Dragon Age RP
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 Kapitel VI - Auf dem Weg nach Lothering

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Allie
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BeitragThema: Kapitel VI - Auf dem Weg nach Lothering   Kapitel VI - Auf dem Weg nach Lothering EmptyFr 15 Jul 2011, 1:40 am

Kapitel VI - Auf dem Weg nach Lothering

Aktive Charaktere: (Hennrik), Mabari, Miandra, Ripper, Rowan, Vernita

Rowan bemerkte, dass sich der Krieger tiefer in den Wald verzog. Der Mabari jedoch blieb bei ihr sitzen. Sie blinzelte in den Himmel und versuchte abzuschätzen, wie spät es geworden war. Jegliches Zeitgefühl war verloren gegangen, seit sie auf den Baum getroffen war. Ob die anderen schon losgezogen waren? Dem Stand der Sonne nach zu urteilen, war es nicht mehr als zwei Stunden her, seit sich Rowan von ihnen entfernt hatte. Sollte sich nicht noch eine Verzögerung eingestellt haben, dann waren sie sicher schon auf dem Weg. Sie würde sie jedoch mit Leichtigkeit wieder einholen.
Sie stand auf und klopfte sich die Blätter von ihrer Rüstung ab. Der Hund saß immer noch vor ihr und wartete. Nach wie vor schaute er freundlich, doch Rowan hielt Abstand zu ihm, sie wollte ihr Glück nicht überstrapazieren. Sie sah sich um und wartete darauf, dass der Krieger zurück kehrte.


Nach ein paar Minuten kehrte Ripper wieder zum Baum zurück und stellte sich, den Rücken der Frau zugewandt, mitten in die Pampas. Er würde hier einfach auf die anderen warten schließlich lag es in etwa auf dem Weg nach Lothering. Sein Hund hatte sich nach seinem Geschäft wieder Rowan zugewandt und stupste sie immer wieder mit seiner Nasenspitze von der Seite an.


Rowan blieb unschlüssig vor dem Mabari stehen. Was wollte er wohl von ihr? Sie ging zu dem Krieger und stellte sich neben ihn.
„Wollen wir weiter? Ich denke, die anderen sind schon aufgebrochen und werden die Straße nehmen. Wenn wir uns von jetzt an nordöstlich halten, sollten wir bald auf sie treffen.“
Sie zog ihre Lederhandschuhe wieder an, während sie auf eine Antwort wartete.


Ripper drehte sich nicht um als die Frau ihn ansprach.
„Mhm... mir egal.“ Er schaute in die Ferne.
Ripper war es vollkommen egal… von ihm aus könnten sie auch ewig hier sitzen bleiben. Außerdem würden die anderen Gesellen doch eh hier irgendwo vorbei kommen. Doch wahrscheinlich würden sie die Straße nehmen, also konnte es nicht falsch sein, dort hinzugehen, auch wenn er lieber hier bleiben wollte.
Sein Hund knuffte Rowan immer wieder in den Po und versuchte sie vorwärts zu drücken, während Ripper einen letzten Blick auf den Baum warf und sich gemächlich aufmachte.


Als der Mabari Rowan in den Hintern zwickte, machte sie einen entsetzten Sprung zur Seite. Sie warf noch einen Blick auf den Baum und schloss dann schweren Herzens zu Ripper auf. Schweigend liefen sie eine Weile nebeneinander durch den Wald. Rowan bemühte sich gar nicht erst, leise zu sein, die schweren Schritte des Kriegers und das Klappern seiner Rüstung würde man in einiger Entfernung hören können.
„Ich hatte Euch schon einmal gefragt, aber da ging es wohl unter. Wie heißt Euer Hund?“
Sie schaute zu ihm herüber. Er war ungefähr eineinhalb Kopf größer als sie und mit seiner massiven Rüstung auch um einiges breiter. Rowan musste sich eingestehen, dass er eine imposante Figur abgab und sie beneidete niemanden, dem er im Kampf begegnete. Bei ihrer kleinen Rangelei in der Taverne, hatte sie zwar mit Leichtigkeit mit ihm mithalten können, doch sie hatten ohne Waffen gekämpft. Mit seiner Axt musste er sie nur einmal treffen, dann hätte ihr letztes Stündlein geschlagen.


Ripper lief seelenruhig durch den Wald und summte vor sich hin bis die Frau ihn unterbrach.
„Mhm... es ist ein Hund... also nennt ihn... Hund.“ Er grinste leicht.
Ripper summte wieder weiter, während sein Hund neben Rowan herlief, und an ihr hoch schaute.


„Hm, in Ordnung.“ Rowan schaute den Mabari zu ihrer Linken an. Er lief schon den ganzen Weg über neben ihr her und hatte den Kopf meist zu ihr gewandt. „Könnt Ihr mir wenigstens sagen, was er von mir will, wenn er mich so anschaut?“


Ripper dachte einen Augenblick nach.
„Mhm... weiß nicht... vielleicht ist ihm einfach langweilig.“ Er hob eine linke Augenbraue an. Er wusste genau, was sein Hund empfand.


Rowan blickte wieder nach vorne und hing ihren Gedanken nach. Sie genoss es, mit dem Krieger unterwegs zu sein. Er redete nicht die ganze Zeit, und sie konnte ebenfalls schweigen.
Eine Weile waren sie unterwegs, als der Mabari plötzlich unruhig wurde. Auch Rowan spürte etwas. Eine leichte Erschütterung des Bodens. Sie blieb abrupt stehen und zog ihre beiden Messer. Die Erschütterung wurde stärker und nun konnte sie hören, wie Äste und Zweige brachen. Von links kam etwas sehr schnell auf sie zu.


Ripper kam langsam zum stehen, als sein Hund aufgeregt an ihm vorbei huschte. Langsam drehte er seinen Kopf nach links und hielt seinen Atem an.
Eine riesige Halla-Herde kam auf sie zugestürmt. Entweder würden sie tot getrampelt oder auf ihren Geweihen aufgespießt werden, zumindest die Frau mit ihrer Lederrüstung. Er stellte es sich bildlich vor... und konnte sich ein höhnisches Grinsen nicht verkneifen. Sein Hund würde wahrscheinlich schnell genug außer Reichweite kommen, doch für ihn selbst sah es etwas schlechter aus. Ripper spannte seine Muskeln an und stellte sich wie eine Mauer den Hallas in den Weg. Der Boden erzitterte und er schloss langsam die Augen.


Rowan zuckte zusammen, als die ersten Halla aus dem Gebüsch brachen und auf sie zustürmten. Für einen kurzen Moment ging ihr durch den Kopf, dass es für eine Flucht zu spät war.
Im nächsten Moment stellte sich der Krieger zwischen sie und die heranstürmende Tiere. Er versperrte ihr damit die Sicht, und sie hörte nur ein lautes Krachen als das erste Halla gegen seine Rüstung prallte.


Ripper spürte den harten Aufprall und wurde etwas nach hinten gestoßen. Sein Hund war bereits außer Reichweite und versuchte mit lauten Gebell die Herde umzulenken. Immer wieder rammten sie ihn mit voller Wucht, und er hörte das Brechen ihrer Geweihe. Staub und Dreck wurde in die Luft gewirbelt und versperrte die Sicht. Es biss unangenehm in den Augen, und Ripper wurde immer weiter nach hinten gedrängt. Plötzlich merkte er, dass die Frau hinter ihm stand und sich an ihn klammerte, während immer wieder Hallas an ihnen vorbei preschten. Wie ein Rammbock trafen sie immer wieder frontal auf ihn ein, doch er hielt mit aller Kraft dagegen. Im Sekundentakt prallten die Hallas an seiner massiven Rüstung ab und stolperten davon. Nach einiger Zeit ließen die Stöße nach und Ripper öffnete langsam seine verdreckten Augen. Sein Gesicht sowie Rüstung waren vollkommen mit Schmutz bedeckt, und er atmete schwer.
Auf einmal hörte er seinen Hund und sah ihn auch schon angerannt kommen.
Glücklich sprang er ihn an und jaulte. Ripper klopfte sich etwas Staub von der Rüstung und drehte sich dann zu der blonden Frau um.


Während die Herde an ihnen vorbeipreschte, musste der Krieger immer weiter zurückweichen. Wie ein Fels stand er inmitten der Tiere und Rowan drückte sich eng an ihn. Die Masse teilte sich an seiner Brust und drängte sich direkt hinter den beiden wieder zusammen. Staub und Dreck flogen Rowan entgegen, und sie hielt sich die Hand vor das Gesicht, um ihre Augen zu schützen. Mit Grauen hörte sie die Schreie der Tiere, die gegen die Rüstung von Ripper prallten, und das Brechen ihrer Hörner.
Nachdem die Herde vorbei war, trat Rowan neben den Krieger und schaute sich um. Neben ihnen lag ein junges Halla mit verdrehtem Hals am Boden. Rowan kniete nieder und legte die Hand an die Seite seiner Kehle. Es war bereits tot. Niedergetrampelt vom Rest der Herde. Auch seine Hörner waren abgesplittert, die Augen im Schrecken weit aufgerissen.
Rowan schaute in die Richtung, aus der die Tiere gekommen waren. Was hatte sie zu diesem Tempo veranlasst? Es hatte den Eindruck gemacht, als wären sie auf der Flucht… doch wovor?


Ripper betrachtete die Frau, wie sie sich neben der Halla hinkniete. Es war bereits tot.
Er seufzte, denn er hatte eigentlich nicht vorgehabt, einem Tier zu schaden, aber nun war es einmal geschehen. Den Hals komplett verdreht und beinahe dem Erdboden gleich gemacht, lag es da auf dem zerpflückten Waldboden. Mit bedrückter Miene näherte er sich dem Tier und schloss die Augen.


