fackeln waren mittlerweile erloschen und Neria konnte durch die plötzliche Stille sogar ihren Herzschlag hören. Ihr Puls hatte sich nur unwesentlich erhöht, zu oft war sie schon in so einer Situation als dass sie der kurze Kampf beunruhigt hätte.
Ein kurzer Pfiff und Aris, der zuvor geflüchtet war, kam heran getrabt. Während sie ihm zuflüsterte: „Du musst leider hier bleiben“, nahm sie ihre Tasche und begab sich zum Rand des Dickichts. Die beiden Wachen vom nächstgelegenen Stadttor hatten ihren Posten verlassen. Der Kampflärm war anscheinend schwer zu überhören gewesen und sie wollten dessen Ursache herausfinden. Sie kamen direkt auf Neria zu, die Deckung hinter einem Baum suchte.
‚Hm sieht doch gut aus: Zwei Wachen die Wegelagerer überrascht haben‘, dachte sie sich, denn somit würde kein Verdacht auf sie fallen. Wenig später lagen die beiden Wachen tot unter den Wegelagerern.
Neria konnte unerkannt die Stadttore passieren. Wie ein Schatten huschte sie in die nächstgelegene Seitengasse auf der Suche nach einem sicheren Unterschlupf.


Der blondgelockte Mann mit dem fein gezwirbelten Schnauzbart saß auf einem prächtigen Stuhl hinter seinem mächtigen Schreibtisch und war voll und ganz in sein Buch vertieft. Auf dem Tisch stand eine Tasse mit dampfenden Tee, von der er von Zeit zu Zeit nippte, ohne von seiner Lektüre aufzublicken. Auf dem Buchdeckel stand in goldenen Buchstaben, die das Kerzenlicht reflektierten „Blutmagie – Wie schütze ich mich vor der Geißel der Welt“. Seine graugrünen Augen überflogen die Seiten, während er leise vor sich hinmurmelte.
In diesem Moment wurde ruckartig die Tür auf der anderen Seite des Raumes aufgerissen und ein junger Mann in einer schweren Plattenrüstung stürmte hinein. Den Luftzug, welchen er dabei erzeugte, hätte fast die Kerzen auf dem Schreibtisch ausgeblasen. Doch nach einem kurzen Flackern, hatten sich diese wieder beruhigt. Der junge Mann durchquerte schnellen Schrittes den Raum und blieb vor dem Schreibtisch stehen, wobei er Haltung annahm.
„Was habt Ihr zu berichten?“ meinte der Mann auf dem Stuhl tonlos, wobei er nicht einmal von seinem Buch aufsah und noch einen Schluck Tee zu sich nahm.
„Kommandant!“ stammelte der Jüngling noch ganz außer Atem. „Wir haben soeben die Nachricht erhalten, dass eine gefährliche Blutmagierin namens Neria auf dem Weg in die Stadt ist und dass Gromschlag ihr auf den Fersen ist.“
Der Kommandant hätte sich fast an seinem Tee verschluckt, als er diese Nachricht hörte. Er hustete kurz, wobei er sein Buch und die Tasse auf den Tisch zurücklegte. „Gromschlag? Der Inquisitor? Seid Ihr sicher, mein Junge?“
„Ja, Kommandant! Die Nachricht kam soeben per Brieftaube!“

„Dann muss diese Magierin wahrhaft gefährlich sein, wenn sie extra den Inquisitor auf sie ansetzen. Und wenn die Nachricht per Taube kam, dann ist es vielleicht noch nicht zu spät!“ Der Mann hinter dem Schreibtisch sprang sogleich auf. „Alarmiert sofort alle verfügbaren Templer! Durchkämmt die Stadt und kontrolliert die Zugänge! Sollte diese Blutmagierin bereits hier sein, so müssen wir sie aufspüren! Sputet Euch!“
„Jawohl, Kommandant!“ brüllte der Templer noch befehlsbewusst, bevor er auf der Stelle kehrt machte und den Raum so schnell wieder verließ, wie er ihn betreten hatte.
‚Wieso ausgerechnet Gromschlag?’ ging es dem Kommandanten durch den Kopf, während er sich in seinen Stuhl zurückfallen ließ. Er nahm noch einen Schluck Tee, bevor er wieder zu seinem Buch griff. Doch er konnte sich nicht wirklich mehr darauf konzentrieren. Zu sehr war er mit den Gedanken bei dem Zwerg Gromschlag und seinen Mannen. Gromschlag, der Bartlose. Gromschlag, der Inquisitor. Er war skrupellos und nahm keinerlei Rücksicht, nicht einmal auf seine eigenen Männer. Für ihn gab es nur die Erfüllung seiner heiligen Mission, alles andere war zweitrangig. Er galt als der schlimmste Albtraum für jeden abtrünnigen Magier aber auch für jeden, der sich ihm sonst noch in den Weg stellte. Und nun kam er ausgerecht hierher. Die Stille des Raumes wirkte auf einmal so erdrückend.


Die Dunkelheit hatte inzwischen von der Stadt Besitz ergriffen und umschloss sie wie ein schwerer Mantel. Die Straße war menschenleer. Aus einigen Fenstern drang Licht nach draußen. Ansonsten war es stockfinster. Perfekt für Vernitas Unterfangen.
Die Elfe atmete ein paar Mal tief durch, um sich zu beruhigen, und damit sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnen konnten. Hier war sie in ihrem Element und konnte zeigen, welchen Wert sie hatte. Vergessen waren der Kummer, die Wut und der Schmerz. Nun konnte sie wieder das tun, was sie am Besten konnte. In die Schatten eintauchen und einem arglosen Feind den sicheren Tod bringen.
„Folgt mir, Leanora“, meinte sie nur und lief los. „Wir machen uns auf den Weg zur Kirche. Bleibt dicht bei mir. Und tut, was ich tue. Dann wird uns niemand finden, und wir können diesen Ausflug unbeschadet überstehen.“
„Ich versuche es“, erwiderte diese leise, während sie Vernita so schnell es ging folgte. Schon bald verschluckte die Nacht die beiden Frauen, als hätten diese niemals existiert.


Neria suchte schon einige Zeit nach einem passenden Unterschlupf, wo sie sich in aller Ruhe auf ihren Rachefeldzug vorbereiten könnte. Sie spürte wie sie langsam die Müdigkeit übermannen wollte. Sie war ja doch tagelang geritten und hatte kaum geschlafen, da ihr die Templer ständig im Nacken saßen.
Vergeblich rüttelte sie an einer weiteren Tür eines scheinbar unbewohnten Hauses als plötzlich laute Stimmen durch die Stille der Nacht hallten. Sie hörte das Scheppern von schweren Rüstungen und ging davon aus, dass man die beiden toten Wachen und die Wegelagerer mittlerweile gefunden hatte.
‚Doch wie kam es, dass die mitten in der Nacht außerhalb der Stadt im Dickicht so schnell gefunden wurden‘, schoss es ihr durch den Kopf. ‚…und warum wurden die Stimmen immer lauter wenn sie doch außerhalb der Stadt sein müssten?‘
Kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gesponnen sah sie im Mondschein das Glitzern von silbernen Rüstungen die direkt auf sie zukamen.
‚Was zum Teufel? Das waren keine Stadtwachen das waren Templer! Es kann doch nicht sein, dass mich meine Verfolger schon eingeholt haben. Wie konnten sie so schnell in Denerim sein?‘
Ein Ding der Unmöglichkeit, wie sie meinte, und sie überlegte fieberhaft was sie nun machen sollte.
Es waren zu viele, und hier in der engen Gasse würden sie ihr gefährlich nahe kommen. Es war etwas anderes als sie im freien Gelände zu bekämpfen, wo sie die Templer schon aus der Ferne mit ihren Zaubern eindecken konnte. Wegen deren Resistenz gegen viele ihrer Zauber würde sie viel Zeit und Platz brauchen und das hatte sie hier nicht, somit konnte sie sich hier auf keinen Fall auf einen Kampf einlassen. Um Aris, ihr Pferd, herbei zu pfeifen war es schon zu spät.
‚Ich muss ein sicheres Versteck finden und das schleunigst‘, sie schlug wütend gegen die nächste verschlossene Tür. Die Templer hatten sie offensichtlich noch nicht entdeckt da die Gasse nur spärlich beleuchtet war, doch sie waren ihr mittlerweile bedrohlich nahe gekommen.


Vernita und Leanora bewegten sich durch die dunklen Straßen der Stadt. Zum großen Erstaunen der Elfe stellte sich die blonde Frau dabei sogar recht geschickt an. Das hatte sie von einer Frau aus reichem Hause eigentlich nicht erwartet. Vielleicht hatte Leanora doch mehr auf dem Kasten, als Vernita ihr zugetraut hatte. Fragte sich nur, ob das auch so blieb, wenn es mal etwas brenzliger werden würde.
Die beiden bogen gerade um die nächste Kurve, als die Elfe inne hielt. Sie hatte etwas gehört. Sie bedeutete Leanora mit einer Handbewegung stehen zu bleiben und lauschte in die Dunkelheit. Ja, da war etwas. Ganz eindeutig. Und zwar etwas sehr Unerfreuliches. Es war eindeutig das Scheppern von Rüstungen. Hatte man sie etwa entdeckt? Unmöglich. Dafür war das Geräusch zu weit entfernt. Und es bewegte sich zu schnell für einen gewöhnlichen Patrouillengang. Trotzdem mussten sie von der Straße herunter. Und zwar schleunigst.
Gehetzt blickte sich Vernita in der schmalen Gasse um. Es war beinahe stockdunkel. Trotzdem konnte sie schemenhaft eine kleine Nische zwischen den Häusern ausmachen, in der sich die beiden vor den neugierigen Blicken der Wachen verstecken konnten.
„Schnell! Folgt mir!“ zischte sie Leanora zu, bevor sie sich umgehend in Bewegung setzte. Die Angesprochene folgte ihr sogleich. Vernita gab der Frau durch Handzeichen zu verstehen, dass sie sich in die hinterste Ecke dieser kleinen Nische verbergen sollte. Diese folgte der Anweisung der Elfe auch prompt. Vernita selbst blieb am Rand dieser Einbuchtung stehen und lugte mit einem Auge in die Gasse hinein, aus der die Geräusche kamen, die lauter und lauter wurden.


Während Neria zu laufen begann klapperten ihre beschlagenen Absätze auf der gepflasterten Straße. Im Schutz des Schattens der Häuser lief sie zielstrebig so schnell sie ihre Beine tragen konnten auf die nächste etwas weniger beleuchtete Seitenstraße zu. Wie sie im vollen Tempo um die Kurve schoss, riss es ihr plötzlich die Beine weg. Neria hatte den Halt ihrer beschlagenen Stiefel auf der Straße überschätzt und landete unsanft am Boden.


Nach kurzer Zeit sah Vernita die Umrisse einer Frau in diesen Seitenweg stolpern, die offenbar verfolgt wurde. Die Elfe zuckte zurück in den Schatten, um nicht entdeckt zu werden, und die Frau an sich vorbeirennen zu lassen. Diese Verfolger waren nicht ihnen gewidmet und sich hier einzumischen wäre sehr unklug gewesen. Allerdings meinte das Schicksal die Sache wohl anders und ließ die Frau an irgendetwas hängen bleiben und zu Boden stürzen. Und sie krachte direkt neben der Nische, in der sich Leanora und sie selbst sich verbargen auf den gepflasterten Weg.
Vernita stand für einen Moment regungslos da und starrte auf die vor ihr liegende Frau, während ihr Verstand fieberhaft arbeitete. Sollten die Verfolger dieser Frau sie an dieser Stelle finden, würde es sicher zum Kampf kommen, bei dem auch Leanora und sie selbst entdeckt werden könnten. Und da die Verfolger den Geräuschen zu urteilen schon sehr nah zu sein schienen, blieb der Frau auch kaum noch eine Chance vor deren Ankunft diese Gasse wieder zu verlassen. Und das würde die beiden Frauen ebenso gefährden. So fasste die Elfe einen für sie ungewöhnlichen Entschluss. Sie half der fremden Frau.
Diese ganze Überlegung hatte gerade mal fünf Sekunden gedauert. Danach fiel die Starre von Vernita ab, und sie stürzte zu der Frau, die sich gerade wieder aufrappeln wollte. Sie packte die Fremde an den Schultern, riss sie hoch und warf sich gemeinsam mit ihr zurück in die finstere Nische. Im Laufen drehte sie die Frau herum, bevor sie diese mit dem Rücken gegen die Wand presste. Die Elfe legte der Fremden eine Hand auf den Mund und deutete ihr mit der anderen ruhig zu bleiben. Diese schien sie zu verstehen, da sie kurz nickte.
Vernita wandte den Blick in Richtung Straße, von wo das Geräusch der Schritte schwerer Plattenstiefel und das Scheppern der Rüstungen fast schon ohrenbetäubend in der ansonsten absoluten Stille der Nacht klangen. Leanora presste sich ängstlich gegen die Hauswand und hielt den Atem an. Und da stapfte der Trupp Templer schon an ihnen vorbei. Sie schienen es ziemlich eilig zu haben, da keiner von ihnen einen Blick in diese Nische verschwendete. Innerhalb weniger Augenblicke hatten sie die drei schon passiert.
Nachdem die Schritte und das Scheppern leiser wurden, atmete Vernita tief durch und ließ von der Fremden ab. Sie trat einen Schritt zurück, wobei ihre Hand aber schon zu ihrem Gürtel wanderte, um im Notfall schnell zu ihrem Messer greifen zu können. Schließlich konnte man nicht vorsichtig genug sein.
„Damit wir uns richtig verstehen“, begann sie im Flüsterton zu sprechen. „Ich habe das nicht für Euch getan, also kommt nicht auf komische Gedanken, verstanden? Durch Eure Ungeschicklichkeit hättet Ihr uns fast zusammen mit Euch selbst ins Unglück gestürzt. Und nur deshalb, habe ich Euch aus der Schusslinie gezogen. Doch jetzt ist es wohl an der Zeit, mir zu sagen, warum diese Templer Euch verfolgt haben, findet Ihr nicht?“


Gerade wie Neria sich wieder aufrappeln wollte nahm sie einen Schatten wahr der auf sie zusprang, sie an der Schulter packte und sie in eine Nische zog, wo sie eine weitere Gestalt bemerkte. In Sekundenbruchteilen musste sie entscheiden ob sie die Person ins Jenseits befördern oder gewähren lassen sollte. Doch ihr wurde die Entscheidung abgenommen, da just in dem Moment etliche Templer vorbei gerannt kamen, und die schemenhafte Gestalt ihr zu verstehen gab sich ruhig zu verhalten. So hatte sie einerseits keine andere Wahl und andererseits wurde sie von diesem Jemand aus dem Sichtfeld der Templer gezogen.
Als die Templer in der finstern Nacht verschwunden waren und man nur mehr das Scheppern ihrer Rüstungen wahrnehmen konnte, trat die Fremde einen Schritt zurück und verlangte Erklärungen von ihr - die sie ihr nicht geben wollte.
Neria hatte unweigerlich mitbekommen, dass es sich um eine Frau handeln musste, da sich deren Brüste auf die ihren pressten während sie Neria gegen die Wand gedrückt hatte. Anscheinend war ihr die Fremde doch nicht so wohl gesinnt, da ihre Hände in Richtung ihres Dolches glitten.
„Lasst das lieber sein oder ich töte Euch augenblicklich“, zischte sie leise. „Zudem bin ich Euch absolut keine Rechenschaft schuldig. Ihr scheint selber Dreck am Stecken zu haben, wenn es Euer einziges Interesse war selbst nicht entdeckt zu werden.“
Ihre Begleitung schien auch eine Frau zu sein zumindest konnte sie deren langes Haar sehen. Ohne die andere Frau aus den Augen zu lassen packte sie die Fremde an der Schulter und drehte sie herum um im Mondschein ihr Gesicht zu erkennen. Sie war etwas größer als Neria und für eine Frau, von kräftigem Körperbau. Und sie war eine Elfe!
Im selben Moment, wo ihr das gewahr wurde, sprach sie einen Lähmungszauber auf die andere Frau und stieß die Fremde gegen die Hausmauer.
Ihre Lippen bewegten sich kaum, als sie hasserfüllt hervor presste: „Verdammte Elfe! Es gibt nichts Schlimmeres für mich als Elfen! Für die Aktion von eben vorhin lass ich Euch schnell sterben, nicht so qualvoll wie ihr es alle verdienen würden!“
Die Elfe hatte mit Nerias wütender Reaktion offensichtlich nicht gerechnet. Sie war eher in Erwartung von bescheidener Dankbarkeit und vor allem in Erwartung einer Antwort verblieben. Anders konnte sie sich nicht erklären warum die Elfe ihren Dolch noch nicht gezogen hatte. Neria wollte gerade einen ihrer Todesmagiezauber aussprechen, als die Wolke die zuvor den Mond etwas bedeckt hatte, weiter zog und es somit etwas heller wurde.
Neria entdeckte im Gesicht der Elfe eine Tätowierung, wurde stutzig und brach ihren Zauber ab. Irgendwoher kam ihr diese bekannt vor, doch sie konnte sich auch täuschen… Nein es lag nicht an der Tätowierung, es war etwas anderes. Die Fremde hatte mittlerweile doch ihren Dolch gezogen und wollte ihn gerade in Neria rammen.
„Wartet“, stieß Neria schnell hervor.
Als diese verdutzt zögerte fuhr sie mit ruhiger Stimme fort: „Ich denke bevor wir beide etwas Unüberlegtes machen, sollten wir miteinander reden.“
Neria musterte die Elfe nochmals genauer. Sie war dunkelhäutiger als man es von Elfen gewöhnt war. Ein Teil von ihr schien eher einem Qunari zu ähneln, zumindest ließ die Hautfarbe und der kräftige Körperbau darauf schließen, und auch wenn es schwer zu erkennen war, dürfte die Elfe annähernd so alt wie sie selbst sein. Fieberhaft durchforschte Neria ihre Erinnerungen während sie die Fremde betrachtete. Schließlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, und sie konnte sich vage an ein Mädchen aus dem Gesindeviertel erinnern, in welchem sie ebenfalls aufgewachsen war.
‚Sie wurde zwar nicht von den anderen Kindern so gequält wie ich selbst, aber sie war auch kein Teil der Gemeinschaft und wurde von den anderen ignoriert. Doch wie war ihr Name noch gleich?‘ fragte sie sich.
„Mein Name ist Neria, und ich glaube Euch zu kennen. Wenn mich nicht alles täuscht, dann seid ihr so wie ich im Gesindeviertel aufgewachsen, mehr will ich jetzt dazu nicht sagen, doch sollte Euch mein Name etwas sagen, dann kennt Ihr auch meine Geschichte…“, erklärte Neria schließlich um das betretene Schweigen zu brechen.
„Wenn Ihr es hier zu unsicher findet können wir dieses Gespräch auch woanders fortführen…“, fügte sie noch abschließend hinzu.
Neria war verwirrt, es war das erste Mal dass sie eine Elfe verschont hatte, das stand ihr normal nicht zu Gesicht. Hatte sie doch schon ganze Dörfer auf dem Gewissen, aber wenn sie wirklich das Mädchen aus ihren Erinnerungen sein sollte, dann hatten sie einiges gemeinsam - zumindest was die Kindheit betraf. Irgendwie vermisste sie den unbändigen Hass der ansonsten in ihr steckte, um die dunkelhäutige Elfe zu töten.


Vernitas erster Impuls war es, der Frau vor ihr das Messer in die Brust zu stoßen, als diese sie gegen die Wand presste und irgendetwas mit Leanora machte, was nach einem Lähmungszauber aussah. Sie war also eine Magierin. Das hatte ihr gerade noch gefehlt! Es wäre wirklich das Klügste, sie auf der Stelle zu töten! Aber irgendetwas hielt sie für einen Moment zurück, was sie sich selbst nicht erklären konnte. Doch als die Frau damit drohte, sie zu töten, war aller Zweifel von ihr gewichen. Die Elfe zog ihre Waffe und wollte gerade zustechen, als die Magierin ihr sagte, es nicht zu tun.
Wieder hielt Vernita inne, obwohl ihr Verstand ihr riet, diese Magierin sofort zur Strecke zu bringen. Trotzdem hatte die Elfe das Gefühl, dass diese Frau sich von all den anderen unterschied, die bisher versucht hatten, sie zu töten. Obwohl diese Frau einer Magierin war, denen Vernita noch nie getraut hatte, so war sie auch in der Zwangslage, dass sie Hilfe benötigte, wenn sie in dieser Nacht nicht noch von einer Horde Templer niedergemacht werden wollte. Das konnte sie doch für ihre Zwecke ausnutzen. Und eine mächtige Magierin konnte man immer gebrauchen.
Trotz alledem würde die Elfe Vorsicht walten lassen und ihr Messer in der Hand behalten. Sie hatte viel Erfahrung mit dem Töten von Magiern. Sie wusste, dass diese immer einen Moment der Konzentration brauchten, um ihre Sprüche wirken lassen zu können. Und diese Konzentration konnte Vernita inzwischen aus dem Gesicht eines Magiers ablesen. Sie musste nur dicht genug bei dieser Frau bleiben, um ihr im Notfall schnell den Hals durchschneiden zu können.
Vernita wurde etwas stutzig, als diese Frau sich als Neria vorstellte und vorgab sie zu kennen. Konnte das sein? Die Elfe konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, was vor allem daran lag, dass sie fast alles aus dieser Zeit aus ihrem Geist verdrängt hatte.
„Ja, ich bin im Gesindeviertel in Denerim aufgewachsen“, erwiderte Vernita, wobei sie ihr Gegenüber eingehend musterte. „Doch an Euch kann ich mich nicht erinnern. Allerdings hatte ich dort auch eigentlich keine Freunde und denke dementsprechend ungern an diese Zeit zurück.“
Die Elfe hielt einen Moment inne, während sie über Nerias Worte nachdachte. „Und da Ihr im Gesindeviertel aufgewachsen seid, überrascht es mich, dass Ihr gegen Euer eigenes Volk einen derartigen Hass empfindet, den man sonst nur von einem Menschen kennt. Also vermute ich mal, dass Ihr nur eine Halbelfe seid, ein Bastard zwischen einem Elf und einem Menschen. Liege ich da richtig?“
Ein spöttisches Grinsen legte sich auf das Gesicht der Elfe, bevor ihr Blick auf die immer noch gelähmte Leanora fiel. „Und noch etwas. Wenn Ihr es wirklich vorzieht, Euch mit mir zu unterhalten, anstatt von mir abgestochen zu werden, dann solltet Ihr erst einmal meine Gefährtin aus ihrer Starre befreien und mir zum zweiten einen Grund nennen, warum ich Euch ein sicheres Versteck vor Euren Verfolgern anbieten soll. Außer Ihr zieht es vor von mir oder auch von den Templern niedergemetzelt zu werden. Nun, was sagt Ihr?“


Während die Worte Halbelfe und Bastard sich wie Säure in Nerias Bewusstsein einbrannten, erinnerte sie sich wieder an jene Tage, wo das Gesagte zu ihren täglichen Erfahrungen zählte. Diese verdammte Elfe war anscheinend doch nicht besser als alle anderen als sie das spöttische Grinsen in ihren Gesichtszügen bemerkte.
Neria kniff ihre Augen zu einem hasserfüllten Blick zusammen, während sie ihre Fäuste vor Zorn dermaßen ballte, dass sie sich Fingernägel ins Fleisch trieb. Ihr war die Lust aufs Reden vergangen, und sie bereute es die Elfe verschont zu haben. Nur der Umstand dass die Elfe ihre drohende Haltung zurückgenommen hatte ließ sie auf deren Frage antworten, anstelle dort weiterzumachen, wo sie aufgehört hatten.
„Ihr wagt es mich Bastard zu nennen obwohl Ihr anscheinend selber nicht von reinem Blut zu sein scheint? Ich weiß zwar nicht, wie Ihr darauf gekommen seid, aber Ihr liegt richtig mit Eurer Annahme. Aber ich kann Euch eines versichern, es war der menschliche Teil in mir, der mich Einhalt gebieten ließ“, entgegnete sie mit vor Hass erfüllter zittriger Stimme.
Sie war hier eigentlich fertig, es gab für Neria keinen Grund mehr weiterzusprechen und sie wollte sich schon abwenden, als ihr einfiel dass sie vielleicht doch einige Informationen über das Gesindeviertel von der Elfe herausholen könnte.
„Wenn Ihr schon nichts über mich wisst, könnt Ihr mir etwas über folgende Leute erzählen? Elissa Wynmondia, Theofillas Daelwon, Anariel Avari, Eliwaen Avari und Ardanos Barad? Wisst Ihr was aus ihnen geworden ist, beziehungsweise wo sie genau wohnen?“, fügte sie anschließend noch hinzu.
Sie wandte den Blick in Richtung ihrer Gefährtin. „Die lasse ich wieder laufen wenn ich es für richtig halte und nicht dann wenn Ihr glaub es mir gebieten zu können.“


„Ihr lasst Euch viel zu leicht provozieren, meine Liebe“, grinste Vernita die Magierin an. „Das ist eine Schwäche, die Ihr Euch abgewöhnen solltet, wenn Ihr nicht ein schnelles Ende finden wollt, da jeder Profi diesen Makel sofort zu seinem Vorteil nutzen wird. Seht mich an. Ihr könnt mich soviel beleidigen wie Ihr wollt, das kratzt mich absolut nicht. Da müsst Ihr schon etwas heftigere Dinge aufbringen als ein paar Worte.“
Die Elfe fuhr sich nachdenklich durch ihre Haare, während sie weitersprach. „Und dafür, dass ich gerade Euren Arsch davor bewahrt habe, in kleine Stücke gehackt zu werden, seid Ihr ziemlich undankbar. Ihr solltet dringend an Euren Manieren arbeiten, meine Liebe.“
Doch dann wurde sie von einem Moment auf den anderen wieder todernst. Das Grinsen verschwand so schnell aus Vernitas Gesicht, wie es gekommen war, während sie einen Schritt auf die Frau zumachte. Und der Sarkasmus in ihrer Stimme wich einer kühlen Art mit einem drohenden Unterton. „Und was die Namen Eurer ‚Freunde‘ angeht, die Ihr mir eben genannt habt, und denen Ihr bestimmt keine Glückwünsche überbringen wollt, so kann ich Euch sagen, dass ich einige davon sogar kenne. Doch sehe ich keinen Grund jemandem wie Euch zu helfen. Lasst meine Gefährtin gehen, dann könnte ich meine Meinung vielleicht ändern. Tut es nicht, und wir bringen es hier und jetzt zu Ende. Entscheidet Euch. Ihr habt die Wahl, Schätzchen.“


Neria neigte ihren Kopf etwas zur Seite, sah die Elfe mit abschätzendem Blick an.
„Was meine angebliche Schwäche anbelangt muss ich Euch recht geben. Ich kann meine Gefühle nicht kontrollieren, obwohl das Wort Gefühle nicht gerade passend ist, da ich eigentlich nur so etwas wie Hass empfinde.“
Sie machte eine kurze Pause.
„Mich gerettet?“ fuhr sie schließlich zynisch fort. „Ihr wolltet doch nur Euren eigenen Arsch und den Eurer Gefährtin retten. Mir sind diese verdammten Blechbüchsen schon seit Jahren auf den Fersen, was glaubt Ihr wohl wieso ich dennoch vor Euch stehe? Ich hab‘ Eure Drohungen und Spielchen schön langsam satt, seid Ihr so wirklich so töricht oder einfach nur lebensmüde?“
Mit einer schnellen Bewegung legte sie ihre flache Hand auf die Wange der Elfe und schwenkte mit leichtem Druck ihren Kopf in Richtung ihrer Gefährtin. „Seht.“
In diesem Moment kam wieder Leben in die andere Frau, sie wirkte benommen aber es schien ihr gut zu gehen.
Während sie ihre Hand wieder von der Wange der Elfe nahm sprach Neria schelmisch lächelnd weiter. „Nicht ich habe den Zauber aufgehoben, er war nur temporär. Vielleicht solltet Ihr Euch auch eine Schwäche abgewöhnen, vielleicht kennt Ihr das Wort, aber dessen Bedeutung nicht. Man nennt es Geduld, meine Liebe.“
„So jetzt habt Ihr Eure Gefährtin wieder, versucht Ihr mich nun gemeinsam zu töten?“
Neria sah auf die linke Wange der Elfe und bemerkte amüsiert, dass daran Blut haften geblieben war. „Mein Blut habt Ihr ja schon an Euch kleben, wie es aussieht.“
Sie betrachtete sichtlich gelangweilt ihre Hand, die sie zuvor bei ihrem Wutanfall mit ihren Nägeln malträtiert hatte.


„Wenn es mir nur darum gegangen wäre, meinen eigenen Arsch zu retten, dann hätte ich Euch bereits in dem Moment die Kehle aufgeschlitzt, als ich Euch in diese Nische gezerrt habe. Also erübrigt sich wohl die Frage, ob ich Euch nun mithilfe meiner Begleiterin zur Strecke bringen will, nicht wahr?“
entgegnete die Elfe kopfschüttelnd. „Und dass Euer Lähmungszauber jetzt schon seine Wirkung verloren hat, zeugt für mich eher von den mangelnden Fähigkeiten Eurerseits als von dem Fehlen der Geduld meinerseits. Ist das vielleicht der Grund, warum die Templer Euch noch nicht erwischt haben? Dass Ihr nicht wichtig genug seid, um wirklich gefunden werden zu müssen. Den wahrhaft gefährlichen Abtrünnigen hetzt die Kirche nämlich immer einen Inquisitor auf den Hals, anstatt diese Arbeit dem gemeinem Fußvolk zu überlassen, aber lassen wir das.“
Die Elfe fuhr mit ihrer Hand über ihre Wange, an der das Blut der Magierin klebte. Anschließend sah sie auf ihre Finger, welche sie langsam aneinander rieb. „Und soll mich Euer Blut an meinem Körper jetzt beeindrucken, oder was sollte das Ganze? Glaubt mir, ich hatte schon soviel Blut an mir, dass es für zwei Leben reicht. Und wo wir schon mal dabei sind, Ihr solltet so schnelle Bewegungen wie gerade eben in meiner Gegenwart vermeiden, meine Liebe. Es könnte sonst sein, dass ich Euch aus einem Reflex heraus absteche, und das wäre dann sehr bedauerlich, nicht wahr?“
Ein Grinsen legte sich erneut auf das Gesicht der Elfe. „Und wo wir gerade schon beim Austausch von ‚Höflichkeiten‘ sind, mein Name ist Vernita. Aber da Ihr mich zu kennen glaubt, wisst Ihr das ja vielleicht schon. Und diese junge Dame heißt Leanora.“
Die Gemeinte, die noch immer ein wenig benommen war, lächelte nur etwas verlegen. Ihr war der Streit der beiden Frauen sichtlich unangenehm und wünschte sich wohl gerade an einen anderen Ort.
„So, das war das“, meinte Vernita abfällig. „Kommen wir lieber zu wichtigeren Dingen. Ich schlage Euch ein Geschäft vor, meine Liebe. Meine Gefährten und ich könnten noch einen Magier gebrauchen, nachdem unser letzter... nun sagen wir, einen Unfall hatte. Allerdings nur, wenn Ihr mehr drauf habt, als Euch vor meiner Nase auf die Fresse zu legen wie eben gerade. Und natürlich falls Ihr nichts gegen einen guten Kampf gegen einen übermächtigen Feind habt. Als Gegenleistung, verschaffe ich Euch ein sicheres Versteck und am Ende vielleicht auch Eure Rache, wenn Ihr nichts anderes als das anstrebt. Denkt aber nicht, dass ich das tue, weil Ihr mir leid tut oder weil ich eine so großherzige Person bin. Nur kann ich im Moment nun mal keine amoklaufende Halbelfe in dieser Stadt gebrauchen, welche die Wachen noch mehr aufscheucht, als sie es ohnehin schon sind. Das ist mein Angebot. Ihr könnt es annehmen, oder wir lassen Euch hier zurück und sehen Euch in ein paar Tagen auf dem Scheiterhaufen der Inquisition wieder. Also, wie sieht es aus? Werden wir uns handelseinig?“


Diese vermaledeite Elfe stieg einfach nicht von ihrem hohen Ross herunter, in gewisser Weise schienen sie sich sehr ähnlich zu sein. Diese Frau hatte einfach Talent dazu sie zur Weißglut zu bringen. Aber Neria versuchte ihre Worte so gut es ging einfach zu überhören, und runterzuschlucken was ihr so alles auf der Zunge lag. So dickköpfig und unbelehrbar sie auch zu sein schien, sie hatte wenigstens Mumm in den Knochen und wusste was sie wollte, im Gegensatz zu den ganzen Schwächlingen die sie bisher abgeschlachtet hatte.
Das Thema Versteck ließ Neria hellhörig werden und der sogenannte übermächtige Gegner trieb ihr ein leises Schmunzeln über die Lippen.
‚Na gut wenn sie mich für ihre Zwecke einspannen wollen, dann werde ich meinen Teil des Geschäfts einhalten, wenn ich schon in Denerim bin, machen ein paar Tote mehr oder weniger auch nichts aus, vielleicht geht es ja später sowieso ins Gesindeviertel dann könne sie alles in einem Aufwasch erledigen‘, dachte sie bei sich, bevor sie das Wort an Vernita richtete: „Jetzt wo ihr mir euren Namen genannt habt, muss ich zugeben ihn nicht zu kennen, aber das ist nicht unbedingt negativ zu werten da ich alles Positive aus dieser Zeit verdrängt habe und mich nur an die Dinge erinnern kann die man mir angetan hat. Obwohl ich mir nach unserer kurzen Bekanntschaft sicher bin, dass das mit uns nicht gut gehen kann, werde ich Euch helfen diesen…“
Sie lächelte dabei und setzte süffisant fort. „… so übermächtigen Gegner zu besiegen. Doch was meine Sache anbelangt verbitte ich mir, dass Ihr oder Eure Gefährten Euch einmischt. Das ist mein Krieg und mein Kampf, und ich habe jahrelang auf den Tag der Rache gewartet. Ich werde das Ganze jedoch durchziehen, bevor ich mich in Eure Dienste stelle.“
Zögerlich fuhr sie fort. „Ich weiß nicht in welche Probleme Ihr verwickelt seid und wie viele Feinde Ihr habt, aber seid gewarnt, wenn ich an Eurer Seite bin werden es noch viel mehr werden, mehr als Ihr Euch vorstellen könnt. Ich habe Verbrechen begangen, die wohl Eure schlimmsten Albträume in den Schatten stellen. Ach und wenn Ihr auf so eine Art Aufnahmeprüfung besteht, beziehungsweise eine Überprüfung meiner Fähigkeiten von mir verlangt, wie ich Euren Worten unschwer entnehmen konnte, dann lasst uns doch ganz einfach warten bis die Templer wieder hier sind.“
Sie hielt kurz inne, bevor sie mit warnendem Unterton fortfuhr. „Noch etwas. Solltet Ihr mich jemals wieder als Bastard bezeichnen oder meine Herkunft in den Schmutz ziehen, dann waren das Eure letzten Worte… und unterlasst in dem Zusammenhang auch tunlichst Eure Gefährten von meiner Abstammung zu unterrichten. Meine spitzen Ohren sind gut von meinen Haaren verdeckt, somit wird wohl keiner auf die Idee kommen, dass ich eine Halbelfe bin.“
Sie zog ein Stofftuch aus ihrer Tasche und reichte es an Vernita weiter. „Wischt Euch damit das Blut ab, es war nicht meine Absicht. Also warten wir nun auf die Templer oder gehen wir?“


Vernita nahm das Tuch der Magierin entgegen und wischte sich damit das Blut aus dem Gesicht, bevor sie ihr den blutbefleckten Lappen wieder zurückgab.
„Ihr würdet wahrscheinlich nicht so reden, wenn Ihr meine Träume kennen würdet, meine Liebe“, grinste die Elfe ihr Gegenüber an. „Und da wir es schon mit dem Arl und seiner Privatarmee zu tun haben, die mit Verbecherbanden und korrupten Kirchenangehörigen paktieren, so kommt es wohl auf die zwei, drei Typen, die hinter Euch her sind, wohl auch nicht mehr an. Aber klären wir die Details besser woanders. Durch den kleinen Aufruhr, den Ihr hier angezettelt habt, komme ich heute Nacht sowieso nicht mehr dazu, das zu erledigen, was ich vorhatte, also können wir auch zurückgehen.“
Vernita wollte sich gerade abwenden, hielt aber noch einmal inne und sprach mit ernster Stimme weiter. „Eine Sache noch. Die Wichtigste überhaupt, sozusagen. Wenn wir zusammen in den Kampf ziehen, dann habe ich das Kommando. Wenn ich sage ‚springt‘, dann fragt Ihr nur ‚wie hoch‘. Ich bin in dieser Gruppe die Einzige, die mit dem Führen von Kampfverbänden Erfahrung hat. Aus diesem Grund werde ich auch nicht mit Euch darüber diskutieren, ich hoffe, dass das deutlich war. Und Eure Rache werdet Ihr dann haben, wenn ich Euch sage, dass Ihr sie haben könnt, alles klar? Die Situation ist schon verfahren genug, weil so ein Schlauberger in meiner Begleitung auf die glorreiche Idee gekommen ist am helllichten Tag Leute an Häuserwände zu nageln. Ich brauche jetzt nicht noch jemanden, der während dieser Operation anfängt Amok zu laufen. Wenn wir in dieser Sache eine Übereinkunft finden, dann können wir sofort aufbrechen.“


Neria nahm ihr Stofftuch zurück, betrachtete es kurz und warf es achtlos über ihre Schulter auf den Boden. „Soso, der Arl ist also das Ziel, na mit den paar Hampelmännern werden wir schon fertig werden“, erwiderte Neria und nickte zur Selbstbestätigung während sie das sagte.
„Mir ist prinzipiell egal, wer oder was das Sagen hat, wenn ich dabei bin werdet Ihr sowieso nicht viel zu tun bekommen und dadurch dementsprechend wenig zu sagen haben. Wenn es wirklich nötig sein sollte, dann sagt mir halt wer das Ziel ist und ob derjenige mit viel oder wenig Schmerzen, mit lautem Knall oder leise sterben soll. Und wenn ich Euch nur den Rücken freihalten soll, dann kann ich ja nebenbei ein Buch lesen“, fügte sie scherzend hinzu.
„Doch was die andere Sache angeht…“ Ihre Miene verfinsterte sich wieder. „Ich lasse mir auf keinen Fall von Euch sagen wann und an wem ich meine Rache haben darf. Ich habe Euch vorher gesagt, dass dies meine Angelegenheit ist und ich erwarte von Euch dass Ihr das respektiert. Ich werde Rache nehmen wann ICH es für richtig halte und, auch wenn Ihr mir die Informationen die ihr habt vorenthaltet, und nicht wann Ihr es mir sagt. Wenn Ihr damit nicht einverstanden seid, dann vergessen wir einfach dass wir uns je gesehen haben.“


„Wenn Ihr so darüber denkt, dann seid Ihr dümmer als Ihr ausseht“, erwiderte Vernita abwertend. „Ich habe mehr Attentate verübt als Ihr Monde alt seid und weiß daher, dass solche Dinge mit dem Verstand und nicht mit dem Herzen durchgeführt werden müssen. Außer Ihr strebt dabei ein Selbstmordkommando an, wofür ich aber überhaupt nicht bin. Also lasst Euch Eure Arroganz und Überheblichkeit nicht zu Kopf steigen. Ich kenne keinen abtrünnigen Magier, der je eines natürlichen Todes gestorben wäre, und wenn Ihr nicht lernt Eure Entscheidungen durch Euer Hirn nicht durch Euer Herz treffen zu lassen, dann werdet Ihr das auch nicht. Aber genug der Worte. Wir verschwinden von hier. Folgt mir. Und meidet das Licht. Niemand darf uns sehen.“
Die Elfe kreiselte herum und lief schnellen Schrittes die Gasse entlang, bis die Dunkelheit sie verschluckt hatte. Leanora warf der Magierin noch einen unsicheren Blick zu, bevor sie Vernita folgte. Gemeinsam machten sie sich direkt auf dem Weg zurück zur Schmiede.