„Die waren auf der Flucht, seht Ihr das genauso? Die Frage ist nur, vor wem oder was.“

Rowan riss den Kopf herum, als sie hörte wie sich erneut etwas näherte. Aus der Schneise, die die Herde in den Wald geschlagen hatte, kamen plötzlich drei Reiter galoppiert. Als sie Ripper und Rowan entdeckten, bremsten sie ihre Tiere ab. Es waren drei Männer, die in schäbige Lederrüstungen gekleidet waren. Über ihren Schultern hingen einfache Bögen und jeder von ihnen war zusätzlich mit einem Schwert bewaffnet.
Rowan spannte sich innerlich an, als sie erkannte, was die Männer bei sich hatten. An dem Sattel des mittleren waren die Köpfe von zwei Luchsen befestigt, an denen das abgezogene restliche Fell hinunterhing. Auf der anderen Seite baumelte das blutige Fell eines grauen Wolfes. Die beiden äußeren trugen Fallen bei sich, wie Rowan sie auf dem Weg nach Ostagar gefunden hatte.
Es handelte sich hier offensichtlich um Wilderer. Und sie waren wohl der Grund, weshalb die Halla geflohen waren.
Rowan blickte ihnen zornig entgegen. Der mittlere der Männer hatte eine Glatze und eine schlecht verheilte Narbe im Gesicht, die unter seinem linken Auge anfing und sich bis zum Ohr zog. Er trabte mit seinem Tier etwas auf Rowan zu und grinste sie an.
„Na, meine Hübsche? Wie ich sehe, habt ihr etwas für uns erlegt. Nur leider ist es nicht mehr zu gebrauchen, da die Hörner zersplittert sind. Und wie ihr vielleicht schon gehört habt, bekommt man einen sehr guten Preis für Halla-Horn zur Zeit.“
Seine Miene wurde plötzlich ernst.
„Und nun tretet zur Seite, bevor wir die Herde wieder verlieren! Oder wollt IHR vielleicht unsere Trophäe sein?“

Rowan spuckte verächtlich vor sich auf den Boden und zog ihre beiden Messer. „Wenn Ihr zu der Herde wollt, dann müsst Ihr erst an mir vorbei.“


Ripper hielt sich im Hintergrund und grinste.
Wenn es zu einem Kampf kommen sollte... sollte es eben so sein... aber er würde es sicher nicht heraufbeschwören. Wenn die Wilderer eben wildern mussten, würde er sie nicht aufhalten, aber gefallen würde es ihm trotzdem nicht. Der Mabari näherte sich den Pferden und knurrte laut, worauf sie sichtbar nervös wurden.


Ein breites Grinsen zog sich über das Gesicht des Glatzkopfes. Er drehte sich zu seinen Begleitern um und fing an, zu lachen. „Habt ihr das gehört? Wir haben hier eine kleine Wildkatze vor uns.“
Sein Pferd tänzelte unter ihm, als er ihm mit den Zügeln im Maul riss. „Ihr wärt in der Tat eine noch verlockendere Beute als die Halla. Wisst Ihr… es ist schon etwas länger her, dass meine Freunde und ich in netter Gesellschaft waren.“
Er leckte sich über die Lippen und grinste wieder.
„Euer Begleiter hat doch sicher nichts dagegen, wenn wir Euch mal kurz ausleihen, oder? Ich verspreche auch, dass wir Euch lebend wieder bei ihm abliefern, sofern Ihr Euch nicht allzu sehr wehrt.“


Ripper fing an seltsam zu grinsen. „Mhm... meine Freunde... natürlich könnt ihr sie mal ausleihen.“ Er schlich um die drei Reiter herum. „Ich habe gehört, sie mag die Natur und ist besonders gut zu Vögeln.“
Er gackerte vor sich hin, bevor er sich hinter das Pferd des Glatzkopfes stelle und abwartete.


Der Glatzkopf lachte auf und sah Rowan mit einem gierigen Blick an. „Ich sehe schon, Euer Freund und ich verstehen uns gut.“
Seine Begleiter hatten mittlerweile zu ihm aufgeschlossen. Ihre Mienen waren kalt und ausdruckslos.
„Wollt Ihr nicht zu mir aufs Pferd steigen? Dann können wir uns ein lauschigeres Plätzchen suchen. Allerdings solltet Ihr eure Spielzeug wegstecken, sonst verletzt Ihr euch noch damit.“
Er lenkte sein Pferd auf sie zu und bedeutete seinen Männern, ihm zu folgen. Sie flankierte Rowan und schnitten ihr somit den Fluchtweg ab.
Doch Rowan hatte nicht vor, zu flüchten. Sie ignorierte das Gerede der Männer und blickte dem Glatzkopf mit konzentrierter Miene entgegen.
Plötzlich flackerten dessen Augen kurz auf, und er zog ein Seil aus seinem Gürtel hervor.
„Pack sie!“ rief er seinen Männern zu.
Diese trieben augenblicklich ihre Pferde von beiden Seiten auf Rowan zu und wollten sie zwischen sich festsetzen.


Ripper blieb immer dicht hinter dem Pferd und er spürte wie es nervös wurde. Die Hinterbeine und der Schwanz zuckten, es würde nicht mehr lange dauern, bis es austrat, aber das wollte er eigentlich vermeiden. Als der Glatzkopf plötzlich losbrüllte, holte Ripper aus. Klatschend drang er mit der Faust tief in den Hintern des Pferdes ein und wühlte. Das Pferd sprang nervös umher, und der Reiter versuchte es still zu halten. Dann zog er den Arm wieder heraus und näherte sich dem Glatzkopf unauffällig von der Seite. Ruckartig hob er seine Hand und schleuderte dem Großmaul eine volle Ladung Pferdekot ins Gesicht, worauf er rückwärst vom Pferd flog. Ripper stieg über ihn und stopfte ihm mit leckeren Pferdeäpfeln in den Mund.


Rowan sah verdutzt dabei zu, wie Ripper dem Glatzkopf eine Ladung Pferdeäpfel in den Mund stopfte. Der Mann lag am Boden und strampelte und würgte. Ohne Erfolg versuchte er, sich den Krieger vom Leib zu halten.
Seine beiden Männer nutzen ihre Verwirrung, ergriffen ihre beiden Arme und einer der beiden zog sie vor sich auf sein Pferd und hielt ihr eine Klinge an die Kehle.
„Lasst ihn sofort gehen, oder ich werde Eure Freundin einen Kopf kürzer machen.“


Ripper drückte kräftig nach und fühlte sein zuckendes Zäpfchen. „Mhm... ich habe doch extra warmes Essen für ihn gemacht.“ Er ließ langsam nach und richtete sich auf. „Aber... Ihr habt recht... ich denke er ist satt.“
Er näherte sich den anderen und wischte seine Hände an ihren Beinen ab. „Wenn Ihr wollt... kann ich Euch auch noch füttern... ich hab noch etwas übrig.“
Er hielt den Männern die braunen Finger vor die Nase.
„Mhm... himmlisch... nicht wahr?“ Er senkte seine Arme wieder und schaute zu Rowan. „Mhm... hattet Ihr nicht gesagt... sie solle aufpassen sich nicht zu verletzen.“
Er näherte sich Rowan und grinste sie dämlich an.


Der Mann, der Rowan den Dolch an den Hals hielt wich vor den stinkenden Händen zurück und schnitt ihr dabei leicht in die Haut. Rowan sog scharf die Luft ein und umklammerte den Arm des Mannes, doch er ließ diesen keinen Fingerbreit sinken.
„Ihr solltet uns nicht unterschätzen. Eure Freundin ist uns beiden egal. Von mir aus könnt Ihr hier verrecken!“
Mit seinem Fuß trat er in Richtung des Kriegers.


Ripper grinste weiter dämlich vor sich hin.
„Mhm... mir auch.“ Er schaute Rowan ins Gesicht. „Von mir aus könnt ihr... sie verunstalten... aber büdde lasst mir ihren Kopf als Trophäe.“
Er grinste seltsam.
Als der Mann auf einmal nach ihm trat, hob er schützend seinen Arm und das Bein verhakte sich zwischen seiner Rüstung... er hing fest.
„Upps...na so ein Pech aber auch.“ Er starrte dem Pferd auf den Hintern. „HÜA...“
Er fing irre anzulachen.
Ripper hielt das Bein des Mannes weiter fest als das Pferd sich auftat und davon galoppierte. Der Mann knallte auf den Boden und Ripper verdrehte schmerzhaft sein Bein.


Während ihrer gesamten Reise ließ Vernita ihre Umgebung keine Sekunde aus den Augen. Die Sonne war inzwischen bereits vollständig aufgegangen und legte ihren warmen Schein auf die Baumwipfel des Waldes, welche sich leise rauschend in der leichten Morgenbrise bewegten. Die Elfe sog die frische Luft tief in ihre Lungen und atmete langsam wieder aus. Es war ein angenehmer Morgen.
Der Weg vor ihnen war noch relativ dunkel, da er nicht sehr breit war und die Bäume rechts und links davon die meisten Sonnenstrahlen für sich selbst beanspruchten. Es würde noch einige Stunden dauern, bis der Himmelskörper seine ganze Helligkeit und Wärme auf die vier Personen niederprasseln lassen würde. So musste sich Vernita momentan auf ihr Gehör verlassen. Sie vernahm das Rascheln von Gebüsch. Dort trieben sich bestimmt irgendwelche Nagetiere herum. Vögel zwitscherten in den Kronen oder flogen von einem Baum zum anderen. Die Äste rauschten im Wind. Die Geräusche des Waldes. Nichts ungewöhnliches.
Dann vernahm sie plötzlich ein anderes Geräusch. Es hörte sich an, wie ein entferntes Trampeln, irgendwo vor ihnen. Sie zog ihre Kurzschwerter und beschleunigte ihren Schritt.
„Folgt mir!“ zischte sie den anderen nur zu, ohne darauf zu achten, ob diese ihrem Befehl nachkamen. Nach einer kurzen Zeit hatten sie die Ursache für den Lärm erreicht. Eine Herde Wildtiere war durch den Wald gebrochen und hatte den Weg gekreuzt. Sie hatten eine breite Schneise der Verwüstung im Unterholz verursacht. Zahlreiche Sträucher waren vollständig zerstört und das Gras niedergetrampelt.
Sie untersuchte die Spuren, obwohl sie eigentlich keine gute Spurenleserin war. So leicht sie auch Leute aufspüren konnte, die verschiedenen Wildtiere des Waldes konnte sie immer noch nicht auseinander halten. So erkannte sie auch nicht, dass diese Spuren von einer Herde Hallas stammte. Die anderen Spuren identifizierte sie allerdings sofort. Denn den Abdruck von beschlagenen Pferdehufen würde sie aus tausend anderen Abdrücken sofort wiedererkennen.
Kaum hatte sie diese Spuren betrachtet, da vernahm ihr ausgeprägter Gehörsinn auch schon aus der Nähe Stimmen und kampfähnliche Geräusche. Einer der Stimmen hörte sich an wie die von Ripper. Konnte das sein? Sie wollte der Sache auf den Grund gehen.
„Mir nach! Aber leise!“ zischte sie zu den anderen gewandt, bevor sie im Dickicht des Waldes verschwand.


Als das Pferd stieg, lockerte sich der Griff des Mannes und Rowan hielt sich mit einer Hand am Sattel fest. Den Ellenbogen stieß sie ihrem Gegner in die Brust woraufhin dieser mit einem dumpfen Schlag zu Boden ging. Schnell hakte sie ihre Füße in die Steigbügel und griff nach den Zügeln, um das Pferd zu beruhigen. Es stieg weiter und versuchte zu fliehen. Seine Hufe schlugen gefährlich in der Luft und im nächsten Moment senkte es sie krachend auf den Kopf des Mannes, der es zuvor noch geritten hatte. Es gab ein widerlich schmatzendes Geräusch als der Huf den Schädelknochen durchdrang.
Nach ein paar Bocksprüngen zur Seite schaffte es Rowan, das Tier unter Kontrolle zu bringen.
Sie schaute sich um und sah gerade noch, dass der dritte im Bunde sein Pferd herumgerissen hatte und in vollem Galopp den Weg zurück preschte, den die Männer gekommen waren. Rowan ließ ihn ziehen und lenkte ihr Tier stattdessen zu dem Glatzkopf.
Immer noch Pferdedung im Mund schaute er sie ängstlich von unten an. Sie hatte nur einen mitleidigen Blick für ihn übrig, griff dann in die Zügel seines Pferdes und hielt sie Ripper hin.
Sie grinste ihn an.
„Na, habt ihr Lust auf einen Ritt?“


Vernita schlich direkt neben der Schneise, die die Herde verursacht hatte, durch das Unterholz des Waldes. Wie immer verursachte sie dabei trotz ihrer schweren Rüstung fast überhaupt keine Geräusche. Geschmeidig wie eine Katze huschte sie durch das Gestrüpp.
‚Der Tod kommt auf leisen Sohlen‘, dachte sie bei sich, als sie den Reiter bemerkte, der die Schneise entlang galoppiert kam. Von ihrer Position aus konnte sie gut erkennen, wie gehetzt der Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes war. ‚Da hat wohl jemand meine neuen Freunde unterschätzt, was?‘
Sie grinste bei ihren Gedanken. Aber nur für eine Sekunde. Dann wurde ihre Miene wieder finster, entschlossener. ‚Ist das vielleicht ein weiterer Attentäter? Er darf auf keinen Fall entkommen!‘
Vernita stürzte aus dem Unterholz, als der Reiter gerade ihre Position passierte und schnell weiterritt. Ohne zu überlegen holte sie aus und warf ihm eines ihrer Kurzschwerter hinterher. Die Waffe flog flirrend durch die Luft, wobei sie sich mehrmals überschlug, bevor sie sich in den Rücken des Mannes bohrte.
Der Mann stöhnte schwerzerfüllt auf, versuchte sich dabei im Sattel zu halten, doch er schaffte es nicht. Er rutschte an der Seite des Pferdes herunter und schlug hart auf dem Boden auf, wo er bewegungslos liegen blieb. Das Tier galoppierte einfach weiter.
Vernita eilte zu dem Mann, und als sie ihn erreicht hatte, standen auch die anderen schon bei ihm. Er lag zusammengekrümmt auf der Seite. Das Kurzschwert ragte dabei wie ein Mahnmal aus dem unteren Teil seines Rückens heraus. Bei näherer Betrachtung merkte Vernita, dass ihr Opfer noch am Leben war. Er wimmerte leise vor sich hin, während seine Hände sich in das aufgewühlte Erdreich gruben.
Mit einem Ruck zog die Elfe ihre Waffe wieder aus dem Rücken des Mannes, welcher sich dabei vor Schmerzen aufbäumte. Vernita trat neben den Mann, setzte ihren Fuß auf seine Schulter und drehte ihn mit einem leichten Stoß auf den Rücken. Sie sah in sein Gesicht, welches vor Schmerzen verzerrt war. Tränen hatten sich in seinen Augen gebildet, welche nun über seine Wangen liefen. Er war kalkweiß.
Ohne ein Wort zu sagen, schwang Vernita ihr blutverschmiertes Kurzschwert in einem Bogen herum und stieß es dem Mann mitten in die Brust. Dieser zuckte noch einmal zusammen, während er keuchend Blut spuckte. Dann blieb er regungslos liegen.
Bevor einer der anderen etwas hätte sagen können, zog die Elfe ihre Waffe wieder aus seinem Körper, wandte sich um und lief weiter. Sie erreichte kurz darauf den alten Baum ohne Blätter. Sie sah Rowan auf einem Pferd sitzen und Ripper, der neben ihr stand, sowie einen glatzköpfigen Mann, der auf dem Boden lag und wohl ein nicht sehr appetitliches Mahl zu sich genommen hatte.
„Wie ich sehe habt ihr die Lage unter Kontrolle“, sagte die Elfe zu den beiden gewandt und entspannte sich ein wenig. „Ich schlage vor, wir machen den Kerl nieder und ziehen dann weiter unseres Weges.“


Ripper seufzte. Schon wieder ein Toter... aber es sollte wohl so sein. Sein Hund sprang fröhlich über die Leichen und jaulte als plötzlich die anderen Gesellen auftauchten.
„Mhm... Ihr seid etwas zu spät... die netten Herren haben alles aufgegessen.“ Er runzelte leicht die Stirn und schaute zu dem Glatzkopf. „Beschwert Euch bei ihm... er hatte einen unglaublichen Hunger.“
Dann hob er seine linke Augenbraue und grinste Rowan an.
„Mhm... Ihr könnt bestimmt genau so gut reiten... wie ihr gut zu Vögeln seid.“ Er gackerte wieder vor sich hin.
Ripper näherte sich dem großen dunklen Pferd und versuchte irgendwie hoch zu kommen - was er auch nach mehreren Anläufen schaffte - und sich bequem hinsetzte.
„Mhm... joa dann mal auf... meine tapferen Genossen.“ Er beugte sich etwas nach vorn und flüsterte dem Tier irgendetwas zu. Auf einmal setzte sich das Pferd samt Ripper langsam in Bewegung.


Rowan drückte ihre Unterschenkel an den Körper des Pferdes, woraufhin es sich in Bewegung setzte. Sie lenkte es neben Ripper, und gemeinsam ritten sie die Schneise entlang Richtung Straße.
Rowan nickte Vernita kurz zu, als sie an ihr vorbei kamen. Sie genoss es, wieder einmal auf einem Pferderücken zu sitzen. Schnell hatte sie sich den Bewegungen angepasst und brachte das Tier zu einem lockeren Trab. Es ließ sich leicht führen und hatte eine angenehme Gangart. Aus den Augenwinkeln sah sie Ripper ebenfalls antraben und schmunzelte dann, als seine Rüstung anfing zu Scheppern.
Sie kamen an den anderen Gefährten vorbei und Rowan bemerkte, dass sie um zwei Begleiter reicher geworden waren. Eine davon, war die Dunkelhaarige, die mit dem Wolf gekämpft hatte. Den anderen meinte sie ebenfalls in der Taverne gesehen zu haben.
Ripper und Rowan erreichten die Straße als gerade die Morgensonne durch eine Lücke in den Bäumen brach und den Weg in goldenes Licht tauchte.


Als sie die Straße erreichten, trafen Ripper die Sonnenstrahlen ins Gesicht und er kniff die Augen etwas zusammen. Während des Ritts wurde er wieder ruhiger und verstummte. Er saß zwar nicht oft auf einem Pferd, aber zumindest wusste er einigermaßen wie man ritt. Aber mit Tieren kam er ja ohnehin gut aus. Von weitem spürte sein Hund auch schon die anderen ‚Begleiter‘, die sich näherten. Ripper war schon... ein... Mensch zu viel... aber gleich fünf Stück von der Sorte... konnte nichts Gutes heißen. Allerdings konnten sie sich vielleicht irgendwie in Lothering nützlich machen.
Ripper hing auf seinem Pferd und wartete etwas gereizt auf die anderen Genossen.