Zuletzt von Allie am So 21 Aug 2011, 12:48 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Kapitel XVIII - Blutmagie Empty
BeitragThema: Re: Kapitel XVIII - Blutmagie   Kapitel XVIII - Blutmagie EmptySa 20 Aug 2011, 8:03 pm

„Miri...? ...Miri?.... hörst du mich Miri?“ begann Lydia leise und zaghaft und sah dabei in Miandras Richtung. Sie wusste nicht wirklich was sie sagen sollte.
„Es... ich.... du bist hier in Sicherheit. Mach dir keine Gedanken, lass deine Sorgen für einen Augenblick fallen. Kein Grund noch Angst zu haben, wir sind hier sicher.“
Sie quälte sich unter Schmerzen auf und wankte zu Miandra hinüber. Bei ihrer Liege angekommen ließ sie sich auf die Knie sinken. „Miri, ich bin es. Sieh mir in die Augen und lass die Tränen raus… ich verspreche es, danach fühlt man sich einfach besser.“
Sie wurde rot - in etwa vergleichbar mit einer blassen Tomate, denn sie wusste nicht ob Miandra ihre guten Worte auch als solche auffassen würde.


Nachdem Vernita und Leanora das Versteck verlassen hatten, blieb Miandra weiterhin in derselben Position sitzen, stoppte jedoch damit ein Lied vor sich her zu summen, sondern beobachtete stattdessen Rowan, wie diese versuchte die Langeweile durch irgendwelche Übungen wegzudenken. Doch eigentlich starrte Miandra ins Leere. Eine Art Last schien von ihr gefallen zu sein, seitdem Vernita nicht mehr in demselben Raum war, wie sie. Trotz alledem beschäftigten sie viele andere Gedanken.
Plötzlich begann das Mädchen irgendwas zu stottern, und sie realisierte es erst wirklich, als sich dieses neben ihr zappelig auf die Knie fallen ließ. ‚Hat das Mädchen etwa Fieber?‘ War der erste Gedanke der ihr durch den Kopf schoss. Wieso sollte sie nicht wissen, wer sie ist, und warum sollte sie sich an der Schulter eines Kindes ausheulen? Das verstieß ohnehin gegen all ihre Prinzipien und zudem hatte sie überhaupt gar keinen Drang danach zu weinen.
Aber wahrscheinlich hatte das Mädchen wirklich Fieber, schließlich war sie auch ziemlich rot im Gesicht... und zudem wurde sie scheinbar stark verletzt bei dieser Aktion im Fort. Miandra konnte es ohnehin nicht befürworten, dass das Mädchen nun in diese ganze Sache verwickelt war, und dabei scheinbar fast gestorben wäre. Sie war viel zu jung für so etwas... Leid und Tod würden ihr ohnehin noch früh genug begegnen.
„Es geht mir gut, aber Ihr solltet Euch vielleicht ein wenig hinlegen und ausruhen“, erwiderte sie und versuchte Lydia anzulächeln was ihr nicht wirklich gelang.
„Wir haben noch viel vor...“, fügte sie melancholisch hinzu, wandte den Blick wieder von dem Mädchen ab und starrte erneut ins Leere.


„Mir geht es wieder einigermaßen gut. Noch ein paar Tage Ruhe und Vorsicht und mein Brustkorb ist wieder zusammengewachsen. Ich mache mir Sorgen um dich. Ich versteh‘ es manchmal nicht... aber vielleicht muss ich es auch nicht. Harren wir der Dinge die da kommen, dass wir sie tragen können haben wir gezeigt“, erwiderte Lydia, lächelte und legte, vorsichtig darauf bedacht Miandras Rücken nicht zu berühren, ihr einen Arm um die Schulter, drückte sie kurz und stand danach auf, um sich zurück in ihre Kissenburg zu begeben, wobei ihr dies weniger Schmerzen bereitete, als sie zunächst befürchtet hatte. Ein kleinwenig zufrieden ließ sie sich in ihre Kissen sinken, zog sich die Decke bis zur Nasenspitze und seufzte. Sie schloss die Augen und döste noch ein wenig vor sich hin, dabei ihre Gedanken abschweifen lassend und über Vergangenes und Zukünftiges nachdenkend.


Kurz verkrampfte sich Miandra als ihr Lydia plötzlich um den Hals fiel. Damit hatte sie nicht gerechnet, doch dabei war es eigentlich absehbar für ein solch stürmisches Kind. Miandra ließ es geschehen auch wenn es ihr nicht gefiel. Sie wollte kein Mitleid und keine Fürsorge von jemanden, dessen Mutter sie sein könnte, da sollte es schon eher umgekehrt sein. Zudem kannte sie Lydia kaum… wieso sorgte sich diese um sie? Weil man sie im Fort gefoltert hat? Mehr wusste diese schließlich nicht über sie. Doch vielleicht war das der Grund… zumindest klang es plausibel für ein junges Mädchen, welches noch voller Zukunftsträume war, Leid aus dem Weg gehen mochte, und sich wohl nach einer Familie sehnte…
Aber vielleicht waren das eher ihre eigenen bereits lange gestorbenen Träume. Sie schob das Thema gedanklich zur Seite, da sie das Mädchen ihrer Ansicht nach eindeutig zu wenig kannte, um darüber nachdenken zu können, was in ihr vor ging.
Stattdessen rappelte sie sich von ihrer inzwischen ungemütlichen Position auf und ging in gebückter Haltung zu dem Wasserfass. Dort angekommen trank sie einen halben Becher leer und wusch sich das Gesicht. Dabei fiel ihr auf, wie dringend sie ein Bad nötig hätte und sie hoffte, dass sie nicht mehr allzu lange in diesem lebendigen Grab sitzen würden.
Miandra nahm sich anschließend einen halben Brotlaib aus einem der Säcke und begab sich mit diesem, sowie dem Becher, zurück zu ihrer Liege, wo sie sich erneut in die Decke hüllte und damit begann das Brot zu verspeisen, wobei sie gedanklich jedoch an einem anderen Ort war.


Vernita dürfte an ihren ständigen Belehrungen Gefallen finden, sie hörte einfach nicht damit auf. Neria war schon viel zu müde um darauf einzugehen. Doch Vernitas letzten Satz ließ sich Neria noch einmal auf der Zunge zergehen und murmelte ihn nach, während sie eiligen Schrittes Leanora hinterher lief, die Vernita gefolgt war. ‚Sie solle mit dem Verstand und nicht mit dem Herz Entscheidungen treffen.‘
Ihr Herz hatte sie schon vor langer Zeit verloren, man hatte es ihr regelrecht herausgerissen, stellte sie fest.
Ihre beschlagenen Stiefel klapperten durch die Gassen, zu laut wie sie glaubte deshalb blieb sie kurz stehen, zog die Schuhe aus und nahm sie in ihre Hände um dann sogleich den beiden Frauen nach zu hetzen.
Sie huschten wie drei Schatten durch die verwinkelten Gassen. Neria hatte die beiden Frauen gerade eingeholt als Vernita abrupt stehen blieb und an eine Tür klopfte. Die Tür öffnete sich einen Spalt, offensichtlich wurde Vernita erkannt und sie wurden eingelassen. Neria betrat ein Gebäude das wie ein Verkaufsraum aussah. Vernita flüsterte mit dem Mann einige Worte, wahrscheinlich klärte sie ihn über Neria auf zudem dürfte Vernita sich über etwas, was den Mann betraf, ärgern. Sie schnappte nur flüchtig den Namen ‚Kylar‘ auf. Vernita gab Neria ein Zeichen ihr ins Hinterzimmer zu folgen. Auf dem Weg dorthin drängte sie sich bei dem Fremden vorbei, kurz streiften sich ihre Blicke und Neria zuckte zusammen.
„Schon wieder ein Elf…“, grummelte sie in sich hinein. Der junge Elf sah recht gut aus, dennoch hätte er ihr tot noch besser gefallen. Leanora lächelte Kylar an als hätten die beide etwas miteinander.
Neria, die Leanora erstmals im Licht sah, war erleichtert dass wenigstens die blonde, hübsche Frau kein Elf war.
Im Hinterzimmer angelangt gingen sie Treppen nach unten bis sie Vernita einen versteckten Zugang öffnete und sie einen kleinen Raum betraten der anscheinend als eine Art Lagerraum diente.
Der modrige Geruch der ihr in die Nase stieg erinnerte sie irgendwie an das Kellergewölbe im Zirkel, wo sie ihren Studien nachgegangen war.
Der Raum war dürftig mit einigen Fackeln beleuchtet die an der Kellerwand hingen. In einer Feuerstelle loderte ein kleines Lagerfeuer; darüber hängendes Kochgeschirr und der Duft von Essen deutete darauf hin, dass es kürzlich als Kochstelle benutzt wurde. Etwas weiter am Rand standen einige Sessel und ein Tisch, auf ihm eine Kerze die schon in ihren letzten Zügen lag. Hinter dem Tisch waren einige provisorische Betten, die teilweise aus simplen Schlafmatten bestanden, an der Kellerwand entlang aneinandergereiht.
Neria fühlte, wie ein beklemmendes Gefühl in ihr hochstieg. Sie hasste enge Räume, wenn sie sich nicht sogar zugestehen musste Raumangst zu haben. Als Magier musste man auf Abstand zu seinen Gegnern bedacht sein, wenn man den nicht hatte konnte das tödlich enden. Instinktiv suchte sie sofort nach einer Möglichkeit wie man sich hier am besten verteidigen könne.
Erst jetzt bemerkte sie, dass sich weitere Personen in dem Keller befanden. Um sie besser erkennen zu können ging sie langsamen Schrittes in Richtung des Tisches, vor dem sie stehen blieb. Während das schwache Kerzenlicht in ihren Augen flackerte, musterte sie kritisch die illustre Runde. Auf einem der Betten erblickte sie einen schlafenden Mann, der ein Krieger zu sein schien. Davor konnte sie eine junge Frau betrachten die unmotiviert rumhüpfte. ‚Etwas spät für Morgensport‘, dachte sie belustigt.
Ihr Blick wanderte weiter und verweilte bei einer schwarzhaarigen Frau, die auf einer Liege neben der Mauer gedankenverloren kauerte. Sie schien Schmerzen zu haben, da sie in einer unnatürlichen Haltung verweilte. Schließlich warf sie ihren Blick auf die beiden Frauen, die sie in der Ecke des Raumes vorfand. Die eine war Leanora, die mittlerweile auf dem Bett das dort stand Platz genommen hatte. Nach näherer Betrachtung erkannte sie, dass es sich bei der anderen um ein Elfenmädchen handelte, das sich offensichtlich erfreut über Leanoras Rückkehr an den Körper der Menschenfrau schmiegte.
„Was in des Teufels Namen macht dieser Elfenbengel hier“, schnaubte sie wütend in den Raum und war gerade im Begriff sich selbst zu vergessen.
‚Ein Kind dabei zu haben bedeutet nur zusätzliche Gefahr, die man sich nicht leisten kann, außerdem ist es elfischer Herkunft‘, schoss es ihr durch den Kopf. ‚Ich sollte es töten, doch dann hätte ich wahrscheinlich das ganze Lumpenpack hier auf dem Hals, wer weiß was ihnen an der Göre liegt“, spinn sie den Gedanken weiter.
Doch sie war nicht hier um zu töten, zumindest noch nicht, denn ihr Rachefeldzug im Gesindeviertel hatte Vorrang zudem brauchte sie ein Versteck wo sie danach untertauchen könnte. Es wäre töricht alles wegen einem Kind aufs Spiel zu setzen.
Mit schnellen Schritten ging sie um den Tisch herum und verharrte in stoischer Haltung vor den beiden.
Die Kleine war sichtlich von ihren forschen Worten erschrocken und drückte sich nun noch mehr an Leanora. Neria war nicht entgangen, dass das Elfenmädchen verletzt war und raunte über ihre Schulter hinweg zu den anderen Anwesenden.
„Was seid ihr nur für ein armseliger Haufen, dass ihr ein Kind für euch kämpfen lässt?“ Ihre Worte waren noch nicht im Gewölbe verhallt, da fuhr sie auch schon fort. „Wie wollt ihr euch selbst verteidigen, wenn ihr nicht einmal diese…“
Sie schnappte kurz nach Luft um ein passendes Wort zu finden. „…Elfenbrut schützen könnt?“
Sie drehte sich forsch zu Vernita um, die noch bei der Tür verweilt war und warf ihr einen spöttischen Blick zu. „Ein Resultat Eurer hervorragenden Führungsqualitäten? Oder habt Ihr der Göre das Messer selbst in die Brust gerammt, weil sie nicht nach Eurem Befehl gehandelt hat?“
Dann wandte sie sich wieder dem Elfenkind zu.
‚Ob ich will oder nicht ich muss dieses Kind heilen, das elende Gewimmer würde mir den letzten Nerv rauben, zudem stellt es in diesem Zustand eine Gefahr für alle hier unten dar. Was wäre wenn sie flüchten oder erneut kämpfen müssten?‘ dachte sie und an Vernitas Vorhaben.
Der blonde Engel neben ihr machte nicht den Eindruck als würde sie das Kind im Stich lassen, und wenn die Blonde nicht gehen würde… Neria zählte eins und eins zusammen und sah sich schon so gut wie in einem Kampf der nicht ihrer war.
‚Ich muss einige Tage mit den Leuten hier auskommen bis sich die Dinge in Denerim etwas beruhigt haben also nehme ich das kleinere Übel in Kauf.‘
„Gebt mir ein Messer“, herrschte sie die Anwesenden an, doch während sich deren Mienen ob ihrer bisherigen Worte nur verfinsterten, machte keiner auch nur Anstalten ihrem Wunsch Folge zu leisten. Verärgert kramte sie in ihrer Tasche nach ihrem eigenen Dolch, nahm ihn zur Hand und schloss mit einem schnellen Schritt die flüchtige Lücke die sie noch von dem Elfenmädchen trennte.
Sie spürte wie die Luft vor Spannung vibrierte, die trügerische Stille wirkte gespenstisch und bedrückend zugleich, man konnte sogar das Flackern des Kerzenlichts hören, das durch den leichten Luftzug der durch den Türspalt kam verursacht wurde. Die Hände aller Anwesenden näherten sich unscheinbar ihren Waffen, bereit jeden Moment aufzuspringen und über Neria herzufallen.
Bevor jedoch die Situation eskalierte schnitt sich Neria für alle sichtbar in den Unterarm, aus dem sogleich ein kleiner Rinnsal ihres Blutes auf den Steinboden zu tropfen begann, und erklärte mit ruhiger Stimme. „Ich verwende keinen herkömmlichen Heilzauber, da diese die Verletzungen nur oberflächlich heilen können und kurzfristig helfen. Ich habe einige Zauber erlernt, die eine Mischung aus Geistheilung und Blutmagie sind. Damit kann ich Wunden, die noch relativ frisch sind, komplett heilen. Allerdings ist diese Prozedur mit großen Schmerzen verbunden da der Heilprozess innerhalb von Sekunden stattfindet.“
„Du erträgst doch Schmerzen, oder?“ befragte sie die junge Elfe und sah sie dabei mit durchdringendem Blick an. Doch als sie ihr verweintes Gesicht sah, verzichtete sie darauf die Antwort abzuwarten, schüttelte lediglich verächtlich den Kopf und beschloss den Part mit den Schmerzen selbst zu übernehmen.
‚Wenn die hier zu schreien beginnt haben wir innerhalb von Minuten die gesamte Stadtwache, oder wenn es noch schlimmer kommt, die Templer auf dem Hals.‘
Sie kniete sich vor das Bett, zog die junge Elfe unsanft zu sich heran, fasste mit festem Griff ihre Hand, schloss ihre Augen und murmelte für die anderen unverständliche Worte. Ihre Hände fingen dabei in einem blassen Rot zu schimmern an, und ein rötlicher Nebel breitete sich innerhalb weniger Sekunden über den gesamten Körper des jungen Mädchens aus. Neria zuckte nur kurz zusammen als der Schmerz des Heilvorganges ihren eigenen Körper erreichte.
Selbstzufrieden betrachtete sie das Resultat ihres Heilzaubers, und stand wieder auf.
„Braucht noch wer Heilung?“, sagte sie in den Raum, dann richtete sie ihr Wort herausfordernd direkt an die schwarzhaarige Frau.
„Was ist mit euch meine Liebe? Erlaubt es Euer Stolz sich von mir helfen zu lassen? Ihr scheint mir ja ziemlich mitgenommen zu sein. Oder zieht Ihr es vor Eure Gefährten zu gefährden weil Ihr nicht voll einsatzfähig seid? Ich kann und will es mir ehrlich gesagt auch nicht leisten von Euch wegen Eurer Verletzungen aufgehalten zu werden. Bevor Ihr mir jedoch antwortet, möchte ich Euch darauf hinweisen, dass ich für Euch den Part mit den Schmerzen nicht übernehmen werde.“
Ihr Blick streifte über deren Körper und sie fügte dem gesagten hinzu: „Wie es mir scheint seid Ihr Schmerzen ja irgendwie gewöhnt zu sein.“
In Erwartung einer Antwort starrte sie die Schwarzhaarige mit ihrem kalten, ausdrucklosen Blick an, während sie mit dem Dolch in ihrer Hand spielte.


„Nun, wenn Ihr es unbedingt wissen müsst“, meinte Vernita sichtlich genervt über die Bemerkungen dieser mehr als vorlauten Magierin. „Wir haben zu sechst Fort Drakon gestürmt und uns mit der ganzen Garnison angelegt, und dabei hat sich die Kleine sogar als nützlich erwiesen. Zumindest als nützlicher als Ihr es bisher wart, denn außer Eurer großen Klappe, habt Ihr bisher noch nichts gezeigt, abgesehen davon Euch vor meinen Füßen im Dreck zu wälzen. Und wo wir gerade dabei sind, der Einzige, der bei dieser Aktion draufgegangen ist, war Hennrik. Aber der war ja auch Magier, und die kratzen ja immer ab, wenn es hart auf hart kommt, nicht wahr? Frage mich nur, wie lange Ihr braucht, bis wir Euren Kadaver irgendwo zurücklassen müssen. So wie Ihr Euch aufführt, wird es wohl nicht mehr allzu lange dauern.“
Die Elfe durchquerte den Raum, während sie Neria dabei beobachtete, wie sich diese mit Lydia beschäftigte. Auch wenn Vernita die Kleine nicht wirklich mochte, so missfiel es ihr, dass dieser Neuankömmling für soviel Unruhe in der Gruppe sorgte. Und für jemanden, durch dessen Adern selbst elfisches Blut floss, war sie verdammt rassistisch gegenüber ihren eigenen Wurzeln. Das könnte sich noch als Problem herausstellen. Genauso wie die Tatsache, dass dieses Weib eine Blutmagierin war, denn gegen die nützten Vernita ihre üblichen Managentzugstränke nichts. Aber sie hatte doch noch dieses Spezialgebräu, welches einem das Blut in den Adern gefrieren ließ, oder? Die perfekte Waffe gegen jeden großmäuligen Blutmagier.
Vernita erreichte ihre Sachen und prüfte sogleich ihre Vorräte. Ihre Sprengladungen gingen langsam zu Neige, da musste sie bald für Nachschub sorgen, aber eines ihrer Anti-Blutmagierelixiere hatte sie noch. Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf ihre Lippen, welches sofort wich, als sie merkte, dass Neria nun mit Miandra sprach und diese offenbar herausforderte. Sofort schnappte sich die Elfe eines ihrer Schwerter und nährte sich damit schnellen Schrittes der Magierin, die ihr momentan den Rücken zudrehte. Nachdem sie diese kurz darauf erreicht hatte, drückte sie Neria die Spitze ihrer Waffe ins Kreuz.
„Ich würde bei dem, was Ihr nun vorhabt, sehr vorsichtig sein, meine Liebe“, zischte Vernita böse. „Ansonsten endet Euer Leben schneller, als Ihr ‚Blutmagier‘ sagen könnt. Und da ich weiß, dass Ihr mich ansehen müsst, um Eure Zauber wirken zu können, solltet Ihr besser nicht versuchen Euch umzudrehen, klar?“


„Elfenbengel?!“ meinte Lydia empört, als die Halbelfe sie anschnauzte. Doch ehe sie ihr mehr entgegnen konnte, begann diese mit ihrer seltsamen Heilpraktik. Lydia spürte wie sich die Knochen in ihrem Körper zu bewegen schienen und wieder zusammen wuchsen, von dem besagten Schmerz war jedoch nichts zu spüren.
„Ich... ich danke Euch“, sagte sie erstaunt und nicht weniger beeindruckt zu ihrer Heilerin, doch diese schien sie nicht länger wahrzunehmen sondern stritt mit Vernita herum.


Miandra hatte gerade das letzte Stück des trockenen Brotes gegessen, als man plötzlich vernehmen konnte, dass jemand die geheime Schiebetüre öffnete. Etwas ungläubig musterte sie die Frau, welche zusammen mit Vernita und Leanora durch den Gang stolziert kam. An der eher abgenutzten Kleidung und dem Stab erkannte man sofort, dass es sich um eine Magierin handelte. Schnell zeigte sich auch, dass diese wohl sehr von sich selbst überzeugt war. Ob das ein Vor- oder Nachteil war, würde sich wohl noch früh genug herausstellen.
Erst dachte Miandra, Vernita würde diese Neue irgendwie kennen - warum sonst sollte sie diese mit in das Versteck nehmen? Aber schnell erkannte sie an Vernitas Verhalten, dass diese ihr weniger als nur gar kein Vertrauen schenkte. Scheinbar gabelte sie die Frau draußen auf, was auch eine Erklärung dafür wäre, wieso sie so schnell wieder zurück waren, und nahm sie mit, da Magier eine starke und mächtige Waffe waren… sofern man sie auf der eigenen Seite hatte. Doch diese war wohl alles andere als Handzahm.
Unschlüssig darüber was sie nun von dem Ganzen halten sollte, beobachtete Miandra wie die Magierin Lydias Wunden heilte. Blutmagie war verboten, also war sie wohl eine Abtrünnige, die bestimmt von Templern gejagt wurde… das fehlte ihnen ja gerade noch.
Ehe Miandra etwas auf die Frage antworten konnte, überschlugen sich erneut die Ereignisse, und nur eine Sekunde später stand Vernita hinter der Magierin und drückte dieser die Spitze ihres Kurzschwertes an den Rücken, verbunden mit einigen drohenden Worten, die sie nur teilweise hören konnte.
Miandra ignorierte Vernitas Reaktion und wandte sich an die Magierin. „Euer Eifer ist bemerkenswert, dennoch bezweifle ich, dass eine schnelle Heilung der Wunden unserer Situation einen Vorteil verschaffen würden. Ob ich nun gesund hier fest sitze, oder verwundet, was macht es für einen Unterschied? Zudem habe ich kein Interesse an Eurer Hilfe, oder habe ich Euch darum gebeten? Und sehr vertrauenswürdig seht Ihr mir auch nicht gerade aus...“, abschätzig musterte Miandra die Magierin erneut.
„Ach und ich bin nicht Eure Liebe, also spart Euch Eure Worte und erklärt Euch lieber, oder haltet einfach die Klappe und sucht Euch einen Platz welcher nicht in meinem Blickfeld liegt... von dem Gezicke was Ihr von Euch gebt, bekommt man ja Kopfschmerzen...“
Miandra wandte den Blick kopfschüttelnd und desinteressiert ab. Was sollte schon geschehen? Entweder würde sich diese fügen, oder sie hätte ein Kurzschwert im Rücken stecken... Und wenn nicht… so würden sie eben alle sterben… ob jetzt oder später, was würde es für einen Unterschied machen? Miandra war das alles ziemlich egal.


Neria hatte die Schwarzhaarige also richtig eingeschätzt, sie war sich anscheinend zu gut um ihr Angebot anzunehmen, oder hatte sie einfach nur Angst vor Schmerzen?
‚Hochmut kommt vor dem Fall‘, dachte sie sich, und in ihrem Zustand würden sie wohl oder übel auf die Schwarzhaarige verzichten müssen. ‚Ob das Vernita bewusst war?‘ fragte sie sich. Die Frau unterschied sich in ihrer lieblichen Art in keinster Weise von der Elfe. ‚Die beiden könnten Zwillingsschwestern sein‘, stellte sie hämisch fest.
Kaum einen Gedanken an Vernita verschwendet zeigte die sich auch schon wieder von ihrer besten Seite als Neria ihre Schimpftiraden vernahm und Vernita ihr obendrein diesmal ein Schwert in den Rücken drückte, um offensichtlich ihren Worten den nötigen Nachdruck zu verleihen.
Gelassen, ohne sich umzudrehen, entgegnete Neria: „Seid Ihr wirklich so töricht um zu glauben, dass ich mich umdrehen muss um zu zaubern? Ich weiß nicht mit welchen erbärmlichen Magiern Ihr es bisher zu tun hattet, oder wer Euch diesen Irrglauben in Euer Hirn, sofern Ihr überhaupt eines habt, gesetzt hat. Kennt Ihr den Unterschied zwischen Angriffs- und Verteidigungszauber? Offensichtlich nicht“, bestätigte sie triumphierend ihre eigenen Worte.
„Ihr seid anscheinend versessen darauf Eure Kräfte mit mir zu messen, anders kann ich mir Euer Verhalten nicht erklären. So wie es aussieht sind Euch die persönlichen Differenzen die ihr mit habt wichtiger als Euer Vorhaben. Gut, dann stecht jetzt zu. Ich kann Euch zwar tatsächlich nicht zuvor töten, aber ich garantiere Euch, dass Ihr mit mir sterben werdet, denn ich sorge dafür, dass mit jedem Tropfen Blut den ich vergieße, Ihr mitbluten werdet. Also wenn Ihr Euch nicht hundertprozentig sicher seid mehr Blut in Euch zu haben als ich, dann würde ich es an Eurer Stelle sein lassen.“
Kaum hatte sie die letzten Worte gesprochen, begannen Nerias Augen rötlich zu glühen und ein rosafarbener Schleier umhüllte ihren Körper. Sie drehte sich langsam zu Vernita um, fixierte mit beiden Händen deren Schwert und drückte ihren Körper langsam gegen die gezückte Waffe. Wie das Schwert langsam in ihre Magengrube eindrang, und Blut aus der kleinen Wunde zu triefen begann, stand sie von Angesicht zu Angesicht mit Vernita.
„Spürt Ihr das?“, hauchte sie dieser mit leiser Stimme entgegen. Als das Blut aus Nerias Bauchgegend auf den Boden zu tropfen begann, schien Vernita dieselbe Menge Blut durch Augen, Nase und Ohren zu verlieren.
„Seid Ihr bereit zu sterben meine Liebe?“ Neria presste ihren Körper noch mehr gegen Vernitas Schwert und blickte mit lüsternem Blick in ihr blutverschmiertes Gesicht.


Diese Magierin hatte echt Nerven. Saß in einem Raum aus Stein umgeben von sechs Leuten, die sie alle mit ihren Blicken fixierten und jederzeit dazu bereit wären ihr die Kehle durchzuschneiden, und wagte es ihre Blutmagie gegen eine dieser sechs Personen anzuwenden?
Entweder war sie dumm, lebensmüde oder einfach nur stur und überheblich. Miandra hatte nun definitiv genug von dieser jungen Magierin, die glaubte sie könne sich alles erlauben nur weil sie magiebegabt war.
Ohne weiter darüber nachzudenken nahm Miandra eine der Bandagen, stand auf - wobei sie die Schmerzen einfach runterschluckte, was ihr dank der Wut auf diese Göre recht gut gelang… diese hatte eindeutig den falschen Tag erwischt, um sich hier aufzuplustern - und ging relativ schnell zu den beiden. Mit nur einer einzelnen Bewegung rollte sie die Bandage währenddessen auf und nahm diese doppelt damit sie robuster war.
Kaum hatte sie die Magiern erreicht, welche ihr den Rücken zugedreht hatte und irgendetwas von sterben faselte, schnürte sie ihr die Bandage um den Hals, indem sie ihr diese zu einer Schlaufe geformt über den Kopf warf. Anschließend zog sie diese fest, sodass es der Magierein die Kehle zuschnürte und man ein kurzes Röcheln vernehmen konnte, und zerrte sie zwei Schritte von Vernita fort. Mit der freien Hand entriss sie dieser den Stab welchen die Magierin am Rücken trug, warf diesen achtlos zur Seite, packte die rechte Hand der Frau und drehte diese auf ihren Rücken - was bestimmt sehr weh tat, da diese kurz zusammenzuckte - und schnürte die Bandage fester, während sie ihr relativ tonlos ins Ohr flüsterte: „Also entweder Ihr seid artig oder Euch wird bald die Luft ausgehen. Ich für meinen Teil habe keine Lust auf solch Kindereien…“
Auch wenn Miandras Wunden höllisch spannten, so ließ sie sich die Schmerzen nicht anmerken. Diese Magierin war vielleicht mächtig was Zauber anbelangte, aber von so etwas wie Kraft- und Ausdauer hatte diese wohl noch nie etwas gehört, denn aus dem Griff konnte sie sich so schnell nicht befreien.


Vernita kochte vor Wut. Diese Magierin war eindeutig zu weit gegangen. Ihr erster Impuls war es, dieser großmäuligen Frau einfach ihr Schwert in den Körper zu rammen, ganz gleich, was dann auch passieren würde. Doch ehe es dazu kam, mischte sich Miandra ein, die einige ihrer Bandagen um Nerias Hals schnürte und ihr damit die Kehle zudrückte. So konnte sich das Blatt auf einmal wenden. Mit grimmigen Blick trat sie auf die Magierin zu, wobei sie ihr Schwert achtlos zur Seite warf. Dies würde sie jetzt nicht mehr brauchen.
„Es gibt viele Methoden jemanden zu töten, Magierin“, zischte sie böse, bevor sie der Angesprochenen einen Fausthieb auf deren Wunde verpasste, woraufhin diese aufstöhnte. „Dazu brauche ich nicht einmal Euer Blut zu vergießen. Mich interessiert eigentlich nur noch, was Ihr Euch eigentlich erdreistet, mich so herauszufordern. Ich rette Euren Arsch vor Euren Häschern, schlage Euch einen Handel vor und gewähre Euch Zuflucht, und was ist der Dank dafür? Ihr spielt Euch auf, als wäret Ihr der Erzdämon persönlich, beleidigt und bedroht meine Gefährten und wundert Euch darüber, dass ich nicht tatenlos danebenstehe? Und dann habt Ihr auch noch die Unverschämtheit, mich mit Eurer abartigen Blutmagie zu belegen, weil ich Euch zur Raison rufen will? So etwas von Arroganz und Hochmut ist mir ja noch nie begegnet! Ihr werdet jetzt augenblicklich diesen Fluch von mir nehmen, wenn Ihr nicht wollt, dass ich Miandra Euch erdrosseln lasse oder Euch gar selbst das Genick breche. Und dann solltet Ihr mir besser einen guten Grund nennen, warum Euer Leben nicht hier und jetzt enden sollte!“
Ein gefährliches Funkeln lag bei ihren Worten in den Augen der Elfe.


Als sich Neria gerade Vernitas Schwert noch tiefer reinrammen wollte, um so ihre Entschlossenheit zu demonstrieren, spürte sie auf einmal wie sich eine Schlinge um ihren Hals legte, und sie unsanft von Vernita und deren Schwert zurückgerissen wurde.
Neria hatte gepokert mit hohem Einsatz, ihrem Leben und auch mit dem von Vernita. Dem war jetzt aber nicht mehr so. Würde sie auf andere Weise getötet werden, als dass sie verblutete, dann würde nur sie sterben.
Von ihrer misslichen Lage befreit kam Vernita sogleich triumphierend auf sie zu, und schlug ihr auf die Wunde die das Schwert hinterlassen hatte. Abgesehen davon, dass das höllisch schmerzte, spritzte das Blut nur so aus dem Stich in ihrer Magengrube. Unbeeindruckt, dass auch Vernita sogleich das Blut übers Gesicht rann, wurde sie von ihr mit hasserfüllter Stimme mit Vorwürfen zugeschüttet. Zu allem Überdruss verlangte sie auch sofort von ihrem Blutpakt befreit zu werden, da sie Neria sonst töten würde.
„Also endet es jetzt und hier“, seufzte Neria melodramatisch mit rauer Stimme hervor.
‚Ein unrühmliches Ende für sie, von einem Krüppel und einer Schurkin geschlagen‘, dachte sie bei sich und grübelte danach über Vernitas Worte.
Eigentlich hatte Vernita recht, sie schenkte ihr, ohne viel nachzufragen wer und was sie war, ihr Vertrauen, zumindest soviel dass sie Neria in ihr Versteck mitnahm. Sie gefährdete damit nicht nur ihre Gefährten, sondern riskierte auch deren Loyalität, ob ihrer eigenwilligen Entscheidung, zu verlieren und sie hatte nichts Besseres zu tun als diese auch noch zu untergraben. ‚Scheinbar ist mein größter Feind mein Stolz und nicht mein mächtigster Gegner‘, stellte sie resignierend fest.
Neria sah ihr Vorhaben Rache zu üben in weite Ferne gerückt. Was sollte sie der Elfe nun sagen? Es gab keinen guten Grund sie am leben zu lassen oder doch? Nachdem der Blutpakt mit Vernita nun sowieso sinnfrei war, beschloss sie den Zauber aufzuheben. Sie fuhr sich mit der freien linken Hand kreisförmig über die Wunde, murmelte ein paar Worte und Vernita hörte unmittelbar danach zu bluten auf.
Dann überlegte Neria krampfhaft ob es für sie nicht doch noch eine Möglichkeit gab die beiden zu besiegen. Doch dazu war es zu spät. Sie waren zu nahe, und sie in einer zu misslichen Lage… stellte sie bedrückt fest. ‚Also reden‘, dachte sie bei sich… aber reden war noch nie ihre Stärke… Was sollte sie sagen? Sobald sie ihren Mund aufmachen würde, würde doch sowieso jeder merken, dass sie nur mit Hass gefüllt war.
Nach einigen Grübeln wie und was sie sagen sollte brachte sie mit erstickter Stimme hervor: „Ich bin eine Einzelgängerin, sodass ich so etwas das Ihr Manieren nennt, nicht kenne. Bisher bedurfte ich auch keiner, da ich normalerweise nicht rede sondern einfach töte. Ob mein Auftreten richtig oder falsch ist können nur andere beurteilen. Anscheinend habt Ihr gerade Euer Urteil darüber gefällt…“
Sie fuhr mit abschätzender Stimme fort: „Doch was mir auch fremd ist, ist die Tatsache, ein Schwert in den Rücken gesetzt zu bekommen, wenn man jemanden Hilfe anbietet. Gehört das zu den guten Manieren? Ich dachte, Ihr wollt als Gegenleistung für meine Unterkunft meine Hilfe für Euren Kampf… Im Prinzip ein Kampf der nicht der meine ist… und glaubt mir, ich hab beim Erbauer andere Sorgen.“
Sich rechtfertigend sprach Neria weiter. „Und kaum betrete ich Euer Versteck fällt Ihr mir in den Rücken? Meine Reaktion war ein reiner Schutzmechanismus, sollte ich Euch denn gewähren lassen? Wie würdet Ihr handeln, wenn Ihr Euch in die Enge getrieben fühlt? Das Mindeste was Ihr tun würdet wäre Euch Respekt zu verschaffen oder?“
Sie blickte bei ihrer Frage Vernita tief in die Augen. „Auch ich wollte lediglich Respekt oder glaubt Ihr wirklich ich hatte den Tod gesucht? Ich dachte Ihr braucht einen Magier? Dabei hatte ich eher den Eindruck, Ihr hasst Magier und wolltet mich hier nur zur Strecke bringen. Wenn es wirklich so ist dann bringt es jetzt zu Ende. Ich habe keine Angst vor dem Tod, alles was ich war, ist eigentlich schon vor Jahren gestorben…“
In Erwartung jetzt ihr Ende zu finden schloss sie langsam ihre Augen.