„Tja, Locke!“ spottete Vernita, nachdem Rowan und Ripper sich entfernt hatten, und sie neben den Glatzkopf trat, der immer noch starr vor Entsetzen auf dem Boden lag und sie angsterfüllt anstarrte. Sein Gesicht war kalkweiß und Schweiß stand auf seiner Stirn. Seine Atmung beschleunigte sich, während sich die Elfe wie ein Racheengel neben ihn aufzubäumen schien, das blutige Kurzschwert immer noch in der Hand. Vernitas Gesichtszüge waren wie versteinert, zeigten keinerlei Regung.
„Nehmt dies bitte nicht persönlich“, fuhr sie gefühlskalt fort, „aber niemand bedroht ungestraft mich oder einen meiner Gefährten. Darauf gibt es nur eine Antwort. Grüßt Euren Schöpfer von mir, wenn Ihr ihm gegenüber tretet, Mensch.“
Die Elfe holte mit ihrer Waffe aus und schlug dem Glatzkopf mit einem einzigen Hieb den Schädel ab. Dann nahm sie einen Lappen aus ihrer Tasche, wischte damit teilnahmslos die Klinge ihres Kurzschwertes ab und steckte es anschließend weg. Bevor sie diesen Ort verließ, durchsuchte sie noch die Leichen der beiden Männer und steckte deren Geld ein.
Sie ging die Schneise zurück, bis sie wieder den Weg nach Lothering erreichte. Unterwegs traf sie auf die anderen drei Gefährten, die ihr schweigend folgten.
Ob die anderen wohl verstanden, warum sie so war wie sie war? Warum sie Dinge tat, die andere als abstoßend und kalt empfanden? Sie wusste es nicht. Und es er war ihr egal. Oder doch nicht?
Alte Gefühle kamen in ihr wieder hoch. Verzweiflung, Verlust, Wut, Hass und... Liebe. Sie schob diese Dinge beiseite. Sie war ein Profi. Ein Killerin. Berechnend, distanziert, kalt und absolut tödlich. Doch sie war auch ein lebendes Wesen. Sie hasste sich für diese Gedanken und schüttelte wütend den Kopf, als würde sie ihn so wieder klar bekommen.
Die Gruppe bewegte sich langsam die Straße entlang. Die Sonne stand inzwischen schon hoch am Himmel und deckte sie mit ihrer Hitze und Helligkeit ein. Es war für diese Jahreszeit bereits ungewöhnlich warm. ‚Ist dies etwa auch ein schlechtes Omen?‘ Vernita belächelte sich selbst für diesen absurden Gedanken.
Sie hob den Blick wieder vom Boden und sah Rowan und Ripper samt dessen Hund, die langsam vor ihr herritten, gerade so schnell, das die übrigen mithalten konnten. Die Elfe sah zurück, wo Miandra, Jayden und Hennrik ihr im Gänsemarsch folgten. Der Abstand zwischen der schwarzhaarigen Frau und dem Jüngling war relativ groß, so dass dies wohl eine gute Gelegenheit war, sich mit Vernitas neuer Begleitung etwas ausführlicher zu unterhalten.
Die Elfe verlangsamte ihren Schritt und ließ sich zurückfallen, bis sie schließlich direkt neben Miandra herlief. Von der Seite her sah sie die schwarzhaarige Frau an und versuchte zu Lächeln, was ihr aber nicht wirklich gelang. Sie hatte einfach zu wenig Erfahrung mit freundlicher Konversation.
„Ihr habt mir immer noch nicht verraten, was ich für Euch tun soll“, brach die Elfe das Schweigen. „Wir sind im Moment relativ ungestört, es wäre also eine gute Gelegenheit dafür. Aber eins sage ich Euch gleich: Ein Kleid ziehe ich mit Sicherheit nicht an!“


Miandra wandte sich der Elfe zu, blickte diese jedoch nicht an, als sie sprach.
„Hm ein Kleid.“ Sie schmunzelte. „Was wäre daran denn so verkehrt?“
Das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht wieder und ging in eine ernstere Miene über. „Nun gut. Ich bin auf der Suche nach jemanden, der von gewissen Männern entführt worden ist. Jedoch habe ich vor kurzem die Spur verloren, bis auf eins ...“ Sie wühlte während des Gehens in ihrer Tasche herum, bis sie ein Pergamentpapier hervorzog.
„Ich habe - gestern wie der Zufall es wollte - als ich auf den Weg zurück in die Taverne zum schwarzen Ritter war, einen Mann angetroffen... der mir bekannt vor kam. Er gehörte einst diesen Männern die ich suche an. Ich habe ihn gefoltert, bis aufs Letzte. Doch der Kerl war äußerst schweigsam. Er rückte nicht ein Wort raus, egal wie grausam ich wurde. Als er dann dem Tode und der Ohnmacht schon sehr nahe war, sprach der Witzbold ein Rätsel aus... welches ich kurzerhand notiert habe.“ Sie blickte kurz auf das Papier und las vor:
„Dort wo Stürme wehen, ohne Felder zu zerstören.
Am Abgrund, wo es keine Luft zum Atmen gibt.
Wo Nässe sein sollte, jedoch keine ist...“

Miandra hielt kurz inne. „Mehr hab ich nicht aus ihm herausbekommen, doch es ist relativ einfach zu erlesen, dass sie sich wohl an einem geheimen Ort irgendwo an einem Meer befinden.“ Sie seufzte und steckte das Papier wieder in ihre Tasche. „Nun eigentlich habe ich es schon fast aufgegeben nach ihnen zu suchen... doch Ferleden ist mir recht fremd, ich war noch nie auf Reisen. Nun ja, ich möchte eigentlich nur nach weiteren Hinweisen suchen, um sie doch noch irgendwann zu finden, sofern sie nicht bereits beim Erbauer gelandet sind, da ich in meinem Leben so oder so keinen anderen Inhalt sehe. Doch wie mir scheint, sind wir bereits in eine andere, größere Sache verwickelt .. wir sollten dies erstmals erledigen .. und wer weiß vielleicht finden wir ja auch am Weg weitere dieser Kerle. Sie sind eine große Gruppe und haben eigentlich überall ihre schwarzen Finger im Spiel. Doch wenn Ihr mir bei der Suche helfen könntet, wäre das eine gute Gegenleistung.“
Danach hielt sie wieder inne.


„Nun, ich balanciere auf einem Brückengeländer und fechte dabei mit einem Gegner. Ich klettere ohne Seil und Haken eine Felswand empor oder hangele an einem Seil entlang, während ich die Feinde unter mir mit Sprengladungen eindecke. Aber wenn Ihr mich in ein Kleid steckt und zum Tanzen auffordern würdet, so würde ich bestimmt über meine eigenen Füße stolpern“, lächelte Vernita. Es war das erste Lächeln, was ihr nach so vielen Jahren endlich wieder einmal gelang. Doch so schnell es auch kam, so schnell verschwand es auch wieder und sie wurde wieder ernst.
„Und die Männer, auf die wir bald treffen werden gehören anscheinend den Krähen von Antiva an. Diese Bande von Meuchelmördern ist dafür bekannt, dass sie auch vor Entführungen nicht zurückschrecken. Möglicherweise gehören die Männer, die die Person entführt haben, die Ihr sucht, sogar den Krähen an. Oder sie wissen vielleicht, um wen es sich bei diesen Entführern handelt. Ich werde ihre Anführerin danach fragen.“ Ein dreckiges Grinsen legte sich auf die Lippen der Elfe.
„Und ich verspreche Euch, dass sie reden wird. Sie reden alle, wenn man nur genug Druck ausübt. Folter ist eine Kunst, eine Kunst, die ich sehr gut beherrsche, seit...“, sie schwieg plötzlich und fasste sich unwillkürlich an die linke Seite ihres Halses, wobei ihre Finger aber nur den Helm berührten. Sofort ließ sie die Hand wieder sinken. „Ja, sie wird reden...“
Vernita beschleunigte ihren Schritt, um wieder etwas Abstand zwischen sich und Miandra zu bekommen. Sie hatte im Moment genug Konversation gehabt. Sie wollte lieber etwas allein sein. Sie musste sich einen Plan ausdenken, wie sie am Effektivsten in ihrem Zielort vorgehen könnten.


Sie waren ein kleines Stück geritten, als Rowan ihr Pferd zum Stehen brachte und abstieg. Sie änderte die Länge der Steigbügel, ihr Vorgänger hatte eindeutig längere Beine gehabt als sie. Außerdem machte sie die Fallen ab und zerstörte sie. Eine alte stinkende Decke war am hinteren Ende des Sattels angebunden und flog auch weg. Rowan befestigte stattdessen ihren Rucksack daran.
Die Gruppe war währenddessen an ihr vorbei gezogen. Als sie fertig war, schwang sie sich wieder in den Sattel. Sie schlug einen lockeren Galopp ein und genoss den Wind, der durch ihre Haare strich. Es war wundervoll, wieder einmal reiten zu können und Rowan merkte, wie sehr sie es vermisst hatte. Sie preschte an den anderen vorbei und lachte übermütig. Als sie Ripper wieder erreicht hatte, fing sein Tier nervös an zu tänzeln. Sie bremste ab und grinste ihn an.


Ripper schielte zu Rowan rüber und schwieg. Was hatte sie nun schon wieder vor... aber eigentlich war es ihm auch egal. Aufmerksam lauschte er den Worten von Miandra, während sein Hund der Elfe, Vernita, immer wieder schwanzwedelnd vor die Füße lief und sie anguckte.
‚Dort wo Stürme wehen, ohne Felder zu zerstören.
Am Abgrund, wo es keine Luft zum Atmen gibt.
Wo Nässe sein sollte, jedoch keine ist...‘

Ripper dachte schweigend nach...


„Hm, wollen wir nicht etwas voraus reiten und schauen, ob der Weg frei ist? Wir sollten das ausnutzen, dass wir jetzt mobiler geworden sind.“
Wieder zwinkerte sie ihm zu.
Rowan ritt dicht an Ripper heran und lehnte sich zu ihm rüber. Dann gab sie seinem Pferd einen kräftigen Klapps auf die Kruppe woraufhin dieses mit einem kleinen Bocksprung anfing zu galoppieren. Rowan lachte auf und trieb ihr Tier ebenfalls zum Galopp an. Sie hatte Ripper bald eingeholt und schaute zu ihm herüber, ein breites Lachen auf ihrem Gesicht.
Der Mabari lief freudig bellend neben ihnen her.


Ripper seufzte und hielt sich am Pferd fest als dieses plötzlich los galoppierte. Staub wirbelte auf, und die Hufe knallten laut auf den Boden, während der Wind, durch Rippers Helm, in sein Gesicht wehte. Dafür, dass er eher selten ritt, schien es ihm sichtlich zu gefallen und man konnte ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen erkennen. Auf einmal beschleunigte das stolze Tier und brauste, samt Ripper, Rowan davon.