„Nun, natürlich können wir eine Magierin gebrauchen, keine Frage. Ihr habt nur eine seltsame Art von Hilfe anzubieten, Neria“, entgegnete Vernita spöttisch. „Die meisten Anwesenden in diesem Raum haben schon mehr Schmerzen durchlebt als gut für sie ist, insbesondere die Frau hinter Euch. Und Eure Hilfe besteht anscheinend darin, Ihr durch weitere Schmerzen zu helfen. Das ist nicht tragbar. Genau das wollte ich Euch begreiflich machen, als ich Euch mit dem Schwert bedroht habe. Denn Schmerzen führen nur zu weiteren Schmerzen und sonst gar nichts. Diese Lektion habe ich inzwischen gelernt, nur Euch scheint sie noch fremd zu sein. Wollt Ihr mir etwa erzählen, dass Ihr keine gewöhnlichen Heilzauber kennt? Ist das nicht das Erste, was sie Euch im Zirkel der Magi beibringen? Wir haben Zeit, da unsere nächsten Schritte erst noch gründlich geplant werden müssen, also können unsere Wunden auch schonend behandelt werden.“
Die Elfe machte eine kurze Pause, bevor sie ernst und mit unbeweglicher Miene weitersprach. „Ich kann Euch teilweise sogar verstehen. Ich war auch mal eine Einzelgängerin und wie Ihr auf dem Pfad der Rache. Doch dieser Pfad führt nur zur Selbstzerstörung. Und auch, wenn die Rache an sich süß anmutet, so hat sie doch einen bitteren Nachgeschmack. Auch wenn ich Euch Euer Recht auf Rache nicht absprechen will, so sollte sie unserem eigentlichen Ziel nicht im Wege stehen. Ich biete Euch etwas, was weitaus wichtiger und bedeutender ist, als der Tod einiger Elfen. Eine Möglichkeit, Euren Namen reinzuwaschen, falls Euch an so etwas überhaupt gelegen ist. Die Feinde, gegen die wir antreten sind mächtig, gefährlich und korrupt. Aus einem uns unbekannten Grund entführen sie die Kinder des Landes. Und das sicher nicht im Auftrag Königin Anoras, dafür kenne ich die Frau gut genug. Doch um diese Machenschaften aufzudecken benötigen wir Beweise. Unser aller Leben hängen davon ab. Aber ich denke, jetzt ist es erst einmal an der Zeit, dass Ihr uns erzählt, warum diese Elfen sterben sollen und warum Ihr Euer eigenes Volk so sehr hasst.“


Neria hatte eigentlich erwartet den Todesstoss versetzt zu bekommen, doch anstelle dessen fing Vernita, in einem Ton den sie bisher von ihr nicht kannte, zu sprechen an. Sie öffnete wieder ihre Augen und sah sie verwundert an. Gewährte sie ihr wirklich Gnade? Gnade die sie wahrscheinlich nicht zu geben bereit gewesen wäre?
Nachdem sie alle Worte in sich aufgesogen hatte, räusperte sie sich kurz verlegen und wusste nicht so recht wie sie Vernita ihren Dank zum Ausdruck bringen sollte. Verzweifelt nach Worten ringend sah sie Vernita an und brachte kein Wort heraus.
‚Ich kann es nicht‘ hämmerte es in ihrem Kopf. Sie focht einen inneren Kampf aus, da ihr so eine Situation äußerst peinlich und auch fremd war. Sie würde lieber Taten sprechen lassen schwor sie sich, weil Worte ein Zeichen von Schwäche wären.
„Den Namen reinwaschen…“ fragte sie ungläubig um von ihrer Verlegenheit abzulenken. „Das klingt gut aber ich glaube kaum, dass mein Name noch rein zu waschen ist. Doch ihr könnt selber darüber urteilen wenn Ihr meine Geschichte gehört habt.“
Mit ihren Händen schob sie ihre schwarzen Haare ein wenig zur Seite, sodass alle ihre spitzen Ohren sehen konnten und begann mit ruhiger Stimme zu sprechen: „Wie ihr unschwer erkennen könnt bin ich eine Halbelfe, auch Bastard genannt “
Dabei sah sie Vernita mit einem warnenden Blick an. „Ich habe meinen menschlichen Vater niemals gesehen, da er wegen der verbotenen Liebschaft mit meiner Mutter flüchten musste, um so einer etwaigen Hinrichtung zu entgehen. Ich bin im Gesindeviertel hier in Denerim aufgewachsen und wurde von meinem eigenen Volk, ich wähnte mich eigentlich als Elfe, wie eine aussätzige behandelt. Worte wie Bastard waren noch die harmlosesten Dinge die ich mir jahrlang an den Kopf werfen lassen musste. Oft bin ich stundenlang in einer Ecke gekauert und hab‘ geheult. Ich bin somit als Einzelgängerin aufgewachsen und hab‘ die meiste Zeit am Hof meiner Mutter, die Viehzucht betrieb, verbracht. Dort hatte ich auch, wenn auch unbewusst, den ersten Kontakt mit Blutmagie, die ich aber zu jenem Zeitpunkt noch nicht unter Kontrolle hatte. Ich rettete damals ein Jungtier vor dem sicheren Tod, nahm aber dem Muttertier dadurch das Leben.
Mit fünfzehn Jahren lernte ich Theofillas kennen, der Sohn eines Händlers im Gesindeviertel. Ich hatte die schönste Zeit in meinem Leben und durfte das erste, aber auch einzige Mal erfahren was Liebe ist. Doch unser Glück währte nicht lange da uns eines Tages ein paar halbwüchsige Elfen in einer Seitengasse auflauerten, Theofillas einen Dolch in die Brust rammten und mich vergewaltigen wollten.
Panik, Wut und blinder Hass haben meine Blutmagie entfacht und ich tötete damit einen der Widersacher um sogleich meinem sterbenden Freund wieder Leben einzuhauchen.
Dieser Vorfall hatte fatale Folgen auf mein Wesen und auf mein weiteres Leben. Endlich hatte man einen Grund gefunden um mich loszuwerden. Ich wurde verhaftet, eingesperrt, und geschlagen und schließlich an die Templer ausgeliefert. Ich verdankte nur meinem jungen Alter, dass sie mich nicht hingerichtet haben, sondern in den Zirkel der Magi brachten, um meine Kräfte dort unter Kontrolle bringen zu können.
Im Zirkel lief es dann nicht anders als bis dahin, nur mit dem Unterschied dass ich aufgrund meiner magischen Kräfte gefürchtet wurde, und mir deshalb die Läuterung verwehrt wurde.
Ich habe Tagein und Tagaus in der Bibliothek verbracht und hab‘ mir fast alles selber beigebracht, und wie ich im Keller auf verbotene Bucher der Todes- und Blutmagie gestoßen bin, hab‘ ich auch diese Magiearten verinnerlicht, beziehungsweise im Falle von Blutmagie diese zu kontrollieren gelernt. Man hat mich beim Ausüben von Blutmagie erwischt und wollte mich endgültig hinrichten lassen. Doch ich bin ihnen zuvorgekommen und ich habe alle im Zirkel getötet.
Nachdem mich mein eigenes Volk gequält, verraten und verstoßen hatte, galt mein Hass den Elfen, wo auch immer ich ihnen begegnete hab‘ ich getötet; Männer, Frauen, Kinder einfach alle…“

Neria hielt kurz inne und überlegte ob sie Vernita und den anderen die ganze Wahrheit erzählen sollte und fuhr dann zögernd fort. „…das ist auch der Grund wieso ich hier bin. Jene, die mich zu dem gemacht haben was ich bin, sollen büßen.“
Sie richtete ihr Wort direkt an Vernita. „Wie ich bei unserer ersten Begegnung noch die Oberhand hatte wollte ich Euch ebenso töten, doch ich erkannte das Ihr auch anders seid, zudem erinnerte ich mich an ein Mädchen in meinem Alter, das im Gegensatz zu mir, von den anderen nur ignoriert wurde…“ Dabei betonte sie das Wort ‚nur‘ abfällig.
Neria holte kurz etwas Luft. „Ihr solltet Euch wirklich noch einmal überlegen, ob Ihr mich dabei haben wollt. Ich bin nicht nur eine abtrünnige Magierin, eine geächtete Gesetzlose, ich bin eine Mörderin und werde wegen meiner zahllosen Vergehen nicht nur von Kopfgeldjägern gejagt, sondern auch von der Kirche mit ihren Templern. Wenn Ihr mit mir gemeinsam gesehen werdet, bevor Ihr vielleicht Eure Gnade von Anora bekommt, braucht Ihr Euch über das Thema Gnade keine Gedanken mehr machen. Und wenn Ihr glaubt Ihr habt viele Feinde, dann habt Ihr dann ein Vielfaches davon. Ich war es Euch schuldig Euch das nicht vorzuenthalten.“
Zufrieden registrierte Neria das sie soeben was gesagt hatte, was man irgendwie als Dankeschön werten konnte.
„Ich habe wohl Eure warnenden Worte über Rache vernommen, aber ich habe sie nur gehört und nicht gefühlt. Vielleicht werde ich das tun wenn es soweit ist, ich weiß es nicht“, sagte sie selbstkritisch nochmals direkt an Vernita gewandt.
„Um noch einmal auf die Sache von vorhin zurückzukommen, gebe ich Euch ein Versprechen gegen keiner Eurer Gefährten jemals wieder einen Zauber einzusetzen, sofern Ihr mich jetzt, wo Ihr alles über mich wisst, noch in Eure Gruppe aufnehmen wollt.“
Neria warf einen flüchtigen Blick auf ihren Bauch, wo noch immer das Blut heraus triefte.
„Doch einen Zauber würde ich gerne noch wirken“, warf sie zögernd ein und drehte sich dabei zu der schwarzhaarigen Frau, die Vernita vorhin als Miandra bezeichnet hatte, um. Sie blickte dieser forschend in die Augen und bemühte sich redlich diesmal freundlicher zu fragen. „Um Euch zu heilen wäre sehr viel Blut meinerseits nötig, wenn ich hier schon so eine Sauerei veranstaltet habe, wollen wir doch das viele Blut nicht ungenutzt lassen, oder was meint Ihr?“
Bevor Miandra ihr antworten konnte fiel sie ihr auch schon wieder erklärend ins Wort: „Lasst Euch von mir helfen. Auch wenn Ihr es aus Stolz nicht selber wollt, tut es für Eure Gefährten, sie werden Euch gesund brauchen. Oder wollt Ihr riskieren einen von ihnen zu verlieren, nur weil Ihr Eure Schwerthand nicht heben könnt? Vielleicht mag es Euch gleichgültig sein, was mit Euch passiert, aber gilt das auch für Eure Gefährten?“
Sie betrachtete Miranda noch mal eingehend. „Eure Wunden sind zu stark als dass hier ein normaler Heilzauber nützen würde. Ich kann Euch die Schmerzen, die Ihr bei der Heilung haben werdet nicht ersparen, aber ich würde sie mit Euch teilen. Und falls Ihr wissen wollt, wem Ihr Euch gerade anvertrauen würdet, mein Name ist Neria.“
Sie ließ ihren Namen kurz im Raum klingen. „Aber entscheidet bitte schnell ich muss meine Wunde bald schließen sonst kippe ich noch selber um.“


„Ich kann verstehen, dass Ihr solchen Hass gegen die Personen richtet, die Euch das angetan haben, was Euch widerfahren ist. Warum Ihr allerdings den Tod Eures Liebsten wollt, will mir nicht in den Kopf. Er wird sich wahrscheinlich von Euch abgewandt haben, nachdem er von Eurer Verbindung zur Blutmagie erfahren hatte, was nachvollziehbar ist, da er ansonsten mit einem Strick um den Hals am nächsten Baum geendet wäre“, meinte Vernita nachdenklich, nachdem sie den Ausführungen Nerias aufmerksam zugehört hatte. „Auf der anderen Seite ist mir das Schicksal dieses Elfen aber auch egal, so dass Ihr ihn von mir aus ruhig töten könnt. Doch ob Ihr Euch danach besser fühlen werdet, darauf würde ich mich an Eurer Stelle nicht verlassen. Aber darüber können wir ein andermal sprechen.“
Die Elfe strich sich bei ihren Worten über die Narbe unter ihrem linken Ohr, wobei sie an ihre eigene Rache zurückdachte, die ihr fast das Leben gekostet hätte und die sie in ein Leben gedrängt hatte, welches sie nie leben wollte. „Und ich bin selbst eine Mörderin, also braucht Ihr von mir kein Urteil wegen Eurer Taten zu erwarten. Nur das Abschlachten von Elfen, die mit Eurem Schicksal nichts zu tun hatten, solltet Ihr unterlassen, wenn Ihr nicht sterben wollt, bevor Ihr die wahren Schuldigen zur Strecke gebracht habt. Außerdem gefällt mir der Gedanke nicht, dass ich aufgrund meiner Herkunft ebenfalls auf Eurer Abschussliste stehen könnte. Das wollen wir doch lieber lassen, was?“
Ein Grinsen legte sich auf Vernitas Gesicht, als hätte sie gerade einen guten Witz gemacht. „Und was das Reinwaschen Eures Namens angeht... nun, dazu müsst Ihr einfach nur genug Dunkle Brut samt dessen anführenden Erzdämons niederstrecken und den Staub vor Euren Füßen fressen lassen, und schon wird Euch alles vergeben. Außerdem habe ich dadurch auch ein wenig Erfahrung sammeln können, wenn es darum geht, mich gegen eine angebliche Übermacht zu stellen. Das kriegen wir schon hin, keine Panik.“


Miandra hatte eigentlich nicht damit gerechnet, dass sich diese Magierin doch noch beruhigen würde und sah sie schon schlaff zu Boden gleitend vor sich. Doch als diese plötzlich damit begann ihnen ihre gesamte Lebensgeschichte zu erzählen, merkte Miandra, dass sie sich vielleicht geirrt hatte, und lockerte den Griff ein wenig.
Die Geschichte berührte und interessierte Miandra kein Stück, trotz alledem ließ sie die Magierin los und entfernte sich dieser zwei Schritte, da sie realisierte, wie nahe sie dieser eigentlich gerade gekommen war. Natürlich geschah das nur um sie daran zu hindern noch mehr Schaden anzurichten, aber jetzt wo diese keinen Schaden mehr anrichten wollte, sondern sogar Hilfe anbot, stieg in Miandra ein unwohles Gefühl hoch, als sie die junge Magierin so nahe neben sich spürte.
Kurz dachte sie über die Worte nach, und blickte einen Augenblick zu Vernita, um aus deren Gesichtsausdruck lesen zu können, wie sie darüber dachte. Natürlich war sie dagegen und hätte am liebsten gleich selbst das Wort ergriffen. Schnell blickte sie wieder zu der Magierin, die sich Neria nannte, und erwiderte etwas genervt mit einem Seufzer. „Also schön, wenn Ihr unbedingt darauf besteht.“
Genervt wandte sie sich von dieser ab und ging mit schmerzverzerrter Miene zurück zu ihrer Liege. Durch die schnelle Reaktion von vorhin waren die Wunden bestimmt erneut aufgerissen. Als sie sich niedergelassen hatte blickte sie erneut zu Neria und fuhr ernst und etwas abfällig fort. „Ich habe jedoch kein Interesse daran meine Schmerzen mit Euch zu teilen, und glaubt ja nicht, dass ich Euch nun mehr vertraue als vorhin.“


Anscheinend hatte Neria doch die richtigen Worte gefunden um Miandras Zustimmung zu erhalten. Doch bevor sie ihr zu ihrer Liege folgte, wandte sie sich zu Vernita, da ihr der kurze Blickkontakt zwischen Miandra und Vernita aufgefallen war. Irgendetwas sagte ihr, dass sie in dieser Sache auch Vernitas Einverständnis suchen musste. Vernita sah Neria sehr skeptisch an, die Sache schien ihr mehr Kopfzerbrechen zu machen als eigentlich angebracht gewesen wäre, mehr als nur das Misstrauen das sie Neria gegenüber hatte.


Miandra wandte sich von den beiden ab und ging zu ihrer Liege zurück, nachdem sie Nerias Vorschlag zugestimmt hatte, sich von dieser heilen zu lassen. Die Magierin sah daraufhin die Elfe an, als ob sie auf deren Zustimmung wartete. Vernita nickte einmal kurz, doch als Neria dann aufstehen wollte, packte die Elfe sie am Kragen und zog sie zu sich heran.
„Passt auf, dass ihr nichts geschieht“, flüsterte sie der Magierin ins Ohr, wobei ihre Stimme einen flehenden Unterton hatte. „Diese Frau ist mir sehr wichtig, und ich will nicht, dass ihr irgendetwas Schlimmes widerfährt. Sie hat bereits genug Leid erfahren.“
Nach diesen Worten, löste Vernita ihren Griff und ließ die Magierin gewähren.


Neria folgte daraufhin Miandra zu ihrer Liege und kniete zu deren Füßen nieder.
‚Nein meine Liebe ich werde Euch die Schmerzen nicht alleine ertragen lassen, ich habe keine Lust auf eine weitere Konfrontation mit Vernita‘, dachte sie insgeheim. Abgesehen davon, würde Miandra kaum merken dass der Schmerz nur halb so qualvoll sein würde.
„Nachdem Ihr zahlreiche Wunden habt, und einige sehr stark sind, geht das nun nicht so einfach nur mit Händchen halten wie bei dem Mädchen dort“, begann sie schließlich und deutete mit dem Kopf auf die junge Elfe. „Ich muss Euch zumindest in der Nähe Eurer Wunden berühren.“
Neria bemerkte sofort, dass Miandra bei ihren Worte zusammenzuckte, sich verkrampfte und am liebsten doch auf ihre Hilfe verzichtet hätte. Ihr Blick hatte so etwas wie: ‚Ich würde lieber sterben als mich von Euch berühren zu lassen‘. Doch Neria ließ sich auf keinen direkten Blickkontakt mir ihr ein und wirkte ganz sachlich als sie weitersprach. „Schließt Eure Augen und denkt ganz einfach an etwas Schönes, dann werdet Ihr meine Hände gar nicht spüren.“
Über ihren Rücken hinweg warf sie Vernita noch zu: „Lasst bitte diesmal Euer Schwert stecken und unterbrecht mich in keinster Weise. Ein Abbruch des Zaubers würde unser beider Tod bedeuten. Die Blutmagie ist zwar mächtig, aber gefährlich für alle die damit verbunden sind, aber das wisst ihr ja mittlerweile selbst.“
Sie fühlte förmlich wie Vernita im Begriff war sie doch noch von Miranda wegzureißen und sprach daher schnell weiter mit der schwarzhaarigen Frau. „Seid Ihr bereit Miandra?“
Diese nickte zögerlich mit dem Kopf.
Neria fasste Miandra bei den Hüften, konzentrierte sich, sprach ihren Zauber und ließ ihre Hände mit einer sanften Berührung über ihren geschundenen Körper gleiten. Nachdem sie ja beschlossen hatte den Schmerz zu teilen schimmerten beide in einem blässlichen Rot während der Heilvorgang andauerte.
Ein höllischer Schmerz durchfuhr Neria, sie ließ sich aber trotzdem nicht aus der Konzentration bringen. ‚Wenn das nur die Hälfte ist möchte ich gar nicht wissen wie sich alles davon anfühlen würde‘, schoss ihr durch den Kopf. Miandra dürfte es schlimmer erwischt haben als sie gedacht hatte. Die Heilung erwies sich als äußerst langwierig.
Es kam ihr vor als würden Stunden vergehen. Doch sie hatte in diesem Moment kein Gefühl für Raum und Zeit, fühlte nur den Schmerz und wie ihre Kräfte abnahmen.
‚Was haben die mit ihr gemacht?‘, dachte sie wie sie nahezu am Ende ihrer Zauberkraft war. Mit eisernen Willen und in Gedanken an Vernitas Worte hielt sie ihre Konzentration und die Verbindung zu Miandra aufrecht, denn eines davon zu verlieren hätte sie beide getötet.
Doch endlich war es vollbracht, Neria sackte völlig entkräftet in sich zusammen. Der wenige Schlaf der letzten Tage, der hohe Blutverlust und die kräfteraubende Heilung taten ihr Übriges, so dass sie schlaff auf den Boden sank, ihre Lider wurden schwer wie Blei und sie war im Begriff vor Miandras Liege einzuschlafen - was nach einem kurzen Augenblick, ohne dass sie spürte dass sie eigentlich auf dem nasskalten Steinboden lag, auch geschah.


Lydia beobachtete die Heilung von Miandra und dass dieser der Blutmagierin offensichtlich den Rest gab. Jetzt war es an der Zeit, dass Lydia ihre Beweglichkeit testete. Sie hatte lange genug gelegen, nach der Heilung wollte sie wieder auf Touren kommen, sich wieder bewegen. Sie stand auf und begann sich zu dehnen, wobei sie feststellte, dass sie allem Anschein nach nichts von ihrer Beweglichkeit verloren hatte. Sie blickte sich im Raum um. „Genug Platz wird sein...“ sagte sie und schlug gekonnt ein Rad, wobei sie mitten im Raum zum Stehen kam, wo sie sich geschmeidig in den Spagat fallen ließ.
„Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie gut es tut, sich wieder schmerzfrei bewegen zu können.“ Lydia war glücklich. Sie konnte sich wieder bewegen, das war ihr wichtig. Sie war sogar so froh, dass sie sogar ihren eigentlichen Hass auf Vernita verdrängte. Sie hätte die Welt umarmen können, doch momentan wollte sie nur eins: Aktiv sein, sich bewegen. Wenn sie könnte würde sie bei nächster Gelegenheit auch das Versteck verlassen und sich in der Stadt umschauen und -hören , doch vorerst war sie hier unten und konnte auch noch nicht all zu viel daran ändern.


Während Neria zu Miandra hinüberging und mit ihr sprach, setzte sich Vernita auf ihre eigene Liege und beobachtete das Schauspiel mit besorgter Miene. Sollte der schwarzhaarigen Frau dabei etwas geschehen, so wusste sie nicht, ob sie diesen Verlust ertragen konnte. Im Moment fühlte sich Vernita so hilflos wie schon lange nicht mehr.
Und als Neria begann ihre Hände über Miandras Körper gleiten zu lassen, spürte Vernita, wie so etwas wie Wut in ihr hochkam, die sie sich nicht erklären konnte. Sie stand kurz davor, aufzuspringen, Neria mit einer schnellen Bewegung das Genick zu brechen und ihre Leiche achtlos in die Ecke zu werfen. Und das, obwohl diese doch nur das Beste für die schwarzhaarige Frau wollte. Was war nur los mit ihr? War sie etwa eifersüchtig? War es das? Konnte sie es nicht ertragen, dass diese Magierin die Frau berührte, die sie so sehr liebte? Etwas, was sie aufgrund von Miandras abweisender Haltung nicht zu tun vermochte? Es sah wirklich so aus.
Die Elfe fuhr sich mehrmals über das Gesicht, rieb sich die Hände oder schlug mit der Faust in ihre eigene Handfläche, um dieses Gefühl zu unterdrücken und sich selbst unter Kontrolle zu halten, was ihr aber immer schwerer fiel, je länger diese Heilungsprozedur dauerte. Doch vor allem die Angst vor dem was passieren konnte, wenn sie sich einmischen würde, hielt die Elfe zurück, etwas Unüberlegtes zu tun. Als das Ganze endlich vorbei war, sackte Neria, offenbar am Ende ihrer Kräfte, in sich zusammen und fiel auf den kalten Boden.
Vernita sprang sogleich auf, ging zu ihr hinüber und hob sie vom Boden auf. Anschließend legte sie die Frau auf ihre eigene Liege, damit diese die Nacht nicht auf der Erde verbringen musste. Nachdem sie die Magierin dort abgelegt hatte, besorgte sie sich Verbandszeug und versorgte damit Nerias Verletzung. Danach setzte Vernita sich neben Miandra und sah diese besorgt an.
„Und, geht es dir jetzt besser?“ fragte sie fürsorglich, aber auch mit einem Hauch von Angst in der Stimme. Angst davor, dass die schwarzhaarige Frau wieder so abweisend sein würde, wie sie es bei ihrem letzten Gespräch gewesen war.


Miandra wusste nicht was unangenehmer war: Die Schmerzen der Heilung oder die Berührungen die sie über sich ergehen lassen musste. Doch sie kam zu dem Entschluss, dass Zweites schlimmer war. Der Heilungsprozess war zwar anstrengend, und sie spürte wie sich die Haut zusammenzog als würde jemand mit tausend Nadeln gleichzeitig jede einzelne Wunde vernähen und das in einer immensen Geschwindigkeit. Zudem fühlte es sich an, als würde ihr jemand ihre Energie aus dem Körper saugen, da sie sich von Sekunde zu Sekunde schwächer fühlte.
Doch diese Hände… es machte sie wahnsinnig, und am liebsten hätte sie Neria einfach von sich gestoßen, doch sie wusste was auf dem Spiel stand. Sie musste es wohl oder übel über sich ergehen lassen… Je schneller sie gesund sein würde, um so schneller würden sie aus diesem Keller raus kommen und weitermachen können. Das war die Motivation für Miandra, und sonst nichts.
Nach einiger Zeit, die Miandra wie eine Ewigkeit vorkam, sackte Neria schließlich vor ihr zusammen. Ein befreiendes Gefühl durchlief sie dabei. Die Schmerzen der Wunden waren verschwunden - und natürlich auch diese Hände... Dennoch wäre sie beinahe mit Neria zusammen umgefallen. Sie fühlte sich schwach und unendlich müde. ‚Diese Blutmagie war wohl wirklich nur zu gebrauchen wenn man sich eines sicheren Ortes wusste‘, ging ihr dabei durch den Kopf.
Während Vernita die Magierin wo anders hinschaffte, kämpfte sie mit ihrer Müdigkeit. Sie wollte nicht schlafen, doch scheinbar blieb ihr nichts anderes übrig, dieser würde sie ohnehin bald übermannen. Als sie Vernitas Worte vernahm blickte sie diese nur ausdruckslos an, antwortete nicht sofort, da es einige Zeit dauerte bis die Frage ihren Kopf erreicht hatte.
„Ich glaube schon…“, erwiderte Miandra schließlich auf Vernitas Frage etwas unschlüssig und völlig entkräftet. „Ich sollte mich etwas hinlegen...“, fügte sie leicht benommen hinzu und ließ sich auch sofort seitlich auf die Schlafmatte fallen.


Zuletzt von Allie am Di 13 März 2012, 1:44 pm bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
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Kapitel XVIII - Blutmagie Empty
BeitragThema: Re: Kapitel XVIII - Blutmagie   Kapitel XVIII - Blutmagie EmptySo 21 Aug 2011, 1:15 am

Rowan hatte gerade ihre Übungen beendet, als Vernita und Leonora zurück ins Versteck kamen. Jedoch waren sie nicht allein. Ein zierliche Frau war bei ihnen. Sie hatte dunkle Haare und ein bleiches hageres Gesicht. Mürrisch schaute sie sich in dem Keller um. Rowan bemerkte den Stab, den sie dabei hatte und der sie als Magiebegabte kennzeichnete. Unbemerkt wanderten ihre Hände zu ihren Hüften, doch sie hatten ihren Waffengürtel nicht angelegt. Lautlos zog sie sich zu Sareths Liege zurück und ging daneben in die Hocke. Sie fand ihren Gürtel und legte ihn an.
Etwas ruhiger als zuvor beobachtete sie den Neuankömmling. Offenbar hatte es Vernita geschafft, jemanden aufzugabeln, mit dem sie sich streiten konnte, obwohl Rowan bezweifelte, dass es auch nur eine Person auf Thedas gab, mit der die Elfe keinen Streit anfangen würde. Keiner der drei machte Anstalten, die Magierin vorzustellen, und so blieb Rowan neben dem schlafenden Sareth stehen und wartete ab.
Jedoch zuckte sie zusammen als sie erkannte, dass die Frau augenscheinlich eine Blutmagierin war. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken und sie zog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein.
Eine Abtrünnige also. Als hätte die Gruppe nicht schon genug Schwierigkeiten. Nun mussten sie sich auch noch vor den Templern in Acht nehmen.
Sie verfolgte das Schauspiel, dass sich ihr bot, mit um ihre Waffen gekrallten Händen und warf Vernita wutentbrannte Blicke zu. Wie konnte die Elfe es wagen, die Gruppe so einer Gefahr auszusetzen? Noch dazu, wo sie in diesem äußerst verletzbarem Zustand waren. Rowan musste sich stark zusammen reißen und den Drang unterdrücken, auf Vernita zu zustürmen.


„Das ist schön“, meinte Vernita lächelnd auf Miandras Aussage hin. Und auch ihre Bemerkung, dass sie sich nun hinlegen wollte, fasste sie nicht als einen Versuch der schwarzhaarigen Frau auf, sie loszuwerden, da die Elfe ihr die Müdigkeit ansah. Das gefiel Vernita. Der Schlaf würde Miandra gut tun. Sie stand auf, als sich die Frau hinlegte und deckte diese dann zu. „Ja, du solltest dich ausruhen. Schlaf gut.“
Vernita blieb einen Moment unschlüssig neben Miandras Liege stehen, als ihr Blick auf ihre eigene fiel, auf der Neria tief und fest schlief. Andererseits war die Elfe auch gar nicht müde und wandte sich ab, um es sich am Lagerfeuer bequem zu machen. Doch bevor sie sich in Bewegung setzen konnte, fiel ihr Rowan ins Auge, die einen sehr wütenden Eindruck machte. Überrascht zog sie eine Augenbraue nach oben, wobei sie auf die Frau zutrat.
„Gibt es ein Problem?“ fragte sie die blonde Frau, als sie dicht vor ihr zum Stillstand kam. „Ihr seht irgendwie verärgert aus.“


„Wie konntet Ihr es wagen diese Frau zu uns zu bringen? Ist Euch nicht bewusst, dass sie eine zusätzliche Gefahr darstellt? Wollt Ihr, dass wir nun auch noch vor den Templern fliehen müssen?“
Rowan verschränkte die Arme vor der Brust und starrte die schlafende Frau an bevor sie sich wieder Vernita zuwandte. Ihre Stimme klang leise und gepresst.
„Ihr habt uns ohne uns zu fragen einfach einer weiteren Gefahr ausgesetzt. Und das, wo ganz Denerim hinter uns her ist und wir Schwerverletzte bei uns haben. Habt Ihr auch nur einen Moment darüber nachgedacht, was das für Folgen nach sich ziehen kann?“
Rowan konnte sich kaum noch beherrschen und hatte die Hände zu Fäusten geballt.
„Euer Handeln war unverantwortlich und zeugt von Eurer Sturheit und Eurem Eigensinn. So ein dummes Handeln hätte ich Euch am wenigsten zugetraut.“
Herausfordernd blickte sie die Elfe an.
„Was ist aus der Frau geworden, die stets einen Schritt voraus dachte und ihr Handeln akribisch plante? Die niemandem so leicht vertraute und darauf bedacht war, kein unnötiges Risiko einzugehen?“


Sareth erwachte aus seinen langen Schlummer. Er setzte sich aufrecht hin und streckte sich. Seine Gelenke zogen sich auseinander, sodass ein lautes Knacken zu hören war. Danach sah er wie Rowan neben ihm stand. Sie sah sehr verärgert aus und er fragte sich was los war. War irgendwas passiert als er schlief?


„Interessant, dass ausgerechnet Ihr mir etwas über unverantwortliches und unüberlegtes Handeln erzählen wollt, Rowan, wo Ihr uns doch einen potenziellen Attentäter angeschleppt habt“, erwiderte Vernita spöttisch, während sie die Hände in die Hüften stemmte und einen kurzen Blick auf den soeben erwachenden Sareth warf. „Die Kirche ist ohnehin bereits hinter uns her, seit sich Leanora unserer Gruppe angeschlossen, hat und da Hennrik ja durch Euer Verschulden in den Katakomben von Fort Drakon umgekommen ist, und wir somit keinen Magier mehr bei uns haben, war dieser Schachzug von mir schon sehr wohl überlegt. Außerdem ist diese Frau auf einer Art Rachefeldzug, der in dieser Stadt für weiteres Aufsehen gesorgt hätte. Dadurch dass ich diese Magierin hierher gebracht habe, kann ich dafür sorgen, dass ihre Absichten uns nicht in die Quere kommen. Also würde ich vorschlagen, dass Ihr Euch wieder einkriegt, bevor Ihr hier noch einen Anfall bekommt, der unsere schlafenden Gefährten aufweckt, einverstanden?“
Ein sarkastisches Grinsen legte sich bei ihren Worten auf Vernitas Gesicht.


Als Sareth die Worte Vernitas vernahm stand er auf und stellte sich schützend vor Rowan. Er blickte Vernita, die grinsend da stand, mit einen harten Blick an.
„Rowan trifft keine Schuld an Hennriks Tod. Und wenn Ihr ein Problem mit mir habt können wir das gerne klären.“


Die Elfe schien es darauf anzulegen Rowan noch wütender zu machen, als sie ihr die Sache mit Sareth vorhielt. Innerlich kochte sie vor Wut, doch mit einem Mal war alles anders. Jegliches Gefühl entwich. Ihr Gesicht erstarrte und ihre Arme fielen schlaff an ihrer Seite herunter.
…Hennrik…
Die Elfe gab ihr also die Schuld an seinem Tod.
Rowan hörte nicht, was Vernita weiter zu ihr sagte. Auch bemerkte sie Sareth nicht, der sich schützend vor sie gestellt hatte. Wie im Traum wandte sie sich um und wankte zum Ausgang. Sie musste hier raus. Weg von hier. Die Wände schienen urplötzlich sehr viel näher gekommen zu sein. Die Luft um sie herum flimmerte und der Weg verschwamm vor ihren Augen.
Sie sah Hennriks Gesicht vor ihren Augen, wie er leblos in dem kalten Gang lag. Und dann das Gesicht der Elfe. Das hämische Grinsen, mit dem sie Rowan die Schuld gegeben hatte. Genoss es Vernita, sie leiden zu sehen? Hatte sie sich doch in ihr getäuscht?
Mit der Zeit, hatte Rowan es geschafft, so etwas wie Vertrauen zu der Elfe aufzubauen. Sie hatte sie schätzen gelernt, obwohl sie nicht immer mit deren Art zurecht gekommen war. Obwohl sie immer ein Einzelgänger gewesen war, hatte sie begonnen sich an die Gruppe zu gewöhnen. Hatte es sogar in gewisser Weise genossen, nicht mehr alleine zu sein. Doch diese Welt brach nun in ihr zusammen. Sie hatte sich getäuscht. Wie töricht von ihr, zu glauben, der Elfe könne etwas an ihr gelegen sein. Wieso war sie so dumm gewesen und hatte ihr vertraut? Rowan war ihr egal, sonst hätte sie ihr so etwas nicht an den Kopf geworfen.
Verzweifelt versuchte sie, einen klaren Kopf zu bekommen. Sie hielt inne und schloss die Augen. Innerlich verschloss sie ihr Herz und beschwor die Abgebrühtheit, die sie in den letzten Jahren angenommen hatte, wieder herauf. Einmal noch schallt sie sich selber, dass sie anderen ihr Herz geöffnet hatte. Dann war das Gefühl der Trauer auch schon vorüber.
Als sie die Augen wieder öffnete, lag in ihnen Gefühlskälte. Sie war zurück gekehrt zu ihrem alten Ich. Sie ging zu ihren Sachen herüber und begann mit ruhigen und geübten Handgriffen ihre Rüstung anzulegen.


„Wir alle sind schuld an Hennriks Tod, Kleiner“, fuhr Vernita Sareth an, als dieser sich in das Streitgespräch einmischte. „Auch ich, weil ich diesen alten Knacker nicht gleich in die Wüste geschickt habe, als mir auffiel, wie leichtsinnig er doch ständig war. Doch ich habe es nicht getan, weil ich dachte, dass wir seine Fähigkeiten noch brauchen würden und dass Rowan ihn da unten beschützen könnte. Doch in diesem Punkt habe ich mich geirrt. Ich habe offenbar zu viel von ihr erwartet. Eine Fehleinschätzung meinerseits, die diesem alten Spinner das Leben gekostet hat.“
Kaum hatte sie den letzten Satz ausgesprochen, da wandte sich Rowan ab, ging zu ihrer Liege und begann damit, ihre Rüstung anzulegen. Die Elfe sah der Frau nur verärgert hinterher. Sie war die ständigen Provokationen Rowans satt, mit der sie Vernita neuerdings zu reizen versuchte, seit sie sich mit diesem Kerl zusammengetan hatte. Die Elfe konnte nicht verstehen, was mit dieser Frau auf einmal los war. Erst hatte es den Anschein gehabt, als würden die beiden sich allmählich verstehen, doch plötzlich schien es so, als würde nichts mehr, was Vernita zu ihr sagte, für die blonde Frau von irgendeiner Bedeutung sein. Im Gegenteil. Sie war seitdem offensichtlich nur auf Streit mit der Elfe aus, und jetzt, wo es zu dieser unausweichlichen Konfrontation gekommen war, zog Rowan plötzlich den Schwanz ein. Aber so leicht wollte es ihr Vernita nicht machen.
Sie ließ Sareth einfach stehen und ging schnellen Schrittes zu der blonden Frau hinüber, welche ihr momentan den Rücken zudrehte. Die Elfe packte diese am Arm und riss sie herum, sodass sich die beiden Frauen Auge in Auge gegenüberstanden. „Was habt Ihr vor? Wollt Ihr etwa weglaufen, oder warum legt Ihr Euch jetzt plötzlich Eure Rüstung an?“


„Nehmt Eure Hände von mir“, warnte Rowan mit leiser Stimme. „Und ich laufe nicht weg. Ich trete nur zur Seite, da ihr ja anscheinend tatkräftige Unterstützung gefunden habt und auf meine stümperhaften Fähigkeiten nicht mehr angewiesen seid.“
Gleichgültig schaute sie die Elfe an. „Ich war schon viel zu lange in dieser Stadt. Wenn man zu lange an einem Ort verweilt, kann das der Gesundheit abträglich sein.“
Ein hohles Lachen entglitt ihrer Kehle. Doch es währte nur kurz. Rowan entzog der Elfe ihren Arm und drehte ihr erneut den Rücken zu.


„Ach so, ich verstehe!“ fauchte Vernita weiter und trat erneut vor Rowan. „Euch geht es gar nicht um Hennrik, nicht wahr? Der alte Knacker ist Euch scheißegal. Hier geht es nur um eins und zwar um Euren verletzten Stolz. Ihr habt Mist gebaut und wollt es jetzt nur nicht zugeben, was? Was habt Ihr denn erwartet? Dass ich Euch dafür lobe, dass Ihr in den Katakomben Scheiße gebaut habt? Ihr habt Hennriks Tod zu verantworten, damit werdet Ihr leben müssen, Rowan. Und zwar solange Ihr lebt. Aber so ist das halt im Leben. Man steht zu seinen Entscheidungen und auch zu seinen Fehlern und erträgt die Konsequenzen, die daraus erwachsen. Jeden Tag!“
Die Elfe näherte sich der blonden Frau, bis sich ihre Gesichter beinahe berührten. „Denkt Ihr etwa, ich weiß nicht, was im Moment in Euch vorgeht? Denkt Ihr das wirklich? Auch ich habe schon Fehler gemacht oder falsche Entscheidungen getroffen, und dafür mussten dann meine Gefährten büßen. Doch anstatt wie Ihr in Selbstmitleid zu zerfließen, habe ich das akzeptiert und aus meinen Fehlern gelernt, um sie nicht zu wiederholen. Nur auf diese Weise konnte ich die Frau werden, die ich heute bin. Und nur deshalb bin ich überhaupt noch am Leben. Akzeptiert, was geschehen ist und strengt Euch an, damit etwas Derartiges nicht noch einmal passiert. Nur auf diese Weise lernen wir besser zu werden, Tag für Tag ein bisschen mehr.“
Vernita trat einen Schritt zurück, wobei sie die Arme vor der Brust verschränkte und ihr Gegenüber abschätzend anblickte. „Und wo wollt Ihr überhaupt hin? Ihr habt gegen Eshtá Gianauro gefochten, damals in dem Wald nahe Lothering. Sie weiß, dass Ihr zusammen mit mir das Dorf überfallen habt. Sie wird Euch also jagen und töten lassen. Solange sie lebt, werdet Ihr in diesem Land eine Vogelfreie sein. Selbst wenn Ihr es schafft, aus Denerim herauszukommen, ohne dass sie Euch schnappen und am nächsten Baum aufknüpfen, so werdet Ihr Ferelden verlassen müssen. Und dann? Was dann, frage ich Euch? Geht Ihr dann nach Tevinter, bis auch dort wieder etwas passiert und Ihr wieder wegrennen müsst? Und wenn es dann auf ganz Thedas kein Land mehr gibt, in dem Ihr nicht gesucht werdet? Was werdet Ihr dann tun? Stürzt Ihr Euch ins Meer, oder was?“
Die Elfe machte eine kurze Pause, ehe sie weitersprach. „Und was ist mit den ganzen Kindern, welche diese Schweine entführt haben und sicher noch entführen werden? Sind Euch die plötzlich auch egal? Ich biete Euch die Gelegenheit etwas Größeres zu vollbringen, als Ihr in Eurem erbärmlichen Leben bisher vollbracht zu haben scheint und was tut Ihr? Ihr kneift, nur wegen eines Rückschlages! Habe ich Euch tatsächlich falsch eingeschätzt? Ich dachte, Ihr wolltet für Euer verpfuschtes Leben Buße tun und endlich etwas Gutes vollbringen? Offenbar habe ich mich geirrt und Ihr seid noch selbstgefälliger als ich es jemals gewesen bin! Irgendwie tut Ihr mir leid. Wie wollt Ihr jemals Achtung vor Euch selbst bekommen, wenn Ihr ständig nur vor Euren Fehlern davonlauft anstatt sie zu akzeptieren und mit Ihnen zu leben? Den Weg, den Ihr geht, führt unweigerlich zur Selbstzerstörung und sonst nichts.“


Lydia blickte schweigend zu den Streithähnen hinüber und lauschte. Es lief ihr allmählich auf die Nerven. Sie hatte gedacht eine Gruppe würde zusammenhalten, doch diese hier vertiefte sich immer weiter in ihre Streitereien. Dies war ihr nun zu genüge geboten worden. Geschmeidig erhob sie sich aus dem Spagat und ging hinüber zu Vernita und Rowan.
„Wenn ich euch nun unterbreche, dann ist mir das gleich! Mir ist bewusst, wie viel ihr auf mich und meine Meinung gebt, doch ich bitte euch; hört mir zu. Warum versinken wir in Streitereien? Wir sind eine Gruppe, wir kämpfen für ein Ziel, wir sind gemeinsam stark. Warum wollt Ihr jetzt gehen? Ihr seid ein Mitglied unserer mehr oder minderen Familie geworden, ebenso wie Ihr, Vernita, es seid oder Sareth oder ich. Wir können nur bestehen, wenn wir zusammenhalten, seit unserem Ausflug in den Kerker dürften wir wohl mehr als nur gesucht werden. Aber das ist nur meine bescheidene Meinung.“
Sie ahnte was sie nun zu hören bekommen sollte und dachte bereits, dass es ein Fehler war sich einzumischen.


Für einen kurzen Moment konnte Rowan die Elfe nur anstarren. Ihre Worte sickerten langsam in ihr Herz und zogen eine bittere Spur hinter sich her. Rowan war verwirrt. Sie hatte angenommen, Vernita wollte sie nicht mehr in der Gruppe haben. Hatte sie sich doch geirrt? War es der Elfe gelungen, Rowan zu durchschauen, was diese bei sich selbst nicht einmal geschafft hatte?
Zögerlich trat sie einen Schritt zurück. Das kleine Mädchen neben sich bemerkte sie nicht. Unentschlossen fingen ihre Hände an, sich abwechselnd zu verkrampfen und zu entspannen. Gehen oder bleiben? Alles in ihr schrie, zu laufen… abzuhauen und irgendwo unterzutauchen. So hatte sie es bisher immer gemacht. Sie rechnete sich sogar ganz gute Chancen aus.
Während ihre Gedanken rasten, starrte sie weiterhin die Elfe an.