Rowan presste ihre Schenkel fester zusammen und trieb ihr Pferd an. Es schien, als hätte Ripper die Kontrolle über seines verloren. Doch Rowans Pferd war nicht schnell genug, sie schaffte es nicht, ihn zu erreichen.
Plötzlich brach der Rappe vor ihr zur Seite aus und stürmte in den Wald. Äste schlugen auf die Rüstung des Kriegers, und er wankte bedenklich. Rowan musste sich dicht an den Hals ihres Tieres ducken, um nicht selber etwas abzubekommen. Neben ihr rannte der Mabari mit hängender Zunge.
Der Rappe wurde langsamer und schien zögerlicher zu werden. Rowan schaffte es, ihr Pferd neben ihn zu lenken und griff nach den Zügeln. Dann bremste sie ihr Pferd ab und sprach beruhigend auf das andere Tier ein.
„Alles in Ordnung?“ wandte sie sich an Ripper.


Ripper versuchte sich auf dem Pferd zu halten, während sie durchs Gestrüpp jagten.
Immer wieder peitschten ihm Äste und Blätter durch den Helm ins Gesicht. Das Tier schnaubte stark und ließ den Boden erzittern, es bevorzugte anscheinend andere Wege, was Ripper allerdings nicht sonderlich störte. Plötzlich wieherte das Pferd etwas und wurde langsamer. Dann bemerkte er, dass Rowan mit ihrem Pferd neben ihm stand und seine Zügel in der Hand hielt. Er runzelte leicht die Stirn und schielte zu ihr hinüber, machte sie sich etwa Sorgen um das Tier, oder vielleicht sogar um ihn? Ripper verabschiedete den letzten Gedanken schnell und neigte seinen Kopf runter zum Pferd. Sie dachte wahrscheinlich, er hätte die Kontrolle verloren und würde gegen den nächstgelegenen Baum rasen, aber dem war ja zum Glück nicht so.
„Mhm... joa... alles klar“, sagte er, als sei es selbstverständlich.
Ripper schnappte sich wieder die Zügel und drehte sein Pferd wieder Richtung Straße.
Rowan schien es dabei zu belassen und er hatte auch keine Lust mit ihr über irgendwelche Reitfähigkeiten zu diskutieren. Sein Hund sprang währenddessen munter durchs Laub und verfolgte einen listigen Frosch. Gefolgt von den beiden ritt Ripper langsam wieder zurück zur Straße. Die anderen trotteten des Weges und schwiegen sich an. Sie wirkten etwas abwesend, aber das kam Ripper nur recht. Ein langer Rauchschleier aus Hennriks Pfeife verfolgte sie, während sie der warmen Mittagssonne entgegen marschierten.
Die Zeit über machte sich Ripper viele Gedanken. Er fühlte sich seelisch zerstört, zu viel war passiert, die anderen mussten ihn hassen. Aber dieses Gefühl hatte auch etwas... Tolles. Auch wenn sie ihn vielleicht jetzt noch nicht verstanden, irgendwann war der Zeitpunkt gekommen. Außerdem hatte er in letzter Zeit viele Aussetzer wobei er eher viel sprach, aber was waren schon Worte? Die Sprache ist dazu da, um Gedanken in Worte zu fassen, aber es war auch gleichzeitig eine Waffe, wie eine Falle. Man konnte mit Worten unglaublich viel zerstören oder sich selbst. Ein einzelnes Wort kann sehr viel auslösen, was die meisten Lebewesen nicht wahrnahmen, da es sich auch meist im Unterbewusstsein abspielte. Ripper wusste mit Worten gut umzugehen, allerdings nicht als Laut, sondern eher als Schrift. Sie waren der Schlüssel zur Seele eines Menschen.



Zuletzt von Allie am Fr 15 Jul 2011, 1:51 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Kapitel VI - Auf dem Weg nach Lothering Empty
BeitragThema: Re: Kapitel VI - Auf dem Weg nach Lothering   Kapitel VI - Auf dem Weg nach Lothering EmptyFr 15 Jul 2011, 1:41 am

Nach einer Weile erreichten sie eine Abzweigung mit einem alten verfallen Holzpfeiler.
Er war etwas verkohlt und die Schrift auf den Holzpaletten war kaum zu erkennen. Der Vermoderung des Holz nach zu urteilen, schien der Wegweiser schon recht alt zu sein.
Auf einmal bemerkte Ripper, wie sein Hund nach oben schaute, was er ihm gleichtat. Ein schwarzer Rabe saß dort oben auf dem Stumpf und schaute mit seinen dunklen Augen auf ihn herab. Sein Blick schien einen zu durchbohren und er bewegte sich keinen Zentimeter. Eine seltsame Aura umgab Ripper, und er fühlte sich... leer.
Auf einmal krächzte der Rabe und breitete nur einen Flügel aus... der nach Norden... über eine Wiese in den Wald zeigte...
Plötzlich hörte er die Schritte der anderen und vernahm auch schon den Rauch in der Nase. Noch bevor sie ihn erreicht hatten, war der Rabe auf einmal verschwunden.
Die anderen schauten ihn etwas fragend an, aber Ripper schwieg. Irgendetwas hatte es zu bedeuten. Als die anderen sich auf den Weg nach links, genau Richtung Lothering machten, schoss es ihn durch den Kopf.
Ohne ein Wort ritt er geradeaus über die Wiese.
Der Rabe hatte nicht ohne Grund einen anderen Weg gezeigt.
Mit einem Nicken, wollte Ripper den anderen deutlich machen, dass sie ihm folgen sollten.
Sein Hund sprang um die anderen Genossen herum und stupste sie an.
Rowan zuckte mit den Schulter und machte sich auf den Weg, während die anderen zögerlich nachzogen. Im Grunde war es ihm allerdings egal, ob sie ihm nun folgten oder nicht.
Man sollte stets auf dem richtigen Weg wandern und sie hatten die Qual der Wahl.
Aber wie es aussah, verstanden sie, zu ihrem Glück. Oder na ja... der Besoffene würde ihnen eh überall hin folgen... und die Frau namens... Miandra... schien es auch relativ egal zu sein. Ihr Leben schien ihr nicht all zu wichtig... und sie wollte wahrscheinlich auch nur ihr Nutzen aus dieser Sache ziehen.
Nach ein paar Stunden Wanderschaft waren sie Lothering schon gefährlich nahe gekommen.
Man konnte schon den rauschenden Fluss hören der Richtung Ruinen floss... oder was auch immer davon übrig war. Ripper ließ sich von Pferd fallen, spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht und schaute sich um.
Lothering musste nach seinen Orientierungssinn etwa Nord-westlich liegen aber darauf war nicht sonderlich viel verlass. Er suchte die Gegend mit seinem Hund nach irgendwelchen Spuren ab und fand einen kleinen Stoffteddybären. Ihm fehlte ein Auge, und er war an einigen Stellen schon mehrmals genäht worden. Mit einem Grinsen betrachtete er ihn und ließ dann seinen Hund daran schnuppern. Auf einmal fing der Mabari an zu bellen und lief los.
Ripper war sich sicher, es konnte nicht mehr weit sein und er hoffte den Feinden nicht direkt in die Arme zu laufen.


Rowan vertraute auf Rippers Eingebung und folgte ihm über die Wiese. Außerdem war es ihr egal, wo genau sie hin ritten. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob und wie lange sie bei der Sache mitmachen würde.
Als sie den Fluss erreichten und sich der Krieger umständlich aus dem Sattel rutschen ließ, blieb Rowan abwartend in ihrem sitzen. Ihr Pferd stillte seinen Durst im Bach, während Ripper mit seinem Hund die Gegend absuchte.
Er schien etwas gefunden zu haben und hielt es seinem Mabari hin, der wenige Sekunden später mit lautem Gebell davon jagte.
Rowan reagierte sofort. Sie packte den Rappen an den Zügeln und ritt zu Ripper, damit er aufsteigen konnte. Mit den Pferden konnten sie besser mit dem Mabari Schritt halten.



Vernita folgte Ripper und Rowan, die an der Abzweigung nach Lothering einfach geradeaus weiterritten.
‚Gut‘, dachte sie sich. ‚Ich hatte sowieso nicht vor, den direkten Weg ins Dorf zu nehmen.‘
Sie erreichten nach einiger Zeit einen Fluss. Vernita sah, wie Ripper seinen Hund einen Teddybären hinhielt und dieser dann wie von Sinnen davon rannte. Ripper und Rowan folgten dem Mabari umgehend.
„Verdammt noch mal!" fluchte die Elfe böse. „Dieses dumme Tier wird uns noch verraten! Ich hoffe nur, dass die drei nicht schnurstracks ins Dorf reiten! Dann können sie sich auch gleich selbst umbringen!“
Sie wandte den Kopf in Richtung der anderen. „Eilt Euch! Es geht los! Und macht Eure verdammte Pfeife aus, Hennrik! Dann können wir auch gleich zum Angriff blasen!“
Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte sie sich wieder um und lief so schnell sie konnte hinter Rowan, Ripper und dessen Hund hinterher.



Ripper schaute den Teddybär an und grinste, während das laute Bellen seines Hundes durch den Wald schallte. Auf einmal wedelte etwas vor seiner Nase, und er schaute auf.
Rowan saß über ihm auf dem Pferd und schaute ihn erwartungsvoll an.
Er seufzte und versuchte aufzusteigen, doch diesmal wollte es nicht so gut gelingen. Etwas höhnisch grinsend reichte Rowan ihm ihre Hand und er nahm, eher genervt, das Angebot an. Mit festen Griff drückte er ihre Hand und hievte sich irgendwie aufs Pferd, ohne Rowan von ihrem eigenen runterzureißen. Er warf einen letzten Blick auf den Stoffteddybär und verstaute ihn sicher. Hastig ritt er seinem Hund hinterher, wahrscheinlich auch um den blöden Kommentaren der anderen über seinen Hund zu entgehen. Sein Hund wusste, was er tat.
Sie ritten am immer breiter werdenden Strom vorbei Richtung Lothering.
Dieser Teddybär war eigentlich eher ein beunruhigendes Zeichen, es deutete doch stark darauf hin, dass jemand vor irgendetwas geflüchtet war oder Schlimmeres.
Aber das war ja auch erst einmal egal... denn nun gehörte der Teddybär ihm...