Vernita hatte sich dermaßen in Rage geredet, als plötzlich zwei Dinge geschahen, mit denen sie nicht gerechnet hatte. Zum einen hatte es Rowan offenbar die Sprache verschlagen. Sie starrte die Elfe nur mit großen Augen an. Etwa aus Angst oder vor Entsetzen? Oder hatten sie Vernitas Worte einfach nur überrascht? Die Elfe konnte das nicht mit Bestimmtheit sagen. Aber noch bevor sie sich weiterhin darüber Gedanken machen konnte, passierte noch die zweite Sache, die Vernita mehr als bloß verwirrte. Lydia meldete sich zu Wort und mischte sich in das Streitgespräch der beiden Frauen ein. Soviel Mumm hätte die Elfe dem Mädchen gar nicht zugetraut, denn wer Vernita kannte, der wusste, dass sie in diesem Zustand zu allem fähig war. Irritiert sah sie Lydia an, bis diese gesagt hatte, was ihr auf dem Herzen lag. Und mit einem Mal fing die Elfe an zu lachen.
„Auch wenn ich es selbst kaum glauben kann, so bin ich doch zum ersten Mal derselben Meinung wie unsere Kleine hier“, lachte Vernita der blonden Frau ins Gesicht, bevor sie wieder ernster wurde und ihrem Gegenüber freundschaftlich eine Hand auf die Schulter legte. „Denkt Ihr etwa wirklich, dass mir Euer Schicksal egal ist, Rowan? Wäre ich sonst mit diesem Narren“, sie warf Sareth einen kurzen Blick zu, „in die Festung zurückgekehrt, um Euch da rauszuholen und habe mir dabei einen Bolzen eingefangen? Nein, das hätte ich mit Sicherheit nicht getan. Ich hätte einfach den Fluchtweg gesprengt und Euch Eurem Schicksal überlassen. Es mag sein, dass es mir am Anfang nur darum ging, denjenigen zu finden und zu zermalmen, der meinen Tod will. Doch seitdem hat sich viel geändert.“
Ihr Blick fiel bei ihren letzten Worten auf die schlafende Miandra. „Ich kann Euch die Schuld an Hennriks Tod und die Bürde, die damit verbunden ist niemals von Euren Schultern nehmen, Rowan. Aber ich kann Euch lehren, sie zu akzeptieren und damit zu leben anstatt daran zu zerbrechen. Und ich habe diese Magierin sicher nicht aus einer Laune heraus hierher gebracht. Wir haben es mit sehr mächtigen und sehr gefährlichen Feinden zu tun, und ich kann nicht garantieren, dass Hennrik der Einzige bleiben wird, den wir bei der Bewältigung dieser gewaltigen Aufgabe verlieren werden. Und somit brauchen wir jede Hilfe, die wir kriegen können. Außerdem verurteile ich eine solche Hilfe nicht aufgrund ihrer Vergangenheit. Das habe ich nicht bei Euch getan und tue es jetzt auch nicht bei Neria. Und das solltet Ihr ebenfalls nicht tun.“
Sie schwieg für einen Moment, bevor sie Rowan fest in die Augen sah und weitersprach. „Ich werde Euch nicht aufhalten, wenn Ihr jetzt wirklich gehen wollt, aber ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn ich Euch zum Bleiben überreden könnte. Ich werde Euch auch nicht mehr damit aufziehen, dass Ihr Euer Herz an diesen Schwachkopf hinter Euch verloren habt.“
Bei ihren letzten Worten legte sich ein Grinsen auf die Gesichtszüge der Elfe. „Also, wie lautet Eure Antworte, werte Freundin?“


Rowan zögerte und ließ sich Zeit bevor sie reagierte. Dann verzog sie die Augenbrauen und holte mit ihrer rechten Faust aus. Mit einer schnellen Bewegung platzierte sie einen Kinnhaken in das überraschte Gesicht der Elfe.
„Ihr seid eine fürchterliche Person, aber ich denke, das wisst Ihr bereits.“
Sie rieb sich die Finger ihrer Hand während sie Vernita angrinste.


Vernitas Kopf flog von Rowans Treffer zurück. Mehr aus Überraschung als aufgrund des Schlages, ließ sie die Frau los und wankte zwei Schritte zurück, während sie sich ans Kinn fasste. Sie blickte in das grinsende Gesicht der blonden Frau und fing an zu lachen.
„Natürlich weiß ich das“, witzelte die Elfe, während sie immer noch lachte. „Aber vielleicht verratet Ihr mir auch, was das gerade war? Auf den ersten Blick sah es ja wie ein Schlag aus, aber so im Nachhinein fühlt es sich eher so an, als ob ich mich lediglich kitzeln wolltet! Ihr solltet vielleicht ein paar Kraftübungen machen, um den richtigen Wumms in Eure Argumente zu bekommen.“


Sareth beobachtete die ganze Szene und als Rowan Vernita einen Kinnhaken verpasste musste er spontan anfangen zu grinsen. Aber als Vernita über Rowans Schlagkraft herzog wollte er sich nicht länger zurückhalten. Er trat vor Vernita, die noch immer ihr Kinn festhielt und blieb vor ihr stehen.
Er holte einmal aus und verpasste ihr einen kräftigen Schlag in die Magengrube.
„Was Rowan an Kraft fehlt, gleiche ich aus.“


Vernita krümmte sich unter Sareths Treffer, und ihr Lachen brach abrupt ab, während sie nach Luft schnappte.
„Nicht schlecht, Kleiner“, keuchte sie, wobei sie das Gesicht zu einer grinsenden Grimasse verzog. „Aber hat dir deine Mami nicht beigebracht, dich rauszuhalten, wenn sich erwachsene Menschen unterhalten?“
Sie hatte den Satz kaum zu Ende gesprochen, als sie sich wieder aufrichtete und ihr Knie vorschnellen ließ und mit ihrem wuchtigen Tritt die empfindlichste Stelle des Mannes traf.


„Genug!“ Rowan stellte sich zwischen die beiden und schaute Vernita ernst an. „Ich denke das reicht jetzt. Wir sollten uns auf die wichtigen Dinge konzentrieren.“
Damit drehte sie sich um und kniete sich neben den zu Boden gegangenen Krieger. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Rowan legte ihm eine Hand auf die Wange und schaute ihn besorgt an.
„Alles in Ordnung?“


„Keine Bange, Rowan. Das wird schon wieder“, grinste Vernita hämisch. „Hatte ja nicht vor, ihn zur Frau zu machen. Ihr werdet unseren Kleinen schon wieder aufpäppeln, da bin ich mir sicher.“
Lachend wandte sich die Elfe ab, ging zum Lagerfeuer und setzte sich davor auf den Boden. Nach wie vor schmunzelnd blickte sie in die Flammen und hing ihren Gedanken nach. So gut hatte sie sich schon lange nicht mehr amüsiert.


Nach einen kurzen, sehr ziehenden Schmerz setzte Sareth sich aufrecht auf dem Boden. Noch immer Rowans Hand auf seiner Wange spürend blickte Sareth zu ihr auf.
„Ja. Es geht schon wieder. Danke“
Mühsam stand er auf. Vernitas Tritt hatte wohl doch mehr Schaden verursacht als er dachte.
„Ich brauche ein wenig frische Luft. Gehen wir zusammen nach draußen, Rowan?“


Vom Lagerfeuer aus hörte Vernita beiläufig, wie sich Rowan und Sareth unterhielten. Eigentlich interessierte die Elfe nicht, was die beiden zu bequatschen hatten, doch als sie das Wort ‚draußen‘ vernahm wurde sie hellhörig. Das konnten die beiden doch nicht ernst meinen, oder etwa doch?
„Ich hätte wissen müssen, dass ich dein Hirn treffe, wenn ich dir in die Eier trete, Kleiner. Du bist schließlich ein Mann“, spöttelte Vernita, während sie mit einem Stock in dem Lagerfeuer herumstocherte. „Aber ihr beiden wollt doch nicht tatsächlich jetzt einen Spaziergang durch die Stadt machen, oder? Davon rate ich euch dringend ab. Abgesehen von den Patrouillen der Stadtwache, die nach uns suchen, wimmelt es da draußen außerdem von Templern, die sich wohl jede verdächtig aussehende Person greifen, die sie finden können, um diese einzulochen, ein wenig zu foltern und dann auf den Scheiterhaufen zu stellen. Und das wird sicher kein angenehmer Zeitvertreib für euch beide, das kann ich euch versichern.“


Rowan lächelte ihn an und ignorierte Vernitas Kommentar. Sie fing an, ihre blutbefleckte Lederrüstung wieder abzulegen und zog sich stattdessen ihren alten Umhang über. Den Waffengurt legte sie ebenfalls ab und steckte sich stattdessen einen Dolch in ihre Stiefel.
Abwartend schaute sie den Krieger an.


Sareth rollte nur leicht mit den Augen über Vernita, sagte jedoch nichts weiter zu ihr sondern nahm seine Tasche und zog sich seine normale Kleidung an. Dann nahm er Rowans Hand und hakte sie unter seinem Arm ein. Er ging mit ihr aus den geheimen Versteck und verließ mit ihr die Schmiede, um dann nach draußen auf die Straße zu gehen.
Auf der Straße schaute sich Sareth um. Er suchte einen ruhigen, von wenigen Menschen besuchten Weg. Er wollte die Zeit nutzen um mit Rowan alleine zu sein.
Er sah eine kleine Straße mit wenigen Leuten. Er ging mit Rowan an seiner Seite die kleine Straße entlang und genoss es sie an seiner Seite zu wissen.


Rowan zog tief die kühle Nachtluft ein, als sie vor die Tür getreten waren. Sie schaute sich intensiv um, damit sie nicht in eine Patrouille der Stadtwache liefen. Als Sareth sie in eine kleine Seitenstraße führte, erkannte Rowan den Ort wieder. Sie war schon einmal hier gewesen und erinnerte sich an eine geschützte Stelle.
„Wir sollten ein bisschen vorsichtiger sein und hier nicht erhobenen Hauptes herumspazieren. Folge mir.“
Sie entzog Sareth ihren Arm und lief geduckt an den schäbigen Häusern entlang. Am Ende der Straße bog sie in eine sehr schmale Seitengasse ab. Ein Blick nach hinten versicherte ihr, dass Sareth ihr folgte. An einem schmalen Häuservorsprung blieb sie stehen.
„Ich hoffe, du kannst klettern“ grinste sie den Krieger an.
Dann schwang sie sich auf den Vorsprung hoch. Ihre Wunden protestierten schmerzhaft, doch sie ignorierte sie. Als nächstes zog sie sich auf ein angrenzendes Dach hinauf. Leise und geduckt lief sie über das Dach bis zu einem verfallenen Turm. Es handelte sich um einen alten, zum Teil eingefallenen Wachturm, der schon länger nicht mehr benutzt worden war. Rowan hatte ihn schon öfters als Versteck benutzt, wenn sie sich in Denerim aufgehalten hatte. Durch ein schmales Fenster gelangte sie in das Treppenhaus. Die Stufen waren staubig und rutschig doch sie waren intakt und führten die beiden hoch in die oberste Etage. Helles Mondlicht drang ihnen entgegen als sie die oberste Stufe erreichten. Das Dach war noch vorhanden, jedoch fehlte ein Stück Wand. Sie war zum großen Teil herausgebrochen und gab den Blick frei über den Marktplatz von Denerim.
Rowan trat näher an die Öffnung heran und setzte sich an den intakten Teil der Steinwand. Ein kühler Wind blies hier oben und sie zog ihren Umhang enger um sich. Die Wunde am Bein hatte angefangen unangenehm zu pochen und unbewusst rieb sie mit ihrer Hand darüber.


Sareth hatte Mühen Rowan zu folgen, zwar war sie verletzt aber er ungeübt im Klettern. Nach kurzem erreichten sie einen alten Wachtturm von dem Rowan wohl zu wissen schien. Als sie sich an die Öffnung des Turmes hinsetzte tat Sareth dasselbe. Der Platz gewährte einen guten Ausblick über den Marktplatz.
Er setzte sich direkt neben Rowan, die etwas zu frieren schien, und legte seinen Arm um sie. „Wie geht es dir? Schmerzt dein Bein noch sehr?“


Rowan schaute auf ihre Hand.
„Ja, etwas. Aber es geht schon.“
Sie zögerte kurz und wirkte etwas unentschlossen. Dann gab sie sich einen Ruck und legte ihren Kopf auf die Schulter des Kriegers.
Auch wenn ihr das Gefühl noch neu war und etwas unbehaglich, musste sie sich eingestehen, dass sie die Nähe des Mannes genoss.


Sareth war durch Rowans Nähe sehr angetan. Er drückte sich noch etwas fester an sie, ergriff mit seiner Hand die Ihrige und streichelte leicht über sie.
Dann sah er auf den Markt mit seinen wenigen Lichtern. „Schön, nicht wahr?“


Rowan erschauerte, als Sareth sie an sich drückte. Sein Geruch umhüllte sie und seine Wärme ergriff Besitz von ihr.
„Mhhm“ stimmte sie ihm zu.
Sie blickte ebenfalls auf den Marktplatz, doch in Gedanken war sie bei ihm. Sie dachte an die Zeit in Orlais. Sareth war oft in ihrer Nähe gewesen und hatte ihr Komplimente gemacht. Damals hatte sie das nicht ernst genommen. Ihr wurde gelehrt, wie man sich verstellte um seine Ziele zu erreichen. Niemand war dort ehrlich zum anderen. Deshalb war sie immer davon ausgegangen, dass es auch bei Sareth so war.
Doch sie schien sich getäuscht zu haben… oder? Konnte sie ihm wirklich trauen? Sie wünschte sich sehr, jemanden zu haben, bei dem sie nicht auf der Hut sein musste. Bei dem sie sich einfach fallen lassen konnte.


Sareth genoss es Rowan bei sich zu haben. Doch hatte er auch Sorgen in Bezug auf sie. „Rowan… egal was geschieht, du kannst mir vertrauen. Ich hoffe du weißt das.“
Doch er erhielt darauf keine Antwort mehr, sondern spürte bereits, dass Rowan neben ihm lockerer zu werden schien, und stellte schließlich fest, dass sie eingeschlafen war. So hielt er Wache über sie, während er den Mond betrachtete, durch dessen ruhigen Anblick auch er langsam einschlief.
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Kapitel XVIII - Blutmagie Empty
BeitragThema: Re: Kapitel XVIII - Blutmagie   Kapitel XVIII - Blutmagie EmptySo 21 Aug 2011, 10:57 pm

Neria wusste nicht wie lange sie geschlafen hatte als sie erwachte. Jedenfalls fühlte sie sich noch vollkommen ausgepumpt und schwach. Sie rieb sich die Augen und sah sich um. Der Krieger lag nicht mehr auf seinem Bett, ebenso die blonde Frau die bei ihrem Eintreffen einige Übungen machte, hatte offensichtlich den Keller verlassen. Miandra die ihre Schlafstelle neben ihrer hatte schien tief und fest zu schlafen. Neria huschte ein verschmitztes Lächeln über das Gesicht während sie Miandra kurz betrachtete.
‚Haben wir zwei gestern unseren Stolz doch noch besiegt‘, dachte sie.
„Und es hat sich ausgezahlt“, murmelte sie bestätigend und beobachtete dabei die junge Elfe die inmitten des Raums herum sprang.
Doch warum lag sie selbst auf einer Liege? Neria überlegte krampfhaft. ‚Bin ich nicht vor Miandras Liege eingeschlafen?‘ Bei diesem Gedankengang bemerkte sie auch dass ihre Wunde versorgt worden war. Sie sah fragend zum Lagerfeuer wo Vernita kauerte.
‚Die Elfe ist wirklich immer wieder für Überraschungen gut‘, dachte sie dankbar.
Neria saß eine Zeitlang auf ihrer Liege und dachte darüber nach ob sie wirklich nur aus Rache nach Denerim gekommen war. Was war mit ihrer Mutter, die einzige die immer für sie da war? Wieso dachte sie erst jetzt an sie, was hatte sie all die Jahre daran gehindert sie heimlich aufzusuchen? Sie war so vom Hass eingenommen, dass sie den einzigen Menschen vergessen hatte, der ihr je was bedeutet hatte…
‚Bis auf Theofillas natürlich‘, stellte sie selbstkritisch fest.
Sie musste sie sehen, sofort, bevor sie noch Tod und Verderben ins Gesindeviertel bringen würde und nahm sich vor sich gleich auf den Weg zu machen. Sie wusste natürlich von der Gefährlichkeit ihres Vorhabens. Nicht nur dass sie gesucht wurde, fühlte sie sich noch ziemlich geschwächt von der Heilung Miandras. Aber sie war sowieso nicht auf einen Kampf aus und würde auch ihren Zauberstab hier lassen um keinen Verdacht zu erwecken.
Bevor sie das Versteck verließ ging sie zu Lydia und flüsterte ihr ins Ohr.
„Ich muss kurz weg, könntest du mir einen Gefallen tun?“ Bevor diese antworten konnte fuhr sie fort. „Mein schwarzer Rappe Aris steht draußen vor der Stadt in einem kleinen Waldstück. Nimm dieses Stück Stoff von mir“, dabei riss sie ein kleinen Streifen aus ihrer Robe und überreichte ihn der jungen Elfe.
„Lass Aris daran riechen und er wird mit dir kommen. Stell ihn im Stall einer Taverne unter und sei vorsichtig, denn ich will nicht schon wieder Vernitas Schwert in den Rippen haben“, fügte sie abschließend hinzu.
Kaum hatte sie die letzten Worte gesprochen, wandte sie sich um und griff sich einen Umhang von einem der Sessel, zog sich die Kapuze soweit es ging über den Kopf, und verließ den Keller.
Die Stadt war noch nahezu menschenleer dennoch machte sie um alle einen großen Bogen um nicht erkannt zu werden. Im Gesindeviertel angekommen ging sie direkt zum Hof ihrer Mutter. Doch der Hof war verfallen und verlassen; von ihrer Mutter keine Spur. Nicht unweit des Hofes sah sie einen Bettler und steuerte diesen sogleich an, in der Hoffnung dass er ihr Auskunft über den verbleib ihrer Mutter geben könnte. Sie gab ihm ein paar Münzen. „Sagt wisst Ihr wo die Besitzerin dieses Hofes hingekommen ist?“
Der Bettler war offensichtlich erfreut über die kleine Spende. „Ah Ihr meint wohl die gute alte Elissa Wyn…“, er stockte und kratzte sich nachdenklich am Kopf.
„Wynmondia“, half sie dem Bettler auf die Sprünge.
„Ah ja so hieß sie, daran kann ich mich noch erinnern, es ist allerdings schon einige Monde her“, sprach der Bettler weiter. „Sie wurde schwer krank und man hat sie ins Hospiz gebracht.“
„Vielen Dank“, erwiderte Neria und wollte sich eiligen Schrittes auf den Weg machen, als sie sich noch einmal umwandte. „Wisst Ihr zufällig auch etwas von Theofillas dem Sohn des Händlers?“
„Der Arme wurde von seinem eigenen Vater verjagt da er eine Beziehung mit einer jungen Halbelfe hatte, die Euch übrigens sehr ähnlich sieht“, entgegnete der Bettler ihr mit ernster Stimme bevor er leicht schmunzelte.
Neria warf dem Bettler noch einige Münzen zu und machte sich nun endgültig auf den Weg.


Lydia staunte, als Neria ihr den Stofffetzen in die Hand drückte.
„Aber gerne doch, ich bin quasi schon wieder da!“ Sagte sie erfreut und suchte einige Sachen zusammen. Sie zog ihr Hemd und das Korsett wieder an, wobei sich letzteres als etwas schwierig gestaltete, hüllte sich in ihren Mantel und steckte sich zwei Wurfmesser in die Stiefel, sowie ihr Schwert auf den Rücken.
Lautlos verschwand sie aus dem Keller und hinaus auf die nächtliche Gasse. Die Dunkelheit und die Stille lagen wie ein Leichentuch über der Stadt, jedoch schien es bald zu dämmern. Lautlos huschte sie durch die Gassen, vorbei an dunklen Fenstern, nur vereinzelt schimmerte noch Licht aus den Häusern.
Als sie sich dem Stadttor näherte , sah sie schon von weitem, dass es offenstand, doch der Wachtosten momentan nicht besetzt war.
‚Wachwechsel, das lässt sich nutzen!‘, dachte sie sich und schlich zum Wachhäuschen am Tor. Drinnen brannten einige Kerzen, der Raum war menschenleer. Sie sah sich um. Viel war nicht in dem Raum vorzufinden was hätte von Nutzen sein können, doch sie fand ein Seil von etwa zwanzig Fuß Länge, einen Beutel mit Brot und einem kleinen Schinken sowie ein Goldtäschchen, welches offenbar gut gefüllt war. Den Goldbeutel steckte sie zum Brot und dem Schinken und warf sich das Seil über die Schulter. Draußen vor dem Tor hörte sie Stimmen, welche offenbar von den Torwächtern kamen, also wollte sie verschwinden um nicht doch noch erwischt zu werden. Ungesehen verschwand sie aus dem Wachhäuschen und schlich die Stadtmauer entlang, bis sie an einem der Türme angelangt war. Routiniert kletterte sie das tief gefurchte Mauerwerk nach oben um sich einen Ausblick zu verschaffen.
Das Waldstück lag direkt vor ihr, vielleicht ein paar hundert Schritt von der Stadtmauer entfernt. Doch sie kam nicht nach unten, sie konnte es drehen und wenden wie sie wollte.
Nachdem sie einige Zeit ostwärts die Mauer entlangging, fand sie eine Möglichkeit um nach unten zu kommen. Eine alte Tanne stand relativ dicht an der Mauer, sie musste nur hinüberkommen. Jetzt tat das Seil sein Übriges. Sie knotete eine Schlaufe hinein und warf es hinüber zu dem Baum, in der Hoffnung die große Schlinge über die Krone fallen zu lassen. Nach einigen Anläufen klappte dies schließlich und das Seil saß fest. Das Ende des Seils knotete sie an einen Holzpfosten, welcher eine erloschene Lampe hielt und kletterte kopfüber am Seil hängend zur Tanne hinüber.
Geschickt rutschte sie den Stamm hinab und blickte nach oben. Das Seil war auffällig, sie konnte es schlecht hier hängen lassen, also zog sie eines ihrer Wurfmesser und begab sich abermals in die Baumkrone. Dort kappte sie das Seil und verschwand dann endgültig im Wald.


Vernita stocherte weiter in dem Feuer herum, mehr aus Langeweile, als damit die Flammen am Lodern zu halten. Während sie das tat blickte sie augenscheinlich ins Leere, doch dieser Eindruck trog. Von ihrer Position aus konnte sie den ganzen Raum überblicken. Sie sah Miandra, die auf ihrer Liege schlief und auch Leanora, die weiterhin das Tagebuch und die Briefe dieses Obersts studierte. Die Elfe wunderte sich darüber, wie diese sich so sehr mit einem Mann beschäftigen konnten, noch dazu mit einem, der bereits Würmerfraß sein dürfte. Aber manche Frauen benahmen sich schon recht merkwürdig, wenn es um Männer ging. So wie Rowan, die mit ihrem neuen Liebling einen nächtlichen Spaziergang veranstaltete, obwohl die halbe Stadtwache auf der Suche nach ihnen war.
Vernita bekam auch mit, wie sich Neria und Lydia verkrümelten und wieder schüttelte sie nur leicht den Kopf. Es wollte ihr einfach nicht in ihren Schädel, wie leichtsinnig manche Leute doch waren. Sie riskierten ihren Hals, und für was? Wenn Vernita das richtig verstanden hatte, dann machte sich Lydia auf, um Nerias Pferd zu holen. Wozu? Hier in der Stadt konnte sie den Gaul sowieso nicht gebrauchen und ob sie Denerim jemals lebend verlassen würde, stand auch noch auf einem ganzen anderen Blatt Papier.
So spielte sie weiter mit dem Feuer herum, während sie über ihre weiteren Schritte grübelte. Sie hatten eine weitere Spur. In der Kirche von Denerim gab es einen Komplizen für die Machenschaften Eshtá Gianauros und über den kamen sie wohlmöglich auch an dieses Miststück heran. Doch wie sollten sie die Sache angehen? Würde ein simpler Einbruch genügen, oder mussten sie gar dort jemanden einschleusen? Und wenn ja, wer sollte das übernehmen? Sie selbst fiel weg. Ihr Gesicht dürfte mittlerweile zu bekannt sein. Außerdem waren Elfen in der Kirche eher selten, was für weiteres Aufsehen sorgen würde. Aber wer sollte es dann tun? Miandra wollte sie diese gefährliche Aufgabe nicht zumuten und Rowan… nun, wenn die Gute sich mal von ihrem neuen Liebling loseisen könnte, wäre sie eigentlich eine gute Wahl. Doch auch Leanora hatte sich bei der Sache mit dem Oberst als sehr talentiert herausgestellt. Aber zunächst einmal wollte die Elfe die Lage sondieren, was sie wohl in der nächsten Nacht erledigen würde, falls nicht wieder etwas Unvorhersehbares geschah.


Neria streifte weiterhin durch die Gassen Denerims. Sie hatte ihre Mutter eigentlich all die Jahre nicht vermisst, weil sie nur mit ihren Rachegelüsten beschäftigt war. Doch jetzt wo sie so nahe davor war sie anzutreffen, oder vielleicht von ihrem Tod zu erfahren, überfiel sie irgendwie ein beklemmendes Gefühl. Theofillas würde sie wohl nie mehr wieder sehen, aber es wäre besser so, es war soviel seit damals passiert.
Im Hospiz angekommen traf sie einen Mann an, der gerade mit der Reinigung des Vorraumes beschäftigt war. Sie nannte ihm den Namen ihrer Mutter und befragte ihn nach deren Verbleib.
„Sie liegt ganz hinten auf der linken Seite beim Fenster.“ Der Mann deutete auf den nächsten Raum und fügte dann nachdenklich hinzu: „Sie lebt noch wenn man ihren Zustand so nennen kann aber ich glaube kaum, dass sie mit Euch sprechen wird.“
‚Wieso sollte sie mit ihr nicht sprechen wenn sie doch lebt‘, dachte Neria und betrat verunsichert den nächsten Raum, wo sie der Beschreibung des Mannes folgte. Es roch penetrant nach Arzneimitteln und in den Betten lagen Patienten unterschiedlichen Alters, die sie gar nicht genauer betrachtete, da sie schnurstracks das Bett am Fenster ansteuerte, wo sie ihre Mutter vermutete.
Als sie an das Bett herantrat, schreckte sie entsetzt zurück, die Frau die sie im Bett antraf, konnte unmöglich ihre Mutter sein.
Die Frau war aschfahl, in einem von Falten übersäten Gesicht, Augen die leer und ausdruckslos auf die Raumdecke blickten, die Haare waren grau und zerzaust, die Arme so dünn dass man die Knochen durchschimmern sah und die knöchernen Finger glichen dürren Zweigen. Doch dann erkannte sie den Ring an einem der Finger wieder.
Es war tatsächlich ihre Mutter, stellte sie bestürzt fest.
Neria war fassungslos, sie hatte Vieles erwartet, aber dieser Anblick ging weit über ihre Vorstellungskraft hinaus.
‚Wie kann das sein, sie ist doch noch keine fünfzig Winter alt? Sie sieht aus als wäre sie doppelt so alt!‘ fragte sie sich erschüttert.
„Mutter?“ hauchte sie ihr leise zu, während sie deren Hand nahm und sich leicht über sie beugte, doch die alte Frau zeigt keine Regung. Neria wiederholte ihre Worte nochmals. „Mutter hört Ihr mich? Sprecht zu mir oder gebt mir ein Zeichen.“
Doch nichts dergleichen geschah.
Neria versuchte sich daraufhin mit verschiedensten Heilzaubern an ihrer Mutter. Doch ihr Körper schien von allem unbeeindruckt zu bleiben. Neria musste einsehen, dass sie machtlos war und ein Gefühl ohnmächtiger Hilflosigkeit übermannte sie.
‚Magie hat ihre Grenzen und man kann mit ihr nicht alle Probleme aus der Welt schaffen‘, dachte sie resignierend. Ihre Mutter hatte ihren Lebenswillen schon lange verloren und vegetierte nur mehr wie ein krankes Tier dahin.
In Gedanken wurde Neria zerrissen von Selbstvorwürfen.
‚Ich bin an allem Schuld, hätte ich damals diesen jungen Elfen nicht getötet wäre alles anders gekommen, vielleicht hätte ich doch alles über mich ergehen lassen sollen. Oder wäre ich doch ganz einfach früher zu ihr zurückgekehrt…‘, stellte sie ihren Rachefeldzug in Frage.
‚Ich bin zu einem Werkzeug des Todes geworden unfähig Liebe und Leben zu geben. Eigentlich habe ich sie getötet‘, stellte sie schuldbewusst fest.
Sie begann von innerem Schmerz geplagt, schreiend mit ihren Fäusten auf den starren Körper einzutrommeln. „Mutter wach auf, sieh mich an… bitte, nein es kann nicht sein.“
Dann sackte sie auf den Körper ihrer Mutter und legte ihren Kopf auf deren Brust. Es übermannten sie Gefühle, Gefühle die sie als verloren glaubte, und ließ den Tränen die sie bisher zurückgehalten hatte freien Lauf.
Sie wusste nicht wie lange sie so verweilte. Wie das bitterliche weinen in schluchzen überging, richtete sie sich langsam auf, streifte ihrer Mutter liebevoll mit ihrer Hand über das Gesicht und schloss ihr die Augen. Sie hatte beschlossen dem Leiden ihrer Mutter ein Ende zu setzen.
„Es tut mir leid Mutter“, sagte sie noch leise, bevor sie mit diesen Worten der Frau mit einem ihrer Todeszauber den letzen Rest Leben den sie noch in sich hatte entzog.
In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass nichts mehr so sein würde wie es einmal war. Ihre menschliche Seite hatte sich nun durchgesetzt und somit auch deren Schwächen. Das hieß für sie zwar nicht das Elfen gefühlslose Wesen waren, aber sie hatten ihre Persönlichkeit einfach besser unter Kontrolle, und diese Kontrolle die von ihrem Hass verstärkt wurde, hatte sie nun verloren.
Für immer oder war es nur ein Moment der Schwäche? Dies war eine Frage auf die sie die Antwort nicht kannte und auch nicht wissen wollte. Sie fühlte sich leer, so unendlich leer.


Es war stockfinster, doch Lydia war das von ihren regelmäßigen Diebestouren gewohnt und konnte trotz dessen einigermaßen gut sehen.
Sie konnte ein Schnauben hören und Pferdehufe, sie war wohl nicht allzu weit von Aris entfernt. Lydia steuerte auf eine Lichtung zu, welche sich als heller Fleck aus der Finsternis des Waldes abhob und dort stand das Pferd.
Aris guckte sie verdutzt an, als sie aus dem Schatten der Bäume trat.
„Aris… Aris, komm her großer, ich mach dir nichts“, flüsterte sie dem Pferd zu.
Langsam und vorsichtig trabte er näher heran, bis er sie mit seiner Nase vorsichtig an stupste.
„Na... komm her, ich tu dir nichts... kommst du mit?“ fragte sie und ging einige Schritte den Weg zurück. Zögerlich kam Aris hinter ihr her. Sie drehte sich um.
„Lässt du dich auch reiten? Wollen wir es versuchen?“ Sie hielt ihm das Stoffstück von Neria an die Nase, und ein Schnauben und Kopfsenken wertete sie als ja und stieg auf, wobei Aris keine Anzeichen von Unruhe gab. Langsam setzten sie sich in Bewegung und steuerten auf die Heerstraße zum Tor zu. Sie zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht und den Umhang enger, es war frisch geworden.
Am Tor selbst saß ein Wachmann, welcher augenscheinlich eingeschlafen war. Er hockte zusammengesackt und leise schnarchend da und schien die beiden nicht zu bemerken.
‚Wer kann es ihm verdenken, eine unfreundliche Dienstzeit, die er schieben muss‘, dachte sie und bog in die nächste Straße in Richtung Taverne ein. Ebenda war nicht viel Betrieb, lediglich ein junges Mädel in ihrem Alter war im Stall und füllte Futter und Tränke nach. Sie war überaus hübsch, kurze dunkle Haare, ein freundliches Gesicht und wundervolle tiefblaue Augen. Sie lachte sie an und nahm das Pferd entgegen. Sie schwatzten noch eine Weile, wobei sich herausstellte, dass sie Mika hieß und ebenfalls dreizehn Jahre alt war. Sie war kräftiger, und ein wenig größer als Lydia, doch sie sah zierlich und zerbrechlich aus.


Neria machte sich wieder auf den Rückweg. In Gedanken verloren nahm sie ihre Umgebung gar nicht wahr und wäre fast in einen Trupp Templer gelaufen. Endlich im Versteck angekommen registrierte sie ebenso nichts und niemanden, legte den geborgten Umhang wieder auf einen Sessel und setzte sich schweigend auf die Liege von vorhin. Sie zog die Knie an ihren Körper, legte ihre verschränkten Arme darauf und vergrub ihren Kopf darin.
Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit, Trauer, Verzweiflung und Schuld. Alles Gefühle die sie bisher nicht kannte, Schmerzen die ihr fremd waren, raubten ihr nun nahezu den Verstand. Sie biss sich auf die Lippen um nicht laut aufzuschreien. Die Mauer die sie in all den Jahren um sich aufgebaut hatte war zerrüttet und stand vor dem Einsturz.


Nach einem ausgedehnten Plausch verabschiedeten sich Lydia und Mika herzlich voneinander und versicherten sich, dass sie einander auf jeden Fall nochmals treffen würden. Mika blickte ihr nach, als sie lautlos im Schatten verschwand und beide hatten sie Gefallen aneinander gefunden, wenn sich nicht sogar ineinander ein wenig verguckt.
Zurück im Keller legte sie grinsend ihren Mantel ab und gab Vernita die Ausbeute an Vorräten, das Goldsäckel legte sie auf ihre zum Nachttisch umfunktionierte Kiste um es später zu zählen. Sie setzte sich zu Neria auf die Liege.
„Euer Pferd ist in besten Händen, Aris ist ein zutraulicher Bursche. Wenn Ihr ihn abholen wollt, geht zu Mika und sagt einen herzliche Gruß von Lilly“, wobei es ihr bei den letzten Worten die Schamesröte ins Gesicht trieb. Mika... sie hatte sich tatsächlich auf den ersten Blick verliebt.


Neria hatte Lydia gar nicht bemerkt als sich diese zu ihr auf die Liege setzte. Erst wie sie zu sprechen begann und etwas von Aris erwähnte, wurde sie hellhörig und war froh dass sie wenigstens ihr geliebtes Pferd in Sicherheit wusste.
Neria wollte nicht dass Lydia ihr verweintes Gesicht sah, deswegen murmelte sie fast unverständlich für Lydia ihren Dank in ihre verschränkten Arme hinein. Doch dann sah sie doch kurz auf und strich Lydia liebevoll übers Haar.
‚Wenigstens habe ich heute auch was Positives gelernt‘, dachte sie und begrub ihren Kopf wieder in ihren Armen. ‚Es wird keine unschuldigen toten Elfen mehr geben. Dafür werden die Verantwortlichen doppelt büßen‘, schwor sie sich.


Lydia rückte auf zu Neria und legte ihr die Arme um die Schultern.
„Ich danke Euch. Dafür, dass Ihr mich geheilt habt, dafür dass ich Euer Pferd holen durfte. Ihr seid eine liebe Person Neria. Und wenn Ihr weinen müsst, dann unterdrückt es nicht. Lasst es raus, danach geht es Euch besser, versprochen.“
Lächelte sie und lehnte ihren Kopf an Nerias. Sie begann sie zu mögen, auch wenn sie zu Beginn abweisend war, etwas hatte ihr das Herz geöffnet und die Trauer darin entfacht.
„Ihr braucht mir nicht zu danken, ich hab das gerne getan...“


‚Wenn die Kleine das gestern gemacht hätte, hätte ich sie womöglich dafür umgebracht‘, dachte Neria. Doch jetzt war sie irgendwie froh, dass sie jemand aufmuntern wollte. Nein sie konnte nicht mehr heulen, sie hatte heute schon Tränen für die letzten neun Winter vergossen, außerdem wollte sie nicht dass sie irgendwer in diesem Zustand sieht.
„Lydia ich danke dir für alles aber bitte lass mich jetzt alleine ich muss vieles verarbeiten und muss damit alleine fertig werden“, sprach Neria mit zittriger Stimme.


Vernita verbrachte Stunden damit, ins Lagerfeuer zu starren und sich Gedanken, um ihre nahe Zukunft zu machen, bis schließlich Neria und auch Lydia zurückkehrten. Nur von Rowan und Sareth fehlte bis jetzt jede Spur. Und da es inzwischen draußen hell sein dürfte, machte sich die Elfe so langsam Sorgen darum, ob die beiden vielleicht gefasst worden waren, was auch für den Rest der Gruppe sehr gefährlich werden könnte. Dann fiel ihr auf, dass Lydia die Magierin offenbar anquatschte, und diese anscheinend nicht mit der Kleinen reden wollte. So ging sie zu den beiden hinüber und setzte sich zu ihnen auf die Liege.
„Lass gut sein, Lydia“, meinte sie zu dem Mädchen gewandt. „Ich denke, unser Neuzugang braucht etwas Ruhe. Also geh ihr nicht auf die Nerven, verstanden? Und jetzt lass uns allein.“
Die Angesprochene verzog das Gesicht, bevor sie sichtlich beleidigt zu ihrem Schlafplatz zurückging.
„Und was ist mit Euch los, Neria?“ fragte Vernita, nachdem Lydia verschwunden war. „Ihr seht nicht so aus, als wäre Euer Rachefeldzug bisher sehr erfolgreich gewesen, oder weshalb wart Ihr mitten in der Nacht in einer Stadt voller Templer unterwegs, die nach Euch suchen?“


„Hmpf...“ Mürrisch verzog sich Lydia auf ihre Liege. Sie blickte ins Feuer und dachte an Mika. Ihre Gedanken schweiften ab, kreisten um das Mädchen, die letzten Tage und um ihr Versprechen. Sie wollte, nein sie musste sie wiedersehen. Gedankenverloren blickte sie mit glitzernden Augen in die Luft vor sich.
„Diese Nacht muss ich sie wieder treffen... Mika...“, sagte sie halblaut in den Raum. Sie war verliebt. Ernsthaft verliebt…


Kaum war Neria wieder in Gedanken versunken hörte sie wie Vernita die kleine Elfe auf ihren Schlafplatz zurückscheuchte und sich ihrerseits auf Nerias Liege setzte.
Was sollte sie ihr auf ihre Fragen antworten? Neria überlegte krampfhaft. Die Situation war ihr sichtlich unangenehmer als jene vorher mit Lydia. Was würde Vernita wohl von ihr denken wenn sie mitbekommt was mit mir los ist? Sie war verunsichert. Gestern die harte Magierin markieren und heute die seltsame Wunderheilung von all der Gefühllosigkeit die in ihr steckte? Sie würde es nie und nimmer verstehen und außer Schadensfreude würde sie wohl nicht viel von ihr ernten…
Neria wollte nicht unfreundlich wirken deshalb hob sie leicht den Kopf und sah Vernita vorsichtig an. Obwohl sie nicht mehr weinte, ließen sie ihre feuchten Augen Vernitas Gesichtszüge nur unscharf wahrnehmen. Trauer und Wehmut spiegelte sich Nerias Blick wider, keine Spur von dem Hochmut und Stolz der sonst ein unumstößlicher Bestandteil ihres Auftretens war.
„Vernita ich war zwar im Gesindeviertel, aber es war nicht die Rache die mich hinführte. Ich habe unsere Gruppe nicht gefährdet und hatte nicht einmal meinen Zauberstab dabei wenn Ihr das wissen wolltet“, sagte sie mit bedrückter Stimme.


„Eurem verheulten Gesicht nach zu urteilen, würde ich sagen, dass Ihr bei Eurer Suche im Gesindeviertel nicht erfolgreich wart... oder Ihr habt etwas gefunden, mit dem Ihr nicht gerechnet habt“
, meinte Vernita nachdenklich, wobei sie eine Hand auf Nerias Schulter legte. „Wisst Ihr, vor ein paar Wochen nur, da hätte ich Euch aufgrund dieses Gefühlsausbruches noch ausgelacht und Euch als Memme abgetan… aber das scheint inzwischen ein ganz anderes Leben gewesen zu sein.“
Die Elfe schwieg für einen Moment, wobei sie an ihr letztes Gespräch mit Miandra zurückdachte, in der sie der Frau ihre Liebe gestanden und sie diese zurückgewiesen hatte. Vernita musste sich stark zusammenreißen, um nicht selbst zu weinen anzufangen. „Falls Ihr mit mir über das reden wollt, was Euch widerfahren ist, so bin ich hier. Vor allem interessiert es mich, was Ihr als nächstes in Bezug auf Euren Feldzug zu tun gedenkt.“


Wie konnte Neria auch nur glauben ihren Gefühlszustand verheimlichen zu können, sie hatte ja keine Mauer mehr, um sich dahinter zu verstecken. Sie suchte in Vernitas Gesicht irgendeine Geste der Schadensfreude, doch sie konnte nichts dergleichen entdecken. Hatte sie diese Frau falsch eingeschätzt, steckten hinter ihrem harten Kern doch Gefühle?
Ihre einfühlsamen Worte und ihre Geste ermutigten Neria sich Vernita anzuvertrauen. Sie erzählte Vernita nicht nur was sich im Gesindeviertel zugetragen hatte, sondern offenbarte ihr auch sämtlichen Gedanken und Gefühle die sie dort und auch jetzt begleiteten.
Während sie mit Vernita sprach sah sie diese zwar an aber sie schien durch Vernita gedankenverloren durchzustarren.
Am Ende ihrer Schilderung ging es ihr ein wenig besser; so versuchte sie ihren Zustand selbstkritisch zu beurteilen.
„Vernita für mich sind die Gefühle, die ich hatte und auch noch habe, völlig fremd, ich muss erst lernen damit umzugehen, vor allem mit dem Wissen, dass Gefühle Verletzlichkeit bedeuten. In meinem Zustand wäre ich momentan keine Hilfe für Euch, ich bin kein Krieger, der einfach sein Schwert zieht und auf seine Gegner zustürmt, ich brauche Konzentration um meine Zauber wirken zu können, und dazu muss mein Geist frei von jeglicher Last sein. Ich könnte mir nie verzeihen einen von Euch zu gefährden oder gar zu verlieren , nur weil mein Kopf nicht frei ist um mich richtig und schnell genug reagieren zu lassen.“
Etwas kämpferischer fuhr Neria fort. „Diejenigen die mir das alles zugefügt haben, haben auch indirekt meine Mutter getötet, und dafür müssen sie büßen. Solange das nicht abgeschlossenen ist, werde ich keine Ruhe finden. Der Hass auf jene ist das einzige Mittel um mich aus meinem momentanen Zustand zu befreien. Der Hass hat all die Jahre meine Kräfte genährt und er wird mich auch aus diesem Tief holen. Ich weiß, dass Ihr diese Art von Problembewältigung nicht gutheißen werdet, aber es ist für mich die einzige Möglichkeit mit meinem bisherigen Leben abzuschließen und inneren Frieden zu finden. Und je früher ich das mache desto besser ist es für mich, und desto besser wird es für unser gemeinsames Vorhaben sein. Deswegen bitte ich Euch mir den Aufenthaltsort von jenen Personen zu geben, die ich Euch gestern genannt habe. Mir wäre schon geholfen wenn Ihr mir sagt wo ich die Avari Brüder finde. Habe ich sie gefunden, finde ich den letzten Übeltäter auch. Haltet mich bitte nicht davon ab und haltet mir auch keine Informationen vor wenn Ihr welche habt, es würde mein Vorhaben nur gefährlicher machen. Ich werde jetzt eine Weile meditieren um mich wieder zu sammeln und mich auf mein Vorhaben vorbereiten.“
Neria hielt kurz inne. „Und ich werde es noch heute tun. Ich glaube kaum dass die Templer damit rechnen, dass ich bei Tageslicht in der Stadt herumspaziere, und eben diese etwaige Sorglosigkeit werde ich zu meinem Vorteil nutzen.“
Neria war nicht entgangen wie sich Vernitas Miene bei ihren letzten Worten verfinsterte, in ihrer Mimik konnte sie Ärger aber auch Besorgnis erkennen. „Ich werde auf mich aufpassen und Ihr seht mich wieder, das verspreche ich Euch.“


Vernita war erstaunt darüber, wie offen Neria mit ihr über das Geschehene sprach. Damit hätte sie jetzt nicht gerechnet. Trotzdem schien die Frau sie nicht wirklich zu kennen, woher sollte sie auch?
„Ich habe vollstes Verständnis für Eure Situation, Neria“, meinte sie nach einer Weile des Schweigens. „Ich habe auch geweint, als sie vor meinen Augen meine Mutter gehängt und meinen Vater sowie mein... mein Kind abgestochen haben. Und auch mir hat nur mein Hass geholfen, diese Zeit zu überleben und nicht aufzugeben. Deshalb begreife ich auch nicht, wie Ihr auf den Gedanken kommt, ich würde nicht gutheißen, dass Ihr mit diesen Schweinen abrechnen wollt. Im Gegenteil, ich würde es nicht verstehen, wenn Ihr diese laufen lassen würdet. Und aus diesem Grund werde ich Euch auch helfen, Eure Rache zu vollenden.“
Sie überlegte einen kurzen Moment, bevor sie weiter sprach. „Die Informationen, die ich über die Avari Brüder habe, sind veraltet und darum auch zu gefährlich. Doch ich kenne jemanden im Gesindeviertel, der uns weiterhelfen kann, was heißt, dass ich Euch begleiten werde. Und selbst wenn niemand damit rechnen würde, dass Ihr tagsüber unterwegs seid, so werden wir uns trotzdem erst nächste Nacht auf den Weg machen. Das Risiko, dass uns am Tage jemand identifiziert und uns dabei beobachtet, wo wir uns verstecken, ist einfach zu groß. Also brechen wir auf, sobald es wieder dunkel wird. Und jetzt lass ich Euch meditieren.“
Die Elfe stand auf und wollte sich gerade abwenden, als sie dann doch noch für einen Moment inne hielt. „Ach, noch etwas. Ein Krieger muss sich im Kampf genauso konzentrieren wie ein Magier, oder er liegt schneller tot im Staub als er ‚Stirb, du Hund!‘ sagen kann. Ein echter Krieger ist also kein hirnloser Haudrauf-Kerl. Aber das nur am Rande.“
Vernita grinste die Magierin an, bevor sie einen Blick auf Miandra warf. Die schwarzhaarige Frau lag nach wie vor auf ihrer Liege und schlief. Sie sah so friedlich aus. Ihr Gesicht war völlig gelöst, vollkommen entspannt. All ihre Sorgen und Ängste schienen in diesem Moment von ihr abgefallen zu sein. Vernita konnte sich nicht daran erinnern, wann sie die Frau das letzte Mal in einem solch sanften und ausgelassenen Zustand gesehen hatte. Die Elfe bekam von diesem Anblick gar nicht genug, sie wollte ihn voll und ganz in sich aufnehmen, solange er andauerte.
So setzte sie sich neben Miandras Liege auf den Boden, legte ihren Kopf seitlich auf dessen Kante und beobachtete die schlafende Frau, wobei sich ein Lächeln auf das Gesicht der Elfe legte. Während sie so bewegungslos da saß, merkte sie nicht einmal, wie ihr nach und nach die Augen zufielen. Und so dauerte es auch gar nicht lange, da war Vernita schon eingeschlafen.


Vernita schaffte es immer wieder Neria zu überraschen und wie sie ihr sogar einen Teil aus ihrem Leben anvertraute, versetzte es Neria regelrecht einen Stich ins Herz und sie realisierte dass ihr Schicksal, so schlimm es auch gewesen ist, eine Lappalie im Gegensatz dazu war was Vernita widerfahren war. Gab es überhaupt etwas Schlimmeres als sein Kind zu verlieren? … Sein eigen Fleisch und Blut? Doch ehe Neria dazu kam Vernita zu antworten, lag diese schon am Bettrand von Miranda und schlief ein. Nachdem sie nicht wusste, ob Vernita sie je wieder sehen würde beschloss sie ihr einen Brief zu hinterlassen, kramte aus ihrer Tasche ein Stück Papier, und begann zu schreiben.

Liebe Vernita,

Wenn Ihr diese Zeilen lest, bin ich schon im Gesindeviertel und werde meine Rache üben. Ich danke Euch, dass Ihr mir angeboten habt mir zu helfen. Seid mir bitte nicht böse wenn ich Euer Angebot, so sehr es auch von Herzen kommt, nicht annehme.
Wie ich Euch schon gesagt habe ist es nicht nur mein Krieg, sondern es ist auch ein Teil meiner Vergangenheitsbewältigung und ich weiß auch nicht wirklich was dort passieren wird. Ich lasse nicht zu, dass Ihr Euer Leben für mich riskiert, da Ihr hier Freunde habt, die sich auf Euch verlassen und mit denen Ihr noch Einiges vorhabt.
Ich muss auch zugeben, dass ich mich von Anfang an in Euch getäuscht habe, Ihr seid eine warmherzige Frau, das habt Ihr mir jetzt schon einige Male unter Beweis gestellt... und wenn ich so beobachte wie Ihr Miandra anblickt werde ich irgendwie neidisch. Ich durfte nie erfahren was Freundschaft ist, deswegen würde ich auch nicht den schmalen Grad, der Freundschaft von Liebe unterscheidet, erkennen.
Ich hätte Euch gerne als Freundin gehabt, vielleicht hätte ich damals über meinen Schatten springen sollen und das dunkelhäutige Mädchen in der Ecke einfach ansprechen sollen.
Ich glaube wir hätten uns gemeinsam Kraft geben können, und vielleicht wäre uns durch unsere Freundschaft vieles in unserem Leben erspart geblieben.
Euer Verlust von dem Ihr mir erzählt habt hat mich sehr getroffen, ich war bestürzt wie schlimm es noch kommen könnte, aber ich war auch betroffen wie sehr mir das Schicksal von anderen nahe gehen kann.
Wie sehr man jemanden liebt weiß man erst wenn man denjenigen verloren hat, oder dabei ist ihn zu verlieren. Diese Erfahrung habe ich heute gemacht, und ich wünsche Euch allen dass Euch das nie widerfahren wird. Die Vergangenheit kann niemand von uns rückgängig machen.

Bei den letzten Zeilen konnte Neria ihre Tränen nicht mehr unterdrücken und ein Teil des Geschriebenen wurde etwas verschmiert. ‚Verdammte Gefühle‘, fluchte sie innerlich, und schrieb schnell weiter.

Nachdem Ihr mir den Aufenthaltsort der Avari Brüder nicht genannt habt, muss ich anderwärtig versuchen an die Information zu kommen. Ich habe auch schon eine Idee.
Ich weiß, ich habe Euch zwar versprochen wiederzukommen, aber für den Fall dass es anders kommen sollte möchte ich Euch allen etwas hinterlassen.
Mein Pferd gebt bitte Lydia, ich bin Ihr das schuldig da ich sie zu Beginn so schlecht behandelt habe und sie mir trotzdem geholfen hat Aris in die Stadt zu holen, zudem war sie für mich da wie es mir schlecht gegangen ist.
Das Gold das ich in meiner Tasche habe ist genug, dass Ihr Euch alle ein neues Leben aufbauen könnt, falls Ihr es schaffen solltet Euren Namen reinzuwaschen. Zu meinem Leidwesen muss ich gestehen, dass an diesem Gold mehr Blut klebt als es an Wert hat.
Ich wünsche Euch auf jeden Fall viel Glück für Eure Zukunft, möge sie mehr Licht in Eure dunkle Vergangenheit bringen.

Eure Neria


Als Neria mit ihrem Brief fertig war, legte sie ihn zur Seite und begann mit ihrer Meditation.
Nachdem Neria mit ihrer Meditation fertig war, fühlte sich ruhig und ausgeglichen. All der Schmerz und die Gefühle die sie heute erfahren musste waren zwar nicht aus ihrem Kopf, aber in den Hintergrund gerückt.
Sie war sich bewusst, dass ihr Vorhaben unter Umständen ihre ganze Konzentration erfordern würde, und sie es sich keine Ablenkung leisten konnte.
Sie nahm ihren Dolch aus ihrer Tasche und steckte ihn in ihren Gürtel, dann nahm sie den Brief und legte ihn vor Vernita auf Mirandas Liege. Zu guter Letzt nahm sie ihren Zauberstand und verließ mit leisen Schritten, wortlos das Versteck.
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Kapitel XVIII - Blutmagie Empty
BeitragThema: Re: Kapitel XVIII - Blutmagie   Kapitel XVIII - Blutmagie EmptySo 21 Aug 2011, 11:10 pm

„Sind die anderen da drinnen?“ fragte die Elfe in einem genervten Ton, als sie vor den Zwillingen zum Stillstand kam, die aneinander gelehnt neben der Eingangstür standen und in die Luft starrten, mit den Gedanken offenbar meilenweit entfernt.
„Ja, sie sprechen gerade mit dem Besitzer“, meinte einer der beiden, der in einer dunklen Lederrüstung gekleidet war, ohne die Elfe anzusehen.
„Und es scheint ihnen großes Vergnügen zu bereiten“, fügte der zweite von ihnen grinsend hinzu, welcher einen weiten Kapuzenmantel trug.
„Schicke Sachen habt ihr da übrigens an“, bemerkte die Elfe abfällig.
„Ja, nicht wahr? Sie gehörten den beiden Gefangenen und passen uns doch ausgezeichnet, findet Ihr nicht?“ erwiderte der Zwilling in dem Mantel.
„Und sie haben uns direkt hierher geführt“, fügte der zweite geistesabwesend hinzu.
Die Elfe schüttelte nur den Kopf. Sie konnte die Zwillinge weder auseinander halten noch wirklich ernst nehmen. Außerdem fragte sie sich, ob die beiden überhaupt zurechnungsfähig waren. Doch sie schienen wirklich gute Spürhunde zu sein. Ein Grinsen legte sich auf das Gesicht der Frau, als sie sich vorstellte, wie die beiden mit der Nase im Dreck schnupperten und auf allen Vieren zu ihrem Ziel trotteten, wie zwei lausige Köter. Sie wollte sich gerade wieder in Bewegung setzten, als der Qunari, der auf der anderen Seite der Tür stand, mehr zu sich selbst als zu ihr sprach.
„Es sind heute erstaunlich viele Templer auf den Straßen unterwegs“, meinte er emotionslos, wobei seine Augen überall nur nicht auf der Elfe zu ruhen schienen.
„Ja, die suchen wohl nach einem abtrünnigen Magier“, entgegnete die Elfe, wobei sie ebenfalls ihren Blick über die Personen auf den Wegen und Gassen wandern ließ. „Frage mich, ob das nicht sogar unser neuer Freund ist.“
Sie lachte über ihre eigenen Worte, bevor sie schließlich an den dreien vorbeiging und durch die Tür das Gebäude betrat. Der Schankraum war menschenleer, die Tische frisch abgeputzt. Ein Wischer lag neben einem vollen Wassereimer auf dem Boden. Anscheinend hatte dort jemand seine Reinigungsarbeiten abgebrochen, oder wurde dabei unterbrochen.
Durch die geschlossene Tür am anderen Ende des Raumes vernahm sie das Murmeln von Stimmen. Dort mussten sich ihren neuen ‚Gefährten‘ aufhalten. Sie folgte dem Geräusch und betrat kurz darauf den Nachbarraum, eindeutig die Küche der Herberge. Ihr fiel sofort auf, dass auf dem Ofen ein Topf mit Wasser stand, welches wohl schon eine Weile kochte, da weiße Dampfschwaden aus ihm emporstiegen.
Außerdem sah sie den Orlaisianer und die Zwergin, die gerade einen fetten Kerl in die Mangel nahmen, vermutlich den Wirt der Herberge. Er wies mehrere Platzwunden auf, zudem war sein Gesicht puterrot und mit unzähligen Brandblasen übersät. Die Elfe konnte sich schon denken, woher diese stammten. In einer Ecke lag noch ein weiterer Mann gefesselt am Boden und beobachtete mit schreckgeweiteten Augen das Geschehen. Neben ihm stand der Magus, der ziemlich gelangweilt den anderen beiden ein Zeichen gab. Die Zwergin nickte daraufhin, bevor die beiden den Kopf des Wirtes in Topf mit dem kochendheißend Wasser stopften.
Der Wirt strampelte wie wild mit Händen und Füßen, doch kam er gegen die Kraft der beiden Söldner nicht an. Dabei gurgelte und röchelte er, während er das heiße Wasser schlucken musste. Nach kurzer Zeit gab der Magus ein weiteres Zeichen, woraufhin, die beiden den Wirt wieder aus dem Topf zogen. Keuchend und prustend holte dieser Luft, wobei noch weiße Dampfschwaden aus seinem verbrannten Gesicht aufstiegen.
„So, die Fremden nach denen ich dich gefragt habe, waren also hier und haben hier ein paar Tage übernachtet, richtig?“ fragte der Magus kühl, wobei er scheinbar desinteressiert seine Fingerspitzen inspizierte. Der Angesprochene nickte sofort. „Und sonst ist dir nichts aufgefallen? Hatten sie vielleicht Besuch oder hast du mal mitbekommen, worüber sie gesprochen haben?“
„Sie haben immer darauf geachtet, dass ich von ihren Gesprächen nichts mitbekomme“
, stammelte der Wirt, wobei in seiner Stimme Angst und Panik mitschwang. „Und an Besuch kann ich mich nicht erinnern.“
Der Magus verdrehte die Augen, während er den beiden Söldnern erneut ein Zeichen gab. Diese bewegten den Kopf des Wirtes ein weiteres Mal in Richtung Topf. Dessen Augen weiteten sich, während er sich dem Gefäß immer mehr näherte. „Wartet. Mir fällt gerade noch was ein.“
Sogleich hob der Magus die Hand, woraufhin die beiden Söldner inne hielten und sah den Wirt zum ersten Mal direkt an. „Dann spucke es schon aus!“
„Ein dunkelhaariger Elf mit einer auffälligen Tätowierung auf der Stirn hat diese Leute mehr als einmal besucht. Ich glaube, er ist ein Schneidermeister oder etwas in der Art.“
„Name?!?“
„Ich kenne den Namen leider nicht. Ich schwöre es.“
„Ich wünschte, ich könnte dir so ohne weiteres glauben“
, bemerkte der Magus, woraufhin er seinen beiden Komplizen erneut en Zeichen gab. Diese wussten sofort, was jetzt kommen sollte. Der Orlaisianer verdrehte dem Wirt den Arm, woraufhin dieser schmerzerfüllt aufheulte, bevor er dessen Hand auf den heißen Ofen presste, sodass es laut zischte. Aus dem Heulen des Wirtes wurde ein Schreien, das lauter wurde je länger seine Hand auf der heißen Platte verbrannte. Doch dann war da auch schon die Zwergin heran, holte aus und schlug noch im selben Moment mit ihrer Axt zu. Der wuchtige Hieb trennte die Hand des Mannes unterhalb des Handgelenkes einfach ab. Der Getroffene ging kreischend zu Boden, wobei er den Armstumpf, aus dem literweise Blut spritzte, mit seiner anderen Hand umklammerte.
Die Zwergin hingegen schnappte sich die abgetrennte Hand und warf sie sogleich in den Kochtopf. „Ein kleiner Imbiss“, scherzte sie nur, als die anderen sie überrascht ansahen.
„Und ist dir der Name jetzt eingefallen?“ herrschte der Magus den Wirt an. Doch dieser antwortete nicht, sondern kreischte weiter vor sich hin. „Und hört mit dem Gejammer auf, sonst schneiden dir die beiden die andere Hand auch noch ab.“
„Ich weiß ihn wirklich nicht“, wimmerte der Wirt unter Tränen.
„Du bist jämmerlich, du Wurm“, verspottete der Magus den Mann, während er an ihm vorbeiging und sich zu der Elfe gesellte, die nach wie vor an der Tür stand. „Kümmert Euch um dieses Häufchen Elend, sowie um seinen Gehilfen und jeden, den Ihr hier sonst noch findet. Anschließend trefft uns in unserer Taverne, damit wir unsere weiteren Schritte planen können.“
Mit einer theatralischen Handbewegung bedeutete er der Elfe mit ihm nach draußen zu gehen. „Kommt, meine Liebe. Lassen wir die beiden die Drecksarbeit erledigen.“
„Das wird ein Festessen“, lachte die Zwergin, dreckig, während sie dem Wirt mit ihrer Axt einen Fuß abschlug.
„Ja, macht ihn fertig“, grölte der Orlaisianer wie von Sinnen, während er mit dem Blut des Wirtes bespritzt wurde.
„Ihr habt recht“, meinte die Elfe nur kopfschüttelnd, bevor sie gemeinsam mit dem Magus die Küche verließ und zurück in den Schankraum ging, wo sie sich an ihn wandte. „Denkt Ihr, dass es klug ist, ein solches Schlachtfest zu hinterlassen?“
„Wir haben freie Hand mit diesem Gesindel zu verfahren, wie es uns beliebt. Das sind Staatsfeinde. Nach ihnen und ihren Verbündeten kräht im Nachhinein kein Hahn mehr“
, beschwichtigte der Magus abwinkend. „Und so bekommen die beiden wenigstens etwas Spaß und gehen uns nicht auf die Nerven.“
„Von unserer Gruppe seid Ihr mir noch der Liebste. In Eurem Kopf befindet sich zumindest ein Gehirn, dass auch regelmäßig benutzt wird“
, schmunzelte die Elfe.
„Danke, meine Liebe. Das Kompliment kann ich nur zurückgeben. Aber davon ab... habt Ihr etwas herausgefunden?“
„Nun, seit letzter Nacht treiben sich erstaunlich viele Templer in der Stadt herum.“
„Ja, die habe ich auch schon bemerkt.“
„Und es heißt, dass ein Inquisitor auf dem Weg hierher ist, der in ein paar Tagen hier eintreffen wird“
, berichtete die Frau weiter.
„Ein Inquisitor? Kennt Ihr auch seinen Namen?“
„Nun, er wird der Bartlose genannt. Sagt Euch der Name etwas?“
„Allerdings“
, grinste der Magus boshaft. „Der Bartlose ist wohl der schlimmste Albtraum eines jeden abtrünnigen Magiers. Er ist ein Zwerg, die ja schon allgemein über eine gewisse Magieresistenz verfügen, doch dieses Exemplar ist ein wahres Unikum. Es heißt, dass er vollkommen immun gegenüber magischen Einflüssen sein soll, sowohl negativen wie auch positiven. Außerdem ist er ein wahrer Meister im Umgang mit der Axt. Wen auch immer die Kirche da erwischen will, diese Person muss verdammt gefährlich sein. Das dürfte interessant werden.“
„Er ist doch nicht hinter Euch her, oder?“ Die Frau klang ein wenig beunruhigt, aber wohl mehr aus Eigeninteresse als aus Sorge um den Magier.
„Keine Angst, meine Liebe. Mein Status wurde von der Kirche schon lange anerkannt. Da könnt Ihr ganz beruhigt sein.“
„Ah, verstehe. Und hat dieser Wurm noch etwas anderes von sich gegeben, außer die Sache mit diesem Schneider.“

„In der Tat“, lachte der Magus auf. „Offenbar besteht die Gruppe, die wir suchen noch aus drei uns bisher unbekannten Mitgliedern. Da wäre zum einen eine gutaussehende, blondhaarige Frau, die von edler Abstammung zu sein scheint. Dann ist da noch ein Krieger und ein kleines Mädchen.“
„Ein Mädchen? Tatsächlich?“
„Sieht so aus“
, meinte der Magus noch, als er die Tür zur Taverne öffnete und die Elfe nach draußen treten ließ. „Ich werde Euch nachher noch die Einzelheiten dazu offenbaren.“
Nachdem die beiden die Taverne verlassen hatten, schlug der Magus die Tür hinter sich zu, was die Schmerzensschreie des Wirtes ungehört hinter ihnen im Nichts verhallen ließ.
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Kapitel XVIII - Blutmagie Empty
BeitragThema: Re: Kapitel XVIII - Blutmagie   Kapitel XVIII - Blutmagie EmptySo 21 Aug 2011, 11:12 pm

Rowan erwachte, als die Sonne nur durch den schmalen Streifen am Horizont zu erahnen war und die ersten Vögel ihren morgendlichen Gesang anstimmten. Sie musste am Abend zuvor doch müder gewesen sein und war in Sareths Armen eingeschlafen. Die Kälte der Nacht und die aufgezogenen Feuchtigkeit ließen sie frösteln und Rowan wickelte sich dichter in ihren Umhang. Für einen Moment betrachtete sie den schlafenden Krieger. Er sah so friedlich aus. Seine Gesichtszüge waren vollkommen entspannt und er schnarchte leise durch die Nase.
Sie kuschelte sich enger an ihn und beobachtete den Sonnenaufgang. Der Himmel wurde allmählich heller, während unter ihnen auf dem Marktplatz die Stadt zum Leben erwachte. Rowan genoss diesen Augenblick der Ruhe. Von unten würde man sie nicht sehen können, das hatte sie bereits in der Vergangenheit ausgetestet, und so konnte sie dem Treiben entspannt zusehen.
Ihr Magen fing leicht an zu knurren und sie ärgerte sich ein wenig, dass sie nichts zu essen mitgenommen hatte. Sie würden den Turm erst wieder verlassen können, wenn die Dunkelheit sie verbergen konnte. Bis dahin mussten sie hier ausharren. Alles andere wäre zu riskant gewesen. Sie hoffte nur, dass sich die anderen nicht allzu große Sorgen machten.


Sareth erwachte, sah eine heran brechende Sonne und einen sich mit Leben füllenden Markt. Er wandte seinen Blick zu Rowan die noch immer an ihn gelehnt neben ihm saß.
Er küsste sie am Haaransatz und sagte mit leiser, fast gehauchten Stimme: „Guten Morgen, Sonnenschein.“


Rowan drehte sich zu ihm um als er sie ansprach.
„Guten Morgen“ lächelte sie ihn an.
„Leider haben wir die Nacht verschlafen und müssen den Tag über nun hier bleiben. Aber hier oben sind wir sicher.“


„Das macht nichts. Du konntest in Ruhe schlafen. Nur das zählt für mich.“
Er kramte mit seiner freien Hand in seiner Tasche und holte eine kleine Feldflasche aus seiner Tasche. Er hielt die Feldflasche Rowan hin.
„Hier. Es ist zwar kein warmer Tee aber wenigstens etwas zu trinken das dich aufwärmt.“


Rowan nahm die Flasche entgegen und trank einen Schluck daraus. Zu spät bemerkte sie den beißenden Geruch, der ihr entgegen schlug. Schon rann ihr die Flüssigkeit den Hals hinunter und zog ein Brennen hinter sich her. Sie musste augenblicklich husten und lehnte sich nach vorne, während sie dem Krieger die Flasche wieder hinhielt.
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er ihr Schnaps anbot. Während sie weiter hustete, traten ihr Tränen in die Augen und ihr Gesicht lief rot an.


„Alles in Ordnung? Ich wusste nicht dass du sowas nicht verträgst.“
Er nahm ihr die Feldflasche ab und klopfte ihr leicht auf dem Rücken.
„Geht es wieder?“


„Schon in Ordnung“, krächzte sie während sie eine Hand an ihre Brust gepresst hielt. „Geht schon wieder.“
Das Brennen hatte etwas nachgelassen und dafür stellte sich eine enorme Wärme in ihrem Magen ein. Doch sie merkte auch, wie ihr das Gesöff sofort zu Kopf stieg. Sie trank normalerweise nichts Hochprozentiges und vor allem nicht auf leeren Magen.
Rowan drehte den Kopf zu Sareth um.
„Was genau war…“ Sie stockte als sie bemerkte, dass sich das Gesicht des Kriegers nur wenige fingerbreit von ihrem entfernt befand. Hätte nicht der Alkohol schon sein übriges getan, wäre sie wohl auf der Stelle rot angelaufen. Verwirrt wollte sie etwas abrutschen von ihm.


Als Rowan von Sareth etwas weiter weg rutschen wollte, reagierte er fast reflexartig und zog sie wieder an sich heran, sodass ihr Gesicht wieder kurz vor seinem lag. Mit den Fingern seiner anderen Hand fuhr er ihr über die Wange. Seine Augen wanderten von den Ihrigen zu Rowans Mund und immer wieder hin und her. So als ob er sich nicht entscheiden könne wo er hingucken sollte.
Nach den paar Sekunden in denen er sich nicht entscheiden konnte, wo er denn nun hinsehen sollte, küsste er Rowan auf dem Mund während die beiden von der aufgehenden Sonne erhellt wurden.


Rowan blieb vor Überraschung fast du Luft weg, als Sareth sie küsste. Im ersten Moment kam ihr Fluchtreflex hoch und sie wollte sich wehren. Doch das Gefühl, dass sie überkam, ließ sie innehalten. Ihr Herz fing wild an zu schlagen und ihre Fingerspitzen und Zehen kribbelten heftig. Die Wärme, die ihn ihr aufstieg, war stärker, als die es Alkohols und vertrieb jegliche Kälte aus ihren Gliedern. Kleine Ameisen schienen in ihrem Bauch zu krabbeln.
Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie, wie es war, jemandem wirklich nahe zu sein und zu vertrauen. Sie fing an, sich endlich zu entspannen, und gab sich seinem Kuss hin.
Nach scheinbar endlosen Minuten lösten sie sich wieder voneinander und Rowan legte ihren Kopf an seine Brust. Sie hörte, wie sein Herz ebenfalls laut und schnell schlug und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.


Nach dem langen Kuss spürte Sareth nun Rowans Kopf auf seiner Brust. Er genoss es, sie in seiner Nähe zu wissen. Während er sie fest umklammerte wanderte sein Blick in die Ferne. Zur Sonne die immer strahlender zu leuchten schien und den Horizont in ein schönes Orange-rot tauchte. Ein starker Sonnenstrahl ließ ihn seinen Blick abwenden und zu den Markt wandern. Er erkannte nach ein paar Sekunden, dass der Markt von sehr vielen Wachen patrouilliert wurde.
Sein Gesicht, das gerade noch von einen leichten Grinsen überzogen war, wurde auf einmal sehr hart. Er machte sich sichtlich Sorgen.


Rowan bemerkte die Wachen ebenfalls. Sie spürte, wie sich der Krieger hinter ihr versteifte. Ihre Hand wanderte zu der seinen und drückte sie sanft.
„Hier oben sind wir sicher, glaube mir. Der Eingang zum Turm ist schon lange verschüttet. In diesem heruntergekommenen Stadtteil kümmert sich niemand darum. Der einzige Zugang ist über das Dach, über das wir gekommen sind.“
Doch auch sie machte sich Sorgen. Ewig konnten sie nicht in dem Keller bleiben. Und das Problem war, dass sie nicht einfach aus der Stadt verschwinden konnten. Immerhin mussten sie sich noch um die Sache mit den entführten Kinder kümmern. Wie sie das anstellen sollten, wo die halbe Welt hinter ihnen her war, mochte sich Rowan gar nicht ausmalen.
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Kapitel XVIII - Blutmagie Empty
BeitragThema: Re: Kapitel XVIII - Blutmagie   Kapitel XVIII - Blutmagie EmptySo 21 Aug 2011, 11:39 pm

Im Unterschied zu Nerias nächtlichen Ausflug waren diesmal sehr viele Leute unterwegs. Den Templern und Stadtwachen denen sie begegnete konnte sie geschickt ausweichen indem sie in der Menge untertauchte.
Am Marktplatz von Denerim angekommen überkam sie ein Hungergefühl, da sie schon einige Zeit nichts gegessen hatte, und kaufte sich bei einem der Händler einen Laib Brot. Während sie an ihrem Brot kaute kam ihr in den Sinn: ‚Ist eigentlich eine Henkersmahlzeit. Nur mit dem Unterschied dass es nicht die meine ist‘, und sie musste unweigerlich bei ihrem Gedanken lächeln.
Im Gesindeviertel angekommen steuerte sie sofort den alten Bettler an, der wie sie glaubte, so gut wie alles wusste was das Viertel betraf und tatsächlich erhielt sie von ihm, im Gegenzug für einige Münzen, eine genaue Wegbeschreibung zu den Avari Brüdern.
Neria betrat das Haus welches ihr der alte Mann beschrieben hatte und tatsächlich traf sie die beiden Brüder dort an. Nachdem diese den ersten Schreck ihres plötzlichen Erscheinens verdaut hatten, verkündigte der jüngere der beiden mit höhnischem Ton: „Na wenn das nicht unsere kleine Halbelfenschlampe ist fresse ich einen Besen!“
Während er langsam zu seinen Dolche fasste fuhr er ironisch fort. „Wollt Ihr es Euch also doch noch von uns besorgen lassen oder was is…“
Doch weiter kam er nicht und ging mit einem Röcheln zu Boden.
„Mit sowenig im Hirn ist es kein Wunder, dass ihn so ein kleiner Geistzauber gleich umbringt“, spöttelte Neria während sie sich dem anderen Bruder zuwandte, der regungslos, starr vor Schreck auf seinen sterbenden Bruder blickte.
„Wollt Ihr auch so enden oder verratet Ihr mir wo Ardanos ist?“ fragte Neria drohend.
„Nein bitte nicht, ich erzähle Euch alles was Ihr wissen wollt“, erwiderte er flehend und gab Neria Ardanos‘ Aufenthaltsort preis.
„Na bitte geht doch“, witzelte Neria und sprach sogleich einen Lähmzauber auf Anariel den älteren der Avaribrüder.
„Vielleicht habe ich ein wenig gelogen“, fuhr sie hämisch grinsend fort. „Ihr werdet zwar nicht wie euer Bruder sterben, aber Ihr werdet sterben mein Guter.“
Neria nahm dabei ihren Dolch zur Hand und rammte diesen ihrem bewegungsunfähigen Opfer ins Herz.
„Wir wollen doch nicht, dass der Verdacht auf einen Magier fällt“, sprach sie weiter obwohl sie keine Zuhörer mehr hatte, wandte sich um, und verschwand ebenso schnell wie sie gekommen war.
Danach folgte Neria der Wegbeschreibung die sie aus Anariel herausgepresst hatte, und betrat das Haus von Ardanos Barad, dem letzten verbliebenen, von jenen die sie für ihr Schicksal verantwortlich machte. Er schien mittlerweile verheiratet zu sein, da sie ihn mit einer Frau und einem Kind bei Tisch sitzend vorfand.
Bevor Neria ein Wort sprach und die Familie ihrer Anwesenheit gewahr wurde, flogen sie auch schon wie von einer unsichtbaren Hand geschleudert gegen die hölzerne Raumwand. Der Tisch kippte zur Seite und das Essen ergoss sich auf den Boden. Während die beiden Frauen von der Wucht des Aufpralls leicht benommen versuchten wieder auf die Beine zu kommen, hatte Ardanos etwas weniger Glück da sich eine Querverstrebung, des hinter dem Tisch befindlichen Waffenständers, in seine Hüfte bohrte und er somit bewegungsunfähig festsaß.
Mit schnellem Schritt, und mit einem hämischen Grinsen im Gesicht, trat Neria an den verletzten Ardanos heran. Seine vor Schreck geweiteten Augen ließen Neria wissen, dass er sie erkannt hatte.
„Ihr rührt Euch nicht von der Stelle!“ herrschte sie in rauem Ton die Frau und das kleine Mädchen an, während sie sich Ardanos zuwandte und ihre Stimme erneut erhob.
„Ah ich sehe Ihr habt mich erkannt, dann wisst Ihr auch was nun auf Euch zukommt. Es trifft sich gut, dass ihr eine Famille habt, dann werdet Ihr lernen was es heißt geliebte Menschen zu verlieren, bevor Ihr das Zeitliche segnet“ fuhr sie in spöttischen Ton fort.
„Wer ist die Frau Ardanos?“ fragte die Elfenfrau mit panikerfüllter Stimme, während sie ihre Tochter fest an sich drückte um ihr den Anblick des Geschehens zu ersparen.
„Na los sag es ihr, sag ihr wer ich bin und was du und deine Freunde getan haben“, herrschte Neria Ardanos sogleich mit zornerfüllter Stimme an.
Doch Arandos schwieg betreten, was Neria in Rage brachte. „Gut dann werde ich dir mal eine kleine Kostprobe von dem geben was dich erwartet.“
Nerias Blick fiel auf die Katze die sich gerade über die am Boden verstreuten Essensreste hermachte. „Wie wäre es wenn ich deiner altersschwachen Katze ein wenig Lebensenergie von dir einhauche?“
Sie sprach sogleich den Zauber, den sie schon so oft in ihrem Leben angewandt hatte.
Während die Katze scheinbar jünger und agiler, wie von einer Tarantel gestochen, davon schoss, schrie Ardanos von Schmerzen gepeinigt auf. Er war innerhalb eines Moments um Jahre gealtert.
„Hört bitte auf damit, ich erzähle es!“ flehte er Neria mit schmerzerfüllter Stimme an. Daraufhin schilderte er seiner Frau was sich vor neun Sommern zugetragen hatte. Seine Frau hörte seinen Ausführungen aufmerksam zu, senkte dann beschämt ihren Kopf, als schien sie zu wissen, dass sie die letzten Minuten ihres Lebens vor sich hatte.
„Ich bitte Euch hört mich an“, bettelte Aradnos und begann sogleich mit hastiger Stimme zu sprechen. „Ich habe das damals nicht gewollt, es war die Idee der beiden Brüder und derjenige der Euch vergewaltigen wollte und von Euch getötet wurde, hatte Eurem Freund das Messer in die Brust gerammt. Ich hätte Euch nie etwas angetan, ich wollte nur mein Gesicht vor meinen Freunden wahren!“
Neria zögerte kurz bevor sie in einem schnippischen Ton entgegnete: „Und du glaubst wirklich dass du als Mitläufer frei von jeglicher Schuld bist? Willst du mir das weismachen?“
Sie schlug ihm mit ihrem Zauberstab in seine Weichteile, sodass er vor Schmerzen wimmerte.
„Nun gut, wenn du behauptest nur ein Mitläufer gewesen zu sein, dann werde ich dir meine vor kurzem gewonnene Menschlichkeit beweisen“, fuhr sie mit spöttischer Stimme fort. „Du darfst wählen wen ich von den beiden am Leben lassen soll.“
Neria deutete auf seine Frau und das kleine Mädchen. Doch während er sich verzweifelt mit ihrer Frage quälte, stand seine Frau langsam auf und trat nahe an Neria heran. „Tötet mich und verschont bitte das Leben meines Kindes“
Neria ein wenig von der Entschlossenheit und der Ruhe dieser Frau beeindruckt .
„So sei es“, entgegnete sie und hob ihre Hand um einen ihrer Todeszauber an ihr anzuwenden. „Verabschiedet Euch von Eurer Tochter“
Die Frau nahm ihre Tochter in ihre Arme und drückte sie fest an sich. Man konnte ihr anmerken, wie sie mit den Tränen kämpfte während sie zu ihrer Tochter sprach. „Salina du musst jetzt tapfer sein.“
Das kleine Mädchen warf sich heulend in die Arme ihrer Mutter und schrie mit tränenerstickter Stimme: „Mutter! Nein! Bitte bleib bei mir, verlasse mich nicht“
Dann wandte sie sich flehend an Neria. „Bitte nehmt mir nicht meine Mutter, und lasst auch meinen Vater in Ruhe, sie sind alles was ich habe, ich liebe sie. Was soll ich ohne sie machen?“
Neria die gerade ihren Zauber vollenden wollte zögerte als sie die Worte des kleinen Mädchens vernahm.
Warum zögerte sie? Sie überlegte fieberhaft und musterte die Kleine die sie ein wenig an Lydia, allerdings fünf oder sechs Sommer jünger, erinnerte. Was würde aus ihr werden, ohne ihren Vater, ohne ihre Mutter? Würde sie nicht die Kleine zu dem machen, was aus ihr selbst geworden war? Sie kämpfte verzweifelt gegen das Mitleid an, das ihren Hass zu überflügeln schien.
Sie selber wusste nur zu gut wie es war einen geliebten Menschen zu verlieren. Wollte sie den Schmerz, den sie heute erfahren hatte, wirklich dem jungen Ding antun?
„Nein es wird keine Rache mehr geben“, dachte sie laut.
Die Drei schauten sie erstaunt an als sie ihre Worte vernahmen und konnten ihr Glück zuerst gar nicht fassen.
Neria zog Ardanos vom Waffenständer hinunter und legte ihn vorsichtig auf den Boden. Während sie ihm wieder die verlorene Lebensenergie einflößte und seine Wunde heilte, sagte sie mit ernster Stimme: „Ich denke Ihr habt Eure Lektion gelernt und werdet dadurch zu einem noch besseren Elfen als Ihr anscheinend schon geworden seid.“
Sie deutete dabei mir ihrem Kopf auf seine Frau und seine Tochter.
Ardanos sagte kein Wort aber sein Blick gab ihr zu verstehen, wie sehr er ihr dankte, und sich seiner Schuld bewusst war. Neria sah in seine Augen, und wusste die Richtigkeit ihrer Entscheidung bestätigt. Während sie sich anschickte das Haus zu verlassen, und die Familie ihr dankend nachblickte, stolperte sie über die Katze die jung und verspielt, wie sie jetzt war, Nerias Schatten verfolgte. Sie wollte sie schon fluchend in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzen als sie lachend beschloss: „Ach bleib wenigstens du wie du bist.“
Doch als Neria das Haus verließ, blieb ihr sogleich das Lachen im Hals stecken, als sie eine blecherne Stimme vernahm.
„Wir haben sie Sir.“
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Kapitel XVIII - Blutmagie Empty
BeitragThema: Re: Kapitel XVIII - Blutmagie   Kapitel XVIII - Blutmagie EmptySo 21 Aug 2011, 11:43 pm

Miandra schlief einen nahezu traumlosen Schlaf, denn als sie erwachte, konnte sie sich nur noch an einige Bruchstücke erinnern die keinen wirklichen Sinn ergaben, worüber sie froh war. Sie hasste diese Albträume, welche sie all die letzten Nächte gequält hatten und hoffte, dass sich diese nun wieder mindern würden.
Etwas verschlafen richtete sie sich auf und blickte sich um, doch außer Leanora, welche wieder irgendetwas zu lesen schien, Lydia, welche auf der Liege saß und mürrisch dreinschaute, sowie Vernita, die direkt neben ihrer Liege saß und wohl eingeschlafen war, konnte sie niemanden ausfindig machen. Waren sie vielleicht alle oben beim Schmied? Doch im Prinzip war es ihr egal, wo die anderen waren.
Mit einem Gähnen richtete sie sich auf und begab sich zu den Vorräten, welche sie sofort durchstöberte. Sie war nicht hungrig, hatte jedoch den Drang danach sich zu waschen, da sie noch immer diesen Gefängnisgeruch an sich trug und sie benötigte dringend frische Kleidung. Relativ schnell wurde sie fündig und nahm sich einige Kleidungsstücke, welche wohl Kylar zusammen mit den anderen Sachen in das Versteck gebracht hatte. Miandra war es egal, woher diese Sachen stammten und nahm sich etwas das ihr passen könnte.
Damit verschwand sie hinter der Geheimtür des Verstecks, ohne zu sagen wohin sie sich begab. Oben angekommen traf sie direkt auf den Schmied, welcher sie komisch anglotzte da sie außer des Verbandes und ihrer Unterwäsche nichts anhatte.
„Wo befindet sich Euer Waschraum?“ fragte sie ihn direkt, doch dieser zeigte nur mit der Hand auf eine Tür ohne etwas zu sagen, da er scheinbar dafür zu verwundert oder verwirrt war, was sie aufgrund seines offenen Mundes feststellte.
Ohne zu zögern betrat sie den Raum, schloss die Tür hinter sich ab und befreite sich sofort von den Verbänden, welche teilweise an ihrer Haut festklebten. Anschließend wusch sie sich direkt mit dem kalten Wasser, welches sich in einem Fass befand, sowie mit Seife, den ganzen Körper sowie die Haare, bis all das Wasser verbraucht war. Nun war ihr zwar eiskalt doch das war es ihr wert gewesen. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte betrachtete sie sich kurz selbst im Spiegel, wandte den Blick jedoch sofort wieder ab, als sie all die Narben erkennen konnte, zog sich schnell die frische Kleidung über und verließ den Waschraum wieder. Der Schmied warf ihr nur einen verwunderten Blick zu, welchen Miandra einfach ignorierte, und sie begab sich ohne sich weiter umzusehen zurück ins Versteck.
Als sie an den Vorräten vorbeikam schnappte sie sich kurzerhand einen halben Brotlaib und ließ sich mit diesem auf ihrer Liege nieder, wo sie sich sofort in die Decke hüllte, da ihr von dem Wasser noch immer eiskalt war. Gerade als sie von dem Brot abbeißen wollte, fiel ihr Blick auf einen Zettel.
‚Lag der vorher schon da?‘ Ging ihr nur doch den Kopf, aber wahrscheinlich hatte sie ihn übersehen. Ohne darüber nachzudenken nahm sie sich das Stück Papier, faltete es auf, und musste feststellen, dass es sich um einen Brief für Vernita handelte. Ohne sich dabei viel zu denken las sie weiter, und verschluckte sich beinahe an dem Brot, als sie ihren eigenen Namen darin fand, und begann daraufhin stark zu husten.