Miandra folgte den anderen wortlos.
Ihr selbst war es relativ gleichgültig, wie sie nach Lothering kommen würden. Hauptsache, sie brachten das Ganze schnell hinter sich. Sie musterte von weitem den Teddybären, welchen Ripper aufgehoben hatte.
Miandra blieb kurz stehen und hielt inne. Der Bär erinnerte sie an die Vergangenheit. An das Feuer das alles nieder brannte. Mehr an schlechte, als an gute Zeiten. Doch zugleich erinnerte sie es daran, wieso sie auf Reisen war. Ihr wurde klar, dass sie hier nicht sterben durfte. Sie musste die Wahrheit wissen. Musste wissen, ob sie nun tot, oder lebendig war... Erst dann würde sie ihren Frieden finden.
All diese Gedanken schnellten ihr in nur wenigen Sekunden durch den Kopf, und verliehen ihr ein Gefühl von Hass, welches ihren Puls zum Rasen brachte.
Nur durch dieses Gefühl mit den Worten Vernitas im Kopf - dass sie vielleicht auf einige dieser Männer treffen könnten - lief sie wieder weiter, um nicht den Anschluss an die Gruppe zu verlieren.
Sie waren der einzige Weg, der zu ihrem Ziel führen würde.



Ripper ritt vorne weg, während sich Rowan immer wieder nach den anderen umschaute. Sie schien sich nicht vollkommen sicher zu fühlen, aber das tat eigentlich selten jemand der mit ihm reiste. Er war stets von einem monströsen Stahlpanzer umhüllt, doch sie hatte nur eine leichte Lederrüstung an... ein Schlag mit seiner Axt Ròmker und sie hätten zwei Rowans. Ripper grinste, aber seine Augen waren stets auf seinen Hund gerichtet, fast fanatisch. Plötzlich hörte er ein bekanntes Geräusch… ein Krächzen...
Auf einmal zischte der Rabe, wie ein Pfeil der die Luft zerschnitt, an seinem rechten Ohr vorbei. Sie schienen auf dem richtigen Weg zu sein. Der schwarze Rabe glitt neben dem Mabari in der Luft, während Ripper sie langsam einholte. Das Rauschen des Flusses wurde immer lauter und in der Ferne hörte man bereits das klappern eines alten Wasserrades.


Vernita rannte so schnell sie konnte durch den Wald. Ihr Atem ging schnell, aber regelmäßig. Sie legte keinen Wert auf Lautlosigkeit, sondern nur auf Geschwindigkeit. Der Boden stieg vor ihr zu einem kleinen Hügel an. Ohne langsamer zu werden sprintete sie die Anhöhe hinauf, wich dabei Bäumen aus oder preschte durch das Gestrüpp hindurch. Nur wenige Minuten später hatte sie die Spitze des Hügels erreicht.
Der Wald endete hier und gewährte einen Blick auf eine flache Wiesenlandschaft. ‚Gar nicht so schlecht der Platz‘ dachte die Elfe. ‚Rippers Hund hat wirklich eine gute Nase. Und zumindest sind sie im Wald geblieben.‘ Ihr Blick fiel auf Rowan, Ripper und dessen Hund, die wie sie auf der Spitze des Hügels zum Stillstand gekommen waren.
Vernita sah sich um, bis sie in ihrer Nähe einen Baum entdeckte, der leicht zu erklimmen war. Geschwind klettere sie hinauf und suchte sich in dessen Krone einen guten Aussichtspunkt. Von hier aus konnte sie die ganze Gegend erspähen.
Etwa hundert Meter vor ihnen sah sie einen kleinen Bach, der ihren Weg kreuzte und in dessen klarer Oberfläche sich die Nachmittagssonne spiegelte. An diesem Gewässer stand ein kleine Wassermühle, dessen Mühlenrad sich durch die Strömung langsam bewegte. Neben dieser Mühle befand sich eine kleine Buschgruppe, in der man sich gut verstecken konnte.
Hinter dem Bach lag das Dorf Lothering, vielmehr, was davon noch übrig war.
Die meisten Gebäude waren zerstört, teilweise bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Nur einige morsche Stützpfeiler, die schon vor Jahren ausgebrannt waren, zeugten davon, dass dort mal jemand gelebt hat. Die Kirche selbst schien noch intakt zu sein, sah allerdings ziemlich schäbig aus. War eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis diese Ruine in sich zusammenfallen würde. Von der Mauer, die das Gebäude einmal umgeben hatte, waren hingegen nur noch Reste übrig. Sie bestand fast nur noch aus einem Haufen Schutt und Geröll. Niemanden schien daran gelegen zu sein, die Kirche wieder im alten Glanz erstrahlen zu lassen. Hinter diesem Trümmerfeld lag das eigentlich Dorf.
Die wenigen neuen Häuser waren in einem Rechteck angelegt und gruppierten sich somit um einen großen Platz. Es waren einfache Holz- und Steingebäude, aus deren Kamine vereinzelt Rauch aufstieg. Eines der Häuser fiel aus dem Rahmen, da über dessen Eingangstür ein großes Schild mit einem Bierkrug darauf hing, offenbar die Taverne des Ortes. Direkt gegenüber, also auf der anderen Seite des Platzes stand ein großer Holzbau. Es sah aus wie ein Lagerhaus... oder vielleicht doch eine Unterkunft?
Etwa zwei Dutzend Leute trieben sich auf dem Platz herum, unterhielten sich oder gingen sonstigen Aktivitäten nach. Bei einigen von ihnen sah Vernita auf den ersten Blick, dass es Wachen waren, auch wenn sie versuchten ihre Waffen und Rüstungen unter ihren Roben und Umhängen zu verbergen.
Schnell kletterte die Elfe den Baum wieder herunter. Sie hatte genug gesehen. Als sie unten angekommen war, sammelte sie ihre Gefährten um sich, die inzwischen alle eingetroffen waren. Sie bildeten gemeinsam einen Kreis, wobei die Elfe in die Hocke ging.
„Also gut, hier ist mein Plan“, begann sie ihre Ausführung. „In dem Kaff gibt es eine Kneipe, in der es sicher auch die eine oder andere Nutte geben wird. Die Krähen werden deren Dienste bestimmt schon sehr oft in Anspruch genommen haben und da kommt Ihr ins Spiel.“
Ihr Blick fiel auf Jayden. „Wenn Ihr wirklich so ein Weiberheld sein wie Ihr vorgebt, Jüngling, dann wird es Euch sicher leicht fallen, eine von diesen ‚Damen‘ zum Sprechen zu bringen. Tragt das Amulett, was ich Euch gegeben habe, damit sie Euch als Krähe erkennen. Dann machen sie bestimmt auch das Maul auf.“

Anschließend wandte sich Vernita an Miandra. „Ihr sprecht mit einer der Wachen. Wenn Ihr ebenfalls das Amulett tragt, werden sie denken, Ihr seid eine von ihnen. Sagt den Wachen, dass Ihr mit Raswenjá Givanti sprechen wollt. Erzählt ihr, dass Ihr aus Denerim hergeschickt wurdet, um sie davor zu warnen, dass der neue Arl der Stadt herausgefunden hat, was sie mit den Kindern der Umgebung anstellt und seine Truppen entsendet hat. Es ist egal, ob sie Euch die Geschichte abkauft oder nicht. Es geht nur darum, sie lange genug hinzuhalten, bis ich mich um den Großteil ihrer Männer gekümmert habe, die mit Sicherheit in dem großen Holzgebäude nächtigen werden. Ich werde den Schuppen verrammeln und anschließend niederbrennen.“
Sie sah erneut Jayden an. „Sobald der Brand für Unruhe sorgt, könnt Ihr die Verwirrung nutzen, um den Krähen in der Kneipe den Garaus zu machen. Aber Vorsicht, das sind keine Anfänger.“
Nun wandte sie sich an die anderen drei. „Rowan, Ihr postiert Euch mit Eurem Bogen bei der Buschgruppe in der Nähe der Wassermühle. Von dort aus habt Ihr ein gutes Schussfeld auf den Platz. Ripper, Ihr und Euer Hund begleiten sie am Besten, um ihr im Falle eines Nahkampfes beistehen zu können. Und Ihr, Hennrik, schleicht Euch zur alten Kirche und versteckt Euch dort. Sobald das Spektakel losgeht, seid Ihr in der idealen Position für Eure Zauber.“
Sie schaute noch einmal in die Runde, wobei sie jeden einzelnen mit ihren braunen Augen fixierte. „Und noch etwas, egal was auch passiert, wir benötigen Raswenjá lebend. Sie hat die Informationen, die wir benötigen. Noch Fragen?“


Jayden hörte den Ausführungen von Vernita aufmerksam zu, ein gut durchdachter Plan war ihren Gedanken entsprungen. Alles würde sitzen, doch nur ein Fehler und alles könnte kippen. Doch jetzt galt es erst einmal die Zeit bis zur Dämmerung tot zu schlagen.
„Bevor es losgeht, ich hab Hunger, ich werde mir kurz etwas zu essen holen. Sonst falle ich hier ja noch vom Fleisch. Und für Euch alle will ich hoffen, dass die Damen dort auch was fürs Auge sind, sonst könnte die Lage etwas schwieriger werden.“
Lachend ein schelmisch grinsend ging er ein Stück abseits, zurück zum Bach. Er lief das Ufer ein wenig entlang und hielt nach ein paar Fischen Ausschau. Als er eine kleine Gruppe von Dorschen entdeckt hatte, zückte er sein mittlerweile angestaubtes Schwert. Er stieg hinab in den Graben, welcher das Wasser mit den Jahrhunderten durch das Land gezogen hatte und stellte sich auf ein paar Steine.
Er wartete ein paar Minuten, beobachtete er die Fische, wie sie sich verhielten: Er warf vereinzelt Blätter auf die Wasseroberfläche und merkte sich was die Fische taten. Nach seiner Phase der Abschätzung, warf er erneut ein Blatt auf das Wasser, mit seinem angespannten Schwertarm stieß er sofort an die Stelle ins Nass, wohin die Tiere zuvor ausgewichen waren. Die Spitze des Schwertes grub sich bis in den Grund. Die Klinge zuckte und schwang Jaydens Arm hin und her, ein gutes Zeichen. Kurzerhand zog er das Schwert wieder hinaus und erblickte zwei zappelnde Fische an der Klinge.
‚Zeit zum Mittag’, dachte er sich glücklich. Er rupfte sein Mahl von der Klinge ab und tötete die Fische mit eine gezielten Knaufschlag ins Genick. Kopf ab und zusammen mit den Gedärmen warf er die Reste wieder ins Wasser. Die Schuppen kratzte er kurz noch säuberlich ab und steckte die Fische auf ein paar Stöcke auf. Eifrig begann er damit, Holz zu suchen und sich ein Feuerchen zu machen.