Leanora wusste nicht so genau, wie sie diese Halbelfe einschätzen sollte. Sie hatte sich zwar wieder in ihren Briefen vergraben, die sie mittlerweile fast auswendig kannte, aber mit halbem Ohr hörte sie den Gesprächen zu. Außerdem hing sie ihren Gedanken nach. Kylar hatte sie tags zuvor wieder so liebevoll angelächelt, dass sie vor Verlegenheit rot wurde. Dennoch war sie sich ihrer Gefühle zu Tjark bewusst, und sie würde Kylar nie solche Gefühlte empfinden können, wie sie für Tjark empfand.
Langsam stapelte sie die Briefe wieder aufeinander und verschnürte sie mit einer Schleife. Auch Tjarks Tagebuch wanderte zurück in ihre Tasche. Irgendwann würde sie seine Mutter und Schwester auffinden und ihnen den Teil der Chronik zukommen lassen, das schwor sie sich noch einmal.
Leanora streckte sich, das Sitzen hatte ihre Muskeln völlig verspannt. Sie hatte keine Ahnung, wo die anderen nun alle hin gegangen waren, aber sie würden schon wieder irgendwann auftauchen. Sie selber hatte kein Bedürfnis den sicheren Kellerraum zu verlassen. Leanora stand auf und ging zu den Lebensmitteln. Dort nahm sie sich etwas Käse und einen Schluck Wasser.
Als Miandra zu husten begann, blickte sie diese fragend an.
„Geht es Euch besser, Miandra? Kann ich Euch irgendwie helfen?“


Vernita vernahm das Husten einer Person in ihrer unmittelbaren Umgebung. Schlagartig öffnete sie die Augen und hob den Kopf. Direkt vor sich sah sie Miandra in einer Decke gehüllt sitzen, einen Zettel in der Hand haltend und stark hustend. Neben ihr lag ein angebissenes Stück Brot, an welchem sie sich anscheinend verschluckt hatte. Erst jetzt wurde der Elfe bewusst, dass sie vor der Liege der schwarzhaarigen Frau saß und offenbar eingeschlafen war. Dann hörte sie Leanoras Stimme, die nach dem Wohlbefinden Miandras fragte.
„Bringt ihr was zu trinken“, antwortete Vernita und sprang auf. Schnell setzte sie sich neben Miandra und klopfte ihr behutsam auf den Rücken. „Alles in Ordnung mit dir? Du sollst auch nicht immer so schlingen, wie oft soll ich dir das denn noch sagen?“
Bei ihren letzten Worten grinste die Elfe die schwarzhaarige Frau an.


Nachdem ihr Vernita einige Male auf den Rücken geklopft hatte, schaffte sie es das Husten einzustellen. Wie konnte sie sich nur an einem Stück Brot verschlucken? Kurz blickte sie Vernita etwas entgeistert an aufgrund des Kommentars. Jetzt redete diese mit ihr schon wie eine Mutter mit ihrem Kind. Miandra wusste nicht warum, aber irgendwie machte sie das wütend. Nur weil sie im Fort eingekerkert war und gefoltert wurde, hieß es jetzt wohl, dass sie so unfähig war wie ein kleines Kind auf das man aufpassen musste. Zumindest kam sie sich so vor. Doch ihr Blick glitt erneut auf den Zettel, welchen sie an Vernita weiterreichte ohne diese anzusehen.
„Ein Brief von Eurer neuen Freundin“, fügte sie leicht sarkastisch hinzu und richtete sich von der Liege auf um sich an den Kamin setzen zu können, wo zwar kein Feuer mehr brannte, jedoch war die Glut noch nicht erloschen. Dabei wäre sie beinahe mit Leanora zusammengelaufen, welche ihr eilig einen Becher gefüllt mit Wasser entgegenstreckte.
„Es geht schon wieder“, sagte Miandra zu dieser mit einem leichten Lächeln, was wohl eine Art Danke ausdrücken sollte. Trotz alldem nahm sie den Becher entgegen und setzte sich mit diesem an den kleinen Kamin, um sich etwas aufzuwärmen. Da ihre Haare noch relativ nass waren, wurde ihr alleine durch die Decke nicht wirklich wärmer.


Vernita war so überrascht darüber, dass diese Nachricht für sie war, dass ihr nicht einmal auffiel, dass Miandra sie nach wie vor mit ‚Ihr‘ ansprach. Nur den Sarkasmus hörte sie deutlich aus ihrer Stimme heraus. Und das ärgerte sie ein wenig. Oder sollte sie das freuen? Immerhin könnte dies ein leichter Anflug von Eifersucht sein. Die Elfe verwarf den Gedanken wieder und widmete sich lieber dem Schriftstück, welches ihr Miandra gegeben hatte. Schon nach den ersten Zeilen verfinsterte sich ihre Miene und ihre Augenbrauen zogen sich erzürnt zusammen. Scharf sog sie die Luft ein, nachdem sie den Brief zu Ende gelesen hatte, während sie die Hände zu Fäusten ballte und dabei die Nachricht zerknüllte. Wutendbrand sprang Vernita auf und warf den Brief achtlos auf den Boden.
„Diese verdammte Schlampe!“ zischte sie böse, während sie mit geballten Fäusten und angespannten Muskeln durch den Raum in die Ecke lief, in der ihre Sachen lagen. „Die kann was erleben! Der werde ich zeigen, wie ‚warmherzig‘ ich sein kann! Dieses selbstsüchtige, sture Weib! Ich hätte sie auf der Straße verrecken lassen sollen! Was bildet sich dieses Weibsbild überhaupt ein?!?“
Die Elfe zog ihre Zivilkleidung aus und legte sich Stück für Stück ihre Rüstung an. Es wurde wohl mal wieder Zeit, dass sie in den Kampf zog. Sie musste diese Magierin finden, bevor sie diese tölpelhafte Frau schnappten und zum Reden brachten. Dann würde sie diese zurückbringen oder auch töten, je nachdem, was ihr in der entsprechenden Situation als angemessener erschien. Sie setzte sich ihren Helm auf und steckte ihre Kurzschwerter in die Scheiden auf ihrem Rücken. Anschließend hängte sie sich auch noch ihre Tasche um, für alle Fälle.
„Wartet hier!“ meinte Vernita in einem harten Ton zu den anderen gewandt. „Ich werde dieses Weib suchen gehen! Sollte ich bis zum Abend nicht wiederkommen, dann verschwindet von hier! Und keine Widerrede!“
Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ Vernita das Versteck und machte sich auf den Weg nach draußen.


Erschrocken starrte Leanora der Elfe mit großen Augen hinterher, als diese wutschnaubend das Versteck verließ. Sie legte etwas Holz nach, um das Feuer wieder zu entfachen, und setzte sich dann neben Miandra, als kleine Flämmchen um den Holzscheit züngelten.
‚Irgendwie sind wir schon ein komischer Haufen‘, dachte sie bei sich. Sie selber eher ängstlich, zurückhaltend. Vernita stufte sie als zänkisch ein, aber zum Glück hatte die Elfe bisher diese Seite nicht wirklich an ihr ausgelassen. Wenn sie auch nur einmal in das Kreuzfeuer Vernitas kommen würde, würde sie wohl in Tränen ausbrechen. Sie wünschte sich, mental so stark zu sein wie Miandra oder Vernita. Andererseits, überlegte Leanora, wäre man dann noch zu starken Gefühlen wie Liebe fähig? Oder war Hass nur eine andere Art von Liebe, aber die Emotionen waren durchaus in der gleichen Intensität vorhanden?
Sie schüttelte den Kopf, um diese Gedanken zu verscheuchen und wandte sich wiederum an die Frau, die nicht weit von ihr entfernt am Kaminfeuer saß.
„Vernita ist auch lustig. Wenn sie bis abends nicht zurück kommt, sollen wir verschwinden. Alles gut und schön, aber wohin hat sie dabei nicht gesagt. Ich weiß nur, dass ich alleine sicher nicht weit komme, samt Donas und Nero.“
Als sie an ihre Tiere dachte, seufzte sie. Wie es den beiden wohl im Moment ging? Donas würde sicher bald den Stall zu Kleinholz zerlegen, wenn er nicht bewegt wurde. Aber um die Schadensbegrenzung würde sie sich schon kümmern, noch hatte sie genug Bargeld oder Schmuck dabei, was sie verwenden konnte. Trotzdem hoffte Leanora, dass diese Sache bald geklärt würde, sie musste irgendwann das mit dem Nachlass regeln, bevor der Arl sich ihr Erbe einheimste.
Bei dem Gedanken daran kam Wut in ihr hoch. Wut darüber, wie ein Mensch nur wegen dem Streben nach Macht rücksichtslos eine Familie auslöschte, oder alles Hab und Gut plünderte. Eigentlich dachte sie, war nach der Verderbnis das Land wieder vereinter - und zivilisierter. Aber da hatte sie der Schein wohl getrogen.
Leanora fühlte sich, als hätte sie eine große Last zu tragen. Würde sie je die Weitsicht erhalten, welche Richard und den Vater mit Geschick die Belange des Gestüts lenken ließen? Sie bezweifelte es beinahe. Sie wusste nur, dass sie sich das aneignen musste, und insofern war dieses Abenteuer mit ihren Gefährten wohl der beste Lehrmeister, um mit ihrem zukünftigen Leben besser klar zu kommen und nicht blauäugig in weitere Gefahren zu laufen.


Warum Vernita wegen dieser Magierin so ausrastete verstand Miandra nur bedingt. Neria war vielleicht eine effektive Waffe im Kampf, doch wenn dieser scheinbar andere Dinge wichtiger waren und sie den Templern dadurch in die Arme laufen wollte, so war das doch ihre eigene Angelegenheit... sollte sie eben von den Templern umgebracht werden… ein Magier weniger oder mehr, wen würde es kümmern? Miandra ganz bestimmt nicht.
Natürlich könnten sie Neria auch foltern und ausfragen wegen des Verstecks, doch woher sollten diese wissen, dass sie ausgerechnet mit dieser Gruppe in Kontakt getreten war? Sie war eine Blutmagierin, bei welcher es wohl das allererste war, ihr die Zunge rauszuschneiden. Also warum machte sich Vernita Sorgen um diese Frau? Und warum nahm sie diese überhaupt mit ins Versteck, wenn man sie nicht kontrollieren konnte? Und seit wann interessierte sich Vernita so sehr für die Angelegenheiten anderer?
Miandra korrigierte ihren Gedanken. Sie verstand es nicht nur bedingt, sondern überhaupt nicht. Doch dieses Briefes nach zu urteilen schienen sich die beiden doch etwas besser zu kennen... wohl gut genug um dafür ein paar Templern oder sonstigen Wachen gemeinsam in die Arme zu laufen.
Plötzlich wurde sie von Leanora aus ihren Gedanken gerissen, als diese irgendwas von einem Nero und Donas zu schwafeln begann. Einen kurzen Moment blickte Miandra die Frau nur etwas verwirrt an, doch dann fiel ihr doch wieder ein, dass Leanora von diesem Köter und Gaul gesprochen hatte.
Ein Schmunzeln legte sich auf Miandras Gesicht, jedoch eher um ihren genervten Gesichtsausdruck zu unterbinden. Diese Adeligen gaben ihren Tieren Namen… beinahe hätte sie zu lachen begonnen. Sie wuchs in einem kleinen Dorf auf, wo die Tiere nur einem Zweck dienten, und zwar diese zu schlachten und zu essen. Pferde und Hunde, um sich Arbeit zu erleichtern. Nicht mehr, und nicht weniger.
„Ja wirklich sehr lustig…“, erwiderte sie zweideutig, wobei wohl nur sie selbst verstand, wie es gemeint war.
„Nun ja, wenn sie nicht wieder kommt, dann haben wir ohnehin nur zwei Möglichkeiten“, fuhr sie anschließend nüchtern fort, wandte den Blick wieder zu dem kleinen Kamin und beobachtete die neu entfachten Flammen.
„Entweder wir bleiben hier und sterben, da man uns irgendwann finden wird, oder wir folgen der Dummheit der anderen und gehen diese suchen, um denen die uns suchen direkt in die Arme zu laufen. Ich tendiere eher zu Letztgenanntem, da es eindeutig schneller gehen würde, und ich diese Steinwände für keinen angemessenen Ort halte um zu sterben.“
Anschließend nahm sie einen Schluck von dem Wasser und blickte weiterhin in das Feuer, wobei sie eine Art Gelassenheit ausstrahlte, obwohl sie etwas genervt war.


Leanora blickte Miandra an, als sie ihre Antwort gab. Sie war zwar erschrocken, wie trocken die Frau das hervorbrachte, aber ein Fünkchen Wahrheit steckte da sicher drin. Verstecken und so auf das Ende warten war sicher die langsamere Methode zu sterben.
Leanora nickte Miandra zu und ging wieder zu ihrer Matratze. Irgendwie musste sie dringend ihre Ängstlichkeit überwinden, aber so todesmutig war sie eben nun mal nicht. Einfach hinaus zu gehen und versuchen irgendwohin zu fliehen... Sie schüttelte den Kopf. Über kurz oder lang würde man sie finden und ins Fort schleppen, und nachdem sie dort mit eigenen Augen gesehen hatte, was dort los war, wollte sie da sicher nicht hin.
Sie schickte ein Stoßgebet los, dass die anderen bald wohlbehalten zurück kommen würden.
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BeitragThema: Re: Kapitel XVIII - Blutmagie   Kapitel XVIII - Blutmagie EmptySo 21 Aug 2011, 11:44 pm

Ehe sich Neria versah kamen mehrere Templer über den Hauptplatz in ihre Richtung gelaufen.
„Verdammte Templer!“ fuhr es ihr über die Lippen, sie zückte ihren Zauberstab und feuerte ihnen einen Feuerball vor die Füße. Doch mehr als dass einige von ihnen zurückgeschleudert wurden schien dieser nichts zu bewirken.
‚Wenigstens Zeit genug um offeneres Gelände zu suchen‘, dachte sie und lief in die Richtung wo die Templer ihren Ring um sie noch nicht geschlossen hatten. Doch nach wenigen Sekunden wurde ihr klar, dass sie in eine Falle gelaufen war. Denn dort wo früher ein schmaler Durchgang war, ragte nun ein Lagerhaus empor. So blieb Neria nichts anderes über als sich dem Kampf zu stellen.
Nach mehreren Versuchen die Templer mit Elementarzaubern aufzuhalten, warf sie verärgert ihren Zauberstab weg. Dreck, was haben die für neue Rüstungen? Sie waren doch sonst nicht so widerstandsfähig! Neria zweifelte an ihren Fähigkeiten und versuchte sich vergeblich an einigen Geistzaubern, welche die Templer aufgrund ihrer mentalen Stärke auch nicht zu beeindrucken schienen.
Die Templer waren mittlerweile bis auf zehn Fuß an Neria herangekommen, und hatten es auch gar nicht mehr eilig, da sie Neria in der Falle wussten. Doch auch Neria ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, es waren ja nicht die ersten Templer, die ihr begegneten, und daher wusste sie dass es kein Kinderspiel werden würde.
„Gut ihr wollt es nicht anders…“ murmelte sie entschlossen und traf die Wahl Todesmagie kombiniert mit Blutmagie einzusetzen. Neria konzentrierte sich kurz und innerhalb eines Augenblicks schien ihr Körper alle Lebensenergie in ihrer Umgebung langsam in sich aufzunehmen.
Das schien endlich Wirkung zu zeigen. Während ihre Zauberkraft immer stärker wurde, mussten die Templer erfahren, wie ihnen langsam ihr Leben ausgesaugt wurde. Sie wurden sich bewusst, dass sie nicht viel Zeit hatten und beschleunigten ihre Schritte. Neria begriff, dass sie dennoch zuwenig Zeit hatte, machte bei ihren Angreifern einen Templer aus, der noch relativ jung zu sein schien, und es gelang ihr diesen durch Blutmagie zu übernehmen.
Der übernommene Templer richtete sich gegen seine Kameraden und verletzte zwei von ihnen so schwer, dass Nerias Todeszauber ihnen den Rest gab. Dann wurde er jedoch von seinen drei verbliebenen Kameraden überwältigt und diese standen kurz darauf unmittelbar vor Neria.
‚Jetzt wird es eng‘, dachte Neria, denn sie hatten noch genug Zeit um Neria zur Strecke zu bringen bevor ihr Leben verwirkt wäre.
Sie konnte den ersten Schwerthieb der ihrem Kopf galt gerade noch unterlaufen, als schon der nächste folgte und einen tiefen Schnitt in ihrer Hüfte hinterließ. Neria schrie vor Schmerzen auf und konnte mit letzter Mühe dem dritten Stich, der wohl ihrem Herzen galt, ausweichen. Der Templer der diesen Streich geführt hatte kam ins Straucheln und bot Neria einen kurzen Moment eine Stelle, die nicht durch Rüstung geschützt wurde, den Nacken. Neria berührte ihn dort und beraubte seinen Körper in Sekundenbruchteilen jeglicher Flüssigkeit, sodass er komplett zu Staub zerfiel und seine Rüstung klirrend zu Boden krachte.
Doch sie konnte sich nicht lange an ihrem Triumph ergötzen, da ihr einer der beiden verbliebenen Widersacher seinen Schild in den Körper rammte. Neria sackte röchelnd auf die Knie. Der heftige Schlag hatte die Wunde die ihr Vernitas Schwert zugefügt hatte, und die sie nicht selbst geheilt hatte, wieder aufgerissen. Doch bevor der Templer seinen Schwerthieb setzten konnte sackte er ohne verbliebene Lebenskraft zusammen.
Neria war gerade dabei sich schwerfällig aufzurichten als sie zwei Dinge vernahm. In einiger Entfernung stand Ardanos‘ Frau mit einem Bogen in der Hand mit dem sie offensichtlich auf sie zielte und gleichzeitig hörte sie wie eine Klinge hinter ihr die Luft zerschnitt.
‚Jetzt ist es aus‘, dachte sie resignierend und wartete gefasst auf ihren Tod. Umso mehr war sie verwundert als ein Pfeil bei ihr vorbeisurrte, und der Templer hinter ihr getroffen am Hals röchelnd auf die Knie fiel, und kurz danach tot den Boden küsste.
Die Frau von Ardanos kam auf Neria zu, reichte ihr die Hand um ihr aufzuhelfen und während Neria sie sprachlos anstarrte umarmte sie Neria.
„Ich war Euch das schuldig“, ließ sie mit erleichterter Stimme verlauten. Nach einem kurzen Augenblick wandte sie sich wieder um und lief zu ihrem Haus zurück.
Neria sah ihr entgeistert nach, und es dauerte eine Weile bis sie das Geschehene realisierte. Anschließend nahm sie ihren Zauberstab wieder an sich, und löste ein Emblem, welches sie noch nie zuvor gesehen hatte, aus der Rüstung einer der toten Templer. Dann schleppte sie sich über entlegene Gassen auf den Weg zurück zum Versteck.


Vernita nahm den Hinterausgang der Schmiede, immer darauf bedacht sich möglichst im Schatten aufzuhalten, was ihr in der engen dunklen Gasse relativ leicht fiel. Schwieriger würde es werden, ins Gesindeviertel zu kommen. Auch wenn die Straßen inzwischen mit Personen überlaufen sein würden, so wurde immerhin nach ihr gesucht. Und in ihrer Rüstung erregte sie doch schon einige Aufmerksamkeit. Aber auf sie verzichten wollte sie auch nicht, da sie fest damit rechnete, in einen Kampf verwickelt zu werden.
Sie schlug gerade den Weg in Richtung Hauptstraße ein, als sie eine Gestalt wahrnahm, die in einer der Gassen an eine Wand abgestützt stand und offenbar schwer atmend nach Luft rang. Die Elfe ging hinter der Ecke in Deckung, bevor sie in den dunklen Weg hinein lugte. Sofort erkannte sie Neria, die offenbar verletzt worden war und wahrscheinlich eine schöne Blutspur direkt zu ihrem Versteck legte.
‚Wirklich großartig!’ dachte Vernita bei sich und lief schnellen Schrittes die Gasse entlang, bevor sie kurz darauf vor der Magierin stehen blieb und sie mit harter Miene anstarrte.
„So, meine neue Freundin!“ meinte sie betont sarkastisch. „Sagt mir, warum ich Euch nicht sofort das Genick brechen soll, wo Ihr doch schon munter für unsere Feinde eine Fährte direkt zu unserem Versteck legt? Habt Ihr jetzt komplett den Verstand verloren?!?“


Befreit von all der Anspannung, die der Kampf mit den Templern mit sich gebracht hatte, holten Neria wieder alle Gefühle ein, die sie am heutigen Tage erfahren hatte. Einige von ihnen brannten schwer in ihrer Seele. Doch da waren auch noch neu gewonnene Charaktereigenschaften die sie beschäftigten, wie Mitleid und Güte, wobei ihr Letzteres sogar das Leben gerettet hatte. Neria fühlte sich erleichtert und von jeglicher Last befreit. Sie hatte das erste Mal in ihrem Leben das Gefühl das Richtige getan zu haben und war bereit, es mit ihren neuen ‚Ich‘ aufzunehmen.
Doch was war mit Liebe, würde sie jemals auch wieder Liebe erfahren dürfen? Sie dachte wehmütig an die vielen gemeinsamen Stunden, die sie mit Theofillas in ihrem Versteck im Stall ihrer Mutter verbracht hatten. Sie waren oft stundenlang nur wortlos, fest umschlungen dagelegen. Sie mussten auch nichts sprechen, da der tiefe Blick in des anderen Augen mehr sagte als tausend Worte. Seine Berührungen und Küsse waren so sanft und zärtlich, und hätte ihre Beziehung etwas länger gedauert, dann hätte sie sich ihm sicher ganz hingegeben.
Neria wurde aus ihren Gedanken gerissen, laute Rufe und Befehle hallten durch die Straßen und Gassen, offensichtlich hatte man die toten Templer gefunden. Die zwei toten Elfen wären unbedeutend, aber sechs tote Templer würden die ganze Stadt in Aufruhr versetzen. Man würde die ganze Stadt auf den Kopf stellen, jedes Haus nach ihr durchsuchen. Vielleicht sollte sie sich stellen um die Gruppe nicht zu gefährden…
‚Doch andererseits hab‘ ich Vernita versprochen zurückzukehren‘, überlegte sie unschlüssig.
Sie blieb kurz stehen und lauschte aus welcher Richtung die Rufe kamen, dabei bemerkte sie, dass sie doch ziemlich stark aus ihren Wunden blutete. Tropfen ihres Blutes, die durch ihre Robe sicherten, hatten eine Blutspur hinterlassen. Sie raffte den unteren Teil der Robe hoch, um zu verhindern eine verräterische Spur zu hinterlassen, die etwaige Verfolger zum Versteck führen könnte.
‚Ich muss mich heilen‘, überlegte Neria nachdem sie schon ein leichtes Schwindelgefühl durch ihren Blutverlust hatte. Doch dazu jetzt war keine Zeit mehr. Dann begann sie zu laufen, und verzichtete wie auf ihrem bisherigen Rückweg darauf allen Leuten auszuweichen.
Nerias Kräfte schwanden und sie wurde immer langsamer, doch sie hatte es nicht mehr weit. Jetzt wo sie in der Nähe des Verstecks war, versuchte sie sich Vernitas Reaktion auf ihren Alleingang auszumalen. Sie hatte ihr ja in ihrem Brief all ihre Beweggründe dargelegt, wenn sie auch den einen oder anderen Grund nur leicht angedeutet hatte, aber würde Vernita das einsehen, würde sie es verstehen? Wieso wollte sie ihr überhaupt helfen? Waren es wirklich edle Beweggründe oder einfach kalte Berechnung? Neria wurde bewusst, dass sie noch immer nicht viel über Vernita wusste, aber sehr bald eine Antwort auf ihre Frage bekommen würde.
Neria konnte nicht mehr laufen, und suchte hinter einem Haus ein Versteck um sich auszuruhen. Plötzlich stand Vernita vor ihr und wollte Erklärungen, die wohl eine längere Zeit in Anspruch genommen hätten. Doch die Zeit würden sie nicht mehr haben.
„Lasst uns schnell zum Versteck aufbrechen und uns das dort klären. Welche Vorwürfe Ihr auch habt, macht sie mir dort, wir haben kaum mehr Zeit. Es hat einen Zwischenfall gegeben mit dem ich nicht rechnen konnte, ich habe sechs Templer getötet und man sucht bereits nach mir. Wenn Ihr der Meinung seid, mich töten zu müssen, dann tut es bevor es die Templer tun, oder helft mir zurück zu kommen.“


Vernita hörte bereits das entfernte Scheppern von Rüstungen, ehe sie zu einer Antwort ansetzen konnte. „Ihr habt recht, ich sollte Euch auf der Stelle niedermetzeln, für Euren verdammten Eigensinn, doch habe ich dafür jetzt keine Zeit. Kommt mit! Ich habe einen Plan!“
Die Elfe trat auf die Magierin zu, stützte sie mit einem Arm ab und schleifte sie den Weg lang, welchen Neria gekommen war, wohl bewusst, dass sie sich deren Feinde immer weiter näherte. Ihr ausgesprochen guter Gehörsinn gab ihr eine ziemlich gute Vorstellung darüber, wie viel Zeit die beiden noch hatten, bis Nerias Verfolger sie hier entdecken würden. Die Magierin sah die Elfe etwas schockiert von der Seite an, da sie schon befürchtete, Vernita würde sie eventuell den Templern zum Fraß vorwerfen. Doch diese hatte etwas ganz anderes im Sinn.
Sie schleifte Neria genau entlang der Blutspur zurück, die diese hinterlassen hatte, bis die beiden Frauen nach einigen Metern an einer geschlossenen Holztür eines Wohnhauses vorbeikamen, welches schon ziemlich verfallen aussah. Vernita wollte die Tür öffnen, doch diese war verschlossen. So ließ sie die Magierin einfach stehen, nahm kurz Anlauf und warf sich mit voller Wucht gegen das Holz des Hauseinganges. Dieses gab augenblicklich nach, als der Ansturm der Elfe das Schloss krachend aus dem Rahmen brach. Vernita stolperte in das Haus hinein, welches anscheinend schon seit geraumer Zeit verlassen worden war. Zumindest hing der Raum voller Spinnenweben und alles lag unter einer dicken Staubschicht.
Vernita trat augenblicklich wieder nach draußen, packte Neria am Arm und riss sie mit sich in das Innere des Gebäudes. Drinnen angekommen schleuderte sie die Magierin in Richtung einer alten Bank, auf welcher diese Sitzenderweise landete. Die Elfe hingegen schlug die Tür hinter sich wieder zu, griff sich einen alten Stuhl und verkeilte diesen unter der Türklinke, um diese zu blockieren. Anschließend zog sie ihre Schwerter und ging zu einem der verrammelten Fenster. Durch die Löcher in dem alten Holz beobachtete sie die Straße.
„Haltet jetzt bloß Euer ansonsten so vorlautes Maul!“ zischte sie Neria entgegen, ohne diese anzublicken. „Ansonsten sehen wir beide gleich ganz schön alt aus!“


Zu Nerias Überraschung schleppte sie Vernita nicht in Richtung des Verstecks, sondern in ein verlassenes Haus. Neria stöhnte vor Schmerzen auf wie sie von Vernita ins Innere des Hauses geschleudert wurde. Fast wäre sie auch noch rücklings über die Sitzbank gefallen, in deren Richtung sie mehr flog als stolperte.
Was hatte Vernita hier mit ihr vor? Wieso sind sie nicht noch schnell ins Versteck gelaufen? Neria presste ihre Hände auf die blutenden Wunden während sie sich diese Fragen stellte.
Anscheinend sollten die anderen nichts davon mitbekommen, wenn Vernita sie hier töten würde, oder wollte sie ganz einfach nicht dass die anderen mithören könnten, was sie sich zu sagen hatten? Wahrscheinlich wäre es auch besser so…
Schwerfällig seufze Neria, und betrachtete ihre Robe, die schon mehr blutrot war, als dass sie ihre ursprüngliche Farbe hatte.
Um diese Wunden zu heilen wäre keine Blutmagie nötig, da es nur tiefe Fleischwunden waren und keine inneren Organe verletzt wurden. Andererseits hatte sie schon zuviel Blut verloren um Blutmagie überhaupt einsetzen zu können, und die wenige Kraft die sie noch hatte, wollte sie momentan nicht mit ihrer Heilung verschwenden.
Sie zuckte unweigerlich zusammen, als sie draußen die vorbeilaufenden Templer vernahm.
‚Ohne meine Kräfte kann ich Vernita nicht einmal helfen, wenn die uns hier finden‘, ließ der Gedanke Neria erschauern. Sie hatte ja Vernita noch nicht einmal darüber informieren können, was sie herausgefunden hatte. Sie wären chancenlos, hätte sie nur besser gelernt wie man Schwerthieben ausweicht… ärgerte sich Neria über ihre eigene Schwäche.
Doch selbst wenn die Templer sie hier nicht entdecken würden, würde sie dann nicht doch hier ihr Ende finden? Was auch immer passieren würde, Neria würde nicht einmal den Versuch machen ihre Hand gegen Vernita zu erheben, es wäre in ihrem Zustand sowieso zwecklos… stellte sie resignierend fest.


Kaum hatten sich die beiden Frauen in dem alten Haus verschanzt, da sah Vernita durch die verrotteten Bretter des zugenagelten Fensters auch schon einen Trupp Templer in ihren schweren Plattenrüstungen an ihrer Position vorbeilaufen. Sie schienen erstaunlich gut trainiert zu sein, da sie sich trotz der schweren Rüstungen ziemlich schnell bewegten. Die Elfe hoffte nur, dass sie dumm genug waren, um auf ihr kleines Täuschungsmanöver hereinzufallen.
„Hier läuft die Blutspur lang!“ rief einer von ihnen. „Beeilt euch! Wir haben sie gleich!“
„Bei dem, was die an Blut verloren hat, finden wir bestimmt nur ihre Leiche!“
meinte ein anderer.
„Ruhe!“ brüllte der erste wieder, da waren sie auch schon an dem Gebäude vorbeigerannt, doch kurz darauf kamen die Templer zu Stillstand.
„Halt!“ befahl der erste. „Hier endet die Spur plötzlich!“
„Vielleicht hat sie sich geheilt, oder die Wunde verbunden?“
mutmaßte der zweite.
„Möglich“, erwiderte die erste Stimme. „Zumindest brauchen wir mehr Männer, um sie aufzuspüren. Geh zurück und besorge uns Verstärkung, der Rest folgt mir! Los!“
Der Trupp setzte sich wieder in Bewegung, während einer der Templer den Weg zurückkam. Vernita hörte deutlich, wie er an dem Haus vorbeikam. Sie trat vom Fenster weg und stellte sich neben der Tür in Bereitschaft. Einen Augenblick später verstummte das Geräusch der Templerrüstung, und zwar direkt vor der Tür. Die Elfe hielt den Atem an.
„Hm, was haben wir denn hier“, murmelte der Templer von draußen, während er an der Tür rüttelte. „Ist da etwa...“
Dann wurde es still, aber nur für einen Moment, denn schon donnerte etwas gegen den Eingang, woraufhin die Tür durch den wuchtigen Tritt des Templers aus den Angeln gerissen wurde und krachend auf dem Boden landete. Schon erschien der Krieger wie ein Riese im Türrahmen. Und als er Neria auf der Bank sitzen sah, fing er plötzlich an zu lachen, was unter seinem Vollhelm hohl und blechern klang.
„Sieh mal an, wen haben wir denn da?“ meinte er höhnisch und trat langsam ein, wobei er zu seinem Zweihänder griff. „Spielst du mit uns verstecken, oder was? Was bist du nur für eine armselige Magierin. Lass es uns zu Ende bringen.“
Der Templer näherte sich Neria, die anscheinend nicht mehr in der Verfassung war, einen Zauber zu wirken, was ihrem Gegner wohl auch gleich auffiel, da er sich nicht gerade beeilte, diese zu töten. Ganz gemächlich hob er seinen Zweihänder, während er Schritt für Schritt auf die Magierin zuging. Fast hatte er sie schon erreicht.
„Deine Schreckensherrschaft ist hier zu Ende, du Abscheulichkeit!“ zischte der Templer böse, und ließ sein Schwert auf die Frau niedersausen. Die Klinge zerteilte pfeifend die Luft, bevor sie klirrend auf Metall stieß. Vernita war vor die Magierin getreten und hatte den Angriff des Mannes mit einem ihrer Schwerter abgeblockt. Und nun stieß sie mit ihrer zweiten Waffe zu, rammte sie dem Templer unterhalb des Armes in die Brust, an der Stelle, an der sich die Schwachstelle seiner schweren Rüstung befand. Tief drang die scharfe Klinge in den Körper des Mannes ein. Dieser torkelte stöhnend zurück, wobei er seinen Zweihänder aus der Hand verlor.
Die Elfe folgte ihm sogleich, trat nach den Beinen ihres Gegner und brachte ihn damit zu Fall. Scheppernd landete der große Mann neben der Tür auf dem Fußboden. Und sogleich war die Elfe schon über ihm. Mit einer schnellen Bewegung zog sie dem Templer den Helm vom Kopf, bevor sie ihr zweites Kurzschwert in den Hals ihres Opfers rammte, welches röchelnd sein Leben aushauchte. Sofort zog sie ihre Waffen aus dem Körper des Mannes und rannte zur Tür. Ein kurzer Blick nach draußen zeigte ihr, dass die Kameraden des Templers bereits verschwunden waren.
Erleichtert atmete Vernita auf und steckte ihre Schwerter wieder weg. Anschließend trat sie zu Neria, ging vor dieser in die Hocke und untersuchte deren Wunden. Alles in allem schienen diese nicht so schlimm zu sein, nur musste sie den Blutverlust stoppen oder die Magierin töten. Sie erwischte sich bei dem Gedanken, dass sie für einen Augenblick für die letztere Lösung tendierte. Dann jedoch kramte sie in ihrer Tasche nach Verbandszeug herum.
„Zieht Eure Sachen aus, damit ich die Blutung stoppen kann“, meinte sie äußerst gereizt. „Ich hoffe, Euch ist klar, dass Ihr diese Templer beinahe zu unserem Versteck geführt hättet durch Euren Starrsinn und Eure Dummheit. Was glaubt Ihr wohl, warum ich nicht wollte, dass Ihr hier allein am helllichten Tag durch die Gegend latscht, häh? Wann fangt Ihr endlich an, Euren Verstand zu gebrauchen? Solltet Ihr Euch noch so ein Ding erlauben, dann werdet Ihr feststellen müssen, dass Ihr mich mehr fürchten solltet als unsere Gegner. Ich hoffe, dass ich mich klar ausgedrückt habe?“
Die Augen der Elfe funkelten ihr Gegenüber böse an.


Neria tat sich schon schwer die Augen offen zu halten, als es plötzlich krachte und ein hünenhafter Templer in der Tür stand. Sie wollte sich mit einem Lähmzauber Zeit verschaffen, aber ihre Arme versagten ihren Dienst. Der Templer kam langsam auf sie zu, hob sein Schwert und wollte gerade Neria den Rest geben, als Vernita wie aus dem Nichts auftauchte, und den Schlag der sie wohl getötet hätte, abblockte. Mehr sah Neria nicht mehr da ihr schon sporadisch schwarz vor Augen wurde. Doch wie sie Vernitas Stimme hörte wurde sie auf einmal wieder nahezu hellwach.
Es wurde ihr zu viel, sie konnte einfach nicht mehr die Emotionen und Gefühle, die sich in den letzten beiden Tagen bei ihr aufgestaut hatten, zurückhalten.
„Einen Dreck werde ich ausziehen!“ zischte sie. Sie ballte ihre Fäuste und schlug Vernita, die vor ihr in die Hocke gegangen war, aufs Kinn. Der Schlag war zwar nicht fest, aber dadurch, dass Neria ihr ganzes Körpergewicht in den Schlag gelegt hatte, fiel Vernita rücklings neben dem toten Templer auf den Boden. Neria flog ihrerseits gleich mit und landete kniend auf Vernita.
Die Blässe verschwand aus ihrem Gesicht, sie wurde hochrot und sie schrie Vernita mit zornerfüllter Stimme an. „Wieso konntet Ihr nicht einfach akzeptieren was ich Euch geschrieben hatte? Ihr solltet auch lernen das zu lesen was zwischen den Zeilen steht. Außerdem!… Ich mag zwar blauäugig sein, aber ich bin nicht blind. Ihr führt doch ebenso einen Kampf in Eurem Herzen, eben nur einen anderen als ich. Macht mich nicht für Schmerzen die Euch quälen, und für die ich nichts dafür kann, verantwortlich.
Habt Ihr denn überhaupt schon einmal gegen Templer gekämpft? Das ist kein abschlachten von irgendwelchen lumpigen Stadtwachen oder sonstigen Gesindel das Ihr bisher gewohnt wart. Dort waren Templer, die hatten so massive Rüstungen, dass Eure wie der reinste Blechhaufen dagegen wirkt. Obendrein waren sie noch gegen all meine Elementarzauber immun. Selbst ich habe so etwas noch nicht erlebt. Ihr wärt dort krepiert und ich hätte nicht mehr die Kraft gehabt Euch zu heilen. Seht mich doch an!“

Ihr Blick fiel kurz auf den toten Templer der neben ihnen am Boden lag.
„Und ich rede jetzt nicht von Templern, die ihr überrascht und hinterrücks meuchelt, ich rede von einem offenen Kampf. Selbst ich wäre nun tot hätte Ardanos‘ Frau mir nicht das Leben gerettet. Ich habe heute schon jemanden verloren, der mir nahe stand, ich hatte wirklich keine Lust mehr das heute nochmals mitzumachen. Könnt oder wollt Ihr das nicht verstehen?“ Sie hielt kurz nachdenklich inne und fuhr mit aufbrausender Stimme fort.
„Aber so wie es aussieht, hätte ich daran wohl keinen Gedanken verschwenden müssen. Was sollte denn all das Gesülze, von wegen Ihr versteht mich? Ihr habt nichts davon ehrlich gemeint. Ihr habt mich hintergangen und belogen. Ihr wolltet mich einfach nur ausnutzen, und ich bin so blöd und bin zurückgekommen. Ich hatte meine Rache, und ich hatte ebenso Antworten auf all meine Fragen bekommen. Ich hätte mich genauso gut aus dem Staub machen können. Aber ich wollte meinem Leben endlich einen Sinn geben, ich wollte endlich auch Gutes vollbringen, diesen Kindern von denen Ihr gesprochen habt helfen… ich wollte Euch helfen…“ beendete sie ihren Wutausbruch etwas leiser mit trauriger Stimme.
Ein neues Gefühl das Neria bisher nicht kannte schnürte ihr den Hals zu, so dass ihr die Stimme versagte.
Einsamkeit.
Sie fühlte sich plötzlich so allein und verlassen, trostlose Leere erfüllte ihr Herz. Wieso war sie nur nach Denerim zurückgekehrt? Dann wäre ihr all der Schmerz der nun ihr Herz erfüllte erspart geblieben. Es waren einfach zu viele neue Eindrücke auf einmal, die auf sie einprasselten wie Regen auf einen trockenen Sandboden. Gefühle zu haben, war wie eine Seuche die nach dem Herzen griff, und haben sie einmal davon Besitz ergriffen, lassen sie es nicht mehr los. Was hätte sie nun dafür gegeben wieder die zu sein, die sie war – kalt, berechnend, skrupellos – so wie Vernita.
Etwas leiser, verwundert darüber, dass sie überhaupt noch zu so einem Energieanfall fähig war, aber noch immer mit zorniger Stimme, in der ein wenig Trotzigkeit mitschwang, fuhr sie fort: „Gut, ich mache jetzt das was ich tun muss, und das brauche ich übrigens jetzt auch nicht mehr.“
Mit diesen Worten drückte sie Vernita das Emblem in die Hand, das sie aus der Rüstung eines der toten Templer gelöst hatte.
„Ich werde mich stellen damit ist die Sache für die Templer hier erledigt und für Euch besteht keine Gefahr mehr...“
Mit diesen Worten stand sie schwerfällig atmend auf und wollte zur Tür gehen. Doch durch die Aufregung, und ihren schnelleren Herzschlag hatte es ihr Blut nur noch schneller aus den Wunden gepumpt. Die Tür vor Neria erschien ihr wie ein Tunnel, dessen Ende sie zu erreichen versuchte.


Vernita landete durch Nerias Treffer auf dem Boden, wobei dies eher aus Überraschung geschah als durch die Wucht des Schlages an sich. Sie spuckte auf den Boden und betrachtete ihren eigenen Schleim. Doch er enthielt kein Blut, was ihr die Bestätigung gab, dass die Magierin sie nicht richtig erwischt hatte. Sie rappelte sich auf, während sie sich die Schimpftiraden Nerias anhörte, worüber sie nur mit dem Kopf schütteln konnte. War diese Frau wirklich so naiv?
„Wenn Ihr wirklich sterben wollt, dann werde ich Euch eben töten, Magierin. Oder haltet Ihr mich tatsächlich für dumm?“ fragte sie erzürnt, ohne sich das bekommene Emblem anzusehen. „Ist Euch schon mal der Gedanke gekommen, dass Euch die Templer vor Eurer Hinrichtung vielleicht noch ein wenig foltern, um herauszubekommen, ob Euch jemand geholfen hat? Und wenn Ihr denkt, dass Ihr nicht reden würdet, dann täuscht Ihr Euch gewaltig! Nein, Ihr würdet geredet! Ich wurde selbst oft genug gefoltert und habe auch genauso häufig andere gefoltert, um zu wissen, dass am Ende jeder redet! Also, seid nicht so naiv zu glauben, dass es bei Euch anders wäre!“
Die Elfe stellte sich vor Neria und blockierte ihr den Weg nach draußen. „Und was Euren Brief betrifft... Ihr wisst überhaupt nichts von mir! Gar nichts! Ich habe Euch von meinem Kind erzählt, aber nicht davon, dass es der Vater meines Kindes war, der es getötet hat. Dieser Dreckskerl hat mich jahrelang vergewaltigt, bis ich irgendwann mal schwanger geworden bin. Und dann hat er das Kind und meine Eltern getötet, damit er deswegen nicht in Misskredit gerät. Ich wurde eingesperrt, gefoltert und weiterhin vergewaltigt, bis ich irgendwann gestorben wäre, wie ich vermute. Doch ich konnte diesem Hurensohn zuvorkommen und ihn dafür büßen lassen. Doch hätte ich mich damals einer solchen Gefühlsduselei hingegeben wie Ihr jetzt, dann wäre ich längst tot. Es ging mir immer nur ums Überleben. Und das war schon schwierig genug.“
Das Gesicht Vernitas nahm einen forschen Ausdruck an. „Was erwartet Ihr eigentlich von mir? Wir kennen uns gerade mal einen Tag, und Ihr kritzelt in Eurem Brief was von Freundschaft und Verständnis. Und dann macht Ihr Euch aus dem Staub und riskiert mit Eurem Rachefeldzug nicht nur Euer sondern unser aller Leben! Ihr wart es also, die mich hintergangen habt. Als ich Euch sagte, dass ich Verständnis für Eure Situation habe, dann war das ernst gemeint. Nur habe ich kein Verständnis dafür, dass Ihr mit Eurem verdammten Stolz und Eigensinn auch mein Leben gefährdet habt, selbst wenn Euch das jetzt nicht einmal bewusst zu sein scheint. Wären wir beide losgezogen, dann hätten Euch diese Templer wahrscheinlich nicht einmal zu Gesicht bekommen, dafür hätte ich schon gesorgt. Und selbst wenn doch...“
Die Elfe drehte sich einmal theatralisch im Kreis, während sie die Arme weit von sich streckte. „Seht Euch doch um, ich habe Eure Verfolger in die Irre geführt und einen von Ihnen ausgeschaltet. Und wo wir schon mal beim Thema sind. Ihr solltet niemals an meinen Kampffähigkeiten zweifeln, denn sie sind das Einzige, was ich habe. Und ich habe schon gegen alles gefochten, was es gibt. Soldaten, Magier, Meuchelmörder, Untote, Dunkle Brut, Drachen... und sogar einen Erzdämon. Trotzdem stehe ich noch hier lebendig vor Euch, obwohl alle Chancen gegen mich standen. Und was Eure Templer mit ihren ach so tollen Rüstungen angeht... ich benutze keine Elementarzauber sondern nur blanken Stahl, kombiniert mit ein paar Giften und Sprengsätzen. Und wie Ihr an unserem jungen Freund hier sehen könnt, so hat jede Rüstung ihren Schwachpunkt, und ich bin sehr gut darin, solche Schwachpunkte aufzuspüren und auszunutzen. Darum lebe ich noch, während all diejenigen, die etwas dagegen hatten, jetzt tot und vergessen sind.“
Vernita trat dicht vor die Magierin, sodass sich deren Gesichter beinahe berührten und sah ihrem Gegenüber dabei fest in die Augen. „Und falls Ihr das noch nicht vergessen habt, so erinnere ich Euch daran, dass wir beide eine geschäftliche Vereinbarung haben, nicht mehr und nicht weniger. Ich biete Euch einen Unterschlupf, und Ihr helft mir dabei, meine Feinde zu vernichten. Die Aussicht, dass Ihr dabei Euren Namen reinwaschen könnt, sollte Euch dabei einen zusätzlichen Anreiz liefern. Wenn Ihr es aber vorzieht wie ein Feigling den Schwanz einzuziehen und lieber dem Tod entgegen treten wollt, dann kann ich das gerne für Euch erledigen. Nur dann sterbt Ihr in der Gewissheit, dass all die Leute, die Euren Tod wollen, über Euch triumphiert haben. Falls Euch das egal ist, dann können wir die ganze Sache hier und jetzt beenden. Ansonsten zieht endlich Eure Klamotten aus, damit ich Euch verbinden kann und Ihr meine Stiefel nicht weiter mit Eurem Blut besudelt.“


Neria nahm Vernita, die sich vor ihr aufgebaut hatte, nur mehr schemenhaft wahr. Sie versuchte ihren Blick zu erwidern aber ihre Augen wollten dabei nicht mehr so richtig mitspielen.
Mit schwerfälliger, keuchender Stimme entgegnete sie der Elfe: „Vernita ich kann Eure Beweggründe nicht nachvollziehen. Wieso habt Ihr nicht den Templer die Drecksarbeit erledigen lassen und mir das Leben gerettet? Seid Ihr so erpicht darauf mich selber zu töten? Warum sprecht Ihr eigentlich immer nur davon mich zu töten… tut doch was Ihr tun müsst, oder wonach Ihr Euch so sehr sehnt. Ich hatte nie Angst vor dem Tod und habe sie selbst jetzt, wo ich eine andere bin, nicht. Ich habe nichts mehr zu verlieren, und ich habe auch nichts mehr wofür es sich lohnen würde zu leben. In anderen Worten, ich habe den Hass, der in all den Jahren mein Antrieb war verloren, und ich habe auch niemanden mehr für den es sich lohnt zu leben. Ich habe meinen Frieden mit mir gefunden, der Zeitpunkt gerade jetzt zu sterben könnte also nicht günstiger sein.“
Ihre Gedanken in Worte zu fassen fiel Neria immer schwerer und sie fuhr mit leiser Stimme fort. „Was Eurer bisheriges Leben betrifft… was auch immer Euch angetan wurde, dazu habe ich Euch bereits gesagt, lasst es nicht an jenen aus die nichts dafür können. Ich habe das mittlerweile gelernt und das solltet Ihr auch tun… Wenn Ihr wirklich jemanden für Eure Sache gewinnen wollt, der mit Euch gemeinsam in den Kampf ziehen, für Euch und für Eure Sache bereit zu sterben sein soll, dann behandelt denjenigen nicht wie den letzten Dreck. Ich lebe, kämpfe und sterbe entweder als eingeschworene Gruppe oder gar nicht. Ich will genauso wie Ihr wissen, ob Ihr mir den Rücken freihalten würdet. Ich will mich auf Euch verlassen können, so wie Ihr auf mich. Würde ich das nicht wollen, könnte ich so weitermachen wie bisher. Nur mit dem Wissen ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, wird Eure es Gruppe nicht weit bringen, weder mit mir noch ohne mich.“
Neria wollte auf keinen Fall Vernitas Vorwürfe auf sich sitzen lassen und sprach mit vorwurfsvoller Stimme weiter. „Was Eure so tolle List anbelangt, ist Euch vielleicht ein unbedeutendes Detail entgangen. Einerseits ist Euch anscheinend nicht aufgefallen, dass ich die letzten Schritte keine Blutspur mehr hinterlassen habe… oder glaubt Ihr ich bin zum Spaß mit hochgeraffter Robe vor Euch gestanden? Auf der anderen Seite habt Ihr uns nur noch mehr in den Schlamassel gezogen. Ich wäre schon lange im Versteck und könnte mich heilen. Aber nein, die Frau Gut ist ja versessen darauf mir endlose Vorträge, über meine vermeintliche Blödheit zu halten, wie wenn ich in den letzten Monden nur von Vollidioten gejagt worden wäre…“
Verärgert rollte sie mit den Augen.
„Genauso töricht ist es von Euch zu glauben, dass ich vor hatte lebend in die Hände der Templer zu fallen…“
Sie machte eine weitere Pause, bevor sie kämpferisch fortfuhr. „Solange auch nur ein Tropfen Blut in mir ist, nehme ich noch paar von den Schweinen mit, und Ihr ahnt gar nicht, wie schnell ich mich selber ins Jenseits befördern kann wenn ich es will. Und jetzt geht mir aus der Sonne, um mir Verbände anzulegen ist es zu spät, und das bisschen Kraft das noch in mir ist, verschwende ich jetzt nicht um mich zu heilen, die werde ich jenen widmen, die mich tot sehen wollen.“
Mit diesen Worten wollte Neria Vernita von sich wegstoßen, doch ihre Hände glitten kraftlos an Vernitas Schultern hinunter, ihre Beine gaben nach und Neria sank stöhnend in die Knie.
„Sieht so aus als müsste ich mein Vorhaben etwas verschieben“, ließ sie mit kaum hörbarer sarkastischer Stimme, vernehmen. „Und?... lasst Ihr jetzt endlich Euer Schwert für Euch sprechen? Der Klang Eures Schwertes wird sich wohl kaum von Euren bisherigen Worten unterscheiden…“


‚Dieses sture Weib macht nicht noch wahnsinnig’, dachte Vernita bei sich. ‚Wenn die so weitermacht, dann erfülle ich noch ihren Todeswunsch, obwohl das viel zu einfach für diese kleine Schnepfe wäre.’
„Nun, mein Wunsch Euch zu töten ist bei weitem nicht so groß, wie es wohl Euer Wunsch ist zu sterben“, meinte sie stattdessen, während die Frau zu Boden ging. „Ich habe keinen Vorteil von Eurem Tod, vor allem nicht, weil wir Geschäftspartner sind, doch Ihr scheint es darauf anzulegen, Euren Part der Abmachung nicht einhalten zu wollen. Und wenn Eurer Plan mit der Robe so gut ist wie Ihr sagt, warum blutet Ihr dann immer noch meine Stiefel voll? Wartet, das haben wir gleich.“
Die Elfe ging ebenfalls in die Hocke und kramte ihr Verbandszeug aus der Tasche, bevor sie damit begann die geschwächte Magierin von deren Robe zu befreien. Während sie das tat sprach sie einfach weiter. „Interessant, dass gerade Ihr davon sprecht, dass ich gegen die Gruppe arbeiten soll, obwohl ich im Gegensatz zu Euch, mich bisher an unsere Abmachung gehalten habe. Oder wer von uns hat meine Gefährten bedroht, mich mit einem Blutpakt belegt und die Sicherheit aller durch einen eigensinnigen, schlecht geplanten Rachefeldzug gefährdet? Bevor Ihr also über mich und meine Methoden urteilt, solltet Ihr besser mal Euer eigenes bisheriges Verhalten den anderen und auch mir gegenüber einer genauen Untersuchung unterziehen. Und sobald Ihr auch mal damit beginnt, für die Gruppe zu arbeiten anstatt gegen sie, so werdet Ihr sehr schnell feststellen, dass ich einen Kampfgefährten noch nie im Stich gelassen habe. Aber das könnt Ihr offensichtlich nicht beurteilen, da Ihr anscheinend noch nie mit einer Gruppe gekämpft habt, oder sollte ich mich irren? Und jetzt hört endlich auf Euch zu zieren und lasst mich an diese Wunde ran.“


Neria überlegte kurz.
„Wenn wir jetzt wieder von vorne beginnen alles Gesagte aufzurollen verblute ich wirklich noch“, sagte sie in besonnener Stimme. „Anscheinend wollt Ihr mich lieber mit Worten umbringen als Euer Schwert mit meinem Blut besudeln…“
Bei ihren letzten Worten lächelte sie ein wenig gequält. „Lasst es uns ganz einfach herausfinden wenn es soweit ist… Es ist keinem von uns geholfen wenn wir hier am helllichten Tag von Templern gefunden werden, sowie mein Tod hier niemanden etwas nützen würde.“
Neria blickte Vernita fragend an, die sich gerade anschickte, ihr einen Verband anzulegen und zog ihr langsam den Verband aus der Hand.
„Ich sagte doch dazu ist es zu spät, die Blutung gehört sofort gestoppt, die Wunden gehören verschlossen“
Während sie sprach löste sie einige Knöpfe ihres Unterkleides, schob dieses soweit hinauf, dass ihre Wunden frei lagen.
„Vernita wollt Ihr mit Euren Händen einmal etwas anderes machen, als töten? Wollt Ihr damit heilen?“ sagte sie mit ernster Stimme und nahm sogleich Vernitas Hand mit lockerem Griff, aus dem sie sich jederzeit mit einer flüchtigen Bewegung befreien könnte, und führte diese langsam in Richtung ihrer Verletzung an der Hüfte.


„Was habt Ihr vor? Wollt Ihr Euch etwa mit meinem Blut heilen?“ fragte Vernita ungläubig. „Vergesset nicht, dass ich ein Grauer Wächter bin. Mein Blut ist somit verdorben und könnte Euch genauso umbringen, wie es mich irgendwann umbringen wird. Außerdem weiß ich nicht, ob ich Euch trauen kann. Nach all dem, was Ihr bisher getan habt, fällt mir das nicht gerade leicht. Ihr werdet also verstehen, wenn ich ein paar Vorsichtsmaßnahmen ergreifen werde, oder? Zudem sollte ich zuerst meine Plattenhandschuhe ausziehen, bevor ich auf Euren Wunden herum packe, findet Ihr nicht?“
Die Elfe befreite sich aus Nerias Griff, zog die Handschuhe aus und kramte für einen Moment in ihrer Tasche herum. Sie holte eine Flasche mit einer gelblichen Flüssigkeit darin hervor, welche sie in ihrer linken Hand in der Luft schweben ließ. Ihre Rechte hingegen hielt sie erneut der Magierin hin.
„In dieser Flasche befindet sich eine flüchtige Substanz. Sollte ich dieses Gefäß fallen lassen, so werden wir beide bei lebendigem Leibe abgefackelt. Auf diese Weise stelle ich sicher, dass Ihr mich nicht einfach mit Eurer Blutmagie tötet. Seht es einfach als eine Chance, mein Vertrauen zu erringen. Solltet Ihr dessen würdig sein, werden wir leben, ansonsten enden wir beide hier in diesem stinkenden Loch als Schmorbraten.“


Bei Vernitas Worten musste Neria schelmisch schmunzeln, und nahm ihre rechte Hand wieder in die Ihre.
„Ihr werdet schon noch lernen mir zu vertrauen, so wie ich es noch lernen werde, da bin ich mir sicher und seht das hier als einen Anfang. Und was Eure Frage betrifft: Nein, ich brauche Euer Blut nicht, und es wird auch keine Blutmagie im Spiel sein. Einerseits bin ich durch meinen Blutverlust nicht mehr fähig Blutmagie zu wirken, und andererseits sehen die Wunden schlimmer aus als sie sind. Die kann ich auch mit einem normalen Heilzauber heilen.“
„Ja das kann ich auch“, sagte Neria sogleich bestätigend. Vernita würde sich jetzt sicher wundern, wozu sie ihre Hand dann bräuchte, dachte Neria und tatsächlich blickte Vernita sie in diesem Moment mit einem unsicheren, fragenden Blick an. Neria überbrückte deren kurzes Zögern mit einem leicht nachdrücklicheren Ziehen an ihrer Hand.
„Einer Hand an der soviel Blut klebt, schadet es nicht, einmal das Gegenteil von dem zu tun, als Tod und Verderben zu bringen.“ Mit diesen Worten führte Neria Vernitas rechte Hand an ihre Wunde an der Hüfte, konzentrierte sich kurz, sprach ihren Heilzauber und warme Energie pulsierte von Nerias Hand durch Vernitas Hand hindurch auf die Verletzung.
Neria führte Vernitas Hand, mit langsam kreisenden Bewegungen an ihrem tiefen Schnitt, den das Schwert des Templers hinterlassen hatte, entlang. Die Berührung war leicht und nahezu schwebend und verschloss an jener Stelle wo sie erfolgte die Wunde. Schließlich konnte man nur mehr eine lange Narbe erkennen.
Dasselbe vollzog sich dann wenige Momente später mit ihrer Wunde am Bauch, wo sie schließlich mit einem zufriedenen lächeln Vernitas Hand frei gab.
„Fertig.“ Nach einigen Sekunden betretenen Schweigens fügte sie spöttelnd mit einem Lächeln hinzu: „Ich denke unsere geschäftliche Vereinbarung ist hiermit nun endgültig besiegelt. Gewissermaßen habt Ihr ja sogar auf mir unterschrieben.“
Anschließend deutete sie auf die Flasche mit der gelblichen Flüssigkeit die Vernita noch immer in ihrer linken Hand hielt.
„Habt Ihr noch was von dem Zeugs? Dann könnten wir darauf anstoßen“, sagte sie und musste das erste Mal seit langer Zeit so richtig lachen.
Während Neria ihr blutverschmiertes Unterkleid wieder zurecht schob und dessen Knöpfe zuknöpfte, sah sie Vernita forschend in die Augen und wartete gespannt auf deren Reaktion.


Vernita war etwas verwundert über Nerias Heilmethode. Soweit sie wusste, benötigte kein Magier die Hilfe eines anderen, um seine Wunden magisch zu versorgen. Und auch ihre Erklärung, dass Vernitas Hände auch mal etwas heilen sollten, anstatt es zu töten, leuchtete ihr nicht ein. Aber woher sollte die Magierin auch wissen, dass sie auch schon mal Leuten mit ihren Händen das Leben gerettet und nicht nur eben dieses beendet hatte? Sie musste dabei nur an Miandra zurückdenken, die sie in der Folterkammer mit eben diesen Händen dem Tod entrissen hatte, auch wenn diese sich den Tod anscheinend schon herbeizusehnen schien. Zumindest hatte die Elfe in der letzten Zeit diesen Eindruck gewonnen.
Aber andererseits hatte sie dafür auch Verständnis, da sie sich noch gut daran erinnern konnte, wie sie sich fühlte, nachdem sie der Folter und dem Schmerz entkommen konnte. Doch im Gegensatz zu Miandra zog sich Vernita danach nicht zurück, sondern wollte stattdessen alles und jeden töten, der ihr in die Quere kam. Allerdings hatte sie diese Phase inzwischen hinter sich gelassen. Trotzdem stimmte es schon, was Neria gesagt hatte. Sie hatte mit ihren Händen schon mehr getötet als geheilt, auch wenn sie heutzutage nur noch ein Leben beendete, wenn sie es für nötig erachtete und nicht mehr aus reinem Vergnügen.
„Das Zeug würde Euch nur die Kehle verbrennen, und da hilft dann auch kein Schluck Wasser mehr“, bemerkte die Elfe knochentrocken, auf Nerias Witz hin betreffs ihres Sprengsatzes, während sie die Flasche wieder wegsteckte und dafür eine neue herausholte, deren Inhalt grün schimmerte. „Aber ich habe auch noch andere Geschmacksrichtungen wie eben diese hier. Das Gesöff mundet vielleicht etwas säuerlich und frisst sich genauso schnell durch Eure Magenwand wie durch die Plattenrüstung eines Kriegers, aber nach dem ersten Schluck werdet Ihr sicher nichts anderes mehr trinken wollen.“
Das Gesicht der Elfe verzog sich zu einem Grinsen, bevor die Frau lauthals zu lachen begann. Es dauerte eine Weile, bis sich Vernita wieder unter Kontrolle hatte. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen, packte ihre Säurebombe wieder weg und zog sich anschließend ihre Panzerhandschuhe an.
„So, jetzt sollten wir aber langsam verschwinden, bevor Eure neuen Freunde noch zurückkommen und uns ihre Aufwartung machen“, meinte sie noch immer grinsend. „Lasst uns nachsehen, ob diese Bude einen Hinterausgang hat, den wir benutzen können. Ich würde nur ungern den gleichen Weg zurückgehen, den ich gekommen bin, nur für den Fall, dass einer von uns beiden heimlich beobachtet wird. Auf geht’s!“
Vernita stand auf und hielt Neria ihre Hand hin, um dieser beim Aufstehen zu helfen.


Selbst wie Vernita lauthals lachte, als sie Neria eines ihrer weiteren Spezialgetränke zeigte, blieb sie noch eine Weile in geduckter Haltung, als würde sie auf eine Retourkutsche für ihren kümmerlichen Faustschlag von vorhin warten.
Noch dazu hatte sie ja Vernita doch etwas hinters Licht geführt, was ihre sonderbare Heilmethode anging.
‚Vernita hat es sicher mitbekommen‘, dachte Neria und die Tatsache, dass sie bei der Sache dennoch mitgespielt hatte, war für Neria ein großer Vertrauensbeweis. Es machte auch den Anschein, als würde Vernita ihr das nicht übel nehmen, stellte Neria erleichtert fest und musste dann ebenfalls lachen.
Neria griff nach Vernitas Hand, und ließ sich von ihr aufhelfen. Dabei versetzte es Neria gleich wieder einen Stich, sodass sie zusammenzuckte. Blutmagie bereitet zwar während der Heilung ziemliche Schmerzen, aber dann hat man es wenigstens überstanden, währenddessen die normale Heilmethode einem doch tagelang den Wundschmerz verspüren lässt, bedauerte Neria seufzend.
Neria war etwas unsicher auf den Beinen, irgendwie stand ihr der Blutmangel ins Gesicht geschrieben, da sie noch blasser als sonst wirkte.
„Eine gute Idee“, erwiderte sie auf Vernitas Vorschlag. „Aber Ihr werdet mich ein wenig stützen müssen, mir ist schwindelig und ich habe ganz weiche Knie. Doch bevor wir gehen… sollten wir den nicht irgendwie verschwinden lassen?“
Sie deutete auf den toten Templer.
Doch Vernita schien ihre letzten Worte nicht zu hören, da sie gerade damit beschäftigt war einige morsche Bretter an der Rückwand des Hauses einzutreten. Sie gab Neria ein Zeichen ihr zu folgen und schlüpfte sogleich durch die schmale Öffnung.
Neria trat schulterzuckend auf den toten Templer ein, zog schnell ihre Robe an und folgte Vernita. Draußen angekommen, nahm Vernita sie an der unverletzten Hüfte, während sie sich auf Vernitas Schulter stützte.
Sie kamen nicht gerade schnell voran, da Neria mehr Hilfe beim Gehen benötigte als ihr lieb war. Vernita schien sich hier gut auszukennen, bemerkte Neria bewundernd, denn nachdem sie einige Hinterhöfe überquert hatten, fand sich Neria auf einmal auf der Rückseite der Schmiede wieder.
Sie warteten einen günstigen Moment ab und konnten dann unentdeckt die Schmiede betreten.
Im Versteck angekommen führte Vernita sie zur nächst besten freien Liege, und setzte Neria behutsam ab. Daraufhin ließ sie sich auf einen der Sessel, die beim Tisch standen, nieder.
Neria war nicht entgangen, dass Vernita entgegen ihrer sonstigen Art, während ihres Rückwegs sehr nachdenklich und schweigsam war, doch sie wollte sich jetzt den Kopf darüber nicht zerbrechen und betrachtete ihre blutverschmierte Robe.
„Ich brauche dringend ein Bad, die Robe und mein Unterkleid sollte ich auch wieder irgendwie sauber bekommen“, sagte sie bevor sie sich an Lydia, die gerade verträumt auf ihrer Liege saß, wandte. „Lydia bist du so nett, und kannst du den Schmied oben fragen ob er so etwas wie ein Bad hat?… ein großes Fass gefüllt mit warmen Wasser würde es notfalls auch tun. Dann bringt mir bitte auch noch eine Decke oder irgendetwas zum Anziehen, da ich meine Sachen waschen muss.“
Neria wollte sich von ihrer Robe befreien, aber ein stechender Schmerz ließ sie ihr Vorhaben wieder aufgeben. „Und so wie es aussieht brauche ich auch deine Hilfe beim Ausziehen."


Vernita führte Neria durch verschlungene Wege und Gassen zurück zu ihrem Versteck. Dabei sprach sie kein Wort und hielt lieber die Augen und Ohren offen, während sie die Magierin beim Laufen stützte. Denerim. So sehr diese Stadt auch hasste, so sehr kannte sie sich aber auch in ihr aus. So erreichten sie bald darauf ohne weitere Zwischenfälle die Schmiede und ihr Versteck in dessen Keller. Die Elfe legte Neria auf ihrer Liege ab, bevor sie sich zu einer der Sitzgelegenheiten begab, auf die sie sich niederließ und anfing ihre Rüstung wieder auszuziehen.


„Hm…? Gerne doch! Bin schon unterwegs...“, meinte Lydia und lief hinauf zum Schmied.
Auf ihre Frage wies der Schmied auf eine Holztür hinter sich. „Die zweite links, Wasser müsst Ihr Euch selber kochen.“
„Das ist das geringste Problem, habt Dank!“, lächelte sie und begutachtete den Waschraum. Er war zugegebenermaßen groß. Ein großes steinernes Becken gehauen aus warmem hellem Stein stand in einer Ecke, eine Kommode mit einer Wasserschale und einem Krug an der Wand gegenüber, einen Korbsessel mit einem flauschigen Fell darauf unter einem großen Fenster, welches den Blick in den Hinterhof freigab.
Sie lief zurück zu Neria und verkündete ihre frohe Botschaft, sowie eine große weiche Schurwolldecke, worauf sie wieder auch oben verschwand. Sie wollte sich noch kurz waschen, bevor Neria das Bad besetzte, doch als sie den warmen Waschraum betrat und die Wanne mit heißem Wasser gefüllt hatte, kam ihr eine bessere Idee.
Sie fand ein kleines Fläschchen mit einem silbrigen Pulver darin.
„Wetten es steht Regulus darauf?... Ich wusste es!“, sagte sie zu sich, als sie das Schildchen darauf las. Es war ein eigens zum Baden entwickeltes Pulver, welches das Badewasser Schaum werfen ließ. Sie nahm nur eine kleine Menge, doch die Wirkung war unübertroffen. Alsbald hatte sich eine flauschige Schaumschicht über das heiße Wasser gelegt. Einige Kerzen auf der Kommode und einem Sockel über der Wanne und seitens des Fensters waren schnell entzündet .
Sie begann sich auszuziehen, die Stiefel stellte sie zum Korbsessel, die Armschienen und den Gürtel warf auf den Sessel, ebenso ihre Bluse und die Hosen. Das Korsett platzierte sie auf der Kommode. So stand sie, lediglich leicht - in Unterwäsche - bekleidet, im Bade und war überaus gespannt, was Neria dazu zu sagen hatte. Sie steckte sich die Haare mit zwei Nadeln hoch und öffnete die Knöpfe ihrer Seidenkorsage.


Dankbar lächelte sie Lydia an die ihr die frohe Kunde überbrachte, dass der Schmied sogar ein Bad in seinem bescheidenen Haus hatte und machte sich sogleich auf den Weg nach oben.
„Kein Angst ich nehme nur ein Bad und muss meine Sachen waschen“, sagte sie zu Vernita die sie kritisch betrachtete während sie sich bei ihr vorbeischleppte.
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Kapitel XVIII - Blutmagie Empty
BeitragThema: Re: Kapitel XVIII - Blutmagie   Kapitel XVIII - Blutmagie EmptySo 21 Aug 2011, 11:45 pm

Als Neria und Vernita zurück kamen, war Leanora erleichtert. Aber Neria sah schlimm aus, als wäre sie kurz vor dem Tode gestanden. Kurz danach war die Magierin jedoch verschwunden, zusammen mit Lydia.
„Ein Bad?“ fragte Leanora noch, aber Lydia war bereits weg.
Leanora begann zu lächeln. Ein Bad zu nehmen wäre absolut traumhaft, auch wenn sie sich gewaschen hatte, brachte sie das Gefühl nicht los, noch immer voller Schweiß und Schmutz zu sein.


Vernita beobachtete die Magierin, welche mit Lydia sprach und auch bald darauf mit dieser verschwunden war. Die Elfe selbst hingegen zog sich ihre Zivilkleidung an und gesellte sich zu Miandra ans Lagerfeuer.
„Ich hoffe, dass die Probleme unserer neuen Begleiterin jetzt geklärt sind, und wir mit ihr keine weiteren Schwierigkeiten mehr haben werden“, meinte sie grübelnd, während sie Miandra über das Feuer hinweg ansah. „Wird zumindest Zeit, dass sie sich auch mal als nützlich erweist, außer mit deiner Heilung natürlich. Wofür ich ihr sehr dankbar bin, muss ich zugeben.“
Ein Lächeln umspielte Vernitas Lippen, während sie zu Leanora herüber schielte, die auf ihrer Liege saß. „Und wir beide machen uns nachher noch einmal auf den Weg zur Kirche, Leanora. Vielleicht finden wir einen Weg, dort hineinzukommen, ohne großes Aufsehen zu erregen, denn ansonsten werdet Ihr wohl uns und auch Euch selbst einen anderen Dienst erweisen müssen. Und zwar einen ziemlich gefährlichen…“


Miandra schenkte Neria und Vernita nur einen flüchtigen Blick als diese den Raum betraten bevor sie wieder ins Feuer starrte. Inzwischen waren ihre Haare getrocknet und ihr war somit nicht mehr kalt, doch das Beobachten des Feuers beruhigte sie ungemein und daher blieb sie davor sitzen. Zudem wusste sie ohnehin nicht, was sie sonst hätte tun können. Etwas erleichtert darüber, dass Neria und Lydia kurz darauf wieder verschwanden, seufzte sie innerlich, zuckte jedoch ein wenig zusammen, als sie von Vernita angesprochen wurde, da sie es nicht mitbekam, dass sich diese neben sie ans Feuer gesetzt hatte.
„Es wäre auch ohne ihre magischen Kräfte gegangen. Schließlich kann ich auch nun nichts weiter tun, als hier herumzusitzen“, erwiderte sie etwas schnippisch ohne Vernita anzusehen. Miandra wusste nicht warum, aber sie konnte diese Magierin noch weniger leiden, als all die anderen, sogar noch weniger als diesen Möchtegern Söldner, und das obwohl sie diese eigentlich kaum kannte, aber sie kannte schließlich auch die anderen kaum, also war das nichts Verwunderliches. Doch bei ihr war es anders. Sie verspürte eine Art Zorn gegen Neria, ein Gefühl, welches sie eigentlich nicht kannte.
Sie versuchte es hinunterzuschlucken und konzentrierte sich stattdessen auf das was Vernita zu Leanora gesagt hatte.
„Was genau gedenkt Ihr in der Kirche zu finden?“ wandte sie einfach ein, bevor Leanora antworten konnte, wohl eher um sich mit dem Thema abzulenken, anstatt wirklich mitreden zu wollen.


Leanora zuckte zusammen. In die Kirche? Jetzt? Adrenalin schoss durch ihren Körper.
„Wenn Ihr mitkommt, Vernita, dann... in Ordnung. Aber von welchem Dienst sprecht Ihr, welcher gefährlich wird? Ihr wisst ja selber, dass ich nicht gerade geübt bin in solchen Dingen. Meine Rolle als Baroness war noch zu meistern, aber wohl auch nur, weil ich wusste, dass ich Gefährten im Rücken habe, die mir diesen stärken konnten.“
Sie stand auf und gesellte sich zu den beiden Frauen an die Feuerstelle.


„Sicher wäre es ohne sie und ihre magischen Fähigkeiten auch gegangen, aber ich nutze eben gern jeden Vorteil, den ich mir zu eigen machen kann, Miandra“, antwortete Vernita mit einem heimtückischen Grinsen auf den Lippen. „Und wenn uns ihre Magie nicht weiterhilft, dann kann sie uns immer noch als Opferlamm dienen und hätte so auch ihren Zweck erfüllt.“
Die Elfe warf ein Stück Holz ins Feuer, woraufhin einige Funken aufstoben, und es laut knackte, als dieses von den Flammen erfasst wurde.
„Aber um auf die Sache mit der Kirche zurückzukommen“, fuhr sie fort, wobei ihr Gesicht wieder einen ersten Ausdruck annahm. „Wie ich bereits sagte, steckt auch ein hohes Mitglied der Kirche in der Sache drin. Wir müssen herausfinden, wer das ist, damit wir über ihn an den Arl und seine Schlampe Eshtá Gianauro herankommen. Ansonsten ist es wahrscheinlich ziemlich aussichtslos in das Anwesen des Arls zu kommen und ihn zur Strecke zu bringen. Und sollte ein Einbruch in die Kirche nichts bringen, so wäre es an Euch, Leanora, sich als gläubige und keusche Anhängerin der Kirche auszugeben und dort für uns zu spionieren.“


Leanora musste unwillkürlich kichern, als Vernita ihren Plan verkündete. Das Problem wäre weniger, dass sie gläubig und keusch war, aber eine Anhängerin der Kirche? Zudem würde sie dauernd Angst haben, enttarnt zu werden.
„Leider hatte Eshtá den Namen des Kirchlichen Tjark gegenüber nicht erwähnt, sonst wäre dies in seinem Tagebuch gestanden. Weitere Hinweise konnte ich bisher nicht finden, aber andererseits sind nur noch wenige Pergamentrollen übrig, und die sind für Briefe oder Notizen eigentlich zu groß. Und in dem kleinen Ledersäckchen denke ich nicht, dass Namen aufbewahrt sind.“
Dennoch fragte sich Leanora, wie Vernita das anstellen wollte. In die Kirche zu gehen war der leichtere Teil, aber dort an Informationen zu kommen, konnte sich Leanora nicht vorstellen.


„Ich hätte auch nicht erwartet, dass in dem Tagebuch dieses Obersts überhaupt irgendwelche verwertbaren Informationen stehen“, winkte Vernita lapidar ab. „Für Eshtá war der Kerl nur ein Handlanger. So jemanden vertraut man bestimmt keine brisanten Dinge an. Aber es freut mich, dass Ihr meinen Plan belustigend findet, obwohl ich glaube, dass Euch gar nicht klar, ist, was ich von Euch verlange...“
Die Elfe legte eine kleine Pause ein, wobei sie die blonde Frau seltsam angrinste. „Um es kurz zu machen, der Einbruch, den ich heute vorhabe, dient nur dem Zweck einen geeigneten Ort zu finden, an dem wir beide Informationen austauschen können. Morgen früh werdet Ihr zur Kirche gehen und Euch dieser als Laienschwester anschließen. Sobald Ihr Zugang zu den inneren Räumen des Gebäudes habt, werdet Ihr versuchen herauszufinden, wer von den hohen Herren, in die Sache verwickelt ist. Der Kerl soll sehr mächtig sein, also wird es ein direkter Berater der Ehrwürdigen Mutter sein. Außerdem ist er korrupt und da er sich für Euer Land interessiert, wird er wahrscheinlich auch nicht Eurem Körper gegenüber abgeneigt sein. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass ein solches Arschloch ein Techtelmechtel mit Euch ausschlagen würde.“
Der Grinsen Vernitas verbreiterte sich, als sie den geschockten Gesichtsausdruck Leanoras erblickte. Dementsprechend beruhigend sprach diese deshalb weiter. „Ich würde das selbst erledigen, aber zum einen habe ich nicht Eure weiblichen Attribute und zum anderen sind Elfen in der Kirche eher selten bis gar nicht anzutreffen. Ich könnte mich also niemals so frei unter den Gläubigen bewegen, wie es ein Mensch in der gleichen Situation tun kann. Aber keine Panik. Ich werde regelmäßig mit Euch in Kontakt treten. Tut einfach, was ich Euch rate, dann werdet Ihr das auch unbeschadet überstehen. Und als weiteren kleinen Anreiz habt Ihr so außerdem die Möglichkeit den Bastard, der Eure Familie abschlachten ließ, persönlich dafür zu ‚danken‘, wenn Ihr wisst, was ich damit meine.“


Leanoras Gesichtsfarbe wechselte von ungesundem rot zu noch ungesünderem weiß. Sie schnappte einige Male nach Luft, bevor sie Vernita antworten konnte.
„Ihr... Ihr... meint Ihr ich sollte mich ihm anbieten?“ Angeekelt blickte sie Vernita mit ihren großen Augen an. „Als Laienschwester? Na die werden viel Freude mit mir haben, ich bin weder beten noch Hausarbeit gewohnt. Wie lange werde ich dort verbringen müssen? Und gibt es eine Möglichkeit ohne meinen Körper zu verkaufen?“
Ihr Herz raste allein bei dem Gedanken, dass sie sich für solche Zwecke benutzen lassen sollte. Eigentlich hatte sie sich ihr erstes Mal voller Zärtlichkeit und Liebe vorgestellt, und nicht skrupellos um an Informationen zu kommen. Dazu kam, dass sie ohnehin keine Erfahrung hatte, sie würde nicht einmal wissen, wie sie diesen Herren verführen konnte. Und selbst wenn, würde er in kürzester Zeit wissen, dass sie noch Jungfrau war.
„Ich glaube, ich brauche etwas zu trinken“, meinte sie und holte sich etwas vom Rotwein, welchen der Schmied netterweise dazu gestellt hatte.