Rowan stieg von ihrem Pferd ab und band es am lockeren Zügel an einem Ast fest. Dann begann sie, Steine zusammen zu suchen. Als der junge Krieger wieder auftauchte und begann, Holz für ein Feuer aufzuschichten, schob ihn Rowan bestimmt zur Seite.
„Vielleicht solltet Ihr mich das machen lassen. Wir sind ziemlich in der Nähe von Lothering und sollten nicht riskieren, entdeckt zu werden.“
Sie legte die gesammelten Steine über die Feuerstelle, so dass ein kleiner Ofen entstand. Als sie nun das Feuer anzündete und den Ofen verschloss, drangen nur kleine Rauchfäden heraus, die sich in geringer Höhe im Wind verloren.
Rowan setzte sich daneben und kramte in ihrem Rucksack. Sie packte Stücke des Rehs und Jaydens Fisch und wickelte diese in Sauerampferblätter, die sie beim Sammeln der Steine gefunden hatte. Nach einer Weile öffnete sie den Ofen und begutachtete das Feuer. Das Holz darin glühte und brannte nur wenig. Rowan legte die Stücke über die Glut auf zwei weitere Steine und schloss dann den Ofen wieder.
Dann legte sie sich zurück, verschränkte die Arme unter dem Kopf und betrachtete den Himmel. Hennrik hatte sich auf einem Stein neben ihr niedergelassen und seine Pfeife bereits entzündet. Kleine Ringe aus Rauch stiegen von ihm auf.


Miandra lauschte aufmerksam den Worten von Vernita. Der Plan war gut durchdacht, doch es durften keine Fehler passieren, und man musste zudem hoffen, dass das Amulett als Anerkennung bei diesen Kerlen reichen würde, doch das würde sich wohl noch früh genug zeigen. Sie würde sich keine allzu großen Gedanken über mögliche Fehler machen, denn sonst würde sie nur nervös wirken.
Sie antwortete nur mit einem Kopfnicken, welches signalisierte, dass sie alles verstanden hatte, und beobachtete dann kurz die anderen, und war von dem kaminartigen Feuer, welches Rowan errichtete begeistert, sagte jedoch nichts dazu, sondern setzte sich einfach wortlos neben sie und packte einige der Fleischstücke, welche sie zuvor im Wald von dem Wolf eingepackt hatte aus, spießte diese auf ein Stück Holz und ließ sie neben der Flamme langsam gar werden.
Dabei starrte sie regungslos ins Feuer und verlor sich kurz in Gedanken, was wohl auch besser war, da sie sich selbst für keinen besonders guten Gesprächspartner hielt.


Nach ein paar Minuten nahm Jayden den Fisch aus dem merkwürdigen Konstrukt der Frau. Ihr Name geisterte ihm gerade durch den Kopf, ‚Rowan‘. Er hob seinen Finger und zeigte in den Himmel. Er murmelte ein paar unverständliche Worte, zu vernehmen war, „Will nach Hause hmfngk.“ Dann ließ er den Arm wieder sinken und schüttelte kräftig den Kopf.
Einen der Stöcke steckte er in den Boden und ließ den Fisch über der austretenden Hitze langsam garen. Mit dem anderen stocherte er an Miandras Kopf herum, welche anscheinend in Gedanken versunken war. Ein paar Hautfetzen lösten sich von dem Fisch und auch die Flossen brachen aus dem Fleisch heraus und verfingen sich in dem Haar der Schönheit.
Als Jayden bewusst wurde, was er tat, stand er auf und trat ein paar Schritte zurück. Er hoffte, dass sie nicht aus ihren Gedanken herauskam. Langsam schlich er etwas in den Wald und versteckte sich hinter ein paar Bäumen, abwartend was geschah.
Er brach einen Ast von einem der Bäume ab und warf diesen Rowan an den Kopf. „Pssst. Hey du komm‘ mal hier herüber.“


Erst als Jayden plötzlich aufgesprungen war und versuchte, sich hinter einigen Bäumen zu verstecken, bemerkte Miandra, dass eine Fischflosse in ihren Haaren hing. Sie runzelte wütend die Stirn, griff nach der Flosse und zupfte diese aus ihren langen Haaren, um sie anschließend einfach ins Feuer zu werfen.
Dann atmete sie kurz tief ein und aus, um nicht auszurasten, konnte sich jedoch ein Argument nicht verkneifen „Ihr denkt wohl, dass Euch ein Baum beschützen kann … doch Ihr würdet wahrscheinlich sogar entdeckt werden, wenn Ihr vom Erbauer selbst unsichtbar gemacht werden würdet…“ Dann warf sie einen kurzen finsteren Blick in seine Richtung, und wandte sich gereizt und kopfschüttelnd wieder ihrem fast garen Fleisch zu.



Ripper lehnte sich nahe des Flusses an einem Baum und betrachtete die anderen. Sie verschwendeten ihre Zeit mit irgendwelchem unnützen Zeug, allerdings konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen, als Jayden mit einem Stock in den Haaren Miandras rumstocherte und sich etwas Fisch darin verfing. Der Ausdruck ‚Fischkopf‘ würde jetzt prima zu ihr passen. Doch es schien so, als wüssten sie nicht, was sie in dieser Nacht erwarten würde, oder ob sie diese überhaupt überleben würden.
Er selbst machte sich Gedanken über den Plan der Elfe. Eine Elfe... bis jetzt war der Plan der Elfen immer... zu flüchten und sich unterdrücken zu lassen.
Nicht das es falsch wäre... er würde auch eher flüchten als getötet zu werden. Es war doch lächerlich, wie andere meinten, irgendwann ehrenhaft in einer Schlacht zu sterben. Was ein Blödsinn, er würde eher aus der Schlacht fliehen und die anderen zurück lassen. Wenn es so sein sollte, dann würden sie eben überleben, aber das lag nicht in seiner Hand. Er würde Vernitas Plan befolgen, doch wenn dieser außer Kontrolle geriet, würde er seinen eigenen haben. Ripper war sein eigenes Überleben wichtiger als das der anderen...


Rowan wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie der Stock an der Schläfe traf. Sie wandte den Kopf nach links und sah, wie der komische Kerl sich grinsend hinter einem Baum versteckte. Auf so etwas hatte sie jetzt wirklich keine Lust. Sie drehte ihr Gesicht wieder gen Himmel und schloss die Augen.
Langsam breitete sich der Geruch von Rehfleisch aus und brachte Rowans Magen zum knurren. Doch eine Weile würde es noch dauern, bis es richtig zart war.
Sie setzte sich wieder auf und schaute sich um. Hennrik und Miandra saßen mit an der Lagerstätte. Vernita stand mit dem Rücken zu ihnen und betrachtete Lothering. Anscheinend ging sie in Gedanken noch einmal ihren Plan durch. Von dem Jüngling war nichts zu sehen und Ripper lehnte an einem Baum etwas abseits von ihnen. Sein Mabari hockte neben Rowan und starrte auf den Ofen.
Rowan lachte. „Keine Angst, wir vergessen dich schon nicht. Du wirst auch deinen Teil davon abbekommen.“
Vorsichtig fing sie an, ihn an einem Ohr zu kraulen.


Vernita trat zu den anderen ans Feuer. Sie war nach ihren Ausführungen zur alten Kirchenruine geschlichen, um die Lage im Dorf noch einmal aus der Nähe zu sondieren, konnte aber keine neuen Erkenntnisse gewinnen. Als sie nun wieder vor den anderen zum Stillstand kam, funkelten ihre Augen den Magier böse an.
„Macht Eure Pfeife aus, Hennrik!“ zischte sie wütend. „Ich konnte Euren Tabak bis zu den Ruinen riechen. Wollt Ihr unbedingt unsere Feinde auf uns aufmerksam machen?!?“
Der Magier war ziemlich angefressen aufgrund von Vernitas ungehobelter Art, sah aber ein, dass sie Recht hatte und erwiderte deshalb auch nichts. Stattdessen klopfte er nur seine Pfeife aus.
Die Elfe nickte nur zufrieden, bevor sie weitaus freundlicher wurde. „War eine gute Idee mit dem Ofen. War die von Euch, Rowan? Schön. Es ist gut, nicht nur von blutigen Anfängern umgeben zu sein.“ Ihr Blick fiel dabei auf Jayden, der gerade dabei war Miandra mit dem Stock zu ärgern. Als dieser dann aufsprang und in den Wald ging, ließ sie ihn keine Sekunde aus den Augen.
„Wir sind hier nicht auf einem Rummelplatz, Kleiner!“ wurde sie wieder wütend, nachdem Jayden den Stock nach Rowan geworfen hatte. „Lasst gefälligst den Scheiß, bevor ich Euch persönlich den Arsch von hier bis nach Denerim aufreiße!“
Sie schüttelte leicht den Kopf, bevor sie sich an die blonde Frau wandte, die gerade den Mabari am Kopf kraulte. „Habt Ihr kurz Zeit, Rowan? Ich hätte gern mit Euch gesprochen. Unter vier Augen.“
Vernita ging in den Wald und Rowan folgte ihr schulterzuckend. Als die beiden allein waren, meinte die Elfe: „Habt Ihr Euch die Sache mit dem Kurzschwert überlegt, dass ich noch für Euch bei mir trage? Ich weiß nicht, ob man Ripper wirklich vertrauen kann und ich würde es ungern sehen, wenn Euch etwas zustoßen würde. Ich kann Euch auch beibringen, wie man mit so einer Waffe umgeht, wenn Ihr das wünscht.“
Ein Lächeln huschte über Vernitas Gesicht, als sie den leicht ungläubigen und äußerst skeptisch wirkenden Blick ihres Gegenübers erblickte. „Ihr fragt Euch wahrscheinlich, warum ich mir solche Sorgen um Euch mache, nicht wahr? Nun, zum einen habe ich Euch ja schon gesagt, dass Ihr mich an mich selbst erinnert. Zum anderen seid Ihr die einzige Person in unserer Gruppe, der ich so etwas wie Vertrauen entgegenbringe. Warum das so ist, weiß ich eigentlich nicht. Nennt es einfach Intuition.“
Vernita lief langsam auf und ab während sie weitersprach. „Bei dem Rest unserer Gruppe sieht das ganz anders aus. Jayden ist ein Idiot und Miandra verfolgt nur ihre eigenen Ziele. Ripper hingegen ist undurchschaubar und ebenso unberechenbar. Und Hennrik...“ Sie hielt kurz inne. „Ihm traue ich am Allerwenigsten. Und Ihr solltet Euch auch vor ihm in Acht nehmen. Er hat irgendein besonderes Interesse an diesen Seelensplittern, und das gefällt mir absolut nicht. Ich weiß zwar nicht, wozu diese Dinger gut sind, aber sie sind bestimmt das Werk eines bösen Magiers. Und Hennriks Interesse daran könnte dazu führen, dass er sich eines Tages gegen uns wenden wird, falls wir gezwungen sein sollten, diese Splitter zu zerstören. Seid auf der Hut vor diesem Magier.“


Misstrauisch hörte Rowan Vernita zu.
„Ich traue niemandem, das solltet Ihr wissen. Und Ihr könnt gerne versuchen, mir den Umgang mit dem Kurzschwert beizubringen, allerdings weiß ich nicht, ob das bis heute Abend noch irgendwas bringen sollte. Ich kämpfe lieber mit einer schlechteren Waffe, mit der ich umzugehen weiß, als mit einer besseren, die noch neu für mich ist.“
Sie lehnte sich an einen Baum.
„Und mir solltet Ihr auch nicht trauen. Ich könnte es mir immer noch kurzfristig anders überlegen und Euch im Stich lassen. War das alles, was Ihr von mir wolltet, oder habt Ihr noch etwas auf dem Herzen?“
Zynisch lächelte sie der Elfe entgegen.


„Nun“, antwortete Vernita lang gezogen. „Wenn Ihr vorhabt, uns zu verlassen, dann solltet Ihr das wohl besser sofort tun. Denn nach unserem Angriff auf die Krähen in Lothering werden deren Freunde auf Euch genauso Jagd machen wie auf den Rest von uns. Und alleine hättet Ihr sicher nicht den Hauch einer Chance.“
Die Elfe blieb stehen und sah Rowan direkt in die Augen. „Allerdings glaube ich nicht, dass Ihr uns verlassen werdet. Ich habe das Gefühl, dass irgendetwas auf Eurer Seele lastet, und Ihr Euch deshalb dazu entschlossen habt, uns anzuschließen. Denn einen wirklichen Grund, warum Ihr das tut, was Ihr tut, habe ich noch nicht erkennen können. Vielleicht werdet Ihr mir eines Tages verraten, was Euch zu dieser Tat bewegt.“
Wieder huschte ein Lächeln über Vernitas Gesicht. „Lasst uns nun zu den anderen zurückkehren. Das Essen dürfte inzwischen soweit sein. Und sollten wir den Angriff heute Nacht überleben und Ihr Euch dazu entschließen, uns weiterhin zu begleiten, werde ich Euch ab morgen beibringen mit einem Kurzschwert zu kämpfen. Ihr werdet sehen, dass sie fast genauso zu führen sind wie Eure Dolche, Ihr benötigt lediglich mehr Kraft dazu.“


Rowans Gesicht verdunkelte sich, doch die Elfe hatte ihr schon den Rücken zugewandt. Sie wusste selbst nicht genau, warum sie sich diesem Unternehmen angeschlossen hatte. Suchte sie Vergebung? Mit niemandem hatte sie bisher über ihre Vergangenheit gesprochen, und das würde auch so bleiben. Die Erinnerungen hatte sie tief in ihrer Seele vergraben und würde sich hüten, sie wieder hervorzuholen.
Sie ging hinter Vernita wieder zurück zum Lager und machte sich daran, den Ofen auszuräumen. Vorsichtig, um sich nicht zu verbrennen, teilte sie das Reh auf und reichte Stücke davon an Hennrik und Vernita. Auch der Mabari bekam seinen Teil ab, den er augenblicklich verschlang und Rowan dann mit treuen Augen von unten anblickte.
„Vielleicht solltest du dir dein Essen besser einteilen“, lachte sie. „Aber mal schauen, es bleibt bestimmt noch etwas für dich übrig.“
Sie reichte Ripper seinen Teil.
„Das Blatt könnt Ihr mitessen. Es ist Sauerampfer.“
Rowan lehnte sich an einen Stein zurück und begann, kleine Stücke Fleisch von den Knochen abzuzupfen und sich in den Mund zu stecken. Genussvoll kaute sie das Fleisch und dachte mit Bedauern daran, dass sie für dessen Haltbarkeit ihr letztes Salz verwendet hatte. Sollte sie nicht bald wieder etwas bei einem Händler finden, würden die nächsten Essen eher fad ausfallen.


Misstrauisch blickte Miandra hin und wieder in die Richtung, in welche Rowan und Vernita verschwunden waren, um unter vier Augen zu sprechen. Den Hund, welcher sie die ganze Zeit beäugte und zu betteln versuchte, ignorierte sie einfach. Sie würde keinem Tier etwas von ihrer Nahrung abgeben. Tiere waren in ihren Augen keine Begleiter. Sie dienten nur ihrem Zweck. Ein Leben, um andere am Leben zu erhalten. Tiere hatten in ihren Augen keine Seele, denn sie hatten auch keinen Glauben.
Als das Fleisch gar war, schloss sie die Augen und sprach einige dankende Worte, welche sie jedoch nur leise vor sich hin flüsterte, gerichtet an den Erbauer, an den sie doch eigentlich seit langem nicht mehr glaubte. Sie schenkte nur Rowan und Vernita einen kurzen nichtssagenden Blick, als diese wieder aus dem Wald zu ihnen kamen und war froh, dass sich der Hund nun wieder zu Rowan gesellte.
Das Fleisch hatte einen eigenartigen Geschmack. Der Wolf war wohl schon ein älteres Tier gewesen, doch sie würde es nicht verkommen lassen, denn durch das Salz war es durchaus genießbar, und es würde ihr Kraft spenden.
Nachdem sie alles gegessen hatte, blickte sie kurz in den Himmel. Scheinbar müssten sie sich die Zeit noch etwas vertreiben, bis sie nach Lothering konnten. Daher begann sie kurz in ihrer Tasche zu wühlen und zog ein weißes Tuch hervor, mit welchem sie begann ihre Dolche zu polieren.


Jayden lehnte sich an den Baum, hinter dem er sich versteckt hielt. Leise holte er eine kleine Feldflasche unter seiner Rüstung hervor. Er schraubte den Verschluss ab und zog erst einmal einen großen Schluck. Eine befriedigendes „Ahhhhh“ entfloh seinem Mund. Kurz darauf ein kleiner Trinkspruch. Kurzer Hand stand er auf und begab sich zu den anderen. Misstrauisch setzte er sich in die Runde. Ließ seinen Blick über alle wandern. Gegenüber von Miandra hatte er sich niedergelassen und behielt sie stets im Auge.
Er hielt seine Hände etwas über dem kleinen Ofen und erfreute sich an der angenehmen Wärme.
„Dafür ist Euer Konstrukt wirklich gut zu gebrauchen“, sagte er zu der Frau.
Vernita starrte ihn wieder schief an, sie war ihm nicht ganz geheuer und ansprechend schon mal gar nicht. Ihre energische Art ging Jayden gewaltig auf die Nerven. Er ließ seine Gedanken von ihr ab, sonst würde er sich an deren Verbitterung noch anstecken.
Er beobachtete den Bärtigen alten, welcher immer nur mit seiner Pfeife herumspielte. Und dann die Frau, welche den Hund kraulte. Innerlich schrie es in ihm nach etwas Aufregung, nach Stimmung, oder seinetwegen nach einem Faustkampf. Irgendetwas, was Spaß machte.
„Kommt schon, was seid Ihr denn für Spaßbremsen? Wie wär’s wenn hier jeder mal mit ein paar alten Anecktoden auspackt. Ich würde euch gern näher kennen lernen und mich nicht nur mit euch anschweigen.“
Ein zaghaftes Lächeln glitt über sein Gesicht. Ob er die anderen damit nur vergrault?
„Ich weiß noch, vor ein paar Monaten, gar nicht so weit entfernt, am Nordufer des Calenhad-Sees. Dort traf ich auf eine Gruppe Zirkusleute, was für Idioten, steckten sich Schwerter in den Mund, setzten sich auf Nägel und schwingen sich an Seilen herum. Und an besonderen Abenden ließen sie sich von einem Löwen oder einem Tiger töten. Und das alles nur um Almosen von den Leuten abzustauben. Besonders irrwitzig war ihre Reise, laut ihnen kamen sie aus einem Land weit weit hinter der wachenden Meer.“
Jayden begann zu lachen, als er sich das Bild eines der Männer in Gedanken rief. Ein riesiger Teller war in seine Lippe eingelassen, überall hatte er Nadeln durch seine Haut gestochen und sein Körper war über und über mit bunten Zeichnungen versehen. Wie ein Rüschpüppchen mit einem Qunari gepaart.
„Was haltet Ihr denn von so etwas? Sollen sich die Kerle doch eine produktive Arbeit suchen. Und wenn sie mir nur die Schuhe putzen, wäre das noch besser als dieses Rumgehhopse.“
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Kapitel VI - Auf dem Weg nach Lothering
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