„Viele Laienschwestern sind noch Jungfrauen, aber vor allem deswegen, weil sich nie ein Kerl für sie interessiert hat“, grinste Vernita die blonde Frau an. „Mit Eurem Aussehen allerdings werdet Ihr mit Sicherheit die Aufmerksamkeit dieses Mannes erregen, da bin ich mir sicher. Und wegen Eurer Jungfräulichkeit und Euren mangelnden sexuellen Kenntnissen braucht Ihr Euch nicht keine Sorgen zu machen, werte Leanora. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade Männer in hohen Positionen sich selbst ihre Dominanz dadurch beweisen wollen, indem sie sich mit jungen Dingern einlassen, die unerfahren sind und sich leicht beugen lassen. Insbesondere dann, wenn sie ‚besondere‘ Wünsche haben.“
Die Elfe lachte dreckig auf, bevor ihre Stimme einen sanfteren Ton annahm. „Aber bevor Ihr mir jetzt gleich noch in Ohnmacht fallt, schlage ich vor, dass Ihr Euch beruhigt. Vielleicht ist es gar nicht nötig, mit diesem Kerl ins Bett zu steigen, obwohl Ihr Euch die Sache wirklich einmal ernsthaft durch den Kopf gehen lassen solltet. Wir reden hier immerhin über den Kerl, der für den Tod Eurer Eltern und Eures Bruders verantwortlich ist. Und es gibt nichts Schöneres als jemanden, an dem man sich rächen will, zuerst in Sicherheit zu wiegen, ihn anschließend zu brechen und ihn erst dann zu töten. Den Ausdruck in seinen Augen werdet Ihr dann niemals vergessen. Diese Überraschung vermischt mit Entsetzen und der Erkenntnis, dass er ausgerechnet von der Person ermordet wird, der er vertraut hat. Nichts kommt diesem Gefühl gleich, das könnt Ihr mir glauben.“
Vernita schüttelte leicht den Kopf, als Leanora aufstand und sich was Alkoholisches zu trinken besorgte.


Zuletzt von Allie am Mo 22 Aug 2011, 12:20 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Kapitel XVIII - Blutmagie Empty
BeitragThema: Re: Kapitel XVIII - Blutmagie   Kapitel XVIII - Blutmagie EmptySo 21 Aug 2011, 11:49 pm

Oben angekommen folgte Neria Lydias Beschreibung und betrat das Bad, wo sie Lydia in ihrem Unterkleid strahlend lächelnd vorfand.
Das große steinerne Becken hatte sie anscheinend schon mit warmen Wasser gefüllt und weißer Schaum quoll über dessen Rand.
Überrascht von dem romantischen Ambiente fragte sie Lydia ungläubig: „Hast du vor mit mir zu baden?“
Anders konnte sie es sich zumindest nicht erklären, dass sich Lydia bis auf ihr Unterkleid ausgezogen hatte.
„Schau mich doch an ich bin voller Blut, du willst doch sicher in sauberen Wasser baden oder?“ fragte sie Lydia unsicher.


„Nun...“ sagte Lydia und bewegte sich elegant auf Neria zu. „Wenn Ihr nichts dagegen habt... ich würde nicht nein sagen...“
Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Neria war überaus hübsch stellte sie fest.
„Ihr habt Euch ein Bad verdient... aber die Wanne ist groß, wisst Ihr...?“
Sie öffnete einen weitern Knopf an ihrer Korsage, mehr ihrer doch recht ansehnlichen Brust war zu sehen, sie trat einen weitern Schritt dichter an Neria heran und lächelte verführerisch...


Lydia lächelte sie mit ihren großen, braunen Augen an. Sie hatte ihren rotblonden Haare hochgesteckt und einige Strähnen ihres Haares hingen über ihr Gesicht.
Ein bisschen skeptisch antwortete Neria: „Na gut, wenn du unbedingt willst, an mir soll es nicht liegen.“
Sie legte die Schurwolldecke die ihr Lydia gegeben hatte auf der Kommode ab.
„Hilf mir bitte aus der Robe.“ Sie zögerte kurz schüchtern lächelnd. „Und aus dem Unterkleid.“
Neria hob ihre Hände, sodass Lydia ihr die Robe über den Kopf ziehen konnte.


Geübt öffnete sie Neria das Unterkleid, welches sanft zu Boden glitt. Lydia wandte sich ab und ging zur Kommode, auf welcher ihr Korsett bereits lag. Sie öffnete den letzten Knopf ihrer Korsage, worauf diese ebenfalls zu Boden glitt und sie wandte den Kopf in Nerias Richtung.
Sie blickte ihr in die Augen. Schöne Augen. Augen, in denen man versinken konnte.
„Seid nicht so schüchtern“, sagte sie, drehte sich um und ging wieder elegant auf sie zu. „Ihr habt nichts, wovor Ihr Scham zeigen müsst…“
Lydia ging einen weiteren langsamen elegant-bedächtigen Schritt auf Neria zu… und noch einen weiteren.
Zärtlich fuhr sie ihr mit den Fingern über die Schulter, in den Nacken und öffnete den Verschluss ihrer Kette. Sie blickte den pendelnden Anhänger eine Sekunde lang an und hielt ihn hoch. Dann legte sie, ohne den Blick von Neria abzuwenden, die Kette vorsichtig hinter sich auf die Kommode.


Irgendwie war Neria die Art wie sich Lydia verhielt nicht geheuer. Sie fühlte sich auf eine gewisse Art und Weise unbeholfen und wusste nicht was sie sagen, und wie sie reagieren sollte.
Lydias weibliche Rundungen waren für ihr Alter schon recht ausgeprägt, stellte sie fest, während sie Lydia schüchtern, mit einem flüchtigen Blick, betrachtete. Sie hatte wahrhaftig den Anmut einer Elfe, sie ging, nein sie schwebte auf Neria zu. Das junge Ding war irgendwie bezaubernd und sie erschrak sogleich über ihre eigenen Gedanken.
Wie Lydia sie beim Abnehmen ihrer Kette berührte, und ihr dabei sinnlich in die Augen sah, fühlte Neria, wie ihr seltsam schwindelig wurde, und das war diesmal nicht auf ihren Blutverlust zurückzuführen. Es war lange her seitdem sie so zärtlich berührt wurde, und ihr Körper sehnte sich nach mehr. Sie konnte Lydias Blick nicht lange standhalten, so betrachtete sie verlegen ihre Tätowierung, einen Drachen der sich um ein Schwert schlängelte, das sich auf ihrer rechten Wade befand.
Die sonstige Blässe war aus Nerias Gesicht verschwunden und wich einem leuchtenden Rot. Die verfängliche Situation war ihr offensichtlich sehr peinlich deswegen sprach sie mit hastiger Stimme zu Lydia: „Komm, lass uns jetzt ins Bad gehen.“
In Windeseile war sie auch schon in dem steinernen Becken im Schaum verschwunden.


Lydia folgte Neria bedächtig zur Wanne und ließ sich elegant ins Wasser gleiten. Sie spürte wie Neria zuckte, als sie diese am Bein berührte, doch sie spürte auch, dass sie nach mehr verlangte. Grazil und katzenhaft bewegte sie sich langsam nach oben zu Neria, strich ihr zärtlich über die Haut, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
Sie war vorsichtig, sie spürte, dass Neria die Sache unangenehm war. Doch sie zweifelte nicht daran, dass sie die Magierin sehr bald für sich gewinnen würde. Der Duft der Kerzen, welcher leicht die Luft erfüllte, würde sein Übriges tun.
„Ich weiß, dass Ihr es wollt...“ flüsterte sie ihr sanft ins Ohr. „Entspannt Euch... nichts wofür Ihr Euch zu schämen bräuchtet...“
Langsam wanderte sie von ihrem Ohr nahe an ihrem Gesicht entlang und schaute ihr tief, verführerisch und zärtlich, in die Augen.


„Wohin soll das führen Lydia? Ich bin eine erwachsene Frau, und du bist ein…“ Neria war versucht Kind zu ihr zu sagen, doch sie wollte sie nicht vor den Kopf stoßen.
„… ein junges, wenn auch sehr hübsches Mädchen“, beendete sie ihren Satz nachdenklich.
„Was soll ich wollen?“ fragte sie Lydia vorsichtig.


„…Liebe…“ hauchte Lydia Neria verführerisch ins Ohr.
„Zärtlichkeit...“ sie bewegte sie näher an sie heran und umschlang sie mit ihren Armen. Zart und vorsichtig zog sie sich näher zu ihr. Sie wanderte mit ihren Händen zärtlich über Nerias Körper, tastend, liebkosend. Langsam schob sie ihren Kopf näher an Nerias und küsste sie geübt, zärtlich, weich auf den Hals, bevor sie ihr wieder tief in die Augen sah.
„Entspann dich... befrei‘ dich... tauch ein in die Welt der Gefühle... lass dich mit mir treiben...“ Sie schob ihren Kopf langsam näher. „Hier braucht uns niemand zu stören...“


Lydia ließ sich durch ihre Worte nicht beirren, ganz im Gegenteil, sie hauchte ihr weitere Worte ins Ohr und ehe Neria sich es versah, hing Lydia mehr oder weniger schon an ihrem Hals, den sie zärtlich küsste während ihre Hände langsam, forschend über ihren Körper wanderten.
Neria war versucht Lydia wegzustoßen, ihr Verstand wehrte sich und sagte, nein, doch es war ein aussichtloser Kampf gegen einen ihr bisher unbekannten Sinnesrausch, und dem brennenden Verlangen ihres Körpers nach Zärtlichkeit.
Somit war der Kampf bereits verloren, bevor er überhaupt so richtig angefangen hatte, und sie gab sich Lydias Liebkosungen bedingungslos hin. Auch der Gedanke, dass Lydia ebenso eine Frau, noch dazu eine erheblich jüngere als sie selbst war, verlor sich in Bedeutungslosigkeit.
Lydias Körper drängte gegen den ihren und ihre aneinander reibenden Brüste waren teilweise nur durch einen leichten Wasserfilm und Schaum getrennt. Während sie sich mit der einen Hand am Beckenrand festhielt, um von Lydia nicht unter Wasser gedrückt zu werden, glitt ihre andere Hand Lydias Hals entlang, ihren Nacken hinauf, wo sie ihren Kopf mit einem sanften Druck in ihre Richtung führte.
Ihre Lippen berührten sich zuerst nur sanft, mit leichten Liebkosungen, und endeten schließlich in einem verlangenden, innigen Kuss der Neria nahezu den Atem raubte. Ihre Nasenflügel flatterten, ihr Herz schlug bis zum Halse und sie zitterte vor Erregung am ganzen Körper. Neria ließ sich fallen, hinein in eine Gefühlswelt, von dessen Existenz sie bisher nicht einmal zu träumen gewagt hatte. Ihre Lippen ließen nur für flüchtige Momente von einander ab, um sich mit gesteigerter Vehemenz wiederzufinden.


Sie steigerten sich in einen ekstatischen Rausch, sie verschlangen sich ineinander. Lydia bebte ebenso wie Neria im Rausch der Gefühle.
Sie küssten einander innig und Lydia blickte Neria tief in die Augen.


Nerias Hand, die bisher auf Lydias Nacken verweilte, machte sich auf die Reise deren Körper zu erforschen und wanderte von dort zärtlich über den hinteren Rand ihrer spitzen Ohren herab, über ihre Ohrläppchen, vor zu ihrer Schläfe, über die Wangen, um dann kurz auf ihren Lippen zu verweilen, während ihre eigenen Lydias Augen liebkosten.
Dann ließ sie ihre Hand über ihr Kinn, den Hals entlang in Richtung ihrer Brüste streifen, die sie flüchtig berührte um sie von dort langsam über ihre Hüfte auf ihr Gesäß zu führen, wo sie kurz verweilte, um dann über den Rücken den Weg zurück zu ihrem Nacken zu finden.
Neria kompensierte ihre mangelnde Erfahrung mit ihren Instinkten; Instinkten von einer Intensität derer sie sich nicht bewusst war, dass sie diese in sich trug. Sie spürte wie sich Lydia innerlich aufbäumte, dass in ihr das Verlangen nach mehr, wie Feuer brannte, und nur sie diejenige war die dieses Feuer zu löschen vermochte. So ließ sie ihre Hand noch einmal behutsam dieselbe Runde wie zuvor bestreiten, mit dem Unterschied, dass diesmal der Weg über ihre Hüften zwischen ihren Schenkeln endete.
Ein lustvolles Aufstöhnen ließ Neria wissen, dass sie an einer Stelle war die Lydia höchste Befriedigung verschuf, und ließ ihre Finger mit sanftem Druck langsam auf der kleinen Erhebung, zuerst langsam dann immer schneller rotieren, jedoch nicht ohne sie auch für kurze Momente ein wenig tiefer zu führen. Nerias Hand und ihre Finger wurden zu einem wissend, drängenden Werkzeug der Lust die jede Faser Lydias Körper zu durchforschen schienen.
Lydias keuchender Atem drang immer schneller an ihr Ohr, ihr lustvolles Stöhnen wurde immer lauter und endete in einer Ekstase, die ihren ganzen Körper zum Vibrieren brachte.


Lydia wurde wahnsinnig in der Ekstase und Erregung, als Nerias Finger über ihren Körper glitten. Die Erregung durchfuhr sie, ließ sie erbeben, aufbäumen wie ein wildes Tier. Sie zuckte ekstatisch, keuche und stöhnte. Sie wickelte sich um Neria, liebkoste sie, küsste sie. Kurz vor dem Höhepunkt zog sie instinktiv Nerias Arm zu sich, wodurch sie unter den Schaum ins Wasser glitten. Sie hielt die Luft an und küsste Neria lange und innig, während die Wellen der Ekstase noch immer ihren Körper durchliefen. Blasen stiegen auf zur dunklen Oberfläche, der Schaum dämpfte alles. Durch den Wasserschleier sah sie Neria in die Augen, lustvoll, verführerisch und befriedigt.


Lydia sank langsam auf Neria und legte ihren Kopf auf ihre Brüste. Neria strich ihr sanft durch ihr rotblondes Haar, welches nun in voller Länge zu sehen war, da in der Hitze des Gefechts, die beiden Nadeln die ihr Haar hielten, heraus gefallen waren.
Der Moment war zu schön um die Atmosphäre mit Worten zu zerreißen, deswegen hing Neria ihren Eindrücken und Gefühlen nach, als wollte sie diesen Augenblick für immer festhalten.
Ihr wäre nie in den Sinn gekommen, dass sie ihre ersten richtigen sexuellen Erfahrungen mit ihrem eigenen Geschlecht haben würde. Ihr war auch bewusst, dass sie wohl niemals eine Frau, so wie einen Mann lieben könnte.
Dennoch war die Sache zwischen ihr und Lydia etwas Einmaliges, es war zwar keine Liebe, aber es war bei weitem mehr als reine Freundschaft. Sie hoffte, dass Lydia das auch so sehen würde. Neria wäre am liebsten ewig mit Lydia in den Armen dagelegen, aber schön langsam wurde das Wasser kalt, die Kerzen waren herunter gebrannt und es war schon Nacht.
So sprach sie mit sanfter Stimme zu Lydia: „Tut mir leid, dass ich dein Haar so zerzaust habe. Es scheint ich hab ein wenig die Kontrolle über mich verloren“, sie musste bei ihren Worten unweigerlich kichern. „Und eine nette Sauerei haben wir auch hinterlassen.“ Dabei betrachtete sie die Überschwemmung die sie im Bad angerichtet hatten mit einem kritischen Blick.
„Mir den Arm wegzuziehen, mit dem ich uns beide über Wasser halte, hatte nasse Folgen, ich hoffe nicht dass unser Versteck nun zur Tropfsteinhöhle wird“, sie musste schallend lachen. „Komm lass uns aus dem Wasser gehen.“
Während sich Lydia widerwillig aufrichtete, wusch sich Neria noch schnell und küsste Lydia auf die Stirn, bevor sie das Wasser verließ.
Wie Lydia ebenfalls das Wasser verlassen hatte, warf sie ihre Sachen ins Wasser und begann diese so gut es ging vom Blut zu säubern. Das Wasser färbte sich sogleich Blutrot. Dann nahm sie die Schurwolldecke zur Hand wickelte sich darin ein, nahm ihre Sachen unter den Arm und wartete auf Lydia um mit ihr gemeinsam hinunter zu gehen.


Lydia horchte Nerias Herzschlag. Sie war glücklich, befriedigt und doch erschöpft. Die Ekstase hatte an ihr gezehrt, es war hart, aber die Gefühlsexplosion war immens. Noch immer schlug ihr Herz schnell und erregt.
So lag sie auf Neria, erschöpft mit nassem, treibendem und zerzaustem Haar, das Wasser wurde kalt und die Kerzen erloschen. Sie wollte den Augenblick festhalten, ihn nicht vergehen lassen. Sie wünschte, die Zeit würde still stehen, doch ihr Wunsch war umsonst.
Sie stieg aus dem Wasser, trocknete sich ab und kleidete sich wieder an. Während Neria ihre Kleider wusch, beseitigte sie die Reste der Schlacht.
Gemeinsam verließen sie das Bad und kehrten ins Versteck zurück. Es war kühl, doch Lydia war aufgeheizt. Sie hatte Neria Gefühle gezeigt, sie hatte sie sichtlich verändert. Sie hatte eine Freundin gewonnen.


Lydia war etwas schweigsam als sie gemeinsam hinunter gingen. Neria hoffte nicht zu weit gegangen zu sein… ‚Andererseits hatte ja Lydia die Impulse gesetzt‘, dachte sie dennoch besorgt.
Im Versteck angekommen spannte Neria ein Stück Seil, das sie von oben mitgenommen hatte, und hing ihre Robe und ihr Unterkleid darauf auf, in der Hoffnung dass ihre Sachen bis zum nächsten Tag trocknen würden.
Dann begab sie sich zu ihrer Liege, legte sich darauf und starrte gedankenverloren ins Feuer.
Diesen Tag würde sie so schnell nicht vergessen, dessen war sie sich sicher.


Lydia ging zu Nerias Liege und als niemand hinsah, küsste sie die Magierin überraschend auf den Mund.
„Es war schön, es ist schön, ich werde es nie vergessen...“, flüsterte sie ihr mit einem leiblichen Lächeln ins Ohr .
Sie setzte sich zu Neria und blickte ebenfalls ins Feuer. Sie musste an ihre Bekanntschaft denken, Mika. Wie es ihr wohl erging? Sie musste nachsehen. Noch diese Nacht.


Während Neria eingewickelt in der Schurwolldecke auf ihrer Liege lag, und geistesabwesend ins Feuer starrte, drangen einige Wortfetzen des Gesprächs das Vernita mit Leanora führte als sie zurück ins Versteck kam an ihr Ohr. Informationen, anbieten, Körper verkaufen? ‚Was verlangt Vernita von der jungen Frau‘, dachte sie erschrocken als sie sich eins und eins zusammenreimte. Es gab viele Wege um an Informationen zu kommen, wieso musste es gerade auf diese Weise geschehen?
Leanora wäre bei ihrer Mission schutzlos ausgeliefert, ohne Waffen, ohne Hilfe von außen. Wie konnte Vernita solch ein Risiko eingehen? Wie konnte sie so etwas überhaupt von Leanora verlangen?
Leanora saß mit dem Gesicht zum Feuer, so konnte Neria an ihrem entsetzten Gesichtsausdruck erkennen, dass ihr die Sache ebenfalls nicht geheuer zu sein schien.
Eigentlich wäre sie ja prädestiniert für so eine solche Aufgabe, weil es bei ihr nahezu keinen Unterschied machte, ob sie ihren Zauberstab dabei hätte oder nicht, auf der anderen Seite wäre sie der Aufgabe überhaupt gewachsen? Könnte sie sich so einfach anbiedern, eventuell ihre Unschuld opfern, ohne dass sie die Zielperson schon beim Versuch töten würde? Nein, sie könnte es nicht, beziehungsweise nicht mehr. Zudem fühlte Neria sich noch sehr schwach, und war froh, sich endlich einmal von den Strapazen der letzten Tage ausruhen zu können.
Vernita würde schon wissen was sie tat, sie würde die letzte sein die ihr widersprechen würde und keinesfalls ihre erst vor kurzem gewonnene gegenseitige Akzeptanz aufs Spiel setzen. Sie bedauerte Leonora, aber sie würde die Zeit doch lieber nutzen um die anderen Kampfgefährten genauer kennen zu lernen. Einigen von ihnen war sie ja sicher noch einige Erklärungen schuldig. Ach ja und Aris… sie müsse unbedingt ihren schwarzen Rappen besuchen den Lydia in die Stadt gebracht hatte.
Es war zwar schon Nacht aber in ihrem geschwächten Zustand wollte sie nicht unbedingt alleine losziehen, so beschloss Neria später einen der anderen Anwesenden nach Gesellschaft für ihren nächtlichen Spaziergang zu fragen.
‚Verdammt meine Sachen sind ja noch nass‘, verwarf sie sogleich wieder ihren Einfall.
Neria wurde vom zärtlichen Kuss Lydias aus den Gedanken gerissen.
„Ah du“, sie lächelte verlegen. „Komm leg dich zu mir.“
Sie zog Lydia zu sich hinunter, und legte ihren Arm behutsam um die nun vor ihr liegende junge Elfe.


Lydia gesellte sich zu Neria. Sie genoss die zärtliche Umarmung, die Wärme und Behaglichkeit. Sie schmiegte sich an Neria, lauschte ihrem Herzschlag.
„Das war wundervoll...“ hauchte sie ihr zärtlich ins Ohr.
Wieder wollte das unersättliche Verlangen in ihr aufblühen und sich zu neuem entzünden, doch sie konnte es unterdrücken. Neria hatte sie schon in Brand gesetzt, sie hatte das Feuer der Leidenschaft schon angefacht.
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BeitragThema: Re: Kapitel XVIII - Blutmagie   Kapitel XVIII - Blutmagie EmptyMo 22 Aug 2011, 12:49 am

Der Tag näherte sich langsam dem Abend und Dunkelheit legte sich über Denerim. Rowan und Sareth saßen aneinander gelehnt auf dem Turm und beobachteten die Stadt. Doch Rowans Bein schmerzte mittlerweile unangenehm und sie hievte sich umständlich hoch, um sich ein wenig zu bewegen. Gleich könnten sie den Rückweg antreten und sie wollte nicht mit steifen Gliedern über das Dach humpeln.
Mühsam machte sie ein paar Schritte, bis die Steifheit allmählich aus ihren Beinen wich. Die Wunde am Rücken pochte, doch das war wenigstens ein Zeichen dafür, dass sie heilte.
Rowan blickte zu Sareth hinunter und lächelte ihn an. Sie war froh, dass er sie gefunden hatte und nun bei ihr war.


Als Rowan Sareth anlächelte überkam ihn ein Gefühl von großer Freude. Rowan hatte ein schönes Lächeln. Ein unbeschwertes Lächeln, das selbst den sonst mit so harter Miene herumlaufenden Sareth zum Strahlen brachte. Ein Lächeln so schön wie der Nachthimmel mit seinen vielen Sternen. Ein einmaliges Lächeln.
Er stand auf, nahm Rowans Hand und hakte sie unter seinen Arm ein.
„Wollen wir zusammen zurück gehen? Nur so weit bis wir wieder klettern müssen.“


Rowan zog Sareth mit sich zum Dach hinüber. Sie trat auf die Schindeln und blickte zum Himmel hinauf. Die ersten Sterne zeichneten sich bereits ab. Keine Wolke war zu sehen und es begann bereits merklich kühl zu werden. Rowans Magen knurrte als sie anfing, sich lautlos über das Dach zu bewegen. Hinter sich konnte sie den Krieger hören, der ein wenig Probleme zu haben schien. Doch er war leise genug, damit niemand sie bemerken würde.
Geschickt schwang sie sich wieder herunter in die Gasse und verharrte einen Moment, in dem sie sich sorgsam umschaute und auf Sareth wartete.


Sareth folgte Rowan so gut er konnte. Sie hatte einen leisen, geschmeidigen Gang, wie eine Katze auf der Jagd. Sie wurde wirklich gut ausgebildet, das war ihm nun mehr als klar geworden. Denn trotz ihrer Verletzungen war sie kaum zu hören.
Als Rowan sich in die Gasse herunter schwang zögerte Sareth kurz.
‚Ein alter Mann der sich aus solch einer Höhe wieder in die Gasse schwingt?‘ dachte sich Sareth. Ohne viel weiter zu überlegen sprang er einfach in die Gasse und landete auf beiden Füßen.
„Puh. Ich muss mehr trainieren.“
Danach nahm Sareth wieder Rowans Hand und hakte sie wieder bei sich ein.
„Wollen wir weiter?“


Sanft löste Rowan ihre Hand aus Sareths und begann zurück zu ihrem Versteck zu schleichen. Dabei führte Rowan sie über Umwege und kleine, dunkle Gassen zu ihrem Ziel. Eine Seitengasse vor dem Eingang zur Schmiede, blieb sie im Schatten stehen und beobachtete einige Zeit die Tür und die Schatten darum, bis sie sicher war, dass keine Gefahr bestand. Dann drehte sie sich zu dem Krieger um.
„Geh du alleine hinein und sag den anderen, dass alles in Ordnung ist. Ich habe noch etwas anderes vor. Aber keine Angst, ich bin bald zurück und werde vorsichtig sein. Falls jemand gekocht hat, dann halt für mich etwas übrig.“
Bevor Sareth Einwände erheben konnte, hatte sie sich leicht auf die Zehenspitzen gestellt und seine Lippen mit einem Kuss verschlossen. Sie lächelte ihn an, bevor sie ihn auf die Straße vor der Schmiede schob. Zögerlich drehte er sich um doch dann ging er murrend auf den Eingang zu. Rowan wartete, bis er darin verschwunden war und die Tür sich geschlossen hatte. Auch jetzt konnte sie nichts Verdächtiges sehen und so tauchte sie im Dunkel der Nacht unter und machte sich auf den Weg.


Zuletzt von Allie am Mo 22 Aug 2011, 5:49 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Kapitel XVIII - Blutmagie   Kapitel XVIII - Blutmagie EmptyMo 22 Aug 2011, 1:03 am

Miandra lauschte aufmerksam den Ausführungen von Vernita sowie Leanoras Angstausbrüchen, starrte jedoch währenddessen weiterhin ins Feuer, und ließ diesen Plan auf sich wirken. Leanora sollte also ihre Weiblichkeit spielen lassen... Miandra bezweifelte, dass diese dafür geeignet war. Ihr stieg schließlich schon bei dem Gedanken daran die Schamesröte ins Gesicht, aber vielleicht würde genau diese Schüchternheit ein Vorteil sein... doch welches hohe Tier einer Kirche mochte so zierliche unerfahrene Frauen… waren diese in der Kirche nicht verbreitet wie Sand am Meer?
Miandra blickte kurz zu Leanora und musterte diese ausgiebig.
Aber welcher Mann würde so ein Angebot schon ausschließen? Wenn Miandra eines wusste, dann dass man jeden Mann mit ein paar weiblichen Reizen um den Finger wickeln konnte... ob man wollte oder nicht. Leider traf Letzteres viel zu oft zu. Kurz wurde sie aus den Gedanken gerissen, als sie bemerkte, wie Neria und Lydia zurückkamen ignorierte die beiden jedoch prompt und wandte sich kurz an Vernita.
„Gibt es etwas das wir in der Zwischenzeit, also währenddessen Prinzessin Leanora sich als gläubiges Schwesterchen ausgibt, tun können? Ich bezweifle, dass sie sofort Zugang zu all den wichtigen Räumen haben wird... sie wird sich erst eine Vertrauensbasis schaffen müssen... anschließend muss sie herausfinden, wen sie sich hingeben soll... es wird wohl einige Zeit dauern, was jedoch auch davon abhängt, wie sie sich anstellt“, nachdenklich wandte sie den Blick wieder zu dem Feuer.
„Vielleicht sollten wir uns nach einem neuen Versteck umsehen, schließlich treiben sich für meinen Geschmack zu viele der hier Anwesenden... und hier nicht Anwesenden... zu lange an der Oberfläche herum, um bereits genug unbemerkte Spuren hier her verlegt zu haben. Zudem traue ich diesem Schmied nicht. Was wenn plötzlich die Stadtwache in seinen Laden spaziert kommt…? Ob er dann schweigen wird, wenn seine Existenz davon abhängt…? Oder vielleicht gibt er ihnen sogar Bescheid, wenn wir ihm zu lästig werden… Jedoch wäre ein Wechsel wohl genauso riskant, wie hier zu bleiben...“
Ohne es wirklich bemerkt zu haben, dass sie gerade so viel gesprochen hatte, da es auch eher so klang, als hätte sie mit sich selbst geredet oder laut gedacht, stützte sie sich das Kinn nachdenklich mit der Hand ab, und schien zu überlegen.


„Ja, ich hatte auch bereits daran gedacht, mich nach einem neuen Versteck für uns umzusehen. Es ist für uns nicht gut, wenn wir zu lange an einem Ort verweilen“, stimmte Vernita der schwarzhaarigen Frau zu. „Außerdem traue ich dem Schmied auch nicht wirklich. Immerhin ist er ein Freund von diesem Kylar und der wiederum einer von Azoth. Keine Basis, auf die ich für lange Zeit bauen möchte. Deshalb werde ich mich auch morgen Nacht auf die Suche nach einem neuen Unterschlupf machen, sobald wir Leanora gut in der Kirche untergebracht haben. Wenn du willst, dann kannst du mich begleiten. Denn wie es aussieht hat Neria bei dir ja gute Arbeit geleistet. Du siehst auf jeden Fall schon viel besser aus. Geht es dir denn gut? Bist du schmerzfrei?“


Leanoras Herz raste alleine bei dem Gedanken, sich jemanden hingeben zu müssen, den man aufs Blut hasste. Ging das überhaupt? Jedenfalls hatte sie das Gefühl, Ameisen im Bauch zu haben, und in ihrem Magen rumorte es unheilvoll.
Vernita mochte schon recht haben, wenn sie sagte, dass es eine Genugtuung wäre, jemanden zu ermorden, der einem vertraut hatte - also zumindest in so einer Situation würde man die Rache sicher vollkommen auskosten können. Aber die Wege dorthin hieß Leanora nicht gut. Sie würde sich irgendetwas einfallen lassen müssen, um an die Informationen zu kommen, den Kerl ums Eck zu bringen, ohne dass ihr Körper dabei Schaden nahm. Oder ihre Seele.
Sie überlegte tausend Möglichkeiten, wie sie das alles am besten anstellen konnte, aber nachdem sie ja nicht wusste, ab wann sie überhaupt die Möglichkeit hatte, besagte Persönlichkeit kennen zu lernen, war jeder Gedanke dahingehend absolut überflüssig, sie machte sich damit nur selber verrückt. Dennoch war ihr das Ganze nicht geheuer, aber sie musste da durch. Es konnte tatsächlich niemand anderes übernehmen.
Ihre Hand zitterte leicht, als sie das Glas an die Lippen führte und einen Schluck davon nahm. Sie verzog das Gesicht. Der Rotwein war das, was man unter Fusel bezeichnete, aber wenigstens enthielt er Alkohol, und den brauchte sie im Moment zur Beruhigung ihres Magens.


Miandra musste einen kurzen Moment über Vernitas Vorschlag nachdenken. Eigentlich hielt sie es für keine besonders gute Idee alleine mit der Elfe herumzustreunen, doch es war wohl das beste Angebot, das sie kriegen konnte. Denn so wie sie Vernita kannte und beobachtet hatte, würde diese sie bestimmt nicht alleine irgendetwas erledigen lassen - was Miandra ziemlich auf die Nerven ging, da sie sich vor kam, als wäre sie ein Kind auf das man aufpassen müsste - zudem konnte man Momentan ohnehin nicht alleine herumspazieren, wo sie doch alle gesucht wurden. Doch hier mit den anderen herumzusitzen, ohne irgendetwas zu tun zu haben, machte sie ebenso wahnsinnig. Vielleicht weil sie es nicht gewohnt war nichts zu tun zu haben, oder einfach weil sie es in diesen kalten Steinwänden nicht aushielt. Umso wichtiger war es also, sich um einen neuen Unterschlupf zu kümmern - zumindest für Miandra.
„Ja, es geht mir gut... keine Schmerzen… alles bestens“, erwiderte sie zusammenfassend, da es ihr inzwischen schon so vorkam, als wären das die Worte die sie mittlerweile am Tag öfters sagte, als sonst irgendetwas, und zudem gefiel es ihr nicht, dass Neria wegen eines Heilzaubers mit verbotener Magie nun so in den Himmel gelobt wurde.
„Und ja ich werde mitkommen, auch wenn ich keinerlei Ahnung habe, wo man in dieser verfluchten Stadt einen geeigneten Unterschlupf finden kann, wenn man als Mörder, Flüchtling oder sonst was gesucht wird“, fügte sie hinzu und stieß einen tiefen Seufzer der Unruhe aus.


„Schön zu hören, dass es dir gut geht“, erwiderte Vernita mit einem Lächeln. „Und ich möchte vor allem, dass du mich begleitest, damit du endlich mal wieder etwas zu tun bekommst. Ich weiß genau wie das ist, wenn man keiner Beschäftigung nachgehen kann und seine Zeit nur mit warten verbringen muss. Das kann einen fast wahnsinnig werden lassen. Und man kommt sich dabei so unnütz vor. Andere scheinen da ja ihren eigenen Zeitvertreib gefunden zu haben. Hast du gesehen wie sich die Kleine seit kurzem an unseren Neuzugang ranschmeißt? Da ist doch was im Busch.“
Das Lächeln der Elfe wurde zu einem vielsagenden Grinsen, doch in ihren Augen lag auch die Verständnislosigkeit darüber, wie sich eine erwachsene Frau mit einem kleinen Kind wie Lydia einlassen konnte. Es hatte ganz den Eindruck als sei Neria pädophil. Das konnte Vernita absolut nicht nachvollziehen. Doch bevor Miandra darauf hätte antworten können, betrat Sareth das Versteck. Allein.
„Wo ist Rowan?“ rief die Elfe gleich durch den Raum.
„Die kommt schon noch“, brummelte der Krieger und verzog sich mit etwas zu essen auf seine Liege. Offenbar war er nicht an Gesprächen interessiert.
Der Elfe war dieser Kerl ebenso egal, also beließ sie es dabei. Stattdessen warf sie noch einmal einen kurzen Blick auf Lydia und Neria, die zusammengekuschelt auf Vernitas Schlafstätte lagen. Wieder schüttelte sie bei diesem Anblick leicht den Kopf.


Erst verstand Miandra nicht recht, was Vernita damit meinte, als sie Lydia und Neria erwähnte, da sie die beiden die gesamte Zeit über nicht beachtet hatte. Doch während Vernita sich an Sareth wandte, blickte sie zu den beiden hinüber. Miandra brauchte anschließend noch einen Moment um zu verstehen, was Vernita ihr zu sagen versuchte, bevor sie einmal tief Luft einsog und sich vollkommen entsetzt erneut an die Elfe wandte, jedoch ihre Stimme dabei senkte. „Ihr glaubt doch nicht etwa...?!“
Miandra war mehr als nur geschockt, einerseits über die Vermutung, andererseits da es wohl auch zu stimmen schien. Eigentlich war es Miandra egal, was die anderen so trieben, doch sie war so entsetzt, da Lydia in ihren Augen ein Kind war, dessen Mutter sie vielleicht sogar sein könnte, und Neria doch um Einiges älter war. Und was meinte Vernita mit im Busch? Wie sollte das überhaupt funktionieren? Sie waren doch beide... Frauen? Solche Beziehungen passten nicht in Miandras Weltbild, da sie eben anders erzogen wurde, und all das ging gerade über ihre Vorstellungskraft hinaus.


Leanora schnappte die Worte Vernitas auf und blickte ebenfalls zu den beiden auf dem Lager. Das konnte doch wohl nur ein schlechter Scherz sein? Neria würde doch sicherlich nicht... oder etwa doch? Neria dürfte in etwa in ihrem Alter sein, und Leanora mochte Lydia zwar, aber sie fühlte sich eher wie eine Patentante.
Sie nahm sich vor, mit Neria zu reden, wenn sie eine Gelegenheit finden sollte. Aber solange Lydia bei ihr lag, ging das nicht.


Vernita nickte bestätigend auf Miandras Frage. „Doch, genau das meine ich. Und nachvollziehen kann ich das auch nicht. Lydia ist nur kleines Mädchen. Könnte mir nie vorstellen, mich auf diese Art zu einem Kind hingezogen zu fühlen. Allerdings bin ich da wohl auch die falsche Ansprechpartnerin, da ich Sex bisher immer nur als Waffe eingesetzt habe, um meine Feinde leichter töten zu können. Bis ich dann…“
Die Elfe beendete den Satz nicht, da sie ansonsten unweigerlich über Miandra hätte sprechen müssen und die Gefühle, welche sie für die schwarzhaarige Frau empfand. Und da wurde ihr auch wieder bewusst, wie unangenehm es Miandra war, dass Vernita solche Gefühle für sie hegte und diese wahrscheinlich niemals erwidern würde. Schwermütig blickte die Elfe daraufhin für einen Moment ins Feuer, während ihr ein Seufzer entwich. Dieser Augenblick des Schweigens lag schwerer auf ihrer Seele, als alles, was die Frau bisher durchgemacht hatte, und so sprach sie einfach weiter.
„Nun, um ein Kind zu töten, braucht man eine solche List nicht. Und bevor du mich jetzt danach fragst, nein, ich habe bisher noch kein Kind getötet, da ich dafür noch keinen Grund hatte. Halt. Warte. Das stimmt nicht ganz. Ich habe doch schon einmal ein Kind das Leben genommen, obwohl ich den Jungen nicht als solches angesehen habe, da zu dieser Zeit ein Dämon von ihm Besitz ergriffen hatte, und er somit zu einer Abscheulichkeit geworden war. Und da er meinen Verbündeten und mir im Wege stand, habe ich ihn kurzerhand ausgeschaltet, bevor er zu einer zu großen Gefahr werden konnte. Aber seitdem…“
Sie schüttelte den Kopf. „Seitdem ist so etwas nicht mehr vorgekommen“, sagte sie mehr zu selbst, während sie gedankenverloren ins Feuer starrte.


Miandra blickte noch einmal kurz zu Lydia und Neria, verwarf dann jedoch die Vorstellung welche Vernita wohl hatte. Einerseits da sie es sich nicht vorstellen konnte - oder wollte - anderseits da es ihr auch nicht so wichtig war - schließlich ging es dabei um Neria, welche sie nicht leiden konnte - auch wenn sie nicht wusste warum. Zudem gab ihr Vernita sofort die Möglichkeit an etwas anderes zu denken. Dämonen… bisher hatte sie davon nur Geschichten gehört… Schwache Persönlichkeiten fallen ihnen oft zum Opfer, doch sie wusste nicht wie man es schaffte einen Körper wieder von so einem Dämonen zu befreien. Miandra dachte immer, dass die Magier das schon irgendwie mit ihren eigenartigen Ritualen, von denen man immer erzählte, vollzogen, wo sie doch sonst auch immer so mit ihrer Begabung angaben... Doch scheinbar ging es nur mit dem Tod? Vernita musste einen kleinen unschuldigen Jungen töten?
Miandra wandte den Blick ebenfalls zu dem kleinen Feuer, als sie glaubte ihr würde etwas kaltes den Rücken hinab laufen. Kurz schweiften ihre Gedanken zu Elana, und sie hoffte, wo diese auch sein mochte, sie stark genug bleiben würde, um nicht so einem Dämonen zu verfallen, doch sie verdrängte den Gedanken schnell wieder, und beobachtete einfach nur schweigsam das tanzende Feuer.
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